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niniste
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Insgesamt 224 Bewertungen
Bewertung vom 19.11.2022
Wagner, Emma

Liebe auf Glatteis (MP3-Download)


ausgezeichnet

,, Liebe auf Glatteis "von Emma Wagner  ist der erste Band der Reihe,, Liebe auf Schwedisch" . Es sind insgesamt 5 Geschichten von 5 Autoren.  

Jule mag eigentlich Urlaub am Strand mit Sonne,  aber ihrer kleinen Tochter Lara zuliebe fährt sie mit ihr gen Norden,  um die Kleine zu ihrem  Papa nach Schweden zu bringen.  Wegen eines Wasserschadens kann sie nicht wie geplant im B&B von Lillaström übernachten,  so daß sie in der Ferienwohnung von Sven untergekommen muß.  Leider gab es zuvor schon eine unglückliche Begegnung der Beiden, die für Sven ziemlich nass endete.  Es ergibt sich, daß aus einer Übernachtung , ein längerer Aufenthalt wird. Durch sprachliche Schwierigkeiten ( keiner lässt durchblicken, welche Sprachen er wirklich beherrscht ;) ) ,kommt es zu einigen interessanten und für Außenstehende lustigen Situationen. Sowohl Jule als auch Sven haben  kein Interesse an einer Beziehung, aus unterschiedlichen Gründen,  aber die Anziehung ist zu spüren.  

Der Hörer darf gespannt sein, ob  es ein Happy End gibt. 

Die Protagonisten sind mir sehr  sympathisch.  Jule ist eine  junge Frau, der das Wohl ihrer Tochter am Herzen liegt.  Sie möchte ihr die Zeit mit dem Papa ermöglichen,  obwohl er unzuverlässig ist und sich sonst nie um Lara kümmert.  Sven ist durch einen Vorfall vor 5 Jahren nicht an einer festen Partnerschaft interessiert ,  dementsprechend abweisend ,aber tief drinnen ein netter und liebenswerter Kerl . Lara ist eine zauberhafte Kleine, deren Lieblingswelt , Frozen-Die Eiskönigin " ist. Sven kümmert sich ganz lieb um die Kleine, die seinen Husky Ice sofort ins Herz geschlossen hat. 

Auch die anderen Bewohner des Örtchens Lillaström sind liebenswert,  urig und bilden zusammen eine tolle Gemeinschaft.  Allen voran gefällt mir Opa Johann, mit dem Sven zusammen wohnt , besonders gut. Er hat stets den Schalk im Nacken, flunkert gerne mal . Mit ihm würde ich auch gerne zusammen wohnen.  

 Ich habe diese wunderbare Geschichte im verschneiten Schweden sehr genossen.  Die Beschreibungen  der Protagonisten und der schönen schwedischen Landschaft sind so bildhaft,  daß ich direkt alles vor mir sehen konnte. Die Gedanken und Gefühle von Jule und Sven sind spürbar , das Knistern fast zu hören.  Die Dialoge sind leicht und spritzig, mit Spitzen gewürzt. Ich habe häufiger richtig lachen müssen,  das Grinsen kaum verkneifen können.  

Jule und Sven haben  jeweils eigene Sprecher . Beide Stimmen gefallen mir gut , sie bilden die Stimmung gut ab, ich mochte ihnen gern zuhören.  Auch das Cover finde ich passend zur Geschichte gestaltet, es lädt ins verschneite Schweden ein. 

Gerne empfehle ich diese leichte , lustige und verschneite Geschichte weiter . Richtig was fürs Herz .  

