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katikatharinenhof

Bewertungen

Insgesamt 306 Bewertungen
Bewertung vom 28.02.2025
Fuchs, Katharina

Vor hundert Sommern


gut

Von allem zu viel und doch zu wenig

Anja und Tocher Lena stehen vor einer großen Herausforderung, denn das Ausräumen und Auflösen der Wohnung von Elisabeth, Anjas Mutter bringt so manche Erinnerung zum Vorschein. Dass sich beide Frauen jedoch mit einem Familiengeheimnis konfrontiert sehen, hätten sie zu Beginn nicht vermutet. Auf die bohrenden Fragen erhalten sie zunächst keine oder nur widerwillig Auskunft, bis Elisabeth endlich ihr Schweigen bricht. Für Lena beudetet das endlich, ihre Platz im Leben zu finden und auch bei Anja wird der Lebensweg noch einmal ganz neu beschritten. Mutter und Tochter können gemeinsam mit der Großmutter gedanklich zurückreisen und werden dabei Zeuginnen, wie sich Hass, Hetze und Antisemtismus in Köpfen und Herzen der Menschen festsetzen....bis heute.....


Der neue Generationenroman von Katharina Fuchs wird in einer Zeit veröffentlicht, die erneut einen deutlichen Rechtsruck erlebt und Menschen mit Migrationshintergrund oder jüdischen Glaubens regelrecht an den Pranger stellt. Fuchs versucht anahnd ihrer eigenen Famileingeschichte aufzuarbeiten, was die (Nach-)Kriegsgeneration durch Schweigen an Traumata an ihre Enkel:innen vererbt hat und geht der Frage nach, wie weit Schuld und das Gefühl des Ausgegreztseins vererbt werden kann.

Unterteilt in zwei Erzählstränge , folgen die Lesenden den Ereignissen der 1920er Jahre bis hin zum Kriegsende und erlbeen gleichzeitig in der Gegenwart, wie sich das Gehörte auf eigene Entscheidung auswirkt und mit den tagespolitischen Ereignissen verknüpft. Während die Geschichte von und mit Clara die Leser:innen an die Seiten bindet, kann das Heute mit seine Figuren leider überhaupt nicht überzeugen.

Elisabeth, Anja undL ena wirken wie Staitistinnen in ihrer eigenen Familiengescichte, sind unnahbar und Lena tritt sogar missionarisch auf, um nicht nur die Menschen in ihrem unmittelbaren Umfeld von ihren Einstellungen und Werten zu überzeugen. Das lässt sie belehrend erscheinen und macht nachvollziehbar, warum sie sich so oft ausgetrenz fühlt. Mutter Anja hingegen bewegt sich stocksteif durchs Leben und ihre Zukunfstgestaltung ist für die Lesenden all zu deutlich vorauszuahnen.

Auch das Überfrachten der allgegenwärtigen Themen trägt nicht dazu bei, dass die Handlungen der Gegenart fesselnd und begeisternd erzählt werden.

Das Aufarbeiten der Familiengeschichte, das Aufdecken des Geheimnisses wird hingegen sehr einfühlsam erzäht und lebt von den sepiafarben Bildern, die Fuchs für ihre Leser;innen aus dem imaginären Familienalbum zur Verfügung stellt. Ich hätte mir gewünscht, dass diese Erzählweise sich auf die Gegenwart überträgt und die Leser:innen somit die Möglichkeit haben, ein Teil der Nachforschungen zu sein, selbst auf Spurensuche zu gehen und sich den teilweise schmerzhaften Herausforderungen zu stellen, die mit diesen Ereignissen einhergehen.

Leider hat das Buch die Erwartungen nicht oder nur teilweise erfüllen können, daher neutrale 3 Sternchen

Bewertung vom 26.02.2025
Ward, Tara

The Happiness Year


sehr gut

Das Glück versteckt sich oft in den einfachen Dingen des Alltags

Ein ganzes Jahr voller Glück - was wie eine Wunschvorstellung aus einem schönen Traum klingt, kann mit diesem geschmackvoll gestaltenen Büchlein direkt umgesetzt werden. Tara Ward zeigt ihren Leser:innen nämlich, dass es manchmal nur ganz wenig braucht, um das Glück auch im Alltäglichem zu finden.

