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Hoelzchen

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Insgesamt 129 Bewertungen
Bewertung vom 27.06.2025
Korten, Astrid

Zwei Leben: Hinter dem Schweigen (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Für mich ist dieses Buch der erste Roman von Astrid Korten und ich war sehr neugierig darauf. Zumal ich gerne historische Familienromane lese. Was soll ich sagen, eine absolute Punktlandung. Dieser Roman trifft genau meinen Geschmack. Hier stimmt einfach alles. Flüssiger Schreibstil, sicherer Handlungsaufbau und interessante Charaktere. Der Roman spielt in zwei Zeitebenen. Ich mag diese Perspektivwechsel, denn sie bereichern die Geschichte und geben Eindrücke in längst vergangene Zeiten. In diesem Fall sind es traurige Zeiten. In der Gegenwart ist Nora unsere Protagonistin. Ihre junge Ehe ist am Ende und ihre Großmutter vor nicht allzu langer Zeit verstorben. Im Nachlass findet Nora ein Holzkästchen, dessen Inhalt sie nicht zu deuten weiß. Noras Freundin empfiehlt den Journalisten Andreas zu Rate zu ziehen. Er schlägt eine gemeinsame Reise nach Belarus vor, um dort mehr über Hannah, Noras verstorbene Großmutter, zu erfahren. Das wird ihnen auch gelingen, und diese Erkenntnisse werfen alles über den Haufen, was Nora und ihre Eltern jemals zu wissen glaubten. Die Vergangenheitsebene führt uns in die Zeit des 2. Weltkrieges. Auch in Belarus werden Juden verfolgt und ermordet. Die junge Frau Xanna schafft es zu überleben und findet einen Weg nach Frankreich. Dort beschließt sie, die Vergangenheit ruhen zu lassen und ein neues Leben zu beginnen. Hier setzt auch der Titel an. Denn Xanna/Hannah gelingt es tatsächlich zwei Leben zu leben. Diese Geschichte hat mich sehr nachdenklich gestimmt und tief berührt. Verstehen kann ich Xanna, dass sie jahrzehntelang geschwiegen hat. All diese ganzen Verluste. Doch für die Psyche wäre es vermutlich besser gewesen, nicht zu schweigen. Aber wann wäre der richtige Zeitpunkt gewesen? Irgendwann hat sie den Zeitpunkt verpasst und sich vermutlich nicht mehr getraut. Wie traurig. Hätte sie ihr zweites Leben ansonsten mehr genießen können? Viele Fragen beschäftigen mich. Das wunderschön gestaltete Buchcover ist ein wahrer Hingucker und ich wünsche mir, dass es im Buchhandel viele Blicke auf sich ziehen wird. Denn der Roman ist es Wert gelesen zu werden. Gerade in der heutigen Zeit, wo vieles in Vergessenheit gerät und die Kriegsgeneration ausstirbt. Was uns bleibt, sind diese Romane, die die Erinnerung aufrechterhalten. Astrid Korten gelingt die Verknüpfung der beiden Zeitebenen perfekt. Sie trifft genau den richtigen Punkt und die Tiefe. Die Informationen die wir erhalten sind genau richtig, nicht zu viel und nicht zu wenig, so stellt sich ein angenehmer Lesefluss ein. Die Besonderheit an diesem historischen Familienroman ist, dass er auf Erzählungen von Astrid Kortens Großeltern basiert. Dieser Hintergrund wirft nochmals ein ganz anderes Licht auf das Gelesene. Der Roman wird noch lange in mir nachhallen und ich vergebe 5 Sterne Leseempfehlung.

