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EineMami

Bewertungen

Insgesamt 252 Bewertungen
Bewertung vom 26.09.2024
Schlink, Bernhard

Das späte Leben


gut

Der Tod als Lehrmeister

Mit 76 Jahren erhält Martin eine Krebsdiagnose, ohne Aussicht auf Heilung. Trotz des fortgeschrittenen Alters ist er erschüttert, will nicht wahrhaben, was der Arzt sagt. Denn Martin hat einen sechsjährigen Sohn, eine deutlich jüngere Frau. Ein Leben, das noch nicht fertiggelebt ist. Was soll er in den letzten Wochen und Monaten tun, noch erleben? Was seiner Familie hinterlassen?
Er verbringt viel Zeit mit seinem Sohn, schreibt ihm Briefe für später, analysiert die Beziehung zu seiner Frau, entdeckt Geheimnisse, die sie umgeben. Darf erkennen, was wirklich wichtig ist und in Liebe Abschied nehmen.

Ein Buch nicht nur für Sterbende, sondern viel mehr für jeden, der in sein Leben mehr Bewusstsein, Achtsamkeit und Dankbarkeit für das, was ist, einladen möchte. Gelesen wird das Hörbuch von Ulrich Noethen. Er ist die perfekte Wahl. Seine Stimme haucht Martin gekonnt Leben ein, ist ruhig, aber betont an den richtigen Stellen. Das Zuhören ist sehr angenehm.

Wirklich sympathisch ist mir keiner der Charaktere. Aber ich denke, darum geht es auch gar nicht. Die Geschichte, eigentlich nur ein kurzer Einblick in das Schicksal eines Menschen, der jeder sein könnte, soll zum Nachdenken, zum Entschleunigen einladen. Wie oft vergessen wir, nach links und rechts zu schauen? Unsere Mitmenschen, unsere Lieben WIRKLICH zu sehen. All die Facetten, die Schönheiten und Schrecken wahrzunehmen.

Da ich mich schon länger mit Liebe, Weisheit und auch dem Tod beschäftige, war die Geschichte nicht wirklich neu oder besonders unter die Haut gehend für mich. Sie hat ihre Daseinsberechtigung und kann für manchen als Denkanstoß fungieren. Vielleicht trösten. Dazu anregen sich zu fragen, was bleibt von einem, wenn man geht?

Nicht mit allen Gedankengängen und Ansichten der Figuren stimme ich überein. Aber ich verstehe, dass wir alle - ausnahmslos jeder - im Grunde auf dem gleichen Weg unterwegs sind und dass wir alle uns wünschen, geliebt zu werden, anderen etwas zu bedeuten. Insgesamt habe ich von dem Buch dennoch mehr erwartet.

Bewertung vom 25.09.2024
Stone, Leia

The Last Dragon King / Die Chroniken von Avalier Bd.1


sehr gut

Drachen, Magie und tödliche Geheimnisse

In einem abgelegenen Dorf namens Cinder lebt die 17jährige Arwen in bescheidenen Verhältnissen gemeinsam mit Mutter und Schwester. Mutig und selbstbestimmt kümmert sie sich um ihre Familie, jagt und versorgt sich. Ein raues, aber gutes Leben. Wäre da nicht die plötzlichen Ankunft der Königsgarde. Auf der Suche nach einer starken, magischen Frau für den Drachen-König, um einen Erben zu zeugen. Zu Arwens Entsetzen wird auch sie ausgewählt. Und das, obwohl sie ein tödliches Geheimnis hütet. Wird sie ihr selbstbestimmtes Leben aufgeben müssen? Den König mögen oder verabscheuen? Ihr Geheimnis lüften müssen? Ein spannendes Katz und Maus Spiel beginnt …

„The Last Dragon King“ ist ein Buch, das einfach Spaß macht. Wer Fantasy mit Drachen mag, ist mit diesem temporeichen und Action gefüllten Roman von Leia Stone gut bedient. Mir ging es zum Ende hin ehrlich gesagt fast zu schnell. Die Ereignisse überschlugen sich und manches fand ich im Vergleich zum Anfang nicht mehr ganz nachvollziehbar.
Leia Stones Schreibstil ist aber von so magnetischer Sogwirkung und Spannung, dass ich mich von Seite eins bis Ende super unterhalten gefühlt habe.

