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PoetryandCoffee
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Hannover
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Bücher und Kaffee und das Leben ist schön!

Bewertungen

Insgesamt 50 Bewertungen
Bewertung vom 17.04.2024
Das andere Tal
Howard, Scott Alexander

Das andere Tal


ausgezeichnet

Ein starkes Debüt

Scott Alexander Howard beschreibt in seinem Roman "Das andere Tal" das Leben von Odile, einem schüchternen sechzehnjährigen Mädchen, das sich in einen Jungen verliebt, von dem sie weiß, dass er sterben wird. Sie leben in einer dystopischen Welt mit drei Tälern, in denen mit einem Abstand von jeweils 20 Jahren neben der Gegenwart auch die Vergangenheit und die Zukunft existieren. Diese Täler werden von dem absolutistischen Staat rigoros voneinander getrennt und bewacht. Es geht aber auch um das Erinnern, den Tod, die Trauer, das Leben, das Erwachsen werden, das Treffen von richtigen und falschen Entscheidungen und deren Folgen, um Einsamkeit, das Verstoßen gegen Regeln, das Gewissen und die Möglichkeit zweiter Chancen, darum was Zeit ist und so viel mehr. Ein kluges, nicht immer ganz einfaches Buch, das durch seine klare und schöne Sprache überzeugt.
Die spannende Geschichte um Odile hat mich gefesselt, emotional aufgewühlt und nicht mehr losgelassen. Selbst nachdem ich das Buch ins Regal gestellt habe, beschäftigen mich die dort aufgeworfenen Fragen noch immer und ich denke nicht, dass sich dies so schnell ändern wird.

Bewertung vom 02.04.2024
Mit den Jahren
Steenfatt, Janna

Mit den Jahren


ausgezeichnet

Was wäre wenn...?

Drei Protagonist*innen, drei Leben. Janna Steenfatt lässt die Lesenden intensiv am Alltag, den Träumen, Wünschen, Problemen, verpassten und ergriffenen Möglichkeiten von Jette, Lukas und Eva teilnehmen. In aneinander gereihten und untereinander verwobenen Momentaufnahmen folgen wir der Geschichte der Autorin Jette, dem Künstler Lukas und der Lehrerin Eva.

Janna Steenfatt schreibt intensiv nah dran am Leben und so kommen mir die Figuren irgendwie vertraut vor. Nicht mehr ganz jung und in ihrem Alltag festgelegt, stellen sie sich die Fragen, die sich wohl fast jede*r mit den Jahren stellt: Ist dies das Leben, das ich mir vorgestellt habe? Wie kam ich zu diesem Leben und welche Ursachen und Zufälle haben dazu geführt? Oder hätte auch alles ganz anders verlaufen können? Warum habe ich von all den möglichen Leben dieses gewählt? Was brauche ich zum glücklich sein?

Ich bin den Höhen und Tiefen der Personen gern gefolgt, habe Situationen, Entscheidungen und Fragen mit reflektiert, ganz so, als ob es Freunde wären und war dann doch vom Ende überrascht.

Bewertung vom 27.03.2024
Die Frau am Fluss / Loreley Bd.1
Popp, Susanne

Die Frau am Fluss / Loreley Bd.1


ausgezeichnet

Sagenhafter Roman vor dem Hintergrund des Rheins in der Romantik

Die Protagonistin Juliane wächst als mittellose Waise im Bacharach am Rhein des Jahres 1817 bei ihrer Pflegefamilie auf und arbeitet dort als Magd im Gasthof ihres Vormunds. Julianes außergewöhnliche Schönheit gerät ihr im Umgang mit den Menschen oft zum Nachteil, bis sie Johann kennenlernt, der Eltern und Geschwister verloren hat und versucht, seinen Platz im Leben zu finden. Doch die Vergangenheit holt beide ein und auf dem Loreley-Felsen spitzen sich die dramatischen Ereignisse zu.

