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Buchkathi

Bewertungen

Insgesamt 260 Bewertungen
Bewertung vom 04.11.2023
Henn, Carsten

Die Butterbrotbriefe (MP3-Download)


ausgezeichnet

Eine etwas andere Geschichte darüber, wie man das Leben in die Hand nimmt

Gibt es Schicksal oder hat man doch letztendlich alles im Leben selbst in der Hand? Diese Frage beantwortet sich Kati Waldstein mit einem klaren nein und nimmt mit fast 40 Jahren einen neuen Anlauf für das Leben. Um aber mit ihrem bisherigen Leben und allen Erlebnissen abzuschließen, beginnt sie nach dem Tod ihrer Mutter mit dem Schreiben von Briefen. Doch nicht etwa an einen Brieffreund, sondern an Menschen in ihrem Leben, die ihren Weg geprägt haben. Damit sie sicher sein kann, dass sie ihr Ziel nicht verfehlen und sie danach die Chance hat, abzuschließen, überbringt und verliest sie die Briefe bei den Adressaten selbst. Sie verfolgt das klare Ziel, ihren Heimatort nach diesen genau 37 Briefen zu verlassen und woanders neu anzufangen.
Als aber auf einmal Severin in ihrem Leben auftaucht, der sich selbst mit einem Leben auf der Straße für ein von ihm verschuldetes Unglück bestraft, wendet sich das Blatt. Nicht nur, dass das Briefe-Schreiben stockt. Nein, Kati kommt durch Severin erst richtig zum Leben und findet dabei immer mehr über sich und ihre Familie heraus, das alles verändert. Und auch wenn die erste Begegnung zwischen Kati und Severin mehr als skurril und teilweise auch beängstigend ist, nähern die beiden sich immer mehr an. Bis sogar eine zarte Liebe zwischen ihnen entsteht.
Das Besondere an diesem Roman war für mich Kati. Sie ist so sehr in ihrem Leben gefangen und wirkt dabei total unbeholfen und eingefahren. Dieses Briefeschreiben und auch Vorlesen, mutet dagegen eher skurril und lustig an. Besonders die Reaktionen der Empfänger darauf reichen von schockiert bis erfreut hinzu tief berührt. Da ich das Hörbuch gehört habe, kam ich hier in den Genuss von Steffen Groths Imitation der Stimmen und war wirklich begeistert. Als Kati dann beginnt immer mehr über ihr bisheriges Leben und ihre Familie herauszufinden, steigen sowohl die Spannung als auch das Mitgefühl für sie, sodass ich mir nur noch gewünscht habe, dass sie nun glücklich werden kann. Und so ging es mir auch bei Severin: Ihn fand ich zwar anfangs gruselig, aber am Ende hätte ich ihn am liebsten einfach in den Arm genommen, um ihm Glück für die Zukunft zu wünschen. Die beiden Protagonisten sind so nahbar dargestellt und man begleitet sie richtig in ihrer Entwicklung, sodass es einem vorkommt, als würde man sie schon ewig kennen. Die Nebenfiguren sind dagegen nicht immer ganz ernsthaft dargestellt, sondern sorgen für die Prise Lachen zwischendurch. Diese Balance zwischen Ernsthaftigkeit und Skurrilität ist wirklich gut gelungen.
Insgesamt besticht dieses Buch beziehungsweise auch das Hörbuch durch seine Bandbreite an Gefühlen, die wirklich echt und zum Nachempfinden transportiert werden. Und natürlich auch durch die gute Geschichte, die zwar im Hauptstrang sehr realistisch, aber in den Nebenszenen und Nebenfiguren eher humoristisch ist, wirken diese Emotionen so gut. Als Leser ist man nicht nur stiller Zuschauer, sondern fühlt mittendrin in der Geschichte.
Wer sich auf die Mischung aus lustig und ernst einlassen kann, wird hier viel Freude haben.

Bewertung vom 04.11.2023
Kling, Marc-Uwe

Das Klugscheißerchen


sehr gut

Sind wir nicht alle ein bisschen Klugscheißerchen?

