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marcialoup

Bewertungen

Insgesamt 152 Bewertungen
Bewertung vom 19.09.2022
Sigurdardóttir, Yrsa

SCHNEE


sehr gut

Spürbar kalt

Es ist mein erstes Buch von Yrsa Sigurdardóttir. Dieses Cover hat mich sofort beeindruckt: schlicht, schwarz-weiß und gerade deshalb anziehend tiefgängig.

Im Prolog lernen wir Kolbeinn kennen. Nach dem Hausverkauf seiner Eltern finden die neuen Hausbesitzer bei Ausgrabungen im Garten einen rosa Kinderschuh. Warum rosa? Kolbeinn hat nur einen Bruder… Kurz darauf erleidet seine Mutter einen Herzinfarkt und sie möchte ihre Kinder - Kolbeinn, seinen Bruder und seine Schwester - noch einmal sehen. Wieso Schwester? Kolbeinn weiß nichts von einer Schwester…

Tjörvi, Dröfn, Bjólfur und Agnes sind mit Haukur ins isländische Hochland gefahren – mitten im Winter… Schwarze lange Nächte im Kontrast zu weißem, klirrend kaltem Schnee. Haukur muss an einer Messstation etwas erledigen und nimmt zu der ungewöhnlichen Tour gern abenteuerlustige Touristen mit.

Jóhanna und Þórir sind Teil eines Rettungsteams, das die vermissten Personen im isländischen Hochland finden soll. Sie stoßen auf eine eingeschneite Hütte, in der alles so aussieht, als sei sie gerade im Moment erst verlassen worden. Doch wo sind Tjörvi, Dröfn, Bjólfur, Agnes und Haukur?

An der nahegelegenen Radarstation, die nur von zwei Leuten betrieben wird, ereignen sich mysteriöse Dinge an der Türsprechanlage.

Was hat es mit dem rosa Kinderschuh auf sich? Wie sind diese Geschichten miteinander verknüpft? Sind sie das überhaupt?
Die Autorin versteht es brilliant, den Leser tief in die Geschichten hineinzuziehen.
Ich bin schon auf den ersten Seiten in Island angekommen und stapfe mit durch den spürbar kalten Schnee … Spannung in purer Landschaft!

Bewertung vom 19.09.2022
Strohe, Max

Kochen am offenen Herzen


ausgezeichnet

Es ist angerichtet...

Locker leicht und fluffig - wie ein warmes Brioche mit knusprigem Rand aber auch vielen harten Nüssen darin - beschreibt Max Strohe das Leben des Ich-Erzählers und der Text fließt julienne-geschnitten in verschiedenen Lebensabschnitten durch die Augen des Lesers geschmeidig wie Öl über ein Salatblatt.

Max Strohe hat seine Lebensgeschichte geschrieben, in Ich-Form, in Wahrheit und in Fiktion. Toll! Mag ich total gern und war schon auf den ersten Seiten (nicht nur kulinarisch) eingefangen. Man fragt sich zwischendurch schon, welche Teile Fiktion sind…
Der Vater (sein leiblicher) - den Max auf einer New-York-Reise kennenlernt – er bleibt der Vater und wird im Verlauf immer nur der Vater genannt.
Seine Ausbildung zum Koch begann Max eher aus Mangel an Alternativen für sein Leben. Er bricht die erste Ausbildung in seinem Heimatort aber auch bald wieder ab und beendet sie später in der gehobenen Gastronomie von Hohenzollern.
Man is(s)t und wird nicht einfach so Koch. Es ist Berufung aus innerer Leidenschaft, (was man vielleicht erst später so versteht). Max durchläuft die harte Schule der Kochausbildung, aber es bleibt noch ein langer Weg bis zu seinem eigenen Restaurant in Berlin.
Bekannt aus TV-Sendungen wie z.B. Kitchen impossible, wo Max sich schon einigen Duellen mit Tim Mälzer gestellt hat – klar möchte man mehr über sein Leben erfahren.

Kochen am offenen Herzen ist ein vielsagender Titel, der auf die Tiefe der Situationen im Roman hinweist bzw. auf nicht nur zuckersüße Lebensmomente.
Kochen am offenen Herzen hätte nicht treffender als Titel gewählt werden können. Und dann erzählt er… schnörkellos, schonungslos und gerade heraus.

Fazit: einfach mal lesen – vielleicht zum Dessert!