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Glüxklaus
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Franken

Bewertungen

Insgesamt 555 Bewertungen
Bewertung vom 11.03.2024
Der Ausflug - Nur einer kehrt zurück
Kvensler, Ulf

Der Ausflug - Nur einer kehrt zurück


sehr gut

Ein Wanderausflug mit dramatischen Folgen - hochspannend und wendungsreich

Anna, ihr Partner Henrik und ihre Freundin Milena gehen seit längerem im Urlaub gemeinsam in Nordschweden wandern. Nun hat Milena mit Jakob einen neuen Freund, der sich der Wandergruppe anschließen möchte. Er schlägt vor, die Route zu ändern und den urwüchsigen Nationalpark Sarek zu queren. Dort gibt es keinen Handyempfang und kein ausgebautes Wegenetz. Trotz anfänglicher Bedenken willigen alle schließlich ein. Doch irgendetwas scheint mit Jakob ganz und gar nicht zu stimmen, er provoziert immer wieder Konflikte, fordert zu waghalsigen Unternehmungen heraus. Ohnehin schon ist das Wandern auf ungesicherten Wegen alles andere als harmlos. Ob alle den gefährlichen Ausflug heil überstehen?

Autor Ulf Kvensler erzählt auf mehreren Ebenen nicht immer chronologisch. Es wird geschildert, wie der Ausflug geplant wird und was auf dem Ausflug selbst geschieht. Außerdem erfährt man in Rückblenden, wie sich die Protagonisten kennenlernen. In Polizeiverhören wird ermittelt, wie es konkret zu bestimmten Entwicklungen kommen konnte. Dabei werden die Sichtweisen von zwei der Hauptfiguren dargestellt. Durch die multiperspektivische Erzählweise ergibt sich mit der Zeit nach und nach ein komplexes Bild von den Ereignissen. Das Buch sticht durch den knallig grünen Umschlag und den auffälligen fast giftgrünen Farbschnitt sofort ins Auge. Schon äußerlich ist zu erkennen, dass es in dem Roman gefährlich zugeht.

Anna ist erfolgreiche Anwältin. Ihr Ehrgeiz zeigt sich auch in dem Wunsch, körperliche Höchstleistungen zu bringen. Vielleicht läuft sie aber auch vor ihrer nicht gerade einfachen Vergangenheit davon? Annas Verlobter Henrik, der als Dozent an der Universität arbeitet, scheint körperlich nicht hundertprozentig vorbereitet auf die Herausforderungen der Wanderungen zu sein. Jakob ist da wesentlich besser trainiert und ihm körperlich überlegen. Zudem hat er den unwägbaren Sarek bereits durchwandert. Er scheint ein Geheimnis zu haben, wirkt unberechenbar und zeigt sich mitunter ziemlich aggressiv. Und dann ist da noch die zurückhaltende Milena, die zwischen den Stühlen sitzt. Eine Personenkonstellation, die es in sich hat.

Was für ein hochspannendes Szenario! Die vier Wanderer sind nicht nur den Kräften der Natur und dem unberechenbaren Wetter der Berge ausgeliefert, sondern auch den Launen ihrer Begleiter. Dabei tun sich gefährliche Abgründe auf, länger schwelende Konflikte dringen an die Oberfläche, Ängste treten ganz offen zu Tage. Der Trip entwickelt sich hochdramatisch. Durch die besondere Erzählweise wird die Spannung dabei permanent hochgehalten. Bis zum Schluss überrascht der Roman mit unvorhergesehenen Wendungen. Und nicht nur die Protagonisten wissen dabei so manches Mal nicht, wem sie eigentlich trauen können. Ein absolut fesselnder, atmosphärischer Psychothriller aus dem hohen Norden für alle, denen es nicht spannend genug sein kann.

Bewertung vom 06.03.2024
Hilda Hasenherz. Das Abenteuer im Fuchswald
Goldfarb, Tobias

Hilda Hasenherz. Das Abenteuer im Fuchswald


ausgezeichnet

Hübsch illustriertes, spannendes Freundschaftsabenteuer mit liebenswerter kleiner Heldin

Hilda Hasenherz ist eine kleine Buddelhäsin. Sie verbringt ihr Leben unter der Erde, um für König Mümmel und seinen Sohn Prinz Lämpchen Möhren auszubuddeln. Dass sie und die anderen Buddelhasen ihrer Arbeit nachkommen, dafür sorgt Baron Ratzezahn. Er kassiert alle Möhren ein und droht mit seiner Giftspinne, wenn die Buddelhasen nicht spuren. Doch dann erfährt Hilda, dass Baron Ratzezahn alle Möhren für sich selbst hortet und nur darauf wartet, eine Millionen Möhren zu besitzen, um selbst König zu werden. Das darf nicht geschehen. Hilda macht sich auf die Suche nach dem alten Fuchs Sam Grau. Dieser soll den Baron vertreiben. Doch der Weg zu Sam Grau ist ein gefährliches Abenteuer…

