Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
PeLi
Wohnort: 
Würzburg

Bewertungen

Insgesamt 111 Bewertungen
Bewertung vom 28.08.2023
Kontur eines Lebens
Robben, Jaap

Kontur eines Lebens


ausgezeichnet

In "Kontur eines Lebens" erzählt Jaap Robben die bewegende Lebensgeschichte von Frieda Tendeloo und sie beginnt fast am Ende ihres Lebens, als ihr geliebter Mann Louis ganz plötzlich stirbt.
Nie hätte sie gedacht, dass er einmal vor ihr sterben würde, denn eigentlich ist sie diejenige, die schon seit Jahren auf seine Hilfe angewiesen war. Und Louis hat sich sehr liebevoll um seine geliebte Ida gekümmert, er wollte auf jeden Fall verhindern, dass sie jemand anders pflegen muss. Doch nun, da er tot ist, ist es unvermeidlich, Frieda muss ins Pflegeheim ziehen.
Ihr Sohn Tobias und seine schwangere Frau Nadine, helfen ihr beim Umzug und beim Ausräumen des Hauses, so viel sie können und schließlich ist es soweit, die erste Nacht im Pflegeheim ist da.
Schlaflos liegt Frieda in ihrem Bett, am nächsten Morgen wird sie zum ersten Mal nicht von Louis gewaschen, sondern von einem fremden jungen Pfleger. Der Autor hat diese Situation so einfühlsam beschrieben, dass man Friedas Scham, so nackt und schutzlos vor einem fremden Menschen zu sitzen, sich von ihm waschen zu lassen, Windeln wechseln zu lassen, direkt mitfühlt. Und in dieser einsamen , fremden Umgebung sitzt Frieda nun tagsüber oft einfach in ihrem Stuhl vor dem Fenster, oder liegt nächtelang wach und sie erinnert sich an ihr vergangenes Leben und an ihren schlimmsten seelischen Schmerz, den sie viele Jahre verdrängt hat und von dem nicht einmal ihr geliebter Mann etwas geahnt hatte. Denn vor Louis gab es schon einen Mann in Idas Leben, Otto. Schon bei ihrer ersten Begegnung war Ida fasziniert von ihm und obwohl sie schnell von Ottos Ehefrau erfuhr, lies sie sich auf eine Liebesbeziehung mit ihm ein und wurde schließlich von ihm schwanger.
Und eine unverheiratete schwangere Frau , das war in den Sechzigerjahren eine Katastrophe. Ida wollte dieses Kind behalten, egal, wie schwer es ihr von ihrem Umfeld gemacht wurde. Doch Idas Kampf um ihr Baby und um ein Leben, wie sie es sich vorstellte, endete in einem Albtraum. Otto war weg, das Kind war weg , Ida trauerte um beide, doch irgendwann ging ihr Leben weiter, sie lernte Louis kennen, heiratete ihn, bekam mit ihm einen Sohn und ihre schlimmen Erinnerungen vergrub sie ganz tief in ihrem Herzen und sprach mit keinem Menschen darüber.

Doch nun im Pflegeheim kommt alles wieder hoch, Ida spürt den Schmerz von damals noch einmal mit voller Wucht und endlich, nach so vielen Jahren stellt sie sich diesen Erinnerungen und fängt sogar ganz vorsichtig an, diese Erinnerungen zu teilen.

Was für ein bewegendes, tieftrauriges Buch, ich glaube, das wird mir so schnell nicht aus dem Kopf gehen. Wenn man darüber nachdenkt, dass Frauen vor nicht allzu langer Zeit tatsächlich so behandelt wurden, nur weil sie unverheiratet schwanger wurden. Wie herzlos man sogar in Kliniken mit ihnen umging, einfach unfassbar und so traurig, sich das vorzustellen. Aber obwohl es teilweise richtig hart war, konnte ich nicht mehr aufhören zu lesen. Ich habe dabei alle möglichen Emotionen erlebt, ich war sauer auf Otto, auf Friedas Eltern, eigentlich auf ihre gesamte Umgebung. Ich war traurig, weil Frauen so unmenschlich behandelt wurden.
Aber sogar Frieda hat mich oft wütend gemacht, ihre abweisende , schroffe, manchmal auch fordernde Art, ihrem Sohn gegenüber. Ich konnte es im Nachhinein zwar schon verstehen, dass ihr traumatisches Erlebnis aus der Vergangenheit, sie zu dem schwierigen Menschen gemacht hat, aber ich hatte auch Mitleid mit ihrem Sohn, wenn sie so kalt und irgendwie herzlos reagiert hat. Dieses Buch ist ein echtes Highlight für mich, ich bin so begeistert von Jaap Robbens einfühlsamen Schreibstil, dass ich sofort über weitere Bücher von ihm recherchieren musste. Leider gibt es wohl aber, bis auf ein einziges ( Birk), bisher keine deutschen Übersetzungen seiner Bücher. Aber ich werde mir den Namen "Jaap Robben" auf jeden Fall merken und hoffe, er schreibt noch viele weitere Bücher in der Art. Wer gerne Bücher liest, die man nicht mehr so schnell vergisst und die einen mitten ins Herz treffen, der sollte "Kontur eines Lebens" unbedingt lesen.

