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gabiliest
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Wien

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Insgesamt 87 Bewertungen
Bewertung vom 03.09.2025
Onhwa, Lee

Kleine Wunder in der Mitternachtskonditorei (eBook, ePUB)


gut

Der Roman “Kleine Wunder in der Mitternachtskonditorei” zeigt schon am gelungenen Hardcover, dass er im fernöstlichen Kulturkreis, in diesem Fall in Korea, spielt. Daher sollten sich die Lesenden hier weder auf eine nette Geschichte über Mehlspeisen und auch auf keine Love Story gefasst machen.

Der Roman erzählt die Lebensgeschichte von vier Protagonisten, die alle Kunden in der Kondtorei Hwawoldang sind. Diese Konditorei hat Yeonhwa, eine junge, gebildete Frau, von ihrer Großmutter geerbt. Obwohl Yeonhwa seit ihrem zehnten Lebensjahr bei der Großmutter gelebt hat, weiß sie eigentlich nichts über diese Frau und über das Geschäft, das in einer Gegend liegt, in der es spuken soll. Obwohl die Großmutter hohe Schulden hinterlassen hat und in ihrem Testament verfügt hat, dass die Konditorei nur von zehn Uhr abends bis Mitternacht geöffnet sein darf, will Yeonhwa den Betrieb weiter führen

Das Buch erzählt vier Schicksale: Von einer Mutter, die alles tun möchte, damit ihre Tochter glücklich ist; von einer Künstlerin, die auf eine medizinische Behandlung verzichtet, damit ihre Freundin in einer Galerie ausstellen kann; von einem schüchternen Mann, der endlich eine Freundin gefunden hat und von einem kleinen Jungen, der mit einer Spielekonsole in die Konditorei kommt. So verschieden diese Schicksale sich auch anhören mögen, haben diese Figuren doch eine Gemeinsamkeit: Sie sind alle tot. Und die kleine Mitternachtskonditorei hat dabei eine ganz besondere Aufgabe.

“Kleine Wunder in der Mitternachtskonditorei” ist ein Buch, das die Lesenden mitnimmt in eine andere Kultur, in der Geld, Wohlstand und Essen eine gewichtige Rolle spielen. So bezieht sich das Buch immer wieder auf koreanische Spezialitäten, die die Konditorei Hwawoldang herstellt. Am Ende des Romans gibt es einen QR Code, der zu einem Video führt, wo man dieses Gebäck kennen lernen kann. Die Figuren der einzelnen Lebensgeschichten sind deutlich gezeichnet, die Lesenden können in ihre, für uns vielleicht etwas fremde, Kultur eintauchen, in der Respekt und Rücksichtnahme eine große Rolle spielen. Die geschilderten Leben der Protagonisten zeugen aber auch von großer Wärme, Zuneigung und Liebe.

Der Roman enthält magische und immer wieder auch spirituelle Abschnitte, beschäftigt sich mit der Wiedergeburt und damit, dass Verstorbene ihren Liebsten noch eine Nachricht zukommen lassen wollen. Eine wesentliche Rolle spielt dabei eine schwarze Katze, die, wie so viele andere Begebenheiten, bis zum Schluss geheimnisvoll bleibt.

Mein Fazit:

Als Rezensentin möchte ich betonen, dass ich leider weder von der koreanischen Kultur, Religion noch von den dortigen Speisen viel weiß, daher habe ich dieses Buch mit europäischen Augen betrachtet. ”Kleine Wunder in der Mitternachtskonditorei” ist ein leicht lesbares Buch, das durchaus Abwechslung und die Erzählung bewegender Schicksale bietet, aber auch viele Fragen offen lässt. Lesende, die gerne in diese teils magische, teils spirituelle fernöstlich Szenerie eintauchen, finden sicher hier einen gelungenen Roman vor und bekommen vielleicht sogar Lust, koreanisches Gebäck nachzukochen, denn dem Buch liegt eine schön gestaltete Rezeptkarte bei.

Bewertung vom 01.09.2025
Sterer, Gideon

Unsere Baumhausstadt


ausgezeichnet

Komm mit in eine magische Welt

Mit “Unsere Baumhausstadt” hat der New York Times Bestsellerautor Gideon Sterer ein fröhliches Wimmelbuch vorgelegt, das durch die phantasievollen Illustrationen von Charlie Mylie die kleinen Lesenden in eine phantastische und friedliche Welt entführt. Schon das umlaufende Hardcover dieses hochwertig ausgestatteten Buches zeigt die Vielfalt und Freude der Figuren. Sie laden die Kinder ein, in die Baumhausstadt mitzukommen. Das Buch ist für Kinder ab vier Jahren geeignet.

In der Baumhausstadt haben alle Bewohner ihre Berechtigung, es gibt keine Unterschiede zwischen Ethnien und Religionen. Inklusion wird vorgelebt, ein Kind im Rollstuhl ist immer wieder in den einzelnen Szenen zu finden. Dieses gelungene Wimmelbuch entführt in eine magische Welt. Mensch und Tier haben gleichermaßen ihren Platz, die Werte Fröhlichkeit und Hilfsbereitschaft werden durch die Vielfalt der Bilder und Szenerien immer wieder vermittelt. Auch Feste mit Musik und Tanz verbreiten heitere Stimmung. Die Bilder regen die Phantasie der Kinder an, soziales Verhalten wird groß geschrieben. So lernen die Kinder, dass Vielfalt eine Bereicherung des eigenen Lebens ist. Die Figuren erleben im Buch einen Zirkusbesuch, ein gemeinsames Festessen und den Besuch der Baumhausbücherei, aber auch einen Sturm, der vieles durcheinander wirbelt. Doch bald ist alles wieder gut, hier bekommt auch negatives Geschehen schnell einen positiven Ausblick.

