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miah

Bewertungen

Insgesamt 15 Bewertungen
12
Bewertung vom 08.05.2017
Brausepulverherz
Lastella, Leonie

Brausepulverherz


sehr gut

Inhalt:
Jiara lebt in Hamburg und studiert Psychologie. Im Sommer jobbt sie in der Trattoria ihres besten Freundes Dario im italienischen Finale. Als sie den gut aussehenden Milo trifft, steht ihre Gefühlswelt plötzlich Kopf. Sie fühlt sich zu ihm hingezogen, doch eigentlich darf das gar nicht sein. Denn Jiara hat einen Freund in Hamburg, eine bereits geplante Zukunft und damit ein Leben, das auf sie wartet. Doch will sie das überhaupt?

Meine Meinung:
Die Geschichte klingt erstmal nach einem klassischen Liebesroman, aber sie ist viel mehr als das. Sie ist daher nicht so kitschig und überromantisch wie andere Romane und wirkt daher viel realistischer. Natürlich gibt es auch sehr schöne, romantische Szenen, die aber nicht übertrieben sind.

Jiara ist an einem Punkt in ihrem Leben, an dem sie sich fragt, ob sie eigentlich zufrieden ist. Sie zweifelt an ihrer Studienwahl und auch an der Beziehung zu ihrem Freund Jonas. Sie weiß noch nicht, was sie so richtig will. Bisher wurde ihr Leben stark von außen bestimmt. Jiara hat immer nur die Erwartungen anderer erfüllt und dabei sich selbst und ihre eigenen Wünsche vernachlässigt.
Jonas ist dagegen ein sehr zielstrebiger, junger Mann, der ehrgeizig einen 10-Jahres-Plan verfolgt, der auch Jiara mit einschließt. Sein Studium bereitet ihn darauf vor, Partner in der Firma seines Vaters zu werden. Dann will er Jiara heiraten und eine Familie mit ihr gründen.
Milo ist Musiker. Er ist ein Einzelgänger, zieht scheinbar ziellos durchs Land und lebt von seinen Auftritten in verschiedenen Clubs. Sein größter Wunsch ist ein eigener Club, in dem junge, aufstrebende Künstler eine Chance bekommen sollen. Seine Familie hat aber kein Verständnis für seinen Lebensstil, sodass der Kontakt vor Jahren abgebrochen ist. Milos Vater wünscht sich, dass Milo eines Tages gemeinsam mit Tiziano, Milos Bruder, die Firma des Vaters übernimmt. Was Milo aber gar nicht will.

In dem Roman geht es nicht nur um die Liebesgeschichte zwischen Jiara und Milo, sondern auch um Freundschaft, Familie und das Leben. Auch wenn das Ende vorhersehbar ist, war der Weg dahin das Interessante. Es gab einige Wendungen, die ich so nicht erwartet hätte. Manchmal fand ich es allerdings ein bisschen schwierig, die Handlung einiger Personen nachzuvollziehen, vor allem mit Jiara hatte ich hin und wieder meine Probleme (zum Beispiel was ihr Verhalten Jonas gegenüber angeht). Sie wirkte dadurch teilweise unreif und unsympathisch. Da sie die Hauptperson ist, hat die Geschichte daher insgesamt eher gemischte Gefühle bei mir ausgelöst.

Die Kapitel sind abwechselnd aus der Perspektive von Jiara und Milo geschrieben, sodass dem Leser die Gedanken und Gefühle beider Protagonisten nähergebracht wird. Manchmal hätte ich gerne Jonas' Sicht erfahren.

Der Schreibstil hat mich von Anfang an begeistert. Man hatte das Gefühl, selbst vor Ort zu sein. Die Atmosphäre in Italien kam sehr gut rüber. Ich habe das Buch sehr schnell gelesen, weil es sehr locker und flüssig geschrieben ist.

Insgesamt ist die Geschichte eine schöne, locker geschriebene Sommerlektüre, die mir gut gefallen hat, mich aber von der Story nicht komplett überzeugen konnte.

Bewertung vom 15.02.2017
Das Buch der Spiegel
Chirovici, Eugene O.