Bewertung vom 13.11.2022
Spratte, Annette

Die Tochter der Hungergräfin


ausgezeichnet

In diesem Roman , der auf Tatsachen beruht, wird die Geschichte der Hungergräfin Louise Juliane von Sayn und Wittgenstein aus der Sicht ihrer Tochter Ernestine erzählt.
Er umfasst eine Zeitspanne von insgesamt 16 Jahren während des 30 jährigen Krieges. Eine Zeit , in der Frauen nichts zu sagen und keinerlei Anrecht auf eine Regentschaft haben. Es beginnt im Juli 1636, als der jüngere Bruder mit nur 7 Jahren verstirbt. Er war der letzte männliche Erbe der Grafschaft. Doch die Gräfin will um das Erbe für sich und ihre Töchter kämpfen. Dieser harte Kampf wird geprägt sein von Flucht , Hunger und Gefangenschaft.

Ist die Gedankenwelt Ernestine 's zunächst noch etwas kindlich, reift sie im Laufe der Jahre zu einer selbstbewussten jungen Frau heran. Durch den flüssigen und leicht zu lesenden, bildhaften Schreibstil konnte ich mich schnell in ihre Gefühle und Gedanken hineinversetzen. Schon nach wenigen Seiten habe ich sie lieb gewonnen.
Auch das Bild von Gräfin Louise Juliane ist authentisch. Besonders dabei ist die Entschlossenheit und die Kraft , mit der sie um ihr Recht auf das Erbe für sich und ihre Töchter kämpft. Sie ist damit ihrer Zeit voraus und schafft sich Feinde. Sie verliert nie die Hoffnung und den Mut mit allen Mitteln ihren Widersachern entgegen zu treten.

Der Roman ist in 4 Teile gegliedert, wovon diese noch in einzelne Kapitel unterteilt sind. Sie sind jeweils mit Titeln versehen, passend zum Inhalt. Sehr gut gefallen haben mir außerdem die wunderbaren Zeichnungen am Beginn des Teiles. Eine zusätzliche Bereicherung des Buches.

Annette Spratte hat mich mit dieser Geschichte um die starken Frauen und ihren Kampfgeist gefesselt. Ich fühlte mich wunderbar authentisch in diese aufregende Vergangenheit entführt.
Gerne empfehle ich diesen spannenden Roman weiter. Interessierte an historischen Geschichten mit wahrem Hintergrund kommen hier voll auf ihre Kosten.

Bewertung vom 13.11.2022
Lind, Hera

Das letzte Versprechen


ausgezeichnet

In Hera Linds Tatsachenroman ,, Das letzte Versprechen " verarbeitet die Autorin die Tagebücher von Anni Eckardt, deren glückliche Kindheit 1944 mit 5 Jahren jäh endet.
Die Familie von Annie lebt seit vielen Jahren als Donauschwaben im Banat, Jugoslawien. Bewaffnete Partisanen reißen die Familie auseinander. Ihre Mutter Amalie muß mit anderen Frauen des Dorfes in ein Arbeitslager nach Sibirien. Sie lässt sich von ihrer Schwiegermutter Barbara das Versprechen geben, auf ihr Kind aufzupassen und es nicht alleine zu lassen. Annie wird in ein Kinderheim verschleppt , soll dort verhungern. Doch Annies Großmutter hält ihr Versprechen und bleibt bei ihr. Sie müssen in den nächsten Jahren Furchtbares durchmachen.
Nach 5 Jahren Gefangenschaft in Sibirien kommt Amalie nach Deutschland und möchte ihr Kind wieder bei sich haben. Doch Amalie ist durch das Erlebte im Arbeitslager schwer traumatisiert, kann keine Gefühle zulassen oder zeigen und hat kein Verständnis für ihre eigene Tochter. Sie bräuchte selbst Hilfe, alles zu verarbeiten, doch damals gab es diese nicht.
In all dieser Zeit ist die Großmutter die wichtigste Person für Annie, stets für sie da. Doch obwohl das furchtbare Leid für Barbara, Amalie , Annie und ihren Familienangehörigen zuende ist , fällt es ihnen sehr schwer sich in einem normalen Leben zurecht zu finden.
Annie hat ihre Erlebnisse in vielen Tagebüchern, die sie liebevoll mit Bildern und Zeichnungen verzierte, aufgeschrieben. Hera Lind hat sich ihrer Geschichte angenommen, Annie persönlich gesprochen und daraus diesen großartigen Tatsachenroman geschaffen.
Mit ihrem klaren und flüssig zu lesenden Schreibstil, beschreibt Hera Lind schonungslos und ehrlich die dramatischen und abscheulichen Taten und Ereignisse. Sie greift damit das sensible Thema der Ungewissheit und Hilflosigkeit sowie den Verlust geliebter Menschen auf. Annie 's Geschichte hat mich emotional gefangen genommen und mich sprachlos und erschüttert zurück gelassen. Annie hat meinen größten Respekt, weil sie trotz aller Erlebnisse, mutig ihr Leben selbst in die Hand genommen und immer auch an das Gute im Menschen geglaubt hat. Es erscheint mir wie ein Wunder, daß Menschen wie sie nicht an diesem Leben zerbrochen sind.
Der Roman wird aus den Perspektiven von Annie und Amalie geschildert, die Zeitspanne umfasst 1944 bis ins Jahr 2012. Die einzelnen Kapitel sind mit Namen, Ort und Datum übertitelt, so daß man den Überblick behält. Zudem sind Gedichte, Briefe und Tagebucheinträge eingeschoben. Das macht das Buch noch authentischer.
Ich wusste vor dieser Geschichte weder von den Donauschwaben noch vom Banat und bin sehr erschrocken über das Schicksal dieser Menschen.
Es war mein erster Tatsachenroman von Hera Lind und wird definitiv nicht der einzige bleiben.
Ich empfehle diese Geschichte gerne weiter , wenn man sich für starke Frauen und ihr Schicksal in unfassbar furchtbaren Zeiten interessiert.

