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marcialoup

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Insgesamt 152 Bewertungen
Bewertung vom 26.06.2025
Maury , Avril

Noch fünfzig Sommer mehr


gut

Die Powerblume Ranunkel und ganz viel Bretagne mit Crepes Caramel

Wie ein kleiner Urlaub in der Vorstellungskraft erlebt man diesen Roman durch idyllische Landschaftsbeschreibungen der Bretagne, dem wildwüchsig-verwunschenen Garten und zarte Kindheitserinnerungen von Eleni.
Tragische Momente erlebt Eleni aber schon bald zu Beginn des Romans...
Zuckersüß ist es, wie Eleni und Theo sich kennenlernen. Doch ihre liebreizenden Zeiten enden viel zu bald katastrophal und Eleni's Leben wird in eine Angststörung katapultiert. Kaninchen Anemone, das Theo ihr geschenkt hatte, spendet ihr in diesen schweren Zeiten Trost.
Bis eines Tages ein Blumen-Topf vor ihrer Tür steht, dabei nur ein maschinengeschriebener Zettel ohne Absender. Die Pflanze benötigt Fürsorge und so traut sich Eleni wieder raus in ihren Garten. Dabei schwelgt sie in Erinnerungen an ihre Kindheit.
Der Blumenbote hört nicht auf und immer wieder findet Eleni eine Pflanze, um die sich gekümmert werden muss. Wer ist der heimliche Bote und was bezweckt er damit?

Das Buch würde ich schon allein wegen des herrlich sommerlich- frischen Covers kaufen. Die Geschichte selbst ist eine sehr leichte Sommerlektüre, am besten verschwindet man am Strand mit Crepes und Kuchen für ein paar Stunden in der Sommersonne.
Das war's aber auch schon. Lange nachhallen wird der Roman nicht und stellenweise war er mir zu seicht. Anfangs haben mich die Zeitenwechsel verwirrt und ich brauchte einige Zeilen um zu wissen, ob wir uns im Hier und Jetzt, in Eleni's Kindheit oder in ihrer Zeit mit Theo befinden.
Das Ende ist überraschend, auch wenn man mit einigem davon gerechnet hatte.

Bewertung vom 20.06.2025

tiptoi® - Mein erstes Bild-Wörterbuch Deutsch-Englisch


ausgezeichnet

Mum, I can speak English!

Mit 12 Seiten und 14 Themenwelten empfinde ich das Bild-Wörterbuch Deutsch-Englisch als sehr umfangreich und richtig gut!
Auf übersichtlichen Seiten sind Gegenstände, Tiere, Lebensmittel und Weiteres aus dem Leben Gegriffene abgebildet, sodass die Kinder mit dem Tiptoi-Stift ganz einfach neben dem deutschen Wort das englische dazu lernen und es sich für eine gute Aussprache so oft sie wollen vorsagen lassen können.
Die wunderschönen Illustrationen und weitere Möglichkeiten durch den Tiptoi-Stift lassen Bilder und Worte miteinander verschmelzen, was leichtes Abspeichern des Gelernten festigt.

Für Dreijährige in Englisch vielleicht noch etwas schwierig, lernt diese Altersgruppe dann aber das deutsche Wort zum Bild.
Meine Nichte ist fünf und kann mit den englischen Begriffen schon mehr anfangen und ihren Sprachschatz spielerisch erweitern. Selbst für mich gab es neue Begriffe ;-)

Die beiden Krokodile haben auf jeder Seite etwas anderes zu tun und sind treue Begleiter durchs Buch, mit denen man sich auch Seitenweise Geschichten ausdenken kann.
Definitiv wird hier Fremdsprache lernen positiv behaftet, hätte ich in meiner Vorschulzeit auch gern gehabt.

