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Spatzi79

Bewertungen

Insgesamt 31 Bewertungen
Bewertung vom 07.03.2017
Liebe mich nicht / Götterfunke Bd.1
Woolf, Marah

Liebe mich nicht / Götterfunke Bd.1


sehr gut

Jess und ihre beste Freundin Robyn sind auf dem Weg ins Sommercamp. Auf dem Weg dorthin geraten sie in ein Unwetter und haben einen schrecklichen Autounfall – oder doch nicht? Hat Jess das alles nur geträumt? Es scheint so…

Im Camp angekommen, trifft sie auf Cayden, den unglaublich gutaussehenden Neffen der Campleiter. Merkwürdigerweise haben sowohl diese als auch ihre Kinder alle auffällige griechische Götternamen: Zeus, Hera, Apoll, Athene – nur ein Spleen? Was sonst, denn die Götter sind schließlich nur Sagengestalten!

Obwohl Cayden sich nicht gerade liebenswürdig verhält, fühlt sich Jess schnell zu ihm hingezogen. Ihr Verstand warnt sie vor ihm, aber ihr Körper verrät sie regelmäßig. Eigentlich finde ich solche Szenen in Jugendbüchern ja eher zum Augenrollen, aber Jess kommentiert ihr Verhalten in ihren Gedanken durchaus selbstkritisch bis entsetzt und kann teilweise selbst nicht fassen, wie es ihr ergeht, was dann doch zum Schmunzeln führt.

Was Jess nicht weiß: Cayden ist eigentlich Prometheus und sein sehnlichster Wunsch ist es, menschlich zu sein. Diesen Wunsch erfüllt Zeus ihm, wenn er ein Mädchen findet, das ihm widerstehen kann. Aber wie soll irgendein menschliches Mädchen Nein zu einem griechischen Gott sagen können? Eigentlich ist es aussichtslos, aber Cayden hat die Hoffnung noch nicht aufgegeben. Für das jeweilige Mädchen endet dieses Spiel allerdings immer böse und mit gebrochenem Herzen, denn für ihn sind sie ja nur Mittel zum Zweck. Wird es auch Jess so ergehen?

Schnell wird klar, dass Jess irgendwie anders ist. Wird das Spiel dieses Mal anders verlaufen?

Ich kannte von Marah Woolf bisher ihre im Selfpublishing verlegten Bücher und war neugierig auf ihren ersten großen Verlagstitel. Die Kombination aus Jugendromanze und griechischer Göttersage klang ebenfalls vielversprechend.

Ich habe das Buch auch durchaus mit Vergnügen gelesen, auch wenn mich die Bedienung vieler Klischees streckenweise auch ein wenig genervt hat. Die Nebenfiguren haben mich teilweise mehr interessiert als die beiden Protagonisten, deren Verhalten (eigentlich gegenseitige Abneigung bei gleichzeitiger unglaublicher körperlicher Anziehung) doch sehr stereotyp war.

Aufgelockert wird die Handlung auch immer wieder durch kleine Einschübe aus Sicht des Götterboten Hermes, der den Auftrag hat, den Verlauf des Spiels als unsichtbarer Beobachter im Blick zu behalten und der dies auf amüsante Weise kommentiert.

Die Story bietet auf jeden Fall einiges an Potential und auf jeden Fall gute Unterhaltung, zwischendurch aber auch immer wieder Längen. Zudem handelt es sich um den Auftaktband einer Trilogie, Band 2 und 3 sind für September 2017 und März 2018 angekündigt, es heißt nun also erstmal warten, bis es weitergeht!