Die Autorin Susanne Popp arbeitet in ihrem neuen Buch "Loreley" mit ganz unterschiedlichen Elementen: Sie verwebt Informationen zur Rheinbegradigung und historischen Personen mit märchenhaften und mystischen Anteilen sowie wunderbaren Landschaftsbeschreibungen zu einem spannenden Roman. Die verschiedenen Handlungsstränge verbinden sich im Verlauf der Geschichte und entwickeln eine Sogwirkung, der ich mich nicht entziehen konnte. Ich bin nur so durch die Seiten geflogen und warte nun sehnsüchtig auf Band 2, der im Herbst 2024 erscheinen soll.

Wer gern historische Romane liest, die märchenhafte sowie mystische Anteile enthalten und das Lokalkolorit des Rheins zur Zeit der Romantik genießt, ist hier richtig. Eine spannende Lektüre, die ihre Leser*innen sehr gut unterhält.

Bewertung vom 07.02.2024
Zukunft Schreiben (eBook, ePUB)
Schütte, Oliver

Zukunft Schreiben (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

KI für Autorinnen und Autoren - Aktuell, praxisnah und informativ

Auf 202 Seiten führt der Dramaturg und Autor Oliver Schütte in seinem Buch "Zukunft schreiben. KI-Tools für Autorinnen und Autoren" kompetent und umfassend in das Themenfeld der KI für das kreative Schreiben ein. Schütte informiert die Lesenden aber nicht nur über die Vor- und Nachteile einer Arbeit mit Künstlicher Intelligenz, sondern deckt u. a. auch Themenbereiche wie Brainstorming, Recherche, Titelfindung, Erstellung eines Exposés, Lektorat, Korrektorat sowie Dialog- und Figurenentwicklung im Bereich Roman und Drehbuch ab. Dabei betont er immer wieder, wie wichtig und unersetzlich die Rolle der menschlichen Kreativität ist und bleibt.

Ich bin rundum begeistert von diesem Buch, dass das Thema von allen Seiten beleuchtet, Vorschläge zur Anwendung und Nutzung unterbreitet und Prognosen für die Zukunft wagt. Der Schreibstil ist gut verständlich, die vorgestellten Beispiele konnte ich leicht auf eigene Projekte übertragen und mein Verständnis für die Funktionsweise einer KI hat sich grundlegend zum Positiven geändert. Immer nah an den Nutzenden der KI zeigt das Buch die Möglichkeiten einer Zusammenarbeit zwischen Mensch und Maschine auf. Insgesamt bin ich überrascht, was alles möglich ist, und fühle mich nach der Lektüre des Buches sehr viel sicherer im Umgang mit der KI.

Bewertung vom 28.12.2023
Die Verletzlichen
Nunez, Sigrid

Die Verletzlichen


ausgezeichnet

Über das Leben und das Schreiben

Das Setting: New York zur Zeit der Corona-Pandemie. Was haben eine alternde Schriftstellerin, ein gutaussehender junger Student und ein schlauer Papagei gemeinsam? Dieser und anderen Fragen und Themen widmet sich Sigrid Nunez in ihrem neuesten Essay-Roman "Die Verletzlichen". Klug, zeitweise melancholisch aber immer mit viel Herz und Humor erzählt die namenlose Protagonistin ihre Gedanken zu den großen Dingen des Lebens. Ihre Verweise auf Schriftsteller*innen und deren Werke machen Lust, sich ihnen zu widmen.

Es ist überaus unterhaltsam, diesen Gedanken zu folgen, ein Angebot an Themen und Meinungen, das die Lesenden für sich aufgreifen können. Am Ende kam ich aus der Lektüre des Romans nachdenklich, menschlich berührt und mit einer langen Leseliste hervor. Ein wunderbares Buch von einer wunderbaren Schriftstellerin.