Bewertung vom 11.11.2022
Sommerfeld, Helene

Zeit der Sehnsucht / Die Töchter der Ärztin Bd.1


ausgezeichnet

Nachdem ich schon die Reihe , Die Ärztin " von Helene Sommerfeld mit großer Begeisterung gelesen habe, war die Freude riesig, als ich sah, daß die Geschichte nun mit ,, Die Töchter der Ärztin-Zeit der Sehnsucht "weitergeht.
Im jetzt erschienenen 4. Band sind die Töchter von Ricarda Thomasius erwachsen , haben ebenso wie ihre Mutter Medizin studiert. Henry führt eine eigene Praxis für Onkologie in Berlin. Die 10 Jahre jüngere Antonia ( Toni ) braucht nur noch das praktische Jahr , um ihr Studium abzuschließen. Dieses möchte sie in Afrika machen, ihren Geburtsort, den sie kennen lernen möchte. So reist sie 1928 nach Daressalam , Tanganjika. Auf dem Schiff dorthin lernt sie Ben, einen jungen Plantagenbesitzer ,kennen und verliebt sich in ihn. In Afrika muß sie feststellen, daß es dort nicht so einfach ist, wie sie es sich in ihren Träumen vorgestellt hat. Doch nicht nur Toni hat einige Turbulenzen, Freude, Erfolge und Rückschläge hinzunehmen, sondern auch das Leben der übrigen Familie in Berlin und auf Gut Freystetten ist alles andere als einfach und langweilig.

Die Protagonisten und Schauplätze sind wieder so lebendig, bildhaft und liebevoll beschrieben, daß ich beim Lesen tief in die Geschichte, die Orte sowie ganz besonders in das Leben in Afrika eintauchen konnte. Das Autorenduo Helene Sommerfeld hat einen so fesselnden, leicht und flüssig zu lesenden Schreibstil, daß ich mich nur schwer von dem Buch lösen konnte. Die Seiten flogen nur so dahin und nach nur wenigen Seiten war ich mittendrin. Durch die wechselnden Schauplätze blieb die Spannung durchgehend hoch.
Die Frauen der Familie Thomasius sind interessante , selbstbewusste , starke und mutige Persönlichkeiten. In den 20er Jahren modern und manchmal auch etwas unkonventionell. Ich habe sie schnell lieb gewonnen und sehr gerne auf ihren turbulenten Wegen begleitet.
Das Buchcover finde ich sehr passend zur Geschichte gestaltet. Es gefällt mir sehr gut, daß auf den ersten Blick erkennt, daß es zu den vorherigen Bänden gehört. In den Innenseiten des Buches befindet sich sowohl eine Karte von Berlin als auch der Stammbaum der Familie. Praktisch finde ich auch das Personenverzeichnis.
Von mir gibt es eine ganz klare Leseempfehlung. Voller Vorfreude warte ich auf die Fortsetzung,,Die Töchter der Ärztin- Zeit der Hoffnung " , die im November 2023 erscheinen wird.

