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Benutzername: 
Hilou
Wohnort: 
Bielefeld

Bewertungen

Insgesamt 155 Bewertungen
Bewertung vom 02.01.2024
Antiracist Baby
Kendi, Ibram X.

Antiracist Baby


ausgezeichnet

Zum Inhalt:
Der bekannte Rassismusforscher Ibram X. Kendi hatte vor einigen Jahren ein Buch für Kinder zum Thema Antirassismus herausgebracht, welches nun hierzulande auch als deutschsprachige Ausgabe unter dem Titel "Antiracist Baby – Wie wir unsere Kinder antirassistisch Erziehen" erschienen ist.
Die Idee hinter diesem Buch ist, so wie es der Autor nicht oft genug betonen kann, dass Kinder entweder als Rassisten oder als Antirassisten aufgezogen werden. Es gibt nichts dazwischen, und daher auch keine Neutralität. Mit Hilfe dieses Bilderbuches sollen Kinder antirassistisch erzogen werden. Sie sollen früh genug erkennen, dass es zwar Rassen gibt, sie aber alle gleichwertig sind.

Meine Leseerfahrung:
Inhaltlich ist "Antiracist Baby" allerdings kein reines Kinderbilderbuch, welches man beispielsweise einem 4jährigen Kind vorlesen kann. Es ist mE komplex verfasst und richtet sich vorrangig an die Eltern, dann an ältere Kinder, die je nach Reife das Thema um Rassismus überhaupt begreifen können. Erfasst sind 9 Kernsätze, die mit wenigen Worten erläutert werden. Dazu gibt es recht bunte Illustrationen, die freundlich und kindgerecht wirken. Am Ende des Buches werden Eltern und Bezugspersonen im Nachwort vom Autor selbst angesprochen, was für mich persönlich viel aufschlussreicher ist. Da ich bereits mit der Literatur von Ibram X. Kendi vertraut bin und mich mehr oder weniger mit seinen praktischen Ratschlägen zur Erkennung und Bekämpfung von Rassismus befasst habe, waren mir einige Statements nicht fremd. Ich habe das Grundkonzept des Buches gut verstanden. Für einen Außenstehenden könnte dieses Buch allerdings insgesamt etwas auf Verwunderung stoßen, weil es eben ziemlich untypisch für europäische Verhältnisse konstruiert ist, was Kinderbilderbücher anbelangt.

Was Ibram X. Kendi aber damit versucht zu vermitteln, ist sehr wichtig und erstrebenswert, wenn wir in Zukunft eine tolerantere und friedlichere Gemeinschaft bilden wollen. Und dafür müssen wir bereits in den Anfängen, also im Kindesalter, beginnen.
Wir brauchen noch mehr solche Literatur, die aufrüttelt und zu Diskussionen anregt. Erkenntnis ist der erste Schritt: Wer seinen eigenen Rassismus erkennt, ist in der Lage sich damit effektiv auseinander zu setzen, was wiederum wichtig ist, um sich gesellschaftlich weiterentwickeln zu können.

Fazit:
"Antiracist Baby" bietet mit ansprechenden Illustrationen und wenigen Kernaussagen eine solide Grundlage, das Thema Antirassismus mit Kindern zu diskutieren. Ein äußerst wichtiges Buch in Sachen Kindererziehung!

Bewertung vom 22.12.2023
Elbschatz
Wollschlaeger, Nicole

Elbschatz


ausgezeichnet

Zum Inhalt:
Ein Bus mit Reisenden aus Düsseldorf bleibt plötzlich in Kophusen liegen. Die Reisegruppe wird notgedrungen im Dorf untergebracht, bis ein Ersatzbus zur Verfügung gestellt wird. Währenddessen taucht plötzlich eine Leiche auf, als Hobby-Geocacher auf verlassenem Gelände nach einem Schatz suchen. Nachdem Kommissar Goldberg und seine Truppe auf die Spur weiterer Geocaches mit seltsamen Fundstücken kommen, vermuten sie, dass eine Verbindung zwischen dem Spurenleger und der zur selben Zeit gestrandeten Reisegruppe besteht, zumal immer wieder ein weißer Kastenwagen auftaucht, den sie das erste Mal in der Nähe des liegengebliebenen Busses gesehen hatten. Für das Ermittlerteam gibt es diesmal viel zu tun. Denn der Verdächtigenkreis ist groß und der Ersatzbus für die Gäste bald da.