Arwen ist eine mutige, toughe und sympathische Kämpfernatur. Fast schon zu ehrenhaft. Ich hätte mir noch ein wenig mehr Funkensprühen und spicy Szenen gewünscht. Und König Drae erschien mir nicht plastisch genug, um ihn intensiv kennenzulernen. Auch das Worldbuilding war nicht besonders ausgeprägt. Insgesamt wurde in zu wenig Seiten zu viel Handlung und Action reingepackt. Das soll aber nicht heißen, dass der Spaß beim Lesen ausbleibt, denn dieser Eindruck würde „The Last Dragon King“ nicht gerecht werden. Ich habe die Lektüre genossen und wurde erfolgreich mitgerissen.

Bewertung vom 24.09.2024
Bardugo, Leigh

Der Vertraute


ausgezeichnet

Düster, mystisch und von bizarrer Schönheit

Wow. Dies war mein erster Roman von Leigh Bardugo und er hat mich schwer begeistert. So außergewöhnlich, so originell, so anders. Für mich ein Jahreshighlight und ein Schatz von einem Roman. Schon der Anfang lässt märchenhaftes vermuten, aber in düsterer Form und doch voller Licht und Magie.

Das unscheinbare Küchenmädchen Luzia fristet sein Dasein in einem durchschnittlichen Haus bei einem weder besonders wohlhabenden noch sonderlich einflussreichen Ehepaar. Ihre Brotherrin ist vom Leben verbittert und frustriert. Doch als sie bemerkt, dass Luzia eine wundersame Gabe besitzt, scheint die Stunde des Ruhms gekommen. Rasch werden Bekannte auf die sonderbaren Vorkommnisse aufmerksam. Doch mit ihnen auch die Kirche. Die Inquisition ist überall gegenwärtig. Schon bald gilt es zu beweisen, ob Luzias Fähigkeiten von göttlicher oder teuflischer Natur sind. Das Mädchen soll an einem Wettbewerb mit anderen Wunderwirkenden teilnehmen. Dem Gewinner winkt die Gunst von König und Kirche.
Luzia an die Seite gestellt, wird ein mysteriöser Mann namens Santàngel. Der sogenannte „Vertraute“, um den sich etliche Mythen ranken. Eine außergewöhnliche Verbindung entwickelt sich zwischen ihm und Luzia, doch will Santàngel ihr wirklich helfen oder verfolgt er seine ganz eigenen Pläne? Luzia wähnt sich schon fast am Ziel, da gerät alles außer Kontrolle …

„Der Vertraute“ ist ein eindrucksvolles Gespinst aus Magie, Intrigenspiel, historischen Fakten und Fiktion. Die Idee finde ich erfrischend bizarr und originell. Auch die Ausgestaltung der Charaktere hat mir außerordentlich gefallen. Ich mochte Luzia, deren Klugheit und Lebenslust, ihre Stärke und Macht, zunehmend aus dem Verborgenen heraustreten und den zutiefst menschlichen Wunsch nach Liebe, Anerkennung und Lebenssinn, aber auch nach Reichtum und Schönheit so treffend widerspiegeln. Sie ist schlagfertig, humorvoll und mutig. Auch Santàngel konnte mein Herz erobern. Dieser seltsame Mann, irgendwas zwischen Engel und Dämon, schön und schrecklich, düster und lichtvoll. Zusammen bilden sie ein unvergleichliches Gespann, das seinesgleichen sucht.

