Olivia Dumont hat sich als Schriftstellerin mit einem frauenfeindlichen, aber sehr erfolgreichen Kollegen angelegt und ist dadurch bei den Verlagen in Ungnade gefallen, sie bekommt praktische keine Aufträge mehr. Der Kollege hat sie auch noch erfolgreich wegen Rufschädigung verklagt, sodass sie eine Unsumme an Schadenersatz zahlen muss. Unerwartet bekommt sie jedoch einen Auftrag als Ghostwriterin, bei dem der Auftraggeber gezielt sie verlangt hatte. Es handelt sich um den berühmten Bestseller-Autor Vincent Taylor, ihren Vater! Olivia hatte sich in jungen Jahren von ihm losgesagt, durch Heirat ihren Namen geändert und geheim gehalten. Vor 50 Jahren wurden zwei Geschwister ihres Vaters im Teenageralter im eigenen Haus brutal ermordet, ein Verdacht fiel auf ihren Vater, ihre Mutter hat ihn daraufhin verlassen. Es konnte ihm nichts nachgewiesen werden und er schweigt seither über diesen Skandal. Jetzt soll Olivia die Lebensgeschichte von Vincent nach seiner Vorlage in Form bringen. Es wird eine Reise in die Vergangenheit ihrer Familie, Olivia muss lange zurückliegende Vorkommnisse rekonstruieren, da ihr Vater wegen einer unheilbaren Krankheit immer unzuverlässiger berichten kann, aber sie hat Filme ihrer ermordeten Tante Poppy gefunden, die ihr dabei behilflich sind.
Julie Clark hat ein großartiges Familiendrama in zwei Zeitebenen geschrieben, zum einen die 70er Jahre (Jugendzeit des Vaters) und zum anderen das Jahr 2024. Ein Krimi, in dem Olivia viel über ihre Familie erfahren muss. Vor allem das Ende war stimmig und rundete die Story perfekt ab.
Calder, der vor über 20 Jahren die kleine schottische Insel verlassen hat, zieht nach dem Tod seiner Mutter mit seiner Freundin Nancy von London zurück ins Elternhaus. Sie wagen einen kompletten Neuanfang vom geschäftigen London auf die kaum bewohnte Insel. Calder kennt jeder, aber Nancy ist eine Zugereiste, keine heimische, und hat es daher sehr schwer, Kontakte aufzubauen. Eine morgens erwacht Nancy und das Bett von Calder ist leer. Auf der Suche nach ihm sieht sie auf dem Meer Calders umgestürztes Boot, daneben treibt ein regungsloser Körper im eiskalten Wasser. Mit Hilfe des Pfarrers gelingt es Nancy, Calder zu bergen und er kann im Krankenhaus wiederbelebt werden. Doch nach der Rückkehr ist er ein anderer, er will von Nancy nichts mehr wissen, verhält sich zunehmend aggressiv gegen sie, er verheimlicht etwas!
Der lebendige Schreibstil von Liz Webb mit den bildhaften Beschreibungen konnte mich überzeugen. Ein Thriller, ausschließlich aus der Sicht von Nancy geschrieben. Viele Wendungen, bis zum Ende weiß man nicht, wem Nancy überhaupt noch trauen kann. Und gerade das machte es total spannend.
Julia will heiraten. Ihre beste Freundin Nicki, die sich allerdings in den letzten Jahren etwas zurückgezogen hat, hat einen Junggesellinnenabschied geplant, an dem nur sie und Julia teilnehmen. Und zwar den abgelegenen Kungsleden-Wanderweg, den Julia schon vor Jahren mit Nicki machen wollte. Nicki hat auch schon die Flugtickets nach Schweden gebucht, der Flug geht schon am nächsten Tag, sodass keine Einwände mehr möglich waren. Sie hat alle Unterlagen, Karten, Zelt und alles, was man zum Wandern braucht, bereits eingepackt und Julia muss nur mehr ihre persönlichen Dinge in ihren Rucksack packen. Am Ausgangspunkt angekommen, wird von Unwettern gewarnt, die die beiden Freundinnen allerdings ignorierten, sie hätten schon viel schlechteres Wetter bei anderen Wanderungen gehabt.
Sie marschieren in den Morgenstunden los, abseits der ausgeschilderten Route, weil sie allein wandern wollten, sie wollten Altes aufarbeiten. Doch das Unwetter wurde schlimmer als erwartet, sie suchten im Birkenwald Schutz. Am nächsten Morgen war Nicki verschwunden und Julia muss ohne Karten orientierungslos zurückfinden!
