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La Calavera Catrina

Bewertungen

Insgesamt 43 Bewertungen
Bewertung vom 21.05.2025
Moriarty, Liane

Vorsehung


ausgezeichnet

Eine Dame, die niemand kennt, benimmt sich an Bord eines Flugzeugs rätselhaft und wirkt, als wäre sie hypnotisiert. Sie geht durch die Reihen und sagt den Mitreisenden ungefragt, in welchem Alter sie sterben und durch welche Todesursache. Alle der sechs Passagiere, die im Roman näher betrachtete werden, wird kein langes Leben vorhergesagt. Sie sollen alle in den nächsten Jahren an Krankheiten, Unfällen oder einem Gewaltverbrechen sterben. Eine erschütternde Erfahrung, mit dem jeder von ihnen anderes umgeht. Manchen glauben an Schicksal, manche nicht - trotzdem beeinflusst es jeden von ihnen. Ob eine Pflegekraft, die ihre Pensionierung nicht mehr erleben soll, oder eine Mutter, die ihren Sohn durch einen Unfall verlieren könnte. In der beengten Flugzeugkabine kann man den prophezeiten Lebenserwartungen der Totendame, wie sie später genannt wird, nicht entkommen. Das macht sich beim Lesen durch detaillierte Beschreibungen bemerkbar, aber das Durchhalten lohnt sich, denn dann hatte es mich gepackt und ich konnte der Sogkraft nicht mehr entkommen. Anfangs noch ahnungslos ließ ich mich von der Handlung mitreißen.

Da ist auf einer Seite die Ich-Erzählerin Cherry, die sich kapitelweise mit den sechs Passagieren abwechselt. Ihr geheimnisvoller Plauderton wird immer auskunftsfreudiger. Mit zunehmendem Lesefortschritt, empfand ich ihre Lebensgeschichte nachvollziehbar ergreifend und konnte über ihren trockenen Humor schmunzeln. Durch sie, erfährt man auch einiges über das Leben in Australien. Wie für die Menschen, deren Tod vorhergesagt wurde, der Alltag weitergeht, und was dann eintritt, habe ich mit Neugier verfolgt. Ich habe mit allen Figuren mitgefiebert, und gehofft, dass es gut für sie ausgeht. Dabei kommen immer mehr Fragen und Spekulationen auf, nachdem eingetroffene Vorhersagen beunruhigen. Dabei stellt man sich unweigerlich existenzielle Fragen über das Schicksal, die eigene Sterblichkeit und wie man selbst reagieren würde. Ist es Humbug oder Fügung? Wie die Autorin Liane Moriarty Verknüpfungen herstellt, hat mir gut gefallen. Sie hat eine sympathische Hauptfigur geschaffen, die der Situation kritisch gegenübersteht, sich aber direkt im Zentrum der Frage befindet. Ganz verschiedene Lebensrealitäten zeigen, wie belastend so eine Prophezeiungen für die Menschen und ihre Angehörigen sein kann.

Es ist ein Roman über Liebe und die Abenteuer des Lebens, voller Emotionen, Tragik, einer guten Prise Humor, Spannung und Faszination. Es ist kein Roman für nebenbei und wer aufmerksam liest, wird feststellen, dass keine Fragen offen bleiben. Das Ende hat mir gut gefallen und nicht nur die Botschaft dahinter, wird mir in Erinnerung bleiben. Ich mag es, wenn ich noch länger nach dem Lesen über das Thema nachdenke und Cherry werde ich nicht so schnell vergessen. Eine wunderbare Unterhaltung für Herz und Verstand.

Bewertung vom 15.05.2025
Würger, Takis

Für Polina


ausgezeichnet

Der 60-jährige Heinrich Hildebrand wollte eigentlich seine Ruhe in seiner Villa im niedersächsischen Bissendorfer Moor im Naturschutzgebiet Kananohe. Wie es dann dazu kam, dass er die 18-jährige Fritzi Prager und ihrem neugeborenem Sohn Hannes ein Zimmer vermietete, obwohl es schon vergeben war, ist sicher Schicksal. Genauso wie die Freundschaft zwischen Polina und Hannes, die wie Geschwister gemeinsam mit den Moorhühnern aufwachsen und unterschiedlicher nicht sein könnten. Polina ist hellwach und voller Neugierde auf die Welt. Hannes ist ein stiller Beobachter und aufmerksamer Zuhörer, dem das Wunder der Musik zu Füssen liegt. »Poli redete, und Hannes hörte ihrer Stimme zu.« Nicht immer kann das Glück wären und so ereignet sich ein Schicksalsschlag, der die drei Mitbewohner trennt und das Leben in ein Davor und Danach teilt. Hannes kann kein Klavier mehr spielen und die mögliche Liebesgeschichte von Polina und Hannes zerbricht.