Meine Leseerfahrung:
Ich kann nie aufhören, von der Elb-Reihe zu schwärmen. Es ist bereits der 8. Fall, in dem Goldberg und Kollegen ermitteln. Und es ist wie immer sehr spannend, familiär und stellenweise auch lustig.

Wieder einmal beschert uns Nicole Wollschlaeger einen Lesegenuss erster Klasse. Der Fall ist durchweg spannend und bietet diesmal sogar ein Themengebiet, dass für mich persönlich absolutes Neuland ist. Mit Geocaching hatte ich mich bisher noch nie befasst. Dabei bietet die Thematik viel Stoff für Krimis, was die Autorin im 8. Teil der Elb-Reihe wunderbar in die Tat umgesetzt hat.

Besonders gut gefällt mir, dass der Leserschaft eine Reihe von facettenreichen Figuren geboten wird, mit denen man sich auseinandersetzen muss. Nichts ist wirklich vorhersehbar, vielmehr kommt man der Lösung des Falles Schritt für Schritt näher. Und das ist mE der Schlüssel für die konstante spannende Atmosphäre, die das Buch zum Pageturner macht.

Auch wenn wir schon beim 8. Band sind, brauchen Neueinsteiger sich keine Sorgen machen, dass sie die Vorgängerbände noch nicht kennen. Die Fälle sind ja für sich abgeschlossen, so dass die Bücher nicht unbedingt in der chronologischen Reihenfolge gelesen werden müssen. Wenn man aber auch die Charaktere besser kennenlernen und ihre Vorgeschichten erfahren möchte, kann und sollte man auch die vorherigen Bücher nachholen. Jedes Buch ist hier uneingeschränkt empfehlenswert.

Fazit:
"Elbschatz" von Nicole Wollschlaeger bietet eine perfekte Kombination aus Krimi, Emotionen und Humor mit sympathischem Ermittler-Trio und einem fesselnden Fall. Ein wahrer Lesegenuss!

Bewertung vom 02.12.2023
Jack the Ripper - ein Fall für
Fleiter, Philipp

Jack the Ripper - ein Fall für "Verbrechen von nebenan"


gut

Zum Inhalt:
Einer der bekanntesten Serienmörder, den man nie zu fassen bekommen hat, war Jack the Ripper. Podcast-Star Philipp Fleiter hat den berühmtesten Fall der Welt als Mittelpunkt seines True-Crime-Buches gewählt und mit zehn Rätseln ausstatten lassen, mit denen man Schritt für Schritt der Lösung des Falles näher kommt. Am Ende hat der Leser die Möglichkeit auf interaktivem Wege den wahren Täter ausfindig zu machen.

Meine Leseerfahrung:
Der Grund, wieso ich dieses True-Crime-Rätselbuch von Philipp Fleiter unbedingt lesen wollte, war zum Einen die Wahl des bekanntesten Serienmörder-Falls von Europa sowie die Einbettung der Handlung in ein Rätselbuch. Den Podcast kannte ich vorher absolut nicht und habe nach Beenden des Buches mal reingehört. Erst dann habe ich Fleiters Erzählstil verstanden. Die Kriminalgeschichte ist an vielen Stellen sehr sachlich verfasst, Emotionen der einzelnen Figuren bleiben viel zu oft auf der Strecke und die Sprache ist leider oft unpassend. Zumindest hat man das Gefühl, dass Sprache, Zeit und Personen völlig auseinanderdriften. Sehr jungen Lesern würde das vielleicht nicht so auffallen, aber das Buch ist nunmal an Erwachsene gerichtet und sollte den Intellekt meiner Generation erwartungsgemäß auch ansprechen. Für mich persönlich wirkten die Dialoge so gar nicht der Epoche und auch nicht dem Stand der einzelnen Personen entsprechend. Das führt wiederum dazu, dass die Figuren nicht authentisch wirken, sondern eher wie Laiendarsteller, die um ihre Glaubwürdigkeit bemüht sind.