Die Geschichte ist kindgemäß, lebendig, bildhaft und abwechslungsreich formuliert, lässt sich leicht und flüssig vorlesen. Sie ist in 20 Kapitel eingeteilt. Alle Kapitelüberschriften, die den Inhalt des folgenden Abschnitts treffend zusammenfassen, sind von filigranen, hübschen Schmetterlingen eingerahmt.
Besonders schön sind die aussagekräftigen, niedlichen, farbenfrohen Illustrationen, die wichtige Szenen aus der Geschichte motivierend darstellen. Das Buch richtet sich an Kinder ab fünf Jahren zum Vorlesen und Kinder ab sieben, acht Jahren zum Selberlesen.

Hilda Hasenherz muss man einfach mögen, sie ist neugierig, mutig, aufgeweckt und packt die Dinge beherzt an. Bisher hat sie ihr Leben unter der Erde verbracht und muss sich an das Treiben oberhalb der unterirdischen Tunnel erst noch gewöhnen, beispielsweise hat sie noch nicht einmal die Sonne gesehen. Dennoch kommt sie in der Fremde schnell gut zurecht, findet Freunde, die sie sofort für sich einnimmt und die sie unterstützen wollen. So wird sie bald von ganz unterschiedlichen Tieren, wie einem Igel und einem Eichhörnchen begleitet, die sich naturgemäß nicht immer ganz einig sind, was aber die Figurenkonstellation vielfältig und bunt gestaltet und für einige unterhaltsame Szenen sorgt.

Wird Hilda Sam Grau finden und den bösen Baron verjagen? „Hilda Hasenherz- Abenteuer im Fuchswald“ ist ein warmherziges, spannendes, turbulentes Freundschaftsabenteuer mit liebenswerter Hauptfigur. Die kleine Hilda ist zu Großem fähig, entwickelt sich zu einer echten „Abenteuer- und Heldenhäsin“. Auf ihrer Reise lernt sie, dass jeder unterschiedliche Stärken hat, dass man gemeinsam weniger allein ist und vieles schaffen kann und dass man nicht immer alles glauben soll, was so erzählt wird. Ein hübsch illustriertes (Vorlese-) Buch für alle, die Tiere und aufregende Abenteuer mögen.

Bewertung vom 05.03.2024
Am schönsten ist es in Sommerby / Sommerby Bd.4
Boie, Kirsten

Am schönsten ist es in Sommerby / Sommerby Bd.4


ausgezeichnet

Frühling auf Sommerby - rundum gelungene, hyggelige Fortsetzung

„So ist das vielleicht manchmal im Leben. Dass man es gar nicht richtig machen kann, denkt Mikkel. Auch wenn man das bestimmt will. Und dann muss man sich entscheiden.“

Eigentlich wollen Papa und Mama die Osterferien mit Martha, Mikkel und Mats auf Gomera verbringen. Doch als Oma Inge sehr enttäuscht darüber ist, handeln die drei Geschwister aus, dass sie ihren Urlaub ohne die Eltern bei Oma Inge verbringen dürfen. Auf Mikkel wartet bei Oma Inge eine ganz besondere Überraschung. Matha vermisst Enes, der in den USA ist, sie zweifelt aber daran, dass es umgekehrt genauso ist. Zum Glück ist sie ziemlich beschäftigt damit, Aylin in der Schnasselbude zu helfen, so dass zum Nachdenken wenig Zeit bleibt. Und Mats lernt ein Mädchen kennen, das behauptet eine echte Prinzessin zu sein. Ziemlich viel los in Sommerby. Kann man bei all dem Trubel überhaupt gemütlich Ostern feiern?

Kirsten Boie schreibt kindgemäß, bildhaft, lebendig und mit sehr viel Empathie für ihre Figuren. In den recht kurzen Kapiteln nimmt sie abwechselnd die Perspektive ihrer unterschiedlichen Protagonisten ein, schildert dabei, was Martha, Mats und Mikkel erleben und wie sie empfinden. Jedes Kapitel wird mit einer hübsch gezeichneten Vignette eingeleitet, die ein Motiv aus der Handlung zeigt.

