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B. S.

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Insgesamt 175 Bewertungen
Bewertung vom 04.06.2025
Rubin, Gareth

Holmes & Moriarty


gut

Nicht so gut wie das Original

In Gareth Rubins "Holmes & Moriarty" werden Arthur Conan Doyles bekannte Figuren wiederbelebt und in ein neues Abenteuer zwischen den Straßen Londons und den Wegen eines ruhigen Dorfes in der Schweiz verwickelt.

Am Anfang der Handlung lernt man George Reynolds, einen jungen Schauspieler, kennen, dessen Rolle als Richard III. in einer Wanderproduktion mit Auffälligkeiten einhergeht. Er ist der Einzige mit Schauspielerfahrung und bei jeder Aufführung findet er dieselben Leute in anderer Kleidung vor. Er wendet sich an Holmes, um der Sache auf den Grund zu gehen.
In der Zwischenzeit wird Moriarty in einen Krieg zwischen rivalisierenden Gangstern verwickelt. Bei dem Versuch, als Günstling zwischen zwei Verbrecherbossen aufzutreten, wird er in den Tod eines der beiden Anführer in einer Wohnung in Whitechapel verwickelt. Gemeinsam mit seinem Handlanger Moran flüchtet er vor der Polizei und versucht herauszufinden, wer dahintersteckt. Schon bald treffen die Gegenspieler Holmes und Moriarty aufeinander und müssen wohl oder übel zusammenarbeiten, um das Geheimnis ihrer beiden mysteriösen Fälle zu lösen.

Ich bin ein Fan der Romane rund um Sherlock Holmes und Dr. Watson von Arthur Conan Doyle, deswegen war ich gespannt, ob der Autor es schafft, dem Original gerecht zu werden. Nach dem Lesen der Lektüre ist mein Eindruck, dass Rubin es nur bedingt geschafft hat, den Geist der ursprünglichen Werke einzufangen.

Am Schreibstil des Autors und der Handlungsidee liegt es nicht. Unter der Feder von Rubin und mit Anklängen an den Stil Doyles werden die Charaktere sowie das London und später ein schweizerisches Alpendorf zur Zeit des späten 19. Jahrhunderts bzw. des frühen 20. Jahrhunderts lebendig. Von Beginn an wird Spannung erzeugt, sowie die kurzweilige und flüssige Erzählweise sorgen für einen unterhaltsamen und fesselnden Krimi.

Für Schwung sorgen die abwechselnd erzählten Kapitel aus Sicht von Dr. Watson und Moriartys Handlanger Moran. So bleibt die Handlung mysteriös und die Spannung kann bis zum Ende konstant hochgehalten werden. Auch lernt man Moriarty als Gegenspieler Holmes etwas näher kennen. Leider führt dies jedoch zu Abstrichen bei der Charakterisierung von Sherlock Holmes, dieser bleibt nämlich überraschend blass und verschwindet im Vergleich zu den anderen Protagonisten in den Hintergrund. Der Titel "Holmes & Moriarty" lässt hingegen auf was anderes schließen.

Richtig überzeugen konnte mich auch die Handlung nicht.
Der Beginn war noch vielversprechend, aber besonders zum Ende hin wurde die Geschichte und die Auflösung des Falles zunehmender bizarrer und nahm an Plausibilität ab. Mehr klassische Detektivarbeit à la Holmes und weniger Action hätte dem Kriminalroman sicherlich gutgetan.

Kurz: "Holmes & Moriarty" von Gareth Rubin ist nichts Halbes und nichts Ganzes.
Es hat zwar Anklänge an die klassischen Werke von Doyle, kommt an ihnen vor allem in Sachen Detektivarbeit nicht an diese ran. Aber richtig losgelöst von diesen ist das Werk auch nicht, für ein besseres Verständnis der Charaktere, Konstellationen und erwähnten Ereignisse ist Wissen über Doyles Holmes Romane von Vorteil.