Über all das könnte ich noch hinweg sehen, wenn wenigstens der versprochene Rätselspass von den o.g. Punkten ablenken würde. Die Rätsel waren allerdings recht einfach gestrickt und schnell gelöst, weswegen ich mich bereits nach der Hälfte des Buches mit viel Mühe durchgerungen habe. Die Story hat mich leider überhaupt nicht gefesselt. Das mag aber auch daran liegen, dass Jack the Ripper als Mörderprofil literarisch bereits völlig verbraucht ist und nicht mehr viel an neuen Erkenntnissen liefert. Ein eher unbekannter Fall aus der Vergangenheit wäre vielleicht interessanter gewesen.

Einzig und allein das Ende des Buches ist etwas spannend, weil man zwischen vier Tätermöglichkeiten wählen kann. Doch die Entscheidung fällt nicht besonders schwer, weil die angebotenen Hinweise zwangsläufig nur in eine Richtung deuten. Die Aufklärung wiederum ist mE sehr gewagt und stützt auch meine eigene Theorie, um welche Art von Täter es sich bei Jack the Ripper wohl gehandelt haben könnte. Auch hier war die Schwierigkeit der Erarbeitung nicht sonderlich hoch, weswegen ich der Meinung bin, dass sich das Buch eher für die deutlich jüngere Leserschaft eignet, die sich eventuell mit dem Fall noch nicht intensiv beschäftigt hat.

Fazit:
Ein True-Crime-Rätselbuch über den bekanntesten Serienmörder der Welt mit leider nicht sehr fordernden Rätselmöglichkeiten und einer gewagten Auflösung, auf die eindeutig hingewirkt wird. Eine netter Zeitvertreib mit viel Luft nach oben!

Bewertung vom 20.11.2023
Monsteranwalt / Monsteranwalt Daniel Becker Bd.2
Buckingham, Royce

Monsteranwalt / Monsteranwalt Daniel Becker Bd.2


sehr gut

Zum Inhalt:
Daniel Becker ist Anwalt in Seattle und hat alle Hände voll zu tun. Denn seine Mandanten sind überwiegend übernatürlicher Natur. So auch die neue Mandantin, die sich plötzlich in eine Riesenschlange verwandelt und ihn attackiert. Nach dem gescheiterten Mordversuch kann sich allerdings an gar nichts mehr erinnern. Wurde sie mit einem Zauber belegt und als Werkzeug benutzt? Becker nimmt die Attentäterin als Gast bei sich auf. Bevor er aber den versuchten Mordanschlag aufklären kann, wird er bereits mit der nächsten Sache konfrontiert. Die Bürgermeisterin höchstpersönlich beauftragt ihn mit einem heiklen Fall, der ebenfalls übernatürlicher Art zu sein scheint. Ein undefiniertes Monster treibt wohl sein Unwesen und versenkt Schiffe. Und es kommt auf Seattle zu...

Meine Leseerfahrung:
Ich bin in diese Reihe mit dem 2. Teil gestartet und bewerte "Monsteranwalt" ganz unabhängig vom Vorgänger.
Als Anwältin bin ich etwas neidisch auf Beckers Fälle. Denn sie sind spannend, abwechslungsreich und unterhaltsam. Becker beschäftigt sich in diesem Band mit mehreren Mandanten, die auf völlig unterschiedliche Weise seine Aufmerksamkeit erfordern. Die einzige menschliche Mandantin ist die Bürgermeisterin, die ihn wiederum mit der Lösung eines übernatürlichen Problems beauftragt. In diesem Fall kann Becker wenigstens auf eine gute Bezahlung hoffen, was ihn zusätzlich in seiner Arbeit motiviert. Insgesamt wird hier durchgehend für Unterhaltung gesorgt.