Der bildhafte Schreibstil und die kurzen, spannenden Kapitel lassen einem das Buch von Rebecca Russ nicht mehr aus der Hand legen. Nur wenige Personen
London, im Jahr 1901 im historischen Temple-Bezirk. Der Kronanwalt Sir Gabriel Ward findet vor seiner Haustür die Leiche des Lordoberrichters Lord Dunning. Und das ohne Socken und Schuhe. In diesem Bezirk hat traditionsgemäß die Polizei keine Befugnisse, sodass der schrullige Gabriel Ward mit der Aufklärung betraut wird. Wie gewohnt beginnt Gabriel mit den Ermittlungen und muss bald feststellen, dass es in diesem Bezirk wesentlich mehr Geheimnisse gibt.
Zeitgleich ist er allerdings auch vom Buchhändler Wood beauftragt, ihn im Streitfall gegen eine Autorin zu vertreten, da Wood angelblich ein Buch ohne ihre Zustimmung veröffentlicht hat, das in den letzten Jahren enormen Umsatz brachte.
Sally Smith, die selbst als Kronanwältin im Temple-Bezirk lebt und arbeitet, liefert mit diesem Debutroman einen soliden Auftakt einer neuen Krimireihe. Die Charaktere sind allesamt gut ausgearbeitet und können überzeugen, Dialoge und überraschende Wendungen runden diesen cosy-crime ab.
Dana Karesch verschwindet spurlos, sie ist die Mutter der kleinen Milla, die im Haus einen Stock unter dem ruppigen BKA-Ermittler Art Mayr bei ihrer dementen Großmutter lebt. Bereits vor 15 Jahren war Danas kleiner Halbbruder verschwunden, niemand suchte nach ihm, er scheint in keiner Akte auf. Art hat Milla ins Herz geschlossen und ermittelt mit seiner Partnerin Nele Tschaikowski, die derzeit auf Elternzeit ist, auf eigene Faust weiter.
Er bittet einen mächtigen Freund um Hilfe und bekommt anschließend anonym einen Tipp zu einem verlassenen Trailerpark. Dort wird ein Richter, der gegen die rechte Szene ermittelt, ermordet aufgefunden. Dana und der ermordete Richter kannten sich seit Jugendjahren und genau aus dieser Siedlung ist auch Danas Halbbruder verschwunden.
Mit seiner bildhaften Beschreibung schafft es Marc Raabe immer wieder, die Spannung hochzuhalten, von Anfang an tempo- und wendungsreich. Man kann das Buch kaum mehr aus den Händen legen, bis zum spektakulären Finale.
Carl, der in seinem früheren Leben einmal Leiter des Jugendheimes Kurve in Herne war, hat sich selbständig gemacht und führt nunmehr ein etwas eigenwilliges Unternehmen für kriminelle Dienstleistungen. Mit seinem kleinen Team löst er alle möglichen Probleme, bis hin zum Mord. Er bekommt beinahe gleichzeitig zwei Aufträge. Ein amerikanischer Millionär sucht den Mörder seiner Tochter und ein sterbenskranker Mafioso braucht einen geeigneten Nachfolger. Für beide Fälle hat Carl die richtigen Personen für die Lösung parat: Ridley, Mathematikgenie, und Betty, Tabledancerin, beide ehemals in der Kurve Stammgast. Er selbst lebt an der Cote Azur und steuert von dort aus telefonisch seine Mitarbeiter.
Dirk Schmidt hat mit diesem Buch sicher keinen Thriller geschrieben, sondern einen Krimi mit vielen Zeit- und Gedankensprüngen, die große Aufmerksamkeit benötigen. Obwohl kaum eine Gewalthandlung direkt beschrieben wird, ist Skrupellosigkeit und Gewalt ein Dauerthema. Die einzelnen Handlungsstränge waren etwas verwirrend, das Buch konnte mich nicht vollständig überzeugen.
Die deutsche Architektin Tilda bricht nach einem Unglücksfall alle Brücken zu ihrer Heimat ab und kauft sich auf Sardinien um einen Euro ein Haus in der Geisterstadt Botigalli, in der niemand mehr lebt, nachdem es bei einer Hochzeit zu einer Tragödie kam, bei der vor 40 Jahren alle teilnehmenden Gäste ums Leben kamen. Die Regierung will den Ort nunmehr wiederbeleben und hat diese 1-Euro-Aktion ins Leben gerufen – allerdings muss man das entsprechende Gebäude sanieren. Das Haus ist das letzte einer Sackgasse, nur mehr die Kirche ist wenige Meter höher gelegen.
