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Carolinchen89
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Tiefenbronn

Bewertungen

Insgesamt 50 Bewertungen
Bewertung vom 29.06.2025
Orso, Kathrin Lena

Schatzsuche auf vier Hufen / Die Ponys von Lillasund Bd.2


ausgezeichnet

"Die Ponys von Lillasund - Schatzsuche auf vier Hufen" ist der zweite Band der Reihe "Die Ponys von Lillasund". Da ich den ersten Band nicht gelesen habe, kann ich bestätigen, dass man diesen auch nicht zwingend gelesen haben muss. Natürlich kennt man dann schon die Protagonisten und die Ponys. Aber auch ohne diese Vorkenntnisse hatte ich keinerlei Probleme in die Geschichte hineinzufinden.

Das Buch erzählt die Geschichte von Ida und dem Pony Flóki. Flóki gehört Ida zwar nicht, ist aber sowas wie ihr Pflegepferd. Als dieses aus Geldnot verkauft werden soll, setzen Ida und ihre Freunde alles daran dies zu verhindern. Das gestaltet sich zunächst gar nicht so einfach. Als sie erfahren, dass es irgendwo in ihrer Nähe einen verschollenen Wikingerschatz gibt, setzen sie alles daran diesen zu finden. Denn das könnte Flókis Rettung sein.

Die Geschichte erinnert mich so sehr an die Pferdebücher, die ich selbst als Kind gelesen und geliebt habe. Umso schöner finde ich es, dass nun auch meine Tochter mit dieser Reihe in Berührung kommt und sie ebenfalls sehr gerne mag. Ich liebe die Atmosphäre in diesem Buch sehr. Die Landschaft wird so toll beschrieben, dass ich sehr gerne mal Urlaub auf Lillasund machen würde. Meine Tochter wäre gerne Ida.

Natürlich habe ich als Erwachsene einen etwas anderen Blick auf diese Geschichte, deshalb habe ich mich auch immer wieder mit meiner Tochter ausgetauscht und sie gefragt, wie sie Lillasund findet. Und ich kann nur sagen, dass sie es sehr gerne mag. Dass sie mich schon gefragt hat, ob sie auch den dritten Teil bekommt und dass sie das Gefühl hat, dass Ida und sie sich sehr ähnlich sind. Auch wenn meine Tochter kein eigenes Pferd hat, so teilt sie doch die Pferdeliebe mit Ida.

Das Buch ist super schön geschrieben und für das entsprechende Alter auch sehr gut zu lesen. Die Illustrationen, die zwischendurch immer wieder in die Geschichte einfließen sind ebenfalls wunderschön. Sie wirken so lebendig und unterstreichen die Geschichte perfekt. Den Kindern wird so gezeigt, wie manche Dinge aussehen könnten, aber auch nicht zu viel ihrer eigenen Fantasie genommen.

Die Freundschaft der vier Kinder im Buch finde ich ganz toll dargestellt. Ich glaube so einen Zusammenhalt kann sich jeder nur wünschen und die Kinder sind auch das ein oder andere Mal Vorbild für die Kinder, die das Buch lesen. Seien es Verantwortungsbewusstsein, der Umgang mit Tieren oder der Umwelt. Alles wird hier ganz subtil mit eingeflochten, ohne dabei den Zeigefinger zu erheben. Wirklich sehr schön gemacht.

Das Buch ist wirklich das perfekte Sommerabenteuer. Ich mag es sowieso sehr gerne, wenn Schweden der Handlungsort in Büchern ist. Und das wird auch hier wieder deutlich. Die wunderschöne Umgebung auf der Insel Lillasund, die Zimtschnecken... All das ist so gut gelungen, dass man es sich super gut vorstellen kann.

Die Spannung in diesem Buch hat genau das richtige Maß. Nicht zu viel, aber auch nicht zu wenig. Auch die Widerstände, auf die die Kinder im Verlauf der Geschichte treffen, sind passend gewählt, ohne dabei die Hoffnung auf ein gutes Ende zu zerstören, welches es dann natürlich auch gibt. Ein wunderschönes Happy End, dass dafür sorgt, dass wir uns schon sehr auf den nächsten Band, der im Winter spielen wird, freuen.

Ein ganz tolles Pferdebuch, das mein inneres Kind geweckt und mich an meine Zeit mit meinen Pferdebüchern erinnert hat. Es hat so viele schöne Gefühle in mir hervorgerufen und mich ganz glücklich gemacht. Auch meiner neunjährigen Tochter gefällt Lillasund sehr gut. Es wird uns auf jeden Fall in sehr guter Erinnerung bleiben.

Bewertung vom 27.06.2025
Franz, Cornelia

Das nennt man Glück


ausgezeichnet

Was für eine wunderschöne Geschichte, die mich sehr berührt hat. Tatsächlich hat mich selten ein Kinderbuch so berührt wie dieses.


Kommen wir aber nun zuerst einmal zum Inhalt. Das Mädchen Janan lebt mit ihren vier Brüdern und ihren Eltern in einer winzig kleinen Wohnung. Die Wohnung ist nicht nur zu klein - alle Kinder müssen sich ein Zimmer teilen - nein es gibt auch noch Schimmel und so gefährdet die Wohnung sogar ihre Gesundheit. Das kann auf keinen Fall so bleiben. Doch die Wohnungssuche gestaltet sich schwieriger als erwartet. Entweder ist die Wohnung zu teuer, zu klein oder in den meisten Fällen bekommt sie einfach jemand anderes. Die Kinder beschließen die Wohnungssuche selbst in die Hand zu nehmen und stoßen dabei nicht nur auf eine Widrigkeit. Doch durch etwas Hilfe und Glück sieht es am Ende gar nicht mehr so schlecht aus.


Das Kinderbuch "Das nennt man Glück" ist für Kinder ab acht Jahren empfohlen und das würde ich auch so unterschreiben. Die Themen die hier angegangen werden sind keine leichten Themen und erfordern schon eine gewisse Reife des Kindes um diese auch verstehen zu können. Da ist nicht nur das Thema Wohnungsknappheit, das hier in ungeschönter Form dargestellt wird, nein wir bekommen auch einen kleinen Einblick in den Irak und den Unfall mit einer Landmine. Diese beiden Themen sind nicht leicht zu verstehen, nicht schön, aber laden dennoch zu Diskussionen mit den Kindern ein. Das Buch bietet eine wunderbare Grundlage um ins Gespräch zu kommen.