Bewertung vom 27.06.2025
Pierre, Marie

Der Weg der Frauen / Das Pensionat an der Mosel Bd.3 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Nachdem ich die beiden ersten Teile der Trilogie geradezu verschlungen habe, heißt es nun Abschied nehmen von liebgewonnen Figuren. Aber vorher muss Pauline Martin, die Institutsleiterin, noch so einige schwierige Situationen bewältigen. Eine ihrer Schülerinnen ist mal wieder in eine brenzlige Lage geraten und hat sich für Frauenrechte eingesetzt. Zur damaligen Zeit ein sehr umstrittenes Thema. Dann taucht auch noch Paulines ehemaliger Verlobter Roland auf und hofft auf eine neue Beziehung. Dies bringt Erich, Paulines heimlichen Verehrer, doch sehr in Aufregung und dann gibt es da noch den neuen Lehrer im Pensionat, der sich an Paulines modernen Erziehungsstil gewöhnen muss. Zudem stehen Veränderungen im Hauspersonal an. Man sieht, in Paulines Leben wird es nie langweilig. Wieder einmal schafft es Marie Pierre, die 560 Seiten abwechslungsreich zu füllen. Zu keiner Zeit wird es langweilig und ich bin geradezu durchs Buch geflogen. Die Figuren sind sympathisch und oft zauberten mir die Dialoge ein Lächeln ins Gesicht. Es macht einfach großen Spaß, diesen Roman zu lesen. Der moderne und flüssige Schreibstil trägt dazu bei. Mit jeder Zeile merkt man dem Geschriebenen an, wie viel Herzblut die Autorin in ihre Romane steckt. Hat sich doch selbst lange in dieser Region gelebt und darüber hinaus sehr sorgfältig recherchiert. Im Nachwort erhalten wir darüber noch viele wichtige Informationen. Sicherlich ist es empfehlenswert, diese Trilogie in entsprechender Reihenfolge zu lesen, schon alleine des Lesespaßes wegen. Jedoch kann jeder Roman einzeln und ohne Vorkenntnisse gelesen werden. Ein Einstieg sollte problemlos gelingen. Hilfreich ist auch das vorangestellte Personenregister. Auch wenn es traurig ist, dass Pensionat nun verlassen zu müssen. So hat die Autorin ein stimmiges und geschmeidiges Ende geschaffen. Die Leserschaft kann nun die eigenen Schlüsse ziehen und das ist auch gut so.

Bewertung vom 26.06.2025
Gehring, Viola

Henni - Geheimnisse einer Familie - oder: Das Flüstern des Glücks (eBook, ePUB)


sehr gut

Es gibt eine Vielzahl an historischen Romanen, so dass man versucht ist zu behaupten, dass schon über alles geschrieben wurde und sich die Handlungen wiederholen. Aber nein, jeder Roman ist anders und Viola Gehring zeigt uns mit diesem Roman, wie spannend und interessant ihre entwickelte Familiengeschichte ist. Tatsächlich ist der Beginn etwas holperig und konstruiert und ich fragte mich, wohin mich die Handlung führen würde. Ist es ein Roman in zwei Zeitebenen? Denn zu Beginn lernen wir Louisa, Hennis erwachsene Enkelin, im Jahr 2099 kennen, doch dann wechselt der Roman in die frühen 20er Jahre. Henni wird in eine Familie mit zwei älteren Schwestern geboren. Ihr Vater Jupp hoffte so sehr auf einen Sohn, doch er ignoriert die Tatsache das Henni ein Mädchen ist, nennt sie Heini und erzieht sie wie einen Jungen. Als das vierte Kind dann endlich ein Junge ist, findet Jupp keinen Zugang zu diesem. Auch mit Johanna, seiner Frau, hat er mittlerweile gebrochen. Eine Trennung ist in diesen Zeiten nicht üblich, so bleibt die Familie im Prinzip zusammen, doch es entstehen zwei Lager. Der Vater mit Henni und ihrer ältesten Schwester und die Mutter mit den beiden anderen Kindern. Die Zeit schreitet voran, die Kinder werden erwachsen und das Regime der Nazis bestimmt das Leben. Die Familienmitglieder gehen unterschiedlich damit um.
Bis zum Ende habe ich damit gerechnet, dass auch Louisa mit der Gegenwartsebene nochmals zu Worte kommt. Doch plötzlich war Schluss und ein unbefriedigendes Gefühl stellte sich bei mir ein. Zwar ist mir mittlerweile bekannt, dass es eine Fortsetzung geben wird, doch hätte ich mir den Abschluss runder vorgestellt. Ansonsten hat mir der Roman gut gefallen. Viola Gehring hat einen flüssigen und modernen Schreibstil und ich konnte der Geschichte gut folgen. Die Figuren werden anschaulich beschrieben und der Zeitgeist ist gut eingefangen. Von mir gibt es 4 Sterne Leseempfehlung.

