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Pergamentfalter
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Bewertungen

Insgesamt 35 Bewertungen
Bewertung vom 19.07.2021
Billy Summers
King, Stephen

Billy Summers


weniger gut

In "Billy Summers" geht es um den gleichnamigen Kriegsveteranen und Auftragskiller. Noch ein Job, dann will er in den Killer-Ruhestand gehen. So reibungslos wie gehofft klappt das jedoch nicht.

Nach dem Lesen des Klappentextes hatte ich von dem Buch eine gute Spannungskurve erwartet. Leider war ich am Ende ziemlich ernüchtert. Das Buch ist weniger Krimi oder Thriller als Roadmovie und Lebensgeschichte. Statt hohen Spannungsbögen stehen die Charaktere, allen voran William "Billy" Summers, und ihre Entwicklung im Vordergrund.

Die Geschichte verläuft eher unaufgeregt. In der ersten Hälfte geht es viel ums Warten: Warten auf Neuigkeiten, auf ein Schlüsselereignis und darauf, dass einfach die Zeit vergeht. Das wurde mir recht schnell zu eintönig. Nach knapp der Hälfte kommt das Buch endlich an den Punkt, der im Klappentext angeteasert wird - reichlich spät für meinen Geschmack. Ich hatte eher erwartet, dass das Buch dort losgeht. Die zweite Hälfte ist etwas abwechslungsreicher. Während zuvor Billys Charakter und Lebensgeschichte im Vordergrund steht, geht es nun quer durch einige amerikanische Bundesstaaten. Noch dazu hat Billy zu diesem Zeitpunkt eine Begleitung, sodass er nicht mehr nur noch um seine eigenen Gedanken kreist. Das macht es menschlich angenehmer und abwechslungsreicher. Wirkliche Spannung kam jedoch für mich bis zum Schluss nicht auf.

Erzählt wird die Geschichte übrigens aus personaler Perspektive von Billy. Hin und wieder gibt es jedoch allwissende Einschübe, die mich immer wieder sehr irritiert haben: Sie ziehen Verbindungen zur Pandemiesituation einige Monate nach der Handlung des Buches, nach dem Motto "Er könnte sich nie vorstellen, dass die Lage hier in einigen Monaten vollkommen anders sein wird." Bis zum Schluss dachte ich, diese Einschübe würden noch irgendetwas bringen, aber nein. Ihren Sinn habe ich bis zuletzt nicht verstanden.

FAZIT
Wer nach etwas wie "Es" oder "Friedhof der Kuscheltiere" sucht, wird hier definitiv nicht fündig. Stattdessen ist "Billy Summers" eine unaufgeregte Story, teils mehr Charakterstudie als Geschichte, teilweise eintönig und definitiv für mich fern von (Hoch-) Spannung. Kann man mögen. Mich hat es leider eher gelangweilt.

Bewertung vom 31.01.2021
Die Julibraut / Erdbeerpflücker-Thriller Bd.8
Feth, Monika

Die Julibraut / Erdbeerpflücker-Thriller Bd.8


weniger gut

Vorab: Ich bewerte hier nur den Verlauf dieses einzelnen Buches und die Charaktere, wie ich sie hier erlebt habe. "Die Julibraut" ist der 8. Band der "Erdbeerpflücker"-Reihe - eine Reihe, von der ich bisher nur den ersten Band grob kannte. Da es aber wohl keine Rolle spielt, alle 7 vorhergehenden Bücher zu kennen - immerhin erkläre ich mir so, dass der letzte Band einer Reihe an Buchflüsterer geschickt wird, ohne zu wissen, ob die Reihe bekannt ist - werte ich das Buch so, wie ich es wahrgenommen habe.

Soweit zur Einordnung. Damit zur eigentlichen Rezension.

Im Zentrum dieser Geschichte stehen zum einen Jette und ihre Freunde, die auf einem alten Bauernhof wohnen. Zum anderen ist da Georg Taban, der Mörder aus dem allerersten Band, der seine Strafe im Gefängnis absitzt. Von Anfang an birgt das Buch viele Verweise auf die vorhergehenden Bände und ich bin mir sicher, wer die Reihe gut kennt, wird hier viele Anknüpfungspunkte finden.

