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Martinchen
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Magdeburg

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Insgesamt 147 Bewertungen
Bewertung vom 26.10.2025
Turhan, Su

Schattenbauten


ausgezeichnet

Erdbeben in Istanbul und die Folgen

Der neunte Fall für Zeki Demirbilek betrifft ihn auch persönlich. Seine Ex-Frau Selma liegt schwer verletzt in einer Istanbuler Klinik. Zeki selbst hat nur knapp überlebt und kehrt nach einer Auszeit zurück nach München, wo ihr ein neuer Fall erwartet. Auf einer Baustelle der Firma Muc-Bauten ist der Bauleiter unter ungeklärten Umständen ums Leben gekommen. Zeki und sein Team um Isabel Vierkant und Pius Leipold ermitteln, zumal der Buchhalter der Firma ermordet aufgefunden wird.

Ich frage mich, warum diese Krimi-Reihe bisher an mir vorbeigegangen ist. Der neunte Fall ist mein erster. Da der Fall in sich abgeschlossen ist, gibt es kein Verständnisproblem. Auch was das Team und dessen Umfeld betrifft, gibt es etliche Hinweise auf die Vergangenheit. Wer allerdings hier die Zusammenhänge besser verstehen möchte, dem empfehle ich die Einhaltung der Reihenfolge.

Das Team ist ausgesprochen sympathisch. Es arbeitet gut zusammen, jeder hat seine Stärken und Schwächen. Besonders gut gefallen hat mir die gegenseitige Rücksichtnahme, die ich hier stärker als in manchen anderen Krimis empfinde. Ich weiß allerdings nicht, ob ein Beamter in Bayern so selbst bestimmt agieren kann. Andererseits ist Zeki ja krankgeschrieben, was ein guter Grund sein dürfte.

Der Fall erscheint zunächst etwas verzwickt, zumal das Motiv nicht sofort ersichtlich ist. Dann jedoch werden verschlüsselte Akten gefunden, die die Ermittler beschäftigen. Was hatten Bauleiter und Buchhalter damit zu tun? Und nicht alles ist wie es scheint. Am Ende ist alles gut nachvollziehbar und hat eine eigenen Pointe.

Das Cover passt sich in seiner Gestaltung den Vorgängerbänden an und gibt neben dem Titel auch in den Details einen Hinweis auf den Inhalt. Wer, wie ich, Fan von besonderer Haptik ist, kommt ebenfalls auf seine Kosten.

Fazit: ein spannender Krimi mit einem ungewöhnlichen Ermittler

Bewertung vom 26.10.2025
Kolb, Elli

Das Leuchten des Himmels an dunklen Tagen


ausgezeichnet

Abschiednehmen, Verlust und Neuanfang

Romys Großvater stirbt, ihr einziger Halt. Alles scheint hoffnungslos. Eine verletzte Taube, um die sich Romy kümmert, verbindet sie mit ihrem Großvater. Dieser hat sich sehr liebevoll um „seine“ Taube Zausel gekümmert und Romy die Liebe zu den Tauben vermittelt. Auch Jakob, den sie bei einer Party kennenlernt, gibt ihr neuen Mut.

Sehr einfühlsam beschreibt Elli Kolb die Trauer und die vorsichtigen Versuche, wieder Lebensmut zu gewinnen, immer begleitet von der Angst vor neuen Verlusten. Denn Romy weiß, dass sie die verletzte Taube gesund pflegen kann, diese aber kein Haustier ist. Und auch Jakob hat Pläne, er wird einige Zeit in London verbringen. Es gibt viele Abschiede: vorübergehende und endgültige, freiwillige und unfreiwillige, gelingende und solche, bei denen noch viel hätte gesagt werden müssen. Und immer gibt es gleichzeitig auch positive Gefühle. Diese Gleichzeitigkeit macht das Leben aus.

Für mich sind die beschriebenen, teilweise sich widersprechenden Gefühle von Romy sehr gut nachvollziehbar, ebenso der einfühlsame Jakob, der eine Idee von Romy aufgreift und auf seine ganz eigene, unaufdringliche Art umsetzt.

Elli Kolb gelingt es, wunderbar poetische Sätze einfließen zu lassen, die das Lesen zu etwas Besonderem machen, einige von ihnen hallen nach und werden bleiben. Einer findet sich auch in dem so zum Inhalt passenden Titel wieder, denn auch an dunklen Tagen ist immer wieder das Leuchten des Himmels zu spüren.

