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Dajobama

Bewertungen

Insgesamt 158 Bewertungen
Bewertung vom 13.03.2025
Lyneham
Westerboer, Nils

Lyneham


ausgezeichnet

Lyneham – Nils Westerboer
Eigentlich lese ich relativ wenig Science Fiction – Dystopien dagegen mag ich sehr. Lyneham ist eine gelungene Mischung aus beidem, und noch soviel mehr. Dieses Buch hat mich wirklich begeistert.
Henry Meadows ist zwölf, als die Erde endgültig am Ende ist. Die einzige Rettung ist der Planet Perm. Hier soll die Menschheit eine Zukunft finden. Eigentlich sollte bei der Ankunft auf Perm bereits alles vorbereitet sein, doch irgendetwas muss schiefgegangen sein und die Neuankömmlinge müssen sehr bald um ihr Leben kämpfen.
Eine „neue Erde“, die auf den zweiten Blick doch so ihre Eigenheiten besitzt, mal davon abgesehen, dass der Sauerstoffanteil der Atemluft ohne Masken nicht ausreicht. Es gibt so einige praktische Probleme, die zu lösen sind. Den irdischen Forschern gelingt es nur schwer, zu verstehen, dass die Evolution auf Perm einfach eine komplett andere ist. Auch darüber hinaus können es die Erdflüchtlinge natürlich nicht lassen, ihre alten Probleme, Vorurteile und Streitigkeiten mit in ihre neue Heimat zu bringen. Wie könnte es anders sein?
Henry hat die Reise zusammen mit seinen beiden Geschwistern angetreten. Die kindliche Erzählsicht fand ich ganz besonders toll. Komplizierte Zusammenhänge können hier noch einmal verständlich erklärt werden, außerdem ist die kindliche Weltsicht oftmals einfach die Bessere. Leider müssen die drei immer wieder feststellen, dass man ihnen wichtige Dinge verschweigt.
In einem zweiten, kursiv gedruckten, Handlungsstrang begleiten wir die Mutter der drei Kinder. Sie ist mit einem anderen Raumschiff nach Perm gereist um Vorbereitungen zu treffen. Wirklich spannend und faszinierend, allerdings will ich dazu nicht mehr schreiben, um nicht zu spoilern.
Diese postapokalyptische Science-Fiction-Dystopie ist unheimlich komplex aufgebaut und hat ein grandioses Worldbuilding. Eine sehr bildreiche Beschreibung von Natur- und Lebewesenwelt hilft sehr beim Verständnis der teilweise sehr abstrakten Zusammenhänge. Perm funktioniert komplett anders als die Erde. Das zu verstehen ist nicht nur für die Figuren im Roman eine Herausforderung.
Zusätzlich ist dieser Roman durchaus gesellschaftskritisch, vielschichtig und tiefgründig. Es gibt hier so viel zu entdecken, dass mir sicher einiges entgangen ist. Ich würde dieses Werk auf jeden Fall als literarisch und anspruchsvoll bezeichnen. Es steckt hier einfach so viel drin und wirft in vielen Bereichen existentielle Fragen auf: politisch, gesellschaftlich, menschlich, evolutionistisch, ökologisch
Zum Ende hin wird es ein wenig chaotisch. Der Autor hat scheinbar noch Ideen für viele weitere Geschichten. Hier war es am Schluss aber ein wenig zu viel des Guten.
Eine komplett andere Welt – toll geschrieben. Ich bin begeistert und vergebe mit Freuden 5 Sterne.