Ab wann ist man eigentlich ein Klugscheißer? Gibt es da einen Test? Im wahren Leben würde dies wohl jeder verneinen und die Einschätzung, wer nun als Klugscheißer gilt und wer nicht, bleibt eine subjektive Beurteilung. Doch nicht so in diesem lustigen Hörbuch für Kinder mit dem Titel Klugscheißerchen von Marc-Uwe Kling.
Theo und Tina, die beiden Protagonisten-Kinder, leben mit ihren Eltern zusammen in einem Haus und werden von den beiden regelmäßig als Klugscheißer bezeichnet. Doch damit sind die beiden gar nicht einverstanden, denn schließlich sind Mama und Papa da keinen Deut besser als sie. Als sie eines schönen Tages auf dem Dachboden spielen, begegnet ihnen ein kleines blaues Männchen, das sich ihnen als Klugscheißerchen vorstellt. Zuerst können die beiden ihren Augen nicht trauen, doch schon bald erkennen sie an seinen stetigen Verbesserungen, dass es tatsächlich so sein muss. Als sie herausfinden, dass es nur von echten Klugscheißern gesehen werden kann, wittern sie darin die Chance, Mama und Papa endlich auch als echte Besserwisser zu überführen.
Besonders das Hörbuch besticht durch die grandiosen Überbetonungen des Autors, der für all seine Figuren seine Stimmen verstellt und so das Klugscheißerchen zum Leben erweckt. Und hinter diesem lustigen Hörspiel steckt die Botschaft, dass in jedem von uns ein kleiner Klugscheißer steckt.
Ich fand die Idee mit dem kleinen Tierchen wirklich süß und die Umsetzung als Hörbuch sehr gut gelungen! Für meinen Geschmack hätte die Geschichte, die als Hörbuch nur rund 28 Minuten geht, ruhig etwas länger sein können. Denn mit dem Klugscheißerchen beispielsweise in der Schule oder mit Papa beim Arbeiten hätte ich mir noch sehr lustige Szenen vorstellen können. Aber vielleicht gibt es ja noch einen zweiten Teil, der uns diese Geschichten präsentiert.

Bewertung vom 04.11.2023
Haferkamp, Kai

Leise sein für Anfänger


ausgezeichnet

Der Elefant im Porzellanladen lernt dazu

Hannibal der kleine Elefant lebt ein fröhliches Leben. Er sprudelt nur so vor Tatendrang und tut nur, was ihm gefällt. Dass er dabei andere Tiere übergeht, fällt ihm zunächst gar nicht auf. Denn er ist sehr auf sich und seine Bedürfnisse konzentriert. Doch nach und nach fällt ihm auf, dass er böse angesehen wird oder nicht mehr mit den anderen Tieren mitspielen darf. Als ihm dann eine kleine Maus die Regeln der Freundschaft und der Rücksichtnahme erklärt, wendet sich das Blatt für den kleinen Elefantenjungen.
Riesige bunte Bilder von den Tieren und dem süßen kleinen Hannibal holen uns sofort in die Geschichte in der Steppe. Und auch wenn man die Tiere mit ihren großen Augen nur süß finden kann, merken doch schon die kleinsten Leser, wie unmöglich sich Hannibal benimmt. Er benimmt sich buchstäblich wie der Elefant im Porzellanladen. Dabei transportiert er die Botschaft, dass man auf seine Mitmenschen und Freunde Rücksicht nehmen muss, auf eine ganz spielerische Art. Schön ist auch, dass bei dieser Botschaft die kleine unscheinbare Maus die tragende Rolle spielt und Hannibal das Prinzip der Freundschaft erklärt: „Und ein wirklich guter Freund ist jemand, der bei allem, was er tut, darauf achtet, wie es den anderen damit geht“. Dieses Zitat gefällt mir unheimlich gut.
Für das lebendige Vorlesen kamen bei uns auch die Fragen am Ende jeder Doppelseite gut an. Sie ermutigen die Kinder, ihren Eindruck von der Geschichte zu schildern oder zu überlegen, wie es weitergehen kann. Das schafft Spannung und sorgt gleichzeitig dafür, dass man gedanklich in der Geschichte bleibt. Auch Gespräche über die Botschaft der Geschichte nach dem Vorlesen fallen so leichter.
Alles in allem bin ich ganz begeistert von sowohl der Geschichte und ihrer Botschaft als auch von ihrer grandiosen Umsetzung!

