Als ich das Cover zum ersten Mal gesehen habe, war ich zugegebenermaßen etwas skeptisch. Ich fand, dass es kitschig und "billig" wirkte und habe eine entsprechende Story erwartet. Aber bereits bei der Leseprobe von "Vorablesen" wurde ich positiv überrascht und habe mir das Buch dann auch gekauft. Die Story fand ich tatsächlich sehr unterhaltsam; eine schöne Sportsromance mit einer ungewöhnlichen Sportart und zeitweise sogar Academy Vibes. Der Sprachstil ist flüssig, die Charaktere sind sympathisch und zielstrebig, die Dialoge schlagfertig. Besonders hat mir gefallen, dass ich nebenher mehr über das Mountainbiken erfahren habe, mit dem ich so gar keine Berührungspunkte habe. Lediglich die Sexszenen fand ich etwas ausufernd und ich hätte mir in der Beziehung noch etwas mehr Tiefe und Substanz für die wechselseitige Anziehung gewünscht. Fazit: Diese leichte Sportsromance kann ich allen Leser*innen empfehlen, die Lust auf eine unterhaltsame und leidenschaftliche Geschichte haben und bei Sportarten gerne über den Tellerrand hinausblicken (sofern sie nicht ohnehin bereits eine Faszination für das Mountainbiken entwickelt haben).
Liebenswerte Smalltown Romance mit einer Prise Tragik
Was habe ich mich gefreut, den zweiten Band zu Willow Falls zu entdecken! Paige hatte ich schon im ersten Teil der Reihe ins Herz geschlossen und finde es schön, dass sie eine eigene Story bekommen hat. Das Cover ist wunderschön herbstlich, der Beginn vielversprechend und das Buch hält, was es verspricht. Eine gewisse Spannung wird direkt zu Beginn erzeugt durch den Hinweis auf die tragische Vergangenheit, die Paige und Miles teilen. Insgesamt handelt es sich um eine leichte, herbstlich-gemütliche Kleinstadt-Story, die mich an Serien wie "Gilmore Girls" und "Hart of Dixie" erinnert. Die kleinen herbstlichen Aktionen der Stadt, der liebenswerte Freundeskreis von Paige und die gemütliche Atmosphäre machen den Charme dieser Reihe aus. In diesem Band haben es mir vor allem Paige selbst und ihr Umfeld angetan; ihre herzliche, sanftmütige Art, ihre Holzwerkstatt, ihre lustigen Tierchen und die Apfelfarm der Familie. Es ist alles ein bisschen wie in einem schönen Herbsttraum. Miles war für mich weniger greifbar, aber auch sympathisch und auch hier haben mir die Einblicke in seinen Job als Physiotherapeut gut gefallen. Der Schreibstil ist gewohnt flüssig und liebevoll. Normalerweise mag ich im Genre New Adult gerne noch etwas mehr emotionale Tiefe, aber der charmante und cozy Kleinstadt-Vibe und der Zusammenhalt der Clique waren mir Entschädigung genug. Die Geschichte um den Unfall war vorhersehbar, aber auch das passte zu dieser Art von Roman. Fazit: Ich freue mich schon auf den nächsten Band und kehre immer wieder gerne nach Willow Falls zurück. Ich kann das Buch all jenen empfehlen, die Lust auf eine leichte, gemütliche Herbstromanze in Kleinstadtidylle ohne großes Drama haben. Es ist ein echter Wohlfühlroman, 4,5 Sterne von mir.
Berührende Fantasy für Drachen- und Sprachenfans
Wow! Endlich mal wieder ein rundum gelungener, liebevoll und anspruchsvoll geschriebener Fantasy-Roman! Ich war lange nicht mehr so begeistert von einem Buch. Dass es sich um ein Jugendbuch handeln soll, merkt man meiner Meinung nach kaum, wie so oft in diesem Genre. Die erschaffene Welt ist sorgfältig und liebevoll ausgearbeitet, die Charaktere werden authentisch und differenziert dargestellt. Besonders gut hat mir gefallen, dass Vivien, die Protagonistin, nicht die typische tapfere Heldin ist, die von Beginn an ihre Bedürfnisse bereitwillig dem höheren Wohl unterordnet. Im Gegenteil; sie ist ein Mensch mit Ecken und Kanten, verhält sich teilweise stur, übermäßig ehrgeizig und selbstsüchtig und versteht sich oft selbst nicht. Es geht hier auch um die Suche nach der eigenen Identität, um Schuld und Vergebung. Die Liebesgeschichte fügt sich ganz natürlich in die Erzählung ein, ohne den Plot mit ausufernden Sexszenen zu zerstören. Sie hat mich sehr berührt und es sind auch ein paar Tränen geflossen. Und zuletzt: Wie die Autorin selbst, so liebe auch ich nicht nur Drachen, sondern hege auch eine große Faszination für Sprachen. Man merkt, dass die Autorin auch Übersetzerin ist, denn die Liebe zur Sprache findet sich nicht nur im wunderschönen und berührenden Sprachstil wieder, sondern, wie es der Titel schon verrät, vor allem auch im Inhalt des Buches. Es ist eine Hommage an die unterschiedlichen Facetten von Sprache, ihre Bedeutung und ihre Macht. "Wer Sprachen und Wörter kontrolliert, der kontrolliert auch, was Menschen wissen" (Seite 256). Mich lässt das Buch staunend und demütig zurück, mit einem kleinen Kloß im Hals und bittersüßem Weltschmerz. Fazit: Großartige Fantasy, voller Liebe für Drachen und Sprachen, und mit wichtigen Lektionen zum Thema Schuld und Vergebung.