Innere Balance, Harmonie und Lebensfrede in die tägliche Routine zu integrieren geht an und für sich ganz einfach und viele haben "verlernt" bewusst auf ihr Bauchgeühl oder ihr Herz zu hören. Das Buch bietet somit einen ganzheitlichen Blcik auf das bewusste Wahrnehmen, schenkt mit achtsamen Atemübungen und belebenden Meditationen kleine Auszeiten vom stressigen Alltag und schafft somit ganz persönliche Glücksmomente, um wieder ganz bei sich selbst anzukommen.

Jede einzelne Jahreszeit hat ihren ganz besonderen Glückmomente und Tara Ward setzt immer wieder kleine Impulse, um diese wieder bewusster wahrzunehmen oder (wieder) zu entdecken. Wärmende Sonnenstrahlen auf der Haut im Sommer, das Aufblühen der Knopsen im Frühling, das Racheln des Herbstlaubes oder Gemütlichkeit im Winter - jede/r Leser:in wird garantiert die ein oder andere positive Anregung finden, um das ganz pesönliche keline große Glück für jeden Tag des Jahres zu erleben.

Um die die Meditations- und Visualisierungsangebote noch einfacher in den Alltag integrieren zu können, wäre es schön und helfreich gewesen, diese als QR-Code oder als Audiodatei herunterladen zu können, damit dieses Büchlein auch wirklich vollkommen ist.

Bewertung vom 26.02.2025
Britton, Easkey

Meer macht glücklich


sehr gut

Keine herkömmlichen Freizeittipps

Zugegeben, das Layout des Buches und der Untertitel suggerieren, dass die Lesenden ein kleines Büchlein randvoll mit neuen Tipps zur Freizeitgestaltung in den Händen halten. Wer mit dieser Einstellung und entsprechender Erwartung an das Buch herangeht , wird enttäuscht sein und doch gleichzeitig ein paar Aha- und Wow-Momente erleben, die er/sie in dieser Form nicht zwischen den geschmackvoll gestalteten Buchdeckeln vermutet hätte.

Vielmehr geht es Easkey Britton darum, das Augenmerk auf ein rücksichtsvolles Zusammenspiel von Mensch und Natur zu legen, achtsame Augenblicke am und im Meer zu erleben und dessen Geheimnisse zu entschlüsseln, ohne dass das empfindliche Ökosastem zerstört wird. Die Texte sind kurz, tragen die sehr persönliche Meinung und Handschrift der Verfasserin, sodass sie mitunter esotherisch und im besten Sinn weltverbesserisch eingefärbt sind.

Das Buch kommt ganz ohne bunte Bilder aus, spricht dennoch alle Sinne an. Das Bauen von Sandbooten,Wal- & Delfinbeoachtung, Achtsamkeitsübungen am Strand und im Wasser, Klangkarten erstellen und diverse Aktivitäten mehr tragen dazu bei, dass sich die persönliche Einstellung zum Element Wasser und dem Lebesnraum Meer ändern kann. Denn man kannn nur schützen und bewahren, was man liebt und kennt.

Wer sich auf dieses Leseabeneuter einlässt, kann sehr viel Meer und mehr erleben - sehr gute 3,5 Sternchen

Bewertung vom 26.02.2025
Wunnicke, Christine

Wachs


gut

Ich werde leider nicht zu Wachs in den Händen der Autorin

Mit einem vielversprechenden Klappentext und einem kunstvoll gestalteten Cover weckt "Wachs" von Christine Wunnicke hohe Erwartungen. Der Roman verspricht eine gleichgeschlechtliche Liebesgeschichte, die im Paris des 18. Jahrhunderts angesiedelt und mit zärtlichen und gefühlvollen Momenten durchzogen ist. Die Beschreibungen der Stadt, Gerüche und Geräusche und der botanischen Zeichnungen lassen die Kulisse lebendig werden und wecken den Eindruck eines sinnlichen Leseerlebnisses.

Leider kann jedoch das Buch die erhofften Erwartungen nicht ganz erfüllen. Die Verbindung von Geschichte und Emotionen wirkt auf den ersten Blick ansprechend, doch im Verlauf der Lektüre fehlt das gewisse Etwas, um die Geschichte zu einem wirklich fesselnden Leseerlebnis werden zu lassen. Die Mischung aus Patrick Süskinds "Das Parfüm" und den plastillierten Körperwelten von Gunther von Hagen könnte vielversprechend sein, jedoch gleiten die Sätze oft an den Lesenden vorbei, ohne das der Inhalt den Weg ins Herz findet.

