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Aglaya

Bewertungen

Insgesamt 135 Bewertungen
Bewertung vom 14.04.2018
Das Vermächtnis des Künstlers / Bragolin Bd.1 (eBook, ePUB)
McBane, Gordon

Das Vermächtnis des Künstlers / Bragolin Bd.1 (eBook, ePUB)


weniger gut

Der Parapsychologe und "Geisterjäger" George Mallory wird nach Venedig eingeladen, um nach zwei verschwundenen Gemälden zu suchen. Diese gehören zu einer Reihe von Kinderportraits, deren Besitzer allesamt unter mysteriösen Umständen verstorben sind. Sind diese Portraits verhext, und wird es George gelingen, die gesamte Kollektion zu vereinen?

"Das Vermächtnis des Künstlers" ist der erste Band einer Trilogie. Die Handlung endet offen, um ein befriedigendes Ende zu erhalten, müsste wohl die ganze Trilogie gelesen werden.

Mit den Figuren konnte ich nichts anfangen. Alle erschienen mir sehr arrogant, alles, was nicht ihrem Geschmack entsprach, wurde als minderwertig betrachtet. Am schlimmsten fand ich die Kunstexpertin Josephine, die ihrer Teenager-Tochter Amanda nicht nur deren bevorzugte Musik und Lektüre verbieten will, sondern auch deren Freunde. Sie verbringt jeweils den ganzen Tag bei der Arbeit, findet alles, wofür sich die Tochter interessiert nur Schund und wundert sich dann, dass ihr Verhältnis nicht gerade das Beste ist…

Die Handlung zeigt durchaus interessante Aspekte, leider endet sie hier im Nichts. Vieles wird nur angedeutet, wie die unheimliche Macht der Gemälde und den geheimnisvollen Dritten, der ebenfalls hinter den noch fehlenden Bildern her ist, aber die ganze Handlung des ersten Bandes liesse sich ohne etwas auszulassen in wenigen Sätzen zusammenfassen, da kaum etwas passiert. Der Schluss bleibt offen, das Buch endet aber nicht etwa in einen Cliffhanger, der die Leser atemlos vor Spannung zurückgelassen hätte, sondern endet einfach.

Der Schreibstil erschien mir ziemlich hölzern und sperrig. Manche Formulierungen erschienen mit sogar komplett falsch. So wird beispielsweise gleich zweimal "jemandem das Tageslicht nehmen" verwendet, wenn jemandem die Augen ausgestochen werden. Das nennt man doch "das Augenlicht nehmen". Wenn man nur das Tageslicht nehmen würde, könnte derjenige bei künstlicher Beleuchtung ja noch sehen… Auch die Formulierung, George habe Amanda im Hotel zurückgelassen unter der Androhung, das Zimmer nicht zu verlassen, ergibt nicht viel Sinn. Angedroht werden Konsequenzen, nicht die verbotene Handlung. Wieso sich George darüber aufregt, dass Amanda ihn duzt, wenn die beiden englisch miteinander sprechen und sie keinen Namen gebraucht, fand ich ebenso unverständlich. Im Englischen gibt es zwischen duzen und siezen keinen Unterschied bei der Verbform, er kann daher gar nicht merken, ob sie ihn duzt oder siezt. Schlussendlich haben mich sogar solche Details genervt wie eine Szene mit einem Zippo-Feuerzeug, bei dem George etwas Petroleum drin lassen musste, damit er einen Funken erzeugen konnte. Erstens wird ein Zippo mit Benzin und nicht mit Petroleum betrieben, und zweitens wird der Funke rein mechanisch durch Reibung erzeugt, das Benzin wird nur für die Flamme, nicht aber den Funken benötigt.