Dieser Roman hat mich aufgrund der Protagonisten begeistert, die, mit großer Sprachkunst beschrieben, ihre Höhen und Tiefen durchschreiten. Der erste Teil verzaubert besonders. Es hat mir gefallen, wie Autor Takis Würger den Bogen geschlagen hat und mich damit glücklich machen konnte, denn alles dazwischen hat mich verleitet, Hannes durchzuschütteln oder ihn in den Arm zu nehmen. Es war berührend, mitreißend und auch spannend, denn der Ausgang bleibt lange ungewiss, auch wenn ich nicht überrascht war. Die Wege dahin führen über Hamburg, sind einfallsreich, hart und schön. Ingesamt eine liebevolle Hommage an die Schönheit der Musik und die Betrachtung eines Künstlers, der sich erst noch finden muss.

Bewertung vom 04.05.2025
Murphy, Pip

Ein Beweisstück verschwindet / Detektivagentur Christie & Agatha Bd.1


sehr gut

Eine süße Hommage an die britische Schriftstellerin Agatha Christie, den Schriftsteller und Arzt Arthur Conan Doyle und ihre Kriminalgeschichten.

Die Zwillinge Agatha und Christie sind ganz unterschiedlich und mögen es überhaupt nicht, wenn man sie für gleich hält, nur weil sie sich ähnlich sehen. Agatha liebt das Schreiben und deshalb lädt die Nachbarin Mrs Trellis sie zum Tee ein. Der weltbekannte Autor Sir Conan Doyle wird auch da sein und fasziniert Agatha sehr. Der angesehene Arzt Sir Alexander Fleming präsentiert an diesem Nachmittag seine neuste Erfindung und das Drama beginnt, als ein Beweisstück verwindet und Agatha sich schuldig fühlt. Zum Glück hat sie ihre Schwester Christie, die sie auf die richtige Spur bringt.

Für Kinder ist es eine sehr kindgerechte und unterhaltsame Detektivgeschichte mit zwei sympathischen und cleveren Schwestern, einem witzigen Fall und dem Flair der 1920er - was ich besonders toll finde, weil es mal was ganz anderes ist. Toll fand ich besonders, dass die Ermittlungen im Vordergrund stehen, es durchweg cozy bleibt und die Auflösung zum Gesamtkonzept passt. Geschrieben hat «Detektivagentur Christie & Agatha - Ein Beweisstück verschwindet» Pia Murphy und es ist so leicht und verständlich, das auch Leseanfänger mit dieser Cozy-Krimi-Reihe starten können. Sie ist nicht zu lang, hat kurze Kapitel und ist lebendig geschrieben. Dazu gibt es viele Schwarz-Weiß-Illustrationen, die auch historische Details berücksichtigen, und sprachliche Besonderheiten, die die Reihe so einzigartig machen. Es hätte allerdings gern etwas spannender sein dürfen.
Ab August 2025 darf man sich schon auf die Fortsetzung freuen, wenn Christie und Agatha in Schottland und ab Oktober 2025 dann in den Pyramiden ermitteln.

Bewertung vom 28.04.2025
Forsyth, Mark

Ein Rätsel für den König


ausgezeichnet

Es geht in «Ein Rätsel für den König» um Philo, der durch eine Verwechslung in ein merkwürdiges Land voller Gefahren und Regeln reist, knifflige Rätsel löst, anderen hilft, viele Abenteuer erlebt und über sich hinauswächst. Um nach Hause zurückzukehren, sucht er den König. Doch der ist in seinem fliegendem Schloss unerreichbar.