Bewertung vom 03.06.2025
Mason, Simon

Ein Mord im November - Ein Fall für DI Wilkins


sehr gut

Ein ungleiches Ermittlerpaar sorgt für Spannung

"Ein Mord im November" von Simon Mason spielt in Oxford und ist der erste Teil einer Krimireihe rund um DI Ryan Wilkins und DI Ray Wilkins. Zwei Detective Inspectors mit dem gleichen Nachnamen als Partner sind ungewöhnlich, und so ist auch deren privater Hintergrund ihre Art der Ermittlungen. Aber es heißt ja so schön, dass sich Gegensätze anziehen...
Ryan Wilkins wuchs in einem Wohnwagenpark auf, hatte einen gewalttätigen, alkoholkranken Vater, seine Freundin starb an einer Überdosis Drogen und hinterließ ihm einen kleinen Sohn. Für einen DI ist er noch vergleichsweise jung und stößt mit seiner forschen Herangehensweise viele vor den Kopf, besonders seine Abneigung gegen die privilegierte Oberschicht tritt deutlich zutage. Im Gegensatz dazu ist Ray Wilkins der Sohn afrikanischer Einwanderer, hat eine Universitätsausbildung, eine Frau und legt Wert auf sein Äußeres.
Ihre erste gemeinsame Mordermittlung führt sie in das Arbeitszimmer von Sir James Osborne, dem Prorektor von Barnabas Hall, in dem die Leiche einer jungen Frau liegt. Anfangs können beide gar nicht miteinander, doch um den Fall zu lösen, müssen sie zusammenarbeiten.

Eben genau dieses gegensätzliche Detektivpaar macht den Reiz der Geschichte aus. Ihre Zankereien und ihre unterschiedlichen Hintergründe sorgen für Reibung, die die aus verschiedenen Perspektiven erzählte Geschichte am Laufen halten und für Spannung sorgen.
Da zudem in den Ermittlungen unterschiedliche gesellschaftliche Schichten aufeinanderprallen, Oxford-Elite einerseits sowie Armut und Unruhe andererseits, bekommt man einen authentisch wirkenden Eindruck beider Welten.

All das, wird durchaus stimmungsvoll und fesselnd erzählt.
Bezogen auf den Inhalt fehlte es mir jedoch etwas an Tiefe, denn die mit dem Mordfall verbundenen Themen, wie z. B. Menschenhandel, sexuelle Belästigung und Missbrauch, werden nur oberflächlich behandelt. Man merkt der Handlung deutlich an, dass das ungleiche Detektivpaar im Fokus steht. Dementsprechend gut gelungen ist deren Charakterisierung, und man ist gespannt, wie es mit den beiden weitergeht.

Hinter "Ein Mord im November" verbirgt sich ein vielschichtiger Krimi, der von seinen Figuren und atmosphärischen Beschreibungen lebt. Es ist ein gelungener Auftakt einer neuen Reihe, die, wenn noch mehr Augenmerk auf den eigentlichen Kriminalfall legt, eine richtig gute werden könnte!

Bewertung vom 01.06.2025
Hughes, Siân

Perlen


sehr gut

Poetische Erzählung über die Trauer um die verschwundene Mutter

Als Marianne Brown acht Jahre alt war, verschwand ihre Mutter und ließ sie, ihren Babybruder Edward und ihren Vater zurück. Die Suche nach ihrer Mutter ergab einen Fußabdruck am Ufer eines Flusses in der Nähe ihres Hauses und sonst nichts. Während sie älter wurde, wurde über das Verschwinden ihrer Mutter nicht viel gesprochen, und schließlich zog sie gemeinsam mit ihrem Bruder und ihrem Vater aus ihrem ehemaligen Zuhause aus. Ihr Leben ist tief geprägt vom Verlust ihrer Mutter.
Als Lesende folgt man ihr durch ihre Kindheit, ihre schwierige Teenagerzeit und ihre eigene Reise als Mutter. Als sie älter wird, kämpft Marianne mit bruchstückhaften und widersprüchlichen Erinnerungen an ihre Mutter. 

Anfangs hat es eine Weile gedauert, bis ich in die Geschichte hineingezogen wurde, auch wenn das Buch stark beginnt. Man wird Zeuge ihrer Trauer, ihrer Verwirrung und ihrer Versuche, mit dem Trauma klarzukommen.
Die Autorin beschreibt hierbei Mariannes Innenleben poetisch und berührend, sodass man ganz nah an Mariannes Innenleben ist. Mit der Zeit geht jedoch diese Intensität etwas verloren und die Handlung fängt an, den roten Faden zu verlieren und zu mäandern.

