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Benutzername: 
monalisa13
Wohnort: 
Braunschweig

Bewertungen

Insgesamt 108 Bewertungen
Bewertung vom 17.02.2024
Vielfalt

Vielfalt


gut

Ein vielfältiges Wörterbuch
"Vielfalt" ist das etwas andere Wörterbuch. Hier haben 100 Menschen 100 Wörter erklärt. In der Einleitung wird erläutert wie die Idee zu diesem Buch entstanden ist. Die Vielfalt der Sichtweisen und Erklärungen sind allein schon durch die verschiedenen Berufe der Autor*innen mal sehr fachkundig und neutral geschildert, aber teilweise auch nach meiner Wahrnehmung sehr subjektiv erläutert. Natürlich ist es verständlich, dass Meinungen abweichen können und ein jeder die Wörter auf seine Weise interpretiert. Das macht es diese Lektüre umso interessanter und lesenswerter.

Von einigen Autor*innen werden leider einige Fremdwörter oder auch Fachwörter genutzt, die nicht immer unbedingt bekannt sind. So muss man unter Umständen erst in einem Wörterbuch nachschlagen, um ein Wörterbuch zu lesen.

Ich kann sagen, dass ich persönlich viel gelernt habe und mir einige Wörter sogar unbekannt waren. Erstaunt war ich, dass immer wieder Wörter, wie z.B. Internet oder Sport, hier Einzug gefunden haben, doch nach der Erklärung ist der Zusammenhang hier deutlich geworden.

Für jeden Begriff ist eine Doppelseite vorbehalten mit teilweise kleinen Grafiken. Am Ende des Buches gibt es eine wirklich sehr umfangreiche Auflistung von Quellen und Medienstipps.

Auf jeden Fall ist es eine gute Anleitung die inklusive Sprache zu verinnerlichen und zu gebrauchen.

Bewertung vom 17.02.2024
Mühlensommer
Bogdahn, Martina

Mühlensommer


ausgezeichnet

Heimat
Das schön gestaltete Cover hat auch bei mir Kindheitserinnerungen geweckt. Sommer, Sonne, der Duft nach Heu und eine Abkühlung im nahegelegenen Bach.

Martina Bogdahn erzählt sehr lebendig, warmherzig und humorvoll die Geschichte von Maria, die auf einem Einödhof aufgewachsen ist. Wir lernen Maria im hier und jetzt kennen. Sie betreibt in der Stadt eine Werbeagentur, ist alleinerziehend und hat zwei pubertierende Töchter im Teenageralter. Sie freut sich auf den Ausflug mit einem befreundeten Ehepaar, doch als sie auf der Hütte ankommen, erreicht sie die Nachricht, dass ihr Vater einen Unfall hatte und auf dem Hof ihre Hilfe benötigt wird. Bereits als sie auf dem Hof angekommen ist, sind ihre Kindheitserinnerungen wieder präsent.

Und so wird die Handlung abwechselnd in zwei Zeitsträngen geschildert. Sehr anschaulich erzählt die Autorin nicht nur von den schönen Seiten des Lebens auf einem Bauernhof. Sie berichtet von der harten Arbeit sieben Tage die Woche, ohne Urlaub und sehr wenig Freizeit und auch die Kinder mussten schon kräftig mit anpacken. Eingeschränkte soziale Kontakte und spöttische Bemerkungen in der Schule über Geruch und Kleidung. Leben und Tod waren ständige Begleiter, denn es wurden auch die Tiere vom Hof geschlachtet und gegessen. Das erinnert mich an den Spruch: "Harte Arbeit, wenig Brot".

Durch den bildhaften und humorvollen Erzählstil bin ich nur so durch die Seiten geflogen und musste an mancher Stelle wirklich auch laut lachen, einfach herrlich. Alle Personen wurden sehr authentisch beschrieben und ich fand neben Maria Onkel Herbert sehr sympathisch.

