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Sabrina6683

Bewertungen

Insgesamt 43 Bewertungen
Bewertung vom 28.12.2024
Cross, Ethan

Racheritual


gut

Mit 'Racheritual' startet Ethan Cross eine neue Thriller-Reihe, die mit ihrem temporeichen Aufbau und einer Vielzahl von Perspektivwechseln durchaus Spannung erzeugt. Der zeitliche Aufbau des Thrillers ist durchdacht, und die Erzählweise, bei der jedes Kapitel aus der Sicht eines anderen Charakters geschildert wird, sorgt für Dynamik und Abwechslung. Besonders gelungen ist die Einführung der verschiedenen Protagonist*innen. Jede Figur wird mit ausreichend Hintergrund versehen, sodass man sich schnell ein Bild machen kann und versteht, welche Rolle sie im Geschehen spielt. Der zentrale Kriminalfall ist gut konzipiert, voller Wendungen und hält einige Überraschungen bereit.

Trotz dieser Stärken konnte mich das Buch nicht vollständig überzeugen. Während die Erzählstruktur Spannung aufbaut, fehlte mir persönlich der Sog, der mich das Buch kaum aus der Hand legen ließ. Es wirkt oft so, als hätte Cross versucht, zu viele Elemente in die Geschichte zu integrieren. Die Handlung fühlt sich dadurch manchmal überladen an, was der Fokussierung auf den Kern der Geschichte nicht guttut. Die Vielzahl an Schauplätzen und Charakteren hätte in einer TV-Serie vielleicht besser funktioniert. Das Buch liest sich wie ein Skript für eine Thriller-Serie. Zwar kann diese filmische Erzählweise fesselnd sein, doch hier wirkt sie auf mich stellenweise zu kalkuliert und austauschbar.

Ein weiterer Aspekt, der mich weniger begeistert hat, ist die Tiefe der Charakterentwicklung. Während die Figuren durchaus interessante Grundzüge haben, bleibt vieles an der Oberfläche. Es fehlt die emotionale Tiefe, die es ermöglichen würde, sich vollständig in die Charaktere hineinzuversetzen und mit ihnen mitzufiebern.

Insgesamt ist Racheritual ein solider Thriller, der mit einem spannenden Konzept und einigen gelungenen Ideen punktet. Dennoch fehlt ihm das gewisse Etwas, das ihn aus der Masse an Thrillern herausheben würde.

Bewertung vom 25.11.2024
Le Fanu, Sheridan

Carmilla


ausgezeichnet

Joseph Sheridan Le Fanus 'Carmilla, die Vampirin' gehört für mich zu den absoluten Klassikern. Sheridan Le Fanu schafft es innerhalb kürzester Zeit einen solchen Sog aufzubauen und das obwohl natürlich von Anfang an klar ist, was und wer die seltsame Besucherin Carmilla auf dem österreichischen Landsitz von Laura und ihrem Vater ist. Die Geschichte wird aus Lauras Sicht geschrieben und das ein oder andere Mal möchte man ihr aus der Sicht des Lesenden einen warnenden Ruf zukommen lassen. Auch der Aufbau des Spannungsbogens ist, meiner Meinung nach, absolut gut und klassisch gelungen. Ein absolutes Must-Read für alle Vampir-Fans, die vor klassischer Sprache und entsprechendem Schreibstil keine Sorge haben. Es dauert nur ein paar Seiten, dann fühlt es sich so an, als wäre man als unsichtbarer Beobachter direkt in der Geschichte dabei.

Bewertung vom 12.11.2024
Bregman, Rutger

Moralische Ambition


sehr gut

Ich muss ehrlich sagen, dass ich noch nicht so richtig weiß, wie ich das Buch finden soll und ich erstmal die Bewegung / Community, die mit der Gründung der School for Moral Ambition, die wohl aufgrund des Buchs entstanden ist und wachsen soll, weiter verfolgen werde.
Prinzipiell unterstelle ich Rutger Bregman mit seinem Buch 'Moralische Ambition' nur Gutes und er gibt definitiv gute Denkanstöße und stellt spannende Talente aus der Vergangenheit vor. Ich sehe es ebenfalls so, dass viele Talente für unnötige Jobs verschwendet werden und diese Talenten eigentlich viel Gutes tun könnten. Einige Punkte, wie zB. Gutes nicht mehr oder weniger Intersektionell zu betreiben, das widerstrebt sich mir allerdings. Wobei ich seine Logik dahinter schon nachvollziehen kann, aber ich muss hierauf noch mehr rumdenken, um mir eine abschließende Meinung zu diesem Punkt zu bilden.
Außerdem wird mir zu oft verlangt, dass die guten Talente dafür eingesetzt werden Großes zu verändern, um möglichst vielen Menschen Gutes zu tun. Das ist natürlich nicht verkehrt, folgt dann aber auch wieder einem kapitalistischem Ansatz und etwas, das nur einer kleinen Minderheit deutlichen Mehrwert bringen würde, wird ggfs. als Idee zwar aufgenommen, dann aber schnell wieder aussortiert.
Ich denke, das Buch wird mich noch einige Zeit beschäftigen...