Die Themen werden kindgerecht verpackt und so dargestellt, dass sie auch leicht zu verstehen sind. Es gibt keine ganz schlimmen Details, dennoch wird klar, dass es nicht überall auf der Welt so einfach zu leben ist, wie hier bei uns. Und dass es nicht selbstverständlich ist, dass jedes Kind ein eigenes Zimmer hat. Das erdet auch ein Stückweit und zeigt, dass nicht alles so selbstverständlich ist, wie man vielleicht manchmal denkt.


Das Buch hat mich überraschend tief berührt. Besonders gut gefallen hat mir die Kindersicht, aus der das Buch erzählt. Das Buch wird nicht aus der Ich-Perspektive erzählt, trotzdem hat man das Gefühl, dass ein Kind die Geschichte erzählt und das finde ich super schön. Das macht die Geschichte noch viel nahbarer für Kinder. Die Kinder der Familie Mirza sind zudem ganz wundervolle Kinder. Natürlich wird auch in dieser Familie gestritten und es gibt die unterschiedlichsten Meinungen. Aber wenn es darauf ankommt hält die Familie zusammen. Und diesen Zusammenhalt zu beobachten ist ganz wunderbar.


Zudem sind die Kinder so positiv und hoffnungsvoll. Sie geben nicht auf und lassen sich auch nicht davon unterkriegen, wenn ihnen Steine in den Weg gelegt werden. Sie glauben immer daran, dass alles gut ausgeht, egal wie schlimm die Situation ist. Und von diesem kindlichen Blick auf die Welt können viele von uns Erwachsenen sich glaube ich eine große Scheibe abschneiden.


Ich glaube genau deshalb hat mich das Buch auch so berührt. Es hat mir gezeigt, was mir selbst vielleicht auch verloren gegangen ist. Was für mich gar nicht mehr so einfach ist, wie es als Kind war. Und wie schön und auch einfacher das Leben sein kann, wenn man einen positiven Blick auf die Welt hat.


Ein Buch, das mich von der ersten bis zur letzten Seite überzeugt und emotional mitgenommen hat. Ein Buch, das toll geschrieben ist und mit seinen wunderbar liebevoll erzählten und tollen Charakteren überzeugt. Ich hoffe wir bekommen vielleicht die Chance die Familie Mirza wiederzusehen. Denn auch wenn das Buch ein Happy End hat, so gibt es doch durchaus noch viele Dinge, bei denen ich die Familie gerne begleiten würde. Zudem sind mir die Kinder so sehr ans Herz gewachsen, dass ich mich unheimlich über ein Wiedersehen freuen würde.


"Das nennt man Glück" ist ein ganz wunderbares Buch über die Hoffnung auf Neuanfänge, über Chancen und darüber niemals aufzugeben, egal wie hoffnungslos gerade alles erscheint.

Bewertung vom 16.06.2025
Leenen, Heidi

Die kleine Glitzerblume


ausgezeichnet

Und wieder freue ich mich über ein weiteres Schmuckstück in unserem Bilderbuchregal. Nicht nur optisch ein absolutes Highlight. Nein auch die Geschichte besticht mit ihrer tollen Botschaft und ihrem Tiefgang. Das Lied "Glitzerglück" rundet die Geschichte hervorragend ab.

Doch ganz von vorne. "Die kleine Glitzerblume - Gemeinsam sind wir einzigartig!" erzählt eine wunderbare Freundschaftsgeschichte von Eichhörnchen, Rabe und Glitzerblume. Das Problem ist, dass die Glitzerblume nicht für immer da ist. Denn als es Herbst wird, beginnt sie zu verwelken und es ist an der Zeit, dass sich Rabe und Eichhörnchen von ihr verabschieden. Das fällt ihnen gar nicht so leicht, doch gemeinsam nehmen sie auch diese Hürde. Und dann kommt auch schon der nächste Frühling und es wartet eine bunte Überraschung auf die beiden.

"Die kleine Glitzerblume" ist ein wahnsinnig buntes Bilderbuch, das unheimlich viel zu sehen bietet. Die satten Farben und die damit einhergehende gelungene Gestaltung sind ein absoluter Blickfang. Dazu kommt, dass in regelmäßigen Abständen die Seiten mit Glitzer verziert sind. Das Glitzer ist nicht nur ein schönes Dekoelement. Nein es hat tatsächlich auch eine Wirkung und macht die Bilder viel lebendiger. Ich hätte ehrlicherweise nicht gedacht, dass es Glitzer schafft, dass Wind auf Bildern windiger wirkt. Aber es ist so. Der Glitzer wird hier ganz gekonnt und gezielt eingesetzt und sorgt dafür, dass die Bilder noch mehr Tiefe bekommen und man außerdem die ganze Zeit über die Seiten streichen möchte. Für Kinder besitzt Glitzer natürlich eine nahezu magische Anziehungskraft, was dafür sorgt, dass dieses Bilderbuch sehr sehr gerne von ihnen in die Hand genommen wird.

Auch meine Kinder mussten das Bilderbuch erst einmal von allen Seiten bestaunen, bevor wir mit dem Vorlesen starten konnten. Nachdem das Buch rundum begutachtet war, musste ich dann als nächstes das zu dem Buch passende Lied abspielen. Dies geht bequem über einen QR-Code im Inneren des Buches. Nicht nur einmal, nein direkt zweimal wurde das Lied angehört, so gut hat es meinen Kindern gefallen. Im Buch selbst gibt es Noten und Liedtext, sodass man theoretisch sogar mitsingen könnte. Tatsächlich ist dieses Bilderbuch nicht das erste, das ein zur Geschichte passendes Lied enthält. Aber ich muss sagen, ich mag dieses Entwicklung. Ich finde es toll, wenn man rund um das Buch noch mehr entdecken kann. Gerade Lieder oder auch Ausmalbilder kommen bei meinen Kindern immer gut an und sorgen auch dafür, dass diese sich noch länger mit der Geschichte beschäftigen.

