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Gartenfee
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Meerbusch

Bewertungen

Insgesamt 141 Bewertungen
Bewertung vom 03.02.2020
Eine kurze Geschichte vom Fallen
Hammond, Joe

Eine kurze Geschichte vom Fallen


sehr gut

Geht unter die Haut
Ein schlichtes Cover, eine Inhaltsangabe, die es in sich hatte und ein Roman der unter die Haut geht.
Joe Hammond beschreibt sehr eindrucksvoll, manchmal mit Galgenhumor seine Geschichte der Motoneuron-Krankheit – einer Erkrankung des motorischen Nervensystems, die bis zum Tod führt. Er schildert seine Odyssee der Arztbesuche bis hin zur Diagnose, einer Diagnose, die sein Leben und das Leben seiner Familie von Grund auf verändert. Er nimmt uns als Leser mit auf einen Teil seiner letzten Reise und beschreibt sein Leben im Hier und Jetzt, lässt auch viel Vergangenes einfließen. Er setzt sich mit seiner Krankheit auseinander, einer Krankheit, von der er nicht weiß, wann und wie schnell sie ihn in die Vergänglichkeit führen wird. Man spürt beim Lesen eine tiefe Traurigkeit, doch Joe Hammond setzt sich sehr offen mit seiner Krankheit auseinander, schonungslos offen. Man spürt zwischen den Zeilen auch die Liebe zu seiner Frau, seinen beiden Söhnen, den diese Krankheit den Mann und den Vater nehmen wird….und doch ist der Roman eine Hommage an das Leben.
Wenngleich es manchmal nicht ganz einfach war, den Gedankensprüngen zu folgen erinnert mich der Roman daran, wie dankbar ich doch sein kann, dass es mir gut geht.
Eine Leseempfehlung für einen außergewöhnlichen Roman.

Bewertung vom 02.02.2020
Die Galerie am Potsdamer Platz / Die Galeristinnen-Saga Bd.1
Cedrino, Alexandra

Die Galerie am Potsdamer Platz / Die Galeristinnen-Saga Bd.1


sehr gut

Debütroman mit viel Potential

„Die Galerie am Potsdamer Platz“ ist das Debüt der Autorin Alexandra Cedrino, die aus der Kunsthändlerfamilie Gurlitt stammt.
Oktober 1930 in Berlin, nach dem Tod ihrer Mutter Anna reist die Kunststudentin Alice Waldmann von Wien nach Berlin um ihre bisher unbekannten Familienangehörigen kennenzulernen. Während ihre Großmutter sich ihr gegenüber sehr ablehnend verhält, sind die anderen Familienmitglieder, ihr Onkel Ludwig, seine Frau Rosa und ihr Onkel Johann ihr gegenüber offen, nehmen sie in ihrer Mitte auf , bieten ihr ein Dach über dem Kopf und planen die Wiedereröffnung der Familiengalerie am Potsdamer Platz. Alice ist von der Kunstszene fasziniert, entwickelt eine anfänglich eine große Leidenschaft für das Fotografieren und verliebt sich in Johanns Assistenten, den Deutsch-Iren John Stevens. Sie genießt das Leben, aber die Zeiten sind schwierig und der Nationalsozialismus nimmt mehr Einfluss auf ihr Leben, als ihr lieb ist.
Der Schreibstil ist flüssig und leicht lesbar, sehr authentisch beschrieben die Kunstszene in Berlin und sehr lebendig geschildert ist auch der Zeitgeist der damaligen Zeit, der den Leser einzufangen vermag. Die Charaktere sind leider ein wenig blass und farblos, wirken auf mich nicht sehr authentisch, doch für einen Debütroman sehe ich noch viel Potential nach oben. Durch den Bezug zur Kunsthändlerszene ist die historische Recherche sehr gut gelungen und wiegt das Manko der Charaktere in jedem Fall auf.
Mir hat den Roman für ein sogenanntes „Erstlingswerk“ gut gefallen und auch die Beschreibung der Zeit des Nationalsozialismus der während der frühen 30iger Jahre immer mehr an Bedeutung gewann ist gut eingefangen, für die weitere Fortsetzung wünsche ich mir bei den Charaktere ein wenig mehr Esprit und Empathie.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 05.01.2020
Die englische Gärtnerin - Blaue Astern / Die Gärtnerin von Kew Gardens Bd.1
Sahler, Martina

