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Normanfips
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München

Bewertungen

Insgesamt 249 Bewertungen
Bewertung vom 10.08.2022
Rademacher, Cay

Die Passage nach Maskat


ausgezeichnet

Pures Lesevergnügen

Wir befinden uns im Jahr 1929. Cay Rademacher nimmt uns mit auf einen luxuriösen Ozeanliner, die Champollion. Eine Schiffsreise, die in Marseille startet, den Suezkanal passiert und bis nach Maskat im Oman geht. Berichtet wird aus der Sicht von Theodor Jung, einem Fotoreporter der Berliner Illustrirten. Er reist zusammen mit seiner Frau Dora und ihren Eltern. Um die Ehe steht es nicht so gut und auch das Verhältnis zu seinen Schwiegereltern, reichen hanseatischen Kaufleuten, ist alles andere als herzlich.
An Bord tummeln sich die unterschiedlichsten Figuren, eine skandalumwitterte Nackttänzerin, ein brutaler Boxer, der sich als Geldeintreiber verdingt und weitere dubiose Gestalten.
Nach wenigen Tagen verschwindet Dora plötzlich und niemand will sie an Bord gesehen haben. Sogar ihre eigene Familie behauptet, dass sie niemals das Schiff betreten hat. Was wird hier gespielt? Jung beginnt nachzuforschen und begibt sich damit in große Gefahr.
Ich habe das Buch von der ersten bis zur letzten Seite genossen. Cay Rademacher schreibt so lebendig und detailliert, ich konnte mir daher das Schiff, die illustren Reisenden, aber auch die düsteren Protagonisten wunderbar vorstellen. Genauso wie die Landausflüge, das Meer, das Wetter…ich fühlte mich quasi fast an Bord.
Zudem ist die Geschichte spannend und man fragt sich, wem Jung denn überhaupt noch trauen kann.
Der Spannungsbogen konnte vielleicht nicht komplett bis zum Ende hochgehalten werden, aber das tut dem Lesespaß keinen Abbruch.
Für mich eine klare Leseempfehlung und sicher nicht das letzte Buch dieses Autors, das ich lesen werde.

Bewertung vom 09.08.2022
Reinhardt, Kirsten

Elvis Gursinski und der Grabstein ohne Namen


gut

Durchwachsen

Elvis Gursinski ist ein seltsamer Junge. Er lebt mitten auf einem Friedhof, seine Eltern leben getrennt und kümmern sich eher schlecht um ihn. Die Mutter befindet sich in einem Zeichenwahn und vergisst darüber ihren Sohn und der Vater ertrinkt in einem Meer aus Traurigkeit. Elvis übernimmt die Aufgaben auf dem Friedhof, harkt die Wege, befreit Gräber von Unkraut und bestattet Insekten. Dabei unterhält er sich mit den Toten.
Eines Tages trifft er auf Madame al Nour mit ihrem seltsamen Pelztier und kurz darauf macht sich Dalia al Nour, die Enkelin von Madame al Nour, in seinem Leben breit. Sie ist ein Mädchen, das andere eher fürchten. Elvis wundert sich, was sie gerade von ihm will.
Plötzlich geschehen immer mehr seltsame Dinge auf dem Friedhof und auch im Haus, in dem die Gursinkis leben.
Die Idee des Buches gefällt mir, die Protagonisten sind ausgefallen und etwas besonderes. Teilweise ist es schön schaurig, gruselig und spannend, aber mein großer Kritikpunkt ist die Sprechweise von Dalia. Sie ist so bemüht krass und locker, so dass ich sie als absolut unnatürlich bis nervig empfand.
Die Altersangabe ist mit ab 10 Jahren angegeben und ich bin mir nicht sicher, ob die Auflösung und die Zusammenhänge für diese Altersgruppe nachvollziehbar sind.
Bei diesem Buch bin ich hin und her gerissen zwischen Hat-mir-gut-gefallen und Geht-gar-nicht.
Daher vergebe ich 3 Sterne von 5.