Man weiß nicht, was als nächstes passiert und all diese fesselnd erzählten Verrücktheiten, lassen sich auch nicht vorhersehen. Dadurch ist der fantasievolle Handlungsverlauf oft verblüffend und die Figuren liebenswert skurril, woraus sich schräge Fragen ergeben, die zu spannenden Antworten führen. Es versteckt sich in den Zeilen die Logik der Philosophie, die - kindgerecht verpackt - wertvolle Botschaften und schlaue Erkenntnisse hervorbringt. Manchmal ist alles eine Frage der Perspektive und es lohnt sich, auf spielerische Art, darüber nachzudenken.

Der Autor Mark Forsyth fordert seine Leseschaft auf angenehme Weise, sodass Kinder einiges lernen können, der Spaß aber nicht zu kurz kommt. Gleichzeitig gewinnt die Geschichte zunehmend an Tiefe und es macht viel Freude, Philos Reise mitzuverfolgen, die auch für seine persönliche Entwicklung entscheidende Wendungen bereithält. Die Schreibweise ist ebenso abwechselnd und ansprechend. Die Kapitel beginnen manchmal damit, dass sich der Erzähler an seine Leserschaft richtet und auf die Situation und Menschlichkeit dahinter blickt. Außerdem lässt sich der Text flüssig lesen und es macht richtig Spaß, die amüsanten Dialoge vorzulesen.

Dazu passend gibt es eine lebendige Buchgestaltung mit Schwarz-Weiß-Illustrationen von Matthew Land, die einen Eindruck der Welt und ihrer Bewohner vermitteln. Dabei hat mir gut gefallen, das Matthew Land es der eigenen Vorstellungskraft überlässt, wie die Hauptfiguren aussehen und greift nur unterstützend ein.

Ich würde diese außergewöhnliche Geschichte, die an «Alice im Wunderland» erinnert, allen empfehlen, die Lust haben, eine verrückte Welt zu entdecken und mit Philo mitzufiebern. Diese lustige, abenteuerliche und fantasievolle Reise ist für alle Altersgruppen ab 10 Jahren ein Vergnügen, und eignet sich daher besonders zum gemeinsamen Vorlesen.

Bewertung vom 28.04.2025
El-Bahay, Akram

Ein Weg aus Tinte und Magie / Die Buchreisenden Bd.1


gut

Mit einem geheimnisvollen „Ich habe gebucht…“ bekommt man Eintritt in eine scheinbar gewöhnliche Buchhandlung in London - die allerdings noch nie ein Buch verkauft hat. Adam und Gabriel nehmen ihren neuen Kunden - meist sind es reiche und alte Männer - in Empfang und werden als Buchreiseführer den Weg in den gewünschten Klassiker, in diesem Fall „Der Vampyr“, öffnen. Das Besondere: Nur Klassiker und ihre Erstausgaben machen das Buchreisen möglich. Doch Robert Stevenson reist nicht zum ersten Mal. Diesmal hat er einen Auftrag, der Adam und Gabriel in ernste Schwierigkeiten bringen wird. Denn er bricht die wichtigste Regel und weicht vom Weg ab.