Die Texte sind kurz und in Reimform, etwas, das Kinder mögen und das sich gut einprägt. Da Eltern und Kinder dieses gelungene und Optimismus verbreitende Bilderbuch sicher öfter zur Hand nehmen werden sind die Seiten aus dickem Papier ein großer Vorteil. Auch Geschwisterkinder werden an diesem Buch noch ihre Freude haben. Durch seinen Detailreichtum wird es der ganzen Familie immer wieder Spaß machen, in diese phantastischen Bilderwelten einzutauchen.

Mein Fazit:

Unsere Baumhausstadt ist ein phantasievolles Wimmelbuch mit vielfältigen Illustrationen, das wichtige soziale Werte betont und die Kinder zu kreativem Denken anregt. Es vermittelt eine friedliche und fröhliche Welt, in der jeder seinen Platz hat. So bieten die einzelnen Szenen der bunten Illustrationen immer wieder die Möglichkeit, Neues zu entdecken und mit den Kindern darüber zu sprechen. Ich kann dieses Buch gerne empfehlen und bewerte es mit fünf Sternen.

Bewertung vom 30.08.2025
Carnavas, Peter

Leo und Ralph


ausgezeichnet

Ein berührendes Buch über das Anderssein und die Macht der Phantasie

Mit “Leo und Ralph” hat der vielfach preisgekrönte australische Autor und Illustrator Peter Carnavas ein wunderbares Buch vorgelegt, das den Lesenden erlaubt, Leo, das besondere Kind, kennen zu lernen. Ralph, der Außerirdische, wird bereits auf dem Hardcover des Buches, das für Kinder ab acht Jahren empfohlen wird, liebevoll dargestellt.

Leo ist anders als andere Kinder. Er ist zu klein für sein Alter, spricht zögerlich und tut sich schwer mit sozialen Kontakten. Daher hat er auch keine Freunde. Aber Leo stellt viele Fragen, besonders interessiert ihn das Weltall und ob dort Außerirdische leben. Eines Tages prallt etwas gegen das Haus der Familie und Ralph klettert durch das Fenster, ein freundlicher Außerirdischer, dessen Fellfarbe je nach Stimmung wechselt. Obwohl Leo bewusst ist, dass nur er Ralph sehen kann, wird er doch sein bester Freund und Spielkamerad. Als die Familie umziehen muss, soll sich Leo von Ralph verabschieden. Aber Leo weiß: Ralph wird bei ihm bleiben, solange er ihn braucht.

Mit “Leo und Ralph” hat Peter Carnavas eine berührende Geschichte darüber geschrieben, dass es in Ordnung ist, anders zu sein und erst langsam seinen Platz in dieser Welt zu finden. Leo, ein wissensdurstiges, wenn auch unangepasstes Kind, hat eine liebevolle Familie, die ihn immer unterstützt. Mit seinem Phantasiefreund Ralph wird er glücklich, erst als ihn seine Mutter bittet, sich von Ralph zu verabschieden, merkt Leo, wie schwer es fällt, einen so guten Freund loszulassen. Auch wenn sich Leo um einen Neuanfang in der neuen Schule bemüht, ist es schwierig einen realen Freund zu finden. Auch die Lehrerinnen in der neuen Schule versuchen, Leo den Einstieg zu erleichtern und eines Tages findet er einen Fußball hoch in einem Baumwipfel…..

Peter Carnavas hat nicht nur Leo sehr einfühlsam gezeichnet, sondern auch Ralph, den Außerirdischen, der mit Leo Spiele erfindet und ihm das Weltall erklärt. Dabei entwickeln die Beiden sogar eine eigene Sprechweise. Auch wenn Leo ein Neuanfang ohne Ralph schwerfällt, erkennt er doch, welchen Wert Freundschaft auch in der realen Welt haben kann.

Dieses Buch eignet sich besonders gut dafür, dass Eltern mit ihren Kindern den Text lesen, denn vielleicht muss den Kindern die eine oder andere Verhaltensweise von Leo erst nahe gebracht werden. Die Geschichte ist jedoch gut und flüssig erzählt, die große Schrift und die kurzen Kapitel tragen zur Lesefreude bei. Abwechslung bieten die gelungenen schwarz-weiß Illustrationen.

“Leo und Ralph” ist eine psychologisch einfühlsam erzählte Geschichte über den wahren Wert von Freundschaft, die Macht der Phantasie und darüber, wie schwierig es ist, sich auf etwas Neues einzulassen. Stimmungsvoll und ehrlich wird beschrieben, wie Leo langsam Teil einer Gemeinschaft wird. Das Buch betont, dass es in Ordnung ist einzigartig zu sein und dass sich der Wert eines Menschen nicht an seinem Aussehen oder seinen Verhaltensweisen bemisst. Und wer von uns hätte sich nicht schon einmal gewünscht, einen so guten Freund wie Ralph zu haben?
Von mir gibt es eine absolute Leseempfehlung für dieses Buch und eine Bewertung mit fünf Sternen.

Bewertung vom 26.08.2025
Chang, Molly X.

Nightblood Prince


sehr gut

Ich hasse dich, weil ich dich liebe

Warum ich das mache, magst du erfragen…..