Keine Seite hat mich gelangweilt, kein Kapitel war mir zu lang. Bardugos wunderbarer mitreißender und treffender Schreibstil hat dazu seinen nicht unerheblichen Beitrag geleistet. Tatsächlich liebe ich ihre bunte und direkte Wortwahl. Sie lässt mit Leichtigkeit Bilder vor dem inneren Auge des Lesers entstehen, sodass ich stets mitten im Geschehen war. Gehofft, gestaunt und mitgefiebert habe. Nie konnte ich mir sicher sein, was als Nächstes passiert. Eine tolle Leistung! Dies ist ganz klar eines der Bücher, das ich gerne noch einmal so lesen würde, als wäre es das erste Mal.

Bewertung vom 24.09.2024
Trodler, Dagmar

Die Waldgräfin / Wege der Eifelgräfin Bd.1 (MP3-Download)


gut

Eine starke Frau zwischen Gottesfurcht, Gerechtigkeit und dem Wunsch nach Selbstbestimmung

Das Jahr des Herren 1066: Als Tochter des Freigrafen zu Sassenberg ist Alienors Schicksal schon vorgezeichnet. Zwar lässt ihr Vater ihr einige Freiheiten, lehrt sie sogar das Kämpfen mit dem Schwert, doch letztlich soll sie nur einen ehrbaren Mann in passender Stellung heiraten und den gewünschten Erben austragen.
Dass alles anders kommen wird, ahnen die eingefleischten Christen nicht, als der Freigraf seiner Tochter zur eigenen Belustigung einen heidnischen Sklaven schenkt. Im Wald aufgegabelt und namenlos, soll er Alienor fortan als Reitknecht dienen. Doch der Fremde ist nicht nur schön, er ist auch klug und ehrenhaft. Ganz sicher kein einfacher Mann, sondern von hoher Geburt. Nach einem Scharmützel mit den Feindes des Grafen, droht der Heide an seinen Verletzungen zu sterben. Alienor folgt ihrem Herzen, will ihn retten und gerät unversehens in das blutrünstige Auge der christlichen Kirche. Zum ersten Mal ergreift Alienor für sich selbst Partei und gleichzeitig nach einem selbstbestimmten Leben, obwohl es sie alles kosten kann, was sie je kannte und liebte …

Das Hörbuch „Die Waldgräfin“ wartet mit einer beeindruckenden Länge von über 23 Stunden auf. Gelesen von der wunderbaren Julia Kelz. Mit ihrer eigenwilligen Stimme bringt sie Leben in den historischen Roman von Dagmar Trodler. Ich finde zwar, dass die Stimme für die junge Alienor nicht ganz passt, da sie für mein Empfinden älter klingt, doch die Darbietung ist unterhaltsam und kunstfertig, sodass ich ihr letztlich mit Genuss gelauscht habe.

Alienor ist eine für damalige Verhältnisse starke und toughe Persönlichkeit. Sie weiß, was sie will, zögert zwar danach zu greifen, doch ihr Mut und ihre Sturheit bringen sie früher oder später ans Ziel.
Die Zuneigung zu ihrem heidnischen Sklaven entfaltet sich langsam, kaum merklich. Diese Entwicklung hat mir gut gefallen.

Die Gottesfürchtigkeit der damaligen Zeit gibt die Autorin bildhaft und anschaulich wieder, allerdings wird die Handlung dadurch mitunter sehr langatmig, gespickt mit einer Flut lateinischer und hebräischer Absätze. An dieser Stelle möchte ich Sprecherin Julia Kelz erneut loben, die die fremdsprachigen Textstellen so kompetent und mit Bravour vorträgt und ihnen Leben einhaucht.

Ich finde, dass man die Geschichte insgesamt kürzer hätte gestalten können. Die einzelnen Phasen hätten dafür spannender und mitreißender sein können. Es war ein interessantes, historisch bildhaftes Erlebnis, bei dem man die Liebe der Autorin zu ihrem Werk deutlich spürt, dennoch werde ich es bei Band 1 belassen und keinen weiteren Teil der „Wege der Eifelgräfin“ hören oder lesen.