Es stellt sich bald heraus, dass Tilda doch nicht die einzige Bewohnerin Botigallis ist, die Glocke in der Kirche läutet immer wieder. Der bettlägerige Silvio mit seiner Betreuerin Franca haben den Ort nicht verlassen, sie werden auch immer wieder vom Journalisten Enzo besucht, der die Wahrheit über den Vorfall von 1982 herausbringen will. Als Tildas Bruder Nino unerwartet auftaucht und bei ihr bleibt, gerät die Situation außer Kontrolle. Nino verschwindet plötzlich
Vera Buck hat diesen Thriller aus der Sicht von Tilda, Franca und Enzo geschrieben, Rückblicke in das Jahr 1982 mit den damals geltenden Rechtsbestimmungen machen das Buch besonders interessant und stimmen einen nachdenklich. Wichtig ist auch, das Nachwort zu lesen, da Teile des Buches auf wahre Begebenheiten beruhen.
Joanne führt mit Richard eine glückliche Ehe. Als Evie geboren wird, will Richards Tochter aus erster Ehe, Chloe, sie besuchen. Aus dem Besuch soll allerdings eine dauerhafte Unterkunft werden. Und Joanne stellt sich vor, so eine richtige Patchworkfamilie zu werden. Unter vier Augen macht Chloe deutlich, dass sie Joanne nicht leiden kann, aber wenn Richard dabei ist, mimt sie die brave Tochter, die Joanne nichts recht machen kann. Chloe intrigiert ständig, sodass Joanne bei Richard ins schlechte Licht gestellt wird. Dadurch kommt es zu Streitigkeiten beim Ehepaar. Joanne bemerkt, wie wenig sie eigentlich von Richard weiß, der sie bisher mit allem, was sie sich wünschte, überschüttet hat. Doch bald gerät alles außer Kontrolle. Joanne weiß nicht mehr, was wahr ist und wem sie eigentlich vertrauen kann.
Thriller kann man diesen Krimi eigentlich nicht bezeichnen, eher als einen Spannungsroman. Aber durch den angenehm zu lesenden Schreibstil in der Ich-Perspektive, stellenweise wie ein Tagebuch, kam man rasch voran. Etliche Wendungen, bei denen man glaubte, den wahren Täter bereits zu kennen, machten vor allem das Ende spannend.
Die fünfzehnjährige Haley wird gemeinsam mit ihrem jüngeren Bruder Ben vom geschiedenen Vater während der Papa-Wochenendes entführt. Ihr Vater, ein ehemaliger Journalist und anscheinend ein Verschwörungstheoretiker, bringt die Kinder in eine völlig isolierte Farm in den schottischen Bergen, um die Kinder vor einer noch ärgeren als die vergangene COVID- Pandemie zu schützen. Gemeinsam mit seiner neuen Partnerin, deren Sohn und zwei weiteren Personen hat er eine nahezu uneinnehmbare Unterkunft erbaut und versucht, autark zu leben, da er der Meinung ist, ein noch gefährlicher Virus ist in einem Labor außer Kontrolle geraten. In dieser Prepper-Unterkunft sind sie total von der Umwelt abgeschnitten, kein Telefon, kein Fernsehen oder Radio, Strom produzieren sie mit dem Windrad, mehrere Zaunanlagen schützen die kleine Siedlung. Doch was ist wirklich passiert? Gibt es diesen Virus?
Das Buch ist ein Tagebuch von Haley, teilweise verwirrend durcheinander geschrieben, was vielleicht einem Teenager entspricht. Ihre Gefühle gehen mit ihr durch, von aggressiv, sarkastisch, weinerlich bis mitleidhaschend. Die Idee zu diesem Thriller hätte Potenzial gehabt, aber mehr als ein Jugendkrimi wurde nicht daraus.
Carla Seidel hat sich aus privaten und auch dienstlichen Gründen ins Wendland versetzen lassen. Jetzt wird sie mit der Ermittlung zu einem Mord im Dragahner Forst betraut. Während einer Gesellschaftsjagd von Heiko von Boenning wurde ein Teilnehmer vermisst, später wurde dieser in einem Waldstück brutal erstochen aufgefunden. Obwohl bereits der erste Stich tödlich war, wurde noch sechsmal auf ihn eingestochen.
Carlas Tochter Lana schwärmt von Fabian von Boenning und hat die entsprechende Nacht mit ihm auf einem Hochsitz in der Nähe des Tatortes verbracht. Damit wird wieder einmal dienstliches mit privatem verbunden. Als ein weiterer Mord geschieht, ist für Carla klar, dass sie sich bei den Ermittlungen beeilen muss, denn es könnte jederzeit ein weiteres Opfer geben.
Gefühlt drehte es sich eher um eine kaputte Mutter/Tochter-Beziehung als um einen Krimi. Wie gewohnt hat Sia Piontek jedoch gut verständlich, fesselnd und flüssig geschrieben. Sie konnte einen Spannungsbogen aufbauen und bis zum Ende halten. Auch die kleinen Wendungen überzeugten. Bis zum Schluss konnte man nicht erahnen, um wen es sich beim Täter handeln könnte.
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