Wenn Joël Dicker ein neues Buch veröffentlich, freue ich mich immer sehr.
‚Ein ungezähmtes Tier‘ tanzt etwas aus der Reihe der bisherigen Romane, da wir nicht – wie zumeist - die Aufklärung eines Kriminalfalls mit zahlreichen Charakteren und möglichen Tätern verfolgen.
Wir begleiten zwei Paare bei ihren Alltags- und Beziehungssorgen und die Planung und Durchführung eines Raubüberfalls. Diese beiden Handlungsstränge nähern sich mit der Zeit stetig einander an und treffen im ‚Finale‘ aufeinander. Mir persönlich gefielen die damit verbundenen Zeitsprünge und mitunter nebensächlich erscheinenden Einschübe.
Die Erzählart und Wortwahl des Autors haben mir wie auch sonst sehr gut gefallen. Auch haben mich die vereinzelten erotisch angehauchten Szenen positiv überrascht. Der Plot insgesamt hat mich jedoch weniger begeistert als jener in anderen Büchern von Dicker.
Letztlich wurde ich wieder für einige Stunden gut unterhalten – andere Werke des Autors bleiben aber meine Favoriten.
Wer ein Buch für fröhliche Frühlingsstimmung sucht – sollte dieses Buch beiseitelegen. Auch gibt es keinen Spannungsbogen trotz des bereits im Klappentext erwähnten Todesfalls, auf den im Roman hingearbeitet wird. Hier geht es vielmehr ans ‚moralische Eingemachte‘.
Wir begleiten die Protagonistinnen Paulina – eine slowakische 24h-Pflegekraft – und ihre Arbeitgeberin Klara – Karrierefrau, Mutter und Tochter zugleich – bei ihrem alltäglichen Jonglieren mit Verantwortung und Selbstverwirklichung.
Mich hat dieses Buch sehr nachdenklich gemacht, und es tut es noch. Es führt mir wieder einmal vor Augen, wie privilegiert ich und andere Menschen in Deutschland/Österreich sind. Eine geschiedene Mutter von zwei Kindern fühlt sich verpflichtet, ihr halbes Leben in einem fremden Land zu verbringen um dort die Arbeit zu übernehmen – sich um eine demenzkranke alte Frau zu kümmern – die die Tochter selbst nicht machen möchte beziehungsweise kann, weil sie all ihre Zeit und Energie benötigt, um die Karriereleiter hinaufzuschreiten. Dann wiederum fragt man sich unweigerlich, ob Paulina überhaupt in einem besseren Licht zu sehen ist, wo sie doch – des Geldes wegen – ihre Kinder nur in der Hälfte der Zeit beim Großwerden beobachten und unterstützen kann und die erzieherische Verantwortung ebenso abgibt. Sind wir überdies verpflichtet, uns persönlich um unsere alternden Eltern zu kümmern oder ist es in Ordnung, uns nicht ‚aufzuopfern‘ und professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen?
Alle scheinen sich zunächst gut mit dem neuen Zusammenspiel und Zusammenleben zu arrangieren, doch es wird rasch offenbar, dass niemand in dieser Geschichte wirklich glücklich ist.
Die Autorin hat einen tollen Roman geschaffen, der, ohne direkt zu werten, doch unweigerlich dazu führt, dass sich der Leser mit seinen eigenen Lebens- und Moralvorstellungen auseinandersetzen muss.
Daniel Glattauer zählt zu meinen Lieblingsautoren – entsprechend groß war auch die Vorfreude auf dieses Buch. Die Gestaltung des Covers hat mir gut gefallen und der Klappentext meine Neugierde geweckt. Für mich braucht ein gutes Buch keine actionreiche Handlung und überraschende Wendungen. Ich mag es, wenn der Fokus auf die Charaktere und ihre Entwicklung gelegt wird. Leider habe ich dies im vorliegenden Roman vermisst. Dass die Handlung begrenzt ist, liegt bei einem solchen ‚Kammerspiel‘ im Zug nahe. Doch die Protagonisten haben mich nicht ausreichend begeistern können. Sicherlich sind die beiden grundsätzlich interessante Persönlichkeiten und ich wäre nicht abgeneigt gewesen, noch mehr von ihnen zu erfahren. Doch bleiben die Dialoge inhaltlich für mich zu vage. Dass Daniel Glattauer tolle (Mail-)Dialoge schreiben kann, hat er unter anderem in ‚Gut gegen Nordwind‘ bewiesen – ein Buch, das einen gänzlich anderen Charme versprüht. Insgesamt hat mich dieser Roman leider nicht vollends einfangen können.
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