2 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 22.10.2024
Biringer, Eva

Unversehrt. Frauen und Schmerz


gut

Eva Biringer kombiniert in ihrem Buch 'Unversehrt' das schmerzhafte Leben ihrer Großmutter, das sich auf die ganze Familie auswirkt(e) mit einer sehr umfangreichen Recherche in verschiedensten Bereichen zum Thema Frauen und Schmerz, was ich als sehr positiv hervorheben möchte. Für einen Einstieg in das Thema bietet das Buch eine sehr gute Grundlage, vor allem mit dem umfangreichen Quellennachweis.
Leider gibt es im Buch auch Passagen, in der sich die Autorin in dem Umfang der Recherchen gefühlt etwas verrennt. Es wird verwirrend und manchmal scheint die Autorin sich von Absatz zu Absatz auch selber zu widersprechen. Hier muss man wirklich konzentriert lesen, um die Gedankengänge komplett nachzuvollziehen.
Hinzu kommt auch, dass zumindest im Ebook, die Fußnoten, die teilweise weiterführende Ideen oder Gedanken der Autorin beinhalten, erst nach dem Kapitel aufgelistet sind. Hier hätte ich mich über Fußnoten direkt auf der Seite gefreut, um den direkten Zusammenhang besser zu überblicken.
Ziemlich am Anfang des Buchs wird außerdem ein rassistisches Sprichwort zitiert, dem sich die Autorin auch bewusst ist und ein Statement zu der Thematik in einer Fußnote dazu abgibt. Meiner Meinung nach wäre die Reproduktion dieses diskriminierenden Narrativs nicht nötig gewesen, der Punkt, der damit gemacht werden soll, könnte auch anders gemacht werden. Auch auf LGBTQIA+ wird nur wenig eingegangen, wozu es ebenfalls eine Aussage der Autorin gibt, die ich ok finde. Schön wären hier trotzdem Verweise auf Personen/Institutionen, die sich mit dem Thema bereits detaillierter beschäftigen. Dies würde auch zu den generell sehr umfangreichen Recherchen passen, die für das Buch betrieben wurden.

Bewertung vom 09.10.2024
Benedict, Marie

Die Mitford Schwestern / Starke Frauen im Schatten der Weltgeschichte Bd.6


ausgezeichnet

Mit dem sechsten Band ihrer Reihe 'Starke Frauen im Schatten der Weltgeschichte' gelingt Marie Benedict erneut eine beeindruckende Mischung aus historischen Fakten und dezent eingestreuter Fiktion. In 'Die Mitford Schwestern' begleiten wir vor allem die Schwestern Nancy, Diana und Unity durch die Zeit des aufkommenden Faschismus in Großbritannien. Besonders eindringlich schildert Benedict, wie einige der Mitford-Schwestern aktiv zur Stärkung dieser politischen Bewegung beitrugen. Der Perspektivwechsel zwischen den drei Schwestern ermöglicht es, zentrale Ereignisse aus verschiedenen Blickwinkeln zu erleben und verleiht dem Roman zusätzliche Tiefe. Dank der kurzen, prägnanten Kapitel bleibt die Erzählung dynamisch und fesselnd, was den Lesefluss sehr angenehm macht. Hervorzuheben ist zudem die akribische Recherche, die Benedicts Werk zugrunde liegt, und die dem Roman seine historische Authentizität verleiht. Insgesamt ein weiteres sehr empfehlenswertes Buch in dieser gelungenen Reihe.

Bewertung vom 17.09.2024
Klüpfel, Volker;Kobr, Michael

Lückenbüßer / Kommissar Kluftinger Bd.13


gut

Leider kann der neue Kluftinger-Roman 'Lückenbüßer' von Michael Kobr und Volker Klüpfel nicht an die Qualität der vorherigen Bücher anknüpfen. Der eigentliche Kriminalfall rückt stark in den Hintergrund und nimmt nur zu Beginn und am Ende des Romans an Fahrt auf. Dazwischen verläuft die Handlung eher schleppend und wird von den privaten Auseinandersetzungen, insbesondere dem Wahlkampf zwischen Kluftinger und Langehammer, dominiert. Obwohl die Geschehnisse im Wahlkampf letztlich mit dem Kriminalfall in Verbindung stehen, gelingt es dem Plot nicht, die gewohnte Spannung aufzubauen. Zudem wirkt das Buch humoristisch schwächer als seine Vorgänger, mit deutlich weniger amüsanten Momenten. Positiv hervorzuheben ist die klare politische Positionierung der Autoren, die den aktuellen gesellschaftlichen Zeitgeist treffend widerspiegelt. Dennoch bleibt das Werk hinter den Erwartungen zurück und erreicht nicht den typischen, charmanten 'Klufti-Stil'.