Ich hatte mich vor der Lektüre sehr auf das Buch gefreut. Ein wunderbar kitschiges Cover, der Handlungsort in meiner Lieblingsstadt Venedig, die Verbindung aus Krimi und Mystery, alles klang sehr verlockend. Leider wurde ich sehr enttäuscht. Die Nachfolger werde ich nicht mehr lesen. Ich würde zwar gerne wissen, was hinter den Portraits steckt, aber durch zwei weitere Bücher quälen, um das herauszufinden, will ich mich dann doch nicht. Schade, das war ein Reinfall.

Mein Fazit
Unsympathische Figuren, magere Handlung, hölzerner Schreibstil.

Bewertung vom 13.04.2018
Die Affäre Carambol (Goethe und Schiller ermitteln) (eBook, ePUB)
Lehnberg, Stefan

Die Affäre Carambol (Goethe und Schiller ermitteln) (eBook, ePUB)


gut

Als die Dichter Schiller und Goethe auf der Durchreise in Franckfurth halt machen, werden sie um Hilfe gebeten. Zwei Hofräte sind unter mysteriösen Umständen ums Leben gekommen, und die restlichen fürchten nun den Tod.

"Die Affäre Carambol" ist bereits der zweite Krimi um die beiden berühmten Dichter. Ich kenne den ersten Band nicht, konnte der Handlung aber problemlos folgen.

Die Geschichte wird aus der Ich-Perspektive von Schiller in der Vergangenheit erzählt. Dieser bleibt dabei, wie auch sein Freund Goethe, ziemlich blass, die einzige Eigenschaft, die mit während der Lektüre aufgefallen ist, war eine gewisse Tollpatschigkeit. Sonst schien er ein Mensch ohne grosse Ziele, Wünsche oder Gefühle zu sein. Wieso sich der Autor ausgerechnet die beiden weltberühmten Dichter als Protagonisten ausgesucht hat, wurde mir während der Lektüre nicht wirklich klar. Man hätte die Namen auch mit Meier und Müller austauschen können, wirklich etwas geändert hätte sich an der Geschichte nicht.

Entgegen meinen Erwartungen handelte es sich bei den beiden Dichter-Detektiven nicht um die Sorte Ermittler, die ruhig und überlegt an die Lösung des Kriminalfalls herangingen und ihn mittels Nachdenken lösten. Nein, die beiden stürzten sich ziemlich Kopflos in die Sache hinein, vor allem Schiller zeigte sich dabei selten von seiner besten Seite. So wird der Fall mit mehr Glück als Verstand aufgelöst, wirklich Spuren, denen die beiden nachgegangen wären und damit den Leser zum miträtseln animiert hätten, sind keine zu finden.

Aufgefallen ist mir vor allem der Schreibstil. Obschon der Autor Stefan Lehnberg sich grösstenteils an moderne Orthographie- und Grammatikregeln hält, so stachen mir doch einige nach (sehr) alter Schreibweise geschriebener Worte ins Auge, wie bey, entzwey, Franckfurth oder Thüre. Dies machte die Lektüre zeitweise etwas harzig.

So negativ wie meine Beurteilung klingt, fand ich das Buch allerdings doch nicht. Die düstere Stimmung im Frankfurth des beginnenden 19. Jahrhunderts hat mir gut gefallen, die Angst vor dem Angriff der Franzosen und die kriegsversehrte Stadt.

Mein Fazit
Die Dichter agieren zu kopflos

Bewertung vom 11.04.2018
Höllenjazz in New Orleans / City-Blues-Quartett Bd.1
Celestin, Ray

Höllenjazz in New Orleans / City-Blues-Quartett Bd.1


gut

Der Axeman geht um! In New Orleans werden immer wieder (anscheinend) unbescholtene Bürger mit einer Axt erschlagen. Nicht nur die Polizei ist auf der Suche nach dem Täter.