Die Antwort auf diese Frage gibt uns Fei, in deren Geburtsstunde die Sternenseherin vorhergesagt hat, dass sie als Kaiserin aller Kaiserinnen alle Reiche einen werde. Auf ihrer Stirn prangt das Mal des Phönix. Der grausame Kaiser von Rong lässt Baby Fei in seinen Palast bringen, wo Fei gemeinsam mit dem Prinzen Siwang aufwächst, um ihn später zu heiraten. Doch obwohl Siwang Fei abgöttisch liebt, möchte sie frei sein, ein Leben führen, in dem nicht die Männer über die Frauen bestimmen. Und entgegen der Prophezeiung der Seherin sieht Fei in ihren Visionen Krieg, Blut und Tod. Aber auch ein zweiter Prinz liebt Fei, Yexue aus dem Königreich Lan. Der Roman erzählt, wie Fei im Palast des Kaisers lebt, heimlich Kampfkünste übt und sogar einen Beiying- Tiger erlegt, eine enorme Mutprobe.

Doch Feis Visionen erfüllen sich. Es gibt Krieg zwischen Rong und Lan. Nunmehr versucht Fei alles, um ihre Visionen nicht wahr werden zu lassen. Abwechselnd findet sie sich im Lager der verfeindeten Prinzen, ihre Loyalität zu Siwang wird mehrfach auf die Probe gestellt. Dennoch kann sie das Blutvergießen und die Gräueltaten nicht verhindern. Besonders Yexue verfügt über magische Kräfte. Wird es Fei dennoch gelingen, einen Friedensvertrag zwischen den beiden Prinzen auszuhandeln?

Mit ihrer Asiatischen Romantasy hat die internationale Bestsellerautorin Molly X. Chang einen Roman vorgelegt, der Fei zwischen zwei Männern zeigt, deren Grausamkeit sie zwar erkennt, die aber für sie alles tun würden. Schon das hochwertig gestaltete Cover mit Golddruck und der exklusive dreiseitige Motivfarbschnitt machen das Buch zu einem echten Hingucker. Ein Highlight ist die dem Buch beigelegte Character-Card.

Der Roman lebt von starken Charakteren: Fei, die lieber ein einfaches Mädchen wäre, zieht tapfer für ihre Familie in den Krieg. Siwang und Yuxue sind überzeugt, dass nur der Krieg über die Vorherrschaft ihres Reiches entscheiden kann, beide Prinzen lieben jedoch Fei bedingungslos. Das Buch schildert Gräueltaten zwar nicht im Detail, aber über lange Strecken wird das Kriegsgeschehen thematisiert. Fei jedoch weist immer wieder darauf hin, wie sehr die einfache Bevölkerung unter dem Krieg leidet. Aber Intrigen und Verrat sind alltäglich.

Der Jugendroman wird ab vierzehn Jahren empfohlen und natürlich darf auch ein bisschen Spice nicht fehlen. Die jungen Lesenden finden in dieser aus drei Teilen bestehenden Erzählung Magie, starke Kampfszenen und unverbrüchliche Liebe. Die Figur der Fei steht für weibliche Gleichberechtigung und die Freiheit, das eigene Leben zu gestalten. Das Buch ist flüssig geschrieben und gut übersetzt, die Szenerie wird sehr bildhaft dargestellt. Durch die actionreiche Schilderung der Ereignisse bleibt die Spannung bis zum Schluss erhalten. Kurze Kapitel wirken oft wie Schlaglichter. “Nightblood Prince” ist ein gelungener Roman für Lesende, die die Themen enemies to lovers und love triangle mögen.

Mein Fazit:
Der Roman bietet viele phantasiereiche Szenen und mit der Figur der Fei eine furchtlose Protagonistin, die zwischen zwei Männern steht, jedoch selbst über ihr Leben bestimmen möchte. Da sie von furchtbaren Prophezeiungen heimgesucht wird, tut sie alles, um den Krieg zwischen den zwei Reichen Rong und Lan zu beenden. Da sich der Roman stark auf die kriegerischen Auseinandersetzungen konzentriert bleiben die Figuren in ihren Rollenmustern verhaftet. Eine Fortsetzung ist geplant, hier findet sich vielleicht die Antwort auf offen gebliebene Fragen. “Nightblood Prince” ist ein gelungenes Jugendbuch, das ich mit vier Sternen bewerte.

Bewertung vom 25.08.2025
Koch, Boris

Schule des Schreckens, Bd. 1


ausgezeichnet

Mit seinem Jugendbuch “Schule des Schreckens: Die Gruftis sind los” hat der bekannte Autor Boris Koch ein witziges und spannendes Buch für Kinder ab zehn Jahren vorgelegt. Schon das gelungene und phantasievolle Hardcover macht deutlich, wie im Internat Buchenschlag der Lehrermangel bekämpft werden soll. Da zu der Schule auch ein Friedhof gehört, haben ehemalige in einer Gruft bestattete Lehrer einen Schwur abgelegt: Wenn sie gebraucht werden, kommen sie zurück.