Während der abenteuerlustige, umtriebige Mats immer vorne dabei ist und sehr direkt seine Meinung sagt, präsentiert sich sein älterer Bruder Mikkel deutlich zurückhaltender. Er macht sich als Sandwichkind sehr viele Gedanken, möchte es immer allen recht machen. Der sensible Junge und seine mitfühlenden Überlegungen rührten mich immer wieder. Ein echt tolles, großartiges Kind! Auch Martha ist wirklich patent. Sie hilft anderen bereitwillig, übernimmt gerne Verantwortung, beobachtet genau und zieht bei anderen oft die richtigen Schlüsse. Was ihr eigenes Leben betrifft, urteilt sie allerdings manchmal etwas vorschnell und emotional. Und dann ist da natürlich noch Oma Inge, die nach außen etwas forsch wirkt, aber ein großes Herz hat und ihre Enkelkinder über alles liebt. Sie braucht manchmal ein wenig Zeit, um sich an Dinge zu gewöhnen. Die Figuren werden sehr genau und authentisch gezeichnet. Man merkt, dass die Autorin große Sympathien für alle Personen hegt, sie versetzt sich in alle Charaktere sehr gut hinein, beschreibt ihre Gedanken einfühlsam, versteht sie. Auch ich mag alle Figuren mit ihren Ecken und Kanten, fieberte mit ihnen mit.

Die Sommerby-Bücher sind für mich wie Urlaub und gleichzeitiges Heimkommen. Sie vermitteln eine wunderbar idyllische, hyggelige Atmosphäre. Aber gleichzeitig werden dabei realistische Probleme angesprochen. Auch in Sommerby schwelen einige Konflikte, gehören doch die Kinder, ihre Eltern und Oma Inge verschiedenen Generationen an und haben daher oft unterschiedliche Einstellungen. So wird z.B. Marthas Veganismus, für den Oma Inge anfangs wenig Verständnis hat oder auch die Arbeitshaltung der Eltern, die für Inge Workaholics sind, thematisiert. Mir gefällt dabei, wie sensibel auf die verschiedenen Sichtweisen eingegangen wird, ohne Partei zu ergreifen. Kirsten Boie beschreibt typische Verhaltensweisen in der Kommunikation miteinander. Martha erkennt dabei oft genau, woran es zwischen den Erwachsenen hakt, doch ist es eben nicht immer so einfach, Verständnis für andere aufzubringen und die eigene Meinung und seine Gefühle zurückzustellen. Manche Konflikte sind oft zu „festgefahren“, um sie zu lösen. Doch scheint Sommerby magische Kräfte zu haben, alles läuft hier deutlich entschleunigter, ruhiger und entspannter ab als anderswo, was sich auch auf die Menschen und ihren Umgang miteinander auswirkt.
Die Erfahrungen der Kinder in Sommerby sind „echt“, sie erleben fernab von Social Media ihre eigenen Abenteuer. Oma Inge passt sich zwar mittlerweile auch dem technischen Fortschritt an - sie hat beispielsweise jetzt Telefon- zeigt aber auch immer wieder, dass es das Internet zum Überleben nicht braucht. In Sommerby kann jeder von jedem lernen, was unaufdringlich und ohne Belehrung gezeigt wird. „Am schönsten ist es in Sommerby“ ist eine ganz wunderbare Wohlfühlgeschichte mit besonderer Grundstimmung. Ich finde, jeder sollte Sommerby unbedingt kennenlernen, denn hier ist es wirklich am schönsten.

Bewertung vom 28.02.2024
Grenzfall - In den Tiefen der Schuld / Jahn und Krammer ermitteln Bd.4
Schneider, Anna

Grenzfall - In den Tiefen der Schuld / Jahn und Krammer ermitteln Bd.4


sehr gut

Wo ist Krammers Partnerin Roza? Packende Fortsetzung mit stetig wachsender Spannung

Chefinspektor Bernhard Krammer ist ratlos. In der Wohnung seiner Partnerin Roza Szabo wird ein Toter gefunden. Roza selbst ist spurlos verschwunden, nachdem sie vorher scheinbar massiv bedroht wurde. Krammer setzt alles daran, seine Kollegin zu finden. Alexa Jahn von der Kripo Weilheim, die erst seit kurzem weiß, dass sie Krammers Tochter ist, möchte ihrem Vater sehr gerne helfen. Doch der zeigt sich von der Sache ein wenig überfordert und vorerst fehlt zudem jeder Anhaltspunkt. Ob die beiden Roza dennoch aufspüren? Und was hat es mit dem Toten in Rozas Wohnung auf sich?

Anna Schneider schildert abwechselnd, was Bernhard und Alexa alles unternehmen, während sie nach Roza fahnden. Zwischendurch erzählt scheinbar ohne Zusammenhang eine Frau ihre tragische Geschichte. Nach und nach wird klar, was diese eingeschobenen Passagen mit dem Fall zu tun haben. Der Roman lässt sich dank des unkomplizierten, angenehmen Schreibstils flüssig und leicht lesen.