Auch ohne Vorwissen nehmen v.a. Jette und Georg schnell Konturen an und werden als Figuren gut gezeichnet. Jettes Freunde und Familie und die Polizisten bleiben dagegen sehr blass. Man erfährt gerade so viel von ihnen, wie man braucht, um ihre Rolle in der Geschichte zu verstehen. Das ist gerade so okay, immerhin sind es sehr viele Charaktere und wären sie alle deutlich gezeichnet worden, wäre es vermutlich zu ausufernd und undurchsichtig geworden. An sich gibt es ja auch noch die anderen Bände, in denen man diese Charaktere bereits besser kennengelernt hat. Nichstdestotrotz hätte ich mir ein wenig mehr "Leben" in den Nebencharakteren gewünscht. Mehr echte Gespräche als nur dürre Andeutungen auf die anderen Bände und Dialoge, die für das Vorankommen der Handlung notwendig sind. Immerhin sollen sie Menschen sein und nicht nur bloße Funktionsträger für die Geschichte.

Die Geschichte selbst beginnt sehr ruhig. Alltagsszenen, Prüfungsvorbereitung für Jette, das Zusammenleben in der Bauernhof-WG... Sehr entspannt. ZU entspannt. Bis auf ein paar Andeutungen, Vermutungen und mysteriöse Botschaften passiert kaum etwas. Im Grunde wechselt es überwiegend nur zwischen Gefängnisszenen und Jette beim Joggen und Grübeln. Langweilig.

Erst auf den letzten 100 Seiten kommt mehr Fahrt auf. Nicht so viel, dass es mich wirklich packen konnte, aber immerhin mehr "Krimi", als die Seiten davor boten. Leider wird hier jedoch viel Potenzial verschenkt: Die Spannungskurve wird gut aufgebaut, aber an ihrem Höhepunkt so schnell abgehandelt, dass es klingt, als müsse die Geschichte nun schnell ein Ende finden. Was zuvor zu langatmig war, war am Ende zu hastig erzählt. Da ändert es nun auch nichts, dass es vor diesem Buch schon mehrere andere in der Reihe gab. Ganz im Gegenteil: Das hier ist das Finale eines Achtteilers. Angesichts dessen hatte ich mehr Showdown, mehr Spannung, mehr wirkliches Final-Feeling erwartet. Stattdessen blieb es bei viel Langeweile, etwas erhöhtem Puls und einem hastigen, wenig runden - wirklich "abgeschlossen" wirkenden - Ende.

Bewertung vom 24.07.2020
Mind Games / Augusta Bloom Bd.1
Deakin, Leona

Mind Games / Augusta Bloom Bd.1


weniger gut

Im Klappentext ist die Rede von dunklen Seiten, Gewaltpotential und einem tödlichen Spiel. Eine Karte mit der Inschrift "Dein Geschenk ist das Spiel - traust du dich zu spielen?" ist Aufhänger dieser Geschichte und klingt nach Spannung pur. Allerdings klingen manche Dinge besser, als sie sind...

An sich geht es ganz gut los: Die Geschichte spielt in England und dreht sich vorrangig um die beiden Privatermittler Marcus Jameson, einen ehemaligen Geheimagenten, und die Psychologin Dr. Augusta Bloom. Sie werden von Jamesons "Zieh-Nichte" engagiert, nachdem deren Mutter verschwunden ist, und zunächst sind die Entwicklungen interessant. Sie stoßen auf ein mysteriöses Spiel und machen schnell weitere potenzielle Spieler*innen ausfindig. Die Ermittlungen nehmen Fahrt auf und Dr. Bloom hat bald eine Theorie, um was es geht. Danach ging's leider bergab.

Nahezu inflationär fällt immer wieder die Bezeichnung "Psychopath*in" und schon nach kurzer Zeit dachte ich mir "Ich hab's kapiert!" Diese ständigen Wiederholungen und Schläge in die gleiche Kerbe haben mich schnell genervt und entbehrten jeglicher Spannung. Selbst ein eigentlich gut gelungener Twist durch ein Ereignis in der Vergangenheit konnte die Spannung kaum heben, denn trotzdem blieb die Geschichte in ihrer eingefahrenen Spur.

Hinzukommt, dass ich eigentlich erwartet hatte, Genaueres über das Spiel und seine Funktionsweise zu erfahren. Das einzige, was ich bekam, waren vage Informationen und eindeutige Hinweise darauf, dass es sich hierbei um den ersten Band einer Reihe handelt. Schade! Und enttäuschend.

Nicht einmal die Charaktere konnten das Ruder noch herumreißen, denn sie blieben für mich fern und gestaltlos. Jameson zeigte zwar etwas mehr Emotion als Dr. Bloom, aber beide blieben für mich bis zum Schluss bloße Handlungsträger ohne richtige Persönlichkeit.