Aufgrund des etwas offenen Endes, kann ich mir sehr gut vorstellen, dass es hier noch einen Folgeband gibt. Auf jeden Fall hoffe ich darauf. Ich kann für diese schöne unterhaltsame Lektüre eine ganz klare Leseempfehlung aussprechen!

Bewertung vom 03.02.2024
Verborgen / Mörderisches Island Bd.3
Ægisdóttir, Eva Björg

Verborgen / Mörderisches Island Bd.3


ausgezeichnet

Spannungsgeladener Islandkrimi

Ein neuer Fall für das Ermittlerteam Elma und Sævar. Nach einem Brand in der Kleinstadt Akranes wird die Leiche eines jungen Mannes gefunden. Schnell stellt sich heraus, dass es Brandstiftung war. War es ein Unglücksfall oder sollte mit dem Brand etwas vertuscht werden?

Dies ist mein erster Roman von der Autorin, den man unabhängig von den Vorgängerbänden lesen kann. Die Handlung dieses Krimis hat mich von der ersten bis zur letzten Seite gepackt. Auch das Cover hat absoluten Wiedererkennungswert und ich finde es sehr gelungen.

Die Charaktere sind wunderbar ausgearbeitet und authentisch. Privates wird wohldosiert in die Geschichte mit eingepflegt, wobei man nie das Gefühl hat, dass es nicht in die Handlung passt. Sehr gut gemacht, denn dies bringt dem Leser diese sympathischen Charaktere näher, die man gerne noch auf weiteren Ermittlungen begleiten möchte. Akranes scheint ein Ort wie jeder andere zu sein. Mir hat so ein bisschen die isländische Atmosphäre gefehlt, wobei das neue Schwimmbad mit seinen heißen Quellen schon sehr schön beschrieben wurde.

Der Schreibstil ist wunderbar flüssig, wobei auch die Spannung durch die sich immer weiter verzweigenden Ermittlungen und neuen Verdächtigen stets aufrecht gehalten wird, die natürlich zum Ende hin ansteigt und ich als Leserin sehr verblüfft war, wie letztendlich alles zusammenhing.

Ich werde auf jeden Fall noch die vorherigen Bücher lesen, denn das ist Spannungsliteratur ganz nach meinen Geschmack. Meine absolute Leseempfehlung.

Bewertung vom 01.01.2024
Die Wolkengucker
Fritz, Kristina

Die Wolkengucker


ausgezeichnet

Wolkengucken als Gemeinschaftsprojekt

Wolkengucken ist tatsächlich eine Freizeitbeschäftigung für Jung und Alt. Als Margarete verstorben ist, hat sie ihre schon fast neunzigjährige Freundin Wilma in einem letzten Brief gebeten, ihre Haushaltshilfe Ayla anzustellen und sie an die Abmachung erinnert, eine Wolkengucker-Gesellschaft zu gründen.

Matt, seines Zeichens Illustrator im Trauermodus seit seine Frau Anna verstorben ist und ihn mit der achtjährigen Mia zurückgelassen hat. Mia, die leidenschaftlich die Wolken betrachtet, ist ihm mit ihrer Passion ein Rätsel bis sie Wilma kennenlernen und der Wolkengucker-Gesellschaft beitreten, die sich zweiwöchentlich sonntags trifft. Sie besteht aus ganz unterschiedlichen Menschen aller Altersklassen und Gesellschaftsschichten.

Die Autorin hat jeden einzelnen Charakter dieser Gruppe ganz besonders hingebungsvoll und authentisch ausgearbeitet. Jeder dieser Personen hat seine eigene Biographie, die von den anderen nie hinterfragt wird. Jeder wird so genommen, wie er ist. Diese herzergreifende Geschichte erzählt in erster Linie wie aus Fremden Freunde werden, den Umgang mit Trauer, Verlässlichkeit und Aufrichtigkeit, Gemeinschaft und Liebe. Respektvoll füreinander da sein, ohne zu fordern oder zu erwarten.