Kilian ist fast zwölf Jahre alt, als seine Eltern eine neue Arbeit in Buchenschlag übernehmen, die Mutter als Friedhofsgärtnerin und der Vater als Steinmetz. Zuerst ist Kilian von einem Umzug nicht begeistert, vor allem empört ihn, dass er dazu nicht gefragt wurde. Doch schließlich gefällt ihm die neue Schule, nur etwas haben ihm die Eltern verschwiegen; in der Schule herrscht Lehrermangel und die Schulleiterin, Frau Fuchs, greift schlauerweise auf die Friedhofsbewohner ihrer Schule zurück. Zuerst sind alle Kinder skeptisch, doch bald erkennen sie, dass die meisten Gruftis nett sind. Nur der Lehrstoff ist veraltet- wer spricht heute noch Mittelhochdeutsch oder Altgriechisch? Auch mit der modernen Technik tun sich die untoten Lehrer schwer. Und manche Unterrichtsmethoden sind heute einfach unmöglich! Natürlich werden die Gruftis angefeindet, vor allem von Dominik, der auch Kilian immer wieder anstänkert. Doch Kilian hat schnell Freunde gefunden, Ole und Yunai, Kinder anderer Angestellter. Sie mögen die Gruftis und versuchen alles, um sie zu beschützen und zu verhindern, dass sie wieder auf den Friedhof verbannt werden. Dabei haben die drei Freunde zahlreiche ungewöhnliche Abenteuer zu bestehen. Als zudem noch die Presse Wind von den außerordentlichen Lehrkräften bekommt, wird die Schule von Neugierigen gestürmt. Werden Kilian und seine Freunde wirklich verhindern können, dass die Schule auf ihre ungewöhnlichen Lehrkräfte verzichten muss?

Die Schule des Schreckens ist ein sehr witzig geschriebenes Buch mit schrägen Charakteren. Das eigentlich ernste Thema Tod wird hier so leicht und lustig aufgearbeitet, dass die Kinder das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen wollen. Die Geschichte ist unterhaltend, die Schulatmosphäre wird sehr gut geschildert, zahlreiche Geheimnisse müssen von Kilian und seinen Freunden erkundet werden. Auch Alchemie und der Stein der Weisen sollen bei der Lösung der Probleme helfen, eine Situation, die den Kindern alles abverlangt. Boris Koch erzählt hier eine zwar phantastische, aber sehr lebendige Geschichte, die gelungenen Illustrationen, die den Text auflockern, sind von Michael Hülse. Immer wieder werden andere Schriftarten verwendet, wenn aus dem Text etwas herausgehoben werden soll, das macht das Lesen abwechslungsreich und das Buch auch für Lesemuffel interessant. Oft werden die lesenden Kinder im Text direkt angesprochen und so zu Mitwissern gemacht, denen Kilian gerade ein Geheimnis anvertraut.

Doch nicht nur Kinder werden an diesem Buch ihre Freude haben. Erwachsene, die die Probleme im Bildungswesen mit einem Augenzwinkern betrachten können, finden hier viele Anspielungen, die zum Schmunzeln anregen. Auch die Boulevardpresse wird sehr treffend aufs Korn genommen. Also lohnt es sich durchaus auch für Eltern, Großeltern und andere Interessierte, dieses Buch mit ihren Kindern zu lesen.

Mein Fazit:

“Die Schule des Schreckens- Die Gruftis sind los” ist angenehm gruselig und sehr, sehr lustig. Der Wert von Freundschaft steht im Mittelpunkt, auch dass man mit Neugier und Durchhaltevermögen ungewöhnliche Probleme meistern kann, selbst wenn sie nicht ganz von dieser Welt sind. Um mit Kilian zu sprechen: “In diesem Buch steht die ganze Wahrheit und nichts als die Wahrheit”. Die Wahrheit ist auch, dass dieses Buch wirklich gelungen ist und die Geschichte bald in einer Fortsetzung weiter erzählt wird.

Bewertung vom 12.08.2025
Völler, Eva

Der Sommer am Ende der Welt


gut

Alte Schuld- neue Liebe

Mit “Der Sommer am Ende der Welt” hat die Spiegel Bestseller-Autorin Eva Völler einen Unterhaltungsroman, der tief in die Vergangenheit blickt, vorgelegt. Inspiriert wurde die Autorin durch die Erlebnisse ihrer Geschwister, die als Verschickungskinder traumatische Erfahrungen machen mussten. Daher wird in dieser fiktiven Geschichte auf wahre Begebenheiten Bezug genommen und die Leiden und Demütigungen dieser Kinder thematisiert. Schon das stimmige Cover zeigt ein Kind, das mit gesenktem Kopf das Wasser betrachtet und in sein Schicksal ergeben scheint.

Die Journalistin Hanna ist mit ihrer sechzehn Jahre alten Tochter Katie auf dem Weg nach Borkum. Sie will einen Artikel über das Schicksal der Verschickungskinder schreiben. Nicht nur auf Borkum gab es viele Heime, es waren tausende Kinder betroffen. Dieser Aufenthalt sollte die Gesundheit der Kinder bessern, sie wurden jedoch von den Betreuern zu Nummern gemacht, gequält, geschlagen und verspottet. Hanna erhält bei ihrer Recherche unerwartete Hilfe durch ein geheimnisvolles Tagebuch einer früheren Betreuerin, vor allem die Zeitzeugin Sabine bietet wertvolle Informationen, auf die Hanna mit tiefem Mitgefühl reagiert.

Doch neben diesem düsteren Kapitel hat die Autorin zwei interessante Liebesgeschichten in die Handlung verwoben. Eine betrifft Hanna, die sich in den Arzt Ole verliebt und auch dazu beiträgt, dass Oles Familiengeschichte mit entsetzlichen Geheimnissen ans Licht kommt. Katie verliebt sich in Bengt, den Sohn der Hoteleigentümerin, die alles daran setzt, dass Hanna ihren Artikel nicht veröffentlicht, denn auch das Hotel war in den sechziger Jahren des vorigen Jahrhunderts ein übel beleumdetes Kinderheim.