Bewertung vom 26.06.2025
Pfister, Kristina

Nach dem Sommerregen (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Der neue Roman von Kristina Pfister hat mich wieder komplett abgeholt. Schon ihre Vorgängerromane haben mich begeistert, aber dieser übertrifft sie tatsächlich. Sie bleibt ihrem Stil treu. Unaufgeregt, leise und authentisch. Die Leserschaft wird zum Nachdenken angeregt. Vielleicht ist dieser Stil nicht jedermanns Geschmack, aber wer zwischenmenschliche Geschichten mag, wird an diesem Roman große Freude haben. Dieses Mal begleiten wir die Familie Ritter. Der 70. Geburtstag des Vaters Walter steht an. Die Familienfeier soll im Sommerhaus stattfinden. Die drei erwachsenen Kinder Cecilia, Jonas und Marika reisen an, allerdings ohne Partner und wir ahnen schon die Hintergründe. Doch nicht nur die Kinder stecken in Beziehungskrisen, auch bei den Eltern kriselt ist, eine Trennung wird angekündigt und das Haus soll verkauft werden. Cecilia, Jonas und Marika sind entsetzt und nicht einverstanden. Zu viele Erinnerungen sind mit dem Haus verbunden, ein Loslassen ist nicht vorgesehen. Einige Monate gehen ins Land und Mutter Marianne hat gehandelt, ein Käufer fürs Haus ist gefunden. Ein letztes Familientreffen soll es in der Ritterburg geben und dann wird ausgemistet. Doch nicht nur die alten Sachen werden entrümpelt. Es ist der Tag der Wahrheiten gekommen und vieles kommt ans Licht. Die Familienmitglieder müssen neu zueinanderfinden, doch es ist wie nach einem Sommerregen, die Luft ist wieder rein. Wie immer gelangt man zu der Erkenntnis, dass miteinander sprechen hilft und Familie Ritter ist auf dem Weg ihre Dysfunktionen zu überwinden.
Was für ein toller Roman. Voller Ehrlichkeit und Authentizität. Die Figuren sind einfach gut charakterisiert und haben mich sofort in die Geschichte eintauchen lassen. Allen Personen wird genug Raum gegeben und man kann sich gut in diese hineinversetzten. Kristina Pfister ist eine gute Menschenbeobachterin, sie trifft genau den richtigen Punkt, denn genauso funktioniert Familie. Lediglich die eingeschobenen Briefe haben meinen Lesefluss kurzfristig unterbrochen und ich habe diese nicht immer einordnen können. Der Romanumfang ist perfekt und der Abschluss absolut stimmig. Ich freue mich schon auf den nächsten Roman von Kristina Pfister.

