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Hornita
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Augsburg

Bewertungen

Insgesamt 874 Bewertungen
Bewertung vom 13.02.2025
Bittner, Michael

Deutsche im Wind


ausgezeichnet

Niveauvolle Unterhaltung;
Michael Bittner war mir bisher nicht bekannt, aber mir haben der angenehme Schreibstil und der sympathische Ton im Buch sehr gut gefallen. Alltagserlebnisse werden seziert und analysiert und sehr treffend und humorvoll wiedergegeben. Das Absurde mancher Handlungen und Dinge wird sichtbar gemacht und ironisch kommentiert. Es gab sehr viele Situationen, die mir bekannt vorkamen und bei denen ich lachen oder wissend nicken musste. Der Humor ist durchgängig da, aber nicht aufdringlich, sondern fein dosiert und nicht laut. Es wird auch niemand niedergemacht, sondern der Humor lebt von der guten Beobachtung und pointierten Analyse. Ich habe dieses Buch als eine sehr niveauvolle, satirische Unterhaltung wahrgenommen und ich würde jederzeit wieder etwas von Michael Bittner lesen, der eine tolle Beobachtungsgabe hat.

Bewertung vom 13.02.2025
Schmidt, Nicola

Streit! Und nun? Das artgerecht-Bilderbuch von Nicola Schmidt


ausgezeichnet

Eine Bereicherung für Groß und Klein;
Das Buch hat ein großes Format und dicke Seiten, so dass die Kinder selber gut umblättern können. Die Farbwelt im Buch ist naturnah und schön aufeinander abgestimmt, also passend für das Spielplatz-Setting. Vier ganz verschiedene Tiere sind befreundet und haben aber auf dem Spielplatz immer mal wieder Streit miteinander. Die Situationen sind aus dem Leben gegriffen und kennt jeder, der mit Kindern auf den Spielplatz geht. Die Lösungsansätze sind hilfreich für die Großen und auch die Kleinen können sie schon gut verstehen. Es wechseln sich Seiten mit wenig Text und viel Text ab, die Systematik bleibt gleich, je nachdem ob gerade Streit herrscht oder eine Lösung gefunden wird. Das ist sehr gut gemacht und hilfreich. Am Ende des Buches gibt es kleine Suchaufgaben, so dass es einen Grund gibt, das Buch nochmal gründlich durchzusehen, eine tolle Idee, ein bisschen wie ein Wimmelbuch. Die Illustrationen sind hübsch, es gibt viele schöne kleine Details auf den Seiten, so dass man das Buch noch oft in die Hand nehmen kann. Die Tiere sind nett gezeichnet, aber nicht immer so wie man sie erwartet und manchmal nicht eindeutig zu identifizieren. Daher gibt es einen kleinen Abzug und insgesamt 4,5 Sterne von uns.

Bewertung vom 10.02.2025
Würger, Takis

Für Polina


ausgezeichnet

Meisterhafte Unterhaltung;
Bisher hatte ich noch nichts von Takis Würger gelesen, aber dieses Buch hat mich tief berührt. Es ist meisterhaft komponiert und die Geschichte an sich ist ebenso wie der Schreibstil bestechend schön. Das Buch beginnt mit der Perspektive von Fritzi und wechselt dann zu ihrem musisch begabten Sohn Hannes. Es kommt ohne große Perspektivwechsel aus und die Erzählzeit wechselt zeitlich vor und zurück und alles ist miteinander verzahnt. Mit Hannes Lebensweg werden die Themen Freundschaft, Liebe, Trauer und Glück behandelt und trotz der Trauer und Nostalgie über vergangene Lebensphasen ist das Buch voller Hoffnung und Zuversicht. Die Handlung ist nachvollziehbar, eindringlich und von zarter Klugheit und Lebensweisheit geprägt. Von Traurigkeit bis Ergriffenheit habe ich als Leser alles mitgemacht und mir standen seitenweise Tränen in den Augen, obwohl das eher nicht meine Art ist. Ich bin begeistert von der Handlung und vom zarten Schreibstil und kann dieses Buch von Herzen empfehlen - auch wenn man kein Musikkenner ist.