Die Geschichte wird immer auch aus der Sicht der einzelnen erwachsenen Personen beschrieben, so lernt man die einzelnen Charaktere besser kennen. Das Wolkengucken bietet hier nur die Plattform der Handlung, obwohl der Leser einige Fakten über Wolken lernen kann. Das Buch schafft eine absolute Wohlfühlatmosphäre, die ich selten in einer Lektüre so überdeutlich empfunden habe. Man wird von Margaretes Schultertuch einfach in den Arm genommen.

Für mich war dieses Buch eins der Highlights in 2023, dass ich absolut weiterempfehlen kann.

Bewertung vom 31.12.2023
Das Detox-Wunder
Morse, Robert

Das Detox-Wunder


gut

Detox für mehr Gesundheit
Ob der Glaube an Gott und der Glaube an die uneingeschränkte Heilkraft der Ernährung Berge versetzen kann, lasse ich mal so dahingestellt. Allerdings ist erwiesen, dass die Ernährung einen sehr großen Einfluss auf unsere Gesundheit hat und auch Krankheiten heilen bzw. auf ein so geringes Maß zurückdrängen kann, dass man wunderbar damit leben kann. Aber ob Krebs ohne schulmedizinische Behandlung geheilt werden kann, auf diese Aussage würde ich mich nicht verlassen, wenn ich betroffen wäre.

Um dieses 600 Seiten starke Werk durchzuarbeiten und zu verinnerlichen, werde ich definitiv länger brauchen. Den Abschnitt über die Vitamine, Minerale, Spurenelemente und Gewebesalze fand ich sehr informativ. Mit Schüßler-Salzen habe ich auch schon gute Erfolge erzielt und konnte tatsächlich auf Cortison-Präparate verzichten. Doch dafür habe ich mich vertrauensvoll an eine Heilpraktikerin gewandt.

Das Kapitel über toxische Traditionen habe ich sehr zwiegespalten gelesen, sicherlich gibt es in Einzelfällen Menschen, die Reaktionen nach Impfungen aufweisen, doch meiner Meinung nach, ist der Mehrwert der Impfungen nicht von der Hand zu weisen.

Essen für mehr Entgiftung ist auch ein Abschnitt den ich weiter nachverfolgen werde. Für Heilkräuter und ihre Anwendungen habe ich bereits ein komplettes Buch, diese Rubrik ist hier noch einmal vereinfacht dargestellt und gut für den Laien anwendbar.

In Modul 9.1 wird kurz auf gesunde Angewohnheiten eingegangen, die jeder ohne viel Aufwand durchführen kann. Man sollte einfach einmal öfter gut zu sich und seinem Wohlbefinden sein. Dies nehme ich als Impuls für das neue Jahr mit, denn es geht leider in der Alltagsroutine zu oft unter.

Im Anhang befinden sich noch einige wissenswerte Ergänzungen und Bezugsquellen.

Alles in allem ein sehr wissensvermittelndes Buch, leider aber auch sehr religiös und esoterisch angehaucht. Ich persönlich kann mir nicht vorstellen, mich nur von Orangen zu ernähren und ein Bestreben zu entwickeln, dass ein Leben nur mit Luft möglich wäre. Sehr fragwürdig.

Als Nachschlagewerk und Unterstützung bei der eigenen Ernährungsumstellung, wie auch immer sie ausfallen mag, sicherlich hilfreich.

Bewertung vom 30.12.2023
Die Verletzlichen
Nunez, Sigrid

Die Verletzlichen


gut

Ich erinnere mich - nachdenklich und berührend
Das ungewöhnliche Cover dieses Buches hat mich sofort angesprochen und da es mein erstes Buch von Sigrid Nunez war, war ich sehr neugierig. Leider musste ich schnell feststellen, dass es nicht wie ein klassischer Roman geschrieben ist. Doch durchaus eine interessante Lektüre darstellt.