Bewertung vom 10.09.2024
Peters, Caroline

Ein anderes Leben


gut

Caroline Peters präsentiert in ihrem Debütroman 'Ein anderes Leben' eine Geschichte, die vermutlich stark autobiografische Züge trägt. Der Roman ist leicht und flüssig erzählt, verliert jedoch ab etwa der Hälfte an Dynamik. Besonders hätte ich mir eine intensivere Auseinandersetzung mit dem "anderen Leben" der Protagonistin Hanna und ihren Beweggründen gewünscht. Peters gelingt es leider nicht, mich durchgehend zu fesseln, da die Erzählung an einigen Stellen langatmig wird.

Auch der Titel des Buches hält meines Erachtens nicht, was er verspricht. Ein Großteil der Handlung widmet sich dem vermeintlich "normalen" Leben der Familie, während Hannas Entscheidung, die Familie zu verlassen, relativ kurz und abrupt abgehandelt wird. Dieser Abschnitt endet schnell mit Hannas Tod, ohne dass ihre Beweggründe tiefer beleuchtet werden. Dies mag dem Umstand geschuldet sein, dass in der dargestellten Zeit innerhalb der Familie wenig bis gar nicht über solche Themen gesprochen wurde, jedoch bleibt dies in der Erzählung unzureichend klar.

Insgesamt konnte mich Ein anderes Leben nicht vollständig überzeugen. Die anfängliche Leichtigkeit der Erzählung verliert sich im Verlauf, und die spannenden Aspekte des "anderen Lebens" kommen aus meiner Sicht zu kurz.

Bewertung vom 12.08.2024
Raabe, Melanie

Der längste Schlaf


ausgezeichnet

Melanie Raabe gelingt mit 'Der längste Schlaf' ein tiefgründiger, spannender und auch bewegender Roman. Die Geschichte beginnt direkt mit einer mysteriösen Erbschaft und das Mysteriöse zieht sich durch den kompletten Roman. Aber auch wissenschaftliche Erkenntnisse und Fakten kommen zu Wort und das nicht zu kurz. Zugegeben, an diese Mischung musste ich mich erst etwas gewöhnen und mich darauf einlassen, nichtsdestotrotz hatte ich eine wirklich gute Lesezeit mit jedem Kapitel!

Sowohl die Geschichte an sich, als auch die neurowissenschaftlichen Fakten zum Thema Schlaf und Insomnia machen das Buch zu einem Pageturner, die Charaktere sind alle sehr gut gezeichnet, die Protagonistin mehr als sympathisch. Trotz recht vieler Charaktere und Einflüsse, die den Romanverlauf leiten, wird es nie unübersichtlich oder verwirrend. Im Gegenteil, es läuft alles sehr flüssig zum Ende zusammen.

Somit kann ich 'Der längste Schlaf' wirklich empfehlen!

Bewertung vom 29.07.2024
Scherzant, Sina

Taumeln


ausgezeichnet

'Taumeln' von Sina Scherzant handelt vom Leben der Familie Auerbach 2,5 Jahre nachdem die ältere Tochter Hannah von heute auf morgen verschwand. Niemand weiß, was passiert ist. In dem Roman nimmt Sina Scherzant die Lesenden mit in die Familie und beschreibt eindrucksvoll, wie sie zerbricht und sich doch versucht zu halten, wie von jetzt auf gleich die Zeit stehenbleibt und nicht oder nur sehr langsam weitergeht. Wir begleiten die zweite Tochter Louisa, die damit umgehen muss ihre Familienmitglieder auf verschiedene Weisen verloren zu haben und deren Leben still steht. Nur Samstags, da trifft sie sich mit einer Gruppe Menschen, die nach wie vor Hannah suchen, im Wald hinter dem Haus der Auerbachs. Auch hier gibt der Roman Einblicke in unterschiedliche Lebensrealitäten und zeigt auf, das jede*r sein Päckchen zu tragen hat. Ein Roman, der wirklich nahe geht und dabei sprachlich so gut ist, dass ich ihn kaum weglegen konnte. Viele kluge Gedanken begleiten die Geschichte, immer mit ein bisschen Hoffnung, die aber nicht für jede*n Protagonisten in Erfüllung geht. Sehr empfehlenswertes Buch!

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 23.07.2024
Krien, Daniela

Mein drittes Leben


sehr gut

In 'Mein drittes Leben' von Daniela Krien begleiten wir die Protagonistin Linda in den ersten Jahren ihrer Trauerverarbeitung um den Tod ihrer Tochter. Die Autorin schreibt unglaublich tief berührend, Lindas Gefühle sind fast physisch spürbar, so gut und dicht fasst Krien die Trauer in Worte.
Auch die Individualität des Trauerns und der gesellschaftliche Umgang mit Trauernden, der in der Regel ab einem bestimmten Zeitpunkt eher auf Unverständnis hinausläuft, werden sehr eingehend dargestellt. Trotzdem bleibt sich die Protagonistin ihrem Prozess der Trauer treu und findet, begleitet von teilweise neuen Weggefährt*\innen Schritt für Schritt ihren Weg.
Leider sind Trauer und vor allem verwaiste Eltern oft noch ein gesellschaftliches Tabuthema und die wenigsten können einfühlsam mit Trauernden umgehen. 'Mein drittes Leben' ist somit nicht nur einfach ein Roman, sondern regt auch zum Nachdenken und Reflektieren an.