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Zmei

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Insgesamt 14 Bewertungen
12
Bewertung vom 26.11.2015
Veilchens Feuer / Valerie Mauser Bd.2
Fischler, Joe

Veilchens Feuer / Valerie Mauser Bd.2


ausgezeichnet

Es ist eine gut durchdachte, gekonnt geschriebene Geschichte, bei der man bis zum Schluss den Täter nicht erkennt, die zu einem großen Teil in den 70-ger im Musikermilieu spielt, als drugs, sex & rock ‘n roll noch das Leben der jungen Leute bestimmten. Veilchen soll einen Rockmusiker Wolf Rock schützen, auf den ein Anschlag während seines Abschiedstournees per Drohbrief angekündigt wurde.
Alle Figuren sind eindrucksvoll, stehen einem lebendig vor Augen, agieren gemäß ihrem Charakter und der Rolle in der Geschichte. Die wilden 70-ger erlebt man gleich mit. Spannend fand ich den Kontrast zwischen damals und heute. Der ehem. Impressario von Wolf Rock war damals auch ein Wilder, heute ist er ein Familienmensch, dem im Garten hinter eigenem Haus die Enkel auf die Knie krabbeln und der die Sachertorte seiner nicht mehr so jungen Frau zu schätzen weiß.
Ings. war es ein nettes Wiedersehen mit den Figuren, die man bereits im Veilchens Winter kennengelernt hat. Der Ermittler-Kollege Stolwerk wirkt hier schon fast verliebt. Veilchen aber hat ganz andere Prioritäten. Sie ist eine Ermittlerin durch und durch, fürs Privatleben bleibt kaum Zeit. In der Hinsicht und noch in einigen anderen Punkten ist Veilchen dem Wolf Rock nicht unähnlich. Vllt. deshalb findet sie so viel Verständnis und letztendlich Hingabe bei der Aufklärung des Falls und in den Szenen zum Schluss. Das Familienthema kam schon deutlich in der Geschichte durch, auch die der Freundschaft, des Zusammenhalts ohne wenn und aber. Etwas von Romantik, Humor und Ironie ist auch dabei.
Die Namen sind schon ein Gedicht: passen prima zu den Figuren, ihnen haftet oft ein Hauch von Ironie an.
Der Autor hat einen schönen, klaren, aussagestarken Schreibstil. Sehr erfreulich, dass er nicht alles zu erklären versucht, sondern schafft es, die Bilder vor Augen der Leser gekonnt zu zeichnen und lässt genug Raum für den Leser zum Mitmachen.
Es sind eigentlich zwei Geschichten: die „Kleinere“, die mal hier mal dort kurz auftaucht, wird parallel zur Hauptgeschichte der Ermittlung erzählt. Die kleine Story fließt zum Schluss in das Hauptthema und hat mit der Klärung der Frage nach dem Täter direkt zu tun. Tolle Idee, gekonnt und spannend umgesetzt.
Was zum Sterneabzug geführt hat: In dieser Folge war mir etwas weniger an Dingen, die mich in Veilchens Winter so beeindruckt haben. Ich musste nicht so oft schmunzeln, die Skurrilität der Figuren war doch etwas gedämpfter, die Souffleuse auf Veilchens Schulter meldete sich nicht so oft zu Wort. Oder spielt hier ein Gewöhnungsfaktor? An paar Stellen war mir mehr als nötig erklärt: Wenn aus der Darstellung schon klar hervorgeht, wie die Figur ist, da muss man nicht noch explizit sagen, der George wie Clooney Knoblauch war selbstverliebt. Aber es ist schon Meckern auf dem hohen Niveau.

Fazit: Ein sehr guter Regiokrimi, der einiges zum Nachdenken und zum Schmunzeln liefert. Ich habe ihn gerne gelesen und kann ihn gut weiterempfehlen. So ganz zu 5 Sternen hat es diesmal nicht gereicht, aber dafür gibt es die besonders hell leuchtenden vier Sterne und eine Leseempfehlung nicht nur für Krimifans. Ich bin auf die Fortsetzung sehr gespannt.