Bewertung vom 10.02.2025
Schünemann, Christian

Bis die Sonne scheint


ausgezeichnet

Realitätsnah und glaubwürdig;
Das Buch spielt mit der Haupthandlung im Jahr 1983 und wird aus der Perspektive des 14jährigen Daniel geschildert. Ich fand die Lebenswelt eines Teenagers in den 1980er Jahren hervorragend getroffen und viele kleine Details haben meine Erinnerung getriggert. Das Ganze war gut dosiert, nicht zu viel und war ganz natürlich in der Erzählung platziert. Immer wieder gibt es Rückblenden zur Geschichte seiner Eltern und Großeltern, die die Charaktere und ihre Handlungen verständlich gemacht haben. Daniels Eltern, die ihre Finanzen nicht im Griff haben und ihre Situation gekonnt ignorieren, sind ein wiederkehrendes, dramatisches Motiv. Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen der damaligen Zeit wurden nachvollziehbar geschildert. Es gab einige Details zu den beruflichen Aktivitäten und Geschäften der Eltern, die mir einen Tick zu ausführlich waren. Davon abgesehen eine sehr realitätsgetreue Erzählung, die mich durch das interessante Nachwort des Autors auch persönlich betroffen gemacht hat. Von mir gibt es einen kleinen Abzug für die erwähnten Längen, also insgesamt 4,5 Sterne.

Bewertung vom 10.02.2025
Mischkulnig, Lydia

Die Richterin


weniger gut

Anstrengende Lektüre und ganz anders als erwartet;
Ich fand dieses Buch in mehrfacher Hinsicht ziemlich anstrengend. Es gibt keine Kapitel und wenig Struktur in der Geschichte, der Text reiht sich einfach aneinander. Der Schreibstil ist umständlich und etwas verworren. Auch inhaltlich konnte der Roman mich nicht überzeugen, obwohl der Klappentext so vielversprechend war. Die Richterin bearbeitet in zweiter Instanz hauptsächlich Asylverfahren und hadert mit ihrer Rolle, der Gerechtigkeit, dem strengen Asylrecht Österreichs, usw., was in ihren Gedanken pausenlos Ausdruck findet. Den größten Teil des Buches nimmt aber ihre Familiengeschichte ein, der frühpensionierte Ehemann mit Putzfimmel und Fetisch, der ehemals drogenabhängige Bruder, der Tod des Vaters, die Augenkrankheit der Mutter und die eigenen gesundheitlichen Probleme. Das ist ziemlich viel und wird nicht kohärent erzählt, was das Verständnis erschwert und einen die Leselust verlieren lässt. Im letzten Viertel geht es dann um konkrete Verfahren im Asylrecht, die Passagen fand ich interessant, gut recherchiert, aber doch getrübt von dem unruhigen Schreibstil. Am Ende kommt dann noch ein neues Thema im Zusammenhang mit dem Vater auf sowie eine Bedrohungslage, das ist alles zu viel und passt nicht zusammen. Leider nicht mein Fall.

Bewertung vom 10.02.2025
Tominaga, Yukiko

Vermissen auf Japanisch


gut

Interessante Geschichte, verwirrende Erzählweise;
Die Geschichte der jungen Witwe Kyoko wird teilweise chronologisch erzählt und dann auch wieder nicht. Es gibt viele Sprünge in der Erzählzeit und bei den Orten. Mal spielt die Handlung an verschiedenen Wohnorten in den USA, mal in ihrer Jugend oder bei Besuchen in Japan. Diese Wechsel kommen ohne Ankündigung, Überschrift oder Einleitung und mir waren es zu viele unnötige Wechsel. Sie haben den Lesefluss und das Verständnis gestört. Davon abgesehen fand ich die Geschichte interessant und erzählenswert, vor allem die Charaktere fand ich liebevoll gezeichnet. Kyokos Umgang mit ihrem Verlust fand ich sehr nachvollziehbar und glaubhaft dargestellt und gerade die kulturspezifischen Informationen waren lesenswert. Die Handlung fand ich bis auf die Surf-Episode am Ende gut, sie hätte aber auch von einer etwas übersichtlicheren Erzählweise profitiert. Der Schreibstil ist an sich in Ordnung, aber aufgrund des verwirrenden Erzählstils, der mir streckenweise die Lesefreude geraubt hat, kann ich nur drei Sterne vergeben.

Bewertung vom 10.02.2025
Wiik, Oystein

Linges Mission


ausgezeichnet

Fesselnde Geschichte über Krieg, Spionage, Liebe und Freundschaft;
Am Anfang hatte ich leichte Probleme, mich im Buch zu orientieren, da ich die Vorkommnisse ohne Vorwissen über Norwegen im Zweiten Weltkrieg erst einmal nicht richtig einordnen konnte, was sich dann schnell gelegt hat. Bisher war mir Martin Linge kein Begriff, aber ich fand es sehr interessant, mehr über sein Leben zu erfahren. Vor allem der norwegische Blick auf den Zweiten Weltkrieg hat ganz neue Informationen und Ansichten vermittelt. Es gelingt dem Autor, eine spannende Geschichte über Krieg, Spionage, Liebe, Freundschaft und vieles mehr zu schreiben. Ich fand die Erzählzeiten mit 1941 und 1991 gut gewählt und die Rückblicke anhand des Theaterstücks über Linge im Jahr 1991 ermöglichen eine breitere Sicht auf die Geschichte. Linge wird als vielschichtiger Teufelskerl beschrieben, charismatisch und risikobereit, aber auch unkonventionell und tiefgründig. Alles in allem war es eine sehr spannende und interessante Geschichte, die ich gerne gelesen habe und mich gefesselt hat.