Bernhard Krammer ist vom neuen Fall direkt betroffen, Roza bedeutet ihm viel. Er geht daher mitunter recht emotional und unbedacht vor, verhält sich nicht unbedingt nach Lehrbuch, „poltert“ mitunter ganz schön herum. Überhaupt ist Krammer generell eher ein Einzelgänger, der mit manchen Entwicklungen wie der zunehmenden Digitalisierung und der Rolle der aktuell wichtigen sozialen Medien hadert. Seine Tochter Alexa gehört einer anderen Generation an, sie hat mit Florian Huber einen zuverlässigen Kollegen gefunden, der sie unterstützt, ihr aber mittlerweile auch ehrlich sagt, wenn sie sich z.B. wie ihr Vater zu emotional und aufbrausend verhält. Dass sich Alexas Beziehungen zu ihrem Partner und ihrem Vater mit jedem Buch der Reihe weiterentwickeln gefällt mir. Klar, dass sich die junge Frau an die Tatsache, dass Krammer, den sie erst kürzlich kennengelernt hat, ihr Vater ist, erst mal gewöhnen muss. Das alles wird authentisch beschrieben.

Ein sehr persönlicher Fall für Krammer, der ihm einiges abverlangt. Kontinuierlich steigt die Spannung an, der Fall entwickelt sich logisch und ist insgesamt gut nachvollziehbar. Die anfangs rätselhaften Schilderungen der unbekannten Frau fügen sich stimmig in die Handlung ein. Auch der vierte Teil der Reihe „Grenzfall“ hat mich prima unterhalten. Ich mag die Dynamik zwischen Bernhard Krammer und Alexa Jahn, die beide Figuren mit Ecken und Kanten sind. Auch der durchaus aufrüttelnde Fall hat mich gepackt. Ich bin gespannt, wie es mit den beiden Ermittlern weitergeht. „In den Tiefen der Schuld“ gibt bereits einen kurzen Ausblick auf den nächsten Fall, endet das Buch doch mit einem Cliffhanger, der neugierig macht.

Bewertung vom 28.02.2024
Stille Falle / Leo Asker Bd.1 (eBook, ePUB)
De La Motte, Anders

Stille Falle / Leo Asker Bd.1 (eBook, ePUB)


sehr gut

Düsterer, wendungsreicher Schwedenkrimi mit spannendem Finale

„Die Luft ist stickig, es riecht stark nach Staub und Papier und auch ein wenig nach Schweiß, Alkohol und Resignation. Virgilsson schmunzelt. „Willkommen in der Abteilung für hoffnungslose Fälle und verlorene Seelen!“

Smilla und ihr Freund Malik sind Urban Explorer und hoffen, in einem verlassenen Gebäude selbst einmal das Phänomen „Höhlenregen“ erleben zu können. Von ihrem geheimen Ausflug kehren sie allerdings nicht zurück. Die Malmöer Kriminalinspektorin Leonore „Leo“ Asker soll anfangs die beiden Verschollenen suchen. Doch dann wird sie wegen zurückliegender Differenzen mit einem Kollegen in die „Abteilung für vergessene, hoffnungslose Fälle“ im Keller der Dienststelle versetzt, wo alle für die Polizei „unlösbare Fälle“ bearbeitet werden. Leo findet heraus, dass der bisherige und jetzt erkrankte Chef der Abteilung an einer besonderen Sache dran war, die im Zusammenhang mit Smillas und Maliks Verschwinden zu stehen scheint. Also ermittelt sie auf eigene Faust „von unten“ weiter und trifft dabei einen besonderen Jugendfreund wieder.

Die Geschichte ist klar und gut verständlich formuliert, lässt sich leicht und flüssig lesen. Anders de la Motte erzählt, wie Leo Askers Ermittlungen im Fall fortschreiten, schildert die Erlebnisse eines Opfers, schiebt aber auch Rückblenden aus der Vergangenheit ein, so werden Erinnerungen aus Leo Askers Vergangenheit wiedergegeben. Es kommt zudem auch der Täter, „der Troll“, zu Wort. Es ist dabei aber noch ungewiss, wer sich genau dahinter verbirgt.

Leonore Asker ist Einzelgängerin und hat im Umgang mit anderen Menschen so ihre Schwierigkeiten, was nicht zuletzt an ihrer traumatischen Kindheit liegen mag. In der Abteilung für „hoffnungslose Fälle“ begegnet sie einigen ziemlich speziellen Personen, die nicht ohne Grund in den „Tiefen der Dienststelle“ arbeiten.

