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venenorojo

Bewertungen

Insgesamt 52 Bewertungen
Bewertung vom 16.08.2025
Weiler, Paul

Nachricht von Frau Tod (eBook, ePUB)


sehr gut

"Nachricht von Frau Tod" ist mein erstes Werk von Paul Weiler. Es hat mich berührt - auch wenn ich lange Zeit gar nicht so richtig wusste, wohin die Reise geht. Olivia, die Protagonistin des Romans, sieht immer wieder mal eine weißhaarige Frau, und recht früh merkt sie, dass nur sie diese Frau sieht. Ebenfalls ahnt sie, dass der Tod eine Rolle in dieser Vision spielt. Dennoch muss sie sich erst auf eine Reise begeben, zu ihren Ahnen, zu ihrer Großmutter Abiola nach Namibia und viele Gespräche führen, die ihr dazu verhelfen, ihre Bestimmung zu erkennen. Besonders ist wohl auch, dass in diesem Roman die Einzelschicksale von drei Menschen, die im Ansatz miteinander zu tun haben, herausarbeiten. Alle haben mit dem Tod zu tun - jeder auf seine Art und Weise. Das Buch ist ergreifend, lässt über den Tod aber auch das Leben nachdenken und erzählt von Hoffnung.

Bewertung vom 12.08.2025
Rivera Garza, Cristina

Lilianas unvergänglicher Sommer


ausgezeichnet

Cristina Rivera Garza hat ein literarisches Meisterwerk geschaffen. Sie schreibt über ihre kleine Schwester Liliana, die vor fast dreißig Jahren einem Femizid zum Opfer gefallen ist. Die Akte zu dem Verbrechen ist nicht auffindbar, der Täter wurde nie belangt. Also schreibt Cristina Rivera Garza eine unverblümte Hommage an ihre Schwester, in dem sie Aufzeichnungen sowie Briefe, die sie bei ihrer Schwester fand, aufarbeitete und mit den ehemaligen Freund:innen und Kommiliton:innen gesprochen und Erinnerungen zusammengetragen hat. Entstanden ist ein Bild über eine junge, willensstarke und intelligente Frau. Eine liebende Freundin, eine eifrige Studentin, eine lebensbejahende, fröhliche Person, die auch ihre zerbrechlichen Seiten hatte und Einsamkeit kannte.
Es ist keine Anklage gegen den Mörder. Cristina Rivera Garza öffnet den Leser:innen die Augen, sensibilisiert für die dezenten Hinweise, die es auf häusliche Gewalt gibt, die eine Lebensgefahr mit sich bringen können. Dass es jede:n erwischen kann.
Wer auf eine spannende Geschichte rund um den Mord der Studentin hofft, wird mit diesem Buch nicht bedient. Es geht tiefer, es malt ein facettenreiches, buntes Portrait von der noch lebendigen Liliana. Schon zu Beginn des Buches ist klar, dass Liliana ermordet wurde, nicht mehr da ist. Dennoch hat die Autorin es geschafft, mich mit ihren Worten so zu berühren, dass ich Tränen um Liliana vergossen habe, um diese junge Frau, die noch ihr ganzes Leben vor sich hatte und vom Reisen träumte. Eines der beeindruckendsten Bücher, die ich in 2025 lesen durfte.

Bewertung vom 05.08.2025
Feilitzsch, Hanna von

DER SCHWARZE OKTOPUS (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Der zweite Fall von Chrístina Stratou beginnt mit einem Mord, der einen sofort mitnimmt. Wird aus der Sicht des Mörders doch eigentlich recht klar, dass er diesen Mord begehen muss, aber nicht wirklich begehen will. Lange tappt Chrístina mit ihrem Team im Dunkeln, die Ermittlungen wollen nicht so wirklich weitergehen. Durch die Sicht des Mörders, der häufiger "zu Wort" kommt, weiß man eigentlich schon oft mehr als die Polizei und bibbert immer wieder mit, dass die Polizei den einen oder anderen Hinweis erhält, um auf die richtige Fährte zu kommen.
Wie auch in dem ersten Fall taucht der Leser bzw. die Leserin ab und an auch in das Privatleben der Protagonistin ein, was mir persönlich sehr gut gefällt. Auch die geschilderte Liebe der Autorin zur Insel kommt oft durch und schmückt den Krimi mit den (für mich) notwendigen Wohlfühlmomenten aus.
Ein rundum gelungener Krimi, den man nicht wirklich aus der Hand legen mag. Am Ende bleiben ein, zwei Fragen ein wenig offen. Umso mehr freut man sich aber auf den nächsten Fall aus der Feder von Hanna von Feilitzsch.