Bewertung vom 08.11.2022
Innig, Katharina

Die Forscherin. Prinzessin Therese und der Ruf des Amazonas


ausgezeichnet

Katharina Innig nimmt den Leser mit in das Leben von Prinzessin Therese von Bayern. Eine äußerst intelligente , sehr wissbegierige Frau, die selbstbewusst ihren  Lebensweg so  gestaltet , wie sie es möchte.  Sie stellte ihr ganzes Leben in den Dienst der Wissenschaft und Forschung.  Durch tragische Umstände war es ihr nicht möglich,  ihre große Liebe zu heiraten.  Diese Reise hat Therese wirklich unternommen.  

In diesem Roman vereinen sich zwei Zeitstränge: 1888 reist Therese mit 3 Begleitern an den Amazonas, um die dortige Pflanzen und Tierwelt und ihre Lebensräume zu bestaunen und Neues zu entdecken.  

Fast 40 Jahre später genießt sie als alte Dame ihr ruhiges Leben in der Villa am See in Lindau am Bodensee. Dort besucht sie ihre damalige Reisegefährtin Veronika.  Sie wollen gemeinsam Ordnung in ihrem Arbeitszimner machen. Dabei lassen sie ihre Erlebnisse der Reise Revue passieren.  

Auf ihrer Reise erleben Therese und ihre Begleiter, auch Kito,  ein Einheimischer aus dem Stamm der Tupi ist dabei, viele spannende,  faszinierende ,sehr interessante aber auch gefährliche Momente. Katharina Innig beschreibt die Geschehnisse so lebendig und bildhaft, daß ich das Gefühl hatte, mit ihnen in Brasilien zu sein. Ich konnte förmlich die Tiere hören, die Pflanzen riechen,  anfassen und die Hitze spüren.  Einige Beschreibungen haben mich so neugierig gemacht,  daß ich nach weiteren Informationen geschaut  habe( Google hilft :)) . Trotz aller Schönheit des Landes wird auch von den Schwierigkeiten der Ureinwohner berichtet, die friedlich und glücklich in ihren Dörfern in den Malocas leben, aber von den Europäern ausgenutzt und vertrieben werden , z. Bsp vom ,,Kautschukbaron". 

Auf dieser Reise erfährt Therese durch den Tupi Kito vieles von der Lebensart der Ureinwohner und deren Schicksal . Ein paar Tage verbringen sie in ihrem Dorf, was sehr eindrucksvoll beschrieben wird. 

Die Protagonisten sind authentisch,  liebevoll und gut beschrieben; jederzeit konnte ich mich in sie hineinversetzen und ihre Gedanken und Gefühle nachvollziehen, ihre Freude , ihre Liebe , Leidenschaft,  aber auch ihre Sorgen und Ängste spüren.  Der Text lässt sich flüssig und leicht lesen. 

Katharina Innig hat einen hervorragenden Roman über Therese von Bayern geschaffen,  der neugierig auf mehr aus dem Leben der Prinzessin macht. Ich möchte auf jeden Fall noch mehr über diese so interessante und wissbegierige Frau erfahren,  die zu ihrer Zeit ganz anders war ,als man es im Allgemeinen erwartet hat. Sehr gut gefallen hat mir dazu das Nachwort,  in dem noch mehr Fakten aus dem Leben der Prinzessin dargelegt werden, welche die Grundlage und Inspiration zu diesem Roman bildeten. 