Held der Story ist Adam. Er ist Lehrling bei den Libronauten, dort aufgewachsen und Gabriel ist sein bester Freund und Mentor. Ein Privatleben gibt es nicht. Aus Adams Blickwinkel wird in der dritten Person erzählt. Das erste Drittel war für mich ein großes Vergnügen. Denn es beginnt mysteriös. Man wird einfach in die Handlung geworfen, ohne zu wissen, worum es genau geht. Was hat es mit den Libronauten auf sich? Welchen Auftrag hat Stevenson? Wie gelangt man hinter die Worte?
Natürlich befeuert Autor Akram El-Bahay die schönsten Fantasien und lässt von einer Reise nach Hogwarts, in den Sherwood Forest oder ins Wunderland träumen. Einer der Träume wird in diesem Buch sogar erfüllt, aber in dieser Geschichte liegt das Augenmerk auf den Literaturklassikern, die von den größten Dichtern und Denkern verfasst wurden, wie der berühmteste Heldenepos der mittelhochdeutschen Literatur. Trotzdem darf man sich auf Elfen, Zwerge und missmutige Kobolde freuen. Adams Leben wird völlig umgekrempelt, denn er kommt einer Verschwörung auf die Spur, die ihn auf die Probe stellt. So fühlte ich mich auch als Leserin, als es immer turbulenter wurde. Gerade diese damit zusammenhängenden Überraschungen haben mir das Lesen versüßt und solche Beschreibungen, wie „die Wirklichkeit mit Worten zu formen.“ Dann gibt es einen Punkt, ab dem sich die Lage etwas entspannt. Adam findet eine fremdartige Tür ohne Schloss in den Büchern und lernt Charaktere kennen, die unbedingt hinter die Tür gelangen wollen. Dazwischen gibt es immer wieder Spannung und Abwechslung, aber durchgehend mitreißen, konnte mich das nicht. Vielleicht lag es an den Figuren, die mir immer ein Stück weit fremd geblieben sind, abgesehen von Adam, der letztlich ahnungslos in dieses Abenteuer gestolpert ist. Sicher aber auch an der manchmal langatmigen Erzählweise, die mich einfach nicht fesseln konnte. Das Ende ist hingegen wieder stark. Die unternommene Reise der Verbündeten hat mir am besten gefallen, denn es wird spannend, überraschend, emotional und das Ziel tritt deutlich hervor, sodass sich vermuten lässt, was einen in der finalen Fortsetzung erwarten wird. Natürlich darf auch eine zarte Liebesgeschichte nicht fehlen und die Reibereien zwischen Adam und Luthin, von dem ich aber nicht mehr verraten werde, sind amüsant. Ich hätte mir trotzdem mehr Humor gewünscht. Wahrscheinlich, weil ich die «Thursday-Next»-Reihe des britischen Autors Jasper Fforde sehr mag. Eine Reihe, in der es auch um Buchreisen geht, allerdings mit britischem Humor und es geht deutlich verrückter zu.

Es ist reine Buchmagie, die zum Träumen einlädt und versucht, die Grenzen zwischen den Welten zu überwinden und eine geheimnisvolle Geschichte über Liebe, eine Suche, Verrat, Verlust - voller Abenteuer, magischer Wesen und Klassiker erzählt. Es ist auch eine Hommage an Bücher, die zeigt, das sie viel mehr sind, als ein Bündel aus Papier, Druckertinte und vieler Worte. Bibliophile werden sich schon von dem Cover angesprochen fühlen und zum Kauf verleiten lassen. Da der Inhalt mich nicht durchgehend überzeugen konnte, würde ich «Die Buchreisenden - Ein Weg aus Tinte und Magie» allen empfehlen, die nicht genug von Buchreisen bekommen können und sich für Literaturklassiker begeistern (wollen).

Bewertung vom 03.04.2025
Clarke, Lucy

The Surf House


ausgezeichnet

Bea ist als Model viel unterwegs. Bei einem Bummel in Marrakesch erlebt sie einen Albtraum: sie wird von zwei Männern bedroht. Als eine Frau ihr mit einem Messer helfen will und selbst in Gefahr gerät, stirbt einer der Männer durch Bea.
Die Frau heißt Marnie und nimmt Bea unter ihre Fittiche, gibt ihr einen Unterschlupf im Surf House und lässt über den Polizisten Momo das Messer als einziges Beweismittel verschwinden - nur leider erpresst Momo Bea für sein Schweigen. Eine schwierige Situation für Bea, die viel Geld auftreiben muss. Dann reist Seth an, der seine vermisste Schwester sucht, die vor einem Jahr auch im Surf House unterkommen ist. Wo ist sie? Doch jemand sabotiert die Suche und schnell wird deutlich, dass hier etwas Dubioses vor sich geht. Das überschaubare Ensemble lädt zu Spekulationen ein, aber Lucy Clarke lässt sich nicht in die Karten schauen und führt geschickte Wendungen ein.

Erzählt wird hauptsächlich aus Beas Sichtweise in der dritten Person. Sie lernt surfen, fühlt sich zum ersten Mal frei, verbringt Zeit mit dem Surfer Aiden und fügt sich in die kleine Gemeinschaft ein, wobei sie besonders mit Marnie Freundschaft schließt. Die Atmosphäre ist manchmal so paradiesisch beschrieben, dass man das Meeresrauschen hören kann. Doch es wird spürbar düsterer. Als dann Rückblicke durch Seth´s Schwester dazukommen, zeigt sich, wie sie die Zeit vor einem Jahr im Surf House erlebt hat und die beiden Erzählstränge verlaufen geschickt ineinander. Das war alles so eindrücklich und nachvollziehbar geschildert, dass es mir manchmal vorkam, als könnte das wirklich so passiert sein.