Bewertung vom 10.02.2025
Darian, Caroline

Und ich werde dich nie wieder Papa nennen


ausgezeichnet

Kaum zu fassende Geschichte einer mutigen Frau;
Die Geschichte Caroline Darians und ihrer Mutter ist verstörend und kaum zu verarbeiten Umso beachtenswerter fand ich, wie sie die Geschehnisse geschildert hat. Da man als Leser durch den Klappentext und eventuell durch die Presse schon weiß, was passiert ist, ist die gewählte Erzählstruktur in Tagebuchform sehr gelungen. Der Schrecken und die Fassungslosigkeit ob des Erlebten wird dadurch erst so richtig greifbar. Die Betroffenen hatten eben nicht von Anfang an das gesammelte Wissen, wie es jetzt in der Öffentlichkeit vorhanden ist, sondern haben das alles schrittweise erfahren und auch erst einmal verarbeiten müssen. Der Weg der Ahnungslosigkeit bis zur ungläubigen Leugnung und schmerzhaften Akzeptanz wird sehr nahbar und schonungslos geschildert. Mir hat vor allem gut gefallen, wie die Autorin ihren Vater in Rückblenden analysiert und nun manche Handlungen und Aussagen anders versteht als bisher. Der Schreibstil tritt hinter dem Inhalt zurück, aber der Text war gut geschrieben und flüssig zu lesen. Ich wünsche Caroline Darian und ihrer Familie, dass sie diesen schlimmen Missbrauch verarbeiten können.

Bewertung vom 10.02.2025
Pigafetta, Antonio

An Bord mit Magellan


ausgezeichnet

Interessante Lektüre sehr gut aufbereitet und eingeordnet;
Dieses Buch besticht durch die authentische, zeitgenössische Schilderung der Weltumsegelung unter Magellan und profitiert gleichzeitig sehr von der hilfreichen Einordnung durch den Übersetzer Christian Jostmann. Gleich zu Beginn erklärt er dem Leser den Verlauf der Reise, die teilweise widersprüchliche oder nicht ganz eindeutige Quellenlage, die Person des Antonio Pigafetta und seine Motive. Dadurch kann man auch ohne Vorwissen den eigentlichen Text besser in Kontext setzen und durch die vielen Fußnoten zusätzliche Informationen bekommen, falls man das möchte. Den historischen Text fand ich sehr interessant, ohne die Hilfe des Übersetzers hätte sich mir aber ein großer Teil nicht richtig erschlossen. Pigafetta schildert kaum das Leben an Bord, sondern konzentriert sich auf die Erlebnisse an Land, die Natur und die Völker. Besonders lehrreich fand ich, wie er versucht hat neue Dinge und Tiere mit seinem Wissen zu beschreiben, da einem dadurch erst bewusst wird, wie viel wir heute wissen. Eine sehr interessante, unterhaltsame Lektüre!

Bewertung vom 04.02.2025
Ferraro, Nicolás

Ámbar


ausgezeichnet

Zeitlos, spannend, hartgesotten;
Das Buch startet fulminant, man ist sofort mitten in der Handlung und will mehr über die Protagonisten und die Hintergründe wissen. Die 15jährige Ambar wird von ihrem Vater großgezogen und begleitet ihn seit Jahren auf seinen kriminellen Touren. Die Erzählzeit scheint das Jahr 2003 zu sein, da es Verweise auf die Raumfähre Columbia gib, aber für die Handlung ist die zeitliche Einordnung gar nicht relevant. Die Geschichte wird ausschließlich aus der Perspektive Ambars geschildert, die überraschend reif und abgebrüht ist. Man erlebt mit ihr den Rachefeldzug ihres Vaters und wie sich bei ihr langsam Zweifel an ihm, seinen Plänen und seinen Aussagen breit machen und sie ihre eigenen Bedürfnisse wahr und ernst nimmt. Der Schreibstil war sehr angenehm und ich konnte nicht aufhören zu lesen. Die Handlung ist spannend und trotz aller Gewalt und Schonungslosigkeit auch berührend. Die Figur der Ambar hat mir so gut gefallen, dass ich gerne eine Fortsetzung lesen würde.