Fazit: ein berührender Roman, für den ich gern eine Leseempfehlung ausspreche

Bewertung vom 26.10.2025
Russenberger, Andreas

Arosa - wo auch Gauner Urlaub machen (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Ein Blick hinter die Postkartenidylle - großer Lesespaß

Andreas Russenbergers Reihe um Phillipp Humboldt lese ich mit großem Vergnügen. Nun also ein Band mit 36 Wintergeschichten, die in und um Arosa spielen.

Der Klappentext fasst perfekt zusammen, welche Geschichten den Leser erwarten. Kleine oder größere Gaunereien, geplante und ungeplante Begebenheiten, unbedachte Äußerungen oder Handlungen, immer mit ein wenig schwarzem Humor garniert, garantieren großen Lesespaß. Nicht nur aus Sicht von Menschen, sondern auch aus Sicht von Tieren werden die in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft spielenden Geschichten erzählt. Auch Phillipp Humboldt und seinem Freund dürfen dabei sein.

Natürlich nehmen die kurzen Geschichten oft unerwartete Wendungen, die mitunter auch dem Zufall geschuldet sind. Es geht um eine Geldwäscherin, eine Reinigungskraft, eine Zechprellerin, einen Neinsager, einen aufmerksamen Concierge oder um einen Mordversuch, der komplett schiefgeht. Jede Geschichte ist mit einem Warnhinweis versehen, der das Lesen amüsanter macht.

Fazit: unterhaltsame und humorvolle Kurzgeschichten, große Leseempfehlung

Bewertung vom 10.10.2025
Osman, Richard

Der Donnerstagsmordclub und der unlösbare Code / Die Mordclub-Serie Bd.5


sehr gut

Very british - I love it

Der fünfte Band des Donnerstagsmordclubs ist tatsächlich mein erster. Auch ohne Vorkenntnisse bin ich gut hineingekommen, denn die wesentlichen Informationen werden entweder kurz erwähnt oder lassen sich erschließen.

Joyce freut sich auf die Hochzeit ihrer Tochter, denn sie bekommt endlich einen Schwiegersohn. Ihr Stolz darauf ist einfach herrlich. Elizabeth trauert und besucht die Hochzeit nur den anderen zuliebe. Rons Tochter trifft eine Entscheidung, die Folgen hat, auch für ihren Sohn Kendrick und Ron. Ibrahim therapiert seine Lieblingsverbrecherin, die ihrerseits eine blutjunge Frau unter ihre Fittiche genommen hat. Das, was die beiden besprechen, ist nicht unbedingt das, was Ibrahim erwartet hat.

Anlässlich der Hochzeit wird Elizabeth von einem Gast um Unterstützung gebeten und damit beginnt eine aufregende Jagd, nach einem Täter, nach einem Code und nach dem verschwundenen Gast.

Diese Aufzählung zeigt, dass es jede Menge Stoff für einen spannenden Cosy-Crime gibt. Mehrere Handlungsstränge laufen parallel und finden sich zu einem Ende, das keine Fragen offen lässt.

Die Charaktere sind wunderbar gezeichnet, alle mit ihren kleinen oder größeren Macken. In diesem Team hat jeder seine Stärken, die sich gut ergänzen. Ich mag den britischen Humor, der vor allem in den Dialogen zu finden ist.

Das Cover passt zu den Vorgängerbänden, erscheint mir insgesamt etwas zu düster.

Fazit: ein spannender Cosy-Crime mit viel britischem Humor

Bewertung vom 04.10.2025
Seinsche, David

Tiefer Fall Der packende Ermittler-Krimi (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Hinter der ehrenwerten Fassade ...

Aus dem Sternburger See wird die Leiche des amtierenden Bürgermeisters gezogen. War es ein Unfall oder Mord?
Polizeioberkommissar Josef Langer ist der bester Ermittler, über den die örtliche Polizei verfügt. Doch er hat ein Problem: seit dem Tod seiner Ehefrau ertränkt er seinen Kummer mit Alkohol. Aus diesem Grund wird ihm die junge Kollegin Barbara Förster an die Seite gestellt. Sie ist intelligent, selbstbewusst und verfügt über eine ausgezeichnete Beobachtungsgabe.

Bemerkenswert ist das Kennenlerngespräch der beiden. Natürlich weiß Barbara Förster über Langer Bescheid. Sie ist genauso ehrlich zu ihm wie er zu ihr. Das imponiert Langer, der schnell ihre Qualitäten erkannt hat und mit ihr auf Augenhöhe ermittelt.
Doch wo genau sollen diese Ermittlungen beginnen, gibt es doch zunächst keine Anhaltspunkte.