Wirklich anspruchsvoll im literarischen Sinne ist dieses Buch aber nicht. Der Erzählstil ist recht einfach, erzählt wird aus der Perspektive des Protagonisten selbst, so dass man als Leser unmittelbar an der Gedankenwelt von Becker teilnimmt. Er ist der etwas verpeilte Stereotyp eines Anwalts, der versucht, all seinen Mandanten gerecht zu werden, ohne zwischen Mensch und Monster zu unterscheiden. Denn jedes Wesen verdient nunmal einen ordentlichen Rechtsbeistand. Auch wenn Becker noch ein Frischling in Bezug auf Übernatürliches ist, nimmt er dennoch jede Hürde auf sich, so zB als er als Anwalt bei einem Hexentribunal mitwirkt, ohne wirklich zu wissen, was auf ihn zukommt.
Neben den beruflichen Herausforderungen hat Becker zudem auch mit zwischenmenschlichen Problemen zu kämpfen, was ihn überaus sympathisch macht, insbesondere wenn er als besorgter Vater sich liebevoll um seine junge Tochter Lucy bemüht.

Die Story ist recht kurzweilig erzählt und lässt sich dank knapp gehaltener Kapitel auch wunderbar flüssig lesen. Ein bisschen mehr Tiefgang wäre zwar prima gewesen, auch wurde an einigen Stellen Potential verschenkt, wo man die Handlungsstränge durchaus hätte weiter ausbauen können. Für Freunde der "leichten" Unterhaltung ist "Monsteranwalt" aber definitiv empfehlenswert.

Fazit:
Auch wenn die Geschichte um Daniel Becker und seine übernatürlichen Fälle noch ausbaufähig ist, überzeugt die Reihe durchweg als Urban-Fantasy-Neuheit. "Monsteranwalt" ist kurzweilige Unterhaltung mit spannenden Kapiteln, abwechslungsreichen Plotlines und viel Humor.

Bewertung vom 11.11.2023
Holly
King, Stephen

Holly


sehr gut

Zum Inhalt:
Holly ist Privatermittlerin und kämpft sich mitten in der Corona-Pandemie durch persönliche Krisen, als eine Frau sie beauftragt, ihre seit Wochen vermisste Tochter zu finden. Diese verschwand völlig spurlos und hinterließ nur ihr Fahrrad in einer eher ruhigen Gegend. Während ihrer Recherchen findet Holly zufällig heraus, dass es in der näheren Umgebung seit Jahren Vermisstenfälle gemeldet werden. Komischerweise hatten die verschwundenen Personen auf irgendeine Weise eine Verbindung zu einem emeritierten Professorenpärchen. Holly kommt der Lösung des Falles immer näher, und merkt nicht, dass sie selbst ins Visier gerät...

Meine Leserfahrung:
Die Hauptfigur Holly habe ich erst in "Blutige Nachrichten" kennengelernt. Viele werden sie aber bereits vorher aus "Outsider" oder der Mr. Mercedes Trilogie her kennen. Die Idee, ihrer Figur einen eigenen Roman zu widmen, finde ich clever. Die geleistete Vorarbeit um die wiederkehrende Figur hat einen sympathischen Charakter geschaffen, den man bereits ins Herz geschlossen hatte. Man merkt beim Lesen, dass Holly zu Kings Lieblingsfiguren zählt. Sie hat sich von der grauen Nebenfigur zu einer mutigen Hauptfigur gemausert. Hier dürften wir noch auf weitere Romane mit ihr hoffen.

Dass der Roman ein typischer King ist, beweist bereits der Anfang, wenn der Autor bezüglich weiterer Geschehnisse vorgreift und verrät, dass die erste Figur, die im ersten Kapitel auftaucht, bald sterben wird. Das tut der Spannung absolut keinen Abbruch, vielmehr ist man mittendrin in der Geschichte und gespannt auf die Täterseite. Auch diese wird bald schon offenbart und man erhält durch den regelmäßigen Perspektivwechsel konkrete Eindrücke, was die Gedankenwelt der einzelnen Figuren anbelangt. Im weiteren Verlauf lernen wir das abgrundtief Böse der menschlichen Natur kennen und erfahren, wie es seine verabscheuungswürdigen Taten rechtfertigt.