Bewertung vom 04.08.2025
Sauer, Hardy

Gaditanos


ausgezeichnet

Vorab muss ich gestehen, dass mich das Cover nicht wirklich angesprochen hat, aber umso mehr der Titel. Hätte ich nicht "Gaditanos" gelesen, hätte ich das Buch wohl schlicht und einfach übersehen.
Zum Geschehen: Protagonistin ist Yolanda, ihres Zeichens Kriminalkommissarin im schönen Cadiz in Andalusien. Sie ist tough, sympathisch und hat das Herz am rechten Fleck. Ihr mexikanischer Kollege Hugo ist mir ebenfalls ziemlich schnell ans Herz gewachsen.
Die beiden werden zu einem Verkehrsunfall gerufen, was zumindest Yolanda ziemlich die Laune verdirbt. Hatte sie doch mit einem freien Wochenende gerechnet. Und überhaupt - was soll die Kripo bei einem Verkehrsunfall?
Ziemlich schnell stellt sich heraus, dass die Kripo nicht ohne Grund dazu gerufen wurde. Irgendetwas ist seltsam an dem Unfalltod.
Man bekommt gar nicht wirklich mit, wie rasant dieser Krimi Fahrt aufnimmt. Auf jeden Fall kommt man nicht an die Stelle, an der man das Buch einfach mal weglegen will. Stets wird die Spannung so aufrecht erhalten, dass man einfach viel zu neugierig ist, um eine Pause einzulegen.
Hardy Sauer legt mit seinem Erstlingswerk einen fulminanten Start hin. Besonders gelungen ist in meinen Augen, dass der Roman aus den Blickwinkeln von drei unterschiedlichen Personen erzählt wird, was das Ganze noch einen Tick spannender macht. Auch sind die Kapitel recht kurz gehalten. Blöderweise hilft das nicht. Statt dass man das Buch aus der Hand legt, denkt man eben "Ach, ein Kapitel geht noch. Ist ja kurz."
Kurzum: Der Krimi hat eine durchgehende Spannung zu bieten, ist sprachlich sehr angenehm zu lesen, macht Lust auf Andalusien und hinterlässt dem Leser bzw. der Leserin definitiv die Lust auf Fortsetzung. Und wenn möglich - pronto! Von mir gibt es volle fünf Sterne!

Bewertung vom 30.07.2025
Evans, Virginia

Die Briefeschreiberin


ausgezeichnet

Das Cover lädt an den idyllischen Platz ein, den Sybil van Antwerp jeden Montag, Mittwoch und Freitag (und manchmal auch zwischendurch) einnimmt, wo sie ihre Briefe schreibt. Briefe, die ihr Leben beschreiben, aus denen man über ihr Leben lernt, den Menschen Sybil van Antwerp kennenlernt. Brief für Brief setzt sich das Puzzle zu ihrer Person mehr zusammen, lernt man auch mehr über die Personen in ihrem Umfeld. Briefe, die ehrlich sind, die manchmal hart sind, die lustig sind, die bewegend und rührend sind, die den Leser als auch Sybil van Antwerp nachdenklich machen.
Dieser Roman besteht tatsächlich nur aus Briefen. Solche, die von Sybil selbst geschrieben werden, als auch solche, die sie erhält. Es ist faszinierend, wie viel man über Briefe von sich selbst preis gibt und auch über sich selbst lernt. In mir hat das Buch vieles bewegt, u. a. auch, wie viel Schuldgefühle man oft in sich trägt, über deren Auswirkung wir uns oft gar nicht im Klaren sind. Auch Sybil van Antwerp ging es wohl so. Virginia Evans ist es nicht nur gelungen, eine großartige, bewegende Geschichte durch Briefe zu konstruieren, sie bewegt mich persönlich auch dazu, wieder mal den Stift in die Hand zu nehmen und wie in früheren Zeiten, einen Brief zu schreiben. Und sei es der Brief an mich selbst.
Seite um Seite habe ich umgedreht und einfach immer weiter gelesen, weil ich wissen wollte, wie es weitergeht. Für mich ganz klar ein kurzweiliges Lesevergnügen, dem ich volle fünf Sterne gebe.