Die Illustrationen selbst haben uns auch sehr gut gefallen. Alles wirkt lebendig und ist super schön gezeichnet. Ich weiß zwar nicht, wie der Stil heißt, in dem das Buch gezeichnet wurde, finde aber, dass es sich auch hier wieder um Illustrationen handelt, die sich von der breiten Masse abheben. Und das mag ich einfach sehr gerne.

Nachdem ich nun ausgiebig auf die Optik eingegangen bin, möchte ich noch ein bisschen etwas zum Inhalt sagen. Tatsächlich ist der Text recht kurz gehalten, was dafür gesorgt hat, dass die Aufmerksamkeitsspanne meiner Vierjährigen Tochter in jedem Fall für die Geschichte ausgereicht hat. Interessanterweise war aber auch meine siebenjährige Tochter noch sehr fasziniert von dem Bilderbuch.

Die Geschichte und die Botschaft dahinter, haben uns sehr gut gefallen. Nach jedem Ende, gibt es immer auch die Möglichkeit auf einen neuen Anfang. Die Freundschaft der drei Lebewesen ist wunderschön beschrieben und zeigt, dass man gar nicht immer gleich sein muss, sondern, dass man auch wunderbar miteinander befreundet sein kann, wenn man sich grundlegende unterscheidet. Wunderschön zeigt das Buch, wie wichtig Erinnerungen sind und wie sehr man auch von diesen profitieren kann. Dass diese einem von niemandem mehr genommen werden können und für immer bleiben. Es zeigt auch, dass das Leben vergänglich ist, dass aber Lebewesen, die man liebt, im Herzen weiterleben. Und es zeigt, dass nach jedem Winter ein Frühling kommt, der wieder Sonnenstrahlen bereit hält, die das Herz erwärmen können. Natürlich verstehen Kinder nicht alle diese tiefen Botschaften und natürlich betrachten Kinder das Buch aus einem anderen Blickwinkel. Ich finde es aber immer schön, wenn ich als Erwachsene beim Vorlesen auch etwas mitnehmen kann und genau das war hier auch der Fall.

Ich liebe liebe liebe dieses Bilderbuch und werde es sicherlich noch oft in die Hände nehmen - und wenn es nur darum geht einfach über das Glitzer zu streicheln. Eine klar Empfehlung, für alle, die hochwertige Arbeit unterstützen und ein neues Schmuckstück für ihr Bilderbuchregal haben wollen.

Bewertung vom 16.06.2025
Weber, Judith

Der Kopfübär entdeckt, was in ihm steckt


ausgezeichnet

"Der Kopfübär entdeckt, was in ihm steckt". Und wir haben entdeckt, was alles in dem Buch steckt. Schon das Titelbild finde ich wahnsinnig ansprechend. Der süße kleine blaue Löwe ist ein absoluter Blickfang, der direkt meine Aufmerksamkeit geweckt hat. Und sogar meine älteste Tochter (9 Jahre alt) war sofort angetan und hat sich das Buch als erste zum Selbstlesen geschnappt.

Das Buch erzählt von Kobi, der schon allein durch seine blaue Farbe etwas ganz besonderes ist. Was alles in ihm steckt, erfahren er und die Leser aber auch erst nach und nach. Dafür muss erstmal ein Ausflug abgeblasen werden, auf den er sich so sehr gefreut hat, dann muss Kobi sauer sein und sich auch etwas alleine fühlen und gelangweilt sein. Bis ja, bis ihm ein Geistesblitz kommt und er merkt, dass mit ein bisschen Kreativität aus dem vermeintlich traurigen Nachmittag noch etwas ganz tolles entstehen kann. Gemeinsam mit seinen Freunden stellt er das halbe Dorf auf den Kopf und am Ende haben alle Spaß und sind glücklich und zufrieden.

Das Buch ist nicht nur vom Titelbild, nein auch von den Illustrationen im Inneren ein absolutes Highlight. Die Jeremies-Brüder haben hier wirklich hervorragende Arbeit geleistet. Ich kann es nicht oft genug betonen. Bilderbücher leben von den Illustrationen. Da kann der Text noch so toll sein, wenn die Bilder nicht ansprechend sind, dann hat das Buch verloren. Dabei müssen die Illustrationen nicht nur das Kind ansprechen. Nein, auch wir Eltern bzw. Vorlesenden sind hier ein ganz wichtiger Part. Ich merke es immer wieder an mir selbst. Bücher, die mir von der Optik her gefallen, lese ich viel lieber und häufiger vor, als jene, die es eben nicht tun. Wenn ein Bilderbuch mich so sehr kriegt, dass ich es auch alleine immer wieder in die Hand nehme und durchblättere, dann wurde alles richtig gemacht. Und genau das ist hier der Fall. Die Illustrationen sind so liebevoll, sie treffen so toll jede Mimik und Gefühlsregung, das auch ich stellenweise herzhaft lachen musste.

Die Geschichte selbst ist umfangreicher, als ich erwartet hatte. Hier erwartet uns relativ viel Text, der auch sehr viel zu bieten hat. Ich mag es ja wirklich sehr gerne, wen ein Bilderbuchtext aus mehr besteht, als aus zwei oder drei Sätzen pro Seite, da es so die Möglichkeit gibt, viel mehr und tiefer zu erzählen. Ich habe aber auch gemerkt, dass das für meine vierjährige Tochter noch eine Herausforderung beim Zuhören ist. Sie konnte nicht ganz die Geduld aufbringen, die Geschichte an einem Stück zu hören und wir mussten diese einmal unterbrechen. Das hat aber gar nicht gestört, da es nicht daran lag, dass ihr diese nicht gefallen hat. Es war ihr sogar ganz wichtig, das Buch an der entsprechenden Stelle offen liegen zu lassen, damit wir später wieder zurückkehren können.