Bewertung vom 05.08.2022
Stohner, Friedbert

Bleibt Oma jetzt für immer?


ausgezeichnet

Genau den richtigen Ton getroffen

Klara, Anton und ihre Eltern leben neuerdings nicht mehr nur zu viert in ihrem Haus. Oma ist zu ihnen gezogen, sie hatte einen Knöchelbruch und braucht ein wenig Hilfe. Doch dann beginnt Oma sich anders als sonst zu verhalten. Sie vergisst Dinge, steht plötzlich nur mit Socken im Regen oder erinnert sich nicht mehr, wie man den Herd richtig bedient.
Die Geschichte um das Thema Demenz wird uns aus der Sicht von Klara erzählt. Ich habe das Buch sehr gerne gelesen, auch wenn es sich um eine traurige Geschichte handelt. Friedbert Stohner hat eine so sympathische Familie erschaffen und es geschafft bei aller Ernsthaftigkeit auch Leichtigkeit und Humor einfließen zu lassen.
Besonders gut gefällt mir, dass es nicht nur die traurigen und schwierigen Momente im Leben der Familie gibt, sondern auch schöne und witzige Begebenheiten Platz haben. Die Demenz überschattet nicht alles.
Der Autor hat feinfühlig herausgearbeitet, wie jedes Familienmitglied auf seine eigene Art und Weise mit der Situation umgeht und auch Omas eigenwilliger Charakter kommt gut rüber.
Ein berührendes und rundum gelungenes Buch, das ich absolut empfehlen kann. Die Illustrationen runden es perfekt ab.

Bewertung vom 29.07.2022
Sten, Camilla

Das Haus der stummen Toten


sehr gut

Packend und spannend

Ein alter schwedischer Gutshof im Nirgendwo. Draußen tobt ein unerbittlicher Schneesturm, wodurch die Verbindung zur Außenwelt gestört ist. Auf dem Gutshof befinden sich Eleanor, ihr Freund Sebastian, ein Notar und Eleanors Tante Veronika. Sie haben sich dort getroffen, nachdem die Großmutter von Eleanor getötet wurde und nun herauskam, dass dieser Hof als Erbmasse zur Verfügung steht.
Eleanor geht es nach vielen psychotherapeutischen Sitzungen langsam besser, denn sie traf unmittelbar nach dem Mörder bei ihrer Großmutter ein und hat ihn sogar noch gesehen. Allerdings leidet sie unter einer Gesichtserkennungssschwäche und kann ihn daher nicht identifizieren.
Im Haus gehen merkwürdige Dinge vor sich. Wo ist der Gutsverwalter? Wieso meldet er sich nicht? Und sind sie dort wirklich alleine?
Das Haus birgt seine Geheimnisse, die nach und und nach enthüllt werden.
Der Thriller ist spannend und liest sich ziemlich flott, was vor allem an den kurzen und knackigen Kapiteln liegt. Die Autorin hat eine alternierende Erzählperspektive gewählt und auch zeitlich geht es zwischen dem Jetzt und der Vergangenheit hin und her. Der Spannungsbogen wir bis zum Schluss gehalten, wobei die Lösung nicht ganz so überraschen kommt.
Auf jeden Fall ein Lesespaß mit einem tollen Setting.

Bewertung vom 27.07.2022
Pinnow, Judith

Fast bis zum Nordkap


sehr gut

Schöne Sommerlektüre
Bea ist eine sehr erfolgreiche Mitarbeiterin in einer renommierten Hamburger Werbeagentur. Nun wird ihr auch noch eine Partnerschaft in der Agentur angeboten. Sie lebt in einer Traumwohnung, hat einen attraktiven Freund und so müsste das Leben perfekt sein. Ist es aber nicht, denn immer öfter leidet Bea unter Schwindelgefühlen und steuert auf einen Burn-Out zu.
Bea nimmt sich eine Auszeit und kauft sich spontan einen alten VW Bulli und will damit bis ans Nordkap reisen.
Ihr Gefährt hat allerdings seine besten Tage hinter sich und macht im Nirgendwo Schwedens schlapp.
Dort trifft Bea auf Elche, freundliche und hilfsbereite Menschen, allen voran Per. Er ist Tischler und lebt mit seinen zwei kleinen Töchtern in dem Dorf Sjöhyttan.
Judith Pinnow hat einen schönen leichten Sommerroman geschrieben, der sich sehr flüssig liest. Wie bei fast allen Liebesromanen kommt man an ein paar Klischees nicht vorbei, aber hier arten die Dinge glücklicherweise nicht in Drama und Übertreibungen aus.
Die Beschreibungen der schwedischen Landschaft sind wirklich gut gelungen und man würde doch auch sehr gerne an diesem wunderschönen See verweilen. Die Menschen, vor allem Pers Töchter wachsen einem ans Herz.
Rundum ein Wohlfühlroman.