Die Figuren sind zwar ansprechend gestaltet, allerdings bleibt deren Entwicklung auf den 185 Seiten des Buches eher begrenzt, sodass sie mitunter nicht nahbar erscheinen, sondern eher die Lesenden dazu verleiten, Abstand von ihnen zu nehmen und das Geschehen nur als Zuschauende, nicht aber als aktiver Part, warzunehmen.

Wunnicke hat ein Gespür für Ästhetik und Präzision, jedoch kann sie diese nicht immer umsetzen, um ein berauschendes Leseerlebnis daraus entstehen zu lassen. Während einige Leser:innen vielleicht dennoch in die Geschichte eintauchen und sie mit Begeisterung aufnehmen, bleibt bei mir das Gefühl zurück, dass ich nicht zu "Wachs" in den Händen der Autorin geworden bin - neutrale 3 Sternchen

Bewertung vom 22.02.2025
Auhser, Ferdinand

Bakabu und die Kostüm-Party


gut

Party-Stimmung mit Handbremse

Eine kunterbunte Kostümparty mit jeder Menge guter Laune - ja, genau das ist es, was wir alle gerade wollen und brauchen. Das fröhlich-bunte Kinderbuch "Babaku und die Kostüm-Party" stimmt schon mit seinem wunderschönen Cover auf die fünfte Jahreszeit ein und verbreitet richtig gute Laune.

Leider zündet die Konfettikanone aber nur ganz verhalten und die Party-Stimmung fährt mit angezogener Handbremse, denn die Geschichte ruckelt an einigen Stellen und das ist so unglaublich schade. Die Grundidee des Buches gefällt und ist ein guter Ansatz, um Kindergartenkindern zu vermitteln, dass alle zusammen eine große Party feiern können, auch wenn der ein oder andere Unterschied oder Handicap vorhanden ist.

Kinder, die von Sprachschwierigkeiten betroffen sind, sollen im Buch die ein oder andere Identifikationsfigur vorfinden. Jedoch werden die zunächst als witzig empfundenen Sprachfehler auf Dauer nervig und die fehlerhafte Ausprache dient nicht zur Förderung der Sprachkompetenz, für die das Buch ja wirbt.

Die Anleitung zum Pfeifen hat leider zu Frustrationen und Tränen geführt, da die beschriebene Vorgehensweise nicht umsetzbar ist und zu keinen Erfolgdserlebnissen führt. Trotz dieser Kritikpunkte bietet die Geschichte eine positive Botschaft: Niemand wird ausgeschlossen und alle unterstützen sich gegenseitig. Auch die liebenswerte Auffirderung, Dinge einfach mal auszuprobieren ist ermutigend und kann Kindern helfen, Herausforderungen anzugehen.

Leider bleibt das Buch hinter unseren Erwartungen zurück - daher neutrale 3 Sternchen

Bewertung vom 22.02.2025
Small, Steve

Meins! Der Hase, der nicht teilen wollte


sehr gut

Teilen macht Freu(n)de

In "Der Hase, der nicht teilen wollte" erzählt Steve Small die Geschichte eines Hasen, der stolz auf sein Feld voller leckerer Rüben ist. Die bunten Illustrationen und die fröhliche Erzählweise lassen Kinder und Erwachsende sofort in die Welt des Hasen und seiner neuen Nachbarn, den Kaninchen, eintauchen. Diese laden ihn ein, gemeinsam zu feiern, doch der Hase ist nicht bereit, seine Rüben zu teilen.

Das Buch behandelt auf kindgerechte Weise das Thema Teilen, was für viele Kinder eine Herausforderung darstellt. Die Geschichte wird in kurzen verständlichen Sätzen und melodischen Reimen erzählt, die die Neugier der kleinen Zuhörenden wecken. Allerdings könnte die Mischung aus gereimten Versen und herkömmlicher Erzählweise für einige Kinder etwas unruhig wirken. Eine einheitliche Erzählform wäre nicht nur gefälliger, sondern vielleicht auch verständlicher. Das Vorlesen wird zusätzlich durch den häufig abrupten Wechsel der Schriftarten erschwert und sorgt ab und an für Verwirrung.

Die Illustrationen sind herzallerliebst und sprechen das Kindchenschema an, sodass die Tierfiguren schnell den Weg in die Kinderherzen finden und liebgewonnen werden.

Das relativ offen gestaltete Ende des Kinderbuches mag nicht allen gefallen, dient jedoch als Anreiz, um gemeinsam über Geben und Teilen, Freundschaft und Hilfsbereitschaft nachzudenken und zu reden.