Die Geschichte wird in der dritten Person in der Vergangenheit erzählt, dabei wechselt in jedem Kapitel die Perspektive. So ist es schwer, einen eindeutigen Protagonisten auszumachen. Ist es der Polizist Michael, der den Mordfall lösen soll? Der Italiener Luca, der erst vor kurzem aus dem Knast entlassen wurde? Oder doch die junge Privatdetektivin Ida, die zwar ohne Auftrag ihres Chefs, aber dafür mit Hilfe ihres Jugendfreundes Lewis (Louis) Armstrong, dem Musiker, ebenfalls nach dem Täter sucht?

Auch bei der Handlung konnte oder wollte sich der Autor Ray Celestin nicht auf einen einzelnen Fokus beschränken. Neben dem Kriminalfall, der vor lauter anderen Themen beinahe in den Hintergrund rutscht, werden auch der Anfangs des 20.Jahrhunderts grassierende Rassismus (inklusive Rassentrennung), Armut, Korruption und die Schwierigkeiten, als junger Berufsanfänger ohne Verbindungen Fuss zu fassen thematisiert. So muss Michael etwa seine Ehe vor der Öffentlichkeit verstecken, weil er als Weisser eine Schwarze geheiratet hat, was zu dieser Zeit in den Südstaaten nicht nur verpönt, sondern sogar verboten ist. Ida hingegen ist selbst zu einem Achtel Schwarze und wird weder von der einen noch von der anderen Seite anerkannt. Dass sie als ledige Frau kaum seriöse Berufsaussichten hat ist auch nicht weiter überraschend. Luca hingegen war selbst mal Polizist und wurde vor Jahren in einem Korruptionsskandal "geopfert".

Die Geschichte basiert im Grund auf wahren Begebenheiten, allerdings hat sich der Autor einige Freiheiten ausgenommen. So wird das gleich zu Beginn genannte ermordete Ehepaar Maggio genannt, und ein Paar dieses Namens wurde tatsächlich 1918 vom Axeman ermordet. Im Buch ist zu diesem Zeitpunkt allerdings schon von einem Serientäter die Rede, während in Wirklichkeit die Serie mit diesem Doppelmord erst begann (bei mehreren Morden im Jahr 1911 ist zweifelhaft, ob sie dem Axeman zugeschrieben werden müssen). Auch sonst dichtet der Autor das eine oder andere Detail hinzu, um die Mordreihe, die übrigens nie aufgeklärt wurde, noch unheimlicher darzustellen.

Während der Autor es schafft, mit vielen Beschreibungen und der Verwendung von lokalem Vokabular (das im Anhang mittels eines Wörterbuchs erklärt wird) eine schöne, überzeugende Stimmung aufzubauen, konzentrierte sich die Geschichte für meinen Geschmack dann doch zu sehr auf alles andere als den Kriminalfall. Dass der Verlag das Buch auf dem Cover nicht als Krimi oder Thriller, sondern schlicht als Roman anpreist, passt dazu. So konnte mich "Höllenjazz in New Orleans" nur bedingt überzeugen.

Mein Fazit
Zu viele Nebenthemen

Bewertung vom 11.04.2018
Über das tiefe Meer / Die drei Opale Bd.1
Driver, Sarah

Über das tiefe Meer / Die drei Opale Bd.1


gut

Die dreizehnjährige Maus ist die Enkelin der Kapitänin des Segelschiffes "Jägerin" und verbringt ihr Leben auf dem Meer. Als der böse Elk das Schiff übernimmt und ihr Vater und ihr kleiner Bruder Sperling verschwinden, muss Maus alles ihr Bekannte verlassen, auf der Suche nach Sperling und den berühmten drei Opalen…

Die Geschichte wird in der Ich-Perspektive der Protagonistin Maus in der Gegenwart erzählt. Maus ist 13 Jahre alt, wirkt aber deutlich jünger, ziemlich kindlich und nicht wie eine Teenagerin. Dies mag daran liegen, dass sie in einer ganz anderen Welt als der unseren aufwächst, auf einem Schiff, ohne Mutter und dafür mit vielen Aufgaben. Allerdings müsste sie dann wohl eher älter wirken als sie ist. Jedenfalls hat Maus eine aussergewöhnliche Begabung: sie spricht Tierschnack, was bedeutet, dass sie sich mit allen Tieren unterhalten kann. Sie macht das allerdings nicht zum Spass, sondern nur dann, wenn sie etwas von einem Tier will, eine Auskunft oder Hilfestellung.