Trotz alledem ist "Perlen" von  Siân Hughes eine kurze, aber intensive Lektüre, es ist eine Erkundung von Trauer und Verlust und wie sich diese im Laufe des Lebens entwickeln. Die Geschichte dreht sich um Themen wie Verlust, Trauer, Mutterschaft und Selbstfindung und wird in der Ich-Form aus Mariannes Perspektive erzählt. 

Bewertung vom 01.06.2025

Die Schatten der Solaren Union


gut

Stärken im politischen Plot, Schwächen im Schreibstil

Der Sci-Fi-Politthriller "Der Schatten der Solaren Union" von Eryx Vail ist ein Buch mit Licht und Schatten und für mich leider mit mehr Schatten als Licht.

Einerseits könnte der Thriller, obwohl er in einer näheren Zukunft spielt, mit seiner klug konstruierten Handlung nicht aktueller sein, denn Machtspiele und Machtmissbrauch der Regierenden stehen an der Tagesordnung und auch manche gesellschaftliche Entwicklungen sowie Konflikte kommen einen bekannt vor.
Wer politische Intrigen verbunden mit persönlichen Schicksalen und dramatischen Momenten mag, wird so auf seine Kosten kommen.

Andererseits machte der Schreibstils des Autors mir es nicht einfach Zugang zu den Charakteren und auch anfangs der Geschichte an sich zu bekommen.
Der Autor steigt direkt in die Handlung ein und durch die verschiedenen Charaktere und der komplexen politischen und persönlichen Verflechtungen, kommt eher Verwirrung als Klarheit auf.
Zudem ist der Schreibstil des Autors sehr beschreibend und detailliert, was auf Dauer ermüdend ist. Auch liest sich der Thriller mehr wie ein Drehbuch durch seine szenenhafte Beschreibung der Ereignisse. Darunter leidet jedoch das Innenleben der handelnden Personen. So blieb auch Selena als eine der Protagonisten für mich, was ihre Gedanken und Gefühle anging blass.

"Der Schatten der Solaren Union" ist ein Buch auf das man sich einlassen muss. Man muss gefallen an der dichten Beschreibung der politischen und gesellschaftlichen Situation in einer nahen Zukunft finden und am Schreibstil des Autors. Ich hatte meine Probleme damit, deswegen der Zwiespalt.

Bewertung vom 31.05.2025
Berkel, Christian

Sputnik


sehr gut

Poetische Reise mit Sputnik

Nach "Ada", "Der Apfelbaum" nun also "Sputnik" als dritter Roman von Christian Berkel, indem er die Lesenden in sein Leben und seine Erinnerungen eintauchen lässt. Und diesmal wirklich tief, denn zu Beginn wird man gemeinsam mit ihm sogar eins mit seiner Mutter. So ist man direkt bei seiner Zeugung, seiner Zeit in der mütterlichen Fruchtblase und der Geburt dabei.

Christian Berkel hat ein feines Gespür für Wörter und Stimmungen, er schafft es, mit wenigen Worten ein authentisches Bild seiner Kindheit und Jugend sowie der damaligen Zeit zu erzeugen. Man fühlt sich direkt in seine Gedanken- und Gefühlswelt hineingesetzt und nimmt die Welt mit seinen Augen wahr.

Neben seinem Weg zum Theater wird man auch in damalige gesellschaftliche Diskussionen hineingezogen, so sind die RAF und die Serie Holocaust und damit einhergehend Antisemitismus ein Thema. Das zeigt, dass Berkel nicht vor schwierigen Themen zurückschreckt, auch eigene unangenehme Erfahrungen finden Eingang in seine autobiografische Erzählung.

Erzählt anhand kurzer Kapitel und Abschnitte fällt es schwer, mit dem Lesen aufzuhören. Berkels offener und ehrlicher Blick auf sich selbst und seine Mitmenschen tragen ihren Anteil dazu bei.

Lediglich zum Ende hin, scheint es, dass der Autor den roten Faden seiner Erzählung etwas verlierz. Auch wirkt der Schluss für mich etwas zu gezwungen, um einen Kreis mit dem Anfang zu schließen.