Was an diesem Buch sehr oft bemängelt wurde, ist die angeblich zu oft wiederholte Thematik der Coronazeit samt der Impfpolitik. King hat hier zwar eindeutig seine eigene Meinung einfließen lassen, aber er hat damit die Atmosphäre der Pandemiezeit hervorragend eingefangen und wiedergegeben. Auch wenn er die Gegenmeinung vertreten hätte, hätte mich das persönlich nicht gestört. Das Setting der Story ist perfekt, die Einstellungen der verschiedenen und facettenreichen Figuren fügen sich prima ein und die Handlung ist nunmal auch geprägt von den zeitlichen Gegebenheiten der Coronaphase. Noch authentischer hätte King nicht erzählen können. Wer sich aber beim Lesen auf Grund seiner eigenen politischen Meinung angegriffen fühlen sollte, ist eines Kings definitiv nicht würdig.

Fazit:
"Holly" ist ein scheinbar 'normal' wirkender Krimi, der sich immer mehr zu einem nervenaufreibenden Thriller verwandelt. Ein elektrisierender Lesegenuss mit einem unvorhersehbaren Finale!

Bewertung vom 04.11.2023
The Addams Family - Das Familienalbum
Addams, Charles

The Addams Family - Das Familienalbum


ausgezeichnet

Zum Inhalt:
Mit "The Addams Family: Das Familienalbum" liegt uns endlich eine deutsche Ausgabe vor, die Originalcartoons der jahrzehntelang bekannten und andersartigen Familie in einem prächtig gestalteten Hardcoverbuch versammelt. Unterteilt in Abschnitte über die einzelnen Figuren gibt das Buch zudem einen umfassenden Einblick in die Entwicklung der Cartoons durch Charles Addams sowie auch informatives Hintergrundwissen zu den einzelnen Familienmitgliedern sowie auch Verwandten und Freunden, die in den Originalcartoons zeitweise zu sehen waren. Auch dem schaurigschönen Haus der Familie ist ein eigenes Kapitel gewidmet. Die Kapitel zu Morticia, Gomez und Co. werden außerdem von Charles Addams' höchstpersönlich geschriebenen Charakterbeschreibungen eingeleitet, die er für die Fernsehserie der 60er Jahre auf Bitte des Produzenten verfasste.

Meine Leseerfahrung:
Nicht nur seit der Netflixserie "Wednesday" ist der Hype um die Addams Family groß. Ich persönlich bin ein Fan seit den Verfilmungen der 90er Jahre, als ich zum ersten Mal dieser unheimlichen und seltsamen Familie begegnet bin. Doch mit den Originalcartoons war ich weniger vertraut, weswegen ich sehr gespannt auf diese Ausgabe war.
Das Hardcoverbuch mutet ledrig an und ist in einem schwarzroten Stil gehalten, was der schaurigen unheimlichen Atmosphäre der Cartoons sehr gerecht wird. Die Abschnitte haben nur anfangs Text und konzentrieren sich hauptsächlich auf die Cartoons selbst. Dass die einzelnen Charaktere mit persönlich von Addams verfassten Charakterbeschreibungen eingeleitet wird, finde ich toll. Damit hat man direkt einen unverfälschten Eindruck von den Originalfiguren, so wie deren Schöpfer sie gesehen hat.

Das Besondere an diesem Familienalbum sind aber vor Allem die Originalcartoons, veröffentlichte wie auch unveröffentlichte. Die Entwicklung der einzelnen Figuren ist höchstinteressant und spiegelt deutlich wieder, wie Addams an ihnen herumprobiert hat, bis sie voll ausgereift waren. Sie mögen seltsam, unheimlich und gruselig wirken, dennoch schließt man sie ins Herz, weil sie trotz aller Eigenarten einen Familienzusammenhalt zeigen, wie es sich wohl jeder erträumen würde.

Fazit:
"The Addams Family: Das Familienalbum" nimmt uns mit auf eine faszinierende Reise zu den Ursprüngen der schrägen unheimlichen Familie, die weltweit viele Anhänger gefunden hat. Das nenne ich zeitlose Kunst und in dieser Ausgabe definitiv eine Bereicherung für die hauseigene Bibliothek!