Bewertung vom 05.03.2025
Bis die Sonne scheint
Schünemann, Christian

Bis die Sonne scheint


gut

Bis die Sonne scheint – Christian Schünemann
Daniel wächst in den 80ern auf, in einer Familie, der Schein und diverse Statussymbole alles bedeuten. Die prekäre finanzielle Lage wird erfolgreich ignoriert, bis der Gerichtsvollzieher vor der Tür steht.
Über Geldprobleme spricht niemand gerne. Natürlich sollte man dann irgendwann damit aufhören, sinnlose Dinge zu kaufen. Aber Leute, die nicht mit Geld umgehen können, gibt es viele. Dass diese Geschichte in den 80ern spielt, merkt man immer wieder an der Nennung von Filmen, Musik und Produkten, die man der Zeit zuordnet. Das weckt manchmal nostalgische Gefühle, wirkt oft aber bemüht.
Hier geht es nicht nur um Daniel Hormanns etwas chaotische Familie, nein, in eigenen Kapiteln werden auch die Geschichten der Großeltern, in Zeiten von Krieg und Vertreibung erzählt. Leider bleiben die Emotionen auf der Strecke. Es werden vielmehr Fakten heruntererzählt. Teilweise wird das auch langweilig, wenn Einrichtungsgegenstände genauestens beschrieben werden.
Auch sprachlich ist dieser Roman somit nicht herausragend. Die Geschichten plätschern ein wenig vor sich hin und konnten mich nicht wirklich packen. Emotional blieb ich hier weitgehend außen vor.
Schade, da wäre mehr drin gewesen. 3 Sterne.

Bewertung vom 02.03.2025
Stromlinien
Frank, Rebekka

Stromlinien


ausgezeichnet

Stromlinien – Rebekka Frank
Eine schlechte Entscheidung, die die Lebenswege und Schicksale vieler Menschen noch Generationen später prägt und beeinflusst.
Die Zwillingsschwestern Enna und Jale wachsen bei der Großmutter in den Elbmarschen auf. Ihre Mutter Alea kennen sie kaum, denn diese sitzt im nahegelegenen Gefängnis auf der Halbinsel Hahnöfersand eine langjährige Haftstrafe ab. Als endlich der Tag ihrer Entlassung da ist, sind plötzlich sowohl Alea als auch Jale verschwunden. Enna macht sich auf die Suche nach den beiden durch das Alte Land und deckt nach und nach immer mehr langgehütete Geheimnisse auf.
Die wundervollen, detailreichen Beschreibungen von Natur und Tieren an der Elbe und ihren Nebenflüssen sind eine große Stärke dieses Romans. Enna und Jale sind, wie bereits die Generationen vor ihnen, mit ihrem Boot „Sturmhöhe“ ganz selbstverständlich in dieser faszinierenden Landschaft unterwegs. Die Autorin beschreibt diese Fahrten sehr bildreich und atmosphärisch.
So locker-leicht und wirklich ab der allerersten Seite fesselnd kommt dieser literarische Thriller daher, doch ist er extrem tiefgründig und teilweise auch schwere Kost. Es geht um schwere Themen und lebensentscheidende Weichenstellungen. Im Grunde ist dies eine tragische Geschichte und ein tieftrauriger Roman.
Die Geschichten der verschiedenen Generationen werden abwechselnd erzählt. Erst nach und nach stellen sich Zusammenhänge aus den weitverzweigten, über Jahrzehnte geflochtenen Verwicklungen heraus. Und schließlich müssen in der Gegenwart immer noch Jale und Alea gefunden werden.
Hochspannend und atmosphärisch – ein richtiger Schmöker, den ich kaum mehr aus der Hand legen konnte.
5 Sterne.

Bewertung vom 01.03.2025
Der große Riss
Henríquez, Cristina

Der große Riss


sehr gut

Der große Riss – Cristina Henriquez
Ein schöner historischer Roman rund um den Bau des Panama-Kanals, der sich mit den Sorgen und Nöten der Bevölkerung quer durch alle Schichten befasst.
Um 1900 soll ein Kanal gebaut werden, der Atlantik und Pazifik für den Schiffverkehr miteinander verbindet. Ein gigantisches Projekt, durch das verschiedenste Personengruppen aufeinandertreffen. Zum Einen sind da natürlich die Anwohner, die der Großbaustelle eher kritisch gegenüberstehen. Zum Anderen kommen jede Menge Arbeiter, teils von weit her, die hoffen, hier Arbeit zu finden und das große Geld zu machen. Aber auch Ärzte und Forscher zieht es an den entstehenden Panama-Kanal. Insbesondere die Lebensumstände der einfachen Bevölkerung werden sehr authentisch und fesselnd geschildert. Fortschritt und Ausbeutung liegen hier nah beieinander. Denn ein tiefer Riss zieht sich nicht nur quer durch den Kontinent sondern auch durch die Gesellschaft. Gerade die Schicksale der Frauen spielen hier eine größere Rolle.
Ein wirklich spannender Roman mit vielen hochinteressanten Lebensläufen, die einen Querschnitt der Gesellschaft darstellen sollen. Mir waren es allerdings fast ein wenig zu viele verschiedene Handlungsstränge, auch wenn diese geschickt miteinander verknüpft werden. Über den Panama-Kanal selbst erfährt man eigentlich recht wenig. Politik, Geographie etc. werden nur kurz angerissen.
Als Schmöker dennoch sehr unterhaltsam. 4 Sterne.