Ohne grosse Einleitung wird der Leser gleich mitten in die Handlung geworfen und begleitet Maus beim Kampf gegen die bösen Terrodylen. Was das genau für Tiere sind, konnte ich nicht wirklich nachvollziehen. Auch sonst bleiben viele Fragen offen, wie beispielsweise, was es mit den titelgebenden drei Opalen auf sich hat, was mit Maus' Vater passiert ist oder was genau Elks Plan ist. Aber schliesslich bildet "Über das wilde Meer" nur den Auftaktsband einer Trilogie (ich nehme mal an, dass es eine Trilogie wird, wäre ja nur logisch bei drei Opalen), sodass ja auch einige Antworten für die späteren Bände aufgespart werden müssen.

Der Schreibstil ist für ein Kinderbuch eher anspruchsvoll, mit vielen wenig geläufigen oder gar frei erfundenen Wörtern, wie "Herzensdank", "Arzeney" oder die bereits erwähnten Terrodylen. Mit der Einschätzung für das Zielpublikum tue ich mich daher etwas schwer. Wie erwähnt wirkte Maus auf mich recht kindlich, was für eine junge Leserschaft sprechen würde und Jugendliche abschrecken könnte. Andererseits ist die Sprache für Leseanfänger zu kompliziert und die Geschichte enthält auch einige recht blutige Szenen, die jüngere Leser erschrecken könnten.

Mein Fazit
Zielgruppe unklar

Bewertung vom 25.02.2018
Deichfürst / Kommissar Möllenkamp Bd.1 (eBook, ePUB)
Hoorn, Heike van

Deichfürst / Kommissar Möllenkamp Bd.1 (eBook, ePUB)


gut

Auf einer Baustelle wird die Leiche eines lokalen Grossbauers gefunden. Der neu an die Nordsee gezogene Kommissar Stephan Möllenkamp ermittelt in seinem ersten Fall tief in die Vergangenheit…

Die Geschichte wird in der dritten Person in der Vergangenheit erzählt, in erster Linie aus der Sicht des Protagonisten Stephan Möllenkamp. Aber auch andere kommen in kurzen Abschnitten zu Wort, unter anderem die Lokalreporterin Gertrud Boekhoff. Das im Klappentext angekündigte "Ermittlerteam" ist in meinen Augen jedoch keines, denn abgesehen von ein paar kurzen Gesprächen gehen die beiden getrennte Wege und ermitteln jeder für sich alleine. Wirklich ins Herz schliessen konnte ich hier niemanden. Die meisten Figuren blieben ziemlich blass, und wenn jemand nennenswerte Eigenschaften zeigte, dann waren es eher negative.

Die Handlung ist aus zwei Strängen zusammengesetzt. Einerseits dreht sich der Krimi natürlich um die aufgefundene Leiche und die Suche nach dem Täter, andererseits wird die Flucht zweier Kinder nach dem zweiten Weltkrieg aus Ostpreussen geschildert. Der zweite Handlungsstrang streckt sich über mehrere Jahrzehnte und deckt langsam das Motiv für die Tat auf. Etwas verwirrend fand ich dabei, dass er zweite Strang, der vor dem Hauptstrang spielt, im Gegensatz zu diesem im Präsens geschildert wird. Die grosse Spannung blieb leider aus, die Ermittlungen verliefen ziemlich planlos und wirklich interessant wurde es eigentlich nur in den Vergangenheitspassagen.

