Seit dem Tod ihrer Eltern führen die Geschwister Elsa und Robert den Bauernhof ihrer Kindheit als hoch gepriesenes Restaurant.
Die lebenstüchtige Elsa samt ihrer quirligen Zwillinge halten Robert, den menschenscheuen Koch auf Trab.
Das Blatt wendet sich, als Elsa eine Hilfe einstellt und deren englische Freundin zu Besuch kommt. Roberts Welt gerät aus den Fugen.
Die Geschichte ist mit viel Einfühlungsvermögen und Liebe zum Detail erzählt. Ich finde es grandios, wie sanft Robert mit seinen Möhren, den Hühnern, den Ziegen und seinen geliebten Zwillingen umgeht. Auch die Beschreibungen, mit welcher Geduld und Hingabe die Gerichte zubereitet werden, haben mich begeistert. Genau das fehlt mir in unserer schnelllebigen Zeit.
Und plötzlich steht Roberts Welt Kopf durch Maggies Auftreten. Hier wird die Geschichte spannend, inwieweit es Robert schafft, aus seinem Schneckenhaus und seiner sicheren Umgebung über sich hinaus zu gehen.
Fazit: Ein schöner, leicht geschriebener Roman, der Freude macht. Wer Poesie und Möhrengrün mag, ist hier richtig aufgehoben.
1969 - Oskar Kokoschka wird beauftragt, Agatha Christie zu malen. Mathew Prichard, Agatha Christies Enkelsohn und ihr Ehemann Max Mallowan überzeugen Christie, trotz ihrem Widerwillen, sich zu ihrem 80. Geburtstag porträtieren zu lassen. Kokoschka ist bereits 85 und lebt zu der Zeit noch in England.
Das Buch beginnt mit leisen Worten, unaufdringlich und schlicht. Ungewöhnlich ist, dass keine direkte Rede erfolgt. Interessanterweise tut es der Lebendigkeit der gesprochenen Worte keinen Abbruch. Es schafft eine gewisse Distanz, um das Bild, dass die Autorin von beiden mit einfühlsamen Worten zeichnet, besser sehen zu können. Ihr gelingt die Kunst beide Persönlichkeiten glaubhaft und ohne emotionales Drama darzustellen. Trotz der anfänglichen Schwierigkeiten kommen sich beide Charakter näher und öffnen sich. Ein faszinierender und tiefgehender Blick in das Leben zweier so äußerlich unterschiedlicher Künstler.
Fazit: Wer Agatha Christie und/oder Oskar Kokoschka mag - absolut empfehlenswert
Im leichten Plauderton erzählt Bommarius einzelne Geschichten aus dem Jahr 1923. Manchmal sind es nur ein paar Zeilen, manchmal mehrere Seiten.
Es sind Anekdoten über Künstler, Politiker, Revoluzzer, Autoren. Berichte über sportliche Ereignisse, politische Geschehnisse, anrüchiges Nachtleben und neue Erfindungen. Umrahmt von der steigenden Inflation von Januar bis Dezember und dem Hunger, dem Leid.
Immer stehen die Menschen im Vordergrund. Dadurch sind die Erzählungen so lebendig. Es ist, als wäre man dabei.
Die Parallelen zur heutigen Zeit sind nicht weit weg...fake news gab es schon damals und die Kriegstreiberei scheint dem Menschen auch heutzutage nicht austreibbar zu sein...
Selten wird Geschichte so unterhaltsam, lehrreich und meisterhaft erzählt.
Fazit: Unbedingt lesenswert. Es ist der Blick auf die kleinen Einzelheiten, die das große Ganze verständlich machen.
Es ist das erste Buch, das ich von Dror Mishani gelesen habe und es hat mich gepackt. Ich habe es einmal gelesen und weggelegt. Und dann musste ich das Buch nochmals lesen. Leider kenne ich Tel Aviv nicht, so dass mir bestimmt einige Zwischentöne durch die Lappen gegangen sind.
Es fängt banal an, Polizeialltag. Neue Fälle. Mit fast leiser Sprache und unaufgeregt entwickeln sich hieraus zwei Handlungsstränge, die gleichzeitig beginnen, einander kreuzen und am Ende wieder zusammenkommen. Ein älterer Mann, der vermisst wird und tot aufgefunden wird, ein neugeborenes Mädchen, das hätte sterben sollen aber lebt. Tod und Leben, der ewige Kreislauf.
Der Ermittler Avraham ist nicht nur mit dem Mossad konfrontiert sondern mit seinem Gewissen, mit Entscheidungen über Recht und Unrecht.
Es handelt sich nicht um den klassischen Krimi - wer war's? - sondern auch um moralische Fragestellungen. Und Zufällen. Und dem Zwischenmenschlichen.
Das Cover kommt metallisch schimmernd daher. Sehr wertig und mal etwas ganz anderes. Schon allein deshalb habe ich das Buch gerne in die Hände genommen.
Philipp Gerbers Freundin, die Journalistin Eva Herden, ist verschwunden und noch schlimmer, in den Fall einer wahren Begebenheit verwickelt. Kriminalhauptkommisar Gerber wird persönlich von Adenauer beauftragt, zu ermitteln. Am Anfang erscheint es fast aussichtslos, doch dann ergeben sich unerwartete Handlungsstränge.
Ich finde die Umsetzung von fiktiven Handlungen im Rahmen eines realen Geschehens ist gut gelungen und in den damaligen zeitlichen Kontext eingebunden. Genau das hat mich an dem Buch interessiert - schafft es der Autor, auf dem Grat zwischen Fakten und Fiktion entlang zu balancieren? Ich habe auch viel Neues über die deutsche Nachkriegsgeschichte gelernt, wie sich z.B. die Hintergründe des BND darstellen. Die Personen, ob real oder erfunden, sind gut getroffen. Auch der Schreibstil hat mir zugesagt, klar und unaufgeregt.
Mir hat das Buch gut gefallen. Wer Spionage und Krimi mag und nicht nur einen typischen whodunnit lesen will, ist hier an der richtigen Adresse.
Benutzer