Gut geschriebener Skandinavien-Krimi mit verschiedenen Facetten
Dieser Krimi war für mich ein typischer Skandinavien-Krimi, so wie ich es mir erhofft hatte: Der Sprachstil ist flüssig, teilweise sarkastisch-nüchtern, der Fall ungewöhnlich und das Ermittlerteam sympathisch und authentisch mit Ecken und Kanten der einzelnen Charaktere. Im Prinzip kann man fünf Ebenen unterscheiden, auf denen Spannung erzeugt wird und die zum Miträtseln und Spekulieren einladen. Da gibt es einmal den herrlich unheimlichen Prolog, dann in der Gegenwart die Arbeit des Ermittlerteams zum vorliegenden Mordfall und die jeweils heimlichen privaten Ermittlungen von sowohl Karhuu als auch Nordh in eigener Sache sowie kursiv gedruckt eine Erzählung aus der Vergangenheit aus Sicht eines Mannes, bei dem man annehmen muss, dass er irgendetwas mit den aktuellen Morden zu tun hat. Die Morde selbst sind sehr grausam und brutal, werden aber nicht reißerisch oder unnötig detailliert beschrieben. Generell wird ausschließlich aus Sicht des Ermittlerduos Karhuu und Nordh erzählt, es gibt also keine Opferperspektive. Das mag manche hartgesottenen Krimi-Leser*innen vielleicht stören, weil dadurch Spannung verloren gehen kann. Ich persönlich fand es angesichts der vielen verschiedenen Ebenen definitiv übersichtlicher. Für mich lagen der Reiz und die Spannung dieses Krimis neben der Verfolgung des aktuellen Falles vor allem in dem sehr differenziert dargestellten Ermittlerduo; Karhuu jung und fit, relativ neu dabei, clever und ambitioniert; Nordh dagegen ruhiger, erfahren, aufgerieben zwischen der Familie als alleinerziehender Vater und dem Beruf, dazu etwas verbittert. Beide haben ein interessantes Privatleben mit jeweils gefährlichen Geheimnissen und heimlichen Ermittlungen, die sich ebenso wie der gemeinsame Mordfall durch die Geschichte und vermutlich durch die ganze Krimireihe ziehen. Abgesehen davon hat mir besonders gut gefallen, dass wir in diesem Krimi etwas über die ägyptische Mythologie lernen. Fazit: Ein spannender Schweden-Krimi mit verschiedenen Facetten für Leser*innen, die gerne intensiv in die Arbeit des Ermittlerteams einbezogen werden.
