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raschke64

Bewertungen

Insgesamt 68 Bewertungen
Bewertung vom 28.07.2025
Wilson, Alexandra

Die feindliche Zeugin


gut

In einem Park in London wird ein Mann von drei schwarzen Jugendlichen bedrängt und am Ende erstochen. Emmett wird des Mordes angeklagt, weil er als einziger bei dem Verletzten geblieben ist und auch das Messer in der Hand hatte. Doch er beteuert, dass er nicht der Täter ist. Zur Verteidigung wird ihm die Anwältin Rosa zugewiesen, die allerdings noch sehr jung und nicht viel Erfahrung in solchen Fällen hat.

Mich hat das Buch etwas enttäuscht. Zuallererst ist es kein Thriller, dafür fehlt ihm durchgehend die Spannung. So ziemlich alle Wendungen sind relativ vorhersehbar und man erfährt zwar einiges über das Rechtssystem in England, aber es ist nicht wirklich erkennbar, dass bei den Ermittlungen der Vorwurf des Rassismus zutrifft. Dazu wurde viel zu wenig ausgeführt. Auch das Privatleben von Rosa ging mir teilweise zu weit bzw. macht sie mir als Person nicht unbedingt sympathischer. Das Ende wird dann auf ganz wenigen Seiten relativ schnell und irgendwie auch lapidar abgehandelt. Die dem Buch den Titel gebende feindliche Zeugin kommt ebenfalls erst ziemlich zum Ende zum Einsatz. Das alles zusammen genommen ergibt für mich nur, dass das Buch in meinen Augen allenfalls Durchschnitt ist. Da wurde viel verschenkt.

Ich kann keine Leseempfehlung aussprechen, würde aber auch niemanden vom Lesen abhalten. Er sollte nur keinen Thriller erwarten

Bewertung vom 28.07.2025
Szántó, Henrik

Treppe aus Papier (eBook, ePUB)


gut

Ein altes Haus erzählt Geschichten, die es mit seinen Bewohnern erlebt hat - speziell in der Gegenwart, aber auch in der Zeit der Nazis.

Das Buch lässt mich etwas traurig zurück. Traurig darüber, dass ich mit dem Inhalt nicht so richtig warm geworden bin. Die Vermischung der verschiedenen Zeiten hat mir nicht gefallen. Ich fand das Buch immer sehr stark, wenn eine Geschichte - egal ob in Gegenwart oder Vergangenheit - über mehrere Kapitel stringent erzählt wurde. Mit diesem ständigen Wechsel der verschiedenen Personen, die teilweise nicht direkt etwas miteinander zu tun hatten, bin ich nicht glücklich geworden. Das hat meinen Lesefluss unheimlich gestört und deshalb kann ich nicht direkt eine Leseempfehlung aussprechen, würde aber auch niemanden vom Lesen abhalten wollen. Der Stil ist eben einfach sehr speziell.

Bewertung vom 02.07.2025
Deya, Claire

Eine Welt nur für uns


gut

Frankreich zu Beginn 1945. An der Cote d'Azur werden die Strände von Minen beräumt. Dies erledigen deutsche Kriegsgefangene und französische Freiwillige. Zu ihnen gehört Vincent, der aus deutscher Kriegsgefangenschaft zurückgekehrt ist. Er will Ariane finden, seine Geliebte, die seit zwei Jahren verschwunden ist. Doch Vincent ist nicht der, der er zu sein scheint…

Das Buch ist für mich ziemlich widersprüchlich. Sowohl inhaltlich wie vom Stil her. Es gibt Abschnitte, die habe ich regelrecht überflogen, weil sie mich sehr stark berührt haben. Dann wiederum gibt es ganze Kapitel, die mich tödlich gelangweilt haben, weil sie so absolut zäh waren. Gleiches gilt dem Inhalt. Es gibt Szenen, die völlig verständlich und nachfolgbar sind. Und dann gibt es z. B. eben Vincent, der alles daran setzt, um Ariane zu finden. Und als er sie findet, ist quasi in wenigen Minuten alles vorbei. Das erscheint mir nicht glaubwürdig. Deshalb fällt es mir schwer, das Buch jemanden zu empfehlen, ich würde aber auch niemanden vom Lesen abhalten wollen

Bewertung vom 02.07.2025
Koppelstätter, Lenz

Was am Ufer lauert / Ermittlungen am Gardasee Bd.2


gut

Gianna findet im Wasser eine Frauenleiche und überlegt, ob sie daraus eine Geschichte macht oder ob sie die Polizei ruft. Doch diese erste Leiche ist nur der Anfang und weitere folgen inklusive Entführungen und Geheimdienste…

Das Buch ist der zweite Teil der Reihe und für meinen Geschmack war es viel zu wenig Krimi. Auch wenn die Beschreibungen der Orte um den Gardasee mich überzeugt haben, zumal ich erst im letzten Jahr dort war und vieles sofort wieder vor Augen hatte, war der Fall an sich für mich viel zu wenig im Buch vorhanden und die verschiedenen Interessen konnten mich auch nicht so wirklich überzeugen. Über weite Strecken fehlte für mich komplett die Spannung. Auch wenn bei einem Regionalkrimi Abstriche gemacht werden, es war mir generell einfach zu wenig Krimi