Das gibt David Seinsche Gelegenheiten zu vielen Wendungen, die nicht nur zu mehr Spannung führen, sondern auch noch einen weiteren Fall nach sich ziehen. Die Auflösung ist etwas unerwartet und darum umso glaubwürdiger.

Die beiden Hauptprotagonisten sind gut beschrieben, ebenso ihre Vorgehensweise und ihre Arbeitseinstellung, denn auch gemeinsame Mittagspausen gehören dazu. Die beiden ergänzen sich perfekt. Spannend fand ich auch die Frage, ob der Alkoholiker Josef Langer seine tiefe Verzweiflung über den Tod seiner Frau überwinden kann und sich seinen Problemen stellt.

Einen winzigen Kritikpunkt habe ich allerdings: die stellvertretende Bürgermeisterin ist wirklich fürchterlich unsympathisch. Dennoch halte ich den Tonfall und die Ausdrucksweise, die Langer ihr gegenüber an den Tag legt, für völlig überzogen und deplatziert. Sorgsam gewählte Worte wären effektiver gewesen.

Das Cover mit dem See passt natürlich zum Fundort der Leiche. Auch die Düsternis, die es umgibt, passt sehr gut zum Inhalt.

Da „Tiefer Fall“ mit „Ein Fall für Langer und Förster 1“ untertitelt ist, freue ich mich auf eine Fortsetzung dieses unterhaltsamen und spannenden Krimis.

Fazit: ein spannender und lesenswerter Krimi mit einem harmonierenden Ermittler-Duo

Bewertung vom 04.10.2025
Krieger, Günter

Sankt Martin: Der geteilte Mantel - Ein Schwerthieb machte ihn zum Heiligen


ausgezeichnet

Vom Soldaten zum Bischof

Ein junger römischer Soldat teilt seinen Mantel mit einem Bettler – der Moment, der Geschichte schreibt und Martin zum Heiligen macht.

Günter Krieger hat daraus einen historischen Roman gemacht. Grundlage waren u.a. die Aufzeichnungen von Sulpicius Serverus, der diese bereits zu Lebzeiten Martins gemacht hat.

Martin dient als treuer Soldat dem Kaiser, wie lange genau, muss offen bleiben, da es unterschiedliche Angaben gibt. Während dieser Zeit lebt er seinen christlichen Glauben, sehnt aber das Ende seines Kriegsdienstes herbei. Danach lebt er seinen Traum als Mönch und Einsiedler, bevor er mit einer List zum Bischof von Tours ernannt wird. Der Autor unterteilt seinen Roman dann auch folgerichtig in diese drei Lebensabschnitt und stellt Martin in seinen unterschiedlichen Facetten vor. Vieles war mir unbekannt oder ich habe es nicht mit Martin in Verbindung gebracht. Sehr schön eingebettet ist die Legende mit den Gänsen.

Neben Martin, der ein gesegnetes Alter erreicht, treffen wir fiktive und historische Persönlichkeiten, die entsprechend ihrer „Rollen“ beschrieben werden.

Der Stil ist flüssig und gut lesbar und wird durch zahlreiche Legenden angereichert. Ein Nachwort gibt ergänzende Erläuterungen. Natürlich dürfen Lebenslauf und Literaturverzeichnis nicht fehlen.

Fazit: ein christlich-historischer Roman über Martin von Tours, auch für nicht christliche Leser

Bewertung vom 04.10.2025
Schwarz, Gunnar

Sündiges Blut (Thriller)


ausgezeichnet

Extrem spannend

Die Thriller von Gunnar Schwarz sind ein Garant dafür, dass Raum, Zeit und vor allem alle zu erledigenden Aufgaben vergessen werden. So auch dieser.

Tina Bein, aus guten Gründen auch Tina Beinhart genannt und Oliver Marquardt, der einen wohltuenden Ausgleich schafft, sollen einen grausamen Mord aufklären. Es sieht nach einem Ritualmord aus, ist aber sehr besonders. Dann gibt es ein zweites Opfer.