Die Message der Geschichte finde ich einfach wunderbar. Mich hat sich auch ein bisschen an meine Kindheit erinnert und mich einen kleinen Blick in die Kindheit meiner eigenen Kinder werfen lassen. Kinder haben so eine herrlich kreative Denkweise, wenn man sie lässt und ihnen den Raum gibt, in dem sie etwas entdecken und erkunden können. Kinder sind eigentlich mit so wenig zufrieden und können mit wenigen Dingen wahnsinnig tolle Dinge entstehen lassen. Und genau das zeigt das Buch. Hinten auf dem Buch steht "Bringt den Zauber der Kindheit zurück". Und genau das trifft es auf den Punkt. Es war so schön zu sehen, was sich Kobi alles ausgedacht hat und wie kreativ er es umgesetzt hat. Als dann am Ende alle glücklich sind und er es geschafft hat aus einem doofen Tag, einen richtig tollen zu machen, findet das Buch sein perfektes Ende.

Ein ganz tolles Bilderbuch, das auf jeden Fall mit in den Kreis meiner Lieblinge aufgenommen wird und auf dessen zweiten Teil, der wohl Anfang 2026 erscheinen soll, ich mich schon sehr freue.

Bewertung vom 05.06.2025
Heine, Matthias

Verbrannte Wörter


ausgezeichnet

Ich bin ja eigentlich nicht so die Sachbuchleserin. Aber bei diesem Thema war ich direkt interessiert. Gerade weil ich in letzter Zeit ein paar Romane gelesen habe, die zur Zeit des Nationalsozialismus spielen. Dazu passte dieses Buch hervorragend, da ich gestehen muss, dass ich mir oft viel zu wenige Gedanken mache, woher ein Wort kommt, bzw. welche Vergangenheit es haben könnte. Dabei wissen wir ja alle, wie viel Macht Sprache hat und sollten das nicht unterschätzen.

Das Buch beginnt mit einer relativ langen Einleitung, die sehr informativ ist. Ich habe daraus schon einiges über die Zeit des Nationalsozialismus gelernt und wurde bestens auf das Buch eingestimmt. Auch wird darauf hingewiesen, welche Wörterbücher es noch gibt. Allerdings muss ich auch zugeben, dass die Einleitung doch eine große Herausforderung war. Ich bin keine Sprachwissenschaftlerin und doch hatte ich manchmal das Gefühl, dass ich eine sein müsste, um das Buch komplett zu verstehen. Dabei habe ich dann auch gemerkt, dass ich meine Gedanken immer wieder einfangen musste, damit diese nicht komplett weg wandern. Es ist also durchaus keine leichte Kost, ganz unabhängig vom Thema und kann natürlich auch stellenweise etwas trocken werden.

Ich habe das Buch nach dem Alphabet gelesen. Also vorne angefangen und jedes Wort nacheinander gelesen. Hier musste ich dann immer wieder Pausen einlegen, weil es natürlich auch anstrengend ist, so viele Wörter und die Erklärungen dazu an einem Stück zu lesen. Mein Kopf konnte das auch gar nicht mehr richtig verarbeiten. Allerdings ist das Buch auch grundsätzlich nicht so gedacht. Es ist viel mehr ein Nachschlagewerk.

Durch die alphabetische Ordnung und die Inhaltsangabe am Ende, kann man ganz gezielt nach einzelnen Wörtern suchen, wenn einem diese im Alltag begegnen und so schauen, welche Vergangenheit, welchen Ursprung diese haben. Es ist also nicht so gedacht, dass man es von vorne bis hinten am Stück durchliest. Auch wenn man das natürlich tun kann.

Die Wörter die in diesem Buch vorkommen, werden alle nach dem gleichen Prinzip erklärt. Zunächst wird ausführlich auf das Wort eingegangen. Es wird erklärt, wo dessen Ursprung liegt und wofür es vielleicht schon alles verwendet worden ist. Diese Erklärungen sind je nach Wort mal relativ lang und dann füllen sie auch wieder nur eine halbe Seite. Nach der Erklärung folgt dann quasi eine Empfehlung, ob man das Wort bedenkenlos verwenden kann oder ob man lieber darauf verzichten sollte. Auffällig viele Wörter sind relativ unbedenklich verwendbar, auch wenn sie vielleicht in den 1940er Jahren eine Rolle gespielt haben. Außerdem wird auch darauf hingewiesen, dass man manche Wörter durchaus verwenden kann, dabei aber nicht deren Ursprung vergessen sollte.

Ich finde das Buch richtig gut, wenn man sich für Sprache interessiert, wenn man mehr über den Ursprung von Wörtern lernen und wissen möchte. Ich finde das Buch ist auch ein gutes Nachschlagewerk, wenn man sich mal nicht sicher ist und lieber nichts falsch machen möchte. Denn beim Lesen ist mir aufgefallen, dass es durchaus noch einige Wörter oder Redewendungen gibt, die viele ganz unbedarft verwenden, ohne sich des Ursprungs bewusst zu sein. Bei vielen Wörtern ist es natürlich völlig klar und offensichtlich und diejenigen, die diese verwenden tun das in der Regel vermutlich völlig bewusst.

Das Buch ist aber gleichzeitig auch kein Spaziergang. Es ist anspruchsvoll und nicht immer ganz einfach zu lesen. Es hat mich stellenweise auch aufgewühlt zu lesen, mit welch schrecklichen Begriffen die Nationalsozialisten um sich geworfen haben. Welche Beschreibungen sie genutzt haben und Menschen klein zu machen und zu demütigen.

Ein wichtiges Buch, das zur Allgemeinbildung und zur Aufklärung beiträgt und das ich jedem ans Herz lege, der sich für den Ursprung von bestimmten Wörtern interessiert.

Bewertung vom 04.06.2025
Ruthe, Ralph;Flix

Frag Ferdinand: Natur und Tiere


ausgezeichnet

Es kommt nicht oft vor, dass ein Buch bei uns ankommt und meine Kinder es dann sofort lesen oder anschauen und das obwohl sie eigentlich ins Bett gehen sollen. Zwar haben sie alle drei Bücher sehr gerne, aber dass ein Buch sie wirklich fesselt und von anderen Dingen abhält kommt tatsächlich nicht so oft vor.