Bewertung vom 06.02.2017
DEAR AMY - Er wird mich töten, wenn Du mich nicht findest
Callaghan, Helen

DEAR AMY - Er wird mich töten, wenn Du mich nicht findest


gut

Margot Lewis ist Lehrerin in Cambridge. Nebenbei schreibt sie für eine kleine örtliche Zeitung eine Ratgeber-Kolumne unter dem Namen „Dear Amy“, an die sich Menschen mit allen möglichen Problemen wenden können. Eines Tages erhält sie einen sehr sonderbaren Brief, anscheinend von einem jungen Mädchen, das entführt wurde – nur liegt dieser Fall schon 15 Jahre zurück! Eine Handschriftenanalyse beweist, dass die Briefe tatsächlich von der damals spurlos verschwundenen Bethan Avery stammen, doch wie ist das möglich? Obwohl ihre Leiche niemals gefunden wurde, gingen die Ermittler davon aus, dass sie tot ist. Doch wenn sie noch lebt, warum dann diese Briefe und warum jetzt? Hat das etwas mit der aktuellen Entführung eines anderen jungen Mädchens zu tun?
Margot lässt der Fall keine Ruhe und sie verstrickt sich immer tiefer darin, auch wenn sie mit ihren Ansichten recht alleine dasteht. Noch dazu befindet sie sich gerade in Scheidung von ihrem Mann und ist emotional in einer ziemlichen Ausnahmesituation. Steigert sie sich in etwas hinein oder ist sie auf der richtigen Spur?

Wie so oft bei hoch gehypten Büchern war ich zu Beginn eher skeptisch und die erste Hälfte des Buches bestätigte mich in meinen Zweifeln auch noch. Ich fand die Geschichte wenig spannend und absolut nicht fesselnd. Einiges kam mir völlig unlogisch und nicht nachvollziehbar vor.
Margot ist auch kein besonders mitreißender Charakter, man lernt sie aber nach und nach besser verstehen und begreift immer besser, warum sie so ist, wie sie ist.

Im letzten Drittel gibt es dann eine für mich unerwartete Wendung der Geschichte, die mich dann doch dazu brachte, das Buch zu beenden. Zu dieser Wendung kann ich hier natürlich nicht mehr verraten, für mich war das aber eine Entwicklung, die viele meiner offenen Fragen beantwortete und die vorherigen vermeintlichen Unlogiken erklärte. Ab diesem Punkt ist dann aber auch der weitere Verlauf der Handlung wieder klar abzusehen und die Spannung flachte dementsprechend wieder ab.

Insgesamt fand ich das Buch nicht schlecht, kann ihm aber auch nicht mehr als durchschnittliche 3 Punkte geben.

Bewertung vom 22.11.2016
Winterblüte
Bomann, Corina

Winterblüte


gut

Heiligendamm, 1902. Johanna Baade, Tochter wohlhabender Gästehausbesitzer, hadert mit ihrem Schicksal. Gleich zwei junge Männer werben um sie, doch keinen von beiden will sie heiraten, denn ihr Herz gehört bereits einem anderen. Aber den würden ihre Eltern niemals akzeptieren, schwelt zwischen ihren beiden Familien doch eine jahrzehntelanger Konflikt. Weihnachten rückt näher und die Eltern machen Johanna Druck, sich für einen der beiden Kandidaten zu entscheiden.

Doch als Johannas Bruder Christian am Strand eine leblose junge Frau findet und mit nach Hause bringt, stehen erst einmal ganz andere Dinge im Vordergrund. Die junge Frau weiß nichts mehr, nicht einmal an ihren Namen und schon gar nicht, wie sie am Strand von Heiligendamm gelandet ist. Sie hatte nichts bei sich, umklammerte nur einen Zweig und erinnert sich an die Legende der Heiligen Barbara, laut derer ein am 4. Dezember geschnittener Zweig, der an Weihnachten blüht, Glück bringen soll.

Johanna und die junge Unbekannte freunden sich an, trotz des Widerstands der Mutter, die außergewöhnlich abweisend gegenüber der jungen Frau ist. Auch Christian fühlt sich bald zu Barbara, wie sie die junge Frau nennen, solange sie ihren wahren Namen nicht kennen, hingezogen.

Das Buch bietet keine großen Überraschungen, liest sich aber dennoch sehr angenehm. Im Gegensatz zu vielen aktuellen Romanen, die auf mehreren Zeitebenen spielen, findet die Handlung hier komplett im Jahr 1902 statt. Ich hätte mir etwas mehr Beschreibungen der Kulisse gewünscht, es werden zwar einige Informationen zur Entstehung des Kurortes gegeben, aber für mich hätte das ruhig etwas ausgiebiger sein dürfen. So liegt der Fokus der Erzählung ganz klar auf den Figuren. Diese sind gut und ausführlich dargestellt, ich hatte sie beim Lesen schön bildlich vor Augen. Allerdings, wie schon geschrieben, gibt es hier wenig Überraschungen, alle handeln recht vorhersehbar. Das Ende gerät erwartungsgemäß recht kitschig.