Das Buch der Spiegel


ausgezeichnet

Zu Beginn schlüpft man in die Rolle von Peter Katz, einem Literaturagenten, der unaufgefordert das Manuskript von Richard Flynn erhält. Die Gesichte dreht sich um einen realen Mordfall Ende der 1980er. Professor Wieder wurde in seinem Haus ermordet. Richard Flynn ist damals Student der Anglistik in Princeton, an der Professor Wieder Psycholgie lehrte.
Das Manuskript endet an einer sehr spannenden Stelle und genau wie Peter will man unbedingt wissen, wie es weitergeht. Doch Richard ist inszwischen gestorben, sein Manuskript scheint verschollen.

Die Suche nach dem Manuskript entwickelt sich nach und nach zu eigenen Ermittlungen, um den mysteriösen Mordfall aufzuklären.
Der Roman wechselt in den verschiedenen Teilen die Perspektive. Ein neuer Ich-Erzähler macht sich jeweils auf ganz eigene Weise an die Arbeit, um die Sache aufzuklären. Dabei lernt man die Figuren aus Richards Manuskript und ihre eigene Meinung und Erinnerungen an die damalige Zeit kennen. Schnell finden sich Widersprüche und man fragt sich, was nun die Wahrheit ist.

Der Autor spielt sehr schön mit der Frage, wie verlässlich das Gedächtnis ist und ob man seinen eigenen Erinnerungen trauen kann. Die Geschehnisse werden von verschiedenen Personen unterschiedlich wahrgenommen und interpretiert. Mit der Zeit können sich Erinnerungen verändern, weil uns unser Gedächtnis einen Streich spielt. Die Thematik ist sehr interessant und in Verbindung mit dem Mordfall spannend umgesetzt.

Der Schreibstil hat mir gut gefallen, obwohl er zum Teil recht nüchtern war und die Emotionen fehlten. Dennoch liest sich die Geschichte sehr flüssig, weil es neugierig macht und man sich fragt, wer tatsächlich die Wahrheit sagt. Davon lebt die Geschichte.

Nichts ist wie es scheint und als Leser weiß man irgendwann nicht mehr, wem man glauben kann. An jeder Erinnerung zweifelt man. Jedes Detail habe ich überanalysiert, nur um festzustellen, dass es vielleicht doch gar keine Rolle spielt. Leider verliert sich der Autor manchmal in gänzlich unwichtigen Hinweisen, die später nicht mehr verfolgt werden, obwohl sie durchaus interessant gewesen wären, oder er erzählt uns die Lebensgeschichte von Nebenfiguren, die später gar nicht mehr auftauchen und damit keine Rolle mehr spielen. Aber genau das macht die Geschichte irgendwie auch so spannend, weil man nie weiß, ob etwas wichtig ist. Bis zum Schluss kann man als Leser mitermitteln, was damals wirklich geschehen ist. Und auch wenn einige Fragen offen bleiben, ist die Auflösung dennoch passend.

Bewertung vom 30.12.2016
Blutroter Tod / Reiko Himekawa Bd.1
Honda, Tetsuya

Blutroter Tod / Reiko Himekawa Bd.1


sehr gut

Inhalt:
Die Ermittlerin Reiko Himekawa ist die beste Ermittlerin der Mordkommission in Tokio. Als Frau hat sie es nicht immer leicht, da die Polizeiarbeit hauptsächlich von Männern ausgeübt wird. Sie ist durchsetzungsfähig und sehr clever. Deshalb bekommt ihr Team einen neuen Fall zugeteilt. Die Leiche eines Mannes wird an einem Teich gefunden. In seinem Körper stecken unzählige Glassplitter. Später tauchen ähnlich brutal zugerichtete Leichen auf. Die Ermittlungen führen zu einer Website im Darknet.

Meine Meinung:
Der Einstieg ist spannend und daher gut gelungen. Der flüssige Schreibstil macht es leicht, der Handlung zu folgen. Lediglich die vielen japanischen Namen verwirrten anfangs, da sie für mich alle sehr ähnlich klangen und ich mir einfach nicht merken konnte, wer wer ist. Zum Glück gibt es zu Beginn des Buches ein Personenregister. Das hat mir sehr geholfen. Nach und nach fiel es mir leichter, die Namen zuzuordnen und Bezüge herzustellen.

Reiko ist wirklich sehr intelligent. Ihre Ermittlungen sind zwar eher intuitiv, aber sie liegt richtig und findet schnell heraus, dass es weitere Leichen gibt. Ihr teilweise zunächst unverständliches Verhalten wird später durch Rückblenden in ihre Jugend erklärt. Reiko lässt sich von ihren männlichen Kollegen nicht unterkriegen. Sie weiß, wie sie sich durchsetzen muss und spielt ihre Karten gekonnt aus.