Bewertung vom 29.07.2023
Das Glück der Geschichtensammlerin
Page, Sally

Das Glück der Geschichtensammlerin


ausgezeichnet

Janice arbeitet als Putzfrau für verschiedene Menschen. Die meisten davon sind sehr wohlhabend, einige behandeln sie fast wie ein Familienmitglied, aber es gibt auch ein paar wenige, die ihr gegenüber sehr herablassend sind und die sie spüren lassen, dass sie "nur" die Putzfrau" ist. Doch Janice ist sehr bescheiden und beschwert sich nicht, vor allem, da sie und ihr Mann, der von einem Job zum nächsten wechselt und es nie lange irgendwo aushält, auf ihren Verdienst angewiesen sind. Für Janice ist ihre Arbeit allerdings auch eine Art Flucht aus dem Alltag und Ablenkung von ihrer unglücklichen Ehe. Was Janice besonders mag an ihrem Job, ist der Kontakt zu den unterschiedlichen Arbeitgebern, den Einblick in ihr Leben, denn ihr eigenes findet sie sehr langweilig. Janice bezeichnet sich selbst als Geschichtensammlerin, denn sie liebt es, sich die Geschichten der Menschen anzuhören, denen sie so jeden Tag begegnet. Ob es nun ihre Kunden sind, die ihr vieles aus ihrem Leben anvertrauen, oder Leute, denen sie im Bus begegnet und von denen sie die Unterhaltungen mithören kann, Janice findet überall interessante, traurige oder lustige Geschichten.

Von sich selbst behauptet sie, dass sie gar keine eigene Geschichte hat, was aber natürlich nicht stimmt, denn auch Janice hat eine Geschichte und eine Vergangenheit, nur möchte sie darüber mit niemandem sprechen und reagiert sogar sehr abweisend, wenn sie mal jemand danach fragt. Als sie anfängt für Mrs. B zu putzen, ändert sich allerdings so einiges für Janice, denn Mrs. B, anfangs ziemlich kratzbürstig, lässt sich nicht so leicht abspeisen von der Behauptung, dass Janice keine eigene Geschichte zu erzählen hätte. Und die alte Frau ist sehr geschickt und bringt Janice immer öfter zum Nachdenken über ihr eigenes Leben und bestärkt sie durch die vielen Gespräche darin, Dinge zu ändern, die sie unglücklich machen und auch endlich ihre eigene Geschichte zu akzeptieren.

Ich fand dieses Buch wunderschön. Janice mochte ich auf Anhieb und auch die meisten anderen Personen in der Geschichte waren mir sympathisch. Es war sehr interessant, die vielen unterschiedlichen Geschichten zu lesen, einige davon rührten mich zu Tränen, andere machten mich wütend , aber es hat mir große Freude gemacht, Janice auf ihrem Weg zu begleiten.

"Das Glück der Geschichtensammlerin" ist ein ganz leises Buch, es passieren keine spektakulären Dinge, aber dafür trifft es mitten ins Herz und auch , wenn es teilweise sehr traurig ist, hinterlässt es am Ende ein positives Gefühl. Wer was fürs Herz sucht, sollte es unbedingt lesen.