Bewertung vom 29.10.2023
Dickens, Charles;L'Hermenier, Maxe;Labourot, Thomas

Eine Weihnachtsgeschichte


ausgezeichnet

Gruselige Geister, mitreißendes Happy End – was will man mehr zu Weihnachten

Die Weihnachtsgeschichte nach Charles Dickens mit Ebenezer Scrooge – wer kennt sie nicht? Auch wenn es eine Weihnachtsgeschichte ist, die mich als Kind durchaus sehr gegruselt hat, ist es doch eine Erzählung, die mich seitdem begleitet. Daher war ich ganz neugierig auf die Umsetzung als Comic.
Der Comic der alten Geschichte in neuem Gewand spricht schon durch das schön gestaltete Cover mit dem großen Bild von Ebenezer und dem Geist der vergangenen Weihnacht an, das mit schönen Silberapplikationen verziert ist. Die Bilder in der Geschichte sind sehr detailreich und in einem äußerst passenden Farbschema gestaltet, je nachdem, welche Stimmung gerade transportiert werden soll. Und dabei sind die Geisterbilder auch durchaus gruselig, aber so kenne und liebe ich die Geschichte. Auf jeden Fall hat der Comic es geschafft, dass man schon anhand der ersten Sprechblasen erkennt, um welche Geschichte es sich handelt und sie wiedererkennt.
Die Umsetzung als Comic verschafft ihr dennoch einen modernen Anstrich und durch die großen Bilder, kann man sich sehr gut von den Emotionen mitreißen lassen. Und so ist das Entsetzen von Ebenezer beim ersten Geist und seine Verwandlung bei all den weiteren Geistern so gut mitzufühlen, bis man sich schließlich auf das wunderschön gestaltete Happy End freuen kann.
Eine wirklich schöne Darstellung von einer der bekanntesten Weihnachtsgeschichten überhaupt!

Bewertung vom 29.10.2023
Neuner, Magdalena;Spall, Christopher;Grams, Christian

Peak Performer


sehr gut

Leistungskultur mit all seinen Seiten

Magdalena Neuner, Christopher Spall und Christian Grams widmen sich in ihrem Buch Peak Performer – Von Spitzenleistern lernen, das echte Leben zu meistern dem Erbringen von Höchstleistungen und all den Facetten des Leistens.
Dabei besticht das Buch durch seine gute Unterteilung in die Unterpunkte zu Leistungsanreizen, zu Konsequenzen von Höchstleistungen, zu Leistungskrisen, dazu, wie man sich fokussiert und was es bedeutet, dazu, was Wettbewerb im Kontext von Leistungen bedeutet, dazu, was zu Leistungen antreibt und zu den eigenen Maßstäben an Leistungen. So fühlte ich mich als Leser sehr gut an die Hand genommen und konnte dem roten Faden zur Leistungsdiskussion gut folgen. Doch das besondere an dem Buch offenbart sich innerhalb der Kapitel: Denn dort findet man nicht einfach einen Sachtext, der den Oberpunkt abhandelt, sondern eine Mischung aus Erlebnissen von Peak Performern, zu denen die drei Autoren ein geschriebenes Gespräch führen. Aus beidem werden dann die wichtigsten Fazits fettgedruckt zusammengefasst, sodass man keinen wichtigen Punkt überlesen kann. Dazwischen finden sich Zitate von Peak Performern, die beschreiben, was dieses für sie ausmacht.
Ich mochte besonders die Mischung aus Erlebnissen der vorgestellten Personen und das Gespräch von Magdalena Neuner, Christopher Spall und Christian Grams dazu. Damit hatte ich wirklich das Gefühl, als würde ich ihnen zuhören, sodass es sehr lebendig und interessant auf mich wirkte. Auch die Detailtiefe der Abhandlungen hat mir gut gefallen und war weder zu tief noch zu oberflächlich. Lediglich der Part über die eigenen Maßstäbe an Leistungen und die Selbstzweifel, die damit verbunden sein können, kam mir etwas zu kurz vor. Da hätte ich mir mehr Details gewünscht. Das ist für mich nämlich eine der Kehrseiten von Höchstleistungen: Dass die Leistenden oft nicht wissen, wann und ob ihre Ergebnisse gut genug sind. Außerdem hätte es aus meiner Sicht noch Erfahrungsberichte geben können, wie die Peak Performer das Betätigungsfeld gefunden haben, in dem sie zu überdurchschnittlichen Leistungen fähig sind. Das hätte aus meiner Sicht noch spannende Geschichten liefern können.
Alles in allem mochte ich den positiven Blick auf Leistung, der seine Augen aber auch nicht vor den Kehrseiten verschließt. Ein gelungenes Buch mit einem interessanten Schreibstil aus Erlebnisberichten, Gesprächen und Zitaten.