Bewertung vom 08.09.2024
Leciejewski, Barbara

Für immer, dein August / Mühlbach-Saga Bd.2


sehr gut

Im Krieg und in der Liebe … ist alles erlaubt?

Die Geschichte einer besonderen Familie geht weiter. Karl und Lina Schäfer sind in in ihren mittleren Jahren angekommen, während ihre Tochter Charlotte zur jungen Frau erblüht ist. Der Krieg hat sie von ihrem liebsten Kindheitsfreund August allzu lange getrennt, doch endlich kehrt er nach englischer Gefangenschaft zurück, besucht sie in Bremen und die beiden verlieben sich ineinander. Doch August kann seine Familie in Mühlbach nicht allein lassen. Charlotte zieht zu ihm. In das Heimatdorf ihrer Mutter. Ein Ort, an dem die Menschen nicht vergessen haben, dass sie unehelich zur Welt gekommen ist. Und dann bricht auch noch ein weiterer Krieg aus, der allen bisher gekannten Schrecken in den Schatten stellt…

„Für immer, dein August“ ist die Fortsetzung von Barbara Leciejewskis Mühlbach-Saga. Inspiriert von der Geschichte ihrer eigenen Familie, erzählt die Autorin eine schonungslose und erschütternde Sicht auf die deutsche Vergangenheit. Obwohl mich der erste Band deutlich mehr berührt und mitgerissen hat, so ist auch Band zwei unbedingt lesenswert. Ich bin ein großer Fan von Leciejewskis einnehmendem Schreibstil. Die auktoriale Erzählperspektive ermöglicht dem Leser einen großflächigen Blick auf das Geschehen.

Da ist die freundliche, pflichtbewusste Charlotte, die es versucht allen recht zu machen. Der fürsorgliche August, der seine Frau auf Händen trägt und viele bekannte Gesichter aus dem ersten Teil. Für meinen Geschmack blieben die Charaktere der beiden Protagonisten aber diesmal blasser. Ich konnte mich nicht so gut in sie hineinversetzen. Vielleicht auch aufgrund der zahlreichen Nebenschauplätze. Dennoch hat mich das Buch sehr gut unterhalten und auch zum Nachdenken angeregt. Die Geschichte ist authentisch, vom Leben inspiriert und liebevoll ausgestaltet. Ob es wohl noch weitergehen wird mit den Mühlbachern?

Bewertung vom 05.09.2024
McMann, Lisa

Aufbruch nach Artimé / Wächter der Magie Bd.1


ausgezeichnet

Komm mit nach Artimé

Der dreizehnjährige Alex und sein Zwillingsbruder Aaron wachsen an einem trostlosen Ort auf. Im von der Außenwelt abgeschotteten Quill werden Menschen in drei Kategorien eingeteilt: Gewollte, Notwendige und Ungewollte. Letztere werden gnadenlos liquidiert. Aus Angst vor diesem grausamen Schicksal fügen sich die Bürger den Gesetzen, welche jegliche Art von Gefühlsregungen oder gar Fantasie verbieten. Mit unerbittlicher Härte übt Hohepriesterin Justine ihre Macht aus, niemand in Quill kann seinem Schicksal entgehen. Oder doch?
Alex soll als Ungewollter liquidiert werden, landet jedoch gemeinsam mit anderen Quillern seines Alters an einem unglaublichen, geheimen Ort. Artimé. Hier werden Kinder in all ihrer Kreativität geschätzt und gefördert. Es ist ein Ort voller Magie und Freundlichkeit. Und vor allem: des freien Willens. Doch Alex vermisst seinen Zwillingsbruder - ein Gewollter - so sehr, dass er ganz Artimé in Gefahr bringt …

„Wächter der Magie – Aufbruch nach Artimé“ bildet den Auftakt zu einer neuen spannenden Fantasy-Reihe für Kinder und Jugendliche ab 10 Jahre. Es ist eine magische Geschichte, die problematische Themen unserer eigenen Gesellschaft aufgreift und kindergerecht spiegelt. Wie weit darf oder sollte der freie Wille ausgelebt werden? Ab wann ist Gehorsam blind und bis zu welchem Grad ist Gesetzestreue ein Beitrag zur Gemeinschaft?