Bewertung vom 25.02.2025
Hier draußen
Behm, Martina

Hier draußen


sehr gut

Hier draussen – Martina Behm
Das Thema Landleben ist seit einiger Zeit ja ziemlich in Mode. Nach der Lektüre dieses Romans kann man erstmal gar nicht so genau sagen, spricht Martina Behm nun für oder gegen das Landleben? Die Entscheidung muss jeder wohl selbst treffen, die Autorin liefert anhand ihrer Figuren aber sicherlich ein extrem realistisches Bild vom Leben auf dem Land – mit allen Vor- und Nachteilen. Als ehemaliges Dorfkind, das dort geblieben ist, kann ich das bestätigen.
Ingo und seine Frau hatten sich das Leben auf dem Dorf so angenehm vorgestellt. Idyllisch, jeder hilft jedem. Nun ist aber das Pendeln zum Job in die Großstadt anstrengend und zeitraubend, in der Ehe kriselt es plötzlich und die Dorfgemeinschaft fordert allerhand Beteiligung. Wegducken ist hier nicht. Und dann fährt Ingo auch noch eine weiße Hirschkuh an, die er und Jäger Uwe anschließend gemeinsam erschießen müssen. Ausgerechnet eine weiße! Hier auf dem Dorf glaubt man, dass, wer eine weiße Hirschkuh tötet, binnen eines Jahres ebenfalls stirbt. Die düstere Prophezeiung verfolgt Ingo und auch Uwe von nun an auf Schritt und Tritt.
Es ist ein sehr realistisches Bild auch von der Landwirtschaft, das man hier gezeichnet bekommt. Sehr viele Tiere. Auch das Schlachten spielt dabei eine große Rolle. Die Sorgen und Nöte der Landwirte – es muss schließlich auch noch irgendwo rentabel sein. Auch die Probleme heutzutage noch eine willige Bäuerin zu finden, die sich das wirklich alles antun will. Völlig veraltete und verkrustete Rollenbilder, die fest in den Köpfen verankert sind, so weit weg von der Stadt noch mehr als anderswo. Hier leben noch die Eltern im Altenteil und müssen ebenfalls versorgt werden. Die Arbeit muss gemacht werden und die Kinder laufen halt mit. Dazu kommen noch diverse soziale Zwänge, denen sich kaum jemand entziehen kann. Wenn man es recht bedenkt ist dies eine Parallelgesellschaft zur Großstadt – kein Wunder, dass manche sich damit schwer tun. Es ist erschreckend, es ist belustigend und vor allen Dingen ist es einfach wahr.
Und dann gibt es Probleme in den Ehen/Familien, die unabhängig von Stadt/Land/Schicht einfach immer wieder auftauchen und stets ähnlich ablaufen. Auch diese erzählt Behm punktgenau treffend.
Der rote Faden ist klar erkennbar, die weiße Hirschkuh. Ansonsten ist es eine recht ruhige Geschichte über die Leben vieler Einzelner und das Ankommen in einer eingeschweißten Gesellschaft, die manches Mal auch ein wenig dahinplätschert.
Auf jeden Fall ein unterhaltsamer, tiefgründiger Roman über das Landleben, von einer Autorin, die sich offensichtlich damit auskennt. 4 Sterne.