Bewertung vom 26.10.2023
Der Knochenwald
Henry, Christina

Der Knochenwald


sehr gut

Zum Inhalt:
Mattie lebt mit ihrem Ehemann William in einer Berghütte, die weit abgelegen liegt und völlig abgeschnitten von der Außenwelt ist. Sie darf die nähere Umgebung nie verlassen und darf auch sonst nichts tun, was William aufregen würde. Denn ihr Ehemann ist ein brutaler gewalttätiger Mann, der sie bereits bei dem kleinsten Fehler heftig verprügelt. Als die beiden die verstümmelte Leiche eines Tieres und gewaltige Fußabdrücke finden, vermuten sie eine wilde Bestie, die weit größer und stärker als ein Bär sein muss. Dann tauchen plötzlich Fremde auf dem Berggipfel auf, die nach einer unnatürlichen Kreatur suchen, und das Unheil nimmt seinen Lauf...

Meine Leseerfahrung:
Christina Henry liefert einen düsteren Roman nach dem Anderen ab, weswegen ich immer wieder gern zu ihren Büchern greife. Ihr letztes Buch "Der Geisterbaum" war trotz vielversprechendem Titel für mich persönlich leider enttäuschend. Das hat die Autorin mit ihrem neuesten Roman allerdings wieder wett gemacht. Ich bin nur so durch die Seiten gerauscht und konnte das Ende kaum abwarten.

Wenn man aber bei Henry auf ein rundum zufriedenstellendes Ende hofft, dann ist man an der falschen Adresse. Der Ausgang ist bei ihren Romanen aber auch nicht wirklich wichtig, was bei "Der Knochenwald" überaus deutlich wird. Die Story ist tiefgründiger, als man denkt, auch wenn sie zunächst den Anschein einer "simplen" kurzweiligen Horrorgeschichte hat.

Auf der einen Seite ist dieses nicht greifbare Monster in der Wildnis, das ständig Spuren hinterlässt, aber von niemandem wirklich gesehen worden ist. Auf der anderen Seite werden wir als Leserschaft mit einem wahrlich grauenhaften Monster unserer Realität konfrontiert und unsere Urängste herausgekitzelt, die wir doch lieber weiter schlummern lassen würden. Mein Unbehagen während des Lesens wurde vielmehr vom zweiten Monster auf Trab gehalten, weil wir Menschen nun mal wissen, dass sicherlich noch viele solcher Monster da draußen wüten und seelische Scherbenhaufen hinterlassen.

Daher hat mich keine andere Protagonistin, die je von Henry gezeichnet wurde, dermaßen berührt, was vielleicht auch der Grund ist, dass ich diesen Roman trotz unbefriedigendem Abschlusses genossen habe. Hier wird mehr Thriller als Horror geboten, die Mischung mit den gruseligen Elementen ist dennoch klug gewählt. Sie zeigt auf eine durchdachte Art und Weise, dass wir uns den Monstern im wahren Leben stellen und nicht die unrealen Monster unter dem Bett fürchten sollten.

Fazit:
Mit "Der Knochenwald" gelingt Christina Henry wieder einmal ein düsteres, dunkles Werk, dass an unseren Ängsten rüttelt und uns die wahren Monster im Leben aufzeigt. Dieser Roman bietet keine einfache Horrorgeschichte und ist sicherlich nicht leicht zu verdauen, ist aber dennoch lesenswert, wenn man sich den eigenen Dämonen stellen möchte.

Bewertung vom 16.10.2023
Love Will Tear Us Apart / The Stranger Times Bd.3
McDonnell, C. K.

Love Will Tear Us Apart / The Stranger Times Bd.3


ausgezeichnet

Zum Inhalt:
In der Redaktion von "The Stranger Times" läuft es wieder drunter und drüber. Hannah hat unerwartet gekündigt und treibt sich in einem sektenähnlichen Erholungszentrum rum. Als Ersatz für sie taucht plötzlich eine völlig Unbekannte namens Betty in der Redaktion auf und erklärt sich gleich zur stellvertretenden Chefredakteurin. Eigentlich ist eine Konfrontation mit dem cholerischen Chef Banecroft vorprogrammiert, da er solche Dreistigkeiten auf den Tod nicht ausstehen kann. Aber er ist momentan viel zu sehr damit beschäftigt, seine tote Ehefrau retten zu wollen, und verhält sich immer merkwürdiger...