Zu empfehlen für Fans von Christians Berkel vorherigen Romanen und Leute, die sich für autobiografische Romane, die zeitgeschichtliche Entwicklungen aufgreifen.

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Bewertung vom 31.05.2025
Bullatschek, Sybille

Sie haben Ihr Toupet ins Glücksrad geschmissen


sehr gut

Wenn Senioren das Quizfieber packt - gute Unterhaltung

Kurzweilig, unterhaltsam, manchmal vielleicht etwas zu viel des Guten aber voll mit Herz für die aufgeweckten Senioren des Haus Sonnenuntergangs, die die sympathische "Pflägekraft" Sybille Bullatschek mit ihren Einfällen und charakterlichen Eigenarten ganz schön auf Trab halten, präsentiert sich "Sie haben Ihr Toupet ins Glücksrad geschmissen".

Und diesmal hat sich Sybille was ganz Besonderes ausgedacht, nämlich die Teilnahme an der Quizshow "Ü80 Show", dass dabei nicht immer alles am Schnürchen läuft, davon ist auszugehen. Schon der Weg dahin ist voller Hindernisse, die noch mit dem ein oder anderen Rollator bzw. mit der ein oder anderen Gehhilfe überwunden werden müssen. Denn es sind nicht alle von Anfang an davon begeistert, dass Sybille daran teilnehmen will. Zum einen ist da ihr Chef Herr Otterle, der immer nur die Kosten im Blick hat und von der Teilnahme bis jetzt noch nichts weiß. Zum anderen sind manche ihrer Kolleginnen neidisch und wollen selbst teilnehmen. Auch privat kommt Sybille nicht zur Ruhe, Nachbar- und Liebeschaos lassen grüßen.

Humorvoll und lebendig geschrieben, macht es Spaß, Sybille und ihre Senioren bei ihrem Weg zur "Ü80 Show" zu begleiten. Die Autorin schafft es hierbei gut, die Balance zwischen lustigen Szenen und Ernsthaftigkeit zu halten, ohne in zu großen Klamauk abzudriften. Man muss jedoch diese Art von Humor mögen, sonst wird man keinen Spaß an der für gute Laune sorgenden Lektüre finden. Ebenso sollte man nicht zu viele Ansprüche an die Handlung haben, die Unterhaltung steht deutlich im Vordergrund und die ist definitiv gegeben.
Wenn man sich darauf einlässt, begegnet man liebevoll gezeichneten Senioren mit all ihren Eigenheiten und störrischen Chefs. Nicht zu vergessen, Sybille persönlich.

"Sie haben ihr Toupet ins Glücksrad geschmissen" ist sicherlich leichte Kost, aber eine voller Wärme für ihre Charaktere und eine, die für den ein oder anderen Lacher sorgt. Eben genau das, was der Titel und die Inhaltsangabe einem verspricht.

Bewertung vom 16.05.2025
Grote, Maren

Frust lass nach!


ausgezeichnet

Lust statt Frust bei der Hundeerziehung

"Frust lass nach!" ist nicht nur ein sehr lehr- und hilfreicher Ratgeber, der einem bei der Hundeerziehung hilft, sondern auch Hundebesitzer*innen können bei der Lektüre einiges über sich selbst lernen. Das anschaulich und leicht verständlich geschriebene Sachbuch regt nämlich auch den Lesenden zum Reflektieren über die eigene Frustrationstoleranz nach und wie diese den Hund und sein Verhalten wiederum beeinflusst.

Einerseits wird darauf eingegangen, was zum Frust beim Hund führen kann und somit auch beim Hundehalter*in, andererseits werden auch praktische Tipps und Tricks beschrieben, die genau das verhindern und zum gewünschten Verhalten führen.
Der Ratgeber wartet dazu mit zahlreichen Schritt-für-Schritt-Anleitungen auf. Zur Veranschaulichung dienen hierbei Bilder, auf denen einzelne Verhaltensweisen von Hund und Mensch dargestellt sind.
All das wird einem in einem lockeren Ton, gut nachvollziehbar und praxisorientiert näher gebracht.
Eben genau das, was man sich von einem Hunderatgeber erhofft.

"Frust lass nach!" - ist mit diesem inhaltlich und stilistisch ansprechenden Hundetatgeber auf jeden Fall gegeben! Den statt für Frust wird für deutliche Zufriedenheit beim Zusammenleben von Hund und Mensch gesorgt.
Empfehlenswert für lernwillige Hundebesitzer*innen.