Der recht düstere Fall entwickelt sich immer spannender und wendungsreicher, vermittelt eine typische, eher triste Schwedenkrimistimmung. Die „Abteilung der vergessenen Fälle“ finde ich als Teil der Handlung faszinierend und geheimnisvoll, die Mitarbeiter dort scheinen alle ihre Abgründe zu haben. Hier gibt es sicherlich noch viele weitere interessante Rätsel zu lösen. Kurz vor Schluss geht es richtig zur Sache und die Leser werden noch einmal auf eine falsche Fährte geführt. Für mich ein vielversprechender, gelungener, unterhaltsamer Krimiserienauftakt mit viel Potential für weitere ungewöhnliche Fälle.

Bewertung vom 27.02.2024
Book Lovers - Die Liebe steckt zwischen den Zeilen
Henry, Emily

Book Lovers - Die Liebe steckt zwischen den Zeilen


gut

Erfrischend witziger Beginn, zähes Weiterlesen

Die New Yorker Literaturagentin Nora Stephens ist sehr kontrolliert und hat immer alles im Griff. Romantik kennt sie nur aus den Romanen ihrer Klienten. Als ihre schwangere Schwester Libby Nora bittet, mit ihr drei Wochen Auszeit in der Kleinstadt Sunshine Falls, dem Schauplatz ihres Lieblingsliebesromans zu verbringen, ist sie alles andere als angetan. Widerwillig gibt sie jedoch schließlich nach. Und ihre schlimmsten Befürchtungen werden noch übertroffen. Denn in Sunshine Falls trifft sie auf den unsympathischen Lektor Charlie Lastra, mit dem sie in der Vergangenheit einmal heftig aneinandergeriet. Was für ein Albtraum! Oder doch nicht?

Emily Henry schreibt flüssig in einfacher, unkomplizierter Sprache. Die Geschichte wird in der dritten Person chronologisch erzählt. Viele Unterhaltungen finden per Textnachricht statt.

Nora ist eine eher untypische Heldin für eine romantische Komödie. Sie wirkt tough, zeigt selten Gefühlen, hat seit Jahren nicht mehr geweint. Zu ihr mochte ich keinen rechten Zugang finden, sie kam für mich nicht recht sympathisch rüber. Ihr Gegenpart Charlie Lastra blieb mir außerdem zu blass. Leider konnte ich daher mit den beiden Hauptfiguren nicht richtig mitfiebern.

Das Buch beginnt durchaus unterhaltsam, nimmt herkömmliche, typische Romcoms humorvoll auf die Schippe. Die vielen Anspielungen auf bekannte Bücher im Roman gefielen mir ebenso. Nach dem wirklich gelungenen, erfrischend komischen Prolog waren die Erwartungen bei mir recht hoch. Leider dümpelte der Roman anschließend über weite Strecken nur so dahin, es passierte wenig bis gar nichts. Die vielen redundanten Szenen und Gespräche mit Nora und Charlie langweilten mich zunehmend, genauso wie die ständigen Vergleiche von Groß- und Kleinstadtleben und die zahlreichen weiteren Klischees. Zum Schluss nimmt die Handlung zwar ordentlich Fahrt auf, dennoch entschädigte mich das durchaus passable Finale nicht für vielen zähen Lesestunden vorher. Insgesamt leider nicht mein Buch. Wer die bisherigen Bücher der Autorin mochte, wird aber auch „Book Lovers“ gerne lesen.

Bewertung vom 13.02.2024
Das Lexikon der erstaunlichsten Fakten - die Welt mit neuen Augen sehen: das Nachschlagewerk für visuelles Lernen
McCann, Jacqueline;Bédoyère, Camilla de la;Mills, Andrea

Das Lexikon der erstaunlichsten Fakten - die Welt mit neuen Augen sehen: das Nachschlagewerk für visuelles Lernen


ausgezeichnet

Viel interessantes Sachwissen in detailgenauen, ansprechenden Bildern und kindgemäßen Texten