Mit “Der Sommer am Ende der Welt” schlägt Eva Völler eine Brücke zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Die Aufdeckung vergangener Verbrechen, die Lieblosigkeit, die die Kinder erleiden mussten, Traumata, die auch in den Nachkommen fortwirken sind oft bestürzende Themen, denen sich der Roman widmet. Auch Hanna hat unerwartet mit Krankheit zu kämpfen. Dennoch bleibt sie optimistisch und bemüht sich sehr um ihre Tochter Katie, die in Bengt ihre erste Liebe gefunden hat. Haben die Beziehungen von Hanna und Katie eine Chance? Und wird Hanna wirklich ihren Artikel schreiben oder aus Rücksicht auf Oles Familie davon Abstand nehmen?

In ihren Roman bietet die Autorin ein breites Spektrum an Themen, sodass die Lesenden selbst entscheiden können, auf welchen Handlungsstrang sie ihr Hauptaugenmerk richten wollen. Manchmal scheint der Sprung zwischen Vergangenheit und Gegenwart zu groß, denn das Schicksal der Verschickungskinder steht gleichrangig mit gegenwärtigen Ereignissen, was einige Lesende vielleicht irritieren könnte. Dem Grauen der Nazi-Zeit und den damals begangenen Verbrechen sowie den erschütternden Kinderschicksalen stehen eine nicht ganz einfache Mutter-Kind Beziehung und eine gefühlvolle Liebesgeschichte gegenüber, deren Ausgang die Autorin erst in ihrem Epilog verrät.

Eva Völler besticht in ihrem Roman durch eine gelungene Zeichnung einprägsamer Charaktere. Der Roman, der sich gut und flüssig liest, lässt immer wieder Mitleid und auch Abscheu vor den Ereignissen der Vergangenheit aufkommen, wobei in der Gegenwart positive Entwicklungen, aber auch Probleme in diesem Buch thematisiert werden. Viele Handlungsstränge bringen Abwechslung. Der Autorin ist hoch anzurechnen, dass sie den damals gepeinigten Kindern eine Stimme gibt. Eva Völler bietet in ihrem Buch eine große Themenvielfalt, für Lesende, die zeitgeschichtlich interessiert sind und auch Liebesgeschichten mögen, kann ich das Buch gerne empfehlen.

Bewertung vom 03.08.2025
Tucholsky, Kurt

Auf tausend Straßen


ausgezeichnet

Wer “Auf tausend Straßen” liest, liest die Beiträge von fünf Autoren: Peter Panter, Theobald Tiger, Ignaz Wrobel und Kaspar Hauser. Trotzdem sind die Vier nur ein Literat, Kurt Tucholsky, der diese Pseudonyme gewählt hat. Er schreibt in seinem Beitrag “Start”, dass es nützlich sei, unter verschiedenen Namen zu schreiben, denn der Satiriker werde nicht ernst genommen, und Humor wird einem politischen Schriftsteller nicht zugetraut. So entstand eine heitere Schizophrenie, jede Figur hatte ihren persönlichen Bereich. Doch alle Fünf einigt das offene Auge, der klare, fast prophetische Blick auf die Gesellschaft vom Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts bis zu den Jahren nach dem ersten Weltkrieg sowie auf den aufstrebenden Nationalsozialismus.

Die Bandbreite der Arbeiten Tucholskys ist riesig, er war Lyriker, Journalist, Romanautor, Kritiker und textete Chansons und Kabarettnummern. Da man damals den Kaiser nicht kritisieren durfte, schrieb er bereits im Alter von siebzehn Jahren das “Märchen“, um die rückständigen Ansichten des deutschen Kaisers auf moderne Kunst zu persiflieren. Seine Gedichte und seine Prosa zeigen mit einprägsamen und präzisen Worten die Zustände der Zeit, nie um Humor und Ironie verlegen und, wie der Autor selbst sagt: “Satire darf alles“. Interessant ist, dass in dem Gedicht “Gebet des Zeitungslesers” die damalige Informationsüberflutung aufgezeigt wird, die in der Bitte gipfelt, den Leser von diesem Zeitungsregen zu befreien, denn wie sagt der Dichter: “Was geht mich das an?” So sprach der Autor damals gegen seine kommerziellen Interessen, nicht aber in “Die diskreditierte Literatur” , wo er das Erscheinen billiger Bücher kritisiert, eine für einen Sozialdemokraten vielleicht hinterfragenswerte Einstellung, da Bildung nun auch für einfache Schichten erschwinglich wurde. Ebenso wendete er sich gegen die Verluderung der Sprache, da Sprache eine Waffe sei. Obwohl der Autor sehr bekannt und nachgefragt war, musste auch er schließlich erkennen, dass man mit der Schreibmaschine keine Änderung der Verhältnisse herbeiführen kann.

Tucholsky wendet sich gegen die Kriegshetze, gegen Fehlinformation des Volkes, das letztlich nur als Kanonenfutter taugt und den Reichtum der Unternehmer mehrt. Dieser Teil des Buches ist für mich der leider bestürzend aktuelle Bereich. Männer, die in ihrer bürgerlichen Existenz Handwerker oder Bankbeamter waren, wurden in den Krieg getrieben, erbarmungslos und sinnlos. Daher gilt auch heute noch der brennende Appell des Autors: “Krieg dem Kriege”.