Diese Geschichte über  die so starke Persönlichkeit hat mich von Beginn ab fasziniert und in den Bann gezogen,  ich konnte es kaum aus der Hand legen.  Zugleich hat es mich berührt , Therese und ihre Freundin habe ich schnell liebgewonnen. 

Von ganzem Herzen empfehle ich diese bildgewaltige und faszinierende, äußerst lebendig erzählte Geschichte  weiter. 

Bewertung vom 31.10.2022
Beck, Jana

Chicago in Flammen


ausgezeichnet

In diesem Roman hat Jana Beck eine faszinierende Geschichte erschaffen,  in der sich alles um das große Feuer in Chicago von 1871 dreht.  Bei diesem Feuer wurde fast die ganze Stadt zerstört, viele Menschen verloren nicht nur ihre Zuhause,  sondern oft auch ihre Angehörigen oder ihr eigenes Leben.  

 Louisa , eine junge Frau , wurde  vor einigen Jahren von ihrem tyrannischen  Vater aus Deutschland  nach Amerika  verkauft, wo sie als Hurdy-Gurdy-Girl in den Goldgräberstädten auftreten muss.  Diese Frauen waren nicht  gut angesehen,  standen sie doch nur eine Stufe über den Prostituierten. Louisa entkommt diesem furchtbaren Leben und lebt seitdem in Chicago,  wo sie sich mit ihren sehr guten Näh- und Stickkünsten , auch bei besser gestellten Herrschaften,  ihren bescheidenen Lebensunterhalt verdient.  Sie ist eine sympathische junge Frau, die um alles kämpft  was ihr wichtig ist. Nach dem Tod ihres Vaters , kommen auch ihre Mutter und ihre jüngere Schwester Cora nach Amerika.  Mit dem gleichen Schiff reist auch Wilhelm an. Er ist charmant und gehört zügig fast zur Familie, besonders Cora himmelt ihn an. Doch sein Charme trügt, ist er doch durch seine  früheren Lebensumstände zu einem Dieb und Betrüger geworden.  

Durch einen Unglücksfall bricht in einer Nacht , wie schon häufiger,  ein Feuer in Chicago aus. Diesmal frisst es sich durch die anhaltende Trockenheit und Wind in wenigen Stunden durch die Stadt, die hauptsächlich aus Holzhäusern besteht. . Es lässt sich kaum aufhalten. Glaubt man sich in Sicherheit,  so dauert es nur kurz,  bis auch dorthin die Flammen ihren Weg finden.  

In diesem Roman erfahren die Leser die Geschichte von Louisa,  ihrer Familie,  ihrem Schicksal , ihren Begegnungen mit Wilhelm  und dem Richter Mark Keenan, der ihr in fast aussichtslosen Situationen eine große Hilfe ist. 

Jana Beck hat hervorragend mit den  historischen Fakten , zusammengetragen aus zahlreichen Berichten,  Dokumenten  und niedergeschrieben Augenzeugenberichten , eine so spannende Geschichte um Louisa erschaffen,  daß man das Gefühl hat, mitten drin zu sein. 

Das Leben allgemein,  die Standesunterschiede und Vorurteile gegenüber         ,, niedriger " gestellten Personen werden sehr realistisch dargestellt.  Doch das Feuer macht keine Unterschiede zwischen arm und reich, es nimmt sich was es will. Durch die sehr bildhafte , detailreiche Beschreibung des Verlaufs des Feuers mit all seiner Dramatik,  die Angst der Menschen  um alles, was ihnen lieb ist, war durchgehend spannend.  Ich habe so sehr mit Louisa gezittert und habe ihre Angst gespürt.  

Das Buch konnte ich kaum aus der Hand legen . Förmlich spüren konnte ich die Hitze der Flammen,  bin mit Louisa durch die brennende Stadt gelaufen, habe   den Rauch eingeatmet.

