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B. S.

Bewertungen

Insgesamt 173 Bewertungen
Bewertung vom 07.06.2022
Kalisa, Karin

Fischers Frau


gut

Interessante Geschichte über die Pommerschen Fischerteppiche mit Webfehler

In „Fischers Frau“ von Karin Kalisa wird die Geschichte von der Kuratorin Mia Lund und von der Teppichknüpferin Nina erzählt, die durch einen Pommerschen Fischerteppich miteinander verknüpft sind. Die Handlung beginnt in der Gegenwart mit Mia, die einen Pommerschen Fischerteppich zur Begutachtung vorgelegt bekommt, den sie auf seine Echtheit überprüfen soll. Da dieser für die Pommerschen Fischerteppiche untypische Muster aufweist, ist ihr Interesse geweckt und sie beginnt Nachforschungen zu betreiben und mehr über die Herkunft des Teppichs zu erfahren. Für Mia beginnt daraufhin eine Reise von Greifswald nach Zagreb, von der Gegenwart in die Vergangenheit zur Teppichknüpferin Nina und auch eine Reise zu sich selbst.

Die Geschichte hinter den Fischerteppichen ist an sich interessant. Als die Ostseeküste überfischt war, fehlte für die Fischer Arbeit, sodass anstatt der Fischernetze Teppiche geknüpft wurden. Leider konnte mich der Roman und dessen Umsetzung des Themas der pommerschen Fischerteppiche nicht überzeugen.
Die beiden Handlungsstränge in der Gegenwart und in der Vergangenheit mit Mia und Nina wirkten für mich zu konstruiert und deren Verknüpfung miteinander zu erzwungen. Auch konnte mich der Schreibstil nicht so richtig begeistern. Karin Kalisa schreibt sehr poetisch, bild- und detailhaft, also perfekt, um daraus eine gute Geschichte zu weben, die die Besonderheit der Teppiche mit den beiden Handlungssträngen verknüpft, doch wirkte der Schreibstil die meiste Zeit dazu eher deplatziert und sorgte eher für Fehler im Webprozess. Auch konnte ich keine emotionale Nähe zu den Charakteren oder der Handlung aufbauen, besonders Mia blieb mir fremd. Ebenso mäanderte die Handlung oft herum und verlor sich in Nebensächlichkeiten, Handlungsstränge wurden begonnen, ohne richtig zu Ende gebracht zu werden. Ein roter Faden war für mich nicht richtig erkennbar. Das Potenzial war vorhanden, jedoch wurde es nicht vollständig genutzt. Ich habe mir etwas mehr erhofft.

Bewertung vom 07.06.2022
Köller, Kathrin;Schautz, Irmela

Queergestreift


ausgezeichnet

Wunderschön wie der Regenbogen - ein wichtiges und informatives Buch über LGBTIQA+

Bunt, unterhaltsam, informativ und ungemein wichtig – "Queergestreift - alles über LGBTIQA+" ist ein Buch, das auf ganzer Linie überzeugen kann und ich jeden nur empfehlen kann, dass einen informiert und aufgeklärt zurücklässt.
Allein schon die grafische Gestaltung des Buchinnern sowie das Cover machen das Buch lesenswert. Bunt und vielfältig zieht sich als Motto que(e)r durch das ganze Buch. Auch wenn "Queergestreift" aufgrund der poppigen Gestaltung den Anschein erwecken mag, es handelt sich hierbei um ein Buch für Jugendliche, ist dies überhaupt nicht der Fall. Die Themen rund um Geschlecht, Sexualität, Identität und Vielfalt für mehr Toleranz und weniger Diskriminierung gehen jeden an und werden so präsentiert, das jede Altersgruppe, jung und alt sich angesprochen fühlen.

Zum Aufbau ist zu sagen, dass jedem Buchstaben der LGBTIQA+-Community ein Kapitel gewidmet ist, beginnend mit L für Lesbian und endend mit A+ für A_Sexual, Stichworte werden im Text zusätzlich farbig hervorgehoben und erklärt. Die Inhalte und Themen werden auf respektvolle und empathische Art und Weise vermittelt, der lockere Schreibstil macht es insgesamt leicht zu lesen.
Vieles habe ich schon vor der Lektüre gewusst, aber ich habe auch viel Neues dazu gelernt, auch über mich selbst, also ein Buch, das informiert, aber auch zum Nachdenken anregt, genau wie es sein sollte.
Besonders gut gefallen haben mir auch die Vorstellungen, Interviews und Zitate von Personen aus der LGBTIQA+-Community, die dem Ganzen noch eine persönlichere Note gegeben haben.
Das Buch macht einfach nur Spaß zu lesen, es ist informativ, aktuell, unterhaltsam und präzise geschrieben sowie ansprechend gestaltet.

Bewertung vom 04.06.2022
Raina, Rahul

Bekenntnisse eines Betrügers


sehr gut

Vom Tellerwäscher zum Millionär auf Indisch - unterhaltsame und gesellschaftskritische Satire

Ramesh wächst ohne Mutter im schmutzigen und verfallenen Alt-Delhi auf, bevor er mit seinem Vater in das wohlhabendere Neu-Delhi umzieht. Dort wird er von Claire, einer katholischen Nonne, entdeckt, die ihm Zugang zu schulischer Bildung gewährt, wodurch sich sein Leben maßgeblich verändert. Ramesh ist schlau und macht seinen Weg durch das diskriminierende indische Bildungssystem und wird eine Art Bildungsberater. Als solcher nimmt er für die verwöhnten Söhne reicher indischer Eltern an deren wichtigen All Indias Prüfungen teil und legt diese für sie ab. Als Ramesh dadurch versehentlich als einer der Besten der All Indias Prüfungen abschneidet verschafft das ihm und seinen Kunden, Rudi, Zugang zu einer Welt voller Ruhm und Geld bis sie beide entführt werden …

„Bekenntnisse eines Betrügers“ ist eine dunkle Komödie mit Krimi-/Thrillerelementen, die sich flüssig liest und einen von der ersten Seite in den Bann zieht. Held dieses unterhaltsamen und satirischen Romanes ist ohne Zweifel Ramesh, der trotz seiner vielen Fehler, sympathisch und charmant rüberkommt. Anhand seiner „Bekenntnisse“ gewinnen die Leser*innen Einblick in ein Indien abseits romantischer Bollywoodfilme. Das Buch berührt Themen wie die Korruption innerhalb der indischen Mittelschicht, verschiedene Aspekte der Ausbeutung, Angst vor dem Scheitern, die Vorurteile zwischen den Klassen und die Besessenheit vom akademischen Erfolg in Indien.

Einzig die Entführung erscheint ein bisschen abgedreht und schwer zu glauben, aber wer sich darauf einlässt, wird mit einer fesselnden und unterhaltsamen Geschichte mit scharfsinniger Gesellschaftskritik belohnt.