Bewertung vom 09.06.2025
Noort, Tamar

Der Schlaf der Anderen


ausgezeichnet

Leiser Ton so traumhaft stark

Janis und Sina begegnen sich im Schlaflabor. Die eine arbeitet dort, die andere will wieder schlafen lernen. Mit kurzen erklärenden Sätzen verkabelt Janis routiniert Sina mit den Messgeräten, um ihren Schlaf zu überwachen. Dabei entsteht ein zartes unsichtbares Band zwischen den Frauen. Sina, Lehrerin, Ehefrau und Mutter, aufgeregt ob der kommenden Nacht, die ihren Schlaf durch Gehirnströme offenlegt, einer gewissen Blöße gleich, verschwindet dieses Mal ohne Tablette in ihre Träume, deren Auswirkungen Janis über die Geräte und Körperbewegungen auswerten kann.
Janis’ Arbeit im Schlaflabor hinterläßt eigene Spuren, die ihren allein lebenden Alltag umgekrempelt haben. Durch Sina kommt ein neuer Impuls in Janis’ farbloses Leben im Schatten der Nächte.

In der fein abgestimmten Wortwahl entwickelt sich ein subtiler, fast traumartiger Sog, in den die Autorin Tamar Noort uns in die Tiefen der Nacht und in die Leben ihrer Protagonistinnen einsaugt.
Durch detaillierte Beobachtungsgabe prägen Zwischentöne ein sanftes Bild innerer Augenblicke.
Sätze wie „Sina wird jetzt wieder hergestellt, weil sie bei ihr, Janis, endlich schlafen kann“ zeugen von unausgesprochener Geborgenheit, die sich still eingeschlichen hat. Während Sina schläft, erfahren wir durch Rückblendungen genug über ihr vollgefülltes, überbordendes Leben.
Janis kommen wir in einem anderen Teil des Buches näher.
Die Autorin sorgt für spannende Veränderungen, die sich leise aber gewichtig ergeben. Überraschungsmomente trösten über wenige, kaum erwähnenswerte Längen hinweg, wie die Längen im Leben, die auf den nächsten Seiten, am nächsten Tag schon bald vergessen sind.

Janis und Sina, zwei Frauen, die sich während des Kennenlernens selbst näher kommen, weil sie sich spiegeln, holen gegenseitig Verborgenes aus sich heraus und müssen sich in teils schmerzhafter Auseinandersetzung dem stellen, um letztendlich daran zu wachsen.

Das Thema Schlaf wird in zwei Lebensgeschichten eingeflochten und auf interessante Weise beleuchtet - ein wichtiges Thema in Zeiten Burn-Outs und Funktionieren-Müssen. Gerade Sina als Lehrerin rückt Schlaf in einen anderen Fokus auch in der Schule und trifft dabei einen provokanten Nerv.

Im Cover wirft dezentes Tageslicht Schatten in einen Raum, läßt helle Streifen aufleuchten, und auch die große Tasse verbirgt Geheimnisvolles einer nachdenklichen Frau. Dennoch strahlt diese Szene insgesamt eine schwerelose Ruhe aus.

Tamar’s bewegende Erzählkraft und herausragende Sprachgestaltung fängt uns ein wie ein beschützender Mantel, der von Innen wärmt, noch bevor man merkt, dass ein bißchen von Janis und Sina auch in uns steckt.
Man ist ziemlich glücklich mit diesem Buch! Es hat mich gleichermaßen verwirrt und angezogen, erfrischt und berauscht, berührt und mitgerissen und vor allem irgendwie so beeindruckt, dass es schwer fällt, die richtigen Worte zu finden, die dieses Buch verdient!

Wer „Ava liebt noch“ oder Bücher von Caroline Wahl mag, dem empfehle ich Tamar Noort von Herzen! Danke für diese außergewöhnliche Aus-/LeseZeit!!