Sanfte Gehirnwäsche in ländlicher Idylle
Dieses hochaktuelle Buch wird sicher noch lange nachwirken. Bereits das Cover lässt etwas vom Inhalt erahnen: unbelassene grüne Natur, über der sich dunkle Wolken zusammenbrauen, in deren Mitte der plakative Titel "Heimat" prangt. Es ist direkt klar, dass es sich hier nicht um einen Wohlfühlroman handelt. Obwohl in den ersten Seiten noch gar nicht so viel passiert, haben mich der lebendige Sprachstil und das bereits unterschwellig angedeutete hochbrisante Konfliktthema direkt gefesselt. Die Autorin baut in ruhiger, unaufgeregter, aber sehr anschaulicher Erzählweise psychologisch so viel Spannung auf, dass ich das Buch bis zum Schluss kaum aus der Hand legen konnte. Vom Begriff der Tradwife hatte ich vor dem Lesen der Buchbeschreibung noch gar nichts gehört, wohl aber von dem Phänomen, das hier von Karolin verkörpert wird. Dieses ruft bei der neu hinzugezogenen Jana, deren Erleben die neutrale Erzählstimme folgt, zunächst Befremden, dann aber zunehmend Faszination hervor. Fast urteilsfrei werden hier zentrale menschliche und politische Werte kontrastiert, die immer mehr verschwimmen. Der Autorin ist es gelungen, äußerst eindrücklich und plausibel darzustellen, auf welch sanfte und verführerische Weise Karolin ihre gefährliche Ideologie – immer unter dem Deckmantel der Menschlichkeit und Christlichkeit – mittels sozialer Medien und lokaler Hilfsaktionen verbreitet und damit das Bedürfnis nach Zugehörigkeit und Sorglosigkeit befriedigt. Dies alles geschieht so genial subtil, dass es gerade deshalb umso beklemmender und gruseliger wirkt. Das Ende kam für mich unerwartet und ich muss gestehen, dass ich es nicht gänzlich verstanden habe. Ich hätte es mir ein bisschen konkreter gewünscht, auch wenn ich eine unheimliche Ahnung habe. Fazit: Große Empfehlung für alle Leser*innen, die gesellschaftlich und politisch aktuelle und kritische Romane mögen und gerne zum Nachdenken angeregt werden.
Feinsinnige und kluge Second Chance-Romance
Die Bücher von Mhairi McFarlane kenne und liebe ich alle. Ich habe mich riesig gefreut, dass sie diesmal eine Second Chance-Romance als Fortsetzung zu einem der vorherigen Romane geschrieben hat, bei dem das Ende offen und eher traurig war. Die Charaktere hatte ich damals schon besonders ins Herz geschlossen und ich würde auch empfehlen, den ersten Band ("Irgendwie hatte ich mir das anders vorgestellt") vor diesem hier zu lesen. Andernfalls könnte die Story eventuell langweilig wirken und der richtige Zugang zu den Charakteren fehlen. So aber konnte ich mich sofort gut in die Geschichte einfinden und das Wiedersehen mit den Charakteren genießen; mit Edie und ihrer unsicheren, zurückhaltenden, aber gleichzeitig beißend witzigen Art und mit Elliot und seiner Aufrichtigkeit, seinem Scharfsinn und seiner Fürsorge. Die Geschichte kommt eher leise daher und beschreibt auf kluge, feinsinnige und humorvolle Art, welche Schwierigkeiten sich die beiden mit ihrer Hollywood-Beziehung in ihrem Alltag stellen müssen. Die Missverständnisse und Zweifel fand ich durchaus realistisch und den Charakteren entsprechend. Ich stolperte lediglich über manche Stellen, bei denen ich nicht verstand, weshalb etwas nicht einfach direkt ausgesprochen wurde oder weshalb etwas als so sehr peinlich galt, bis ich von der Autorin charmant an die britische Zurückhaltung und Höflichkeit erinnert wurde. Mir gefällt auch, dass in ihren Romanen nicht so inflationär und aufdringlich mit Sexszenen um sich geworfen wird. Die Story steht eindeutig im Vordergrund. Fazit: Vielleicht ist es kein Buch, das man nicht mehr aus der Hand legen kann, mich hat es aber gerade durch die ruhige, zurückgenommene und kluge Erzählweise und die liebevolle Ausarbeitung der Charaktere und ihrer Schwierigkeiten überzeugt. Den ersten Band dazu sollte man meiner Meinung nach gelesen haben, um eine tiefere Beziehung zu den Protagonist*innen entwickeln zu können.