Bewertung vom 19.07.2023
Sommertage im Quartier Latin
Martin, Lily

Sommertage im Quartier Latin


sehr gut

Gleich nach ihrem Schulabschluss verließ Lola Mercier ihre Heimatstadt Paris, um die Welt zu erkunden. Ein abgebrochenes Studium, verschiedene Jobs in mehreren Ländern der Erde, unverbindliche Männerbekanntschaften, das war bisher Lolas Leben. Seit drei Jahren lebt sie nun in Bordeaux und arbeitete dort als Kellnerin. Ob sie wirklich glücklich ist und sich ihr Leben so vorgestellt hatte, als sie Paris verließ, das kann sie selbst nicht beantworten.

Plötzlich erhält sie von ihrem Vater, der immer noch in Paris lebt, die Nachricht, dass ihre Großmutter Rose verschwunden ist. Die alte Frau, hatte den Großteil ihres Lebens alleine verbracht, galt überall als etwas schrullig und seltsam. Nun ist sie seit einer Woche verschwunden, erwähnte wohl nur, dass man sich keine Sorgen um sie machen müsste, sie würde verreisen - und weg war sie. Ihr Schwiegersohn, Lolas Vater, macht sich allerdings trotzdem Sorgen und deshalb bittet er Lola, nach Paris zu kommen und ihn und seine Lebensgefährtin Ninette bei der Suche nach Rose zu unterstützen. So sitzt Lola also nun im Zug auf den Weg in ihre alte Heimat und hat ziemlich gemischte Gefühle, denn nach dem frühen Tod ihrer Mutter, hatte sie keine leichte Kindheit und Jugend und die Rückkehr in ihr altes Viertel "Quartier Latin"fällt ihr ganz und gar nicht leicht. Doch sie tröstet sich mit dem Gedanken, dass es ja nur für kurze Zeit ist und sie schnell wieder wg sein wird.

Doch wer kann schon sicher sagen, was passiert, wenn man ins Viertel seiner Kindheit und Jugend zurückkehrt, dort bekannte Gesichter entdeckt, Personen, die einem in der Vergangenheit vielleicht doch nicht so gleichgültig waren. Da wäre zum Beispiel ihr alter Schulfreund Fabien, mit dem sie damals als Schülerin ein kleines romantisches Erlebnis hatte und der inzwischen Besitzer des gemütlichen Café des Artisans ist. Doch auch wenn Lola sich mit jedem Tag wohler fühlt, ist sie sich ganz sicher, dass sie so schnell wie möglich weiterziehen möchte. Noch ahnt sie nicht, dass dieser Sommer in Paris ihr Leben verändern wird.

Mir hat "Sommertage im Quartier Latin" gut gefallen, auch wenn ich anfangs etwas brauchte, um in die Geschichte zu finden und ich auch ab und zu etwas genervt war von Lolas Wankelmütigkeit. Auch war für mich persönlich das Ende nicht so ganz rund. Viel möchte ich darüber nicht schreiben, um nicht zu spoilern, aber für mich war die Geschichte noch nicht vollkommen abgeschlossen, was Rose betrifft.

Aber im Großen und Ganzen war das ein Buch, das mich gut unterhalten hat und ich werde sicher auch die weiteren Bände lesen, die die Autorin Lily Martin bereits plant und die alle ebenfalls in die Stadt der Liebe entführen sollen.

Bewertung vom 19.07.2023
Greta Garbo / Ikonen ihrer Zeit Bd.10
Lüding, Kristina

Greta Garbo / Ikonen ihrer Zeit Bd.10


ausgezeichnet

Greta Garbo - Die einsame Göttin ist schon der 10. Band der Reihe "Ikonen ihrer Zeit". Bei dieser Reihe handelt es sich um Romanbiografien über starke berühmte Frauen. Greta Garbo passt perfekt in diese Liste der außergewöhnlichen Frauen , denn wer weiß nicht, wer Greta Garbo ist?

Das Buch beginnt eigentlich mit dem Ende, im Jahr 1990, kurz vor Greta Garbos Tod. Da war sie schon sehr krank und wurde von einem privaten Chauffeur zur Dialyse gefahren. Es zeigt, wie zurückgezogen und abgeschottet sie am Ende ihres Lebens gelebt hat. Ihre Angst davor, dass es einem der vielen Paparazzi, die seit Jahren immer wieder versuchten, sie abzulichten, gelingen könnte, sie zu fotografieren.

Die eigentliche Geschichte beginnt aber dann im Jahr 1921. Die 15-jährige Greta Gustafsson ergattert eine heiß begehrte Stelle in der Hutabteilung eines großen Stockholmer Kaufhauses. Ihre Familie kann den Verdienst gut gebrauchen, denn Gretas Vater ist vor kurzem gestorben und das Geld , das sie, ihre Geschwister und die Mutter zur Verfügung haben, ist knapp.