FAZIT
Grundidee gut, Umsetzung dagegen eher langweilig. Mehr Fokus auf bzw. Einblicke in das Spiel und lebendigere/ emotionalere Charaktere hätten dieser Geschichte sicher gut getan. In dieser Form wird es für mich jedoch kein Wiedersehen mit Dr. Bloom & Co. geben.

Bewertung vom 22.02.2020
Es beginnt / Beastmode Bd.1
Wekwerth, Rainer

Es beginnt / Beastmode Bd.1


gut

Gute Unterhaltung, viel Abwechslung, aber Schwächen in der Umsetzung: Während manche Kritikpunkte für mich „typisch Jugendbuch“ sind, stört anderes wie wenig Spannung und Fehler in der Logik deutlicher.

In der ersten Hälfte stellt die Geschichte die Charaktere vor, in der zweiten Hälfte geht es stärker um das Energiefeld. Richtige Spannung kommt dabei jedoch nicht auf. Die Erzählweise ist sehr unaufgeregt und ausgerechnet die Szenen, die Spannung versprechen, werden zu schnell abgehandelt. Dadurch verschenkt Wekwerth einiges Potenzial.
Erzählt wird die Handlung abwechselnd aus den Perspektiven der fünf Hauptfiguren. Das Quintett punktet mit viel Abwechslung – sowohl, was ihre Charaktere, als auch was ihre Fähigkeiten angeht. Emotionen kommen jedoch kaum rüber, m.M.n. weil die Erzählung teilweise einfach zu oberflächlich bleibt.

Nichtsdestotrotz wurde ich durch die Geschichte gut unterhalten. Gestört haben mich andere Punkte, die leider viel zu oft „typisch Jugendbuch“ sind:
Perfektion: Fast alle Haupt- und viele Nebenfiguren sehen betont gut aus. Einzige Ausnahme bildet der Nerd, der – ganz Stereotyp – Brille trägt, tollpatschig ist und der Außenseiter der Gruppe ist.
Instant-Liebe: Die Hauptfiguren haben zig Probleme und dann tauchen auch noch urplötzlich tiefe Gefühle füreinander aus. Kann es nicht einmal eine gemischte Jugendgruppe geben, in der es nicht um Liebe geht?
Einseitiges Verhalten: Alle paar Seiten steht ganz plötzlich jemand neben einem anderen. Normalerweise fällt mir das nicht so auf, aber hier hat es echt genervt. Können sich die Figuren nicht etwas lebendiger benehmen?
Daneben gibt es auch noch ein paar logische Fehler. Z.B. Frage ich mich immer noch, wie die Gruppe zwei Leibwächter haben kann, wenn kurz zuvor in einem Kampf nur noch einer gelebt hat.

Bewertung vom 10.11.2019
Blood Orange - Was sie nicht wissen
Tyce, Harriet

Blood Orange - Was sie nicht wissen


weniger gut

In „Blood Orange“ gefielen mir die kriminalistische und juristische Seite wirklich gut. Leider machen die nur einen kleinen Teil der Geschichte aus. Der Rest ist wenig spannend bis nervtötend und erinnerte mich eher an einen Roman über Eheprobleme als an einen Thriller.

DIE HANDLUNG
sollte sich eigentlich um Alisons Mordfall drehen. Stattdessen nimmt Alisons Privatleben sehr viel Raum ein: Sie betrinkt sich nach der Arbeit regelmäßig mit Kolleg*innen, raucht, hat eine Affäre mit einem Kollegen, kümmert sich kaum um ihre Tochter und ihre Ehe steht kurz vor dem Ende. Zudem hat jemand von ihrer Affäre erfahren und schickt ihr anonyme Droh-SMS.
Die ständigen Wiederholungen von Alkoholexzessen, Sex und Ehestreit nervten mich schnell und hatten mit dem angekündigten Thriller nichts zu tun. Erst gegen Ende kommt etwas Spannung auf und es wird deutlich, dass die Fäden, die sich im Finale zusammenziehen, in der gesamten Geschichte verteilt wurden. Wäre Alisons private Story nicht so dominant und nervtötend gewesen, hätte sich vermutlich eine subtile Spannung durch das Buch gezogen. So kam für mich nur am Ende etwas Spannung auf, die allerdings nichts mehr retten konnte.