Tina Bein ist eine ausgezeichnete Ermittlerin, die gute Arbeit leistet und kein Blatt vor den Mund nimmt. Ein traumatisches Erlebnis aus ihrem letzten Fall hängt ihr nach. Oliver Marquardt ist alleinerziehender Vater eines 14jährigen, der sehr erwachsen wirkt und die mit diesem Fall unvermeidlichen Überstunden klaglos hinnimmt.
Die Sonderkommission besteht nicht nur aus diesen beiden. Einige Kolleginnen und Kollegen werden namentlich genannt und spielen größere Rollen, andere kommen eher am Rand vor. Deutlich wird vor allem, dass viel Detailarbeit nötig ist, um dem Täter auf die Spur zu kommen. Das weiß vor allem auch die Leiterin Tina, die gute Arbeit von anderen anerkennen kann. Positiv ist ebenfalls anzumerken, dass die beiden Ermittler auch Menschen sind. So bemerkt Oliver etwas zu spät, dass er eine gute Chance verpasst hat. Und auch einige religiöse Zusammenhänge werden den beiden erst spät klar.

Gunnar Schwarz hält die Spannung vom Prolog bis zum Epilog. Allerdings sind die Beschreibungen der Verletzungen der Opfer nichts für schwache Nerven, bei mir zumindest haben sie sofort das Kopfkino in Gang gesetzt.

Fazit: ein extrem spannender Thriller, dem auch Sarkasmus und Humor nicht fehlen

Bewertung vom 30.09.2025
Schumacher, Manfred

Der Kriminale Inquisitor


ausgezeichnet

Ermittlungen im Mittelalter

Goslar, 1368: der ehemalige Ordensritter und jetziger kriminaler Inquisitor Jan von Granitweiler wird nach Goslar gerufen, um einen Serientäter zu fassen, der es auf eine Adelsfamilie abgesehen hat. Einziger Anhaltspunkt sind zunächst Zeichen, die der Mörder hinterlässt. Dazu gehören ein Schneemann und ein Kinderreim.

Manfred Schumacher hat einen spannenden historischen Kriminalroman geschrieben. Seine Hauptfigur Jan von Granitweiler, der von allen Granit genannt werden möchte, ist ein scharfsinniger Ermittler, der sich nicht von Aberglauben täuschen lässt. Er findet Spuren, wo andere keine gesehen haben und erkennt schnell, wo die Gefahr lauert. Das hält den Täter jedoch nicht davon ab, weiter seinem Treiben nachzugehen. Granit zur Seite steht Giso Bolender, ein junger Mann aus Goslar, der nicht nur lesen und schreiben kann, sondern auch andere Talente hat und damit Granit unterstützen kann.

Der ruhige Schreibstil mit vielen historischen Ausdrücken, die selbstverständlich erklärt werden, ist fesselnd. Eine mitunter unheimliche Atmosphäre, die durch die dunklen Gassen und Häuser noch unterstrichen werden, trägt zur Spannung bei und lädt zum Miträtseln ein, bevor der Fall nachvollziehbar gelöst wird.

Ein Verzeichnis der historischen Persönlichkeiten, die Gegenüberstellung von alten und heutigen Orts- und Gebietsnamen sowie ein ausführliches Glossar (s.o.) ergänzen den Text. Leider fehlt zu Beginn ein Personenverzeichnis, das mir die verwandtschaftlichen Beziehungen auf einen Blick deutlich gemacht hätte.

Das Cover deutet mit Titel, Schriftart und der Bildgebung auf den historischen Inhalt hin.

Fazit: ein spannender historischer Krimi, bitte mehr davon

Bewertung vom 29.09.2025
Mullen, Kelly

Die Einladung - Mord nur für geladene Gäste


sehr gut

Amüsanter Krimi

Ein Herrenhaus, zwölf Personen, ein Schneesturm – dann gibt es eine Tote. Das Setting ist nicht neu, dennoch schafft es Kelly Mullen, diese Konstellation spannend zu gestalten.

Rosemary MacLaine, von allen Mimi genannt, erhält eine Einladung zu einer Party im Stil der Zwanzigerjahre. Sie kann diese Einladung nicht ablehnen, denn sie enthält eine Drohung. Ihre Enkelin Addie begleitet sie, kennt die Wahrheit aber nicht.

Kelly Mullen schreibt flüssig und humorvoll. Immer wieder gibt es bemerkenswerte Sätze, über die ich schmunzeln musste, die aber auch tiefsinnig sind. Die Protagonisten haben nahezu alle etwas zu verbergen, was zumindest bei den geladenen Gästen naheliegt. Allerdings ist nicht immer alles so, wie es scheint. Die Gastgeberin Jane wird als „stählerne Salonlöwin“ bezeichnet, die ihrer Tochter den Mann ausgespannt hat. Ein Blick hinter die Fassade zeigt ganz andere Facetten.

Mimis Enkeltochter Addie ist Krimifan und Spieleentwicklerin. Gemeinsam mit ihrer Großmutter versucht sie, den Täter zu finden. Bemerkenswert ist, dass einige Gäste den beiden ihre Geheimnisse offenbaren.