Greta kommt bei den Kunden gut an , doch sie träumt eigentlich schon lange von einer Filmkarriere. Eines Tages wird sie zum Chef gerufen, der ihr das Angebot macht, sich für den hauseigenen Katalog fotografieren zu lassen. Greta sagt zu und weil sie so fotogen ist, kommt kurz darauf sogar das Angebot , bei einem Werbefilm mitzumachen und diese Chance ergreift sie natürlich sofort. Greta ist sich nun ganz sicher, dass sie unbedingt eine richtige Schauspielerin werden will und so bewirbt sie sich bei einer renommierten Schauspielakademie und besteht auch tatsächlich die Aufnahmeprüfung. Bald darauf wird ein bekannter Regisseur auf sie aufmerksam, der so von ihrer Ausstrahlung fasziniert ist, dass er ihr sogar die Hauptrolle in seinem nächsten Film gibt. Aus Greta Gustafsson wird Greta Garbo und eine sagenhafte, große Filmkarriere nimmt ihren Lauf, die Greta schließlich sogar nach Hollywood bringt. Doch kann das, was Greta sich am meisten gewünscht hat, sie auch wirklich glücklich machen?

Mir hat diese Romanbiografie über Greta Garbo wahnsinnig gut gefallen. Ich kannte natürlich den Namen Garbo und ich wusste auch schon, dass sie früh ihre Filmkarriere beendet hat und dann Jahrzehnte völlig zurückgezogen gelebt hat und dass sie nach dem Ende ihrer Karriere nie fotografiert werden wollte. Doch mehr wusste ich nicht und deshalb fand ich es sehr interessant, mehr über ihre Karriere und ihr Leben zu erfahren. Es war faszinierend, zu lesen, wie sie vom extrem schüchternen , ängstlichen jungen Mädchen, zur selbstbewussten Schauspielerin wurde, die ganz schön hart für ihre Rechte kämpfen konnte. Gerade diese Gegensätze fand ich sehr spannend, einerseits mutig und stark, aber dann auch wieder eine schüchterne, von Selbstzweifeln geplagte Frau, die sich viel zu viel vorschreiben lässt und Dinge tut, die sie eigentlich gar nicht wirklich tun will.

Mich hat dieses Buch so fasziniert, dass ich schon während der Lektüre weiter recherchiert habe, mir Bilder angeschaut habe, mehr Infos über Greta Garbos Filme und ihre Familie gesucht habe. Und ich bin jetzt richtig neugierig auf die anderen Bände dieser Ikonen-Reihe geworden und werde auf jeden Fall auch die noch lesen.

Von mir gibt es auf jeden Fall eine Leseempfehlung!

Bewertung vom 30.06.2023
Die Zeitreisende
Lemper, Ute

Die Zeitreisende


sehr gut

Der Name Ute Lemper war mir schon bekannt, ich wusste allerdings nicht mehr, als, dass sie Sängerin ist. In den 80er Jahren habe ich einige Male von ihr gehört und gelesen und ich habe danach ihre weitere Karriere , ehrlich gesagt, nicht verfolgt. Umso interessanter fand ich es jetzt, ihre Biografie zu lesen und dadurch erstmals zu erfahren, wie berühmt sie inzwischen ist und wie viele große Erfolge sie, vor allem wohl im Ausland, als Sängerin, Tänzerin, Musicaldarstellerin und Schauspielerin hatte und immer noch hat. Am 4. Juli 2023 wird sie 60 Jahre und zu diesem Anlass brachte sie diese Biografie heraus. Ihre erste ist es allerdings nicht, denn sie hat 1994 schon mal eine Biografie geschrieben, mit dem Titel "Unzensiert" und in "Die Zeitreisende" gibt es ungefähr in der ersten Hälfte des Buches immer wieder Ausschnitte aus dem Buch von damals und sie verrät dann, wie sie heute darüber denkt und ob bestimmte Vorstelllungen und Träume, die sie als junge Frau hatte, wirklich so eingetroffen sind. Diesen Teil fand ich ganz interessant, vor allem, weil ich "Unzensiert" nicht gelesen habe und so aber doch einen kleinen Blick auf ihre Gefühle und Ansichten von damals bekommen habe.