Bewertung vom 21.02.2025
Der letzte Mord am Ende der Welt
Turton, Stuart

Der letzte Mord am Ende der Welt


gut

Der letzte Mord am Ende der Welt – Stuart Turton
Dieser furiose postapokalyptische Krimi ist mein erstes Buch von Turton. Das Setting ist auf jeden Fall ganz große Klasse. 122 Überlebende auf der letzten bewohnten Insel der Welt, umgeben von einem tödlichen Nebel, der nicht durchquert werden kann. Nur ein ausgeklügeltes Abwehrsystem verhindert, dass der Nebel auch diese letzte Insel mitsamt den letzten Überlebenden der Apokalypse verschlingt. Nun wird ausgerechnet die Wissenschaftlerin, die für dieses komplizierte Sicherheitssystem verantwortlich ist, ermordet. Es bleiben nur 107 Stunden um den Mörder zu finden und dem endgültigen Ende der Welt zu entgehen.
Eine wilde Story, deren Zusammenhänge ich ehrlicherweise nicht so ganz durchdrungen habe. Aber das ist vielleicht gar nicht so wichtig. Da ich generell eher keine Krimi-Leserin bin, wurde mir vor allem gegen Ende das Ermittlungsgeschehen fast ein wenig zu viel. Da werden panisch (schon klar, die Zeit läuft) irgendwelche Theorien entworfen und Schuldige vermutet, nur um das Ganze eine Seite später wieder komplett über den Haufen zu werfen. Jede Menge Geheimnisse werden gelüftet, die jeweils die möglichen Motive und Beweggründe wieder verändern und plötzlich neue Tatverdächtige auf den Plan rufen.
Mich hat vielmehr der doch recht spezielle Entwurf einer postapokalyptischen Gesellschaft fasziniert und begeistert. Es gibt eine strikte Hierarchieordnung zwischen den drei Ältesten, die das Sagen haben und der Vielzahl an Dorfbewohnern, die zum Großteil klaglos gehorchen. Diese erst fast gänzlich fehlende Dynamik verändert sich drastisch nach der Mordnacht.
Es sind durchaus spannende Charaktere, die aber gerne noch etwas nahbarer sein hätten dürfen. So richtig kann man kaum eine Figur einschätzen, geschweige denn sich damit identifizieren.
Auf jeden Fall eine interessante Lektüre, die im Gedächtnis bleiben dürfte, auch wenn sie mich nicht hundertprozentig überzeugen konnte.
3 Sterne

Bewertung vom 16.02.2025
Der Gott des Waldes
Moore, Liz

Der Gott des Waldes


ausgezeichnet

Der Gott des Waldes – Liz Moore
Bereits das Debüt der Autorin „Long Bright River“ konnte mich sehr begeistern. Auf den ersten Blick könnte das Setting unterschiedlicher kaum sein. Während der erste Roman in der Großstadt Philadelphia, regelrecht im Drogensumpf, handelt, befinden wir uns hier nun in einem Sommercamp für Kinder, mitten im Wald in den Adirondack Mountains. Die Stärken beider Romane sind jedoch dieselben: die dunklen Geheimnisse, die tiefgründigen psychologischen Beziehungsgeflechte und der fesselnde Erzählstil.
Es ist Sommer 1975. Barbara Van Laar, Tochter der reichen Eigentümer des Camps und der umliegenden Wälder ist verschwunden. Eine großangelegte Suchaktion beginnt. Auffällig ist, dass ihr Bruder Bear vor 14 Jahren in ebendiesen Wäldern verschwunden ist und niemals wieder auftauchte. Ein Zufall?
Die Geschichte wird grob in zwei Handlungssträngen erzählt, 1961 und 1975. Es gibt diverse Parallelen zwischen den Vermisstenfällen, vor allen Dingen tun sich aber jede Menge Fragen auf. Die Familie Van Laar, aus der beide Kinder stammen, ist reich und unbeliebt. Voller dunkler Geheimnisse, die sie sehr gut zu verbergen wissen. Was ist wirklich passiert?
Vordergründig ist dies ein spannender Krimi. Doch dieser Roman ist noch soviel mehr. Beispielsweise eine Gesellschaftsstudie, die die Themen soziale Ungleichheit, Wohlstandsverwahrlosung, Machtmissbrauch und weibliche Selbstbestimmung behandelt. Umso genauer die Ermittler den Blick auf die Familie richten, desto größere Abgründe tun sich auf. Aber haben die Van Laars auch etwas mit dem Verschwinden der Kinder zu tun, oder ist hier doch eher der aus dem Gefängnis entflohene „Schlitzer“ verantwortlich?
Liz Moore schreibt packend und zugleich tiefgründig. Etliche der vielen Figuren werden detailliert und bildlich vorstellbar beschrieben. Psychologisch sehr fein. Das ist spannend. Wie aus unzähligen Puzzleteilen ergibt sich nach und nach ein Ganzes. Dabei muss man durchaus gut aufpassen, denn die Handlung springt zwischen den Strängen und damit auch den beiden Vermisstenfällen hin und her. Außerdem werden die Geschichten aus den unterschiedlichen Perspektiven mehrerer Figuren erzählt, die Dinge nicht immer gleich wahrnehmen.
Die Seiten fliegen nur so dahin und ich fühlte mich bestens unterhalten.
5 Sterne, eine tolle Autorin!