Meine Leseerfahrung:
Ich liebe diese schräglustige Fantasy-Reihe und bin jedesmal total happy, wenn die Geschichte um den Choleriker Banecroft und sein skurriles Redaktionsteam weitergeht. Banecroft ist und bleibt meine Lieblingsfigur, auch wenn er im dritten Teil mehr in den Hintergrund rückt und sich nicht so gewohnt exzentrisch verhält wie in den vorherigen Bänden. Dafür tauchen diesmal andere sonderbare Personen wie Betty auf, die den Plot bereichern und für unterhaltsame Abwechslung sorgen.

Nachdem ich ein wenig enttäuscht war von dem zweiten Teil, der mir stellenweise zu langatmig erschien, bin ich nun umso begeisterter, da McDonnell in gewohnter Weise perfekt zwischen Humor und Spannung balanciert und damit für erstklassige Unterhaltung sorgt. Dennoch würde ich von einem späteren Einstieg in die Story abraten. Denn um die Zusammenhänge verstehen zu können, braucht man definitiv die Handlung aus den ersten beiden Teilen. Glücklicherweise schließt sich nun nämlich der Kreis und ein paar Figuren erleben sowas wie ein Happy End. Und die Beste Sache in dieser Reihe, die mich immer wieder zum Lachen bringt, ist der berühmte Irrentag, der im dritten Teil so richtig den Vogel abschießt. Bürger stehen Schlange, um über Übersinnliches etc. zu berichten. Macht Euch auf was gefasst!

Und noch eine gute Nachricht am Ende: Es bleibt nicht, wie anfangs angekündigt, bei einer Trilogie. Der 4. Teil wird auf englisch wohl bereits Anfang nächsten Jahres erscheinen. Jetzt heißt es, sehnsüchtig warten auf die deutsche Version!

Fazit:
Spannung und Humor auf höchster Ebene gekoppelt sorgen beim 3. Teil der Stranger Times Serie "Love will tear us apart" für köstliche Unterhaltung und ist somit mein ganz persönliches Highlight 2023! Wunderbar schräg und totally absurd bis zum Abwinken!

Bewertung vom 08.10.2023
Eisvogel und Lotusblüte

Eisvogel und Lotusblüte


ausgezeichnet

Zum Inhalt:
"Eisvogel und Lotusblüte" ist der erste Band der Kunst-Leporelloausgaben von Prestel und zeigt Vögel in Meisterwerken der japanischen Holzschnittkunst. Die seidenbezogene Ausgabe beinhaltet 60 Farbtafeln und ein zusätzliches 48-seitiges Booklet, das Informationen zur Entwicklung der japanischen Kunst sowie auch zu den abgebildeten Holzschnitten liefert. Abgerundet wird die Ausgabe mit einem schmuckvoll gestalteten Schuber, dessen Cover ebenfalls ein Holzschnitt ziert.

Meine Leseerfahrung:
Ich habe die Herausgeberin dieser Leporello-Ausgaben mit "Monet" kennengelernt und hatte nun einen ebenso großen Schuber erwartet. Diese Ausgabe ist zwar deutlich kleiner mit ca. 18x12cm, dafür aber viel handlicher und eleganter; insbesondere der Seidenüberzug des Leporello-Covers mit dem in Silber aufgedruckten japanischen Schriftzeichen zeigt, wieviel Qualität und Liebe zum Detail in dieser Ausgabe steckt.

Ich bin keine großartige Kennerin der japanischen Holzschnittkunst, befasse mich aber sehr gerne mit der historischen Seite künstlerischer Entwicklungen, insbesondere in anderen Kulturen. Daher fand ich das kleine Booklet sehr hilfreich und interessant, hätte mir aber etwas mehr Hintergrund-Informationen zu den einzelnen ausgewählten Bildtafeln gewünscht.

Besonders gut gefallen hat mir aber die facettenreiche Auswahl an Bildtafeln und Künstlern. Denn hier sind nicht nur bekannte Künstler wie Hiroshige vertreten, es wurden auch teilweise völlig unbekannte Künstler ausgewählt. Die Darstellungen konzentrieren sich auf Vögeln und Natur. Die abgebildeten Meisterwerke befinden sich größtenteils in New York, Amsterdam oder Boston. Mit dieser wunderschönen Ausgabe hat man sie alle beisammen und kann sich zu Hause an ihnen erfreuen.