Der zweite Teil handelt dann von ihrer späteren Karriere, von ihren beiden Ehemännern und einigen Liebhabern. Manchmal waren mir ihre Aussagen etwas zu übertrieben, z.B. wenn sie bei jedem Mann immer wieder betont, was sie doch sofort für eine tolle Chemie hatten oder was für tolle Freunde sie hat, das war mir persönlich manchmal fast etwas zu dick aufgetragen. Aber ich glaube ihr, dass sie selbst es immer in den jeweiligen Situationen so empfunden hat, sie ist wohl eine Frau, die sich immer sehr schnell für etwas begeistern kann. Wenn dann etwas doch schiefgeht, leidet sie wohl auch extrem, also sie ist wahrscheinlich einfach ein Mensch mit starken Gefühlen und oft vielleicht auch starken Gefühlsausbrüchen. Sie erzählt auch sehr ausschweifend über ihre Auftritte . Warum sie bestimmte Stücke spielte und wie. Diesen Teil hätte ich mir manchmal weniger detailreich gewünscht und dafür gerne noch etwas mehr von der privaten Ute Lemper , also vielleicht noch etwas mehr über ihre Kindheit, die sie nur kurz erwähnt hat.

Sie hat sehr liebevoll von ihren Kindern erzählt, ich glaube, die sind ihr wirklich , neben der Karriere, am allerwichtigsten. Diesen Teil über ihr Leben mit Mann und Kindern, fand ich am besten. Aber auch der Rest war sehr interessant und ich bin froh, dass ich diese Biografie gelesen habe und so doch noch erfahren habe, dass Ute Lemper viel mehr ist, als nur eine Sängerin aus den 80ern, dass ihre Karriere eigentlich erst danach so richtig anfing und sie inzwischen sehr erfolgreich ist.

Bewertung vom 30.06.2023
Idol in Flammen
Usami, Rin

Idol in Flammen


gut

In "Idol in Flammen " erzählt die junge Autorin Rin Usami über die Jugendliche Akari, die für das Mitglied einer J-Pop Band schwärmt. Allerdings ist das kein normales Schwärmen mehr, sondern sie ist geradezu besessen von ihm, richtet ihr gesamtes Leben nach ihm aus, hat keinerlei andere Interessen. Sie geht nur stundenweise jobben, um Geld für Fan-Artikel zu haben, schreibt außerdem einen Blog, in dem sie alles mit anderen Fans teilt, was sie über Masaki, so heißt "ihr" Star, in Erfahrung bringen kann.

Eines Tages macht eine Neuigkeit über Masaki die Runde, die seine Fans völlig schockt. Er soll einen weiblichen Fan angegriffen haben. Diese Nachricht verbreitet sich über die sozialen Medien wie ein Lauffeuer, die aufgebrachte Meute stürzt sich regelrecht auf Masaki. Doch je mehr Menschen sich gegen Masaki stellen und je böser die Kommentare auf seiner Seite werden, umso verbissener und fanatischer kämpft Akari für ihr Idol, sie ist überzeugt von seiner Unschuld und sie würde sogar gegen den Rest der Welt zu ihm halten. Gleichzeitig muss sie sich allerdings mir ihrer eigenen Familie auseinandersetzen, denn ihre Eltern und auch ihre Schwester, verstehen nicht, dass sie an nichts anderem Interesse hat. Ihre Eltern möchten, dass sie an ihre Zukunft denkt, dass sie sich endlich einen richtigen Job sucht, eine Ausbildung macht und einfach ihr Leben in den Griff bekommt. Akari fühlt sich unverstanden , wendet sich immer mehr von ihrer Familie ab. Doch dann passiert etwas, das sie erkennen lässt, dass Masaki tatsächlich nur ein ganz normaler Mensch ist, mit Fehlern und Schwächen und diese Erkenntnis trifft sie sogar stärker als die Nachricht, er hätte einen weiblichen Fan geschlagen.