Ich finde, der Krimi hat ein wenig Ähnlichkeit mit einem PC-Spiel: in dem Herrenhaus gibt es Geheimgänge, versteckte Türen, jede Menge Spuren, natürlich auch falsche und Hinweise, die gar nichts mit dem Mord zu tun haben. Diese Idee hat mir gut gefallen. Was mir weniger gut gefallen hat, waren die unzähligen alkoholischen Getränke, die konsumiert wurden, insbesondere auch von Mimi. Die Auflösung am Ende erfolgt etwas plötzlich, ist jedoch gut nachvollziehbar.

Das Cover zeigt das beleuchtete Herrenhaus vor dunklem Hintergrund. Titel und Genre nehmen mit der goldenen Farbe das Licht auf. Autorenname und Untertitel sind in einem mittleren Blauton mit geprägten Buchstaben gehalten und damit auch haptisch etwas Besonderes. In Vor- und Rückumschlag sind die Protagonisten mit einigen Worten vorgestellt. Die Zeichnungen gefallen mir gut, entsprechen jedoch nicht immer dem angegebenen Alter der Protagonisten.

Fazit: ein unterhaltsamer Krimi

Bewertung vom 12.09.2025
Horncastle, Mona

Peggy Guggenheim


ausgezeichnet

Freigeist, Mäzenin, Femme fatale

„Die Kunsthistorikerin Mona Horncastle porträtiert Guggenheim frei von Klischees und Klatsch“ – so steht es auf der Rückseite dieses wunderbar gestalteten Buches. Und so ist es.

In ihrem Nachwort erläutert Mona Horncastle, welche Fragestellungen sie beim Schreiben der Biografie dieser bemerkenswerten Frau leiteten. Berühmte und bekannte Frauen und ihre Taten und Handlungen werden immer anders bewertet als die berühmter und bekannter Männer.

Peggy Guggenheim begann bereits früh, ihr Vermögen zur Förderung junger Künstlerinnen und Künstler einzusetzen und sie hatte ein gutes Gespür dafür. Sie sammelte deren Kunst nicht nur, sie unterstützte sie auch mit Stipendien oder Ausstellungen. Auch ihre Sammlung wurde der Öffentlichkeit zugänglich, lange bevor sie in Venedig sesshaft wurde.
Natürlich macht auch ihr Liebesleben, ihre Ehen, ihre zahlreichen Affären einen Teil des Buches aus, weil sie natürlich zu ihrem Leben dazu gehören. Und auch Peggys Leben kannte Höhen und Tiefen, ihre Trennungen oder der frühe Tod ihrer Tochter. Mona Horncastle verzichtet bewusst auf Bewertungen, sowohl was das Liebesleben als auch das Verhältnis zu ihren Kindern und Enkelkindern anbelangt.
Mehr jedoch hat mich tatsächlich die Mäzenin interessiert. Faszinierend die vielen Aufzählungen berühmter Künstlerinnen und Künstler, die bei Peggy Guggenheim ein- und ausgingen sowie die Tatsache, dass sie etlichen Frauen die Möglichkeit bot, ihre Werke auszustellen. Etwas, was weder im letzten Jahrhundert noch heute selbstverständlich ist. Noch immer sind bildende Künstlerinnen in Sammlungen unterrepräsentiert. Auch etliche Schriftsteller verbrachten eine Zeit in einem ihrer Häuser und schrieben dort an ihren Werken. Das Personenregister am Ende des Buches ist lang, ebenso die Verzeichnisse der Anmerkungen und der verwendeten Literatur.

Das Buch ist in seiner besonderen Farbgestaltung und vielen Fotos etwas Besonderes. Es ist im Molden-Verlag in der Reihe „Reihenweise kluge Frauen“ erschienen.

Mona Horncastle schreibt überwiegend nüchtern, aber nicht emotionslos. Eine Vielzahl von Details lässt die Mäzenin und Kunstförderin Peggy Guggenheim lebendig werden. Mal abgesehen von einem Besuch des Guggenheim-Museums in Venedig habe ich mich nicht sehr viel mit dieser interessanten und exzentrischen Frau beschäftigt und deshalb sehr viel Neues erfahren. Das Buch hat mich neugierig gemacht, mich nicht nur mit ihr, sondern auch mit einigen der Künstlerinnen und Künstler zu beschäftigen, die sie entdeckt und gefördert hat.

Fazit: eine sehr lesenswerte Biografie einer starken und mutigen Frau