Bewertung vom 16.06.2025
Lane, Soraya

Die verschwundene Tochter / Die verlorenen Töchter Bd.5


ausgezeichnet

Dieser fünfte Band der Reihe führt uns von London nach Paris. Die junge Britin Blake hat aus dem Nachlass von Hopes House, ein ehemaliges Domizil für schwangere und alleinstehende Mütter aus dem vorherigen Jahrhundert, ein Kästchen geerbt. Inhalt: eine Modeskizze und ein Stück Stoff. Alles deutet daraufhin, dass Blakes Großmutter adoptiert wurde und dieses Kästchen ein Erinnerungsstück ihrer Urgroßmutter ist. Blake begibt sich auf Spurensuche, die sie nach Paris führt. Dort trifft sie auf den Franzosen Henri, der ihr helfen wird und in jeglicher Hinsicht eine große Rolle in Blakes weiterem Leben spielen wird. Wie aus den Vorgängerromanen bekannt, gibt es auch hier zwei Handlungsstränge. Somit ist die Leserschaft der Protagonistin aus der Gegenwart immer einen Schritt voraus. In der Vergangenheit ist Evelina unsere Protagonistin, die in den 1930er Jahren eine erfolgreiche Modeschöpferin in Paris war. Leider hatte sie kein Glück mit den Männern, denn diese waren immer nur auf ihren eigenen Vorteil bedacht.
Das Buch kann unabhängig von den ersten Bänden gelesen werden. Ein Einstieg ist jederzeit möglich. Natürlich muss man sagen, dass sich die Idee wiederholt. Wirkliche Überraschungsmomente gibt es nicht. Doch auch wenn ich bereits alle erschienenen Romane dieser Reihe kenne, freue ich mich jedes Mal wieder auf die Geschichte. Ich mag diese Mischung aus Vergangenheit und Gegenwart und die Liebesgeschichten, die sich auftun. Vor allen Dingen die Auslandsbeschreibungen reizen mich sehr. Soraya Lane gelingt es perfekt, die beiden Stränge nebeneinander zu erzählen, so dass die Leserschaft gut folgen kann und die Spannung erhalten bleibt. Ein Lesefluss stellt sich schnell ein und die sympathischen Protagonistinnen machen es uns leicht durch den Roman zu fliegen. Es ist genau die richtige Lektüre für einen kuscheligen Nachmittag auf dem Sofa.

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 12.06.2025
Gosling, Sharon

Der alte Apfelgarten (MP3-Download)


ausgezeichnet

Diese Geschichte und somit das von mir gehörte Hörbuch, ist genau die richtige Lektüre für den Urlaub, beim Pendeln oder bei der Hausarbeit. Das soll nicht abwertend klingen, aber nicht jedes Buch passt in jede Situation. Und dieser Roman zeichnet sich durch einen lockeren, modernen und flüssigen Schreibstil aus. Die Autorin führt uns charmant durch die Geschichte, mit einem wundervollen Setting in Schottland. Die beiden Schwestern Bette und Nina erben nach dem Tod ihres Vaters die Familienfarm in Schottland. Die alleinerziehende Nina lebt dort mit ihrem sechsjährigen Sohn und erledigt alle Farmarbeiten. Bette, die Ältere, hat sich, nach einer unglücklichen Liebe, vor vielen Jahren aus Schottland zurückgezogen. Sie lebt in London und ist eine erfolgreiche Rechtsanwältin. Die beiden Schwestern müssen sich erst wieder aneinander gewöhnen und sich annähern, ein großer Altersunterschied trennt sie. Aber Bette steht ihrer Schwester unterstützend zur Seite. Durch einen Zufall entdecken sie einen alten, verwilderten Apfelgarten, der zum Familienbesitz gehört. Dank der Hilfe von Freunden und Nachbarn lüften sie das Geheimnis der Äpfel. Diese Ereignisse setzten so einiges in Gang und der Fortbestand der Farm steht auf dem Spiel. Ohne zu viel zu verraten: es gibt ein happy end. Tatsächlich habe ich auch nichts anderes erwartet. Mir hat das Buch so gut gefallen, dass ich auf jeden Fall weitere Bücher von Sharon Gosling hören werde. Dieser Roman funktioniert hervorragend als Hörbuch, was auch ein großer Verdienst der Sprecherin Anja Kalischke-Bäuerle ist. Ihre Stimme passt sehr gut zu den sympathischen Protagonisten. Wie bereits erwähnt, ist die Geschichte voraussehbar, aber stört es? Nein, mir machte das überhaupt nichts aus und mit einer Leichtigkeit wurde ich durch den Roman getragen. Ich hatte wirklich eine große Freude beim Zuhören. Die beschriebenen zwischenmenschlichen Situationen sind absolut authentisch. Familie und Beziehungen sind nicht immer einfach, aber wenn man sich darauf einlässt, werden sich Lösungen finden und das Miteinander erleichtern. Ehrlichkeit ist das Gebot der Stunde. Eine schöne Botschaft, die uns Sharon Gosling auf den Weg gibt.