Aber genau das war bei diesem Buch und meiner neunjährigen Tochter der Fall. Zunächst wurde das Buch auch von meinen beiden jüngeren Kindern (4&7) durchgeblättert und die Bilder angeschaut. Doch als meine neunjährige Tochter das Buch in die Hand bekommen hat, wurde es auch richtig gelesen.

Das Buch hat eine angenehme Dicke und ist auch ansonsten sehr kindgerecht aufgemacht. Wir haben für uns Eltern auch ein Buch in einem ähnlichen Stil ("Sapiens"), bei dem sich meine Kinder aber schnell gelangweilt haben, weil es viel zu komplex war.

"Frag Ferdinand" jedoch ist gar nicht so kompliziert. Es ist total kindgerecht aufgemacht. Jedes Thema nimmt lediglich eine Doppelseite ein und wird dabei in Form eines Comics erklärt. Der Hund Ferdinand begibt sich hier auf Wissenssuche und versucht die unterschiedlichsten Fragestellungen zu klären. Besonders lustig fand ich persönlich das Thema "Wo kommen die Babys her". Auch meine Kinder mussten sehr lachen.

Ich habe meine große Tochter vorhin gefragt, wie viele Sterne sie von fünf für dieses Buch vergeben würde und sie hat direkt gesagt "fünf". Außerdem habe ich sie noch nach ihrer Meinung gefragt, da ich es wichtig finde, in Rezensionen auch die Kindermeinungen mit einzubringen. Schließlich ist das letztendlich die Zielgruppe. Da kann mir selbst ein Buch noch so gut gefallen. Wenn es den Kindern nicht gefällt, kann ich machen was ich will.

Sie hat mir dann erzählt, dass sie das Buch sehr lustig findet. Ich hatte auch den Eindruck, dass sie großen Spaß damit hatte. Sie war sogar so vertieft in das Buch, dass sie vorgestern meine Aufforderung, dass sie ins Bett muss nicht einmal wahrgenommen hat. Durch die kurzen Kapitel hatte sie auch den Drang immer wieder weiterzulesen.

Zwar hat sie mir gesagt, dass sie immer noch nicht weiß, was Evolution ist, aber ich denke, dass es so wie mit allem ist. Die Themen die einen interessieren, kann man viel besser erfassen. So fand auch sie das Thema "Babys" oder auch "Müll" sehr interessant.

Natürlich können die einzelnen Themen nicht in der Tiefe besprochen werden, wie es in einem dickeren Wissensbuch möglich ist. Das finde ich aber gar nicht schlimm, da man hier schon einen guten Eindruck bekommt, welches Thema das Kind interessiert. Außerdem kommen die Kinder so auch mit vielen Themen in Kontakt, die sonst vielleicht an ihnen vorbei gegangen wären.

Zwischen den einzelnen Themenseiten gibt es immer wieder eine Doppelseite mit "Fun & Fakten" auf denen die verschiedensten interessanten Fakten zu Tieren und Natur zusammengetragen sind. Auch hier kann man noch einiges lernen, da auch ich nicht alles wusste, was hier steht.

Ich finde das Buch wirklich super. Ich mag es, wenn Kindern Wissen spielerisch vermittelt wird. Denn meiner Meinung nach ist das die beste und oft auch die einzige Variante, um Wissen richtig an Kinder ran zu tragen. Wer freiwillig und mit Spaß lernt und liest, der merkt sich die Dinge auch einfach leichter. Und genau das ist hier der Fall. Das Buch macht einfach Spaß, da es Wissen auf humorvolle und kindgerechte Art und Weise vermittelt.

Der Wiedererkennungswert von Ferdinand, der in jedem Thema auftaucht, tut sein übriges, dass die Kinder Lust haben, immer mehr Themen zu entdecken und durch das Buch zu blättern. Auch meine kleineren Töchter, werden das Buch sicherlich noch das ein oder andere Mal in die Hand nehmen.

Ich hoffe es wird noch weitere Wissensgebiete und Bücher von "Frag Ferdinand" geben. Ich würde sie auf jeden Fall kaufen.

Bewertung vom 31.05.2025
Picquart, Anne Sophie

Der Schulstress hat Pause. 30 Bildkarten für Grundschulkinder von 6 bis 10


ausgezeichnet

Wer kennt es nicht? Stress in der Schule, Stress bei den Hausaufgaben, Stress vor einer Klassenarbeit. Und genau dem möchten diese Karten entgegenwirken.

Kommen wir zunächst zum Aufbau dieser Box. Sie ist relativ groß und enthält 30 Karten mit verschiedenen Entspannungsübungen. Die Karten sind farblich unterteilt, denn die Box enthält Karten zu vier verschiedenen Themen: Negative Gedanken vertreiben, sich mit Positivem aufladen, Abstand gewinnen, sich sicher fühlen. So kann man direkt sehen, welche Karte zu welchem Thema gehört und sich genau das greifen, was man gerade braucht.

Ich habe die Karten gemeinsam mit meiner neunjährigen Tochter ausprobiert. Ich muss zugeben, dass es tatsächlich ein bisschen eine Herausforderung war, dass sie sich darauf eingelassen hat. Sie musste immer wieder lachen und hat sich auch so ein bisschen "geschämt". Das finde ich aber auch total verständlich, da solche Entspannungsübungen eine ganz spezielle Situation sind. Man muss sich darauf einlassen und ich kenne das von mir, das ist gar nicht so leicht.

Ich habe ihr die Übungen vorgelesen und sie hat ausgeführt, was ich gelesen habe. Damit hatte sie tatsächlich keinerlei Schwierigkeiten. Die Übungen sind leicht zu verstehen und gut umsetzbar. Geeignet sind die Karten eigentlich für alle Kinder, die mit Schulstress oder auch jeglichem anderen Stress in ihrer sozialen Umgebung kämpfen. Meine Tochter meinte sogar direkt "Mama, das kannst du ja auch machen, wenn du Stress auf der Arbeit hast". Und sie hat völlig Recht damit. Zwar handelt es sich um kindgerechte Übungen, aber Atemübungen, die zur Entspannung beitragen, schaden natürlich auch uns Erwachsenen nicht.