Bewertung vom 29.07.2025
Weber, Judith

Sherlock Holmes & Dr. Watson. Die Jagd nach dem Geisterzug (Band 1)


ausgezeichnet

Das Cover hat sofort meine Aufmerksamkeit auf sich gezogen, alles weitere habe ich dann aber in die Hände meiner Tochter gelegt, die das Buch in nicht einmal zwei Stunden komplett durchgelesen hat. O-Ton "Ich habe immer nur gedacht, ein Kapitel noch, Mama!". Definitiv meine Tochter!
Zum Inhalt: Sherlock Holmes in Form eines Hundes ermittelt mit Unterstützung von Dr. Watson, hier in Form eines Schweines. Ort der Ermittlung ist ganz Crazy London, Gegenstand der Ermittlung sind viele gestohlene Dinge sowie ein mysteriöser Geisterzug.
Das Buch ist aufgeteilt in zwölf Kapitel, die jeweils ein eigenes zu lösendes Rätsel mit sich bringen, aber auch den Weg zur Lösung des großen Rätsels ebnen. Gefallen haben meiner Tochter die große Schrift, die witzige Idee, die Schrift eben auch mal auf dem Kopf lesen zu müssen (oder das Buch einfach zu drehen beim Lesen), die Stadtpläne, Dr. Watsons Notizbuch sowie die Zeichnungen, die alles, was auch beschrieben wurde noch einmal zeigten. Besonderer Pluspunkt sind die vielen kleinen Wortspielereien, die sie mir auch gleich unbedingt nochmal zeigen musste. Und ja, da sage ich auch als Mama "Witzig!". Darauf muss man erst einmal kommen.
Kleines Manko: Die Rätsel fand meine Tochter als "nicht ganz deutlich" beschrieben.
Alles in allem ist es ein großartiges Buch, und meine Tochter hat nach dem Lesen der Vorschau in Band 1 gleich gesagt, dass wir uns Band 2 besorgen müssen, sobald es im Februar nächsten Jahres erscheint. Von uns beiden gibt es also volle fünf Sterne!

Bewertung vom 28.07.2025
Dubois, Julie

Gefährliche Aussicht


ausgezeichnet

Der fünfte Fall von Marie Mercier führt uns zu einem Paar, das aus Paris ins schöne Périgord gezogen ist, um dort eine gekaufte Chartreuse liebevoll zu renovieren. Nicht allen Dorfbewohnern St.-André-du-Périgords gefällt das. Als jedoch die hochschwangere Frau aus einem der Fenster stürzt und sich herausstellt, dass es Mord war, sind die Bewohner:innen schockiert und vermuten den Täter in ihrem Umfeld. Auch ind er Familie wird ermittelt, doch scheinbar haben alle Verdächtigen ein Alibi, und Marie und ihr Kollege Richard drehen sich im Kreis mit ihren Ermittlungen.
Dieser Teil war für mich persönlich sehr spannend, da ich bis zuletzt dem Täter nicht auf die Spur gekommen bin. Vielleicht fühlte ich mich genau so sicher wie er sich.
Nebenbei war es einfach wieder herzerfrischend schön, bei der Familie Mercier einzutauchen und auch dort die Geschehnisse zu verfolgen. Diese fand ich nicht ganz so überraschend, aber um so mehr freue ich mich jetzt schon wieder auf den nächsten Band.
Für Fans des leichten Krimigeschehens, die gerne auch das private Umfeld der Ermittler erkunden, und Liebhaber der französischen Küche ist dieser Krimi ein Muss!