Bewertung vom 29.11.2023
Die Bibliothek im Nebel
Meyer, Kai

Die Bibliothek im Nebel


sehr gut

Tragisch und spannend

Kai Meyers neuer Roman "Die Bibliothek im Nebel" führt unterschiedliche literarische Genres zusammen und ist eine gelungene Mischung aus Liebesgeschichte und Kriminalroman mit ganz viel Abenteuer, der spannende und gute Unterhaltung garantiert.

Während sich die Geschichte der Protagonist*innen auf drei Zeitebenen: 1917, 1928 und 1958 entfaltet, wechselt das Setting von Sankt Petersburg an die Cote d'Azur und in die Stadt der Bücher, nach Leipzig in das Graphische Viertel. Die titelgebende "Bibliothek im Nebel", ein mit einem Schloss versehenes Buch und eine geheimnisumwitterte schöne Frau stehen im Mittelpunkt der Geschehnisse.

Opulent erzählt der Autor die komplexe, emotionale Handlung und hält den Spannungsbogen gekonnt bis zum Ende. Ich habe mich beim Lesen kein einziges Mal gelangweilt und die atmosphärische Dichte des Romans bis zum Ende genossen.

Bewertung vom 13.11.2023
Herzsprechstunde
Eifert, Sandra;Kirschner-Brouns, Suzann

Herzsprechstunde


ausgezeichnet

Herzensangelegenheiten

Das Ziel des Buches "Herzsprechstunde. Warum das weibliche Herz anders ist und wie es gesund bleibt" der Autorinnen Frau Prof. Dr. Med. Sandra Eifert und Frau Dr. Med. Suzann Kirschner-Brouns ist es, die geschlechtsspezifischen Unterschiede in Gesundheit und Krankheit des weiblichen Herzens den Leser*innen nahe zu bringen. In gut verständlicher Sprache, der auch medizinische Laien folgen können, lernen die Lesenden u.a. welche Herzrisiken bei Frauen bestehen, welchen Einfluss Psyche, Umwelt und Epigenetik sowie die einzelnen Lebensphasen der Frau wie z. B. Schwangerschaft und Wechseljahre haben. Aber auch Themen wie Herzkrankheiten, Herztransplantation und Herzmedikamente werden kompetent und verständlich thematisiert. Abgerundet wird das Buch durch ein Kapitel, in dem die Autorinnen Tipps geben, wie Frau ihr Herz lange jung, gesund und fit halten kann.

Das Buch hat mir die Augen geöffnet, welche Unterschiede zwischen dem weiblichen und dem männlichen Herz bestehen. Ich habe viel Neues gelernt und fühle mich nach der Lektüre gut informiert und sensibilisiert für alles, was mit dem Thema des weiblichen Herzens zusammenhängt.

Bewertung vom 30.10.2023
Der Wald
Rode, Tibor

Der Wald


sehr gut

Unheimlich und spannend

Mit seinem Wissenschaftsthriller "Der Wald" ist Tibor Rode ein rasanter und spannender Pageturner gelungen, den ich buchstäblich bis zum letzten Satz nicht aus der Hand legen konnte: Zu tausenden werden im Jahr 2023 weltweit kleine Pflanzensamentütchen anonym an unterschiedliche Empfänger verschickt. Viele Menschen pflanzen die Samen und damit beginnt ein wahrer Horrortrip um die Vorherrschaft auf der Erde. Kann die Katastrophe in einem Wettlauf gegen die Zeit verhindert werden?

Neben diesem interessanten Plot der Geschichte stellt der Autor auch Fragen: Zum Beispiel danach, ob Pflanzen ein Bewusstsein haben, ob Computer und Wald zusammenpassen, die Menschheit eine Zukunft verdient und wer die künftigen Herrscher auf unserem Planeten sein sollen. Gut recherchiert, in kurzen Kapiteln erzählt Rode mit hohem Tempo und interessanten Protagonist*innen die Geschichte. Die zahlreichen Cliffhanger und Plot Twists haben mich als Leserin begeistert und zum Nachdenken gebracht. Ein Roman über ein ungewöhnliches Thema mit glaubhaften Figuren, der mich nicht so schnell loslassen wird.