Eine Mischung aus verschiedenen Märchenelementen mit einem Weihnachtsroman, kein großes Anspruch, aber auf jeden Fall schöne Unterhaltung.

Bewertung vom 12.09.2016
Die Entflammten / Secret Fire Bd.1
Daugherty, C. J.;Rozenfeld, Carina

Die Entflammten / Secret Fire Bd.1


gut

Sacha ist 17 Jahre alt, lebt in Paris und ist unsterblich. Zumindest bis zu seinem 18. Geburtstag. An diesem Tag aber wird er sterben, so ist es ihm vorherbestimmt. Er geht wagemutige Wetten ein, immer in dem Wissen, dass seine Verletzungen blitzschnell heilen werden und er somit aus praktisch jeder Situation wieder heil herauskommen wird. In Anbetracht seines nahenden Todesdatums sieht er keinen Sinn mehr darin, Zeit mit Schule zu verplempern, oder mit anderen Dingen, die normale 17jährige so tun.

Taylor hingegen lebt in England, ist eine Musterschülerin und geht eigentlich nie ein Risiko ein. Ihr Leben besteht größtenteils aus Lernen und sozialem Engagement.
Als einer ihrer Lehrer ihr aufträgt, einem französischen Jungen per Internet Englisch-Nachhilfe zu geben, ist sie zuerst wenig begeistert, insbesondere als sie von besagtem Jungen dann auch noch eine ziemlich unfreundliche Abfuhr bekommt. Doch ihr Lehrer besteht darauf und so treten die beiden wohl oder übel miteinander in Kontakt. Der Junge ist natürlich kein anderer als Sacha und nach den ersten Startschwierigkeiten verstehen sie sich dann doch recht schnell besser.

Sachas Gabe beziehungsweise Fluch bekommt der Leser direkt von der ersten Seite an mit, doch nach und nach stellt sich heraus, dass es auch in Taylors Leben merkwürdige Geschehnisse gibt.
Natürlich stellt sich nun schnell heraus, dass es kein Zufall war, dass ausgerechnet sie beide in Kontakt miteinander gebracht wurden. Mehr möchte ich an dieser Stelle aber noch nicht verraten.

Das Buch ist der Auftaktband eines Zweiteilers. Es dauerte für meinen Geschmack relativ lange, bis die Geschichte einigermaßen in Schwung kam, erst in der zweiten Hälfte nimmt die Handlung allmählich etwas mehr Tempo auf.
Im Laufe dieses Bandes gibt es ein paar erste Erklärungen, aber noch keine richtigen Lösungsansätze. Der große Gegenspieler bleibt ein Unbekannter, nur seine Handlanger haben ihren Auftritt, die wirken allerdings ein bisschen arg an Harry Potter angelehnt!

Sacha und Taylor als Protagonisten blieben für mich relativ blass, vor allem Taylor. Mit keinem von beiden habe ich wirklich mitgefiebert.

Einige Details in der Handlung fand ich nicht wirklich schlüssig und solche Unlogiken stören mich in solcher Häufung dann schon.

Das Ende kommt recht abrupt, auch wenn es als Zwischenschlusspunkt durchaus annehmbar ist. Ohne den zweiten Band steht die Geschichte aber sehr unfertig da und so hoffe ich trotz meiner Kritikpunkte, dass Band 2 bald erscheint und ich erfahren kann, wie es weiter- und ausgeht!

Bewertung vom 31.08.2016
Und damit fing es an (Restexemplar)
Tremain, Rose

Und damit fing es an (Restexemplar)


sehr gut

Gustav Perle ist ein stiller Junge. Er wächst bei seiner Mutter Emilie auf, der Vater ist bereits kurz nach seiner Geburt gestorben, die Umstände sind für den Jungen lange nicht klar. Seine Mutter ist keine liebevolle Frau und ihr Verhältnis zu ihrem Sohn recht unterkühlt und distanziert. Sich in jeder Lebenslage zu beherrschen, ist ihr sehr wichtig und das vermittelt sie auch ihrem Sohn.

