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Bewertungen

Insgesamt 13 Bewertungen
12
Bewertung vom 16.09.2018
Am Strand

Am Strand


gut

Es erscheint wie eine Ehrung zu Ian McEwans 70. Geburtstag. Aber vermutlich erschienen eher zufällig 2018 gleich zwei Spielfilme nach Romanen des Autors, bei denen er auch die Drehbuchausgestaltung in die Hand nahm. Neben dem Justizdrama “Kindeswohl” (2018) erschien unter der Regie von Dominic Cooke das Liebesdrama “Am Strand” (OT: “On Chesil Beach”, UK, 2017).

In den 60er Jahren in England trifft Florence (Saoirse Ronan), ein Kind aus gutem Hause, unerwartet bei einer elitären Veranstaltung auf Edward Mayhew (Billy Howle), der eine gute Note bekommen hat und es einfach mit jemandem teilen möchte. Trotz seiner nicht so privilegierten Stellung und den unterschiedlichsten Interessen werden die beiden zu einem Liebespaar. So steht bald die Hochzeit an und für die anschließende Hochzeitsreise fahren sie nach Dorset zum Chesil Beach. Dort stehen ihnen nicht nur lange Spaziergänge am Strand bevor, sondern auch ihre erste gemeinsame Nacht.

Der 206-seitige Roman “Am Strand” (OT: “On Chesil Beach”, 2007) des britischen Erfolgsautors Ian McEwan (*1948) ist die Grundlage für das zarte Melodram. Damit seine Geschichte auch richtig adaptiert wird, übernahm er, wie auch bei “Kindeswohl” die Ausarbeitung des Drehbuchs gleich selbst. Die Regie übernahm Dominic Cooke (*1966), der hier sein Debüt gibt. Der Film erzählt vordergründig von einem Liebespaar, gleichzeitig aber von einer antiquierten Gesellschaft. In den 60er Jahren in England waren Beziehungen noch streng reguliert und besaßen keine Freiheiten in der Auslegung. Hier bringt McEwan viele Themen wie Klassenunterschiede und sexuelle Befreiung aufs Tapet, ohne sie aber in den Vordergrund zu stellen. So ist dieses Drama auf eine gewisse Weise altbacken, kann aber mit seiner zarten Liebesgeschichte überzeugen. Das hängt auf der einen Seite mit dem Rückblick-Charakter des Films zusammen, welche Spannung und tiefere Gefühle evozieren kann und es erlaubt, die beiden Hauptfiguren kennenzulernen.

Auf der anderen Seite hängt es mit den beiden hervorragenden Darstellern Billy Howle und Saoirse Ronan zusammen. In ihrem blauen Kleid wirkt Florence zerbrechlich und stark zugleich und wagt einen wichtigen, emanzipatorischen Schritt, den man von diesem Film einfach nicht erwartet hätte. Saoirse Ronan, welche man zur Zeit oft im Kino sieht (“Lady Bird” (2017), “Loving Vincent” (2017) und “Grand Budapest Hotel” (2014), um nur ein paar zu nennen) und die bereits bei der früheren McEvan-Verfilmung “Abbitte” (2007) mitgewirkt hat, schafft es die Persönlichkeit Florences mit der richtigen Ambivalenz, Verständnis und Stärke einzufangen. Dieser Performance verdankt der Film seine angenehme Wirkung und dass einem das Schicksal der Protagonisten nicht egal ist und es einen sogar berührt. Hinzu kommen die gelungene zeithistorische Gestaltung, die perfekte Location (es wurde sogar am Strand von Chesil Beach gedreht) und die anschmiegsame Musik, welche das Drama gut abrunden.

Fazit: Der Spielfilm “Am Strand”, entstanden nach einem Roman von und mit Beteiligung von Ian McEvan selbst, ist ein Drama, welches die 60er Jahre in England mit all ihren problematischen Konventionen einfängt. Doch die ungewöhnliche und berührende Liebesgeschichte der beiden, welche hervorragend von Ronan und Saoirse verkörpert werden, steht im Vordergrund. Das macht “Am Strand” zu einem leisen Film, der zärtlich mit seinen Protagonisten und gesellschaftskritischen Themen umgeht und so bestimmt den einen oder anderen Zuschauer berühren kann, vor allem dann, wenn man eine Schwäche für soziale Liebesdramen hat.

Doreen Matthei - testkammer.com

Bewertung vom 06.09.2018
Grünechsen gegen Rotecken
Antony, Steve

Grünechsen gegen Rotecken


sehr gut

Das Kinderbuch “Grünechsen gegen Rotecken” (OT: “Green lizards vs red rectangles”, 2017) des Autors Steve Antony schafft es mit einfachen Mitteln, schon für Kinder ab vier Jahren geeignet, Krieg darzustellen und zu erklären.

Seit Jahren kämpfen die Grünechsen gegen die Rotecken. Mal sind die einen stärker, dann die anderen. So geht es immer weiter, bis eines Tages eine kleine Echse “Stopp” sagt.

Der britische Kinderbuchautor Steve Antony arbeitet seit 2014 als Autor und Illustrator und hat sich damit seinen eigenen Traum erfüllt. 15 Bücher (das 16. erscheint im Januar 2016) sind bisher von ihm erschienen. Darunter gibt es eine Reihe über Pandas und das Kinderbuch mit dem leicht zu verhaspelnden Titel “Grünechsen gegen Rotecken”. Dieses 14. Werk braucht nicht viele Worte: Die Illustrationen übernehmen das Erzählen der Geschichte. Unterschiedlicher könnte man sich Gegensätze kaum vorstellen. Die Rotecken sind rot, ohne Gesicht und eckig. Die Echsen sind in der Komplementärfarbe grün gestaltet, lebendig und halt Tiere. Den Kampf zwischen beiden fängt der Autor gut ein. Dabei steigert es sich von einer kleiner Auseinandersetzung zu einem Krieg. So erklärt das Buch schon den Kleinsten, wie sich eine Auseinandersetzung verschärft und, dass oft der Grund des Ganzen nicht mehr wichtig ist. Umso mehr erfreut die schlussendliche Auflösung, welche dann doch eher dem Märchenhaften geschuldet ist. Der Autor Antony schafft es mühelos mit so einem kleinen Buch von etwas Großes zu erzählen und ist damit didaktisch und unterhaltsam zugleich.

Fazit: Der Kinderbuch “Grünechsen gegen Rotecken” bebildert das Thema Krieg stimmig, ohne zu verängstigen. Es evoziert die richtigen Fragen schon bei den Kleinsten, denen man das Buch gern ab vier Jahren vorlesen kann. So bietet das Buch gute Unterhaltung, Spannung und ist eine didaktischer Beitrag zum Thema Krieg und Frieden.

Doreen Matthei - testkammer.com

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