Welches Tier hat die größten Augen? Welches kann am schnellsten rennen? Wieviele Muskeln gibt es in unserem Körper? Wie lange dauert es bis zum Mond?
Im „Lexikon der erstaunlichsten Fakten“ werden alle diese Fragen beantwortet. Und noch viele mehr rund um die Themen „Tiere“, „Dinosaurier“, „Fahrzeuge“, „Ozeane“, „Vögel“, „Krabbler“, „Wälder“, „Dein Körper“, „Roboter“ und „Weltall“. Zum Schluss gibt es „Noch mehr Fakten“ und ein „Wow!Quiz“, in dem man sein neu erlerntes Wissen unter Beweis stellen kann. Die Farben am unteren Rand der Seiten zeigen an, in welchem Themenbereich man sich gerade befindet.
Auf jeder Doppelseite sind unter einer Überschrift wie „Vogelbeobachtung“ „Echt gefährlich!“, „Kluge Käfer“ oder „Auf dem Mond“ viele einzelne, kurze Sachtexte gesammelt, die bestimmte Aspekte des Themengebiets näher erklären und spannende Fakten und Rekorde dazu vorstellen. Die Texte sind klar und in einfachen, für Kinder gut verständlichen Sätzen formuliert. Manchmal kommentieren auch die Tiere, um die es gerade geht, selbst das Geschehen und richten sich in kurzen, unterhaltsamen Botschaften an die Leser.
Viele bunte Illustrationen gestalten die Seiten motivierend. Die gezeichneten Bilder sind dabei sehr ansprechend, detailgetreu und eindeutig zu erkennen. Die dargestellten Tiere sehen oft ziemlich drollig aus. Das Buch ist im DIN A 4 Format und mit 255 Seiten recht umfangreich.
Zum Vorlesen eignet sich das Buch für Kinder ab fünf, sechs Jahren, zum Selberlesen aufgrund der kleineren Schrift für Kinder ab etwa sieben Jahren.

Das Buch ist sicher keines zum von vorn bis hinten Durchlesen, eher eines zum Durchblättern, Schmökern und sich darin Festlesen. Auch ältere Kinder und Erwachsene werden dabei sicher noch sehr viel Neues erfahren, beispielsweise dass der schwerste Dinosaurier möglicherweise bis zu 70 Tonnen schwer gewesen sein könnte oder dass die tägliche Ausscheidungen eines Elefanten so viel wiegen wie ein etwa zwölfjähriger Junge.
Dass einige Illustrationen sich über mehrere Seiten erstrecken, hat mir gut gefallen. Da sieht man beispielsweise auf der Seite zum Thema „Riesenzähne“ schon das Hinterteil eines Elefanten, der auf der nächsten Seite unter „Sanfte Riesen“ dann näher behandelt wird. So werden die Leser bei der Stange gehalten und neugierig auf die folgenden Seiten gemacht.
Die Gliederung der Themen finde ich hingegen nicht ganz nachvollziehbar. Unter „Tiere“ werden unter anderem auch Vögel behandelt, denen ja später noch ein eigenes Kapitel gewidmet ist und die zweifelsohne ja auch „Tiere“ sind. Ich hätte mir zudem ein Stichwortverzeichnis mit entsprechender Seitenangabe gewünscht. Mein zehnjähriger Sohn hätte an manchen Stellen gerne echte Fotos zu sehen bekommen. Ich finde die gelungenen Zeichnungen hingegen absolut ausreichend.
Insgesamt eine sehr interessante, informative, motivierend gestaltete Sammlung von wirklich erstaunlichen Fakten für alle, die mehr wissen wollen.

Bewertung vom 06.02.2024
Winter auf Solupp / Solupp Bd.2
Scheffel, Annika

Winter auf Solupp / Solupp Bd.2


ausgezeichnet

Kleine und große Winterwunder auf Solupp - gelungene Fortsetzung mit magischer Inselatmosphäre

„Von Generation zu Generation erzählt man sich dasselbe: Dass in der Wechselnacht die größten Wünsche in Erfüllung gehen.“

Die Sehnsucht treibt Mari und ihre Familie zurück nach Solupp. Gemeinsam mit Freundin Ema genießt Mari dann sogar die Kälte auf der winzigen Insel. Doch bei Ema läuft gerade nicht alles rosig. Sie macht sich große Sorgen: Ihre Ziehmutter Jolka ist wie immer im Winter traurig und in sich gekehrt. Wie kann man sie bloß aufheitern? Außerdem hat Ema einen wichtigen Hinweis auf ihre geheimnisvolle Herkunft entdeckt und möchte endlich wissen, woher sie wirklich stammt. Passenderweise steht die Wechselnacht kurz bevor, in der die größten Wünsche in Erfüllung gehen können. Aber nur, wenn sieben unlösbare Aufgaben gelöst werden. Da müssen sich alle auf Solupp aber ziemlich ins Zeug legen..

Autorin Annika Scheffler erzählt in schöner, bildhafter und gut verständlicher Sprache in der dritten Person Präsens. Da finden sich besondere Sätze wie: „Da hockt die Traurigkeit neben Jolka und rutscht näher. Und Ema fürchtet sich davor, Jolka und die Traurigkeit nicht mehr auseinanderhalten zu können.“, die aussagekräftig beschreiben, wie es den Personen gerade geht und eine ganz eigene Stimmung kreieren.
Das Buch richtet sich an Kinder und Jugendliche ab zehn Jahren.