Die englische Gärtnerin - Blaue Astern / Die Gärtnerin von Kew Gardens Bd.1


sehr gut

Spannender Auftakt zur Trilogie
Charlotte Windley, die Protagonistin des Romans, hat Botanik studiert und arbeitet in Kew Gardens. Ihr Großvater hat in ihr die Liebe zu Pflanzen und Blumen geweckt und Charlotte geht einen ungewöhnlichen Weg für eine Frau in den 1920igern, als die Botanik studiert und dann noch als Beste abschließt. Doch ihr Weg gestaltet sich anders als geplant, anstatt auf Forschungsreisen zu gehen, um neue Pflanzen zu entdecken, heiratet sie nach einem einschneidenden familiären Unfall den wohlhabenden Deutschen Victor Bromberg und sorgt damit für den Unterhalt der Familie. Victor vergöttert seine Frau und schenkt ihr schon zur Verlobung Summerlight House…
Die Erwartungen, die ich an den Roman hatte, wurden sehr positiv übertroffen, anstatt seichter Unterhaltung ein spannender Roman über das Leben in England zu Beginn der 20iger Jahre, eine Frau, die Träume hat und diese Träume trotz schwieriger familiärer Verpflichtungen nicht aufgibt, mit Charlotte ist Martina Sahler eine starke, wenngleich auch nicht immer einfache Protagonistin gelungen, die Ihren Beruf liebt, darin aufgeht, auch wenn die gesellschaftlichen Normen andere sind.
Der Schreibstil ist leicht und flüssig, manchmal tiefgründig aber nicht seicht und Charlottes Weg ist nicht nur gradlinig, denn das Schicksal legt ihr doch einige Steine in den Weg. Manche ihrer Entscheidungen waren für mich nicht so unbedingt nachvollziehbar, ich lebe jedoch nicht zur damaligen Zeit mit den gesellschaftlichen Normen dieser Zeit, aber Charlotte ist eine Frau mit Ecken und Kanten, eine Frau, die weiß, was sie will und die ihren Weg geht, auch wenn dieser nicht eben so gradlinig verläuft, bei wem läuft der Lebensweg denn einfach so gradlinig? Auch die anderen Charaktere sind gut ausgearbeitet, haben ebenso wie Charlotte Ecken und Kanten und wirken auf mich dadurch authentisch und glaubhaft.
Ich empfinde diesen Auftakt zu einer Trilogie als spannenden und gelungenen Einstieg und freue mich schon auf die Fortsetzung.

Bewertung vom 25.12.2019
Die Zeit der vergessenen Kinder
Kliemann, Charlotte

Die Zeit der vergessenen Kinder


gut

Leben, Schicksal und Vergangenheit
Der Debütroman von Charlotte Kliemann ist ein streckenweise beeindruckender Debütroman, der allerdings in meinen Augen nicht unbedingt leicht zu lesen ist und teilweise ein wenig sehr langatmig und nicht nachvollziehbar.
Es ist die Geschichte von Rubina, dem Roma-Mädchen, was sich zu Zeiten des zweiten Weltkrieges mit ihrer Familie im Wald versteckt, unmenschliche Zeiten, geprägt von Verfolgung, Hunger, Kälte und Tod. Sie findet Zuflucht bei Angelika, aber das Trauma ihrer Kindheit sitzt sehr tief und lässt sie nicht los.
In der Gegenwart erhält Martin bei einer Haushaltsauflösung ein Laptop mit einer Lebensgeschichte, der Lebensgeschichte von Claudia, die Martin fesselt und nicht loslässt. Er beginnt, starke Gefühle für die ihm unbekannte frau zu entwickeln und lernt sie dann zwei Jahre später kennen, beide versuchen eine Beziehung zueinander aufzubauen, doch ihre Vergangenheit holt sie immer wieder ein.
Die Idee zu diesem Roman hat mir sehr gut gefallen, ein tiefgründiges Buch mit einer sehr bewegenden Geschichte, dass man erst einmal wirken lassen muss, trotzdem bin ich weder mit den Protagonisten, noch mit der beschriebenen Handlung so wirklich warm geworden. Es war mir auch nicht möglich, mich in die Personen hineinzuversetzen, sie ansatzweise zu verstehen und ihre Handlungen nachzuvollziehen. Der Schreibstil ist an einigen Stellen durchaus spannend und auch teilweise poetisch, doch durch Passagen, die auf mich als Leser sehr verworren und nicht nachvollziehbar wirkten, habe ich mich sehr schwer getan, den Roman durchgängig in einem Stück zu lesen.
Für mein Empfinden haben sich die Handlungsstränge von Gegenwart und Vergangenheit nicht zusammengefügt mir persönlich sind auch zu viele Fragen offengeblieben.