Bewertung vom 02.07.2025
Winkelmann, Andreas

Ihr werdet sie nicht finden


ausgezeichnet

Franca ist Privatdetektiven und bekommt von einer alten Dame den Auftrag, nach ihrer Enkelin zu suchen und zu sehen, ob es ihr gut geht. Bei der Suche kommt sie mit einem alten Fall in Verbindung, bei dem ein junges Mädchen vermisst und nie wieder gefunden wurde. Der Vater, damals Polizist, hat den vermeintlichen Täter getötet und dafür sieben Jahre im Gefängnis gesessen. Trotzdem hat er die Suche nicht wirklich aufgegeben. Notgedrungen tun sich die beiden zusammen und versuchen, den alten Fall irgendwie zu lösen

Das Buch ist wie fast immer von dem Autor sehr gelungen. Die Ermittlungen sind nachvollziehbar und die Personen haben ihre Ecken und Kanten. Besonders Jonas, der Ex-Polizist, ist ein schwieriger Mensch, der sich oft nicht im Griff hat. Aber man kann nachvollziehen, warum das ist. Die Suche bringt immer neue Verdächtige und neue Tatsachen ans Licht und so weiß man bis zum Schluss nicht wirklich, was ist passiert und wer war der Mörder. Das hat mir gut gefallen und deshalb gibt es auch eine Leseempfehlung

Bewertung vom 02.07.2025
Webb, Liz

Die Bucht


ausgezeichnet

Nancy und Calder verlassen London und ziehen auf die kleine schottische Insel auf der Calder aufgewachsen ist. Nancy lebt sich nur sehr schwer ein und eines Tages findet sie Calder tot im Wasser. Völlig ungekühlt. Doch genau das ist seine Rettung und die Ärzte holen ihn ins Leben zurück. Danach ist allerdings nichts mehr, wie es war. Calder ist total verändert und Nancy kommt damit nicht zurecht.

Das Buch hat eine sehr eigene Dynamik. Während man anfangs glaubt, ein glückliches Paar zu begleiten, ändert sich das mehr und mehr. Jeder hat Geheimnisse und Schuldgefühle und Fehler begangen und kommt damit nicht zurecht. Als ein weiterer Toter gefunden wird, nehmen die Verdächtigungen überhand. Und genau das macht das Buch so interessant. Als Leser folgt man dem Geschehen und weiß nicht, was ist Wahrheit, was ist Lüge, was ist Fiktion. Quasi in jedem Kapitel ändert sich das. Und bis zum Schluss steht man ziemlich im Dunkeln. Von mir gibt es eine Leseempfehlung

Bewertung vom 02.07.2025
Simon, Teresa

Zypressensommer


ausgezeichnet

Julia lebt in Hamburg. Ihr Großvater ist Italiener und nach seinem Tod bekommt sie eine Art Zettel mit verschiedenen Aufgaben, die sie in die Toskana führen. Denn von dort stammt ihr Großvater und sie weiß so gut wie nichts über die Familie. Bei ihrer Suche nach den Wurzeln lernt sie verschiedene Menschen kennen und erfährt viel über die 1940er Jahre und die Zeit der Nazis in der Toskana.

Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Zum einen ist es wunderbar geschrieben und vermittelt sehr viel von dem Zauber der Toskana. Auf der anderen Seite ist durch den Wechsel in Gegenwart und Vergangenheit auch eine große Spannung vorhanden, zumal die Geschehnisse in den 1940er Jahren für mich völliges Neuland waren. Ich wusste nicht, dass italienische Soldaten in Deutschland interniert wurden und was sie erlebt haben. Neben der fiktiven Geschichte wird darüber im Anhang berichtet und auch das hat mir sehr gut gefallen. Von mir gibt es absolut eine Leseempfehlung

Bewertung vom 02.06.2025
Leciejewski, Barbara

Am Meer ist es schön


ausgezeichnet

Susi soll auf Kur. Ihr Arzt zu Hause ist der Meinung, dass sie viel zu dünn ist und unbedingt aufgepäppelt werden muss. Dafür darf sie sechs Wochen an die Nordsee. Die Eltern glauben, es wird eine schöne Zeit. Doch für Susi und die anderen Kinder wird es die schlimmste Zeit ihres Lebens, denn in dem Heim sind die Erzieherinnen grausam und sadistisch und bestrafen jede kleine Kleinigkeit ganz hart. Was sie dort erlebt, wird ihr ganzes Leben beeinflussen.

Das Buch sollte man unbedingt lesen und das aus mehreren Gründen. Zum einen ist es rein vom Stil her sehr gut geschrieben und damit auch sehr gut lesbar. Die Geschichte geht flüssig vorwärts und die Parallelen zwischen dem damaligen Heimaufenthalt und dem jetzigen Aufenthalt der Mutter in einem Pflegeheim sind tatsächlich manchmal erschreckend. Aber natürlich geht es in erster Linie um die damaligen Verhältnisse und auch die sind mehr als erschreckend. Vor allem, weil man auch im Nachwort erfährt, dass diese Vorfälle keine Einzelfälle sind, sondern mit System in scheinbar sehr vielen Heimen in der damaligen Zeit vorkamen.