Ich habe das Buch gemeinsam mit Kindern gelesen, die gebannt waren von seiner Spannung, der bildhaften Fantasie und den sympathischen Charakteren. Lisa McMann hat eine interessante und manchmal nicht ganz einfache Art zu schreiben. Sie arbeitet mit teilweise unheimlich langen, verschachtelten Sätzen, die aber irgendwie funktionieren. Manchmal wusste ich am Ende nicht mehr, wie der Anfang des Satzes lautete. Aber davon sollte man sich nicht abschrecken lassen!

Unsere Lieblingscharaktere sind vor allem Mr. Today - der alte, etwas schrullige Magus, irrtümlich als „Farmer des Todes“ bezeichnet - ,Alex als Protagonist der Handlung und seine großklappige Freundin Lani. Durch sie wurde die Geschichte lebendig und durchwirkt von Humor. Wir haben mit ihnen mitgefiebert, gelitten und ihre Erfolge gefeiert. All die besonderen Kreaturen und Wesen in Artimé haben uns begeistert und in dem Wunsch zurückgelassen, bald wieder dorthin zu reisen.

Bewertung vom 30.08.2024
Fisher, Nicole

Alles, was wir fühlen


gut

Seichte Urlaubslektüre

Lisa führt ein geordnetes Leben. Job, Ehemann, Kind. Der übliche Alltagsstress. Ob sie damit wirklich glücklich ist, fragt sie sich erst, als sie auf einer Party den charismatischen Ben kennenlernt. Sie mögen die gleiche Musik, hören einander mit ehrlichem Interesse zu. Eine Freundschaft liegt auf der Hand. Doch was vorprogrammiert ist, tritt ein: Zwischen Lisa und Ben entwickeln sich tiefere Gefühle. Lisa erkennt zunehmend, wie wenig Nähe und Verständnis zwischen ihr und ihrem Mann herrschen, doch ihre Ehe wegwerfen und ihrem Sohn die heile Familie zu nehmen erscheint ihr grausam. Hin und hergerissen zwischen magnetischer Anziehungskraft und dem Wunsch das Richtige zu tun, drohen Lisa und Ben sich aufzureiben. Kann es eine Lösung für eine unmögliche Situation geben?

Ich will ehrlich sein. Ich habe mir unter „Was wir fühlen“ eine ganz andere Story vorgestellt. Nachdem das wunderschöne Cover mich dazu gebracht hat, sie zu lesen, konnte ich meine Enttäuschung nicht ganz überwinden. Die Geschichte ist aus dem Leben gegriffen und dadurch absolut realistisch. Aber sie bleibt aus dem selben Grund irgendwie farblos und wenig spannend. Schon am Anfang weiß der Leser, wie sich das Ganze entwickeln und ja, auch wie es enden wird.

Lisa ist mir als leicht überforderte und trotzdem irgendwie perfekt funktionierende, selbstlose Supermom mit Märtyrer-Qualität zu langweilig und zu durchschaubar. Sie befindet sich von Anfang bis Ende in quälerischer Opferhaltung.
Ihr Ehemann hat wenig Tiefe. Der stereotype unaufmerksame Kerl, der seine tolle Frau nicht zu schätzen weiß und plötzlich eine aggressive Ader ausbildet, um die unsterbliche Liebe zwischen Lisa und Ben zu rechtfertigen.
Hm. Hier hätte ich mir mehr und liebevollere Charakterzeichnung gewünscht.
Ben ist der nette Typ von nebenan, kämpft aber mit seiner düsteren Vergangenheit. Auch irgendwie klar.
Insgesamt fehlte mir in diesem Buch das Besondere, das Einzigartige, das Unvergessliche.

