Wer sich für Mode und für Haute Couture interessiert wird mit diesem Roman von Lena Johannson auf seine Kosten kommen. Die Autorin zeigt das Leben und die berufliche Entwicklung von Gabrielle Chanel auf, die später als Coco Chanel in der Modewelt weltberühmt und begehrt wird.
Positiv hervorzuheben ist, dass Johannsen wahrheitsgetreu mit Coco Chanels Biografie umgegangen ist. Sie beschreibt die ärmlichen Verhältnisse der Familie und Coco Chanels Versuche, den Geschwistern finanziell zu helfen und sie in die Modeproduktion mit einzubeziehen.
Wir werden auch mit der Tatsache konfrontiert, dass sie immer auf die Unterstützung von Gönnern angewiesen war und das Imperium am Anfang nur mit finanziellen Zuwendungen aufbauen konnte.
Ihr großer Ehrgeiz, sämtliche Zuwendungen zurückzuzahlen hat sie dann endlich unabhängig und so erfolgreich gemacht.
Das alles wird einprägsam und flüssig erzählt und ergänzt leichte Urlaubslektüren.
Der Roman endet mit Ende des ersten Weltkrieges, Cocos Leben aber wird weiter spannend bleiben.
Das Buch ist im Aufbau Verlag erschienen in der Reihe ‚Mutige Frauen zwischen Kunst und Liebe‘.
Dies ist ein Roman, der sich auf die große Hungersnot auf Grund der politischen Zustände in Irland 1849 zugetragen hat. Es ist ein Roman von Hunger, von Abhängigkeit, von Verlust und Elend und von Aberglauben. Die Iren verloren ihre Häuser, weil sie die Pacht nicht bezahlen konnten, hatten keine Kleidung und kein Essen und ernährten sich von Gräsern.
In dieser Situation bricht eine junge Frau nach Amerika auf, und was sie erlebt wird von Jaqueline O‘Mahony schnörkellos erzählt. Viele Begebenheiten erscheinen uns unwahrscheinlich. So kommt die junge Honora als blinde Passagierin auf ein Schiff und freundet sich mit einer jungen Frau an, die sie beide in die Prostituion zwingt. Honora wird von einem Siedler gerettet und in der Einsamkeit der Prärie findet sie ein Indianer, mit dem sie letztendlich in die Ferne reist.
Das ganze liest sich wie eine mühsam zusammengeschraubte Geschichte und man nimmt den Personen ihre Handlungsweisen nicht so recht ab.
Es gibt viele Romane über die irische Hungersnot, die berühren und ins Herz gehen, dieser hier ist es nicht.
J.Courtney Sullivan führt uns in ihrem neuen Roman wieder nach Maine und lässt uns mit unterschiedlichen Frauengestalten aus unterschiedlichen Epochen bekannt werden.
Geschichtliche Zusammenhänge wie Vertreibung der indigenen Bevölkerung und Besiedlung der europäischen Einwanderer werden geschickt in die Handlung eingebunden.
Von Anfang bis Ende werden die Verhalten der Protagonisten mit dem Problem des Alkoholismus verwoben. Gleichzeitig ist es der Entwicklungsroman von Jane, Tochter einer alkoholkranken Mutter, die sich der familiären Bindung von Mutter und Schwester entziehen will, aber auf Grund ihrer Sucht den geliebten Beruf und den Mann verliert.
Der Autorin gelingt es wieder meisterhaft, den vielen Frauen Glaubwürdigkeit zu verleihen, und auch wenn wir nicht alle Verhalten gutheißen können, haben sie doch unsere Sympathie und unser Verständnis.
Der Roman liest sich flüssig und spannend und am Ende ist man erleichtert, dass es Jane gelingt, ihr Leben neu zu gestalten.
Wie verläuft das Leben einer Frau, das von Kindheitserinnerungen, schlechtem Gewissen und Schuldeingeständnissen geprägt ist? Julia ist Ende fünfzig, hat einen verständnisvollen Mann und zwei ganz normale Kinder und fragt sich doch jeweils immer, ob das das Leben ist, das sie verdient hat. Von Zweifeln an sich selbst und an ihrer Familie geprägt verhält sie sich oft unerwartet brüsk und kann ihre wahren Gefühle der Liebe nicht den anderen vermitteln.