Bewertung vom 19.07.2025
Stieler, Jana

Brackwasser - Stille Wasser sind tief. Und manche sogar tödlich ...


ausgezeichnet

Jana Stielers Psychothriller-Debüt überzeugt: Ich konnte das Buch einfach nicht aus der Hand legen. Das Cover wirkt neben der erahnten Idylle etwas unheimlich und düster. Zurecht! Die Protagonistin Svea beschäftigt sich nach ihrer Rückkehr in die Heimat mit dem frühen Tod ihrer ehemals besten Freundin Julia, mit dem ihr Onkel zu tun haben sollte. Ihr Onkel kann ihr darüber nichts mehr sagem, denn er selbst hat sich umgebracht. Er hat Svea sein Haus hinterlassen.
Stück für Stück versucht Svea, dem Geheimnis um das, was damals passiert ist, auf die Spur zu kommen. Hinderlich ist dabei, dass sie einen Filmriss hatte und sich selber gar nicht mehr an all zu viele Details erinnern kann.
Besonders hervorzuheben an diesem Thriller ist der Wechsel der verschiedenen Perspektiven: Nicht nur Svea erzählt aus ihrer Sicht sondern auch zwei weitere Personen. Dieser Schreibstil sorgt definitiv dafür, dass die Geschichte noch einen Tick spannender wird, als sie es eh schon ist. Ich habe das Buch tatsächlich in nicht einmal 24 Stunden durchgelesen, da es ohne viel Blutvergießen auskommt, dafür aber tief in die Psyche der Menschen führt. Eigene Emotionen, Erfahrungen, Schlussfolgerungen und Teilwissen sorgen dafür, dass vieles falsch verstanden oder interpretiert wird. Kurzum: Von mir gibt es für den Thriller eine absolute Lesempfehlung und volle fünf Sterne! Ich freue mich auf das nächste Werk von Jana Stieler.

Bewertung vom 17.07.2025
Letterie, Martine

Kinder von fern


ausgezeichnet

"Man flüchtet nicht einfach so. Jeder bleibt doch am liebsten zuhause?"
Wir erfahren in dem Buch die vier Geschichten von Samuel, Fatima, Azad und Tamar - was in ihrem jeweiligen Land passiert ist und warum sie letzten Endes geflohen sind. Die Geschichten berühren, bewegen und bringen dem einen oder anderen hoffentlich mehr Verständnis. Jedes der Kinder lässt jemanden geliebten zurück, die Oma, den Opa, die Schwester oder gar die eigene Mutter.
Die Geschichten finden in den Niederlanden zusammen. Auch hier wird deutlich und eindrucksvoll geschildert, wie sich die Asylbewerber fühlen, was sie denken, was sie hoffen.
Wem das Cover gefällt, der darf sich in dem ganzen Buch an den schönen Zeichnungen erfreuen. Martine Letterie findet die passenden Worte, um die Schicksale dieser Flüchtlingskinder begreifbar zu machen.
Meine achtjährige Tochter hat aufgeregt und bewegt zugehört, Nachfragen gestellt und viel gelernt. Von mir gibt es eine klare Empfehlung für das Buch.

Bewertung vom 14.07.2025
Mitzenmacher, Christian

Knallkrebse


ausgezeichnet

Christian Mitzenmacher hat in meinen Augen einen sensationellen Debütroman hingelegt. Die Geschichte dreht sich zu Beginn um die drei Hauptprotagonisten Tom, Laura und Farid. Tom übernimmt die Patenschaft für den minderjährigen Flüchtling Farid. Seine Freundin Laura und die beiden werden ein eingespieltes Trio, das viele gemeinsame Unternehmungen in München macht. Das großartige an diesem Roman sind dabei viel Wortwitz und die Dialoge, die sehr authentisch erscheinen und manchmal eben auch ausbleiben, wenn einem die Worte einfach fehlen. Schwerpunkte des Romans sind die Themen Freundschaft und Flucht. Was macht eine Freundschaft aus? Wieso sind Freundschaften oftmals so unterschiedlich, und wie tief ist eine Verbundenheit zwischen Menschen? Unter welchen Umständen Farid geflohen ist und was er auf seiner Flucht alles erlebt hat, erfährt der Leser nur teilweise. Ich habe bei diesem Buch gelacht, vor Betroffenheit geschluckt, viel eigenes Verhalten hinterfragt und oft geschmunzelt. Die sehr kurzweiligen und intensiven Dialoge haben dieses Buch unwahrscheinlich bereichert. Die Geschichte hinterlässt offene Fragen, aber in meinen Augen beantwortet das Leben nun einmal nicht immer alle Fragen, nur weil wir das wünschen. Von daher von mir eine absolute Leseempfehlung!