Bewertung vom 11.06.2025
Moriarty, Liane

Vorsehung


gut

Die meisten von uns sind sicherlich schon geflogen und haben dabei die Erfahrung gemacht, auf merkwürdige Menschen zu treffen und diese zu beobachten. So geht es auch den Passagieren auf einem Inlandsflug in Australien. Ohne Anlass, teilt eine alte Frau ihren Mitreisenden deren persönliche Lebenserwartung und Todesursache mit. Die Fluggäste gehen unterschiedlich mit diesen Informationen um. Einige bewerten diese Aussagen schlicht als Unfug und Spinnerei, andere wiederum nehmen diese Vorhersagen sehr ernst und richten ihr weiteres Leben danach aus. Als es dann noch zu mehreren tragischen Ereignissen kommt, greift die Presse die Geschehnisse auf und einige Flugzeuginsassen sind aufgeschreckt und suchen Kontakt untereinander. Man verfällt in Aktionismus und sucht diese Frau, die sich angemaßt hat, die Menschen zu verunsichern und aufzuwühlen. Der Klappentext hat mich neugierig gemacht und die Autorin war mir bislang unbekannt. Doch der 500 Seiten umfassende Roman hat seine Höhen und Tiefen. Nach einem tollen Start, die ersten 100 Seiten sind wirklich sehr spannend, war dann der Mittelteil leider äußerst langatmig und nichtssagend. In recht kurzen Kapiteln gibt es einen Einblick in das Leben einzelner Passagiere. Deren Leben hätte ich tatsächlich sehr spannend gefunden, jedoch fehlte mir hier die Tiefe. Hier hätte ich mir mehr Informationen gewünscht. Kaum hatte ich mich einer Figur angenähert, was das Kapitel schon zu ende und es folgte immer ein Kapitel über Cherry, so der Name der vermeintlichen Hellseherin. So wechseln sich also die Kapitel immer ab. Wir erfahren Cherrys Lebensgeschichte von der Kindheit bis zur Rente, aber ich hatte hier immer die Schwierigkeit den Kontext zur Story herzuleiten. Meiner Meinung nach, nimmt Cherrys Leben in diesem Buch viel zu viel Raum ein. Ich war immer froh, wenn diese Kapitel vorbei waren. Auf den letzten 100 Seiten nahm die Geschichte dann nochmal an Fahrt auf und wurde spannend. Das Ende finde ich schlüssig und rundet den Roman ab. Alles in allem hätte man die Story um einiges kürzen können. Ich würde jederzeit wieder einen Roman von Liane Moriarty lesen, auch wenn mich dieses Buch nicht abgeholt hat. Ich mag ihren Schreibstil und die Idee und Setting sind dieser Handlung sind außergewöhnlich.