In Kindheit und Jugend hat sie sich von ihrer Mutter nie angenommen gefühlt und sie kann das Verhalten der Mutter auch nicht verzeihen. In Erinnerungen sind ihr nur die negativen Ereignisse, erst als sie ihre eigenen Gefühle ihren Kindern gegenüber realisiert, kann sie das Verhalten der Mutter annehmen und sich mit ihr versöhnen.
Eine unglückliche Liaison, die sie eingeht als ihr Sohn Ben gerade einige Jahre alt ist, wird sie ihr Leben lang verfolgen und sie auch immer wieder an der innigen Liebe ihres Mannes zweifeln lassen.
Claire Lombardo beschreibt das wieder einfühlsam und empathisch. Obwohl man vielleicht mit Julias Verhalten nicht einverstanden ist, hat man doch Mitgefühl und Verständnis für sie.
Leben ist nicht einfach.
Daniela Raimondi hat uns mit ihrem zweiten Roman‘Das erste Licht des Sommers‘ eine Fortsetzung der Lebensgeschichten der Bewohner von Stellata geschenkt. Atmosphärisch und emphatisch erzählt sie, wie die nächsten Generationen der Einwohner, die sich mit den fahrenden Völkern, den Zingari, verbunden haben, die Zeit nach dem ersten Weltkrieg erleben und sich ihren Lebensraum neu gestalten. Raimondi erzählt in zwei Erzählsträngen die Geschichte von Norma, die in Stellata ihre Sommer verbringt bei Neve, ihrer Großmutter, und eine tiefe Freundschaft zu Elia, dem Nachbarssohn, schließt. Parallel dazu begleitet sie als alte Frau das Sterben ihrer Mutter, von der sie sich nie angenommen fühlte und schließt ihren Frieden mit ihr.
Norma entzieht sich zunächst den italienischen Familienbanden und zieht nach London , trifft dort Elia wieder. Die Ehe zerbricht und Norma muss sich mühsam in ihr Lenen zurück arbeiten. Erst nach dem Tod der Mutter und der Rückkehr nach Stellata wird sie in hohem Alter Zufriedenheit und Glück zurück erhalten.
Raimondi erzählt literarisch anspruchsvoll und empathisch, es ist schwer, das Buch aus der Hand zu legen, bis zum Ende ist man gebannt.
Rhee Kun Hoo hat ein Buch über das Altern geschrieben, das als ein Vorbild für alle Menschen, jung und alt, gelten soll und sich somit nicht nur an die ältere Generation richtet. Seine Sichtweise ist sehr geprägt von der koreanischen Tradition und stimmt nicht immer mit der europäischen Sicht auf die Dinge zusammen.
Er macht den alten Menschen Mut, sich selbst und die Situationen und Stationen des Älterwerdens anzunehmen und führt Beispiele aus seinem eigenen Leben an.
Das Buch ist in fünf Teile aufgeteilt und jeder Teil hat noch etliche Unterkapitel. Jedes Kapitel beginnt mit einem Beispiel aus dem eigenen Leben oder mit Beispielen aus dem Leben seiner zahlreichen Patienten, die er in seiner psychiatrischen Praxis behandelt hat.
Aus diesen Beispielen heraus entwickelt er dann die Leitfäden für ein glückliches, selbstbestimmtes und erfülltes Alter.
Fazit: nimm dein Alter an und mach das Beste draus.
Bewegendes Kriegsdrama Wir haben in der westlichen Welt noch nicht sehr viele Bücher von vietnamesischen Autoren zu lesen bekommen, umso bemerkenswerter ist nun dieser Roman der Autorin Nguyen Phan Que Mai, die uns mitnimmt in das Vietnam der 60ger Jahre und die Ereignisse des Vietnamkrieges auch aus vietnamesischer Sicht betrachtet.
Zwei Schwestern ziehen vom Land nach Saigon, um den Eltern Haus und Hof zu erhalten und beginnen in einem Nachtclub für amerikanische Soldaten als Animiermädchen zu arbeiten.
Deutlich wird das Elend und die Erniedrigung erzählt, aber auch den amerikanischen Soldaten ist das Grauen des unbarmherzigen Krieges bewusst. Dan, den wir parallel zu Handlung im Jahr 2016 kennenlernen, hat sich sein Leben lang mit den Erinnerungen gequält und fühlt sich schuldig. Er fliegt mit seiner Frau nach Vietnam, die Erinnerungen verfolgen ihn und so fängt er an, nach seiner damaligen Geliebten zu suchen.