Die Vielfältigkeit des Werkes dieses großen Schriftstellers, der die Ansichten ganzer Generationen geprägt hat, findet sich in der Zusammenstellung seines Werkes “Auf tausend Straßen”, das dem Autor zum hundertfünfunddreißigsten Geburtstag ein Denkmal setzt. Diese hochwertige Ausgabe mit Hardcover und Lesebändchen wird wunderbar bereichert durch die Illustrationen von Stefanie Harjes, einer Illustratorin, deren Arbeiten national und international seit Jahren höchste Anerkennung finden.

Tucholskys pointierte, bissige und doch so treffende Schilderung seiner Beobachtungen machten vor keiner Gesellschaftsschicht halt, weder vor dem Großbürgertum, den Unternehmern, den Richtern oder den Militaristen. Tucholsky war Patriot, der sein Land liebte, aber immer gegen Nationalismus anschrieb. Nach seiner frühen Auswanderung nach Schweden kritisierte der Autor die deutschen Verhältnisse weiterhin. Doch findet sich im Buch auch ein Auszug aus dem Kurzroman “Schloss Gripsholm”, der Leichtigkeit und Romantik bringt. Sogar die Beschreibung seiner Beerdigung, hier wird Ignaz Wrobel zu Grabe getragen, wirft ein bezeichnendes Licht auf den bitteren Humor des Autors. Wer wird hier teilnehmen, nur um im Rampenlicht zu stehen? Und als Ignaz Wrobel sollte auf seinem Grabstein stehen “Hier ruht ein goldenes Herz und eine eiserne Schnauze-gute Nacht.”

Mein Fazit:

Kurt Tucholsky war einer der wichtigsten Schriftsteller meiner Jugend, ich habe es immer bewundert, mit welcher Präzision er Missstände und Lügen aufgedeckt hat. “Unter tausend Straßen” hat mir seine Werke wieder vor Augen gestellt und an meiner Bewunderung für seinen Mut und seine klaren Worte hat sich nichts geändert. Er war Mahner, Aufklärer und überzeugter Pazifist, seine Gedichte und Prosa sind so erschreckend aktuell, dass es fast weh tut. Mit “Auf Tausend Straßen” wurde dem Autor ein würdiges Denkmal gesetzt in einem wunderbaren Buch, das ich gerne empfehle.

Bewertung vom 26.07.2025
Qunaj, Sabrina

Hearts & Horses - Reiten, Rockstar und das große Glück


ausgezeichnet

Mit “Hearts & Horses” hat die bekannte Autorin Sabrina Qunaj ein gelungenes Buch vorgelegt, das die Liebe zu Pferden und das Aufkommen erster Gefühle sehr einfühlsam behandelt. Schon das schön gestaltete Hardcover zeigt, dass Pferdeliebe dazu führen kann, dass sich auch junge Menschen näher kommen.

Mia ist elf Jahre alt, als ihre Mutter bei einem Reitunfall stirbt. Der trauernde Vater verkauft daraufhin das Pferd der Mutter, Tiago, und verbietet Mia nicht nur das Reiten, sondern auch jeden Besuch in einem Reitstall. Doch Mia verspricht sich selbst, Tiago wieder zu finden. Plötzlich, nach zwei Jahren, erfährt sie durch eine Freundin, wo Tiago eingestellt ist. Doch darf Mia sich über das väterliche Verbot hinwegsetzen? Ist es möglich, dass Mia ihren Vater doch noch umstimmen kann?

Arvid ist vierzehn Jahre alt und schon ein Star, der als Sänger und Songwriter bereits Tourneen gemacht hat und nun ein neues Album herausbringen soll. Doch Arvid ist ausgelaugt, seine Berühmtheit ist nicht nur Freude sondern auch Stress. Daher will er auf dem Pferdegut seiner Großtante einen ruhigen Sommer verbringen, wo ihn niemand erkennt. Durch Zufall ist es das Gut, in dem Tiago lebt. So lernt Arvid Mia kennen, die Tiago heimlich besucht. Doch das Pferd lehnt Mia ab und geht auf Arvid zu. Mia freut sich, Tiago endlich gefunden zu haben, auch wenn es schmerzt , dass das geliebte Pferd vor ihr zurückschreckt. Doch verschweigen einander Mia und Arvid ihre wahre Geschichte, auch wenn die gegenseitige Sympathie von Tag zu Tag wächst.

“Hearts & Horses” schildert einprägsam, wie sehr Tierliebe das Schicksal eines jungen Menschen beeinflussen kann und wie wunderbar es ist, eine besondere Beziehung zu einem Pferd zu haben. Mia ist ein Mädchen, das den Tod der Mutter noch nicht ganz verwunden hat, Tiago erinnert sie an ihre Mutter und gibt Mia das Gefühl, noch immer mit ihr verbunden zu sein. Aber die Geschichte zeigt auch, dass man sich Vertrauen und Zuneigung- sei es bei Mensch oder Tier- erst langsam erarbeiten muss. Ebenso muss sich Mia fragen, wie sie mit der Berühmtheit von Arvid umgehen soll, die sie eigentlich ängstigt. Offen bleibt, ob Mia ihren Vater davon überzeugen kann, wie wichtig das Reiten für sie ist oder ob erst eine ernsthafte Gefahr dazu führen wird, dass auch der Vater seine Haltung überdenkt.