Bewertung vom 01.12.2019
Malu - Stimmen des Lebens
Regine Sonnleitner

Malu - Stimmen des Lebens


ausgezeichnet

Wunderbare Geschichten zum Innehalten, für eine Auszeit von unserem stressigen Leben
Ein Sonnenaufgang, der eine Wildblumenwiese in warmes, wärmendes Sonnenlicht taucht, eine Momentaufnahme, die Ruhe, Licht, Natur und das Leben in sich vereinigt, ein Bild, das schon beim Betrachten positive Assoziationen auslöst. Man kann sich förmlich in das Bild hineinfühlen und sich vorstellen, dort in der Ruhe und Stille den Morgen zu begrüßen.
In dem kleinen Büchlein warten fast für jeden Tag wundervolle, leicht lesbare Kurzgeschichten darauf, den Leser positiv zu stimmen, Hoffnung zu machen und Mut zu stärken. Die Geschichten haben Tiefgang und jede für sich beinhaltet eine Botschaft, mal innezuhalten, achtsam durch die Welt zu gehen, zu schauen, zu spüren und der Stille, die uns Menschen vielfach abhandengekommen ist, wieder mehr Raum zu geben, sich wieder mehr auf das Wesentliche zu konzentrieren und draußen in der Natur Kraft zu tanken, für all die Herausforderungen, denen wir alle uns täglich zu stellen haben. Einige Geschichten sprechen das an, was viele Menschen verloren haben, das Reisen um die Welt, ohne jedoch das Naheliegende zu sehen, die Natur in unserem eigenen Land, sogar die Natur um uns herum und auch den Raubbau, den wir Menschen der Natur tagtäglich antun. Diese Geschichten rütteln sanft, aber dennoch nachdrücklich auf.
Wir Menschen brauchen die Natur, aber die Natur braucht den Menschen nicht …
Ein paar Geschichten rühren direkt unser Herz, vielleicht machen sie im ersten Moment ein wenig traurig, bringen uns zum Schmunzeln, lassen uns innehalten und bringen uns zum Nachdenken, verkörpert werden die Geschichten durch Tiere, jedes auf seine Art sehr passend zu der jeweiligen Geschichten und mit Namen, die mehr bedeuten.
Wunderbar sind auch die Illustrationen der einzelner Tiere und die Geschichten sind so voller Magie und auch so wahr, wer zwischen den Zeilen liest und wer offen ist für die Geschichten mit Tiefgang, wer innehalten möchte, wer Kraft und Mut tanken möchte, wer eine Auszeit braucht vom Stress des Tages, dem möchte ich diese Kurzgeschichten empfehlen.
„Glückliche Momente vergehen nie, wenn man sie im Herzen behält“

Bewertung vom 01.12.2019
Alles, was wir sind
Prescott, Lara

Alles, was wir sind


ausgezeichnet

Debütroman - Leseempfehlung
Die Autorin Lara Prescott hat einen wunderbaren Roman geschrieben, indem sie Fiktion und Wahrheit zu dem Roman von Boris Pasternak „ Dr. Shiwago“ verwoben hat.
In Moskau wird 1949 die heimliche Geliebte des Autors Boris Pasternak verhaftet in Moskau und wandert für einige Jahre in ein Strafgefangenenlager… Zur gleichen Zeit wird in Washington Irina, Tochter russischer Einwanderer von der Geheimagentin Sally ausgebildet, denn die USA will den Roman von Boris Pasternak unbedingt aus der UDSSR in den Westen schmuggeln…
Flüssig und leicht lesbar geschrieben, mit einem Stil, der den Leser von Beginn an mitzieht, mitnimmt in zwei völlig unterschiedliche Welten, dem Osten und dem Westen. Die Charaktere wirken authentisch, haben ihre Eigenheiten, die sie auszeichnen und die sie leben. Hervorragend beschrieben auch die damalige Gesellschaft in Ost und West, detailgetreu auch die großen Städte der Welt zur damaligen Zeit. Man spürt bei Lesen eine gute Recherche der Zeit des „Kalten Krieges“ und man taucht als Leser ein in dieses Zeitgeschehen.
Es ist aber auch ein Roman über die großen Gefühle, die starken Emotionen, in die man beim Lesen eintaucht und auch die großen Niederlagen erlebt und durchlebt man als Leser hautnah und gerade das macht diesen Roman so wunderbar, Lieben und Leiden vor dem Hintergrund des Zeitgeschehens.
Mir persönlich hat der Roman gut gefallen, es war ein Lesegenuss der besonderen Art…ein herausragender Debütroman.