Glücklicherweise verfügt Nicole Fisher über einen tollen Schreibstil, der mich dazu brachte, das Buch zu Ende zu lesen. In Verbindung mit der Hoffnung, dass doch noch eine Überraschung, eine unvorhergesehene Wendung eintritt. War leider nicht so. Mehr als eine durchschnittlich unterhaltsame, aber wenig einprägsame Urlaubslektüre war das für mich nicht.

Bewertung vom 19.08.2024
Popp, Susanne

Die Frau am Fluss / Loreley Bd.1


sehr gut

Schönheit und ihre Schattenseiten

1817. Juliane ist eine junge Frau von vollendeter Schönheit. Menschen werden von ihr angezogen wie Motten vom Licht. Doch nicht alle sind ihr wohlgesinnt. Als hart arbeitende Magd für ihren Vormund begegnet sie in ihrem Heimatort Bacharach am Rhein den verschiedensten Charakteren. Manch einer vergöttert sie, ein anderer sieht eine Bedrohung in ihr oder will sie wie einen wertvollen Schatz besitzen. Eines Tages begegnet sie dem charmanten Johann König und verliebt sich in den talentierten Schiffsführer. Doch Johann verfolgen die Schatten der Vergangenheit und ein eifersüchtiger Bekannter, der in Juliane die Erinnerung an seine große Liebe erkennt …

In „Loreley“ lässt Susanne Popp eine berühmte Geschichte aufleben, verpackt in einen historischen Roman, in dem sie fiktive und reale Figuren miteinander verknüpft. Ich war gespannt, wie ihr das gelingt und hatte mir darunter ehrlich gesagt eine ganz andere Handlung vorgestellt. Vor allem, weil ich nicht wusste, dass Heinrich Heines „Lore-Ley“ gar keiner alten Sage entsprungen ist wie allgemein behauptet wird, sondern viel mehr auf die Sirenen aus Homers „Odysseus“ zurückgeht.

Durch Popps auktoriale Erzähl-Perspektive, erhält der Leser einen weitreichenden Überblick über die Geschichte und die Verstrickungen der einzelnen Personen. Ich mag ihren eingängigen, einfachen Schreibstil, der zu der damaligen Zeit sehr gut passt.
Richtig einfühlen konnte ich mich in die Charaktere allerdings nicht. Dadurch bleibt man als Leser zu distanziert. Auch fiel es mir anfangs schwer in die Handlung reinzukommen. Worauf läuft die Story hinaus? Nach und nach wird ein lockeres Geflecht sichtbar, das sich sicherlich im zweiten Band deutlicher zu erkennen gibt. Ich hätte drei Sterne gegeben, aber glücklicherweise kommt am Ende noch einiges an Spannung auf, wodurch der Roman deutlich an Schwung gewinnt und neugierig auf den Folgeteil macht.

Bewertung vom 18.08.2024
Vaughn, Emma

Strangers Again


sehr gut

Unterhaltsame Doppelgänger-Romance

Um Kunstgeschichte zu studieren, zieht Jamie zu ihrem Bruder Max nach Seattle. Endlich weg von ihrer herrischen Helikopter-Mutter. Was Jamie jedoch nicht weiß: Max hat einen Mitbewohner, der auch nicht gerade ein Sonnenschein ist. Aus unerfindlichen Gründen ist Sam von Jamies Anblick nicht nur wenig begeistert, sondern regelrecht geschockt. Immer wieder rasseln die beiden aneinander. Nur um festzustellen, dass sie sich im Grunde doch ganz gut leiden können. Sogar mehr als das. Aber dann entdeckt Jamie etwas Ungeheuerliches: Sam hat eine Freundin, die Jamie zum Verwechseln ähnlich sieht. Hat er sie nur benutzt, um seinen Trennungsschmerz zu lindern?