Bewertung vom 22.10.2023
Moser, Annette

Weihnachtszeit! Bald ist's so weit


ausgezeichnet

Auf jeder Seite ein neues kleines Entdecker-Abenteuer

Alle Kinder lieben Weihnachten und die Zeit im Advent, wenn alles für das große Fest vorbereitet wird. Wie die Tiere im Wald Weihnachten planen und die letzten Vorkehrungen treffen, erzählt allen Entdecker-Kindern das Buch Weihnachtszeit! Bald ist’s soweit von Annette Moser und Rebecca Mönch.
Das große Bilderbuch im DIN A4-Format richtet sich an Kinder ab 2 Jahren, die die Weihnachtszeit lieben. Es zeigt in großen bunten Bildern Szenen aus den Wohnungen der Waldtiere, wie sie unterschiedlichste Erledigungen zur Weihnachtsvorbereitung treffen. Die Texte sind leicht verständlich geschrieben und absolut kindgerecht. Besonders schön: Die Texte auf jeder Doppelseite enden jeweils mit einer Frage, die die Kinder anspricht, etwas zu suchen. So kann man mit den Kindern die ganzen Bilder durchgehen und die verschiedenen Klappen öffnen, hinter denen sich die Antworten auf die Fragen verbergen können. So finden sich zum Beispiel die Bastelsachen von Kiki Kaninchen wieder.
Die Klappen sind relativ stabil und ganz gut sichtbar. Auch die Bilderbuchseiten sind robust gemacht und schön groß, sodass das Buch problemlos von Kindern ab 2 Jahren genutzt werden kann. Auch die Bilder sind schön gestaltet und enthalten viele Gegenstände und Tiere, die selbst die Kleinsten schon benennen können.
Bei uns kam das Buch wirklich gut an und bekommt von mir eine weihnachtliche Entdecker-Empfehlung!

Bewertung vom 22.10.2023
Schwarzhuber, Angelika

Die Weihnachtsüberraschung


ausgezeichnet

Weihnachten mit Herausforderungen und Happy End

Der Weihnachtsroman „Die Weihnachtsüberraschung“ von Angelika Schwarzhuber beginnt einige Wochen vor dem großen Weihnachtsfest im Elsass, als Lotte und ihr Freund nach einem Weihnachtsbummel einen kleinen Hund im Straßengraben wiederfinden.
Natürlich nehmen die beiden den Kleinen mit und es dauert nicht lange, bis er ein Teil der Familie wird. Lotte und Nicolas haben alle Hände voll zu tun auf dem Weingut, wo sie mit Großonkel Bernard und seiner dementen Tochter Maria leben. Doch als sich Nicolas beginnt, merkwürdig zu benehmen, regen sich Zweifel in Lotte, was es damit auf sich hat. Danach gilt es eine Reihe von Herausforderungen und Missverständnissen zu meistern, bis im Kreise der großen Familie das Weihnachtsfest zelebriert werden kann.
Die Beziehung zwischen Lotte und Nicolas wirkt von Seite eins sehr harmonisch und vertraut, die beiden haben sich gesucht und gefunden. Besonders dieses uneingeschränkte Vertrauen auf den ersten Seiten, als Nicolas für jeden Anruf rausgeht und seine Aussagen Widersprüche enthalten, ist beeindruckend. Doch mehr und mehr bröckelt dieses Vertrauen beim Leser und zumindest ich hatte das Gefühl, dass Lotte etwas naiv an die Sache herangeht. So hat sich bei mir eine gewisse Nervosität eingestellt und ich war gespannt, wie es weitergeht. Die Spannung hält sich auch weiterhin und die Wendung in Richtung Lotte – ich will nicht zu viel verraten – kam unerwartet. Und auch, wenn viele unvorhersehbare Ereignisse passieren, hatte ich doch die ganze Zeit ein großes Vertrauen in ein Happy End. Dabei hat natürlich auch Großonkel Bernard geholfen, der als netter alter Mann immer mal wieder in die Geschichte eingreift und mit dezenten Hinweisen dafür sorgt, dass alles wieder ins Lot kommt. So muss ein Weihnachtsroman für mich sein: Spannend, aber doch mit einem halbwegs sicheren guten Ausgang.
Besonders waren für mich die transportierten Emotionen. Ich habe richtig mitgefiebert und alles sehr gut nachempfinden können. Es hat sich beim Lesen richtig weihnachtlich angefühlt.