Bewertung vom 21.07.2022
Schneider, Stephanie

Frühling, Sommer, Herbst und Zesel / Grimm und Möhrchen Bd.2


ausgezeichnet

Zauberhaft

Grimm und Möhrchen erleben in Band 2 wieder suppenwarme Gefühle und liebenswerte Geschichten zusammen. Wir erfahren etwas über Zeselchens Lieblingstag, wie Faschingsmuffel Grimm den Rosenmontag verbringt und Möhrchen etwas dazulernt, über ein tolles Geschenk für heiße Tage, wie Zesel eine Gummiente rettet, eine waschechte Autorin kennenlernt und noch viel mehr.
Es macht richtig Freude die beiden durch die Jahreszeiten zu begleiten. Es sind Geschichten fürs Herz, einfach schön und zum Genießen.
Stephanie Schneider gelingt es eine Wohlfühlatmosphäre zu schaffen, denn bei den beiden Freunden ist die Welt wunderbar in Ordnung.
Stefanie Schönberg hat dies alles liebevoll und herrlich bunt illustriert.
Für mich eine klare Leseempfehlung wie auch schon Band 1. Ich hoffe sehr, dass noch weitere Bücher mit Grimm und Möhrchen folgen werden.

Bewertung vom 14.07.2022
Höfler, Stefanie

Feuerwanzen lügen nicht


ausgezeichnet

Humorvoll, spannend und tiefgründig

Wir lernen zwei sehr unterschiedliche Freunde kennen. Da ist Nits, dem es schwerfällt ruhig zu sitzen, der immer gerne mit der Sprache spielt und den ein oder anderen dummen Spruch ablässt. Und da ist Mischa mit den blütenweißen Hemden, der so ziemlich alles über Tiere weiß und sich stets äußerst korrekt verhält.
Alles scheint in bester Ordnung zu sein, bis Nits über eine Lüge von Mischa stolpert und von da an Mischa mit anderen Augen sieht. Er sieht ihn zum ersten Mal richtig und sein Weltbild gerät ins Wanken.
Die Freundschaft der beiden wird auf eine harte Probe gestellt.
Ich habe das Buch von der ersten bis zur letzten Seite geliebt. Die Charaktere sind wunderbar gewählt und treffsicher gezeichnet, auch die Eltern und Mischas kleine Schwester.
Das Thema Armut wird einfühlsam beleuchtet und vor allem wie schwierig es ist damit umzugehen. Auch für diejenigen, die mehr Geld haben.
Was in Nits vor sich geht und wie er mit sich ringt, das ist grandios beschrieben.
Das Buch ist tiefgründig, humorvoll und spannend zugleich. 5 Sterne und eine klare Leseempfehlung von mir. Ich habe alle Protagonisten ins Herz geschlossen und werde definitiv noch weitere Bücher von Stefanie Höfler lesen.