Bewertung vom 11.06.2025
Deya, Claire

Eine Welt nur für uns


ausgezeichnet

„Eine Welt nur für uns“, schon der Titel macht neugierig auf diesen Roman und die Autorin Claire Deya hat zurecht für ihr Debüt die Auszeichnung Grand Prix RTl_Lire 2024 erhalten. Langsam und behutsam führt sie ihre Leserschaft durch diesen Roman. Ort der Handlung ist Südfrankreich, kurz vorm Ende des 2. Weltkrieges. Die Hauptfigur Vincent kehrt aus deutscher Kriegsgefangenschaft zurück in die Heimat. Er sucht Ariane, die Frau die er liebt und mit der er sein weiteres Leben teilen möchte. Doch es gibt keine Spur von ihr. Um an weitere Informationen zu kommen, schließt er sich einer Gruppe von Minenarbeitern an. Hier arbeiten Franzosen und deutsche Kriegsgefangene miteinander. Können aus Feinden Freunde werden? Immer wieder wird diese Frage versteckt eingestreut. Waren alle Täter? Waren viele nur Mitläufer und zwar auf beiden Seiten? Es gibt viele Romane über die Schrecken der Nazidiktatur in Frankreich. Doch die Autorin widmet sich einem ganz besonderen Thema: die Räumung der Minen. Diese Arbeit war wichtig und zugleich gefährlich. Die Minen konnten nur in Handarbeit unschädlich gemacht werden und diese Arbeit war von großer Bedeutung, denn nur so konnte wieder Leben stattfinden. Straßen, Strände und Ländereien mussten begehbar gemacht werden. Claire Deya fügt eine weitere Protagonistin hinzu, um den Zeitgeist abzubilden: Saskia. Sie ist eine junge Frau, die das KZ in Deutschland überlebt hat. Sie will zurück in ihr Elternhaus zurückkehren, ihre gesamte jüdische Familie wurde vernichtet. Doch offene Arme kann sie nicht erwarten, was ist los mit der Gesellschaft? Ist diese noch nicht bereit, sich mit dem Schrecken des Krieges auseinanderzusetzten? Zum Glück findet Saskia in Vincent einen Unterstützer. Und dann kommt für Vincent der Tag, auf den er so lange hingearbeitet hat, er erhält einen Hinweis auf den Verbleib von Ariane. Kann er die Wahrheit ertragen? Er stellt sich der Realität und plötzlich ist alles so einfach und klar.
Was für ein emotionaler und auch sachlicher Roman. Die Geschichte hat mich von Beginn an sehr beeindruckt und ich bin dankbar, dass Claire Deya sich diesem wichtigen Thema angenommen und daraus diesen berührenden Roman geschaffen hat. Der Klappentext lässt vermuten, hier einen Liebesroman zu finden, doch dieses Buch ist so viel mehr. Die Geschichte rüttelt uns wach und zeigt uns, dass alle Menschen gleich sind, egal welcher Religion oder Nationalität sie angehören. Leider gehört auch zum Leben, dass nicht immer ein happy end vorgesehen ist. Besonders erwähnenswert ist das Nachwort der Autorin, denn dieser Roman beruht auf Erinnerungen ihres Großvaters und gibt der Geschichte damit eine besondere Note. Auch die Figur um Saskia entspricht einer historischen Person.
Der Roman wird noch lange in mir nachhallen und aufgrund der weltpolitischen Lage erscheint er genau zur richtigen Zeit und wirft einen Blick auf das menschliche Verhalten. Mit unseren Entscheidungen und Handlungen nehmen wir Einfluss auf die Zukunft.