DIE CHARAKTERE
waren für mich einfache Handlungsträger ohne Sympathiefaktor und ohne echte Tiefe. Insbesondere die Erzählerin Alison war mir durch ihr Verhalten von Beginn an unsympathisch. Daher war es mir auf emotionaler Ebene auch ziemlich egal, was sie im Laufe der Geschichte erlebt. Mitfiebern war so für mich nicht möglich.

SPOILER
Am Ende störte mich zudem der Umgang mit Alisons Alkoholproblem. Zuvor hat sie sich schon mehrfach vorgenommen, mit dem Trinken aufzuhören – erfolglos. Als sie dann aber beschließt, ihrer Tochter eine bessere Mutter zu sein, ist schlagartig keine Rede mehr von Alkohol. Dass dieses vorher so dominate Thema einfach fallen gelassen wird, fand ich unpassend und nachdem Alisons Trinkerei schon Suchtcharakter aufwies, auch wenig realistisch.

Bewertung vom 10.06.2019
Westwall
Gollhardt, Benedikt

Westwall


ausgezeichnet

Ein gelungenes Debüt, das mich auf ganzer Linie überzeugte!

Die Handlung…
beginnt nach einem spannenden Prolog erst einmal ruhig. Nur langsam und zunächst sehr subtil steigert sich die Spannung, bis man plötzlich mittendrin ist: Verfassungsschutz, rechte Untergrundorganisation, Terrorismus und Gewalt, Reichsbürgertum – was sich wie eine Liste aktueller gesellschaftlicher Themen liest, ist das Spektrum, das Gollhardt zu einer spannenden Handlung verknüpft, dank der ich das Buch kaum aus der Hand legen wollte. Zahlreiche Verstrickungen, größtenteils unerwartete Wendungen und Intrigen halten das Spannungslevel durchweg hoch und konnten mich vollends fesseln.

Die Charaktere…
sind eindeutig die tragende Säule dieser Geschichte. Sie alle waren für mich nicht nur rein logisch gut konzipiert, sondern konnten mich auch auf emotionaler Ebene überzeugen. Ob nun Julia, die Haupterzählerin der Geschichte, oder Nick oder Kriminalkommissar Roosen oder eine der andere Figuren: Alle wirkten auf mich wie aus dem Leben gegriffen; als bräuchte ich nur die Augen schließen und wäre mittendrin in diesen gefährlichen Kreisen - ob ich das nun möchte oder nicht.

Bewertung vom 20.02.2019
Der Kuss der Diebin / Heartless Bd.1
Wolf, Sara

Der Kuss der Diebin / Heartless Bd.1


gut

„Heartless. Der Kuss der Diebin“ ist definitiv ein Fantasy-Jugendbuch, das aus der Masse voller eindimensionaler Charaktere und Instant-Liebe heraussticht!

Sehr schnell überzeugte mich die Geschichte mit ihren lebendigen Figuren – allen voran mit den beiden Hauptfiguren Zera und Lucien. Zera, die gleichzeitig die Ich-Erzählerin der Geschichte ist, begeisterte mich vor allem mit ihrer selbstbewussten, nie um einen frechen Spruch verlegenen Art. Ihre innere Zerrissenheit aufgrund des fehlenden Herzens und einer grausamen inneren Stimme bildeten manchmal einen sehr harten Kontrast zu ihrem sonstigen Denken und Verhalten, aber das machte sie für mich als Charakter nur noch interessanter. Außerdem ist sie nicht perfekt! Dass ich das betonen muss, ist eigentlich traurig, aber vor allem Jugendbücher neigen so oft zu (nervig) perfekten Charakteren, dass ich es einfach erwähnen MUSS.
Lucien steht Zera in kaum etwas nach. Auch er hat seine Ecken und Kanten und obgleich er anfangs wie der typische Badboy wirkte, zeigt er im Laufe der Handlung eine tiefere Persönlichkeit mit unterschiedlichen Facetten, die mir sehr gut gefallen hat.

Ebenfalls erfrischend, weil nicht so oft in Jugendbüchern vorhanden: Es gibt keine Instant-Liebe! Stattdessen besticht das Buch mit glaubwürdigen Beziehungen und Entwicklungen, die mir beim Lesen wirklich Spaß machten.