Während Mari in der Stadt von Solupp träumt, fragt sich Ema, wie das Leben wohl in der Stadt wäre. Die Freundinnen haben ganz unterschiedliche Hintergründe, verstehen sich dennoch wunderbar. Für Marie bedeutet Solupp Heilung und Glück, denn ihr Vater Tom hat sich dort im Sommer von einer schweren Krankheit erholt. Ema indessen ist aktuell zwiegespalten, sie macht sich große Sorgen um ihre Ziehmutter Jolka, die in ihrer Traurigkeit gefangen scheint. Außerdem treibt sie die Frage nach ihrer wahren Herkunft um und die scheint außerhalb der Insel zu liegen.
Jolka mit ihren starken, extremen Gefühlen, von der es die lebensfreudige Sommerversion und die bedrückte Winterversion gibt, hält sich diesmal im Hintergrund.
Maris Bruder Kurt kämpft mit Gefühlen, seiner Zuneigung für seinen Freund Joon.
Sein jüngerer Bruder Bela steckt alle mit seinem Optimismus und seiner kindlichen Naivität an. Seine Eltern Paula und Tom wirken auf Solupp recht gelöst.
Und die ehemalige Leuchtturmwärterin Oona weiß viele Geheimnisse über die Insel zu erzählen. Eine spannende, vielfältige Figurenkonstellation.

Wo kommt Ema her? Wie geht es mit Kurt und Joon weiter? Werden Mari und Co die unlösbaren Aufgaben lösen? Welche Geheimnisse hat Solupp noch zu verbergen?
In „Winter auf Solup“ ist nicht alles eitel Sonnenschein, es geht auch um Depressionen, den starken Wunsch zu wissen, wo man herkommt und verschiedene widerstreitende Gefühle. Dennoch verbreitet die Geschichte viel Zuversicht, im Einklang mit der Natur werden so manche Sorgen kleiner, die Zuversicht siegt. Auf Solupp gibt es definitiv Magie und kleine und große Wunder gehen in Erfüllung, wenn man nur fest daran glaubt. Insgesamt eine sehr lesenswerte, gelungene, hoffnungsvolle Fortsetzung mit besonderer Atmosphäre zum Innehalten und Genießen.

Bewertung vom 30.01.2024
Die schreckliche Adele 08
Mr. Tan;Le Feyer, Diane

Die schreckliche Adele 08


sehr gut

Geballte Gemeinheit in kurzen Comics- Adele gewohnt fies, bissig und echt komisch

Adele ist zurück und teilt erneut kräftig gegen alles und jeden aus. Diesmal müssen vor allem ihre Eltern, ihre Oma, Kätzchen Ajax, ihr Verehrer Gabriel, ihr Onkel und viele weitere, die Adeles Wege kreuzen, einstecken.

Der neueste Band enthält 88 kurze Comicgeschichten, die unabhängig voneinander zu lesen sind und sich nur selten aufeinander beziehen. Die einzelnen Comics bestehen dabei aus bis zu sechs Bildern. Diese sind bunt, klar und kontrastreich illustriert. Es ist stets gut zu erkennen, was gerade geschieht. Die dargestellten Kinder - allen voran Adele - sehen mit ihren übergroßen Köpfen und Augen recht drollig aus, die Erwachsenen meist attraktiv und ohne besondere Kennzeichen. Die Handlung entwickelt sich über Gespräche in Sprechblasen weiter. Diese sind prägnant und in einfachen, klaren Sätzen formuliert. Manche wenige Gags sind nicht unbedingt für Kinder verständlich, aber grundsätzlich richtet sich das Buch an Kinder ab sieben Jahre.

Die wichtigsten Personen werden auf den ersten beiden Seiten mit Bildern und kurzen Beschreibungen aus Adeles Sicht vorgestellt. Das sind Kätzchen Ajax, das Adele mit seiner Niedlichkeit ein Dorn im Auge ist, Gabriel, der Adele aus unerfindlichen Gründen verehrt, Adeles Oma, die möglicherweise eine Hexe ist, Adeles imaginärer Freund der Geist Magnus, Adeles Eltern, die ihre Tochter gerne mit Gemüse quälen, Adeles Feindinnen Jade und Miranda, das hyperaktive Grizzly-Hamsterbaby Fizz, Adeles Onkel und dessen Freund sowie Jennifer, die sich Adele als beste Freundin auserkoren hat. Sie alle werden von Adele nicht verschont. Diese sieht zwar klein und niedlich aus, ist aber mit allen Wassern gewaschen, scharfzüngig und echt böse, kurzum einfach schrecklich. Zum Glück muss auch Adele Rückschläge einstecken, so wird sie von ihrem Schwarm Ludwig stets ignoriert.