Leider muss ich sagen, mich hat "Idol in Flammen" nicht so gepackt, wie ich es gehofft hatte. Es passiert eigentlich nicht viel, die wenigen Stellen, die ich interessant fand, wie zum Beispiel die Gespräche mit ihren Eltern über ihre Zukunft, die waren immer sehr schnell vorbei und kamen auch ziemlich emotionslos rüber. Überhaupt blieb für mich alles doch sehr oberflächlich, es ging ja hauptsächlich um Akaris Gedanken. Manchmal ein Gespräch mit ihrer einzigen Freundin, deren Leben sich allerdings auch um einen Star drehte. Irgendwie wirkten sämtliche Personen aus Akaris Umfeld in dieser Geschichte recht gleichgültig, sogar die Eltern und die Schwester. Da die Autorin mit diesem Buch aufzeigen wollte, wie den jungen und völlig fanatischen Fans, von der J-Pop Industrie skrupellos das Geld aus der Tasche gezogen wird, ist es natürlich klar, dass es dann auch hauptsächlich zeigen sollte, wie vernarrt die Fans in ihre Idole sind und dass sie dadurch ein normales Leben fast komplett aufgeben, aber mir persönlich war das zu wenig, mich langweilte es nach einiger Zeit und ich hätte es interessanter gefunden, wenn der Konflikt mit den Eltern ein bisschen mehr Raum bekommen hätte. Das Ende war dann meiner Meinung nach zu abrupt und irgendwie nichtssagend, so als wäre das Buch noch gar nicht zu Ende geschrieben. Alles in Allem fand ich das Buch okay, man kann es, da es ja auch nicht sehr dick ist, ganz gut mal zwischendurch lesen, aber ein Highlight war es für mich nicht.

Bewertung vom 30.06.2023
Die Verborgenen
Geschke, Linus

Die Verborgenen


ausgezeichnet

Sven und Franziska Hoffmann leben mit ihrer 17-jährigen Tochter Tabea in einem schönen Haus an der Küste und sie wirken wie eine ganz normale , glückliche Familie. Dann passieren immer öfter mysteriöse Dinge in ihrem Zuhause, Essen fehlt, Schränke, die vorher geschlossen waren, sind plötzlich offen, Fußspuren im Keller, obwohl keiner von ihnen dort gewesen sein will. Die Familienmitglieder verdächtigen sich gegenseitig und es zeigt sich nach und nach, dass diese scheinbar so glückliche Familie, gar nicht so glücklich ist und dass jedes Familienmitglied so seine Geheimnisse hat. Was keiner von ihnen weiß, es lebt ein Eindringling in ihrem Haus, der für all die unheimlichen Ereignisse verantwortlich ist, die für so viel Zwietracht innerhalb der Familie sorgen.

Während im Leben der Familie so langsam die schöne Fassade bröckelt, wird auch noch der Mörder eines jungen Mädchens aus Tabeas Schule gesucht. Sven, der als Journalist arbeitet, berichtet über diesen Fall. Sowohl er, als auch seine Tochter haben aber auch in diesem Fall etwas zu verbergen Doch ihr unbekannter Mitbewohner kennt alle ihre Geheimnisse und er hat nur ein Ziel - er will die Familie zerstören!

Linus Geschke hat mit "Die Verborgenen" ein wahnsinnig spannendes Buch geschrieben , ich fand es fesselnd von Anfang bis Ende, obwohl ich zugeben muss, dass ich mit dem Schluss nicht ganz zufrieden war, das war zum Rest des Buches ziemlich unspektakulär. Trotzdem bin ich begeistert und ich fand es ganz besonders spannend, dass immer abwechselnd aus Sicht der beteiligten Personen erzählt wurde. So erfährt man , was Franziska, Sven, Tabea und auch der Eindringling denken und wie jeder von ihnen die Vorkommnisse sieht. Das hat die Geschichte erst richtig lebendig gemacht und trotzdem blieben immer noch genug Rätsel übrig, so dass man lange nicht wusste, warum die Familie eigentlich von dem "Phrogger" ( davon hatte ich übrigens vorher auch noch nie gehört, ich wusste nicht, dass man solche Leute, die heimlich in das Zuhause von fremden Menschen eindringen und dort unerkannt mit ihnen leben, so nennt) ausgesucht wurde und für was sich dieser an der Familie rächen will.

Das war mein erstes Buch von diesem Autor, aber garantiert nicht mein letztes. Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung!