Der Schreibstil der Autorin Heike van Hoorn liess sich grundsätzlich flüssig lesen, allerdings geriet ich stellenweise durch die häufige Nutzung von plattdeutschen oder Dialektpassagen ins Stocken. Diese werden zwar am Ende des Textes übersetzt, aber immer hin und her zu zappen ist ja auch nicht so praktisch. Aufgefallen ist mir ausserdem, dass in diesem Krimi Frauen grundsätzlich mit Vor- und Nachnamen oder nur mit Vornamen genannt werden, Männer hingegen entweder mit beiden Namen oder nur mit Nachnamen. Ich bin eigentlich nicht jemand, der sofort "Sexismus" schreit, aber dieser Punkt ist mir doch negativ aufgefallen.

Mein Fazit
Die grosse Spannung bleibt aus.

Bewertung vom 10.02.2018
Schlüssel 17 / Tom Babylon Bd.1
Raabe, Marc

Schlüssel 17 / Tom Babylon Bd.1


gut

Im Berliner Dom wird die Dompredigerin Brigitte Riss ermordet aufgefunden. Der Polizeikommissar Tom Babylon reisst den Fall sofort an sich, denn die Tote trägt einen Schlüssel um den Hals. Genau den Schlüssel, den Toms Schwester bei sich hatte, als sie vor 20 Jahren spurlos verschwand…

Die Geschichte wird in der dritten Person in der Gegenwart erzählt, oft aus der Sicht von Tom Babylon, aber auch andere kommen zu Wort. Leider konnte ich mich nicht wirklich mit Tom anfreunden. Er lügt und stiehlt Beweismittel, was für einen Polizisten absolut nicht geht und zudem wegen Befangenheit alle von ihm getätigten Ermittlungsergebnisse vor Gericht unverwertbar erscheinen lassen würde. Die Suche nach seiner Schwester hat für ihn vor allem anderen Vorrang, auch vor der Aufklärung des Mordes, in dessen Untersuchung er sich drängt. Das kann ich zwar irgendwie nachvollziehen, aber absolut nicht gutheissen. Neben Tom nimmt auch die Kriminalpsychologin Sita eine grosse Rolle ein. Sie konnte ich nur schwer einordnen. Sie scheint eine geheimnisvolle, von Gewalt geprägte Vergangenheit zu haben, aber was genau dahintersteckt, bleibt im Verborgenen.

Die Handlung ist aus mehreren Strängen zusammengesetzt. Einerseits dreht sich das Buch um die Aufklärung des Mordes an der Dompredigerin, ein anderer Strang konzentriert sich auch die Geschehnisse in Toms Jugend (dieser Strang wird in der Vergangenheitsform erzählt) und als drittes wird die Geschichte von Klärchen, einer Patientin einer psychiatrischen Klinik erzählt. Zur Lösung des Falles tragen alle drei Handlungsstränge bei, aber vor allem zu Beginn haben mich die Wechsel zwischen den Erzählsträngen eher aus der Handlung gerissen, als mich tiefer hinein zu führen. So schwankte die Spannung für mich leider stark, anstatt konstant hoch zu bleiben, wie bei einem Thriller gewünscht.

Wirklich packen konnte mich die Geschichte um den geheimnisvollen Schlüssel leider nicht, was wohl vor allem daran lag, dass ich Tom nicht mochte und mit seiner Vorgehensweise nicht einverstanden war. So wie es aussieht bildet "Schlüssel 17" den Auftakt zu einer neuen Reihe. Da ich Tom nicht mag, werde ich diese voraussichtlich nicht weiterverfolgen.