Die Geschichte spielt in New York kurz vor und während des ersten Lockdowns der Corona-Pandemie. Die namenlose Ich-Erzählerin und Schriftstellerin wird von einer Freundin gebeten auf ihren Papagei aufzupassen. Sie zieht gleich in deren sehr geräumige Wohnung ein und vermietet ihre eigene Bleibe an eine Ärztin, die das Gesundheitssystem während der Pandemie unterstützt. Im Laufe des Aufenthaltes in dieser Wohnung, samt Papagei und dem jungen Mann, lässt die Ich-Erzählerin den Leser an all ihren Gedanken, Reflexionen, Dialogen und Begegnungen intensiv teilhaben.

Der Stillstand gerade in New York hat etwas Einsames, Unwirkliches, denn diese Stadt ist sonst wie eine pulsierende Ader, kommt niemals zur Ruhe. Sie beschreibt die Veränderungen von Menschen, ungewohnte Reaktionen, Verletzlichkeit. Es dauert einige Zeit, bis die Ich-Erzählerin und der junge Student einen Zugang zueinander finden. Ich mag ihre Gespräche, die leider erst sehr spät zustande kommen.

Das menschliche Miteinander, Sorgen und Fürsorge, Ablehnung und Akzeptanz, neue Wege und alte Anknüpfungspunkte hat die Autorin mit leichtem Humor in eine berührende und nachdenkliche Geschichte verpackt. Ich denke, ich werde dieses Buch in einiger Zeit noch einmal lesen, aber mit einer ganz anderen Erwartungshaltung.

Eine lesenswerte Lektüre, auf die man sich einlassen muss.

Bewertung vom 26.12.2023
Die Schuld, die man trägt / Sebastian Bergman Bd.8
Hjorth, Michael;Rosenfeldt, Hans

Die Schuld, die man trägt / Sebastian Bergman Bd.8


ausgezeichnet

Spannung pur - ganz nach meinem Geschmack
Allen hängt noch die Tatsache aus dem Vorgänger Band nach, dass Billy, ein genialer Kopf, Kollege, Freund, Vater und Ehemann, ein Serienkiller ist und Kollegen bei der Festnahme durch ihn schwer verletzt wurden. Doch jetzt hat er alles verloren und sitzt im Gefängnis. Die Reichsmordkommission steht unter Druck, ein Mörder in den eigenen Reihen. Viel Stoff für ein neues Buch von Sebastian Bergmann, der auch in diesem Band selbstverständlich seinen Charaktereigenschaften treu bleibt. Hochintelligent, analytisch aber kein Menschenfreund, immer auf seine eigenen Vorteile bedacht, bei ausgewählten Personen ist er hier und da etwas milder gestimmt.

Als eine ermordete Frau in einer Schweinemastanlage tot aufgefunden wird, soll die Reichsmordkommission unter der Leitung von Vanja den Fall lösen. Der Täter hat eine eindeutige Botschaft an Sebastian Bergmann an der Stallwand hinterlassen, woraufhin er vorerst wieder an den Ermittlungen beteiligt wird.

Durch die Rückblenden lässt sich dieses Buch auch unabhängig von den anderen Bänden lesen, doch es ist schon informativer, wenn man die ganze Reihe gelesen hat. Durch die verschiedenen Handlungsstränge ist die Geschichte nicht nur auf den Fall bzw. die Fälle fokussiert, sondern wird dadurch aufgelockert, denn im Nachhinein fließen wieder einige lose Enden zusammen.

Der flüssige Schreibstil macht es dem Leser einfach den Handlungen zu folgen. Die Spannung wird stets hoch gehalten und steigert sich noch zum Ende hin. Neue wie altbekannte Charaktere begleiten den Leser durch diese spannende Lektüre. Die Personen werden stets weiterentwickelt und trotzdem ist es, als ob man mit altbekannten Kollegen ermittelt.

Leider endet auch dieses Buch mit einem Cliffhänger. Wieder äußerst geschickt von den Autoren eingefädelt. Das hält die Erwartung und natürlich die Spannung auf den 9. Band hoch. Titel und Cover gliedern sich in die Reihe ein, mittlerweile wird das auch schon erwartet.

Für Liebhaber guter Krimis und Fans von Hjorth und Rosenfeldt ein absolutes Muss.