Bewertung vom 11.04.2023
Mit den Augen des Opfers / Max Bischoff - Mörderfinder Bd.3
Strobel, Arno

Mit den Augen des Opfers / Max Bischoff - Mörderfinder Bd.3


ausgezeichnet

Der ehemalige Polizist Max Bischoff, der inzwischen als Privatermittler arbeitet, wundert sich sehr, als seine frühere Chefin, die Polizeirätin Eslem Keskin, ihn um Hilfe bittet. Gerade mit ihrem Anruf hätte er nicht gerechnet, denn die Leiterin des KK11 ist eigentlich gar nicht gut auf ihn zu sprechen und machte ihm in der Verganghenheit das Leben schwer, so gut sie konnte.
Aus diesem Grund hat Bischoff nun auch keine große Lust, ihr zu helfen, doch als sie ihm erzählt, um was es geht, ist seine Neugier geweckt und er fährt, wie gewünscht, in den kleinen Weinort Klotten, in dem sich Keskin gerade anlässlich der Beerdigung ihrer Freundin aufhält.
Und genau um diese verstorbene Freundin geht es auch. Die hat nämlich ein Tagebuch hinterlassen, in dem sie rätselhafte Andeutungen über eine alte Schuld macht und bei dieser Schuld geht es nicht nur um sie selbst, sondern sie erwähnt noch andere Personen. Doch leider alles nur sehr vage und so, als wäre sie vor ihrem Tod nicht mehr zum kompletten Geständnis gekommen. Offenbar hat diese alte Schuld aber irgendeinen Zusammenhang mit dem Verschwinden eines jungen Mannes aus ihrer ehemaligen Clique. Der war vor über 20 Jahren von heute auf morgen einfach weg. Eine Leiche wurde nie gefunden , aber er ist seitdem nie wieder aufgetaucht.
Bischoffs Interesse ist geweckt und so beginnt er mit den Befragungen der Dorfbewohner. Er merkt allerdings ziemlich schnell, dass die alle ziemlich verschlossen sind und keiner so recht über den alten Vermisstenfall sprechen möchte. Und er hat das Gefühl dass es in dem kleinen beschaulichen Dorf so einige Geheimnisse gibt von denen die Bewohner nicht wollen, dass sie ans Licht kommen.
Und dann passiert ein Mord und Bischoff wird klar, dass diese alten Geheimnisse, über die keiner reden will, wohl brisanter sind, als gedacht und dass jemand bereit ist, sogar dafür zu töten.
Und so versucht er, den alten und damit auch den neuen Fall zu lösen, was ihm allerdings nicht leicht gemacht wird, denn die Polizei und vor allem ein bestimmter Beamter, finden es überhaupt nicht gut, dass sich Bischoff einmischt, der ja nicht mal mehr Polizist ist.
Es gibt aber auch Personen , die ihn bei der Suche nach dem Täter unterstützen und da gefiel mir besonders der Psychologe Marvin Wagner gut.

Den Schreibstil von Arno Strobel finde ich sehr fesselnd und angenehm zu lesen. Auch, dass man immer wieder kurze Einblicke in den Kopf des Täters bekam, fand ich sehr spannend.
Mir hat dieses Buch ausgesprochen gut gefallen und obwohl ich die beiden Vorgänger leider (noch) nicht gelesen habe, kam ich gut in die Geschichte rein. Es wird zwar zwischendurch immer wieder ein Vorfall aus der Vergangenheit von Bischoff erwähnt und besser wäre es wohl schon gewesen, wenn ich die Bände in der richtigen Reihenfolge gelesen hätte, aber es ist auch nicht so, dass man das Buch nicht auch einzeln lesen kann.

Ich habe mich gut unterhalten gefühlt und deshalb gibt es von mir eine klare Leseempfehlung!

Bewertung vom 05.03.2023
Dschomba
Peschka, Karin

Dschomba


sehr gut

Die Geschichte beginnt an einem nasskalten Novembertag, im Jahr 1954, als ein halbnackter Mann auf dem Friedhof des kleinen österreichischen Ortes Eferding tanzt.
Die Dorfbewohner beäugen diesen seltsamen Unbekannten aus sicherer Entfernung, sind sich sicher, das muss ein Verrückter sein. Keiner traut sich, sich ihm zu nähern, also wird der Dechant des Ortes zu Hilfe geholt, denn der ist, nach Meinung der Schaulustigen, ja schließlich für den Friedhof zuständig.
Der Dechant hat keine Angst, er spricht mit dem Fremden, der, wie sich herausstellt, ein Serbe namens Dragan Džomba ist. Die beiden Männer reden kurz miteinander und schließlich nimmt der Dechant den Unbekannten mit ins Pfarrhaus, wo er ihm Verpflegung und ein kleines Zimmer zum Übernachten anbietet. Dschomba nimmt die Einladung an und wohnt dann eine ganze Weile im Haus des Dechants.