Mein Fazit
Stark schwankende Spannung

Bewertung vom 04.02.2018
Woman in Cabin 10
Ware, Ruth

Woman in Cabin 10


gut

Lo darf als Reisereporterin an der Jungfernfahrt eines neuen Luxuskreuzfahrtschiffes teilnehmen. Doch der Traum wird schnell zum Albtraum, als ihre Kabinennachbarin verschwindet und ihr niemand glauben will, dass sie überhaupt je an Bord war…

Die Geschichte wird in der Ich-Perspektive der Protagonistin Lo erzählt. Lo macht in diesem Buch vieles durch, schon bevor die Story wirklich losgeht, wird in ihre Wohnung eingebrochen und Lo wird dabei verletzt. So ist sie bereits ziemlich paranoid, als sie das Schiff zum ersten Mal betritt, und das Verschwinden der jungen Frau aus der Kabine nebenan hilft da natürlich nicht weiter. Ich hatte allerdings meine liebe Mühe, mich mit Lo anzufreunden. Das erste, was man über sie erfährt ist, dass sie ein ziemliches Alkoholproblem hat. Die Nächte, in denen sie nicht stockbesoffen im Bett landet, lassen sich an einer Hand abzählen. Ihre Arbeit scheint sie auch nicht wirklich zu interessieren. Sie erhält eine grosse Chance, nutzt sie aber nicht im Geringsten. Sie bereitet sich weder auf die Kreuzfahrt vor, noch unternimmt sie an Bord etwas im weitesten Sinne "reisejournalistisches". Dafür ist sie gut im Jammern, richtig nervig.

Während die Autorin Ruth Ware sehr geschickt eine unheimliche, klaustrophobische Stimmung aufbaut, hat die Handlung an sich doch recht wenig Substanz. Sehr viel passiert nicht, und der Hintergrund des Ganzen lässt sich schnell durchschauen. Die Geschichte lebt fast ausschliesslich von den Ängsten der Protagonistin, die anderen Figuren tragen nur wenig zur Handlung bei. Zudem läuft die Geschichte über lange Strecken hinweg sehr repetitiv ab. Jemand äussert eine Vermutung, wer die verschwundene Frau sein könnte, Lo sucht sie auf, sie ist es nicht. Sie äussert aber eine Vermutung, wer es stattdessen sein könnte, Lo sucht sie auf, und so weiter.

Zwischen den einzelnen längeren Handlungsabschnitten wird die Geschichte durch E-Mails und Zeitungsmeldungen unterbrochen, die meist nach dem jeweiligen Zeitpunkt der Haupthandlung spielen und mich daher zunächst etwas verwirrt hatten. So fragt beispielsweise Los Freund in ihrem Bekanntenkreis nach, ob jemand etwas von ihr gehört habe, da sie schon seit Tagen nicht auf seine Nachrichten reagiere, während Lo in der Haupthandlung erst vor wenigen Stunden zu Hause abgereist ist.

Mein Fazit
Schöne Stimmung, aber wenig Substanz

Bewertung vom 23.01.2018
Das Lied der toten Mädchen / Jan Römer Bd.3 (eBook, ePUB)
Geschke, Linus

Das Lied der toten Mädchen / Jan Römer Bd.3 (eBook, ePUB)


sehr gut

Jan Römer kümmert sich als Journalist um alte ungeklärte Kriminalfälle. Als er einen Mordfall aus den 1990ern untersucht, wird der alte Fall plötzlich wieder aktuell und brandheiss…

"Das Lied der toten Mädchen" ist bereits der dritte Krimi um den Journalisten Jan Römer. Ich kenne die Vorgänger nicht, konnte der Handlung aber problemlos folgen. Vorkenntnisse sind zum Verständnis daher nicht nötig.

Die Geschichte wird in der dritten Person erzählt, hauptsächlich aus der Sicht des Protagonisten Jan, bei Szenen, in denen er nicht vorkommt auch aus anderer Perspektive. Besonders oft kommt dabei ein gewisser "Uhrmacher" vor, bei dem lange nicht klar ist, wie er in der ganzen Sache drinhängt. Jan ist Anfang 40 und gerade mitten im Scheidungskampf mit seiner Noch-Ehefrau, die mit dem gemeinsamen Sohn nach Bayern ziehen will. So nimmt sein Privatleben einen nicht unwesentlichen Teil von Jans Gedanken und auch von der Handlung ein. Auch wenn an für meinen Geschmack etwas zu aggressiv ist, so war er mir doch sympathisch und ich konnte mit ihm mitfiebern und mitleiden.