Bewertung vom 16.12.2023
Die Buchbinderin von Oxford
Williams, Pip

Die Buchbinderin von Oxford


ausgezeichnet

Die Oxford University Press und ihre Buchbinderinnen
In dem Oxforder Stadtteil Jericho leben während des ersten Weltkrieges die verwaisten Zwillingsschwestern Peggy und Maude auf ihrem Hausboot namens Calliope, das im Oxfort Canal vor Anker liegt. Seit ihrem zwölften Lebensjahr arbeiten sie in der Buchbinderei der Oxford University Press und verdienen sich ihren Lebensunterhalt mit falzen und binden von losen Blattseiten. Peggy reicht es nicht, diese Bücher nur zu bearbeiten, sie möchte sie auch lesen. Wohingegen Maude vollkommen mit dieser Arbeit zufrieden ist. Maude ist durch eine Entwicklungsstörung etwas anders, hat aber durchaus ihre eigenen Stärken.

Leider war Peggy für mich in dieser Geschichte keine Sympathieträgerin, obwohl sie ja die Hauptprotagonistin ist. Sie musste schon früh die Verantwortung für ihre Schwester übernehmen, da ist es klar, dass ihr die ganze Sache irgendwann zu viel wird und über den Kopf wächst. Trotzdem war sie teilweise zu besitzergreifend und eifersüchtig Maude gegenüber. Ich konnte das schlecht einordnen. Maudes Charakter wiederum mit ihrer Sensibilität und mit ihren kurzen knappen Sätzen alles auf den Punkt zu bringen, fand ich sehr gut ausgearbeitet. Auch Gwen und Lotte wurden sehr authentisch charakterisiert. Das ist der Autorin richtig gut gelungen.

Das Kriegsgeschehen, die spanische Grippe, die Vertriebenen, die vielen Verwundeten und Toten, all das wurde gut in den Roman eingebaut und hat definitiv mehr Handlung in die Geschichte gebracht. Ein weiteres Thema war die Frauenbewegung, die weiter vorangetrieben wurde. Der Kampf auf mehr Recht auf Bildung, mehr Gleichberechtigung. Für Frauen über 30 Jahre wurde ab 1918 ein eingeschränktes Wahlrecht einräumt.

Die Herstellung von Büchern war zu dieser Zeit eine aufwendige Angelegenheit, ich fand es sehr interessant, welche Arbeitstechniken angewandt wurden. Hier konnte ich definitiv Wissen mitnehmen.

Bei den Titeln der fünf Kapitel, alles Buchtitel, die in der Oxford University Press herausgegeben wurden, hat sich die Autorin richtig Gedanken gemacht und diese gut auf die einzelnen Kapitel abgestimmt. Auch das Cover hat Wiedererkennungswert, da es ausgezeichnet zum Vorgängerband passt.

Alles in allem floss der Roman so seicht dahin, dass in keiner Weise Spannung aufgebaut wurde. Das fand ich sehr schade, ich hatte mir tatsächlich mehr von diesem Roman versprochen.

Bewertung vom 25.11.2023
Stille Falle / Leo Asker Bd.1
Motte, Anders de la

Stille Falle / Leo Asker Bd.1


ausgezeichnet

Lost Places - Abenteuer oder Falle - mega spannend
Kriminalkommissarin Leonore Asker ist Gruppenleiterin in der Abteilung für Kapitaldelikte und derzeit mit dem Fall von zwei verschwundenen jungen Menschen betraut. Sie rechnet sich nach Auflösung des Falles eine Beförderung aus, doch dann holt sie die Vergangenheit ein und es kommt alles ganz anders. Sie wird in die Abteilung für hoffnungslose Fälle ins Stockwerk -1 degradiert. Nachdem ihr ein Foto einer Modelleisenbahnlandschaft mit eindeutigen Hinweisen auf die vermissten Personen zugeschickt wird, die sich in diese Landschaft wie selbstverständlich einfügen, sieht sie hier ihre Chance, parallel an dem Fall mitzuarbeiten. Dabei stößt sie auf verblüffende Informationen.