Bewertung vom 13.10.2023
Cullen, Lynn

Die Formel der Hoffnung


ausgezeichnet

Ein sehr mitreißendes Hörbuch mit einer beeindruckenden Ärztin

Wer kennt schon Dr. Dorothy Horstmann? Auf diese Frage müssten wohl die meisten Menschen zugeben, dass sie keine Ahnung haben, wer diese Frau ist. Aber fragt man nach der Bekanntheit des Impfstoffs gegen Kinderlähmung, so sieht die Sache schon anders aus.
Und genau darum geht es in diesem historischen Roman, das auf wahren Tatsachen beruht: Dr. Dorothy Horstmann steht im Zentrum des Handelns und wir begleiten sie jahrzehntelang bei ihrer Arbeit in Krankenhaus und Forschung. Denn um 1940 greift die Kinderlähmung, Polio, in den US um sich, verbreitet Angst und Schrecken und hält die Krankhäuser am Rand der Belastbarkeitsgrenze. Mitten in dieser Zeit arbeitet Dr. Dorothy Horstmann als Ärztin und muss sich nicht nur gegen die Polio behaupten, sondern auch in der Männerdomäne um ihre Position kämpfen.
Dieser historische Roman schafft es sehr gut, den Leser / Zuhörer in die Zeit zu holen. Dabei setzt die Autorin weniger auf reine Erklärungen, sondern vermittelt dem Leser die notwendige Einordnung durch Situationsbeschreibungen und kleine Zwischenszenen mit Patienten. Dadurch entsteht eine Atmosphäre, die erahnen lässt, wie es während der Polio-Epidemie war. Das macht es bedrückend, weckt aber auch die Neugier, wie es sich weiterentwickelt. Besonders erstaunt hat mich auch, wie schwer man es Dorothy gemacht hat, weil sie eine Frau war und noch dazu sehr groß. Mir geht es bei solchen historischen Romanen immer so und ich ertappe mich dabei, dass mir im Alltag gar nicht mehr so bewusst ist, wie früher mit Gleichstellung umgegangen wurde. Aber dadurch ist es umso erstaunlicher, wie beharrlich Dorothy ihre Ziele verfolgt hat und wie besessen sie von ihrer Berufung ist, ohne sich beirren zu lassen von der Diskriminierung. Sie erscheint mir als Leser / Zuhörer als unheimlich bodenständig trotz ihrer bahnbrechenden Erfolge. Durch ihre Empathie und auch durch ihren Wunsch nach einer Ehe und einer Familie mit Kind wirkt sie gleichzeitig so nahbar, dass man sie einfach nur mögen kann. Ich mochte auch die Abwechslung zwischen Kapiteln über private Erlebnisse und die Forschung beziehungsweise über Erlebnisse im Krankenhaus.
Das Hörbuch mit Andrea Sawatzki hat mir unheimlich gut gefallen. Denn Andrea Sawatzki spricht mit einer so ruhigen Stimme, die ebenso sachlich wie bodenständig wirkt, so wie ich mir Dorothy auch vorgestellt habe. Gleichzeitig transportiert sie aber auch diese Begeisterung, die Dorothy verspürt haben muss, wenn sie in ihrer Forschung vorankam.
Ich habe das Hörbuch gar nicht mehr ausmachen können. Es war spannend, mitreißend und ich habe obendrauf noch viel gelernt aus diesem historischen Roman, der auf einer wahren Begebenheit beruht.