Allerdings: Bei all dem Lob für die Figuren kann die Handlung leider nicht mithalten. Zu oft ist ihr Verlauf vorhersehbar. Zwar unterhielten mich die Charaktere bestens, aber wirkliche Spannung kam leider nicht auf. Zudem blieb mir das Worldbuilding oft zu vage. Von den Herzlosen und Hexen habe ich nur ein grobes Bild bekommen und auch die Welt kann ich mir – von der Hauptstadt und einem Wald mal abgesehen – bislang nicht wirklich vorstellen. Ich hoffe, an diesen Stellen wird der zweite Band stärker.

FAZIT: Interessanter Auftakt mit Schwächen
Obwohl mir die reine Handlung zu vorhersehbar und nicht ganz stimmig ist (siehe Spoiler weiter unten), hat mir „Heartless. Der Kuss der Diebin“ überraschend gut gefallen. Überzeugend sind hier ganz klar die Charaktere – allen voran Zera und Lucien – sowie die Beziehungen, die sie untereinander entwickeln. Ich hoffe dennoch, dass die Folgebände auch auf der Handlungsebene stärker werden.


--- ACHTUNG SPOILER ---

Eines will ich noch erwähnen, weil es mich noch mehr störte, als die vorhersehbare Handlung: Fehlende Logik. Zera soll Luciens Herz stehlen, um den Krieg zu verhindern. Den gleichen Krieg will Lucien verhindern, indem er Erzherzog Gavik aufhält. Warum sucht Zera nie nach Alternativen zu ihrem Auftrag, obwohl sie so mit sich und ihrer Aufgabe hadert? Warum kommt sie z.B. nicht auf die Idee, dass ihr Auftrag längst hinfällig sein könnte und es viel sinnvoller wäre, Lucien zu unterstützen? Ja, wahrscheinlich bekäme sie dann ihr Herz nicht zurück, aber gleichzeitig würde dieses Vorgehen kein neues Konfliktpotenzial im Hinblick auf den drohenden Krieg bieten. Ich glaube nämlich nicht, dass die Menschen ohne Weiteres hinnehmen, dass ihrem Prinzen das Herz gestohlen wird …

Bewertung vom 04.12.2018
Nanos - Sie bestimmen, was du denkst / Malek Wutkowski Bd.1
Leibig, Timo

Nanos - Sie bestimmen, was du denkst / Malek Wutkowski Bd.1


gut

In "Nanos - Sie bestimmen, was du denkst" hat Timo Leibig eine unheimliche Zukunftsvision kreiert, die erschreckend überzeugend daherkommt. Der blinde Gehorsam derjenigen, die von Nanoteilchen beeinflusst werden, der unbedingte Wille, Resistente der Obrigkeit zu melden, und die Furcht der Resistenten, entdeckt zu werden, erinnerte mich ein wenig an Orwells "1984". Wo Orwell jedoch die psychologische Ebene eines solchen Szenarios in den Vordergrund stellte, ist Leibigs Geschichte eine actionreiche Handlungsabfolge, die den einzelnen Persönlichkeiten wenig Raum gibt zu wirken. Damit bleiben die Charaktere - allen voran die Hauptfiguren Malek und Maria - seltsam blass und oberflächlich. Hier hätte ich mir mehr Tiefgang gewünscht.
Nichtsdestotrotz verfolgte ich die Handlung gern und war durchweg interessiert an ihrer Entwicklung. Richtige Hochspannung fand ich hier zwar nicht, aber dank der unterschiedlichen Perspektiven, aus denen die Geschichte erzählt wird, und einiger unerwarteter Wendungen fühlte ich mich durchweg gut unterhalten.

FAZIT
Ein unterhaltsamer Thriller für zwischendurch, der mir zu oft zu oberflächlich und auf die bloße Handlung konzentriert blieb. Mehr Psychologie und Tiefgang hätte mir besser gefallen - aber vielleicht kommt das im zweiten Band?

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 27.08.2018
Dark Lake / Gemma Woodstock Bd.1
Bailey, Sarah

Dark Lake / Gemma Woodstock Bd.1


weniger gut

Rosalind Ryan – die hübsche und schlaue Unnahbare, die schon in der Schule niemand richtig einschätzen konnte. Als Lehrerin in Smithson war sie beliebt bei den Kollegen und Schülern. Nun ist sie tot. Als Gemma und ihr Partner die Ermittlungen aufnehmen, merken sie schnell, dass noch immer niemand Rose wirklich kannte. Die Ermittlungen sind dadurch – trotz realistischer Darstellung – ziemlich zäh und wenig spannend.