Auch im mittlerweile achten Band „Eltern abzugeben“ zeigt Adele, was in ihr steckt. Die vielen Geschichten strotzen nur so vor Gemeinheit und schwarzem Humor. Wie auch die Bände zuvor eine unterhaltsame Sammlung bitterböser, aber witziger und unterhaltsamer Comics. Nicht jeder Gag ist für mich ein Treffer, aber auch dieses neue Buch der Reihe ist definitiv ein Muss für alle Fans des schrecklichen Mädchens.

Bewertung vom 25.01.2024
Animal Jack - Der Planet des Affen
Miss Prickly;Kid Toussaint

Animal Jack - Der Planet des Affen


sehr gut

Auf der Suche nach dem verschwundenen Affengott - wildes, witziges Comicabenteuer mit ernster Botschaft

Was ist denn da los? Sämtliche Affen sind aus den Zoos ausgebrochen. Vor der Schule trifft Jack auf einen Affen, der ihm erklärt was dahinter steckt: Der Affengott Nanuman, der Beschützer aller Primaten auf der Erde, ist verschwunden. Nun sind alle Affen in heller Aufruhr. Jack macht sich mit seinem Freund Malek auf dem Rücken eines Drachen auf den Weg, den Affengott zu suchen. Ihn erwartet ein turbulentes und spannendes Abenteuer rund um die Welt. Ob Jack den Gott der Affen finden wird?

Die Geschichte wird als Comic erzählt. Die Zeichnungen sind bunt, witzig und „konkret auf den Punkt“. Klar erkennbar entwickelt sich die Handlung über die Bilder weiter, die Gefühle und Gedanken der Charaktere sind dabei deutlich zu sehen. Alle Figuren, Menschen wie Tiere, sind gut getroffen, sehen meist witzig und drollig aus. Insgesamt finde ich die Illustrationen definitiv gelungen. Die Texte in den Sprechblasen sind kindgemäß, gut verständlich und prägnant formuliert. Zudem sind -wie typisch für Comics- Geräusche als lautmalende Wörter abgedruckt. Die Geschichte richtet sich an Kinder ab acht Jahren.

Jack ist ein Irrwisch, der nicht spricht, magische Geschöpfe sehen kann, alle Tiere versteht und sich in jedes beliebige Tier verwandeln kann. Das wird schön anschaulich auf den Umschlaginnenseiten dargestellt, auf denen Jack als Kind ins Wasser fällt und als Delfin bei der Landung abtaucht. Leider wird sich Jacks Dasein, da er nun als Junge lebt, ändern, denn irgendwann in der Zukunft werden seine magischen Fähigkeiten abnehmen. Noch lässt er Glühwürmchen sprechen, reitet auf Drachen und setzt seine magischen Verwandlungsfähigkeiten klug und geschickt ein. Es macht großen Spaß, Jack bei seinen spektakulären, einfallsreichen Verwandlungen zuzusehen. Er ist eine sehr ungewöhnliche, interessante und originelle Figur. Jack trifft auch diesmal auf die unterschiedlichsten Charaktere und einen Beinahe-Doppelgänger, der ihn zu Höchstleistungen antreibt. Eine wirklich bunte vielfältige Figurentruppe ist hier versammelt.

Wo steckt der Affengott und warum ist er überhaupt verschwunden? Bis Jack des Rätsels Lösung findet, muss er zu allerlei Orten reisen und sich verschiedenen abenteuerlichen und teils gefährlichen Herausforderungen stellen. Die Auflösung kommt recht überraschend und erinnert ein wenig an den fast gleichnamigen Hollywoodfilm. So phantasievoll, bunt und turbulent die Geschichte ist, so spricht sie durchaus auch aktuelle, ernstzunehmende Probleme an. Der Schutz der Affen ist ein wichtiges Anliegen, auf das hier aufmerksam gemacht wird. Auch die klare Botschaft, dass Angst ein schlechter Ratgeber ist und dass in diesem Zusammenhang deutlich gezeigt, welche Gefahren aus Angst entstehen können, gefällt mir. Mir persönlich ist die Handlung zwar ein wenig zu verworren und actionreich, dennoch ein unterhaltsamer, bunter, lesenswerter Comic mit bedeutsamer Aussage. Wer Tiere, Magie und wilde Storys mag, liegt mit dieser Reihe richtig.