Bewertung vom 26.11.2015
Russland verstehen
Krone-Schmalz, Gabriele

Russland verstehen


ausgezeichnet

Es ist schon so viel über dieses Buch geschrieben worden, daher mache ich es kurz.
Ich habe mich lange von dem negativen Image, das einem Russlandversteher anhaftet, verleiten lassen und mich von dem Buch ferngehalten. Aber irgendwann, als ich das tägliche Russland-Bashing in den offiziellen Medien endgültig satt hatte, habe ich dieses Werk als Hörbuch geholt und bin sehr zufrieden, sowohl mit dem Inhalt als auch mit der Ausführung: Frau Krone-Schmalz hat wunderbar klar und sachlich geschrieben und gelesen.
Schon den Anfang fand ich gut: „Wie ist es um die politischen Kultur eines Landes bestellt, in der ein Begriff „Russlandversteher“ zur Stigmatisierung und Ausgrenzung taugt? Muss man nicht erst einmal etwas verstehen, bevor man es beurteilen kann? Verstehen heißt doch nicht automatisch für gut befinden. Wer etwas versteht, begreift Zusammenhänge, kennt Hintergründe und hat auf dieser Basis die Chance zu erklären, was vorgeht und warum.“
Im Buch erfährt man vieles über die Politik zwischen Ost und West seit dem Ende der Sowjetunion, über die Rolle von IWF bei der Bildung der Oligarchen in Russland, über die Rolle Gorbatschows und der USA in der Wiedervereinigung Deutschlands uvm. Auch die NATO Osterweiterung und seine Gefahren für Russland wird in diesem Zusammenhang klar und weshalb sie ein Punkt ist, um den es heute noch politisch und anderswie gekämpft wird.
Auch über den Konflikt in der Ukraine und seine Ursachen hat Frau Krone-Schmalz klar und sachlich berichtet. Die Frage, ob Krimannexion auch eine ist, hat sie von mehreren Seiten beleuchtet. Die Rolle und das Interesse der USA auch in der Ukrainefrage kommen nicht zu kurz, weshalb vieles klar wird, was die Tagepresse für gewöhnlich nicht in die Öffentlichkeit trägt. „Da wirkt das bereits beschriebene Angstpotenzial. Mit dem stigmatisierenden Begriff Russlandversteher belegt zu werden ist schon schlimm genug.“, sagt die Autorin.
Was ich u.a. lobenswert finde: Bei jedem Thema geht Fr. Krone-Schmalz stets in die Tiefe, nennt die Zusammenhänge, deckt die Ursachen der Konflikte auf, liefert Hintergründe und Infos, die man nicht aus den offiziellen Medien bekommt. So macht sie, den Lesern deutlich, weshalb die politische Lage zwischen dem Westen und Russland heute so ist, wie sie ist.
Die Darstellungen der Autorin fand ich sachlich, differenziert, adäquat, die Sachverhalte sind klar, logisch und leicht verständlich erklärt. Auch die feine Ironie kommt hier und dort gut durch.
Fazit: Ein tolles Buch, eine sehr gute Adresse für alle, die die heutige Politik im Paradigma USA, EU – Russland nachvollziehen wollen. 5 Sterne und eine klare Leseempfehlung