Eine süße NA-Enemies-to-lovers-Romanze hat Emma Vaughn da gezaubert. Ich mag ihren frechen Schreibstil und konnte gleich voll in die Geschichte einsteigen.
Jamie ist eine coole Socke, die weder auf den Kopf noch auf den Mund gefallen ist. Der Leser schlüpft hauptsächlich in ihre Ich-Perspektive, aber auch der griesgrämige Sam kommt zu Wort und gewährt Einblicke in sein Gefühlschaos. Die beiden sind wirklich süß zusammen und ihr Liebes up and down hat mich bestens unterhalten.

Ich mag die Idee hinter der Story und ich habe mich über jeden Twist gefreut, ob überraschend oder vorhersehbar. „Strangers Again“ beinhaltet alles, was man sich für einen Young Adult Roman wünscht und punktet mit der richtigen Dosis Drama, Romance und spicy Szenen. Ich freue mich schon auf Band 2!

Bewertung vom 01.08.2024
Cunsolo, Jessica

She's with me / King City High Bd.1


sehr gut

Vorlautes Powergirl trifft auf modernen Ritter

Amelia ist die Neue an der King City High. Ein ganz normales, hübsches Mädchen, das seinen Abschluss machen will. Oder doch nicht? Ihr Auftrag lautet: Möglichst bedeckt halten, niemanden an sich ranlassen, Kontakte auf ein Minimum beschränken. Ein Auftrag, der schon an ihrem ersten Tag scheitert.
Der attraktive Aiden und seine Freunde sind eine Variable, mit der Amelia nicht gerechnet hat. Sie lassen sich nicht so einfach abschütteln. Und eigentlich will Amelia das auch gar nicht, denn sie schließt die Jungs und Mädchen immer mehr ins Herz. Wäre da nur nicht ihr düsteres Geheimnis, das ihr auf Schritt und Tritt folgt. Ohne es zu wollen, kommt sie dann auch noch dem undurchsichtigen Aiden näher. Dessen Ex-Freundin findet das so gar nicht lustig, schart prompt Aidens Feinde um sich und sinnt auf Rache. Als hätte Amelia nicht schon genug Probleme, beginnt ein regelrechter Krieg zwischen den zwei Lagern …

Jessica Cunsolos Wattpad-Liebling „She‘s with me“ wird aus der Ich-Perspektive der sympathischen und frechen Protagonistin Amelia Collins erzählt. Ich habe mich sofort in ihren vorlauten und schlagfertigen Charakter verliebt. Mit Spannung verfolgte ich die New-Adult-Geschichte und wurde zum Mitfiebern, Schmunzeln und Mitfühlen gebracht. Manchmal habe ich mich zwar gefragt, ob jemand, der eine so heftige Vergangenheit im Rücken hat und noch immer einer tödlichen Bedrohung ausgesetzt ist, wirklich noch derart viel Leichtigkeit und eine solch „große Klappe“ an den Tag legen würde. Allerdings mochte ich die spritzige Lebhaftigkeit des Romans zu sehr, um darüber streng zu urteilen.

Die Love Story zwischen Amelia und Aiden entfaltet sich langsam und zart. Ich mochte, wie sie sich stetig näher kamen. Aiden aka „Wandelnder Baum“ ist der typische moderne Ritter, ein Fels in der Brandung. Seine ruhige, stoische Art muss einem einfach sympathisch sein. In Verbindung mit der quirligen Amelia erlebt der Leser eine romantische Achterbahnfahrt.

Gekonnt endet Band 1 mit einem fiesen Cliffhanger, der mich dazu bewegte Band 2 direkt vorzubestellen. „She‘s with me“ hat mir großen Spaß gemacht und bekommt von mir solide 4 Sterne.