Bewertung vom 17.11.2019
Das weiße Gold der Hanse
Laurin, Ruben

Das weiße Gold der Hanse


gut

„Das weiße Gold der Hanse“, unter diesem Titel hatte ich mir einen historischen Roman vorgestellt, der sich in der Hauptsache um die Geschichte der Hanse und um das wohl damals wichtigste Handelsgut dreht. Die Hanse, die in der Zeit des Mittelalters unter anderem mit dem Salz als Handelsgut ihre Blüte erreichte. Die bedeutendsten Städte, die ihren Wohlstand dem Salz verdankten, waren Lüneburg und Lübeck, doch leider ist der Titel sehr irreführend, denn es geht nicht unbedingt um die Geschichte der Hanse, sondern um den Ratsherren Bertram Morneweg, eine historische belegte Figur eines Lübecker Ratsherrn und Kaufmanns, der zur Zeit der Hanse lebte und sein Vermögen durch den Handel machte.
Diese Geschichte, basierend auf einigen historischen Fakten erzählt der Autor in zwei Handlungssträngen, der eine spielt in der Vergangenheit mit dem Protagonisten Moses, der andere in der historischen Gegenwart des Jahres 1232 mit dem Protagonisten Bertram Morneweg, beide Handlungsstränge sind miteinander verwoben und schließen sich zum Ende des Romans zu einem Kreis.
Ruben Laurin schreibt flüssig, leicht lesbar und versteht es, den Leser zu fesseln und der Geschichte Spannung zu geben, die leider in einigen Kapiteln ein wenig abflacht und dadurch ein wenig zäh und hemmend auf die Geschichte wirkt. Die Charaktere wirken lebendig und er beschreibt sie bildhaft, was den Leser durchaus für die eine oder andere Figur vereinnahmt. Manche Figurten wirken in meinen Augen allerdings ein wenig zu gut für diese Welt, aber das ist meine ureigene Meinung.
Leider konnte mich der dritte Teil mit dem etwas für meine Empfindungen abrupten Ende nicht überzeugen, bei mir als Leser blieb das Gefühl, das das doch nicht alles gewesen sein kann, mir fehlten hie und da Erklärungen, die der Geschichte den letzten Schliff gegeben hätten, wenngleich beide Handlungsstränge zusammengeführt wurden, dass im Großen und Ganzen die offenen Fragen beantwortet wurden.
Zusammenfassend konnte mich der Roman allerdings nicht komplett überzeugen.

Bewertung vom 27.10.2019
Der Lehrmeister / Die Geschichte des Johann Georg Faustus Bd.2
Pötzsch, Oliver