Bewertung vom 01.06.2025
Habeck, Emily

Shark Heart


ausgezeichnet

Die Verwandlung – eine andere Liebesgeschichte

Ein Pageturner! Es ist bemerkenswert, mit welcher Sogkraft uns Emily Habeck in die Geschichte um Lewis und Wren hineinzieht! Mit fast zärtlichen Beschreibungen auf den ersten Seiten stellt sie uns die beiden Protagonisten vor – im Verlauf der Verwandlung(en) lernen wir sie immer tiefer und eingehender kennen.
Lewis und Wren werden ein Paar und kurz darauf ein Ehepaar, in ihren Innersten sind sie gegensätzlich und grundverschieden, ihre Liebe ist jedoch mächtig und wird auf eine harte Probe gestellt, nachdem Lewis an sich Veränderungen bemerkt.
Lewis, Theaterschauspieler und Künstler im Herzen, Lehrer an einer Schule, weil das Drehbuchschreiben nur ein Traum bleibt, erfährt die absurde Diagnose von seinem Arzt, dass er gerade dabei ist, sich relativ schnell in einen weißen Hai zu verwandeln.
Wie kann er das seiner Frau Wren beibringen?
Wren - die klar strukturierte Perfektionistin, Finanzangestellte und die bezauberndste Frau seiner Träume!
Zunächst verfängt sich Lewis in Verdrängung gegen sich selbst und den Rest der Welt, dann in Lügen.
Bis der Moment der Enthüllung naht, der ihr Leben für immer verändern wird (Zitat S. 46).

Die nicht aufzuhaltende Metamorphose von Lewis’ Körper zum weißen Hai nimmt Raum ein und fokussiert sich auf Essen, Schmerz- und Gefahrenabwehr, sowie ihm das Leben so lebenswert wie möglich zu machen, da er seine menschlichen Gedanken zunächst überwiegend behält, und auch die Frage, wie Liebe und das Zusammenleben mit Wren irgendwie aufrecht erhalten werden kann. Während dieser Verwandlungsphase trifft Wren im Schwimmbad eine kleine schwangere Frau, die beiläufig erzählt, dass sie Zwillinge erwartet, jedoch Vogelkinder, die sich aus ihr herauspicken werden, während sie bei der Geburt wohl sterben kann.
Hauptbestandteil einer körperlichen Verwandlung war nicht Magie sondern Schmerz (Zitat).

Emily Habeck hat der Geschichte eine besondere Form gegeben, indem sie, neben einer großartigen Schreibweise, die Kapitel in Jetzt-Zeit und Vergangenheit unterteilt, in der Wrens’ schmerzlich-einsame Kindheit beleuchtet wird. Außerdem werden zwischendurch Szenen wie im Drehbuch aufbereitet, die klare, kurze Intensität widerspiegeln.
Im späteren Verlauf schwenkt die Szenerie in Angela’s Leben, Wren’s Mutter. Dadurch werden noch tiefere Verschürfungen und Seelenzustände klarer, die im ersten Moment die Frage aufkommen lassen, warum jetzt Angela’s Geschichte? Was dann aber zu überraschenden Wendungen führt!

Diese völlig irrealen Gegebenheiten der Mutationen vom Mensch zum Tier sind in Shark Heart so wahrhaftig real erzählt, dass sie nichts Befremdliches an sich haben. Im Gegenteil erzeugt die Geschichte Metaphern, in die man Ängste, Verluste und Flucht hineininterpretieren oder sie mit allgemeinen Lebensveränderungen und Schicksalen oder Krankheiten vergleichen kann, es ist auf so vieles übertragbar – das Leben eben! Die Frage des Klappentextes, was es bedeutet, ein Mensch zu sein, schneidet dabei tief in die Seele und hallt lange nach. Auch ein Taschentuch darf die Lesezeit gern begleiten, denn die Erlebnisse gehen stellenweise sehr nahe!

Der mit Blumen gefüllte Hai auf dem Cover mit schwarzem Hintergrund paßt nach Lesen der Lektüre erstaunlich gut zum Inhalt. Beim ersten Betrachten ist es ein Hingucker, der sicher in viele Hände fallen wird.
Ich bin positiv überrascht von diesem sehr eindrucksvollen Roman!

Bewertung vom 25.05.2025
Peters, Amanda

Beeren pflücken


ausgezeichnet

Geschichte nicht so intensiv wie die Blaubeeren auf dem Cover

Die vierjährige Ruthie und ihre Familie verbringen ihre Sommer regelmäßig mit Blaubeeren pflücken in Maine, als Ruthie eines Tages spurlos verschwindet und das Leben ihrer Familie dadurch zerstört wird.
Rückblickend betrachtet erzählt Joe, ihr Bruder, die Geschichte aus seinem Erleben heraus während er auf dem Sterbebett die Gedanken endlich losläßt.