Den Dorfbewohnern und ganz besonders einem von ihnen, ist es allerdings ein Dorn im Auge, dass ein Fremder, der auch noch so anders ist als sie selbst, im Pfarrhaus wohnt. Irgendwann muss Dschomba aus dem Pfarrhaus ausziehen und findet ein ungewöhnliches neues Zuhause direkt auf dem Friedhof, auf dem er sowieso den Großteil seiner Zeit verbringt. Hier , wo früher ein großes Kriegsgefangenenlager war, liegen viele Serben begraben und was er dort sucht, sind Spuren seiner eigenen Vergangenheit. Zwischendurch wird er wird immer wieder geplagt von schlimmen Erinnerungen. Diese Erinnerungen teilt er nur mit wenigen Personen und nur die wissen von dem tiefen Schmerz, den er mit sich herumschleppt.

Dschomba bleibt in dem Ort und auch nach vielen Jahren ist er dort für viele Einheimische noch der fremde Serbe, dem man besser aus dem Weg geht, weil er etwas verrückt ist. Doch er findet auch ein paar wenige Menschen, die zu Freunden werden und ihn akzeptieren wie er ist.

"Dschomba" war mein erstes Buch von Karin Peschka und ich fand es , ehrlich gesagt, nicht leicht zu lesen, denn der Schreibstil ist schon sehr ungewöhnlich. Kurze abgehackte Sätze, oftmals sogar unvollendet. Anfangs war das schon sehr gewöhnungsbedürftig für mich und es hat eine ganze Weile gedauert, bis ich mich an diesen Sprachstil gewöhnt hatte. Doch dann fand ich doch noch rein in diese ungewöhnliche Geschichte um den "verrückten Serben", der nach außen hart wirkt, aber im Innern einen großen Schmerz mit sich herumträgt. So hat mir dieses ungewöhnliche Buch nach holprigem Start doch noch sehr gut gefallen.

Bewertung vom 26.02.2023
Ohne mich
Schüttpelz, Esther

Ohne mich


gut

Im Roman "Ohne mich" von Esther Schüttpelz begleitet man eine Frau Mitte 20 durch das erste Jahr nach der Trennung von ihrem Ehemann.. Das junge Paar hat sehr spontan geheiratet und nun, nach kurzer Ehe, sind sie schon wieder getrennt. Von wem genau die Trennung ausging, wurde mir bis zum Schluss irgendwie nicht ganz klar.
Jedenfalls versucht diese junge Frau nun die Trennung, die ja doch auch sehr schmerzhaft ist, zu verarbeiten und ihr Leben wieder alleine zu meistern. Zunächst möchte sie mal ihr angefangenes Jurastudium beenden , was ihr aber nicht leicht fällt, denn sie merkt, so toll, wie sie dachte, ist der Job, den sie ausüben wollte, doch nicht.
Außerdem hat sie auch viel mehr Lust auf Partys, viel Alkohol und zwischendurch auch mal Sex mit dem Ex. So vergeht das Jahr und eigentlich passiert nicht so viel, die Protagonistin wirkt unzufrieden und ziemlich wankelmütig und unentschlossen, was ihre Zukunft angeht.

Ich hatte mir von diesem Buch wirklich viel versprochen, weil ich, gerade vom Diogenes Verlag schon viele sehr gute Bücher gelesen habe , der Klappentext las sich interessant und auch das Cover gefiel mir auf Anhieb, es ist irgendwie typisch für die Bücher vom Diogenes Verlag.
Aber so richtig warm wurde ich mit "Ohne mich" nicht, die Protagonistin fand ich eher anstrengend und nicht sympathisch und mir ist einfach zu wenig passiert, es ging irgendwie nicht so richtig vorwärts. Der Schreibstil selbst gefiel mir aber ganz gut, auch, dass von ihrem Ex immer nur als "der Ehemann" erzählt wurde, fand ich passend. Erst ganz am Ende hat er dann doch noch einen Namen bekommen. Schlecht war das Buch nicht,, aber mehr als durchschnittlich auch nicht, deshalb von mir 3 Sterne.