Vorneweg: Ich denke, dieses Buch wird die Gemüter spalten. Mich hat es komplett in seinen Bann gezogen und ich habe es an einem Tag durchgelesen. Es ist jedoch keine gefällige Geschichte, die chronologisch und klar verständlich erzählt wird. Vielmehr entfaltet sie sich durch das durchaus sprunghafte und teilweise verstörende Innenleben des Ich-Erzählers. Zudem muss man als Leser*in bereit sein, sich auf die hässlichen, abstoßenden und schmerzhaften Abgründe des Lebens einzulassen. Das erste Kapitel handelt von Filzläusen in Schamhaaren und wir landen direkt im sehr aktiven und getriebenen Sexualleben des queeren Protagonisten. Dabei ist die Sprache roh und explizit, gleichzeitig sarkastisch-humorvoll, modern und vor allem auch poetisch. Diese Kombination empfand ich als einzigartig und beeindruckend – ich habe manche Stellen gleich mehrmals gelesen, weil ich die Worte so machtvoll und treffend fand. Überhaupt spielt Sprache eine große Rolle in dem Buch; es gibt viel Metaphorik, bildhafte Vergleiche, Bezüge zu Kafka und auch viele kurze Passagen in anderen Sprachen. Es scheint, als ob der traumatisierte Protagonist in seinem alles dominierenden Liebeskummer und seiner Zerrissenheit zwischen der deutschen und der türkisch-arabischen Kultur in sprachlichen Details eine Art Halt findet, ebenso wie (zumindest kurzfristig) in seinem regen Sexualleben. Wenn ich ehrlich bin, so hat die Sprache auch mich als Leserin gerettet in diesem kraftvollen Buch, indem ich mich an besonderen Ausdrücken und Formulierungen festhalten konnte wie an einer Boje, bis ich mich wieder in den Strudel der Geschichte habe reißen lassen. Der Ich-Erzähler offenbart uns schonungslos teilweise abstoßende und verstörende Wahrheiten über sich selbst, belässt dagegen anderes, wie die Geschichte seiner großen Liebe zu Hassan, lange seltsam vage. Dennoch habe ich nie eine Distanz zu ihm gespürt, sondern war im Gegenteil von Beginn an berührt von seinem Leid und wollte unbedingt wissen, wie es mit ihm weitergeht. Dazu hat auch der ungewohnt sprunghafte Erzählstil geführt, der mittels unerwarteter Gedankensprünge, Fantasien und Erinnerungsfetzen eine starke Spannung erzeugt hat. Einen Stern Abzug gebe ich, weil ich mir zwischenzeitliche Auflockerungen der doch sehr schwermütigen Stimmung und ein aussagekräftigeres Ende gewünscht hätte. Fazit: Dieses Buch ist für mich ein beeindruckendes Debüt über die Suche nach der eigenen Identität, die zerstörerische Kraft von Liebe und Homophobie und die heilsame Wirkung von Freundschaft. Es ist keine leichte Kost und doch ganz leicht zu lesen. Ich kann es all jenen empfehlen, die die Macht der Sprache lieben, die gerne über poetische Formulierungen staunen und die bereit sind, sich provozieren zu lassen und bittersüßen Weltschmerz zu empfinden. Pari, die beste Freundin des Protagonisten, drückt es frei nach Kafka so aus: "Ich glaube, man sollte nur solche Bücher lesen, die einen stechen und beißen." (S. 206)
Diese New Adult-Story hat mich durch ihre Emotionalität und Spannung von Anfang an gefesselt. Manchmal erscheinen mir die Charaktere in romantischen Büchern etwas flach und wenig greifbar, wodurch sich Längen ergeben. Das Gegenteil war hier der Fall. Die Autorin hat einen so eindrücklichen, emotionalen und zugleich flüssigen Sprachstil, dass ich direkt in das Geschehen hineingezogen wurde und das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen wollte. Die Charaktere sind sehr liebevoll gezeichnet und ich habe mich direkt wohlgefühlt, auch wenn es auf eine emotionale Achterbahnfahrt geht und auch sehr ernste und schmerzhafte Themen behandelt werden. Generell hat mir auch der Aufbau des Buches mit dem dramatischen Prolog und der abwechselnden Erzählung aus Lucas' und Laneys Perspektive sowie den unterschiedlichen Zeitebenen gut gefallen. Die Missverständnisse zwischen den beiden und manche Handlungen erschienen mir teilweise nicht ganz nachvollziehbar (z.B. die Frauengeschichten von Lucas), weshalb ich einen Stern Abzug gebe. Abgesehen davon bin ich begeistert und froh, die Autorin entdeckt zu haben. Die nächsten beiden Bände stehen bereits im Regal. Fazit: Ich kann das Buch allen New Adult-Leser*innen ans Herz legen, die emotionale Bücher lieben und sich auch auf schwere Themen einlassen möchten. "Found Family"-Fans kommen hier ebenfalls auf ihre Kosten.