Die Spannung lässt nach dem ersten Teil leider stark nach. Seitenweise routinemäßige Befragungen der Nachbarn, die keine neuen Erkenntnisse bringen... Die Ermittungen geraten ins Stocken. Das frustrierte nicht nur die Ermittler, sondern auch mich als Leser. Am Ende von Teil 2 (über die Hälfte des Buchs ist da aber schon vorbei) wird es aber wieder besser und ich konnte ab diesem Zeitpunkt das Buch nicht mehr aus der Hand legen. Es geht rasant weiter. Die im Klappentext angepriesene ominöse Website wird Teil der Ermittlungen. Dabei geht es brutal und erschreckend zu. Die Hintergründe sind interessant und die Aufklärung ist schlüssig und plausibel, auch wenn ein paar mehr Details schön gewesen wären.

Die kulturellen Unterschiede wurden besonders in den Strukturen der Polizei deutlich. Es gibt sehr klare Hierarchien, wer wann zuständig ist, wie zusammengearbeitet wird und wie die Ermittlungen abzulaufen haben. Alle Ermittler waren mit den öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs, was am Anfang noch gewöhnungsbedürftig zu lesen war.
Reiko wird ihr Erfolg missgönnt, weil sie eine Frau ist. Ihr Team achtet sie, aber von den anderen Kollegen wird sie zum Teil sehr kritisch beäugt. Auch ihre Eltern wünschen sich eigentlich, dass sie endlich heiratet und Kinder bekommt.

Insgesamt hat mir das Buch gut gefallen. Nachdem die Handlung wieder spannender wurde und die Ermittlungen endlich Ergebnisse brachten, wollte ich unbedingt weiterlesen. Ein bisschen Durchhaltevermögen ist also insbesondere am Anfang gefragt, aber es lohnt sich.

Bewertung vom 09.11.2016
Und nebenan warten die Sterne
Spielman, Lori Nelson

Und nebenan warten die Sterne


ausgezeichnet

Es fällt leicht, sich sofort in der Handlung zu verlieren. Der Schreibstil ist locker und flüssig. Der Autorin gelingt es, dass man sich sehr gut in die Figuren hineinversetzen kann. Als Annie am Tod ihrer Schwester zu zweifeln beginnt, ist man als Leser geneigt, ihr zu glauben, selbst Hinweise und Ungereimtheiten zu suchen und zu hoffen, dass Kristen doch noch lebt.

Die Geschichte wird abwechselnd aus Erikas und Annies Perspektive erzählt. Das macht es umso leichter, sich in die beiden hineinzuversetzen und mit ihnen mitzufühlen.

Erika ist eine Karrierefrau, die sich ihren Erfolg hart erarbeitet hat. Dabei hat sie leider ihre Töchter vernachlässigt. Nach dem Zugunglück erhält sie E-Mails von einem anonymen Absender mit Sprüchen von ihrer Mutter. Erika bedeuten diese Weisheiten sehr viel. Daher hatte sie für ihre Töchter eigene Alben angefertigt, so wie sie es auch für ihre jüngere Schwester Kate gemacht hatte. Mithilfe dieser E-Mails findet Erika nach und nach zurück zu ihrem Selbst.

Mit Annie konnte ich mich sehr gut identifizieren. Sie ist eine schüchterne junge Frau, die sich nichts so richtig zutraut. Mit dem Au Pair-Job in Paris wagt sie sich in ein Abenteuer. So lernt sie die kleine Olive kennen, die mit ihren 5 Jahren selbst schon einen schweren Schicksalsschlag erlebt hat. Ihre Mutter ist vor Kurzem gestorben. Olive vergraulte bisher jedes Au Pair-Mädchen. Aber Annie gibt nicht auf.

Ich war von vielen Szenen sehr berührt. Die Geschichte ist authentisch und lebensnah. Die Veränderungen der Charaktere sind nachvollziehbar und ihr Handeln ist verständlich. Die Sprüche sind sehr schön und echte Weisheiten fürs Leben.

Die Geschichte regt sehr zum Nachdenken an. Es musste erst ein tragisches Unglück geschehen, damit Erika erkannte, was im Leben wirklich zählt. Und auch Annie hat sich weiterentwickelt und ist viel selbstständiger geworden. Das hat sich Kristen immer für sie gewünscht.

12