Bewertung vom 26.11.2015
Putin
Seipel, Hubert

Putin


ausgezeichnet

Es ist ein kluges, sehr gut geschriebenes, hochinformatives Werk, das ich äußerst gern gelesen habe. Ich kann es uneingeschränkt allen weiterempfehlen, die zum o.g. Thema mehr wissen möchten, vor allem den Lesern, die das seit paar Jahren an der Tagesordnung stehende Russland-Bashing satthaben und ideologiefreie, wie klare Einsichten zum Thema Putins Macht gewinnen wollen.
Das Buch las sich dank der unverschnörkelten, ausdrucksstarken Sprache so leicht und aufgrund der gelieferten Fakten und Einsichten, die man sonst nirgends vorher gelesen haben konnte, so spannend, dass es nur ein paar Leseabende gebraucht hat, bis die letzte Seite umgeblättert wurde. Vom Spannungsfaktor habe ich dieses Buch höher einstufen können, als all die Krimis und Thriller, die mir in den letzten Monaten in die Hände kamen. Und das bei der Tatsache, dass ich zu den Themen schon von früher einiges aus der Tagespresse wusste.
Kaum war ein Kapitel zu Ende, da tauchte prompt die Frage auf- und wie geht es bei dem nächsten Thema weiter? Und schon flogen die Seiten wieder dahin. Es steht eindeutig fest: Herr Seipel beherrscht sein Handwerk meisterhaft. Wenn man ein Buch, das man dem oft trockenen Bereich Politik zuordnet, so schreiben kann wie er es getan hat, darin besteht kein Zweifel. Tolle Arbeit, Hut ab.
Herr Seipel kennt Wladimir Putin schon länger. Um dieses Buch zu schreiben, traf er den russischen Präsidenten mehrmals, wie der Autor in seinem Interview zur Erscheinung des Werkes erklärt.
Was mir besonders gut gefallen hat: die Darstellung von H. Seipel ist sachlich und recht entspannt. Man gewinnt den Eindruck vom Putin als einem pragmatischen Politiker, der seine Sicht der Dinge hat und diese zu verteidigen weiß. Man lernt Herrn Putin auch auf der menschlichen Ebene kennen. Man erfährt z.B. was er selbst über seine Eltern und zu seiner Jugend sagt, welche Interessen er hatte und welche Ziele ihm erstrebenswert erschienen. Auch zu den Aufgaben in seiner Zeit in Dresden erfährt man aus erster Hand. Im Kapitel zum Verhältnis von Kirche und Staat kam eine Seite Putins ans Licht, die mir bisher unbekannt war: er kennt sich bestens in der Geschichte Russlands aus und hat ein unmittelbares Verhältnis zum Glauben. Je weiter man im Buch fortstreitet, desto deutlicher wird ein ganz anderes Bild, als das, was einem die offiziellen Medien tagein tagaus einzubläuen versuchen: das eines Menschen, der sein Land liebt und ihm dient. Man lernt ihn als einen Menschen kennen, der sich nicht von Eitelkeit, wie seinerzeit Gorbatschow mit verheerenden Folgen für das Land, und nicht von anderen Dingen verleiten ließ und nun im Westen fleißig seit Jahren verklärt wird.
In H. Seipels Darstellung wird das Bestreben Putins sichtbar, noch in späten 90-gern, Anfang der Nullerjahre mit dem Westen eng zusammenzuarbeiten. Wie daraus nichts wurde, erfährt man im Kapitel 14 Die Ausweitung der Kampfzone. „Die Dämonisierung …Putins hat spätestens zu diesem Zeitpunkt ihren Anfang genommen.“ S. 159. In weiteren Kapiteln wird auch die Motivation der USA in vielen aktuellen Fragen klar genannt. Es ist auch vom Weltmachtanspruch der USA die Rede, der aber stets PR-wirksam Russland und Putin angekreidet wird. Auch die Rolle von J. M. Barroso in 2009 bei der Aufheizung der in den Medien verbreiteten Hysterie, Putin wolle die alte Sowjetunion wieder aufbauen und habe die ehem. Republiken im Visier, wird klar, was aus den Medien damals nicht der Fall war. Auch der Konflikt in der Ukraine, die so genannten Gaskriege und die Krimfrage wurden einleuchtend beschreiben und dabei einiges ans Licht gebracht, was sonst unter den Tisch fällt und kaum die an die Öffentlichkeit getragen wird. Und viele andern Dinge mehr.
Fazit: Ein gutes Buch ist gut auf jeder Seite. Über dieses Werk kann man es laut sagen. 5 Sterne und eine klare Leseempfehlung. Lesen Sie es. Sie werden dann eindeutig besser und adäquater Wladimir Putin und seine Politik nachvollziehen können.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 08.10.2015
Das eherne Buch
Aster, Christian von