Ein besonders hartes Leben hatten auch die Kinder, deren Vater ein Schwarzamerikaner war, die sogenannten Amerasier. Sie wurden geächtet und hatten kaum Hoffnung auf ein zufriedenstellendes Leben. Sie wollten mit Hilfe von DNA Proben versuchen, ihre amerikanischen Väter zu finden.
Die Autorin verknüpft gekonnt die Protagonisten, wir lesen am Ende ein kleines Happyend, wohl wissend, dass dieser grausame Krieg weiterhin in unseren Köpfen vorhanden sein wird.
David James Poissant tritt mit seinem Roman ´Sommerhaus am See ´in die Gruppe der großen amerikanischen Literaten wie Jonathan Franzen und Richard Powers ein. Wir lernen eine amerikanische Familie kennen, Lisa und Richard und die zwei Söhne Michael und Thad.
In den drei Tagen, die sie im Sommerhaus der Familie verbringen kommt zum Vorschein, wie wenig sie voneinander wissen und wie sie alle ihre Probleme zu verstecken wissen.
Der Unfalltod eines kleinen unbekannten Jungen vom Boot auf dem am Sommerhaus liegenden See führt dazu, dass sich in den darauf folgenden Tagen die Probleme zuspitzen.
Michael erkennt seine Alkoholsucht und Thad seine Rauschgiftsucht. Lisa und Richard haben gelernt ihre Probleme unter Verschluss zu halten.
So leben alle, auch Michaels Frau Diane und Thads Lebensgefährte Jake nebeneinander her.
Das wird meisterhaft erzählt, Poissant verwebt die Ereignisse parallel zu den Personen, sodass wir von jeder Person die ureigensten Erlebnisse erfahren.
Man lebt und leidet mit den Personen und wünscht sich für alle eine Lösung. Ich wünsche mir einen zweiten Band.
Mirrianne Mahn hat uns mit ihrem Roman ‚Issa‘ ein berührendes Zeugnis über die Macht und die Kraft ganzer Generationen afrikanischer Frauen gegeben. Wir lernen die junge Frau Issa kennen, die sich aus Deutschland aufmacht nach Kamerun, dem Land ihrer Vorfahren, um sich dem Wunsch ihrer Mutter zu beugen und ein Geburtsritual für ihr noch ungeborenes Kind durchzuführen. Sie taucht ein in das afrikanische Leben und durchlebt mit ihren Großmüttern und Verwandten die Riten, die bestimmend für das Leben in dieser für uns fremden Kultur sind.
Parallel dazu tauchen wir ein in die Vergangenheit der Großmütter. Sie mussten kämpfen um ihr Leben, um ihre Unabhängigkeit und um die Sicherheit für ihre Nachkommen. Aufstände, Kriege und Hungersnöte machten sie stark und unabhängig.
Die Weisheit und die Stärke geben sie weiter an die nächsten Generationen von Frauen und Issa, die sich von ihrer eigenen Mutter nie verstanden fühlte, bekommt Verständnis für ihr Verhalten.
Das alles beschreibt die Autorin in einem sehr einprägsamen Stil und nimmt die Leser und die Leserinnen mit in diese fremde Kultur. Sehr lesenswert!
Wer kommt auf die Idee, einen Roman über eine alte über 80 Jahre alte Frau zu schreiben, der ein Bein fehlt, die im Rollstuhl sitzt und in einem Pflegeheim lebt? Susan Fletcher ist es gelungen, ein erfülltes Frauenleben in eine kriminalistische Story einzubetten und den Leser bis zum Schluss in Spannung und Lesefreude zu halten.
Wir lernen Florence Butterfield kennen, die in der Nähe von Oxford in einem exquisiten Pflegeheim in einer kleinen Wohneinheit lebt. Trotz eines durch einen dummen Unfall verlorenen Beines auf den Rollstuhl angewiesen erfreut sie sich ihres Lebens, genießt Natur und Umgebung und hat guten Kontakt zu anderen Heimbewohnern und dem Pflegepersonal.
Eingebettet in die Ereignisse von zwei Todesfällen in dem Heim gehen Florences Erinnerungen zurück in ihr eigenes Leben, das von Trauer geprägt ist und von Ereignissen, deren Wirklichkeit sie sich nie stellen konnte und die niemand außer einer vertrauten Freundin je erfahren hat.
Mit jedem neuen Kapitel erfahren wir ein wenig mehr und nehmen Anteil an der unendlichen Traurigkeit, bis wir am Ende den Ursprung erfahren.
Meisterhaft erzählt, ein zutiefst befriedigendes Buch!
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