Bewertung vom 13.10.2023
McFarlane, Mhairi

Between Us - Die große Liebe kennt viele Geheimnisse


sehr gut

Liebe, Spannung, Misstrauen, Neugier – hier ist alles dabei

Wieder ein Mhairi McFarlane Liebesroman, der mit einer Story auftrumpft, die das Attribut „schon tausendmal gelesen“ sicher nicht verdient: Denn auch in Between us überrascht uns die Autorin. Protagonistin Roisin steckt in einer Beziehungskrise mit ihrem Langzeit-Lebenspartner Joe, welcher gerade erst als Serienautor so richtig durchstartet und sich dadurch immer weiter von ihr wegentwickelt. Doch als dann die erste Folge seiner neuen Krimiserie ausgestrahlt wird, traut Roisin ihren Augen nicht. Was dort in der Serie verarbeitet wird, ähnelt sehr stark dem, was Roisin in ihrer eigenen Familie als Kind erleben musste und was sie Joe anvertraut hat. Als er dann auch im Streit keine Einsicht zeigt, steigt Roisins Misstrauen, was auch durch ihre Nachforschungen nicht besser wird.
Anfangs habe ich bei diesem Liebesroman noch gedacht, es ginge mit einer endenden Beziehung los von zwei Menschen, die sich einfach auseinandergelebt haben. Auch als Joe Roisins Vertrauen missbraucht, indem er vertrauliche Informationen in seiner Serie verarbeitet, habe ich noch gedacht, dass es vielleicht nur Insensibilität ist. Doch als dann auf Roisins Nachforschungen immer mehr Details ans Licht kommen und man in Joes Abgründe blicken kann, hat mich die Geschichte so richtig gepackt und mitgerissen. Es hatte für mich zeitweise sogar Thriller-Elemente und war so spannend, dass ich richtig nervös geworden bin. Das kam für mich vor allem daher, weil zwischen den Zeilen die Botschaft mitschwingt, dass du dir selbst beim eigenen Partner nicht sicher sein kannst, ihn wirklich zu kennen. Die Liebesgeschichte zwischen Roisin und einem alten Freund war dann die Kirsche auf der Sahne, die das ganze abgerundet hat.
Neben nahbaren Figuren und teilweise auch lustigen Szenen, besticht dieses Buch vor allem durch seine Spannung und bekommt daher von mir eine definitive Weiterempfehlung. Es hätten zwar noch mehr Liebesgefühle mitschwingen können, so wie es in den MacFarlane-Büchern sonst der Fall ist, aber das wurde vielleicht einfach vom Misstrauen und der Neugier überlagert.

Bewertung vom 24.09.2023
Lassen, Svenja

Sonnenküsse / Küstenliebe Bd.2


ausgezeichnet

Ich habe mitgefiebert, mitgelacht und mitgeweint - wunderschön

Aline hat ihre Mutter bis zum letzten Atemzug gepflegt und muss in ihrer Trauer erfahren, dass die Geschichte über den Vater, den sie nie kennengelernt hat, nicht so ist, wie sie bislang dachte. Durch den Hinweis ihrer Tante Karin und eigenen Nachforschungen findet sie die Brauerei in Flensburg, die ihrem vermeintlichen Vater gehört. Doch so ganz traut sich Aline nicht, den Unbekannten einfach mit dem Verdacht zu konfrontieren. Sie wählt den seichten Einstieg, bewirbt sich auf eine Servicestelle in der Brauerei und will so zunächst verdeckt das Umfeld und den vermeintlichen Vater kennenlernen.
Doch bei ihrem Undercover-Einsatz lernt sie nicht nur den Unbekannten kennen, sondern auch Tom. Er ist Mitteilhaber der Brauerei und übt auf Aline eine besondere Anziehung aus. Es knistert gewaltig, doch kommt auch immer wieder zu Konflikten, weil Alines Vermutung und ihre Nachforschungen zwischen den beiden stehen. Es macht beim Lesen einfach unheimlich viel Spaß, wie die Geschichte zwischen traurig, knisternd und lustig hin und herschwenkt. Von Tag zu Tag kann man Aline dabei zusehen, wie sie weiter auftaut und ihre Trauer bearbeitet. Das macht wirklich Freude. Noch schöner sind allerdings die Beschreibungen und Erlebnisse am Meer, das ist ein richtiger Leseurlaub.
Ich bin ganz begeistert von dieser schönen Kombination aus Undercover-Story mit lustigen Elementen wie dem einsamen Vogel Hubert, der eine Beo-Frau bekommen soll, und aus knisternder Liebesgeschichte. Hier kommt keine Emotion zu kurz und ich mochte das Buch von der ersten bis zur letzten Seite, weil nicht nur die Story gut ist, sondern die Umsetzung auch mit ganz viel Liebe zum Detail gemacht ist. Ich kann es jedem Fan von Liebesgeschichten am Meer nur wärmsten empfehlen!