Wir vergeben sehr gute 3,5 Sternchen

Bewertung vom 22.02.2025
Haidinger, Martin

... und dann wurden sie Nazis


ausgezeichnet

Unbedingt lesen !

Martin Haidingers Buch "…und dann wurden sie Nazis" ist ein eindringliches und aufrüttelndes Werk, das die Lesenden auf eine erschütternde Reise in die Gedankenwelt derjenigen mitnimmt, die während des Nationalsozialismus aufwuchsen. Durch die Stimmen von Zeitzeuginnen und Zeitzeugen erhalten die Leser:innen einen einzigartigen Einblick in die Verführbarkeit und Manipilation junger Menschen und die schleichenden Mechanismen, die zur Unterstützung eines verbrecherischen Regimes führten.

Diese persönlichen Geschichten sind nicht nur bewegend, sondern auch lehrreich, da sie die tiefenpsychologischen Veränderungen beleuchten, die in den Köpfen junger Menschen stattfanden. Haidinger gelingt es, die Naivität und Verletzlichkeit dieser Jugendlichen zu erfassen und aufzuzeigen, wie sie zu Werkzeugen einer menschenverachtenden Ideologie gemacht wurden. Die ungeschönten Berichte der Zeitzeug:innen sind das ehrlichste, was ich bisher über diese dunkle Epoche erfahren durfte. Der Autor schafft es, die Lesenden ohne Vorurteile an die Schilderungen der Protagonist:innen zu führen. Die Geschichten sind nicht nur historische Dokumente, sondern auch warnende Beispiele für die Gefahren von Ideologien, die Menschen in den Bann ziehen und ihre moralischen Überzeugungen untergraben können.

Fast schon wortgewaltig ist die Art und Weise, wie Haidinger das Zusammenspiel von Angst, Gruppenzugehörigkeit und Manipulation darstellt. Die Schilderungen zeigen, wie die Unsicherheit und die Suche nach Identität viele in die Arme der Nazis trieben. Diese Dynamik wird als eine schleichende Transformation beschrieben, die zunächst subtil beginnt und schließlich in eine überwältigende Euphorie mündet, die jegliches kritisches Denken ausblendet. Die Leser:innen werden dazu aufgefordert über die Mechanismen nachzudenken, die es einem Unrechtssystem ermöglichen, sich zu verfestigen und somit Menschen immer wieder aufs Neue zu begeistern.

Haidingers Ansatz, die Geschichte durch individuelle Porträts zu erzählen, ist von unschätzbarem Wert. Er schafft es, die komplexen und oft widersprüchlichen Gefühle der Befragten zu vermitteln, ohne dabei vorschnelle Urteile zu fällen. Diese Herangehensweise ermöglicht es der Leserschaft, die Geschehnisse und ihre Auswirkungen aufzunehmen und versuchen zu verstehen. Die Zeitzeug;innenberichte sind ungeschönt und bilden eine ehrliche Reflexion über die Verführbarkeit des Menschen durch radikale Ideologien.

In Anbetracht der aktuellen politischen Entwicklungen und der wiederkehrenden Infragestellung demokratischer Werte ist Haidingers Werk von entscheidender Bedeutung.Es fordert uns auf, die Mechanismen der Verführung durch radikale Ideologien zu hinterfragen und uns der Geschichte bewusst zu werden, um ähnliche Fehler in der Gegenwart zu vermeiden. Die letzte Generation von Zeitzeug:innen wird immer weniger, und Haidinger nutzt diese Gelegenheit, ihre Stimmen zu bewahren und ihre Erfahrungen zu teilen.

Martin Haidinger verbindet profundes Wissen über die österreichische Geschichte mit tiefen Einsichten in die menschliche Psyche. Sein Buch ist nicht nur notwendig, sondern auch ein Appell zur Auseinandersetzung mit der Vergangenheit und ein Aufruf, wachsam zu sein gegenüber den Gefahren, die in der Verführbarkeitund der daraus resultierenden Manipulation des Menschen liegen.

Unbedingt lesen !

Bewertung vom 20.02.2025
Rosenthal, Hans

Zwei Leben in Deutschland


ausgezeichnet

Berührend, bewegend und sehr lesenswert

Zwei Leben in Deutschland“ von Hans Rosenthal ist ein eindrucksvolles und bewegendes Werk, das die Lebensgeschichte des Autors in einer Zeit des Umbruchs und der Herausforderungen erzählt. Rosenthal, ein prominenter deutscher Fernsehmoderator und Entertainer und den älteren Leser;innen noch bestens durch seine Luftsprünge bei "Dalli Dalli" bekannt, lässt die Leserschaft an seinen Erfahrungen und Erinnerungen teilhaben.