Bewertung vom 16.05.2025
Kullmann, Katja

Stars


gut

Schwaches Leuchten am Sternehimmel

In "Stars" von Katja Kullmann geht es nicht um Stars und Sternchen, also VIPs, sondern um die Sterne am Nachthimmel, denn im Astrobusiness ist Carla Mittmann, die Protagonistin des kurzweilig geschriebenen Romans, unterwegs. Dort ist sie zu einer erfolgreichen Astrologin geworden.
Wie? 
Alles beginnt mit einem Schuhkarton, in dem sich 10.000 $ befinden. Anfangs noch mit viel Schwung, begleitet man Carla auf ihren Weg, wie sie den Fund, als ein Zeichen sieht, ihr Leben zu verändern. Sie gibt ihren tristen Job als Angestellte auf und macht aus ihrer als Hobby betriebenen Horoskop-Webseite ein eigenes Astrobusiness als Astrophilosophin. Selber glaubt sie jedoch nicht an das, was sie in den Sternen liest. Ihre (wohlhabenden) Kunden scheinen sich das aber nicht zu kümmern.
 
Anfangs noch mit einem gewissen Biss, verlieren sich Carlas Gedanken über die Zeit in Oberflächlichkeiten und schon oft durchgekauten stereotypen und überzeichneten Darstellungen ihrer ehemaligen Arbeitskollegen, Kunden und Mitmenschen. Ein sympathisches und ein für sich einnehmendes Bild von Carla stellt sich hierbei nicht wirklich ein, was es schwer macht, ihren Gedanken und ihrem Leben mit Interesse zu folgen.
Zudem krankt der Roman daran, dass besonders zum Ende hin sich auch eine gewisse Inhaltsleere einstellt. Die Handlung plätscherte so vor sich hin und die Charakterentwicklung stockte. Erhoffte scharfsinnige Kommentare über die Gesellschaft bleiben so aus und Carla bleibt den ganzen Roman über eindimensional in ihren Gedanken und Gefühlen.

Seichte Unterhaltung, mehr aber auch nicht. Ein Griff nach den Sternen sieht anders aus.

Bewertung vom 16.05.2025
Cors, Benjamin

Aschesommer / Gruppe 4 ermittelt Bd.2


ausgezeichnet

Das große Sterben beginnt - Spannung pur!

Die Endzeit ist nahe, das ist zumindest der Eindruck, der entstehen könnte, wenn man "Aschesommer" von Benjamin Cors liest.
Denn was alle Mordopfer im packend geschriebenen und stimmungsvoll düsteren Thriller gemeinsam haben, ist, dass ihr Tod einer Variante vergangener Massenaussterben der Erdgeschichte ähneln. Das Problem, der Hauptverdächtige, ein verurteilter Mörder und Professor der Geologie, der ein Buch über Massenaussterben verfasst hat und das als Inspiration für die Morde dient, sitzt in einer geschlossenen psychiatrischen Anstalt. Er kann also die Morde nicht begangen haben, aber wer mordet in seinem Auftrag? Jakob Krogh, Mila Weis und ihrer Kollegen und Kolleginnen der Sonderermittlungsgruppe 4 rennt die Zeit davon, denn der Täter ist noch nicht fertig mit seinem Rachefeldzug.

Wer schon den ersten Band "Krähentage" gelesen hat, weiß, dass hier kein Thriller für Zartbesaite auf einen wartet, denn die Morde sind in der Regel grausam. Cors schafft es aber geschickt, düstere Thrillerelemente mit spannender Ermittlerarbeit zu verbinden. So kommt zu keinem Zeitpunkt Langeweile auf!
Dazu trägt zum einen auch der atmosphärisch düstere Schreibstil bei, der zusammen mit der Hitze und der Asche so etwas wie Endzeitstimmung erzeugt.

Aufgrund der Erzählung aus verschiedenen Perspektiven, darunter neben den Mitgliedern der Sonderermittlungsgruppe 4 auch die der Opfer und die des Täters, wird der Spannungsbogen bis zum Ende konstant hochgehalten, um dann in einem spannungsgeladenen Finale zu enden.