Bewertung vom 09.02.2025
Von hier aus weiter
Pásztor, Susann

Von hier aus weiter


ausgezeichnet

Von hier aus weiter – Susann Pasztor
Marlenes Mann Rolf hat sich nach dreißig Jahren Ehe umgebracht und stürzt seine Frau in tiefe Perspektivlosigkeit. Am liebsten würde sie ihm direkt folgen, bis der Klempner Jack vor ihrer Tür steht – und nicht mehr geht. Er ist der perfekte Mitbewohner und Trauerbegleiter. Er kocht für Marlene, hat immer ein offenes Ohr und holt sie Stück für Stück wieder ins Leben zurück.
Susann Pasztor hat einen unvergleichlichen Schreibstil. Sie schafft es, ein so ernstes Thema dermaßen locker rüberzubringen, dass es eine wahre Freude ist. Auch ihre Figuren sind einfach außergewöhnlich. Außergewöhnlich authentisch, da sie so viele Makel und Mängel haben, dass man sie einfach sofort sympathisch findet und sich in so vielem wiedererkennt.
Auf eine unglaublich direkte, unerschrockene Art und Weise nähert sich die Autorin durchaus schwierigen Themen wie Suizid und Tod. Im Verlaufe des Romans kann man an der Protagonistin Marlene wunderbar die verschiedenen Phasen der Trauerarbeit beobachten. Und dabei wird die Lektüre niemals zu schwer oder bedrückend. Im Gegenteil sogar hat man immer wieder ein Lächeln auf den Lippen, angesichts des trockenen Humors einerseits und der langsamen Fortschritte Marlenes andererseits. Es ist schon eine Kunst, ein derart negativ behaftetes Thema so empathisch und gleichzeitig humorvoll zu verarbeiten. Ein sehr leichter, lebensbejahender Roman, auch wenn der Klappentext anderes vermuten lässt.
Ein besonderes Leseerlebnis, bei dem die Seiten gerade so dahinfliegen.
5 Sterne.