Das Buch ist nicht nur eine Autobiografie, sondern auch ein tiefgründiger Kommentar zur deutschen Geschichte des 20. Jahrhunderts, denn Rosenthal schildert seine Kindheit im nationalsozialistischen Deutschland, die Verfolgung seiner Familie als Juden und die Flucht vor dem Terror des Regimes. Die Schilderungen sind eindringlich und authentisch, sie vermitteln ein starkes Gefühl der Angst, aber auch den ungebrochen Willlen, diese Widrigkeiten zu überstehen und zu überleben.

Besonders beeindruckend ist die Art und Weise, wie Rosenthal das Zusammenspiel von persönlichem Schicksal und historischer Entwicklung darstellt. Er reflektiert über Identität, Zugehörigkeit und die Herausforderungen, die das Leben in einem geteilten Deutschland mit sich brachte. Seine Erfahrungen in der Nachkriegszeit und die Auseinandersetzung mit der eigenen Vergangenheit sind bewegend, regen zum Nachdenken an und sind von der Thematik aktueller denn je.

Rosenthals Schreibstil ist klar und einnehmend, was das Buch zu einer fesselnden Lektüre macht. Er schafft es, komplexe Themen verständlich zu vermitteln, ohne dabei die emotionale Tiefe seiner Erlebnisse zu verlieren. Mitunter blitzt der Schalk im Nacken auf und genau diese Leichtigkeit ist es, die gerade dem ersten Teil die Schwere nimmt und das Buch zu einer gut zu lesenden Lektüre macht. Es ist der stete Wechsel zwischen Hoffen und Bangen, Freud und Leid, Erfolg und Misserfolg, der die Lesenden an die Seiten bindet und gemeinsam mit dem beliebten Show- & Quizmaster seinen Weg vom politische Verfolgten zum Macher von Ratesendungen und Unterhaltungsformaten nachvollziehen lässt.

Die Botschaft seinen Buches ist, auch Jahrezehnte nach der Erstveröffentlichung, sehr eindringlich und hat an Aktualität nichts verlorren. Es geht um Toleranz, Akzeptanz, Versöhnung und ein friedliches Miteinander.

"Damals in der Laube und in den Trümmern Berlins hatte ich mir geschworen, mich mit allen Kräften dafür einzusetzen, dass das, was mit unserem Volke geschehen war, aus Fanatismus und hasserfüllter Entfremdung, sich niemals wiederholen dürfte " (S. 343)

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 18.02.2025
Lowe, T. I.

Sehnsucht nach der blauen Insel


weniger gut

Leider nicht das beste Buch der Autorin

Als treue Leserin von T.I. Lowe war ich voller Vorfreude auf ihren neuen Roman "Sehnsucht nach der blauen Insel". Leider muss ich sagen, dass ich nach dem Beenden dieses Buches extrem enttäuscht bin. Normalerweise verschlinge ich ihre Bücher in wenigen Stunden, aber dieses Mal fiel es mir unglaublich schwer, bis zur letzten Seite durchzuhalten.

Die Hauptfigur Sonny ist nicht nur auf auf der Suche nach außergewöhnlichen Filmset, sondern auch nach einem Ort, an dem sie sich wirklich zu Hause fühlen kann. Die glitzernde Welt von Hollywood bestimmt mehr oder weniger ihren Tagesablauf und so ist Sonny auch der Meinung, dass sie ihrer Familie und ihren Follwern zeigen muss, dass sie sich in eben dieser Welt wohl fühlt - und wie so oft ist alles nur Fake und mit Filtern belegt.

Die Handlung wirkt chaotisch und unentschlossen und es entsteht der Eindruck, als wisse die Autorin selbst nicht so genau in welche Richtung ihre Geschichte gehen soll. Der Mix aus "Die Schöne und das Biest", klischeehafter Romanze, rührseliger Familiengeschichte und dem reißerischen Aufhänger der #MeToo-Bewegung ist einfach zu viel. Die verschiedenen Elemente passen nicht zusammen und erzeugen einen Eindruck von Unvollständigkeit, da möglichst viele Ideen der Schreibenden in diesem Roman zu einer mehr oder weniger sinnvoll zusammenhängenden Geschichte zusammengefügt werden.