Ruthie dagegen verkörpert in Norma ein Mädchen, dass bei Eltern groß wird, bei denen sie sich zunehmend unwohl fühlt. Sie beginnt das Warum zu hinterfragen, bekommt aber keine Antworten… Gequält durch Träume, in denen immer wieder eine andere Frau als ihre Mutter auftaucht und Flashback-Erinnerungen an früheste Kindheit aufblitzen lassen, die nicht mit Fotos oder Geschichten „ihrer“ Eltern zusammenpassen, lassen Norma keine Ruhe.
Spannend, dass Norma eine fiktive Seelenfreundin namens Ruthie hat…
Auch ihre dunklere Hautfarbe wirft Fragen auf und läßt Zugehörigkeit schwinden.

Joe’s Geschichte empfinde ich als etwas zu langatmig und irgendwie ereignislos dargestellt, während ich die Kapitel um Norma alias Ruthie verschlungen habe.
Die Geschichte um das indigene Volk der Mi’kmaq, denen Joe und Ruthie angehören, ist eher mager eingearbeitet.
Das Ende geht einem zu Herzen, jedoch entwickelt es sich auf wenigen Seiten viel zu schnell und läßt wenig Raum zum Atmen.
Man hätte sicher etwas mehr aus allen Protagonisten herausholen können, das Potential dazu hat die Geschichte jedenfalls!

Der Roman hat mich nicht wirklich intensiv berührt.
Dafür ist das Cover appetitlich und hat mich erste leckere, knackig-süße Blaubeeren als Begleitung zur Lektüre naschen lassen!

Bewertung vom 25.05.2025
Armstrong, Tammy

Pearly Everlasting


gut

Rustikale Geschichte eines Mädchens, das mit einem Bärenbaby aufwächst

In diesem Roman hatte ich eine dichte Atmophäre erwartet, die den Leser tief in die Wälder Kanadas entführt. Am Anfang geht man auch mit auf die Reise in die 1930er Jahre. Irgendwie sind die Landschaftsbeschreibungen auch vorhanden und insgesamt mit guter Wortwahl bestückt, jedoch ist die Geschichte im Verlauf nicht so ergreifend wie gedacht. Die Figuren sind zwar sofort da, sie schwimmen aber zu sehr an der Oberfläche.

Die Geschichte des Mädchens Pearly Everlasting wird erzählt, sie wohnt mit ihren Eltern und ihrer Schwester Ivy in einem Holzfällercamp. Ihr Vater bringt kurz nach Pearly’s Geburt ein Bärenbaby mit nach Hause, das innerhalb kürzester Zeit wie ein Bruder für Pearly wird. Und fortan sind die beiden unzertrennlich. Das wird noch intensiviert, nachdem Ivy und Pearly’s Mutter sterben.
Doch eines Tages werden sie grausam getrennt, denn Bruno, der Bär, hätte angeblich einen Arbeiter des Camps getötet. Daraufhin wird Bruno weggebracht. Pearly weiß, dass Bruno das nicht getan hat und begibt sich auf die Suche nach ihm. Was sie dabei erlebt, wird auf gleiche unaufgeregte Weise erzählt, so fließt der Roman plätschernd durch die Seiten ohne echte Spannungsmomente aufzubauen.

Den Charme, den man bei einer Geschichte eines kleinen Mädchens, das mit einem Bärenbaby aufwächst, erwartet, hat dieser diogenes-Roman leider nicht. Die Geschichte bleibt eher rustikal, burschikos, ein bißchen zäh im Fortgang, bildet aber das raue Leben in der Wildnis in einem Holzfällercamp gut ab.

Das Cover gefällt mir gut. Bruno, mit den kühlen Farbtönen im Hintergrund, lassen auf die rustikale Geschichte schließen. Das Buch selbst ist in klassischem, leinenüberzogenem Hardcover-Einband in waldgrüner Farbe passend zum Inhalt ausgestattet.

Bewertung vom 25.05.2025
Suter, Martin

Wut und Liebe


ausgezeichnet

Komplexes Liebesdrama

Martin Suter nimmt uns mit in die Beziehung von Noah und Camilla und in ihre Leiden und Unzufriedenheiten, die große Auswirkungen auf ihre Lebensgestaltung haben.