So wächst Gustav zwar nicht direkt unglücklich, aber auch eher freudlos auf. In der Vorschule trifft er dann eines Tages auf Anton, den Sohn wohlhabender jüdischer Eltern. Die beiden Jungen freunden sich an und Gustav verbringt viel Zeit bei und mit Antons Familie. Anton ist ein musikalisches Wunderkind und seine Eltern setzen große Hoffnungen in seine Zukunft als Konzertpianist. Durch sie erhält Gustav Einblicke in eine ganz andere Welt, aber auch immer wieder Dämpfer, wenn ihm deutlich gemacht wird, dass seine Familie eben nur aus Emilie und ihm besteht und sie ein gänzlich anderes Leben führen.

Nach und nach erfährt man als Leser in Rückblenden, warum Emilie ist, wie sie ist und wie es dazu gekommen ist. Auch Gustavs verstorbenen Vater Erich lernen wir so im Nachhinein kennen und diese Rückblenden erklären einiges.

Die Lebenswege von Anton und Gustav bleiben immer irgendwie verknüpft, driften manchmal etwas weiter auseinander, doch nähern sich dann auch wieder an.

Gustav Perle ist ein liebenswürdiger Mann, aber anscheinend liebt ihn niemand. Seine Mutter nicht, da sie zu sehr mit ihrer eigenen Vergangenheit kämpft, sein Freund Anton ist zu selbstbezogen und viele andere Menschen gibt es in Gustavs Leben nicht. Dennoch steht Gustav wiederum den Menschen, die ihm nahestehen, immer bei und ist für sie da.

Es ist ein Buch für Leser, die ruhige Töne mögen. Wer viel Action erwartet, ist hier sicherlich falsch beraten. Aber gerade wegen dieser leisen Töne hat mir die Geschichte sehr gut gefallen. Die Figuren werden gut gezeichnet, man sieht sie regelrecht vor sich. Auch wenn man anfangs nicht alles versteht, erklärt sich im Laufe der Handlung doch alles und man kann nachvollziehen, warum sie so geworden sind.

Gustav ist in den 1940er Jahren geboren, die Geschichte der Schweiz vor und während des Zweiten Weltkriegs spielt eine gewisse Rolle für die Handlung und war für mich sehr interessant, da ich bisher immer nur Bücher gelesen habe, in denen Menschen zwar in die Schweiz geflohen sind, aber nie Romane aus Schweizer Sicht.

Das Hauptaugenmerk liegt aber klar auf den Figuren und ihrem komplizierten Beziehungsgeflecht.

Ein tolles Buch, wenn man sich auf derartige Geschichten einlassen kann und will!

Bewertung vom 02.06.2016
Endgültig / Jenny Aaron Bd.1
Pflüger, Andreas

Endgültig / Jenny Aaron Bd.1


sehr gut

Ein bisschen überladen.
Jenny Aaron war Mitglied der 'Abteilung', einer ganz besonderen Einheit der Polizei. Sie haben ihren Sitz in Berlin, operieren international und im Verborgenen, sind eine eingeschweißte, aufeinander eingeschworene Truppe und jeder von ihnen gehört zu den besten Kämpfern, die man sich vorstellen kann. Und Jenny ist unter ihnen eine der Besten! Zumindest war sie das bis zum den Tag in Barcelona, als ein Einsatz entsetzlich schiefgeht. Jenny und ihr Partner geraten in eine Falle, Jenny wird schwer verletzt und ist seitdem blind. Doch sie gibt nicht auf, lernt, mit ihrer Behinderung zu leben und sie zu nutzen und so wird sie zu einer der besten Verhörspezialistinnen des BKA. Zu ihren alten Kollegen hat sie kaum noch Kontakt, bis diese sie eines Tages um Mithilfe bitten. Als junge Polizistin hatte sie einen Frauenmörder verhaftet und dieser hat nun eine Gefängnispsychologin umgebracht und will nur mit Jenny Aaron über die Tat sprechen. Also macht sie sich auf den Weg nach Berlin, um sich den Gespenstern ihrer Vergangenheit zu stellen ' doch sie hat keine Ahnung, was sie erwartet und wie weit in die Vergangenheit alles zurückreicht. Denn es geht um viel mehr, als auf den ersten Blick erkennbar war.