Arvid ist ein sensibler Junge, der sich sanft bemüht, Mia langsam näher zu kommen und der erst wieder die Liebe zur Musik finden muss. Doch wird er Mia als Freundin gewinnen, obwohl ihr Vater dagegen ist? Und können Arvid und Tiago zusammen ein großes Unglück verhindern?

Dieser Roman für Kinder ab zehn Jahren handelt von großer Tierliebe, besonders natürlich zu Pferden, und macht klar, wie sorgsam und mit welchem Einfühlungsvermögen diese Tiere behandelt werden müssen. In flüssigem und gut lesbaren Schreibstil wird die Geschichte zweier junger Menschen erzählt, die ihren Weg zum Erwachsenen langsam zu gehen beginnen. Die Autorin beschreibt lebensecht die Gefühle, die Mia und Arvid füreinander empfinden, immer bedacht, hier die Verletzlichkeit, aber auch die Freude an der Zweisamkeit altersgerecht zu schildern. Ich kann dieses Buch daher gerne empfehlen und bewerte es mit verdienten fünf Sternen.

Mein Fazit:

“Hearts & Horses” ist ein Roman, der mit viel Empathie die ersten zarten Gefühle zwischen ganz unterschiedlichen Jugendlichen beschreibt und sie in ihrer Entwicklung begleitet. Einfühlsam und doch prägnant wird erzählt, wie die Liebe zu einem Tier das Leben eines Menschen bestimmen kann und dass Ruhm und öffentliche Aufmerksamkeit nicht nur positiv für das eigene Leben sind. Sabrina Qunaj erzählt eine schöne Liebesgeschichte und zeigt, dass Gefühle und Freundschaft auch unter schwierigen Umständen eine Chance haben. Von mir daher eine absolute Leseempfehlung.

Bewertung vom 25.07.2025
Espach, Alison

Wedding People


ausgezeichnet

Mit ihrem New York Times Bestseller “Wedding People” hat die mit dem Goodreads Choice Award ausgezeichnete Autorin Alison Espach eine humorvolle und mitreißende Geschichte über das Leben vorgelegt, das immer wieder anders läuft als geplant. Schon das phantasievolle und heitere Cover zeigt, wie nahe Glück und Untergang einander manchmal sind.

Phoebe, eine Literaturprofessorin mittleren Alters, hat beschlossen, ihrem Leben ein Ende zu setzen. Sie hat alles verloren, ihren Kater, ihren Mann und ihre Lebensfreude. Denn Phoebe wurde verlassen, sie kann trotz zahlreicher Versuche mit künstlicher Befruchtung keine Kinder bekommen. Nach Jahren tiefer Depression beschließt sie, sich noch einmal Luxus zu gönnen und reist an ihren Glücksort, das Hotel Cornwall Inn. Dort will sie sich umbringen. Doch wurde das ganze Hotel für die Hochzeitswoche von Lila und Gary reserviert und plötzlich findet sich Phoebe mitten in der fröhlich feiernden Gesellschaft. Lila, die Braut, versucht alles, um Phoebe von ihrem Plan abzubringen, damit die von ihr geplante Märchenhochzeit nicht ruiniert wird. Kann Phoebe sich wirklich umbringen, wenn sie von lauter gut gelaunten Menschen umgeben ist?

Der Roman von Alison Espach lebt von Charakteren, die psychologisch gut gezeichnet sind, von skurrilen Situationen und witzigen Dialogen. Trotz allem fehlt es dem Buch nicht an Tiefgang, denn es zeigt, wie eine zufällige Begegnung- Lila und Phoebe treffen einander im Lift- die Pläne eines ganzen Lebens oder auch Sterbens beeinflussen kann.

Lila ist ein reiches Mädchen, dessen Vater kürzlich verstorben ist und die nun mit einer teuren und bis ins Detail durchgeplanten Hochzeit den älteren Arzt Gary heiraten will. Doch so sicher scheint sich Lila ihrer Liebe nicht zu sein, und trotz vieler absurd komischer Situationen entwickelt sich zwischen Lila und Phoebe eine Freundschaft. So ist Phoebe die Einzige, mit der Lila offen über ihre zahlreich angereiste Familie und über ihre Beziehung zu Gary, dessen Tochter Juice und dessen Schwester Marla reden kann. Denn leicht hat es Lila in dieser Familienkonstellation nicht.

Phoebe, die ihren Plan, sich umzubringen, hinterfragt, fühlt sich von der etwas übergriffigen Lila unter Druck gesetzt, aber erklärt sich doch bereit, Teil der Hochzeitsgesellschaft zu werden. Denn sie hegt Sympathie für Gary, mit dem Phoebe reden kann und das Gefühl hat, verstanden zu werden. Nebenbei findet sie Gary attraktiv und hat ihm, ohne zu wissen, dass er der Bräutigam ist, bereits an unmoralisches Angebot gemacht. Denn Phoebe hat beschlossen, nicht mehr die brave, angepasste Frau zu sein sondern klar zu äußern, was sie denkt und fühlt.

Die Figur von Gary erscheint etwas zurückhaltend und eher passiv, er macht in der Hochzeitswoche einfach alles, was Lila vorschlägt. Aber er trauert noch um seine erste Frau Wendy. Ob Lila wirklich die Richtige für ihn ist? Die Charaktere der weiteren Teilnehmer an diesem Spektakel sind sehr gut gezeichnet. Garys Tochter Juice, die den Tod ihrer Mutter noch nicht verwunden hat, wünscht sich eine Seebestattung für ihren verstorbenen Plastikhund. Garys Schwester Marla, die Lila nicht mag, tut alles, um die gute Stimmung in der Hochzeitswoche zu zerstören. Auch Lila hinterfragt ihren Blick auf Gary. Entsteht hier das Bild einer Braut, die sich nicht traut?