Bewertung vom 04.07.2022
Paulin, Claire

Blanche Monet und das Leuchten der Seerosen / Ikonen ihrer Zeit Bd.7


ausgezeichnet

Schöner historischer Roman

Blanche Hoschedé ist 11 Jahre alt, als sie zum ersten Mal mit den Bildern Monets in Berührung kommt. Ihr Vater war bis zu seinem finanziellen Bankrott ein Förderer des Künstlers. Blanche ist von Anfang an fasziniert von Monets Malkünsten und zeigt selbst ein großes Gespür und Talent.
Nachdem Blanches Vater die Familie nicht mehr alleine durchbringen kann, schlüpfen die Hoschedés bei den Monets unter, um die es finanziell allerdings auch nicht gut bestellt ist. Gemeinsam trotzen beide Familien vielen Schicksalsschlägen und sind aufgrund von Armut immer wieder gezwungen umzuziehen. Im Buch finden wir eine Karte über die verschiedenen Orte und auch eine Personenübersicht.
Claire Paulin schreibt in einer leichten und sehr bildhaften Sprache. Die Stimmungen und Landschaften sind sehr schön beschrieben und passen wunderbar zu Monets Bildern, die man sogleich vor Augen hat.
Die Protagonistin ist warmherzig, sympathisch und zugleich eine starke Persönlichkeit, die einem ans Herz wächst, wie auch so manch andere Familienmitglieder. Sie sind alle liebevoll gezeichnet.
Ein gelungener Roman über die Familien Monet und Hoschedé und die Kunst.

Bewertung vom 26.06.2022
Welk, Sarah

Zusammen sind wir unschlagbar! / Pfeffer & Minze Bd.1


ausgezeichnet

Gemeinsam stark

Juna Pfeff und Millie Minze könnten unterschiedlicher nicht sein. Juna ist flott im Denken, tatkräftig, mutig und wird schnell wütend. Millie braucht immer ein bisschen länger für alles, ist mitfühlend und auch recht schüchtern.
Zusammen sind die beiden allerdings unschlagbar. Ihr Lieblingsimbiss soll geschlossen werden. Und nun sind die beiden besten Freundinnen gefragt. Mit Einfallsreichtum, viel Energie und starkem Willen schreiten sie zur Tat.
Das Buch ist in Tagebuchform geschrieben und wir dürfen Millies Gedanken folgen. Diese Technik macht einen großen Reiz des Buches aus. Der Schreibstil ist locker und lustig. Die Geschichte ist auch sehr spannend. Ich habe die Erzählung rund um die Pommesbudenrettung sehr gerne gelesen und fühlte mich gut unterhalten, auch wenn es am Ende des Buches vielleicht ein bisschen langatmiger wurde.
Sympathische Figuren, Humor und Spannung - was will man mehr. Von mir eine klare Leseempfehlung.

Bewertung vom 06.06.2022
Völler, Eva

Was das Schicksal will / Die Dorfschullehrerin Bd.2


sehr gut

Neue Herausforderungen für Helene

Im zweiten Band befinden wir uns im Jahre 1964. Helene und ihre zwölfjährige Tochter Marie leben bei Tante Auguste in ihrer Frankfurter Stadtvilla. Helene arbeitet als Lehrerin, Marie geht zur Schule und das Leben verläuft in seinen festen Bahnen.
Doch dann bekommt Helene völlig unerwartet das Angebot, die Schule in Kirchdorf zu leiten. Das bedeutet, dass sie auch Tobias wiedersehen wird, für den sie noch immer starke Gefühle hegt.
Helene nimmt die Herausforderung an und kehrt nach Kirchdorf zurück. Die Anforderungen an der Schule sind hoch und beanspruchen viel Zeit und Kraft. Marie kommt in die Pubertät, was das Verhältnis zwischen Mutter und Tochter etwas trübt.
Wir treffen natürlich nicht nur wieder auf Helene, Marie und Tobias, sondern auch auf Isabella, Helenes Freundin und verfolgen deren Schicksal. Reinhold, Helenes Vater und seine Frau spielen eine größere Rolle wie auch die Sprechstundenhilfe von Tobias, Agnes.
Eva Völler pflegt einen sehr schönen und angenehmen Schreibstil. Ich habe das Buch flott durchgelesen und habe sehr gerne an den Leben der verschiedenen Figuren teilgenommen. In Band 2 passiert eine ganze Menge und es wird nie langweilig. Die Protagonisten sind mir fast alle durchweg sympathisch und sie sind in der Tat gut gezeichnet.
Achtung Spoiler: Mein einziger Kritikpunkt ist, dass es mir am Schluss zuviel des Guten wurde. Denn alles löst sich wunderbar in Wohlgefallen auf. Hier ist der Roman nahe am Kitschigen dran.
Nichtsdestotrotz habe ich sowohl Band 1 als auch Band 2 sehr gerne gelesen und kann sie beide empfehlen.