Das eherne Buch


weniger gut

Die Beschreibung hat mich neugierig gemacht. Die Idee mit dem Schwert, das viele Geschichten in sich birgt, fand ich so spannend. Ich wollte mich von dem ehernen Buch verzaubern lassen so, dass man alles drum herum vergisst und nur noch in der Geschichte lebt. Leider konnte es so weit gar nicht kommen.
Es gibt mehrere kleinere Stories, besonders die drei Legenden sind gut geworden: haben starke Themen und Botschaften. Sie sind gut erzählt und werten das Gesamtergebnis deutlich auf. Den Rest fand ich weniger gelungen. Ich konnte mich auf die Geschichte nicht voll und ganz einlassen, eine Kluft blieb immer da und hinderte am Weiterkommen.
Die Figuren konnten mich nicht wirklich überzeugen. Es gibt zwar einige Interessante, wie der Knochenkönig, die Eisenmutter, der Narbige, der der eigentliche Held dieser Geschichte ist: Er hat ein Ziel und treibt das Geschehen auf der gesamten Länge voran. Aber sich mit ihm zu identifizieren und mit ihm durch die Geschichte zu fiebern fiel mir schwer. Auch andere taugen als Identifikationsfiguren kaum. Der erklärte Held Jaarn bleibt bis zum Ende ein Werkzeug in Händen anderer und tut, was ihm gesagt wird.
Den Stil/Ausdruck finde ich stark suboptimal: voller umständlicher Schachtelsätze, hat er mich alle paar Seiten aus dem Lesefluss katapultiert. Dieses Aufgebläht – Hochgestochene, begleitet von Wort- und hier und dort von Stoffwiederholungen, hat der Geschichte nicht gut getan. Ich musste deshalb öfters Pausen einlegen und etwas anderes lesen. Auch die Art, wie die Geschichte erzählt worden ist, wie der Stoff vor Augen der Leser ausgebreitet wurde, ließ nach meinen Begriffen einiges zu wünschen übrig. Zu viel erklärt und behauptet. Dem Ganzen konnte ich oft kein Glauben schenken.
Von Spannung, besonders im zweiten Teil, war keine Spur. Auch, dass die Probleme sich gewissenmaßen in der Luft auflösen und aus den schlimmsten Feinden sofort die besten Freunde werden, hat an Spannung einiges weggenommen. Manchmal gibt es überraschende Wendungen, die aber sich schnell wieder in der Luft auflösen.
Der Plot haut auch nicht gerade vom Hocker. Eine Gruppe macht eine Reise, da der Narbige sein Ziel erreichen will, und erlebt einige Abenteuer unterwegs, trifft mach skurriles Völkchen oder eine dunkle Erscheinung, die den Helden an der Erfüllung seiner Pläne hindern will. Das Ende wirkte auf mich auch nicht gerade optimistisch (von wegen „Das Ende allen Krieges“), oder überraschend – ähnliches gab es schon woanders, und ich fragte mich, warum ich das alles gelesen habe.
Insgesamt herrscht eine düstere, von Hoffnungslosigkeit und Elend gezeichnete Stimmung. Man ist überwiegend in der Gesellschaft von Halunken, Mördern und Dieben. Mir fehlten, offen gesagt, die hellen Bilder als Kontrastprogramm. Mag sein, dass diese Tristesse zu der Geschichte passt, in die Welt, die vom Krieg beherrscht wird und scheinbar ein fester Bestandteil des Lebens ist, aber mir war das alles zu schwarz und eindimendional.
Jedenfalls, die vielen guten Ideen und Gedanken zum Thema Krieg und Frieden, wie der Krieg als Vater aller Dinge, die vielversprechende Idee mit dem Schwert, das Geschichten in sich verbirgt, manche philosophisch anmutende Sätze, die Dinge beim Namen nennen, manche tief schürfende Gedanken konnten das Gesamtergebnis leider nicht herausreißen, da die Umsetzung insgesamt auf einigen wichtigen Bereichen deutlich Luft nach oben hat.

Gut möglich, dass die hard core fans des Fantasy-Genres, die düstere Geschichten mögen, Gefallen daran finden können.

Ich konnte mich dafür nicht begeistern. Mehr als 2 Sterne kann ich hier nicht vergeben.

12