Mit Wedding People hat Alison Espach einen gelungenen Roman geschrieben, der von subtil geschilderten Charakteren, unerwarteten Wendungen, humorvollen und manchmal intim übergriffigen Dialogen lebt und dessen skurrile Situationskomik das Buch zu Recht zu einem Bestseller gemacht hat. Auch schwierige Themen wie Kinderlosigkeit und künstliche Befruchtung, Scheidung und Einsamkeit, Selbstmordgedanken und Tod können dem Buch die Leichtigkeit nicht nehmen. Die Dialoge der Protagonisten scheinen zwar manchmal alltäglich, doch hat der Roman auch nachdenklich machende Abschnitte. Da der Gemütszustand der Figuren lebensecht beschrieben wird läuft sofort eine Komödie im Kopfkino. Ich kann daher das Buch wirklich empfehlen und bewerte es mit verdienten fünf Sternen.

Bewertung vom 10.07.2025
Fonthes, Christina

Wohin du auch gehst


sehr gut

Mit ihrem Debütroman “Wohin du auch gehst” hat die Autorin Christina Fonthes, die bereits den Writers Award und weitere Preise gewonnen hat, ein bemerkenswertes Buch über die Schicksale von zwei Frauen vorgelegt, die ihre Heimat, die heutige Demokratische Republik Kongo, verlassen haben.

Die Geschichte von Mira beginnt im Jahr 1974 in Gombe und Kinshasa. Mira ist damals neun Jahre alt und wächst als Kind einer zu Reichtum und politischem Einfluss gekommenen Familie auf, doch den Konventionen will sie sich nicht beugen. Als Jugendliche geht sie in Klubs und verliebt sich in einen jungen Musiker. Als sie zur Strafe in das Haus ihrer älteren Schwester Eugenie geschickt wird, um dort den Haushalt zu führen, stellt sich heraus, dass sie schwanger ist. Mira will dieses Kind nicht und die nächsten Lebensjahre verbringt sie unter wechselnden Umständen in Europa. Ihre Berufung findet sie in ihrem Glauben.

Am 3. März 1982 wird Bijoux in Mbandaka geboren. Als Kind wird sie aus ihrem Heimatland nach London gebracht, um bei Tantine Mira zu leben. In der Beziehung dominiert das Unausgesprochene und die Religion. Als Bijoux erklärt, lesbisch zu sein, wird sie durch Mira und die Kirche unter Druck gesetzt, zu heiraten- eine unglückliche Ehe. Doch Bijoux bricht aus der Beziehung aus, sie möchte sich und ihre Freundin nicht mehr verstecken. Wird es ihr gelingen, ein erfülltes Leben mit ihrer Partnerin zu führen und sich mit ihrer Familie auszusöhnen?

Christina Fonthes hat ihren Roman in mehreren Zeitebenen aufgebaut, die zeigen, wie sich die Schicksale der beiden Frauen ineinander verschränken. Die einzelnen Kapitel sind jeweils einer Protagonistin- Mira oder Bijoux- zugeordnet, die die Handlung in Ich-Form erzählen. Die Sprache der Autorin ist lebendig und bildhaft, allerdings ist es notwendig, manchmal zurückzublättern, um die Zusammenhänge besser zu erkennen. Zwischen den beiden Frauen ist Schweigen vorherrschend, und erst spät werden die Lesenden erfahren, worauf sich dieses Schweigen gründet. So bietet das Buch am Ende noch einmal eine völlig neue Sicht auf das Geschehen.

Die Handlung wird authentisch bereichert durch Sätze in Lingala, einer Sprache, die in weiten Teilen der Demokratischen Republik Kongo und in den umliegenden afrikanischen Ländern gesprochen wird. Zum besseren Verständnis ist dem Buch am Ende ein Glossar angeschlossen, das die Ausdrücke erklärt.

Dieser Roman ist keine leichte Lesekost, obwohl er sich angenehm und flüssig liest. Die behandelten Probleme sind vielfältig: Migration und Diskriminierung aufgrund der Herkunft, schwierige Lebensbedingungen in einem Land, das nicht die Heimat ist, frühe Schwangerschaft, Krankheit und Tod. Dazu tragen auch die Wertvorstellungen und Sitten aus dem Herkunftsland bei, die die Sichtweise auf das Verhalten der Protagonistinnen bestimmen. Entgegen allen religiösen Regeln, die das Leben einschränken, wird vor allem das Thema der gleichgeschlechtlichen Liebe behandelt, wobei die beiden Partnerinnen sehr lange Ablehnung erfahren und Vorurteilen sowie falschen Vorstellungen ausgesetzt sind. Wird es Bijoux und ihrer Partnerin Chancey gelingen, ihre Liebe offen zu leben?

“Wohin du auch gehst” ist interessant und lesenswert, vielleicht braucht man ein wenig Zeit, um sich in die Situation der beiden Frauen zu versetzen, doch je mehr die Handlung voranschreitet, desto besser gelingt es. Vor allem Lesende, die anderen Kulturen gegenüber aufgeschlossen sind, werden hier eine interessantes Buch vorfinden. Allerdings hätte ich mir eine klarere Zeitstruktur gewünscht. Ich kann diesen Roman gerne empfehlen und bewerte ihn mit vier Sternen.