Die ersten Seiten lesen sich nach einem spannenden Psychothriller, doch schnell wird klar, dass hier noch viel mehr dahintersteckt. Andreas Pflüger entwickelt eine hochkomplexe und verwickelte Story, in der am Ende praktisch nichts mehr so ist, wie zu Anfang gedacht.

Jenny Aaron, im Buch die meiste Zeit nur beim Nachnamen Aaron genannt, ist eine schwierige Protagonistin, ganz sicher keine glanzvolle Heldin, sondern eine beinahe gebrochene Frau, die mit sich und ihren Erlebnissen schwer zu kämpfen hat, sich diesem Kampf aber auch stellt. Aaron ist eine geradezu übermenschliche Figur, dennoch wirkt ihr Charakter glaubwürdig, auch wenn manche Szenen kaum vorstellbar für eine blinde Frau sind.

Es gibt eine ganze Reihe von wichtigen Nebenfiguren, Aarons alte Kollegen, die neue Chefin der Abteilung sowie natürlich Aarons Widersacher und Gegenpart, der sich erst nach und nach offenbart. Das Zusammenspiel all dieser Figuren wird detailliert dargestellt und man ist als Leser mittendrin, auch wenn ein Leben in einer derartigen Einheit für einen normalen Menschen kaum vorstellbar ist. Dennoch gibt es auch immer wieder Szenen der Normalität, die eben diesen Spagat zwischen ihrem Beruf und ihrem Privatleben gut beschreiben. Über allem steht der Zusammenhalt der Kollegen untereinander.

Die Handlung ist spannend und rasant, nimmt anfangs langsam, dann immer schneller Fahrt auf und gipfelt in einem heftigen Showdown. Immer wieder überrascht der Autor durch unerwartete Wendungen und hält so den Spannungslevel konstant hoch.

Insgesamt war mir die Story fast ein bisschen zu dicht und gedrängt, fast ein wenig überladen, ein bisschen zu viel. Dennoch spannender Lesestoff, den ich Fans von komplexen Thrillern durchaus empfehlen kann!

Bewertung vom 02.06.2016
In der ersten Reihe sieht man Meer
Kobr, Michael;Klüpfel, Volker

In der ersten Reihe sieht man Meer


sehr gut

Wenig Handlung - viel Spaß!
Alexander Klein hat sich überreden lassen, wieder einmal mit der ganzen Familie an die Adria zu fahren. Am Vorabend des Reisebeginns schläft er über einem alten Fotoalbum und mit den Erinnerungen an damals ein – und erwacht am nächsten Morgen als sein 15jähriges Ich, dazu verdammt, den typisch deutschen Italienurlaub in den 80er Jahren noch einmal zu erleben!

In den 80er Jahren war ich selbst noch relativ jung, dennoch kamen beim Lesen dieses Buches viele Erinnerungen hoch! Vollgepackte Urlaubsautos, 3 Kinder auf der Rückbank, den halben Hausstand im Kofferraum oder unter den Sitzbänken, Grenzkontrollen, trostlose Feriensiedlungen aus Beton, Vorurteile, wohin man blickt und vieles mehr!

Natürlich strotzt das Buch nur so vor Klischees! Aber haben die meisten Klischees nicht auch immer irgendwo einen wahren Kern?
Aus Sicht von Alex, der zwar in seinem dicklichen, pickligen 15jährigen Körper steckt, geistig aber 3 Jahrzehnte voraus ist, erleben wir das alles hautnah mit! Peinliche Momente voller Fremdschämen gibt es reichlich und man fragt sich immer wieder, warum man damals überhaupt ins Ausland in Urlaub gefahren ist, wo man doch so voller Vorurteile steckte und daheim doch sowieso alles besser war?

Ich habe mich beim Lesen köstlich amüsiert! Manchmal waren die Witze etwas zu derb, wurden zu häufig wiederholt und die Klischees etwas zu sehr übertrieben, aber dennoch war das damals ja teilweise wirklich so!