  Die großartigen Beschreibungen waren für mich sehr  realistisch und authentisch,  die sehr flüssige Schreibweise ein Genuß.  

Jana Beck hat  das furchtbare Ereignis gekonnt mit Louisas Geschichte verbunden,  es war dramatisch , aber auch Gefühle und die Liebe kommen nicht zu kurz. 

Sehr gut hat mir auch das Nachwort mit den sehr interessanten und informativen Erklärungen gefallen. Dort gibt es auch  Tips für weitere historische Romane , die ich mir auch als gute Lektüre ansehen werde. 

Von mir gibt es eine ganz klare Leseempfehlung  für diesem hervorragend recherchierten und äußerst spannenden Roman über eine wahre Begebenheit.  

Bewertung vom 28.10.2022
Roth, Charlotte

Der Traum beginnt / Die Wintergarten-Saga Bd.1


ausgezeichnet

Mit ihrem Roman ,, Die Wintergarten-Frauen - Der Traum beginnt"hat Charlotte Roth einen großartigen Auftakt zur Triologie um das Varieté im Berliner Wintergarten geschaffen.
Sie nimmt den Leser gefühlvoll und authentisch beschrieben mit in das brodelnde , Lebensgier und nach Freiheit dürstende, vielfältige Berlin der 20 ger Jahre. Dort vereinen sich die 3 Protagonistinnen, um sich ihren Traum vom Leben auf und hinter der Bühne zu erfüllen.
Allen voran : Nina von Veltheim , behütet auf einem Gut in der Ueckermark aufgewachsen. Schon als Kind war ihre liebste Beschäftigung das Theaterspiel, ihre Familie stets begeistertes Publikum.
Obwohl es der Familie finanziell nicht gut geht, der geliebte Vater ist aus dem Krieg nicht zurückgekehrt, ermöglicht ihr Zwillingsbruder Carlo ihren Umzug nach Berlin, damit sie versuchen kann, sich ihren Traum vom Theater zu erfüllen. Schnell muß sie in der großen Stadt feststellen, daß es nicht sp einfach ist , im Theater Fuß zu fassen , wie sie es sich vorgestellt hat. Doch sie lässt sich nicht unterkriegen. In Jenny , die ihren Körper auf beeindruckende Weise verbiegen kann, und Sonia , sie zaubert in wenigen Sekunden faszinierende Zeichnungen, findet sie Freundinnen. Das Geld ist knapp und an so manchen Tagen gibt es nicht einmal eine richtige warme Mahlzeit am Tag. Sie halten fest zusammen und sind auch in schwierigen Momenten füreinander da.
Mit ihnen und weiteren Talenten, aus allen Ecken des Landes, bildet sie die Theater-Kompanie ,, Wunderweiber". Doch der Weg ins Theater, ins Varieté des Wintergartens ist hart und steing, von Männern dominiert, in deren Augen Frauen nichts können. Doch Nina und ihre Freundinnen lassen sich nicht unterkriegen. Selbstbewusst verfolgen sie beharrlich ihr Ziel.
Man darf gespannt sein, was ihnen auf diesem Weg so widerfährt und ob sich ihr Traum erfüllen wird.
Charlotte Roth hat eine so flüssige und bildhafte Schreibweise, daß ich das Buch kaum aus der Hand legen konnte, die Seiten flogen nur so dahin. Sie fängt die Lebendigkeit, den Optimismus, die Aufbruchstimmung, aber auch die Armut und Not der Zwanziger Jahre perfekt ein. Ich habe eine faszinierende Zeitreise nach Berlin gemacht. Nina ,ihre Familie und Freunde sind so realistisch und bildhaft beschrieben, daß ich stets ein Bild vor Augen hatte und mich in sie hinein versetzen konnte.
Es ist eine mitreißende Geschichte mit sympathischen , selbstbewussten, zielstrebigen Protagonisten, von denen jeder seine eigene Lebensgeschichte mit sich herumträgt. Ich habe mit ihnen gefiebert, ob sie sich in der harten (Männer-) Welt des Theaters ihren Platz erkämpfen können.
Auf die Fortsetzungen freue ich mich schon jetzt. Während im 1. Band Nina im Vordergrund steht, widmen sich die folgenden den anderen beiden Frauen.
Das Buchcover ist edel mit dem goldenen Schriftzug gestaltet, es passt perfekt zur Geschichte.
Von mir gibt es eine ganz klare Leseempfehlung. Lasst Euch entführen in die schillernden Welt des Varieté, ins Berlin der 20ger Jahre und begleitet den selbstbestimmten Weg der starken Frauen.