Bea wird gesprochen von Henrike Tönnes und Pia Rhona-Saxe liest die Rückblicke aus der Sicht von Seth Schwester. Das hilft hilft beim Hören sehr, weil man auch akustisch weiß, wer gerade erzählt. Zum Schluss gibt es dann eine Überraschung, weil man weitere Stimmen hört und Perspektiven einnehmen kann. Alle Sprecher und Sprecherinnen lesen großartig und ich kann das Hörbuch allen empfehlen, die es einnehmend, spannend und realistisch mögen.

Bewertung vom 03.04.2025
Morishita, Noriko

Die Magnolienkatzen


ausgezeichnet

Noriko Morishita erzählt in «Die Magnolienkatzen» von der fünfzigjährigen
Norikos, deren Blick auf das Leben sich durch eine Straßenkatze und ihre fünf Jungkatzen verändert.

Norikos Gedanken kreisen vor allem um das, was in ihrem Leben fehlt: ein Mann und Kinder. Sie bezeichnet sich als Hundemensch und wohnt mit ihrer Mutter zusammen. Die ist es auch, die Noriko von der Katze im Garten erzählt und ihre Tochter bewegt, zu helfen. Es ist ein Auf und Ab der Gefühle, bis sich Noriko in ihrer neuen Rolle wohlfühlt. Doch die Streunerkatze und ihr Wurf eröffnen Noriko eine neue Welt. „Auf einmal waren sie niedliche Kätzchen mit Kulleraugen. (…) Ich vergaß meine Sorgen und meinen Stress.“ Auch Nachbarn und Freunde schwärmen fortan für die Kätzchen und kommen gern vorbei. „Von Lebewesen umgeben zu sein, die man ins Herz geschlossen hatte, schien uns Menschen auf ganz natürliche Weise ein Lächeln aufs Gesicht zu zaubern. Und sobald man von sich selbst aus lächelte, lachte das Leben zurück.“

Noriko beschreibt ihre Beobachtungen, die Aufzucht und die Vermittlung der Jungen, zeigt sich beeindruckt von der aufopfernden Katzenmama, die sie Mimi nennt, und begreift, warum Katzen vielen Menschen viel bedeuten. Man spürt beim Lesen die aufbauende emotionale Bindung. Es sind die aufmerksamen Kleinigkeiten des Alltags, der ruhige Schreibstil und schließlich auch der Fokus auf die Katzen, der mir gut gefallen hat. Auf den 256 Seien dreht sich wirklich alles um die Katzen und das wirkt entschleunigend, wie ich es oft bei der japanischen Literatur genieße, die sich auf wenige Themen beschränkt. Herrlich unaufgeregt ist das, auch für Hundemenschen. Letztlich lernt man durch diesen Roman viel über das Zusammenleben mit Katzen, ihre bedingungslose Liebe und das Menschsein. Die Bedeutung, die die Magnolien haben, fand ich berührend. Für mich ein runder Roman für eine gemütliche Auszeit.

Bewertung vom 03.04.2025
Ehrenhauser, Martin

Unsere Suche nach Zärtlichkeit


ausgezeichnet

Dumont ist Ende vierzig und arbeitet ehrenamtlich bei der Telefonseelsorge. Er ist ein außergewöhnlich emphatischer und anständiger Mann, der ein ruhiges Leben führt. Es ist Martin Ehrenhauser großartig gelungen, diesem ruhigen Mann eine Stimme zu geben, die zwar leise ist, aber viel eindrücklicher als manch laute. Sein großes Einfühlungsvermögen beeindruckt auf den ersten Seiten, wenn man ihn bei der Arbeit erlebt. Als jemand anruft, aber nichts sagt, ist Dumonts besorgt. Er möchte mehr tun, als es ihm am Telefon möglich ist. Als beim zweiten Anruf wenige Worte fallen, die den möglichen Aufenthaltsort der Person preisgeben, plant Dumont ein absurdes Unterfangen und reist nach Südfrankreich an die Côte d’Azur. In einem Museum lernt er Florence kennen und es entwickelt sich langsam eine zarte Liebesgeschichte mit einer Wendung, die man nicht kommen sieht.