Die Handlung ist komplex aufgebaut und entwickelt sich nur langsam, was beim gewählten Setting aber auch kein Wunder ist. Lange ad acta gelegte Fälle brauchen eine ziemliche Weile, bis wieder Bewegung ins Spiel kommt. Auch bis der Zusammenhang zwischen Haupthandlung, Prolog und den Szenen des "Uhrmachers" klar wird, dauert es seine Zeit. Dases sich bei den "Ermittlern" hier nicht um Polizisten, sondern um Journalisten handelt, drehen sich die Ermittlungen natürlich nicht um Fingerabdrücke und DNS-Spuren, sondern um Befragungen und Beobachtungen. Langweilig wird das nie, stellenweise hätte ich mir allerdings doch ein etwas höheres Erzähltempo gewünscht, wenn die Story etwas gar gemütlich vor sich hinplätscherte. Die Auflösung hat mich recht überrascht, da ich nie in die entsprechende Richtung gedacht hatte. So hat der Schluss meine Gesamtmeinung von "ganz ok, aber etwas zäh" zu "doch, gefällt mir gut" verbessert.

Der Schreibstil des Autors Linus Geschke lässt sich flüssig lesen und ich werde die Reihe gerne weiterverfolgen.

Mein Fazit
Etwas zäher Kriminalfall mit spannender Auflösung

Bewertung vom 20.01.2018
Hangman. Das Spiel des Mörders / New-Scotland-Yard-Thriller Bd.2 (eBook, ePUB)
Cole, Daniel

Hangman. Das Spiel des Mörders / New-Scotland-Yard-Thriller Bd.2 (eBook, ePUB)


weniger gut

In London und in New York werden Morde verübt, die augenscheinlich einen Zusammenhang haben. Die Londoner Polizei arbeitet mit FBI und CIA zusammen, um den Fall zu lösen, bevor es noch mehr Tote gibt…

Gemäss Nachwort sollte man zum Verständnis unbedingt den ersten Band der Reihe "Ragdoll" zuvor gelesen haben. Ich kenne den Vorgänger, finde aber, dass "Hangman" auch ohne Vorkenntnisse gut verstanden werden kann (einige Rezensenten scheinen da allerdings anderer Meinung zu sein).

Die Geschichte wird in der dritten Person aus der Sicht eines allwissenden Beobachters erzählt, der in alle Figuren hineinsehen kann. Ich fand das stellenweise ziemlich unübersichtlich, wenn innerhalb weniger Sätze nicht nur die Gefühle der einen, sondern auch gleich aller anderen Figuren beschrieben werden. Zudem fand ich praktisch alle Figuren ziemlich unausstehlich. Schon im ersten Band konnte ich den damaligen Protagonisten Wolf nicht leiden, gab der Reihe aber noch eine Chance, da dieser hier nicht mitspielt. Dafür nimmt Emily Baxter hier umso mehr Raum ein und bugsierte sich bei mir mit ihrer unfreundlichen, ruppigen und unanständigen Art direkt ins Abseits. Für meinen Geschmack gibt es in "Hangman" insgesamt zu viele Figuren, sodass ich es bald aufgegeben habe, die vielen Namen voneinander unterscheiden zu wollen.

Auch die Handlung fand ich nicht sonderlich spannend. Es gibt viele Tote und eine Actionszene jagt die andere, aber da der Leser bis auf eine niemanden zuvor kennengelernt hat, liessen mich die ganzen Opfer ziemlich kalt. Der Autor Daniel Cole versucht, die ziemlich brutale Handlung mit Humor aufzulockern, der mir allerdings zu plump war. Es wird sicherlich Leute geben, die darüber lachen können, wenn Special Agent Rouches Name immer wieder falsch ausgesprochen wird oder wenn drei hochrangige Ermittlungsbeamte die Nacht aus Angst vor einer Spinne aneinandergekuschelt im gleichen Bett verbringen, aber ich gehöre nicht dazu.