Der Schreibstil ist enttäuschend, fast seelenlos. Während ich normalerweise von Lowes warmherziger Erzählweise begeistert bin, fühlt sich dieser Roman an, als wäre er von einem/einer anderen Autor/in verfasst worden. Die Charaktere sind respektlos und übergriffig, was für treue Leser:innen von Lowe absolut nicht nachvollziehbar ist. Die Handlung ist oft unrealistisch und unglaubwürdig, wirkt aufgesetzt und übertrieben.

Die einzelnen Kapitel ziehen sich wie Kaugummi und sind voller Stereotypen und flacher Figuren. Die Pointen zünden nicht, die Romantik verfliegt wie Nebel in der Morgensonne und der christliche Aspekt wird nur halbherzig behandelt. Statt einer tiefgründigen Geschichte erhält man eine endlos erscheinende frustrierende Leküre.

"Sehnsucht nach der blauen Insel" ist für mich das schwächste Buch von T.I. Lowe. Ich kann daher absolut nicht nachvollziehen, warum dieses Werk eine Auszeichnung als bestes Buch des Jahres 2024 erhalten hat. Ich hoffe, dass die Autorin zu ihren Wurzeln zurückfindet und in zukünftigen Werken wieder die Qualität liefert, die ich so sehr schätze.

Bewertung vom 15.02.2025
Holbe, Daniel;Tomasson, Ben

Totengold / Sabine Kaufmann Bd.9


sehr gut

Still und starr ruht der See....

Die Edersee--Region erhält eine neue Attraktion und der Ruf des Goldes lockt die Besucher:innen auch im Winter ins nordhessische Bergland. Doch es ist nicht der Godlflitter, der für großes Aufsehen sorgt, sondern der vermenitliche Fund von Nazi-Gold. Die Ereignisse überschlagen sich, als zwei Angler nicht etwa einen dicken Fisch, sondern einen Totenschädel am Haken haben und Schüsse auf die Ortsvorsteherin abgegeben werden. Kaufmann und Angersbach drehen jeden Stein um und müssen erkennen, dass nicht nur der See seine Geheimnisse hat...


Ich liebe Regio-Krimis aus meiner hessischen Heimat, denn sie zeigen die dunkle, niederträchtige Seite der ansosten so strahlend hellen und toruristisch attraktiven Regionen. Daniel Holbe taucht den Edersee in eine winterliche Stimmung, die schon fast ein wenigt romantisch anmutet. Jedoch währt diese Romantik nicht lange, denn die Brisanz seiner Themen vom Verbreiten des verqueren Gedankenguts der Ewiggstrigen, der unstillbaren Gier nach Geld und Reichtum und das ältestet Motiv seit es Krimis gibt, halten in seinem Buch Einzug.

Der Plot ist abwechslungs- und temporeich gestaltet. Durch die kontinuierlich wechselnden Handlungsorte hat der Krimi schon eine gewisse Eigendynamik, die durch facettenreiche Charaktere belebt wird. Vom ewigen Looser über erfolreiche Politikerin bis hin zu einem wirklich coolen Dreigestirn ist alles dabei, was das Leser:innenherz begehrt. Holbe lotet manchmal sogar die Möglichkeiten das Sagbaren aus, wenn es darum geht, die falschen Ideale un die damit verbundenen Ereignisse aus der Vergangenheit bis hin in die Gegenwart aufs Papier zu bringen.

Die Stimmung um den See wird immer wieder in sehr plastischen Bildern eingefangen und dadurch gelingt es Holbe, seine Story lebhaft und zugleich auch sinnbildlich zu gestalten. Die so geschaffenen Szenen wecken bei den Lesenden Assoziationen und lassen sie tief in die Handlung eintauchen. Es ist spannend, ohne Frage , jedoch bedient sich Holbe gerade im letzten Driteel an viel zu vielen und bereits bekannten Krimizutaten, um eine Idee zum Abschluss zu bringen. Das ein oder andere Klischee findet sich ebenso in der Romanhandlung ein wie eine Anlehnung an die berühmte Staumauerszene aus "Golden Eye". So ist die Auflösung wenig überraschend und selbst der Epilog kann das Ganze nicht mehr herumreißen.

Ein solider Regio-Krimi, der von den immer wieder aufkommenden Sagen um das Nazi-Gold inspiriert ist und in der Ausführung noch ein bisschen Luft nach oben hat - sehr gute 3,5 Sternchen