Fazit:
Eine wundervolle, hochwertige Leporello-Ausgabe über die japanische Holzschnittkunst, die nicht nur Kunst- und Japanliebhaber, sondern auch Naturfreunde glücklich macht.

Bewertung vom 06.10.2023
Die Schwarze Königin
Heitz, Markus

Die Schwarze Königin


sehr gut

Zum Inhalt:
Als Len einen Ausflug nach Prag unternimmt, ahnt er noch nicht, wie sich sein Leben verändern wird. Er trifft auf eine geheimnisvolle Professorin und wird bald darauf von Vampiren gejagt. Denn er gilt als ein Drăculeşti, der letzte Nachfahre von Vlad II., der samt seiner Familie Vampirjäger war. Das Auftauchen von Len signalisiert für die Blutsauger, dass die schwarze Königin bald zurückkehrt. Sie war mit ihrem alchemistischen Wissen, die stärkste Feindin der Vampire. Doch die sind nicht die einzigen Kreaturen, die nun in der Gegenwart Jagd auf Len machen...

Meine Leseerfahrung:
Auch wenn Marcus Heitz mittlerweile eine Größe im Fantasy-Genre ist, hatte ich bisher nie die Gelegenheit, etwas von ihm zu lesen. Als ich mitbekommen habe, das sein neuestes Buch über Vampire handelt, war das die Gelegenheit für mich. Seit Anne Rice hat mich kein anderer Roman im Vampirgenre überzeugt. Mittlerweile kommt da mE auch nicht wirklich eine innovative Idee, so dass mich Vampirromane im Allgemeinen eher langweilen. Das Besondere an der "schwarzen Königin" aber ist, dass es sich um eine historisch reale Person handelt, um die sich die Story hier dreht. Sie liest sich daher eher wie ein alternatives Geschichtsbuch. Es gibt nämlich zwei Erzählebenen: Zum Einen das aktuelle Geschehen um den mutmaßlichen Draculešti Len und zum Anderen die Rückblicke in die Vergangenheit als Barbara von Cilli den Vorfahren von Vlad Tepeš kennenlernt.

Den Vampirismus mit alchemistischen Elementen zu verknüpfen und in einen realen geschichtlichen Kontext zu setzen, war definitiv eine geniale Idee, die Marcus Heitz hervorragend umgesetzt hat. Darüber hinaus fand ich auch die Einbettung der osmanischen Sichtweise mit den "Dschinns" in die Story perfekt. Einen solchen Ansatz hatte ich bisher noch nicht gelesen. Daher fand ich dieses Buch tatsächlich sehr interessant und fesselnd, weil es eben im Gegensatz zu den eher romantischen Vampirgeschichten mit den ewig gleichen Erzählstrukturen völlig neue Aspekte zu bieten hat. Ganz besonders lobenswert ist die überaus authentisch wirkende Ausarbeitung sämtlicher Figuren, insbesondere der schwarzen Königin, woran man sofort erkennt, dass Heitz hier eine solide Recherche bezüglich der historischen Figuren betrieben hat, bevor er sich an seinen Roman setzte. Aber auch die Figuren der Gegenwart sind sehr glaubwürdig und facettenreich.

Ich habe jedenfalls beide Handlungsstränge im Buch als sehr spannend empfunden und war durchgehend gespannt auf die Entwicklungen und natürlich auch das Ende der Story. Das wiederum kam regelrecht unerwartet und hat mich leider ziemlich unbefriedigt zurückgelassen. Ich hoffe doch stark, dass die Geschichte um Len noch fortgesetzt wird. Denn sonst macht dieser Abschluss für mich so absolut keinen Sinn.

Fazit:
"Die schwarze Königin" von Marcus Heitz eröffnet neue Perspektiven zum Thema Vampirismus und bietet eine düstere und spannende Story, die mitreißend ist. Insgesamt ein lesenswerter Vampirroman, der eine Fortsetzung erhoffen lässt.