Leider steht der Fall auch nicht so sehr im Mittelpunkt, wie ich es mir bei einem Thriller (oder eher Krimi – Thriller würde ich „Dark Lake“ nicht nennen) wünsche. Stattdessen nimmt Gemmas Liebesleben ziemlich viel Platz ein. Sie ist verheiratet und hat eine Affäre mit ihrem Kollegen, die zunehmend Gemmas Gedanken bestimmt. Statt sich auf den Fall zu konzentrieren, denkt sie fast nur an ihre Affäre, was schnell furchtbar nervig war.

Zudem ist Gemma ziemlich dem Alkohol zugeneigt und trinkt täglich. Gesund schien mir ihr Konsum nicht. Leider wird er in keinster Weise reflektiert.

Insgesamt zeigte Gemma für mich zu oft das Klischee vom trinkenden, (fast) nur an Sex denkenden Ermittler. Davon, dass sie die herrschenden Vorurteile gegenüber Frauen im Polizeidienst bekämpfen wollte, wie zu Beginn der Geschichte anklang, merkte ich nichts.

Neben dem Haupterzählstrang gibt es immer wieder Rückblicke in Gemmas Vergangenheit, die sich irgendwie auf die Gegenwart auswirkt. Wie genau, das klärt sich erst am Ende und entlädt sich in einem hastigen, aber überraschenden Schluss. War die Handlung zuvor zu zäh, um spannend zu sein, war sie an der Stelle zu übereilt, was leider auch nicht besser war.

FAZIT
Positiv? Realistische Ermittlerarbeit und ein überraschendes Finale. Leider ändert das angesichts einer zähen Handlung, wenig Spannung und einer eher nervigen denn überzeugenden Protagonistin wenig.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 06.06.2018
Nicht ein Wort
Parks, Brad

Nicht ein Wort


gut

"Nicht ein Wort" beginnt mit einem kleinen Rückblick auf den Moment, als die SMS von "Alison" bei Scott eingeht, bis hin zur Erkenntnis, dass die Kinder entführt wurden. Die friedlichen Stunden dazwischen, die Scott im Rückblick beschreibt, wecken bereits früh ein beklemmendes Gefühl, das ich als ständigen Begleiter für die nächsten knapp 500 Seiten erwartete. Leider täuschte der erste Eindruck.

Die Geschichte legt einen Fokus auf die psychologischen Auswirkungen der Entführung auf die Eltern. Ständige Sorge, Schlaflosigkeit, Schuldzuweisungen, gleichzeitig Tatendrang und das Bedürfnis, Normalität zu erhalten - diese Darstellung konnte mich überzeugen. Spannung fehlte jedoch immer wieder. Die Geschichte kam einfach nicht in Fahrt: kurze spannende Absätze wurden von Längen abgelöst, die zwar einerseits die Machtlosigkeit der Eltern widerspiegelten, die aber oft zu eintönig waren. Erst auf den letzten knapp 80 Seiten wurde die Spannung dann durchgehend gehalten. Die Auflösung der Geschichte überraschte mich dann definitiv.

Neben den Längen störte mich, dass die Geschichte teilweise einfach unglaubwürdig war. Das eingängigste Beispiel dafür ist das Verhalten der Leiterin der Schule, die die Zwillinge besuchen. Obwohl deutlich gemacht wird, dass anders als angenommen nicht Alison die Kinder abgeholt hat, stellt sie keine Fragen und erkundigt sich auch nicht nach dem Befinden der Kinder. Es weckt nicht einmal Misstrauen, dass die Kinder nach dem Vorfall erst "krank" sind und dann "Privatunterricht" erhalten!

Positiver war dagegen der Schreibstil, der sich angenehm lesen ließ. Die gesamte Geschichte weckt den Anschein eines Berichts, den Scott nach den Ereignissen geschrieben hat. Entsprechend ist die hauptsächliche Zeitform die Vergangenheit, einige wenige Stellen, die Dinge beschreiben, die "immer so sind", sind dagegen in Präsens geschrieben. So weit, so gut.
Spitzfindige Leser werden jedoch merken, dass auch das bisherige Verhalten der Zwillinge in diesem "Bericht" in Präsens geschrieben ist. Das kann als Irreführung des Lesers oder schlicht als allgemeine Information betrachtet werden; leider aber auch als (möglicherweise ungewollter) Hinweis auf den Ausgang der Geschichte.

FAZIT
"Nicht ein Wort" hat gute Ansätze, bleibt in der Umsetzung aber hinter den Erwartungen zurück.