Bewertung vom 05.06.2025
Jones, Florence;Stadler, Marion

Vergiss dein dummes Herz


ausgezeichnet

Nun endlich ist der dritte Teil der Saga erschienen. Nachdem mich schon die ersten beiden Teile begeistert haben, war ich neugierig auf das Ende dieser umfangreichen Familiengeschichte. Die Autorin Florence Jones, auch bekannt unter Marion Stadler, hat in diesem Abschlussband nochmal alles gegeben und es ist ein Feuerwerk der Entwicklungen und Intrigen. Sicherlich ist es hilfreich, die ersten beiden Vorgängerromane zu kennen, doch ich denke, es sollte kein Problem sein, erst im dritten Teil einzusteigen. Wichtige Informationen werden eingepflegt, so dass sich alle zurechtfinden werden. Allerdings bringt man sich um ein ausgezeichnetes Lesevergnügen, wenn man die ersten beiden Romane nicht liest. Aber worum geht es? Zeitlich sind wir mittlerweile im Jahr 1969 angekommen. Victoria ist erwachsen geworden und hat ihren ersten Freund: Ethan. Tommy gibt ihren Wunsch nach und begleitet sie nach Deutschland, denn Victoria möchte endlich die Familie ihrer verstorbenen Mutter kennenlernen. Tommys große Liebe. Dort lernt Victoria Peter kennen und lieben. Ihr Besuch endet abrupt, denn Zuhause ist ein Unglück passiert. Jenny, die jüngste Tochter von Tommy und Pamela, mit der er in Trennung lebt, ist bei einem Autounfall ums Leben gekommen. Es kommt ans Licht, das Jenny nicht ihre leibliche Tochter war und bei der Geburt vertauscht wurde. Die wahre Tochter ist Sarah, eine Cousine von Victoria. Diese Entdeckung setzt natürlich nochmal vieles in Gang und das Verhältnis zwischen Pamela und Tommy wird nicht einfacher, zumal Tommy sich auch in Deutschland verliebt hat. Victoria hingen plagen Zweifel bezüglich Peter und Ethan. Als sie dann auch noch eine Schwangerschaft feststellen muss und nicht weiß, wer der Vater ist, nimmt die Geschichte einen dramatischen Verlauf. Ethan will nicht auf Victoria verzichten und greift zu schlimmen Maßnahmen, unter denen die ganze Familie zu leiden hat.
Wie man sieht, ist das 540 Seiten starke Buch voller Handlungsstränge und es wird wirklich nie langweilig. Ein wahrer Pageturner. Einmal angefangen, mag man das Buch nicht mehr aus der Hand legen. Die Familie Steward muss viel erleiden und kritische Stimmen könnten behaupten, dass das alles zu viel und unrealistisch ist. Aber nein, es passt alles sehr gut und erscheint mir stimmig. Im Leben läuft es nicht immer rund und es gibt Familien, wie eben auch Familie Steward, die viele Päckchen zu tragen haben. Aber es zeigt auch, dass auch aus ausweglosen erscheinenden Situationen es immer einen Weg gibt und Menschen sich offen zeigen sollten. Gut gefällt mir, dass die Autorin viele authentische Ereignisse eingebunden hat, wie z. Bsp. Der Vietnamkrieg. Das Romanende ist genau richtig und lässt Raum für eigene Schlüsse. Auch wenn ich nun Abschied von Tommy nehmen musste, er ist mir doch sehr ans Herz gewachsen, so denke ich, dass alles geschrieben ist. Man soll aufhören, wenn es am schönsten ist und genau diesen Punkt hat Florence Jones gefunden. Vielen Dank für diese wunderbare Lesezeit, die uns geschenkt wurde.

Bewertung vom 05.06.2025
Maury, Avril

Noch fünfzig Sommer mehr (eBook, ePUB)


gut

Das wunderschöne Buchcover und der Klappentext machten mich neugierig auf diesen Roman, zumal ich ein großer Frankreichfan bin und die Geschichte in der Bretagne spielt. Die 25-jährige Eleni lebt nach dem Tod ihrer Großeltern allein und zurückgezogen in ihrem Haus. Bis sie eines den gleichaltrigen Theo trifft. Schnell werden die beiden ein Paar, Theo zieht bei Eleni ein und sie schmieden Zukunftspläne. Doch das Schicksal meint es nicht gut mit Eleni, sie verliert Theo und sie zieht sich zurück in ihr Schneckenhaus. Durch Zufall trifft sie eines Tage Pierre, ihren Freund aus Kindertagen. Diese Begegnung bringt die Erinnerungen der Kindheit zurück. Für Eleni ist es an der Zeit, sich den Geschehnissen zu stellen. Und dann sind da noch die Botschaften und Briefe, die Eleni ins Leben zurückbringen sollen. Doch wer ist der Verfasser?
Der Einstieg in den Roman gelingt erst einmal leicht. Die wunderbaren Landschaftsbeschreibungen und sympathischen Protagonisten haben mir gut gefallen. Doch teilweise ist es schwierig, dem Geschehen zu folgen, die Zeitsprünge sind zu unerwartet und unpassend, dass hat mich oft orientierungslos gemacht und den Lesefluss unterbrochen. Normalerweise liebe ich Romane in verschiedenen Zeitebenen, aber hier haben hier empfand ich sie eher störend. Die Idee der Geschichte ist ganz zauberhaft und charmant, doch ich hätte mir mehr Tiefe gewünscht. Mir ging das alles viel zu schnell, vieles blieb ungesagt. Diesbezüglich hätte mehr Umfang der Geschichte gutgetan. Die Autorin schreibt modern und flüssig, ich mag ihren Schreibstil und ich würde jederzeit wieder einen Roman von ihr lesen. Ich habe das Buch während eines Fluges gelesen und dafür war es die perfekte Lektüre.