Besonders gut finde ich das beiliegende Heft, das nochmal einige Hintergründe zum Thema Entspannung erklärt. Der Begriff "Sophrologie" war mir tatsächlich neu und so konnte ich noch einiges aus dem Heft mitnehmen und lernen. Außerdem wird der Aufbau der Karten sehr ausführlich erklärt und auch die Verwendung dieser wird näher erläutert. So wird auch schnell klar, welche Karten sich wofür eignen, denn die Karten zielen auch auf bestimmte Gefühlslagen ab. Wut, Angst, Traurigkeit usw. Jegliche schwierige emotionale Situation wird hier abgebildet und es wird versucht mithilfe der Karten eine Lösung bzw. Unterstützung dafür anzubieten.

Die Übungen dauern alle nicht lange, man sollte sich aber schon eine ruhige Minute nehmen. Ich habe gemerkt, dass es nicht so gut funktioniert, wenn die Geschwisterkinder dabei herumrennen und Unruhe in den Raum bringen. Durch die kurze Dauer, kann man die Übungen auch mehrfach wiederholen oder auch abwechseln und mehrere verschiedene Übungen machen.

Die lustigen Bilder auf der Vorderseite der Karten sorgen dafür, dass Kinder die Karten auch einfach selbstständig in die Hand nehmen und diese erkunden. Meine Tochter hat sich auch einfach mal auf unser Sofa gesetzt und die Karten eine nach der anderen ganz neugierig angeschaut. Die kindgerechte Aufmachung ist wirklich sehr gelungen.

Die Entspannungsübungen durchführen würde sie allerdings noch nicht alleine. Dafür ist es zu viel Text auf der Rückseite und zu viel Konzentration erforderlich, aber das ist ja auch völlig in Ordnung so.

Ich mag alles, das uns den Schulstress ein bisschen erleichtert und ich glaube solche Entspannungsübungen werden immer relevanter je älter die Kinder werden und je mehr Eindrücke auf sie einprasseln. Von daher werden die Karten da sicherlich noch mehr zum Einsatz kommen. Ein weiterer Pluspunkt. Sie sind nicht nur für eine kleine Altersspanne geeignet, sondern werden uns sicher noch eine ganze Weile begleiten. Und ich werde ganz bestimmt auch noch die ein oder andere Übung selbst ausprobieren. Denn Entspannung kann ich definitiv immer gebrauchen.

Bewertung vom 31.05.2025
Höflich, Sarah

Maikäferjahre


ausgezeichnet

"Maikäferjahre" erzählt die Geschichte der beiden Geschwister Tristan und Anni In den Jahren 1944-1947. Da ist zum einen Tristan, der deutsche Pilot, der bei einem Angriff auf England abstürzt und schwer verletzt in britische Kriegsgefangenschaft gerät. Dort lernt er die Krankenschwester Rosalie kennen, die trotz seiner deutschen Herkunft bedingungslos für ihn da ist. Die Gefühle die sich entwickeln, dürfen nicht sein und stoßen auf Widerstand, der lebensgefährlich werden kann. Und dann ist da noch seine Schwester Anni, die in Dresden zurückbleibt. Dresden, das 1945 komplett zerstört wird. Anni, die kurz zuvor ein kleines Mädchen zur Welt gebracht hat, befindet sich auf der Flucht. Gemeinsam mit dem jüdischen Geiger Adam trotzen sie den Widerständen und versuchen das beste aus ihrer Situation zu machen. Und auch sie geraten nicht nur einmal in Lebensgefahr. Zwei Geschwister, zwei unterschiedliche Orte, zwei unterschiedliche Geschichten. Und doch durch die Tragik eines Krieges, der nicht hätte sein müssen, so tief verbunden.

Mir fällt es nicht leicht meine Gefühle für dieses Buch in Worte zu fassen. Es ist so toll geschrieben, das es mich fast von der ersten Seite an komplett in seinen Bann gezogen hat. Zu Beginn habe ich tatsächlich kurz gebraucht, um in die Geschichte reinzufinden. Aber dann hat mich der eindrückliche und tief bewegende Schreibstil so sehr gepackt, dass die Seiten nur so dahin geflogen sind.

"Maikäferjahre" überzeugt vor allem mit seinen leisen Tönen und den zwischenmenschlichen Geschichten. Wer brutale, blutige Beschreibungen sucht, ist hier auf jeden Fall falsch. Sarah Höflich schafft es die Schrecken des Krieges und der Nachkriegszeit mit nur angedeuteten Beschreibungen und mit kurzen Szenen so gut einzufangen, das dieser mehr als deutlich wird. Dafür braucht es gar nicht immer die lauten Töne, für mich sind die leisen oft viel eindrücklicher und bewegender. Und genau das hat die Autorin hier geschafft.

Die Geschichte konzentriert sich auf die beiden Geschwister Tristan und Anni und deren jeweilige Geschichte. Dabei gibt es keine unnötigen Nebendarsteller oder Nebenschauplätze. In wechselnden Kapiteln dürfen wir die beiden bei ihrem Überlebenskampf in so schrecklichen Zeiten begleiten. Dabei läuft natürlich nicht alles glatt und der Autorin gelingt es auf unnachahmliche Weise mit den Emotionen von uns Lesern zu spielen. Da gibt es Hoffnung, die aber eine Seite später wieder in sich zusammenfällt. Da gibt es Szenen die wütend machen, die berühren und in tiefe Verzweiflung stürzen. Da gibt es die pure Fassungslosigkeit und die ganz leisen Momente, die nur den Protagonisten gehören. Und da gibt es vor allem den puren Überlebenswillen junger Menschen, die nicht bereit sind zu akzeptieren, dass die Welt am Rande eines Abgrundes taumelt.

Natürlich handelt es sich bei dem Buch um eine fiktive Geschichte. Die Autorin orientiert sich jedoch an dem realen Zeitstrahl der damaligen Zeit. Dies wird auch durch die kurzen historischen Einschübe zwischen den Kapiteln deutlich. Als Leser kann man die Geschichte so perfekt zeitlich einordnen, was ich sehr gelungen finde. Ich habe neue Dinge gelernt und alt bekanntes Wissen wieder aufgefrischt.