Meine Freundin war zur gleichen Zeit in der DDR auf so einer Kur. Sie hat mir erzählt, dass zumindest die Probleme beim Essen auch dort vorkamen. Über andere grausame Sachen hat sie mir nichts erzählt. Ich weiß nicht, ob das dann hier eine Ausnahme war oder ob diese Kuraufenthalte in der DDR einfach schon etwas besser waren. Auf jeden Fall hat mich das neugierig gemacht, ich werde mit ihr noch einmal darüber reden.

Von mir gibt es für das Buch absolut eine Leseempfehlung

Bewertung vom 02.06.2025
Blum, Antonia

Für immer in deinem Herzen / Der Kindersuchdienst Bd.1


sehr gut

1955 gibt es in Hamburg immer noch den Kindersuchdienst. Er wurde nach dem Krieg gegründet, um verschollene Kinder wieder zu ihren Eltern bringen zu können. Außer in Hamburg gibt es in München noch eine gleiche Einrichtung. Doch aufgrund von Sparmaßnahmen soll es dafür kein Geld mehr geben und zumindest die Filiale in Hamburg soll geschlossen werden. Das weiß allerdings Annegret nicht, als sie sich auf eine Stelle bewirkt. Dabei gibt sie nicht an, dass sie ein eigenes Kind hat. Außerdem hat sie als Legasthenikerin große Schwierigkeiten beim Lesen und Schreiben und ihr neuer direkter Chef will sie eigentlich sofort wieder loswerden. Dann gibt es noch Charlotte, die aus einem reichen Elternhaus stammt und gut verheiratet werden soll, wogegen sie sich sträubt und letztendlich auch beim Kindersuchdienst anfängt.

Das Buch zeigt sehr deutlich, dass der Kindersuchdienst zur damaligen Zeit wohl eine der wichtigsten Einrichtungen in diesem Land war. Gerade auf den Seiten, als es um die Arbeit des Suchdienstes geht merkt man, wie viel Herzblut darin steckt - sowohl inhaltlich wie auch vom Stil her finde ich diese Teile sehr berührend und absolut gelungen. Etwas weniger glücklich bin ich teilweise mit den Hauptfiguren. Spezial was Charlotte angeht, wandelt sie sich in allerkürzester Zeit von einem absoluten verwöhnten Mädchen zu einer scheinbar selbstbewussten jungen Frau, die plötzlich auch alles kann. Das ging mir in Teilen zu schnell. Mehr allerdings störte mich, dass genau an dieser einen Person so viel Dinge passieren, dass es leider etwas unglaubwürdig wurde (für mehr Erklärungen müsste ich zu viel spoilern). Zum Glück ist es bei den anderen Personen etwas besser und besonders die Beschreibungen der unterschiedlichen Kinder haben mich stark berührt. Von mir gibt es eine Leseempfehlung.

Bewertung vom 14.05.2025
Höflich, Sarah

Maikäferjahre


ausgezeichnet

Anfang 1945. Der Zweite Weltkrieg wird nur noch wenige Wochen dauern. Anni erlebt mit ihrer kleinen Tochter in Dresden das Bombeninferno und schafft es, mit dem halbjüdischen Geiger Adam zu fliehen. Adam wurde von ihrem Vater vor den Nazis versteckt und gerettet, wofür ihr Vater mit dem Tod bezahlt. Ihre Flucht führt sie durch mehrere Besatzungszonen und findet erst in Österreich ein Ende. Sie ist gefährlich und beide kommen sich dabei sehr näher.
Zeitgleich wird ihr Zwillingsbruder Tristan, der Jagdflieger ist, in England abgeschossen und überlebt schwer verletzt. In einem Krankenhaus wird er gepflegt und die Krankenschwester Rosalie verliebt sich in ihn. Doch eine Verbindung zwischen den ehemaligen Feinden ist damals noch per Gesetz verboten

Das Buch ist sehr berührend und für mich eine der besten Entdeckungen in diesem Frühjahr. Es erzählt die Geschichte zum Ende des Zweiten Weltkrieges und des Beginns des Friedens danach aus Sicht von unterschiedlichen Menschen, die unterschiedlich von dem Krieg betroffen waren. Das Besondere daran ist, dass alle Figuren sehr tiefgründig gezeichnet sind. Egal, ob sie Nazis waren oder Widerstandskämpfer, egal ob Deutsche, Engländer, Juden, Schotten oder was auch immer - keine dieser Figuren ist schwarz-weiß gezeichnet, sondern jede erklärt, warum die entsprechenden Handlungen kamen. Das macht das Buch besonders wertvoll und gelungen. Auch die Liebesgeschichten und das Ende sind überhaupt nicht kitschig, sondern sehr lebensecht. Von mir gibt es absolut eine Leseempfehlung