Die Story muss man suchen, eine wirkliche Handlung gibt es nicht. Die Urlaubsgeschichte der Familie Klein dient in erster Linie als Rahmenhandlung, um das Jahrzehnt des modischen Grauens noch einmal ordentlich durch den Kakao zu ziehen.

Das Buch bietet amüsante Unterhaltung, einige Stunden grinsenden Lesevergnügens – nicht mehr, aber auch nicht weniger!

Die Kapitel sind mit Songtiteln aus den 80ern überschrieben und der eine oder andere Ohrwurm hat sich direkt bei mir eingenistet! Das Ende bietet dann noch eine kleine Überraschung zum Nachdenken.

Insgesamt hat mir das Buch richtig Spaß gemacht, zumindest nachdem ich mich von meinem Anspruch an Handlung und einen roten Faden verabschiedet hatte!

Bewertung vom 26.04.2015
Die Sturmrose
Bomann, Corina

Die Sturmrose


sehr gut

Nach ihrer Scheidung zieht Annabel Hansen mit ihrer kleinen Tochter Leonie raus aus Hamburg nach Rügen. Dort hat sie ein wunderschönes Haus am Strand gemietet und will nach ihrer gescheiterten Ehe zur Ruhe kommen. Als Werbefachfrau kann sie überall arbeiten und den ersten Auftrag zieht sie schnell an Land, sie soll eine Marketingkampagne für ein Hotel in Sassnitz auf die Beine stellen. Nach ihrem ersten Termin mit dem Hotelbesitzer sieht sie zufällig im Hafen ein heruntergekommenes Schiff. Irgendetwas zieht sie geradezu magisch an und obwohl sie weiß, wie verrückt es ist, will sie die "Sturmrose" kaufen. Ihr schwebt vor, ein Kulturschiff aus ihr zu machen, doch sie muss schnell feststellen, dass ihre finanziellen Mittel nicht für den Kauf und die Reparatur des maroden Schiffes ausreichen werden. Doch es gibt einen weiteren Interessenten und die beiden werden sich einig.

Annabel findet in einem Versteck auf dem Schiff einen alten Brief, der belegt, dass die "Sturmrose" vor 30 Jahren Flüchtlinge aus der DDR über die Ostsee gebracht hat. Ihre Neugier ist geweckt, immerhin ist sie selbst auch im Osten geboren und ihre Mutter hat angeblich damals ebenfalls "rübergemacht" und sie als kleines Mädchen im Stich gelassen. Annabel wurde damals adoptiert und hat die Vergangenheit ruhen lassen, doch nun lässt sich der Gedanke an ihre leibliche Mutter nicht mehr unterdrücken. Sie fängt an, nachzuforschen, sowohl über die Geschichte des Schiffes und seiner Passagiere als auch über ihre eigene Herkunft.

Die Autorin greift hier ein spannendes und tragisches Kapitel deutsch-deutscher Geschichte auf.

Mich persönlich hat dies auch mehr interessiert als die romantischen und familiären Verwicklungen, die Annabel mit ihrem neuen Partner und ihrem Exmann nebenbei noch erlebt. Insbesondere auf den Ex hätte ich in der Handlung größtenteils verzichten können, mir kam es streckenweise so vor, als hätte eben noch ein "Bösewicht" in die Geschichte gehört und diese Rolle bekam nun mal er zugeteilt. Ich konnte es daher immer kaum erwarten, bis wir wieder einen neuen Teil aus der Vergangenheit präsentiert bekommen haben. Obwohl ich schon diverse Geschichten über Flucht aus der DDR gelesen habe, war noch keine dabei, die den Weg über die Ostsee beschrieben hat und so waren die Schicksale, die die "Sturmrose" miterlebt hat, für mich das Fesselndste an diesem Roman!

Bewertung vom 26.04.2015
Als der Himmel uns gehörte
Roth, Charlotte

Als der Himmel uns gehörte


sehr gut

London, 2011. Die olympischen Spiel im eigenen Land rücken näher, doch für die Langstreckenläuferin Jennifer sieht es nicht so aus, als könnte ihr lebenslanger Traum einer Olympiateilnahme in Erfüllung gehen. Immer wieder versagen ihr bei Wettkämpfen die Nerven und so ist ihr Trainer nicht gewillt, sie zu nominieren.