Camilla, in den Dreißigern und Buchhalterin, ist eine kühle, berechnende Frau, die Kopf vor Herz entscheiden lässt und sich in Oberflächlichkeiten verliert. Sie möchte sich von Noah trennen, denn sie „liebt das Leben mit ihm nicht“...
Noah, malender Künstler ohne regelmäßiges Einkommen, hat viel Herz im Spiel und seine Emotionen laufen über wenn es um Camilla geht.
Nach der Trennung trifft er die alte Dame Betty, auch mit Liebeskummer… und plötzlich verquirlen sich ihre Leben und Begegnungen in zufälligen Bahnen, die Martin Suter geschickt und überraschend wendungsreich miteinander verknüpft und ausschmückt, so dass man staunen kann, wie verwoben doch alles sein kann…

Dialogreiche Gespräche vertiefen die Charaktere und man kommt ihnen sehr nah.
Wut spürt man bei dem liebenswerten Noah, während man die eigene Wut gern auf Camilla projiziert ohne zunächst zu wissen, wie viel Wut man noch auf andere Protagonisten übertragen könnte... Ohne Liebe gäbe es diese Wut jedoch nicht und sie reist von einem zum nächsten!

Martin Suter hat ein interessant verschachteltes Konstrukt erbaut, dessen klugen Sätze man gern liest und dem man gebannt durch die Seiten folgt. Gute und spannende Unterhaltung ist bestens gewährleistet!

Bewertung vom 18.05.2025
Ben Saoud, Amira

Schweben


weniger gut

Schwebende Dystopie

Sasha lebt in der Siedlung. Die Siedlung die niemand verlässt, weil „draußen“ die Welt anders ist. Der Klimawandel ist vorbei, die Menschen, die überlebt haben, leben abgeschottet und untypisch. Sasha hat zum ersten Mal jemanden umgebracht, irgendwie…
Und dann schwenkt die Geschichte zu der namenlosen Frau, die ihr Geld damit verdient, in die Rolle anderer Frauen zu schlüpfen, die es nicht mehr gibt. Sie ersetzt Ehefrauen, Töchter, Schwestern, und imitiert diese für die Hinterbliebenen. Aktuell ist sie Ona, eine arme heruntergekommene Frau, die sich nun in Emma verwandeln muß, die das komplette Gegenteil von Ona ist. Bei diesem Auftrag, sich in Emma zu verwandeln, die die Siedlung angeblich verlassen hat, stößt sie auf Ungereimtheiten in der Beziehung zu Gil, Emma’s Mann, und betritt gefährliches Fahrwasser.
Und wer ist nun Sasha?

Ein dystopischer Roman dessen Cover im genauen Gegenteil erscheint. Die Farben und die Titelschrift versetzen einen eher in die Zeit der 1970er Jahre, fast wie ein erstes karges Computerspiel… Andererseits strahlt es auch eine gewissen Endzeitstimmung in leuchtenden Orangetönen aus!
Mir gefällt das Cover sehr gut, es hat etwas Ungreifbares. Aber der Roman selbst bleibt leider auch irgendwie ungreifbar. Er ist gar nicht so dystopisch wie zunächst gedacht, er hinterfragt Beziehungen und ihre Muster, Abhängigkeiten und Innenleben. Trotzdem sehr distanziert und mir fehlt eine gewisse Tiefe, die auf den wenigen Seiten sicher nicht so leicht herzustellen war, oder, wie es mir scheint, bewußt so gehalten wurde, damit der Leser sich selbst damit auseinandersetzen kann.
Mir hat der Roman leider nicht so gut gefallen!

Bewertung vom 18.05.2025
Moriarty, Liane

Vorsehung


sehr gut

Tod oder Leben?