Der Lehrmeister / Die Geschichte des Johann Georg Faustus Bd.2


ausgezeichnet

Lesenswerte und empfehlenswerte Fortsetzung
Der zweite Band der Faustus-Trilogie, „Der Lehrmeister“ ist genauso spannend geschrieben wie „Der Spielmann“. Nachdem Johann Georg Faustus aus Nürnberg fliehen musste, zieht er nun als Astrologe und Heiler durch die Lande, begleitet von Karl Wagner und seiner Ziehtochter Greta.Auch sein früherer Lehrmeister Tonio del Moravia, den er vor vielen Jahren verlassen hat, ist noch immer hinter ihm her, aber er ist nicht der Einzige, der ihn gern in seine Gewalt bringen möchte. Da das Gerücht umgeht, Faust habe den „Stein der Weisen“ gefunden und wisse, wie man als Alchimist Gold herstellt, ist dem geld- und goldgierigen Papst Leo X daran gelegen, dieses Geheimnis zu erfahren. Und auch im Deutschen Reich tut sich politisch sehr viel , denn nach dem Tod Kaiser Maximilians ringen verschiedene Herrscher um die Krone des Deutschen Reiches; während Maximilians Enkel Karl durch die Hilfe der Fugger das nötige Geld für die Königswahl aufzubringen versucht, möchte auch der französische König Franz I Geld und hofft , durch das angebliche Alchimistenwissen von Faustus zu Gold und damit zu mehr Macht zu kommen…
Oliver Pötzsch schreibt flüssig und leicht lesbar und beschreibt detailliert und sehr bildhaft. Die Handlung ist überwiegend fesselnd, wenngleich es in einigen Kapiteln auch ein paar Längen gab. Die Charaktere wirken authentisch und die Geschichte, eingebettet in historische Ereignisse, fesselt und hat mich als begeisterte Leserin von historischen Romanen mitgenommen auf eine wunderbare Zeitreise, die mich nicht enttäuscht hat. Der Autor hat mit den ersten beiden Büchern der Trilogie zwei Romane geschrieben, die historisch basiert eine Klasse für sich sind.
In Nachwort geht der Autor auch auf das selten aufgeführte Theaterstück Faust II ein und beschreibt in dem „Reiseführer auf Fausts Spuren“ die Reise von Deutschland bis hin nach Rom und das auf eine Art und Weise, dass man als Leser am liebsten sofort die Koffer packen würde. Mit dem „Abschluss Faust für Besserwisser“ ist ihm toller Abschluss gelungen.
Mit hat der Roman sehr gut gefallen und bekommt eine Leseempfehlung und ich freue mich schon auf den letzten Band der Trilogie.

Bewertung vom 20.10.2019
Der Kinderzug
Küpper, Michaela

Der Kinderzug


ausgezeichnet

Ein wenig bekanntes Thema – ein wichtiger Roman
„Der Kinderzug“ von Michaela Küpper beschreibt die Kinderlandverschickung, von der ich vor einigen Jahren durch einen kurzen Bericht meiner mittlerweile verstorbenen Mutter erfahren habe. Seitdem versuche ich zu recherchieren, denn die Thematik beschäftigt mich. Leider gibt es dazu sehr wenig Literatur.
Die Autorin schildert die Erlebnisse sowohl der Kinder als auch ihrer jungen Lehrerin Barbara, die einzeln in Tagebucheinträgen zu Wort kommen in der Zeit von 1943 bis kurz nach Kriegsende. Die Kinderlandverschickung wurde zuerst in den großen deutschen Städten, dann nach und nach ins Ruhrgebiet ausgedehnt. Geprägt war diese Kinderlandverschickung vom nationalsozialistischen Gedankengut, in vielen Lagern herrschte aber das Regiment der Hitlerjugend vor und das betraf außer der Schule alle Lebensbereiche. Das Leben war streng hierarchisch organisiert.
Die Schilderungen der Kinder wirkten auf mich sehr authentisch, nachvollziehbar und ehrlich, besonders die Schilderungen von Gisela und Edith. Insgesamt sind sie Beschreibungen erschütternd, gehen unter die Haut und sind sehr bildhaft beschrieben.
Wenn ich an die Millionen Kinder denke, in deren Ländern momentan Kriege toben, wird man als Leser sehr nachdenklich und auch, wenn man an die dunkelste Zeit er deutschen Geschichte, das Nazi-Regime denkt und weiß, dass die Kinder oftmals nicht freiwillig verschickt wurden, das in der Lagern viele Kinder Heimweh hatten und sicherlich auch Traumata entwickelt haben und leider auch lange nicht darüber reden konnten und bedauerlicherweise auch heute nicht mehr gefragt werden können.
Michael Küpper schreibt sensibel, dabei flüssig und aufwühlend und hat sich sehr gut in die einzelnen Charaktere hineinversetzt, beschreibt eindrucksvolle die Odyssee der Kinder, die in Usedom beginnt, dann in beklemmender Weise immer weiter und weiter führt.
Es war ein Roman, der mich sehr aufgewühlt hat, mich immer noch beschäftigt und es geschafft hat, mir ein paar Einblicke mehr zu geben, ein wichtiger Roman der absolut empfehlenswert ist.