Bücher, die die NS-Zeit als Thema haben, werden wohl für immer sehr eindrückliche Bücher sein - zumindest für mich. Die Schrecken dieser Zeit werden auch hier, so wahnsinnig gut transportiert, dass mich das Buch auf eine emotionale Reise mitgenommen hat, die ich so schnell nicht vergessen werde. Der leicht und gut zu lesende Schreibstil und das harte Thema stehen hierbei in krassem Kontrast zueinander, was es umso gelungener macht. Denn auch, wenn man ein Thema gut transportieren kann, macht es die Sache nicht weniger schlimm. Nein, es sorgt eher dafür, dass die Geschichte noch eindrücklicher ist.

Das Ende finde ich ebenfalls rundum gelungen. Da ich nicht zu viel verraten will, möchte ich hier nicht auf Details eingehen, aber Sarah Höflich schafft es einen Bogen zu schlagen, der beide Handlungsstränge vereint und dabei jedem Protagonisten ein Ende zuzugestehen, was in diesem Fall genau richtig ist. Nahe an der Realität, gibt es die ein oder andere Überraschung, die mich auch auf den letzten Seiten noch auf eine emotionale Reise mitgenommen hat und das Buch perfekt abrundet.

Ein wahnsinnig gelungenes Buch, das mit leisen Tönen überzeugt. Das mich auf eine emotionale Reise mitgenommen und so viel bei mir ausgelöst hat. Das mich wütend, traurig, hoffnungsvoll und froh zugleich gemacht hat und wieder einmal zeigt, wie wichtig diese Bücher sind, die sich so ein schreckliches Thema zur Aufgabe machen. Diese Zeit darf nicht vergessen werden und genau dafür sorgt "Maikäferjahre".

Bewertung vom 23.05.2025
Abidi, Heike

Noch immer Zeit zu lieben


ausgezeichnet

Bei diesem Buch ist mir zuerst das Cover ins Auge gestochen. Wunderschön gestaltet, kann ich mich kaum sattsehen. Als nächstes überzeugte mich der Klappentext. Eine Liebesgeschichte mit Protagonisten um die 50? Super! Ich war überzeugt.

Aber zunächst mehr zum Inhalt. Die Fotografin Isabel musste als junge Frau, vor 25 Jahren, einen schweren Schicksalsschlag hinnehmen. Ihre Pläne nach Schweden zu ziehen und sich dort ein Leben aufzubauen, zerschlagen sich von einem auf den anderen Tag. Nach dem Tod ihrer Mutter beschließt sie, wieder mehr Fuß in ihrem Beruf zu fassen. Ihre Agentin zieht einen lukrativen Auftrag für sie an Land. Sie soll ein Hotel fotografieren und der Website zu neuem Glanz verhelfen. Doch dieser Auftrag führt sie ausgerechnet nach Schweden. Das Land mit dem sie so viele traurige Erinnerungen verbindet. Doch in Schweden lernt sie Lennart kennen. Dieser zeigt ihr, wie schön Schweden und auch das Leben eigentlich ist und lässt sie wieder von der Liebe träumen. Doch dann erfährt sie etwas, das ihr Leben erneut komplett auf den Kopf stellt.

Bei diesem Buch habe ich mich von der ersten Seite an so unfassbar wohl gefühlt, dass ich am liebsten immer noch tiefer in dem Buch versunken wäre. Und das obwohl teilweise wirklich traurige Dinge passieren. Heike Abidi schafft es aber, trotz all der Traurigkeit das Buch auch immer hoffnungsvoll wirken zu lassen.

Die wunderschöne Umgebung, die tolle Beschreibungen der Landschaft, ließen bei mir den Wunsch aufkommen, sofort meine Koffer zu packen und nach Schweden zu reisen. Einmal das Land zu sehen, aus dem Astrid Lindgren kommt, war schon immer ein Traum von mir. Dieses Buch hat den Wunsch nur noch verstärkt. Und dann ist da auch noch das gute Essen (gut den Fisch lassen wir mal außen vor). Aber wer bei diesem Buch keine Lust auf Zimtschnecken bekommt, der hat wohl noch nie welche probiert.

Was ich ebenfalls ganz toll finde, ist das Alter der Protagonisten. Ich lese ja sehr viele Liebesgeschichten. Meistens handelt es sich hierbei aber um deutlich jüngere Protagonisten (Anfang 20 oder noch jünger). In diesem Buch treffen wir Protagonisten in der Mitte ihres Lebens. Mit 50 Jahren wirken diese einfach deutlich reifer und mehr im Leben stehend, was ich sehr angenehm fand. Auch haben beide ganz klare Vorstellungen vom Leben. Lediglich gegen Ende des Buches handelt Isabel etwas kopflos und so, wie ich es eher von jungen Protagonisten erwarten würde. Allerdings sind auch diese Handlungen nachvollziehbar, wenn man das komplette Buch gelesen hat, da Isabel einfach eine sehr schwere Geschichte hinter sich hat, die sie auch 25 Jahre später noch belastet. Für mich hätte die Situation vielleicht etwas schneller aufgelöst werden können, aber ich kann durchaus nachvollziehen, wieso Heike Abidi es genauso geschrieben hat.

Der Schreibstil ist so toll und locker, dass die Seiten nur so dahin fliegen. Ich hatte ja bereits die wunderschöne Umgebung erwähnt. Isabel dabei zu begleiten, wie sie Fotos macht, das tolle Hotel, die Inseln. All das ist so toll beschrieben, dass ich es mir wahnsinnig gut vorstellen konnte.

Natürlich kommt auch die Romantik nie zu kurz. Auch diese finde ich wahnsinnig gut beschrieben. Ohne ein einziges Mal kitschig und zu viel zu sein, ist sie einfach nur echt. Die Entwicklung von Isabel zu beobachten, zu sehen, wie sie beginnt sich zu öffnen, ist ganz toll. Auch die intimeren Szenen sind ästhetisch und richtig schön geschrieben.