Spritzige, scharfsinnige RomCom zu einem wichtigen Thema
Cover und Titel haben mich direkt angesprochen, da sie die humorvolle Verarbeitung eines wichtigen und sehr aktuellen Themas versprechen. Der Begriff "Red Flag" ist derzeit gefühlt in aller Munde und wird in der heutigen schnelllebigen Zeit teilweise fast inflationär verwendet, um Dating- oder Beziehungsabbrüche zu rechtfertigen. Doch was ist eigentlich eine wirkliche Red Flag und was sind überhöhte Ansprüche oder Ausreden, um Nähe zu vermeiden? Wann sollte man eine Beziehung beenden, weil die Passung nicht stimmt und die Beziehung nicht (mehr) gut tut, und wann gilt es, Unterschiede und Störfaktoren zu akzeptieren und Kompromisse zu schließen? Über diese großen Fragen sind sicherlich viele von uns schon einmal gestolpert. Die Autorin bearbeitet sie in diesem Roman mit viel Leichtigkeit, beißendem Witz, aber auch Ernsthaftigkeit und einer großen Prise Weisheit. Der Sprachstil ist locker, spritzig und humorvoll und macht es einem leicht, in die Geschichte einzutauchen. Abwechselnd wird aus der jeweiligen Perspektive der zwei Protagonist*innen erzählt, wobei hierfür die Ich-Form und die Gegenwart gewählt wurden. Beides mag ich in Romanen besonders gerne, weil es mir die Charaktere noch näher bringt und sie spürbarer macht. Tatsächlich sind die Protagon*istinnen liebevoll ausgearbeitet und ich habe sie direkt ins Herz geschlossen. Die Dialoge sprühen vor Sarkasmus und Schlagfertigkeit. Besonders Poppys scharfsinnige Beobachtungen, ihre Begeisterung und ihr beharrliches Einstehen für ihre Werte haben mir gut gefallen. Sehr elegant fand ich, dass die Autorin beide Extreme des Themas "Red Flags" beleuchtet: Da sind Poppy und Cam, die potentielle Partner*innen geradezu nach Störfaktoren abscannen und es gar nicht erst zu einer ernsthaften Beziehung kommen lassen. Auf der anderen Seite verdeutlichen einige Nebencharaktere das andere Extrem - die Überanpassung in und das Festhalten an einer Beziehung, die nicht gut tut oder sogar schadet. Zwischendurch werden auf humorvolle Art immer wieder psychologische Weisheiten eingestreut, z.B. durch eine Freundin von Poppy, die gerade in Therapie ist. Fazit: Obwohl ich 20 Jahre älter bin als die Protagonist*innen, hat mich die Geschichte nicht nur wunderbar unterhalten und zum Lachen gebracht, sondern auch zum Nachdenken angeregt. Klare Empfehlung!
Schonungslos und hoffnungsvoll zugleich – ein beeindruckendes Debüt
Dieses Buch hat mich tief berührt und beeindruckt. Die Autorin verwebt gleich mehrere gesellschaftlich und historisch relevante Themen, wie homophobe und rassistische Ausgrenzung, Unterdrückung von Frauen, Verlust-Traumata und kulturelle Zerrissenheit, zu einer spannenden und teilweise erschütternden Geschichte zweier Frauen unterschiedlicher Generation, die sich ähnlicher sind, als es zunächst den Anschein hat. Anfangs empfand ich den Schreibstil als eher nüchtern und machte mich auf einen etwas langatmigen Roman gefasst. Das Gegenteil war der Fall. Ich wurde immer mehr in den Sog der Erzählung hineingezogen und konnte das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen. Die Protagonistinnen sind kongolesischer Abstammung und die Ereignisse des Romans erstrecken sich über zwei Generationen und zwei Kontinente. Beide Frauen, die ältere schweigsame Mira und die jüngere Bijoux, die mit ihrer queeren Identität kämpft, werden in ihrer Persönlichkeit behutsam ausgearbeitet. Die Erzählperspektive wechselt und während Bijoux das aktuelle Geschehen in London aus der Ich-Perspektive und in der Vergangenheitsform schildert, erleben wir bei Mira Rückblenden aus der Beobachterperspektive, die im Präsens erzählt werden und sich bis zur heutigen Zeit hinziehen. Die gesamte Geschichte ist sehr komplex und es erscheint mir unmöglich, alle behandelten Themen aufzuzählen, ohne zu spoilern. Fast beiläufig erfahren wir viel über die kongolesische Geschichte und Kultur, was ich unglaublich spannend fand. Beide Figuren müssen eine Reihe von traumatischen Situationen überstehen, bis sich ihre Erlebnisse zu einem Gesamtbild zusammenfügen und schließlich Hoffnung und Erlösung möglich scheinen. Mein Fazit: Keine leichte Kost, aber wer nicht davor zurückschreckt, sich auch mit schweren und bis heute gesellschaftlich relevanten Themen zu beschäftigen, der wird mit einer dicht erzählten, tiefgründigen Geschichte belohnt, die zum Nachdenken anregt und gleichzeitig Raum für Liebe und Hoffnung schafft.
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