Bewertung vom 22.10.2022
Blum, Antonia

Tage des Lichts / Kinderklinik Weißensee Bd.3


ausgezeichnet

Der 3. Teil der Reihe,, Kinderklinik Weißensee - Tage des Lichts " hat mich so gefesselt, daß ich traurig war, als ich das Buch zuende gelesen hatte.

Auch in diesem Teil läßt Antonia Blum in gewohnt packender Schreibweise den Leser am Leben und Wirken der ehemaligen Waisenkinder Emma und Marlene teilhaben. Er umfast die Zeit von Oktober 1930 bis August 1930, bzw im Epilog Dezember 1931.
Die Schwestern arbeiten weiterhin mit Herzblut in der Kinderklinik. Emma wird zur Oberschwester befördert, bekommt es dabei aber mit ihrer alten Widersacherin Marie Louise Fischer zu tun, die als neue Oberin ihre Vorgesetzte wird. Sorgen bereitet ihr Theodor, ihr Sohn, der sich durch andere Jugendliche von der NSDAP beeinflussen lässt. Der Aufstieg der Partei ist ein wichtiges Thema des Romans. Der geschichtliche Aspekt fügt sich realistisch und sehr gut in die Handlung ein führt dadurch zu einigen spannenden Situationen.
Marlene arbeitet wie gewohnt mit sehr viel Einsatz als Ärztin in der Klinik, steckt all ihre Kraft, bis zur Erschöpfung hinein. Gleichzeitig belastet ihr nicht erfüllter Kinderwunsch ihre Ehe mit Maximilian. Als sie sich eine Auszeit von der Arbeit nimmt , wird sie so unglücklich, daß sie zum Dienst zurückkehrt und außerdem an den Forschungen zum neu entdeckten Penicillin teilnimmt. Dadurch verstärkt sich die sehr ernste Ehekrise.
Antonia Blum hat in gewohnt flüssiger und sehr schön bildhafter Weise die Arbeit in der Klinik, die Familiensituationen , die Gedanken und Gefühle der Protagonisten geschildert. Ich fühlte mich beim Lesen, als sei ich dabei.
Der Aufstieg der Nazis , welche gerade die jungen Menschen beeinflusst, wird sehr anschaulich an Theodor beschrieben. Fortschritte in der Pflege und die Forschung zum neuen Penicillin war sehr informativ und interessant durch die Arbeit in der Klinik mit dem Geschehen verwoben.
Emma und Marlene sind sehr sympathische Charaktere mit Herz , gerade weil sie so liebenswert sind und auch ihre Schwächen haben. In beiden Familien gibt es nicht nur ,,Friede, Freude, Eierkuchen " , das macht die Geschichte umso realistischer und greifbarer. Ich habe mit ihnen gelitten, gehofft, geweint und mich gefreut.
Durch die packende Schreibweise war ich sofort von der Handlung so gefesselt, daß ich das Buch kaum aus der Hand legen konnte.
Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung und ich warte ( un- ) geduldig auf den 4. Teil , der im Februar 2024 erscheinen wird. Er befasst sich dann mit den Jahren 1948/ 49.

Bewertung vom 19.10.2022
Sand, Marie

Ein Kind namens Hoffnung


ausgezeichnet

In ihrem Roman ,, Ein Kind namens Hoffnung-Die Geschichte einer heimlichen Heldin" nimmt Marie Sand den Leser mit in das Leben von Elly Berger.