Leider konnte mich Daniel Coles Reihe auch mit dem zweiten Band nicht ansprechen. Das war's für mich, einen weiteren Band werde ich nicht mehr lesen.


Mein Fazit

Ich steige aus

Bewertung vom 16.01.2018
Das Jesus-Experiment
Roßbach, Bernd

Das Jesus-Experiment


gut

Der Wissenschaftler Tom Jennings hat eine Technik entwickelt, mithilfe derer er "vererbte Erinnerungen" sichtbar machen kann, also Erinnerungen an Ereignisse, die nicht die untersuchte Person selbst, sondern einer ihrer Vorfahren erlebt hat. Während er zunächst als grosser Fernsehstar aufsteigt, gerät er in tödliche Gefahr, als er sich auf die Suche nach einer Nachfahrin von Pontius Pilatus macht, mit deren Hilfe er Erinnerungen an Jesus Christus zeigen könnte. Denn nicht jeder will, dass die Menschheit in Jesus' Augen sehen kann…

Die Geschichte wird in der dritten Person erzählt, hauptsächlich aus der Sicht des Protagonisten Tom Jennings, stellenweise aber auch aus anderer Perspektive. Lieder konnte ich mich nicht wirklich in Tom hineinfühlen. Was treibt ihn an? Ist es das Geld, der Ruhm oder doch die wissenschaftliche Neugier? Auch über die anderen Figuren erfährt der Leser nur wenig.

Die Handlung entwickelt sich zunächst nur langsam. Auf vielen Seiten wird erst das Grundgerüst der Geschichte aufgebaut, bis die Sache so wirklich ins Rollen gerät. Danach ging mit vieles allerdings zu schnell. Zu viele Personen werden eingeführt, zu viele zu schnell ermordet, zu schnell reist der von Interpol gesuchte Jennings durch halb Europa, ohne dass es jemandem auffällt. So erschien mit das Tempo recht unausgeglichen. Lange Zeit passiert zu wenig, dann plötzlich viel zu viel auf einmal. Zudem hätte ich mir mehr "Mystery", mehr Rätsel gewünscht. Es stellen sich während des ganzen Buches recht wenig Fragen. Es ist klar, worum es geht (ein "Live-Video" von Jesus) und warum manche Menschen das nicht wollen (es könnte das "göttliche" von Jesus zunichte machen), die einzige Frage die bleibt ist, wer genau die Bösen sind. Und auch hier ist die Auflösung in meinen Augen nicht sonderlich überraschend. Der Nebenstrang mit der Erinnerungsbeeinflussung durch Regierungsbehörden wirkte auf mich etwas aufgesetzt und unnötig.

Der Schreibstil des Autors Bernd Roßbach lässt sich flüssig lesen. Allerdings ist mir der sehr häufige Gebrauch des Begriffs "Hirnforscher" für Jennings aufgefallen. Natürlich ist das nicht falsch, aber irgendwie klingt es so plump. Ein Fachbegriff wie "Neurowissenschaftler" (oder wie auch immer man Jennings' Tätigkeit genau einordnen will) hätte ich da eleganter gefunden.

Obschon ich grundsätzlich ein grosser Fan von Wissenschafts- und Religionsthriller bin, konnte mich "Das Jesus-Experiment" nicht wirklich überzeugen. Die wissenschaftlichen und religiösen Hintergründe klingen für mich als Laien überzeugend, ob sie es wirklich sind kann ich mangels Fachwissen natürlich nicht beurteilen. Das Buch ist durchaus unterhaltsam, aber atemberaubende Spannung wollte sich bei mir nicht einstellen.

Mein Fazit
Zu unausgewogen im Tempo