Bewertung vom 07.02.2025
Middletide - Was die Gezeiten verbergen
Crouch, Sarah

Middletide - Was die Gezeiten verbergen


sehr gut

Middletide – Was die Gezeiten verbergen – Sarah Crouch
Nach vielen Jahren kehrt Elijah Leiths zurück in die kleine Küstenstadt Point Orchards am Pazifik. Sein Traum als Schriftsteller erfolgreich zu werden, hat sich leider nicht erfüllt. Nun muss er erkennen, dass es ein Fehler war, damals seinen Vater und seine Jugendliebe Nakita zurückzulassen. Während er sich Nakita langsam wieder annähert, geschieht ein Mord, getarnt als Selbstmord. Es ist fast identisch die Situation aus Elijahs einzigem erschienenen Roman – Middletide. Und so ist es kein Wunder, dass er schnell in den Fokus der Ermittler gerät.
Ein unterhaltsamer Pageturner, der tatsächlich recht stark an den ein oder anderen Bestseller der vergangenen Jahre erinnert, allerdings leider ohne den literarischen Anspruch. Dafür ist dieses Werk sehr amerikanisch – das kann man mögen, muss man aber nicht. Wenn man es einfach als nette Unterhaltungsliteratur liest, ist es klasse. Mehr sollte man aber nicht davon erwarten.
Ich mochte diese Geschichte ganz gerne. Die Natur spielt eine große Rolle und schafft eine tolle Atmosphäre. Obwohl der Plot kaum Neues bereithält, habe ich mit dieser Entwicklung so nicht gerechnet. Gerade die Auflösung hat mich trotz aller Hinweise überrascht und nachdenklich gemacht.
Nakita ist Angehörige eines indigenen Stammes und lebt in einem Reservat. Eigentlich eine grandiose Vorlage sich näher mit deren Kultur, Hintergründen etc. zu beschäftigen. Leider wurde diese überhaupt nicht genutzt – wirklich schade.
Insgesamt eine leichte, spannende Lektüre. Dem Vergleich mit ähnlichen Romanen hält dieses Buch aber nicht stand.
4 Sterne

Bewertung vom 06.02.2025
Achtzehnter Stock
Gmuer, Sara

Achtzehnter Stock


gut

Achtzehnter Stock – Sara Gmuer
Wanda lebt mit ihrer fünfjährigen Tochter Karlie im achtzehnten Stock einer Berliner Plattenbausiedlung. Die Lebenssituation wird sehr anschaulich beschrieben und wie ich als absolutes Landei mir das so vorstelle, auch sehr authentisch.
Gerade der Anfang konnte mich gleich fesseln, denn Karlie wird ernsthaft krank und muss ins Krankenhaus. Wanda findet sich wieder zwischen der Sorge um ihre Tochter und diversen Verpflichtungen, die sie nicht wahrnehmen kann, da sie bei Karlie bleiben muss. Das Geld ist knapp und die Aufträge als angehende Schauspielerin rar. Auch hier gerät sie ständig in die Zerreißprobe zwischen Mutterschaft und Job. Gerade auch die Schattenseiten der Medienwelt, der Reichen und Schönen, werden sehr gut dargestellt. Mir persönlich erschließt sich allerdings nicht, warum Wanda sich und ihre Tochter nicht zumindest übergangsweise mit einfachen Jobs über Wasser hält. Generell ist sie eine etwas blauäugige Person, die von ihren Träumen und der Hand im Mund lebt. Dass sie ihrer Selbstverwirklichung doch noch ein Stück näherkommt, hat viel mit Glück zu tun.
Die zeitliche Einordnung während der Corona-Pandemie mochte ich überhaupt nicht. Masken- wie Impffrage wurden meiner Meinung nach bereits genug diskutiert und werden auch eher unbefriedigend teilweise in Nebensätzen angerissen. Das hätte ich hier nicht gebraucht, insbesondere da es auch keinerlei Mehrwert bringt.
Der Erzählstil ist sehr eingängig und flüssig – der Plauderton einer jungen Frau und Mutter. Auf jeden Fall ist diese Geschichte sehr unterhaltsam, allerdings auch etwas oberflächlich. Viele plakative Sätze, die tatsächlich manchmal wunderbar sind. Dann aber auch wieder Allgemeinplätze, zum Augen verdrehen. („Kinder mögen…, Kinder wollen nicht…“)
Irgendwie soll diese Geschichte so etwas wie den American Dream verkörpern: auch im achtzehnten Stock eines Plattenbaus kann man am Ende noch entdeckt werden und die ganz große Karriere machen. Wanda ist mir da zu lahmarschig unterwegs – vom Ärmel hochkrempelnden Tellerwäscher ist da wenig zu spüren.
Insgesamt ein schnell lesbarer, unterhaltsamer Roman, der durchaus seine guten Momente hat, mich aber dennoch nicht ganz erreicht hat.
3 Sterne