Elly ist eine Pfarrerstochter aus Bonn , lebt aber seit einigen Jahren in  Berlin,  zunächst als Köchin im Hotel Adlon, dann im Haushalt der jüdischen Familie Sternberg in Dahlem. Sie versorgt hingebungsvoll den Haushalt von Hanns, Arzt, seiner Frau Sara , die talentierte Pianistin und ihren kleinen Sohn Leon. Die Bedrohung durch die Nazi rückt näher, so darf Hanns nicht mehr als Arzt arbeiten.  Er glaubt, daß es nur eine vorübergehende Phase ist, während Sara die Gefahr erkennt und bereits Pläne für eine Ausreise nach Schweden organisiert.  Doch sie sind zu spät.. Im Winter 1938 steht die Gestapo im Haus und nimmt Hanns und Sara in Gewahrsam. Ohne zu zögern,  innerhalb eines Augenschlages, gibt Elly den erst 5jährigen Leon als ihren eigenen Sohn aus und verschont ihn dadurch vor der Deportation.  Mir den Augen verspricht sie Sara, ihren Sohn zu beschützen und sie eines Tages wieder zuvereinen. Noch in dieser Nacht packt Elly ihre Sachen und fährt mit Leon zu ihrer Familie nach Bonn. Sie hofft dort Zuflucht zu finden, doch sie wird arg enttäuscht.  Obwohl ihr Vater als Pfarrer Nächstenliebe predigt,  ist er nicht bereit ,ein jüdisches Kind in seinem Haus zu versorgen.  So geht die Flucht für Elly weiter. Auf dem Bahnhof trifft sie auf ihren Retter in der Not. Stephan , ein Witwer mit 3 Söhnen,  nimmt sie mit auf seinen Hof. Sie arrangieren sich, heiraten,  in erster Linie,  um Leon zu schützen.  

Das Leben auf dem Hof ist geprägt von anstrengender Arbeit,  der Ablehnung durch die Söhne,  ewigem Hunger und der tiefen Traurigkeit und Depression von Stephan. Doch Elly nimmt alles hin, ohne an sich selbst zu denken, bis zum eigenen Zusammenbruch, immer den Gedanken hegend, daß sie eines Tages Leon zu seiner Mutter zurückbringen wird. 

Der Krieg endet , sie geht zurück nach Berlin  und macht sich auf die Suche nach Sara und Hanns. Wird sie erfolgreich sein ? Was ist Sara und Hanns in der Gefangenschaft und den Kriegsjahren widerfahren? 

Marie Sand beschreibt in schnörkelloser Weise 20 Jahre des Leidensweges von Elly und Leon. Ohne zu beschönigen,  daß es ein harter und entbehrungsreicher Weg ist. Elly ist geprägt von der Zuneigung und mutigen Fürsorge gegenüber Leon. Dabei ,, vergisst " sie die Liebe zu ihrer eigenen Tochter Mathilda.  Sie hat viele Ecken und Kanten,  spricht so manches unverblümt aus und gerade das macht sie mir umso sympathischer und bewundernswert.  Durch Elly hat Marie Sand ein überaus realistisches und authentisches Bild einer heimlichen , stillen Heldin gezeichnet. Sie wurde durch ihre eigene Großmutter inspiriert, die in einem jüdischen Haushalt als Köchin tätig war, als diese Familie zur Deportation verschleppt wurde. 

Schonungslos und schroff sind die Leiden, der Hunger und die allgegenwärtigen Nöte dargestellt.  Das gefällt mir besonders gut. Der Roman ist aufrüttelnd, zuweilen schmerzhaft.  Ellys Geschichte hat mich sehr berührt und nachdenklich gemacht. 


Das Buch hat mich von der ersten Seite an gefesselt und ich empfehle es von ganzem Herzen weiter, denn die stillen Helden dieser Zeit sollten nicht vergessen,  sondern gewürdigt werden.