Eine alte Dame geht durch die Reihen eines Flugzeuges und sagt den Passagieren voraus, wann sie an welcher Krankheit sterben werden. Bis die Passagiere verstehen, was passiert, ist es schon passiert. Ausgesprochen und Fakt!
Wirklich Fakt?
Werden die Prophezeihungen wirklich eintreten?
Das Leben der Passagiere verändert sich maßgeblich, beeinflusst durch dieses Wissen verläuft es anders als geplant.
Durch die VORSEHUNG der alten Dame, die etwas unerwartet Schreckliches frei gelassen hat, herrscht untereinander Verbundenheit auch über die Flugreise hinaus.
Werden sie wirklich so sterben?
Manchen von ihnen wurde kein langes Leben vorhergesagt, so stünden sie schon kurz vor ihrem Tod…

Liane Moriarty hat in ihrem Roman vielen Protagonisten ein Leben gegeben. Erstaunlicherweise ist es keineswegs schwierig, alle zu verfolgen, denn sie alle lernen wir während des Fluges auf besondere Weise kennen, indem die Autorin sie auf einprägsame Art vorstellt. Es ist mutig von der Autorin, den Anfang des Buches so anders zu gestalten. Dadurch erscheint der Roman zu Beginn etwas außergewöhnlich – bitte von der anfänglichen Schreibweise nicht abschrecken lassen, es hat seinen Sinn und fließt über in eine normale Erzählform!
Die Kapitel wechseln zwischen den Passagieren, deren Leben (oder Sterben) man nach dem Flug weiter verfolgt, und der alten Dame, Cherry heißt sie … Durch ihre Lebensgeschichte entblättert sich nach und nach ihr Geheimnis und sie interagiert auch mit uns Lesern, indem sie uns direkt anspricht!

Liane Moriarty beweist ihr Können, einen seitenstarken Roman mit heikler Thematik spannend und detailliert auszuarbeiten ohne langatmig zu werden. Auch wenn das Thema Tod vorherrschend zu sein scheint, geht es doch hauptsächlich um Leben!

Das Cover gefällt mir außerordentlich gut – ich liebe diese farbspielenden Blautöne und Schmetterlinge sind meine Krafttiere!

Bewertung vom 01.05.2025
Pauss, Julia

Hide Me / Kodiak Echoes Bd.1


gut

Ein kleiner Ort in Alaska und seine Geheimnisse

Eine fesselnde Romantasy erwartet uns in Kodiak Echoes, die uns in den ersten beiden Dritteln des Buches mit moderater Spannung bei Laune hält, um uns im letzten Drittel atemlos von Seite zu Seite huschen zu lassen.

Blair Gallagher alias Brynn Callahan lebt als Software-Entwicklerin ein aktives Großstadtleben und wird durch ein Verbrechen in der Firma plötzlich in ein Zeugenschutzprogramm aufgenommen, das sie in einen kleinen abgelegenen Ort namens Echo Coves in Alaska verbannt. Zunächst macht es ihr zu schaffen, dass sie niemandem die Wahrheit sagen darf und als angebliche Geologie-Studentin in Echo Coves forscht und nebenbei im einzigen Café jobbt. Die Einwohner machen es ihr ebenfalls nicht leicht, Fuß zu fassen, fallen durch merkwürdiges Verhalten auf, und ihren direkten Nachbarn Archer findet Blair anfangs ziemlich uncharmant und so furcheinflößend wie ein Bär. Und ja, mit Bären hat man in Kodiak auch viel zu tun.
Einsamkeit und schlimme Erinnerungen plagen Blair. Echo Coves dagegen wird von einem Mord geplagt, der länger zurückliegt und die Einwohner mit Geheimnissen behaftet.
Blair kommt oft in Bedrängnis auch gefährlicher Begebenheiten und hat wie durch Zufall immer den gleichen Retter in ihrer Nähe.
Die erzählende Sichtweise wechselt zwischen Blair und Archer, die beide auf ihre Art sympathisch sind.
Mit wenigen Worten erfährt man etwas über das indigene Volk der Alutiiq, die in dieser Region ihre Heimat haben. Die Kulisse Alaska’s drapiert die Geschichte mit der nötigen Würze.
Auch wenn die Entwicklung der Spannung oft vorhersehrbar ist, verweben sich später Ungereimtheiten anders als gedacht und lassen Überraschungen zur Auflösung zu.

Das dunkel-waldige Cover zeigt die Undurchdringlichkeit, die wie für Geheimnisse gemacht ist. Mit den blau und grün angehauchten Baumspitzen gefällt mir das Cover sehr gut und ist ein Eyecatcher in der Buchhandlung!