Anders als zum Vorgängerband spielen die privaten Geheimnisse von Jakob und Mila eher eine Nebenrolle und lassen noch Fragen auf. Dadurch treten die Personen im Vergleich zum Vorgängerband in den Hintergrund und verbleiben in ihrer Charakterisierung oberflächlich. Zudem erzeugt das offen gehaltene Ende, den Eindruck, dass die Geschichte von den beiden noch nicht ausgezählt ist.

Wer schon den ersten Band der Reihe gelesen hat, wird mit großer Sicherheit auch seine Freude mit dem zweiten Band haben.
Eine, trotz ihrer geologischen Bezüge, gut konstruierte und fesselnd erzählte Handlung treffen auf eine schlagfertige Ermittlungsgruppe, deren Mitglieder einem immer mehr ans Herzen wachsen.
Ein spannender und kurzweilig geschriebener Thriller, der die ein oder andere überraschende Wendung bereithält, verbirgt sich hinter "Aschesommer". Gerne mehr davon!

Bewertung vom 24.04.2025
Wiebusch, Michaela

Nur du weißt, wer du bist


sehr gut

Kurzweilige und inspirierende Reise für mehr Selbstwertgefühl

In ihrem 265 Seiten starken Selbsthilfe-Ratgeber in Romanform "Nur du weißt, wer du bist" erzählt Michaela Wiebusch die Geschichte von Lena, deren Selbstwert nach einer schmerzhaften Trennung tief im Keller ist. Auf Anraten ihrer besten Freundin sucht Lena Hilfe bei der "Agentur für Selbstwert". Das Programm der Agentur hat es in sich und fordert Lena heraus, eröffnet ihr aber gleichzeitig neue Perspektiven. Sie taucht tief in ihre Gefühlswelt ein, konfrontiert sich mit ihrer Vergangenheit und lernt Tag für Tag, sich selbst besser anzunehmen und wertzuschätzen. So erobert sie ihre Selbstliebe zurück, erkennt ihren wahren Wert und fasst den Mut, das Glück in ihr Leben zu lassen, davor muss sie sich aber unbequemen Fragen stellen und teils über ihren eigenen Schatten springen.

Anfangs war ich noch skeptisch, wie der Autorin es gelingt fiktionale Geschichte mit Tipps für ein besseres Selbstbewusstsein miteinander zu verbinden, aber das Ergebnis kann sich durchaus sehen lassen. Die Geschichte wirkt zwar an der ein oder anderen Stelle etwas konstruiert, aber insgesamt glaubhaft. Dazu trägt vor allem bei, dass die Geschichte von Lena als anschauliches Beispiel für die vermittelten Strategien zur Stärkung des Selbstbewusstseins dient.

Anteil daran hat auch der anschauliche und flüssige Schreibstil der Autorin, sowie die Aufteilung der 7 Wege zur Stärkung des eigenen Selbstbewusstseins nach Tagen. So wird die Motivation gesteigert, die Schritte selber bei sich mal anzuwenden.

Bezogen auf den Inhalt regt "Nur du weißt, wer du bist" so zum Nachdenken über die eigene Selbstwahrnehmung an und inspiriert dazu, die vorgestellten Tipps und Übungen selbst auszuprobieren, um ein besseres Selbstwertgefühl zu entwickeln. Der positive Grundton des Buches hilft dabei, sich selbst in einem freundlicheren Licht zu betrachten und das eigene Potenzial neu zu entdecken.
Zudem werden die Texte durch künstlerisch ansprechende und inhaltlich passende Illustrationen aufgelockert, was den Reiz des Roman-Ratgebers noch erhöht.
Auch wurde mit Lena eine sympathische und realistische Hauptperson geschaffen, in der sich einige wiederfinden könnten, wodurch es einen leichter fällt, sich in die Handlung hineinzuversetzen.

Wer auf der Suche nach einem kurzweiligen geschriebenen Ratgeber über Wege zu mehr Selbstbewusstsein ist und gegenüber der Vermittlung dieser mittels einer fiktionalen Geschichte nicht abgeneigt ist, kann Gefallen an "Nur du weißt, wer du bist" finden.
Eine Reise zu einem besseren Selbstwertgefühl, -liebe und -akzeptanz mit Mehrwert!