Eines Tages tritt ein Fremder in ihr Leben und bringt sie dazu, ihre Vergangenheit besser kennenzulernen, um sich so ihrer Zukunft stellen zu können. Jennifer war immer nur von ihrem Sport besessen, ihr war nicht einmal wirklich bewusst, dass ihre eigene Urgroßmutter in ihrer Jugend eine Goldmedaille gewonnen hat und später die Mitbegründerin der Paralympics wurde.

Als Alberta ihr ihre Geschichte erzählt, ändert sich vieles für Jennifer.

Das Buch spielt auf zwei Zeitebenen. Einmal im Jahr 2011/2012 und in den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts. Alberta ist eine lebenslustige junge Frau, sportlich, intelligent, mutig und unkonventionell. Als Töchter eines Radiosprechers erhalten sie und ihre Schwester Auguste die einmalige Chance, mit zu den Olympischen Spielen nach Los Angeles zu fahren. Auf der Reise lernt Alberta zwei sehr unterschiedliche Männer kennen, den Deutschen Hannes und den Briten James, die als Springreiter gegeneinander antreten werden. Zwischen den vier jungen Menschen entwickelt sich in dieser unbeschwerten Zeit in Amerika eine Freundschaft und auch tiefere Gefühle. Doch um herauszufinden, wer zu wem gehört, werden sie noch lange brauchen – und die Zeiten ändern sich. Doch das wollen sie lange nicht wahrhaben, denn das Wichtigste scheint ihnen der Sport zu sein. Alberta ist fest entschlossen, 1936 als Bogenschützin bei Olympia in Berlin anzutreten und auch Hannes und James werden erneut in den Wettkampf gehen.

Ich habe mit großer Spannung auf dieses Buch gewartet. "Als wir unsterblich waren" war 2014 eins meiner absoluten Highlights, ein Buch, das mich mitgenommen und am Ende völlig fertig wieder ausgespuckt hat, ein Buch, bei dem ich gelacht, geliebt und geheult habe, wie es mir als relativ rationaler Leserin selten passiert.

Dementsprechend hoch waren natürlich die Erwartungen an diesen Nachfolger von Charlotte Roth, vielen besser bekannt als Charlotte Lyne.
Das Thema Sport und Olympia ließ mich schon etwas skeptisch an die Geschichte herangehen, da ich mit diesen Themen wenig bis gar nichts verbinde. Die Rahmenhandlung um Jennifer konnte mich letztlich dann auch nicht völlig überzeugen, hier war ich emotional einfach nicht sonderlich berührt.

Umso mehr habe ich mich auf die Kapitel mit Albertas Geschichte gefreut, meist finde ich in solchen Romanen mit zwei Zeitebenen den historischen Teil interessanter, so auch hier. Dieser nimmt eher langsam Schwung auf, entführt den Leser zuerst ins Land der unbegrenzten Möglichkeiten und dann zurück in ein Land, in dem die Begrenzungen immer mehr zunehmen – zumindest für Juden und alle anderen, die dem NS-Regime ein Dorn im Auge waren, während andere als "arische Idole" herausgeputzt und vorgezeigt werden. Die Autorin stellt in ihrer Geschichte die Frage, inwieweit Sportereignisse wie Olympia unpolitisch sein können und dürfen, ob Sportler sich nur für Sport interessieren und sonstiges Geschehen um sich herum ignorieren dürfen. Bei der Olympiade 1936 hat Deutschland der Welt ein gut geschminktes Gesicht gezeigt, viele haben mitgespielt oder die Augen verschlossen.

Die Geschichte von Alberta, Hannes und James war fesselnd zu lesen, einen richtigen Sog hat das Buch für mich aber erst im letzten Drittel entwickeln können.

Und dann geht am Ende plötzlich alles sehr schnell und schon ist die Geschichte dann auch wieder vorbei, da hatte ich dann schon fast das Gefühl, es geht zu schnell.

Insgesamt wieder ein tolles Buch, das für mich aber nicht ganz den Zauber seines Vorgängers erreicht hat.