Bleiben noch die Protagonisten, zu denen ich gerne auch noch etwas loswerden möchte. Was für ein toller Mann ist bitte Lennart. Er ist eine green flag durch und durch. Er ist respektvoll, nett und dabei auch noch romantisch. Er steht mit beiden Beinen im Leben und tut Isabel wahnsinnig gut. Isabel selbst ist eine starke Frau, ohne dass sie das selbst wirklich weiß. Ihre Entwicklung zu beobachten, an ihren Gedanken und Gefühlen teilhaben zu dürfen, hat mir großen Spaß gemacht. Außerdem hervorheben möchte ich Olivia, die Isabels beste Freundin ist, sowie Emilia, die Schwester von Lennart. Beides Frauen, mit denen ich gerne befreundet wäre, da sie so herrlich positiv sind und immer wieder versuchen, Isabel aus ihrem Schneckenhaus zu holen.

Ein rundum gelungenes Buch, in dem ich locker noch 100-200 Seiten hätte verweilen können. Toll geschrieben, tolle Protagonisten und ZIMTSCHNECKEN! Während des Lesens hatte ich immer wieder das Gefühl, dass dieses Buch einfach nur gut tut und bei diesem Gefühl bleibe ich auch. Das wird definitiv nicht mein letztes Buch der Autorin gewesen sein!

Bewertung vom 21.05.2025
Simon, Teresa

Zypressensommer (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Wow, was für ein tolles Buch geht hier bitte zu Ende. Ich bin immer noch ein bisschen sprachlos, aufgrund der rundum gelungenen Geschichte.

Doch kommen wir erst einmal zum Inhalt. Das Buch erzählt die Geschichte in zwei Zeitebenen. Zum einen spielt das Buch in den 1940er Jahren. Konkret zu der Zeit, als die Italiener sich den Alliierten angeschlossen haben und dafür bitter bezahlen mussten. Zwei davon sind Vito und Gianni. Die Brüder verbindet eine tragische Lebensgeschichte und beide leiden auf ihre eigene Art unter dem zweiten Weltkrieg. 1998 macht sich Giannis Enkelin auf die Suche nach ihren Wurzeln. Sie reist in die Toskana und versucht dort mehr über ihre Vergangenheit herauszufinden. Unterstützt von dem Italiener Matteo findet sie Dinge heraus, mit denen sie niemals gerechnet hätte.

Ich weiß überhaupt nicht, wo ich anfangen soll. Ich lese so viele Bücher im Jahr und immer wieder gibt es da die, die nachhaltig beeindrucken. Die im Gedächtnis bleiben und noch lange nach Ende der Geschichte in mir nachhallen. Und meistens sind dies die Geschichten, die eine gewissen Tragik in sich tragen. Alle haben gemeinsam, dass sie auch eine Leichtigkeit haben. Diese aber niemals ohne ihren tragischen Gegenpol. Und auch dieses Buch vereint genau diese Komponenten. Da haben wir einerseits die wunderschöne Umgebung der Toskana. Das leckere Essen, die italienische Leichtigkeit. Und dann tauchen wir von einer Seite auf die andere in die Vergangenheit ab und erleben das schlimmste was die Deutschen jemals mit anderen Menschen gemacht haben noch einmal.

Bisher war mir tatsächlich nicht bekannt, wie sehr die Italiener unter den Deutschen gelitten haben, vor allem nachdem sie sich den Alliierten angeschlossen haben. Umso schockierter und bewegter war ich, was ich alles in dem Buch lesen musste. Selbst Tiere scheinen besser behandelt worden zu sein. Es tut noch immer weh, was ich alles lesen musste und ich werde niemals verstehen, wie Menschen anderen Menschen solche Dinge antun können, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken.

Teresa Simon schafft es genau die richtigen Worte für diese schlimme Zeit zu finden. Selten hat ein Buch so viele Gefühle auf einmal in mir ausgelöst. Besonders gelungen finde ich hier die Unterteilung der zwei Zeitebenen. Denn jede Zeitebene hat unterschiedliche Gefühle in mir ausgelöst. Ist die eine hoffnungslos und tragisch, so bringt die andere viel Licht zwischen die Zeilen. Die Autorin schafft es diese Mischung so perfekt anzurühren, dass ich nie lange deprimiert war, sondern mein Herz auch immer wieder die Möglichkeit bekam, sich zu erholen.

Der wunderschöne Schreibstil ist so toll zu lesen, dass ich nur so durch die Seiten geflogen bin. Die Abwechslung zwischen den Zeitebenen bringt eine ganz besondere Geschwindigkeit in die Geschichte. Die historischen Tatsachen werden unheimlich gekonnt mit den fiktiven verwoben, dass es mir immer wieder schwer fiel, nicht zu glauben, dass es Matteo und Julia wirklich gibt.

Um die Trennung zwischen Fiktion und Realität klarer zu machen, gibt es ganz zum Schluss ein Nachwort, in dem historische Tatsachen noch einmal näher erläutert werden. Gerade bei solchen Geschichten finde ich ein Nachwort unheimlich wichtig, da eben die Grenzen relativ leicht verschwimmen.

Die Geschichte war auf so vielen Ebenen toll, dass ich es nicht vermag, dies alles in Worte zu fassen. Ich möchte in die Toskana reisen, bei Matteo und Julia übernachten und gleichzeitig Torta della Nonna essen und dazu einen Kaffee zu trinken. Sie hat mich so sehr berührt und so viele Gefühle in mir ausgelöst, dass ich wünschte, die Geschichte würde noch mindestens 200 Seiten mehr haben. Die sympathischen und nahbaren Protagonisten haben mich auf eine unnachahmliche Art mit fiebern und zittern lassen und nicht nur einmal habe ich mir gewünscht, in die Geschichte klettern und diese beschützen zu können.

Vielen lieben Dank für dieses tolle Buch. Für diese wunderschöne Geschichte, die auf so vielen Ebenen gut ist. Für diese Reise in die Toskana und die Reise in die Vergangenheit, die es geschafft hat, dass ich Dinge lerne, von denen ich bisher leider noch gar nichts wusste. Ein Meisterwerk, dass die Mischung aus Fiktion und Realität in Perfektion umgesetzt hat.