Bewertung vom 21.10.2023
Ich bin Frida / Mutige Frauen zwischen Kunst und Liebe Bd.23
Bernard, Caroline

Ich bin Frida / Mutige Frauen zwischen Kunst und Liebe Bd.23


sehr gut

Becoming Frida Kahlo

Mexiko im Jahr 1938: Noch steht Frida im Schatten ihres berühmten Mannes Diego Rivera, doch dies wird sich bald ändern. Der Autorin Caroline Bernard gelingt es, die Kunst der Malerin, ihre Lieben, Schmerzen, Enttäuschungen, Selbstzweifel, Erfolge und Gedanken in einem mitreißenden Schreibstil den Lesenden zu vermitteln. Frida emanzipiert sich und ihre Kunst nach und nach auf Ausstellungen in New York und Paris, löst sich von den Vorstellungen und Wünschen der Männer, die sie liebt - aus Frida Rivera wird Frida Kahlo. Sie lebt, wenn es ihr versehrter Körper zulässt, ein Leben auf der Überholspur und genießt alles in vollen Zügen. Ihre Kunst, ihr Leben und ihre Lieben sind miteinander verbunden, bedingen sich gegenseitig in ihrer Existenz. Die Autorin schildert die Entstehungsprozesse einiger Bilder detail- und wissensreich, versteht es gekonnt, die vielen Facetten von Fridas Persönlichkeit darzustellen, erweckt sowohl die New Yorker Kunstszene als auch das zeitgenössische Paris vor dem inneren Auge der Leser*innen zum Leben. Spannend beschreibt Bernard, wie Frida Kahlo zu der Künstlerin wurde, deren Kunst und Leben nach wie vor Generationen fasziniert und begeistert. Wer gern Romanbiographien liest, wird dieses Buch lieben.

Bewertung vom 01.09.2023
Weil da war etwas im Wasser
Kieser, Luca

Weil da war etwas im Wasser


ausgezeichnet

Überraschend und tiefgründig

Wo soll ich bei dem Roman "Weil da war etwas im Wasser" von Luca Kieser beginnen? Hier erzählt ein außergewöhnlich talentierter Autor von einem riesigen Tintenfisch, dessen einzelne Arme, nachdem er ein ein Tiefseekabel berührt hat, anfangen, zu erzählen: von sich, dem Leben im Wasser und den Menschen. Alles ist miteinander verbunden, über Generationen hinweg. Nichts und niemand kann sich dem ewigen Kreislauf entziehen, auch wenn die erzählten Schicksale durchaus individuell erfahren werden. Geschickt spinnt der Autor ein Netz, in dem die unterschiedlichsten Protagonist*innen agieren und leben. Es geht aber auch darum, wie Kommerz, Film und Literatur sich u.a. die Wesen des Meeres aneignen, sie dämonisieren und vermarkten.

Schaffen es Menschen, über Tiere und vielmehr aus der Sicht der Tiere zu schreiben? Die Lektüre des Romans lässt erahnen, wie schwierig dies zu bewerkstelligen ist. Doch Kieser versteht es ausgezeichnet, die Lesenden auf ein Abenteuer zu schicken an dessen Ende Nachdenklichkeit bleibt und auch nicht so schnell verschwindet. Ich habe es genossen, den Geschichten aus teilweise ungewöhnlichen Perspektiven zu folgen. Der verwendete Genremix gestaltet das Lesen abwechslungsreich und die Erzählkunst des Autors hat mir einfach Freude gemacht. Alles verbunden im ewigen Kreislauf des Entstehens und Vergehens, ohne Anfang und ohne Ende.