Ich kenne bereits Werke des Autors, doch dieses Buch hat mich von der ersten bis zur letzten Seite in seinen Bann gezogen. Die Settings sind atmosphärisch und gruselig zugleich, so dass man meint, ein Teil der Szenerie zu sein. Die Handlung ist sehr tempo- und wendungsreich, so gelingt es, die Spannung durchgängig auf einem sehr hohen Niveau zu halten, die sich zum Ende hin noch einmal steigert. Die Hauptprotagonistin ist schon sehr speziell, dabei absolut liebenswert und empathisch. Ich mag solche außergewöhnlichen Charaktere, die eine sehr faszinierende Hintergrundgeschichte haben und immer für eine Überraschung gut sind. Es gibt eine überschaubare Anzahl von weiteren Personen, die hier sehr spezifisch dargestellt werden. Wirklich eine sehr gelungene Mischung.

Die Hauptcharaktere bekommen abwechselnd jeweils eigene Kapitel und so fällt es dem Leser sehr leicht, sich in die verschiedenen Personen hineinzuversetzen. Auch die Kapitel aus Leo’s Vergangenheit sind sehr ungewöhnlich, dadurch wird ihre Persönlichkeit und Fokussiertheit noch einmal unterstrichen.

Das Cover ist in den schwedischen Farben blau und gelb gehalten und die Gestaltung entspricht nicht dem typischen skandinavischen Layouts. Für mich sehr gelungen, da es definitiv einen Bezug zum Inhalt hat, minimalistisch aber richtig genial.

Urban Exploring ist ja schon lange ein Trend und hier bekommt diese Faszination für Lost Places eine ganz andere Dimension. Eine Lektüre, die man nicht mehr aus der Hand legen mag, meine absolute Leseempfehlung!

Bewertung vom 19.11.2023
Kein guter Mann
Izquierdo, Andreas

Kein guter Mann


ausgezeichnet

Lebensumstände und ihre Folgen - berührend und tiefgründig
Andreas Izquierdo ist für mich immer ein Garant für gute Bücher und auch die Geschichte um Walter hat mich hier nicht enttäuscht.

Walter, knapp 60 Jahre, seines Zeichens altgedienter Postbote, ist immer bestrebt seinen Dienst mit höchster Korrektheit auszuüben, was bei seinen Mitmenschen nicht immer auf Wohlwollen stößt und so kommt es zu Konflikten. Aus diesem Grund wird Walter in die Christkindel-Filiale in Engelskirchen strafversetzt. Hier stößt er auf Bens Brief an den lieben Gott und so nimmt diese Geschichte einen sehr berührenden Verlauf.

Die Handlung ist auf zwei Zeitebenen geschrieben und so erfährt der Leser, dass es auch in Walters Leben sehr glückliche Momente gegeben hat und nur unglückliche Umstände ihn zu dem gemacht haben, was er heute ist.
Die Charaktere sind authentisch dargestellt und es werden hier Handlungen und Begebenheiten beschrieben, die im wahren Leben genauso hätten ablaufen können. Vorverurteilung, üble Nachrede, Ausgrenzung, Unverständnis, verkehrte Gefühle und Abhängigkeit, aber auch Warmherzigkeit, Mitgefühl, Bescheidenheit und Liebe. Dies alles und noch viel mehr, machen diese Geschichte zu einer ganz berührenden und tiefgründigen Lektüre, die am Ende noch einige Zeit nachhallt.

Durch den flüssigen Schreibstil und die kurzen Kapitel flieg der Leser nur so durch die Seiten. Das in einem warmen orange gehaltene Cover ist sehr schön gestaltet. Walter als einzelne Person mit den umherfliegenden Briefen ist völlig ausreichend und der Betrachter kann sofort erkennen, worum es in diesem Buch geht. Eine sehr schöne Geschichte gerade jetzt vor Weihnachten. Meine absolute Lesempfehlung.