Martin Ehrenhauser hat schon mit «Der Liebende» einen Liebesroman geschrieben, der mir in Erinnerung geblieben ist. Seine Geschichten sind mit einfühlsame Sprache verfasst und äußerst feinfühlig und bewegend. Es fiel mir leicht, mich in die Figuren und ihre Gefühlswelt hineinzuversetzen, während äußere Beschreibungen ein lebendiges Bild entstehen lassen haben. Das ermöglicht mir Einblicke in Menschen und Tätigkeiten, die ich faszinierend finde, weil es zu Fragen führt, über die ich noch lange nach dem Buch nachdenke. Ich mag diesen leichten Zugang, die Fähigkeit des Autors, komplexe Gefühle und Gedanken so klar und inspirierend zu formulieren. Dadurch ergeben sich keine Längen, keine unnötigen Ausschweifungen - alles fühlt sich genau richtig an. Mir gefällt besonders, dass Martin Ehrenhauser eine andere Facette von Liebe zeigt. Die Sehnsucht nach Zärtlichkeit und ehrlicher Aufmerksamkeit. Dies wird sehr greifbar und unaufdringlich dargestellt. Es kommt der Punkt, an dem es auch um moralische und ethische Vorstellungen geht und man sich unweigerlich fragt, wie man selbst entscheiden würde.

Ein schönes Buch mit ernsten Themen über die Suche nach Zärtlichkeit und einer schicksalshaften Begegnung zweier leiser Menschen.
Ich würde es allen empfehlen, die eine Liebesgeschichte mal aus einer anderen Sichtweise erleben möchten und die sich auf eine langsame Geschichten einlassen können.

Bewertung vom 24.03.2025
Peck, Quentin

Minus 22 Grad / Johannsen Bd.1


weniger gut

Laura wird entführt und gefangen gehalten. Wer sie entführt hat, bleibt lange geheim, aber immer wieder kommuniziert diese Person mit ihrem Opfer. Hier ist besonders das Motiv interessant. Dieser Thriller konzentriert sich schlussendlich auf das Opferleiden und die Botschaft dahinter ist wichtig und eindrucksvoll dargestellt. Leider konnte mich der Thriller aber einfach nicht überzeugen. Gerade in der ersten Hälfe habe ich die Spannung vermisst und fand die Handlung um Ariane, die Tom gerettet hat und die einsam und zurückgezogen lebt, noch am interessantesten. Immer mit der Fragen, wie alles zusammenhängt. Letztlich passiert kaum etwas, dass einem die Antworten näher bringt, bis dann alles Schlag auf Schlag aufgedeckt wird. Das führte dazu, dass ich mit wenig Interesse weitergelesen habe, obwohl die Beschreibungen von Quentin Peck lebendige Bilder schaffen - die aber trotzdem die Distanz wahren und mich nicht einnehmen konnten.

Bewertung vom 24.03.2025
Blake, Katherine

Not your Darling


sehr gut

Die 20-jährige Loretta, die eigentlich Margaret heißt, reist 1950 von Großbritannien nach Los Angeles, um in Hollywood Maskenbildnerin zu werden. Schnell findet sie eine bezahlbare Wohnung, auch wenn die Kakerlaken die Wände hochlaufen, und eine Arbeit im Diner, der Loretta stolz nachgeht. Immer wieder schreibt sie kurze Briefe an ihre Schwester. Mit ihrer freundlichen Art lernt sie Menschen kennen und da Beziehungen in Hollywood alles sind, schafft es Loretta ihrem Traum näher zu kommen. Jedoch sind die Machtstrukturen den Männern vorbehalten, die nicht mit der Gegenwehr einer Frau rechnen, die sich nicht alles gefallen lässt.

Ich mochte den Retro-Charme dieser Geschichte, weil dieser mit einigen historischen Details gespickt ist. Der Hollywood-Glamour-Vorhang fällt und trotzdem fasziniert das Setting nach wie vor. Katherine Blake lässt ihre feministische Heldin in der Ich-Form erzählen, konzentriert sich dabei aber vor allem auf das äußere Geschehen. Dadurch ist die Handlung lebendig, unterhaltsam und handlungsreich. Auch der Humor kommt nicht zu kurz. Loretta Entwicklung wird großartig geschildert und gibt Genugtuung, angesichts der Ungerechtigkeiten, die sie erleben musste.