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Benutzername: 
haberlei
Wohnort: 
Wien
Über mich: 
Begeisterte Leserin von Krimis, Thrillern, Humorvollem, historischen (Frauen-)Romanen, Biografien

Bewertungen

Insgesamt 320 Bewertungen
Bewertung vom 13.01.2024
Overkill - Der Puppenspieler
Korten, Astrid

Overkill - Der Puppenspieler


ausgezeichnet

Eine Mörderjagd voller Irrungen und Wirrungen

„Overkill – Der Puppenspieler“ von Astrid Korten ist der vierte Band der Reihe mit Hauptkommissarin Mo Celta als Protagonistin.

Klappentext:
Hauptkommissarin Mo Celta kehrt traumatisiert aus der Ukraine zurück und lässt sich für einige Monate vom Dienst beurlauben. Doch als eine junge Frau ermordet im Auwald aufgefunden wird, erinnert der Fall Mo an die Opfer des Puppenspielers. Und an Viktoria Wittensee, die Frau des Münchener Anwalts Alexander Wittensee, die seit drei Jahren verschwunden ist und dem Opfer ähnlich sieht. Gemeinsam mit Thomas Berger, ihrem Kollegen von der Vermisstenstelle Letzte Spur, ermittelt Mo auf eigene Faust und kommt einem ungeheuerlichen Verbrechen auf die Spur. Geprägt von den Horrorszenarien ist sie fest entschlossen, den Täter zu fassen, notfalls mit Gewalt.

Das Cover mit dem aus dem Dunkeln heraus leuchtenden Clowngesicht ist ein Eyecatcher. In mir weckte das an uns für sich putzige Gesichtchen widersprüchliche Gefühle, vor allem wirkt das zweite im Hintergrund lauernde Gesicht bedrohlich, stimmig für einen Thriller. Das Buch erschien 2023. Es gliedert sich in zehn Teile, die mit Zitaten aus „Alice im Wunderland“ betitelt sind, die stets einen Bezug zur Handlung haben. Die Kapitel sind extrem kurz (80 bei rd. 310 Seiten), was einen - abgesehen von der sowieso spannenden Handlung und dem flüssigen Schreibstil - zum stetigen Weiterlesen animiert.

Auch dieser Band ist problemlos ohne Vorkenntnisse lesbar, doch gewisse Hinweise auf frühere Fälle, mit denen Mo Celta befasst war, bzw. auf jene Erlebnisse, die sie geprägt und traumatisiert haben, wecken – soferne man sie noch nicht kennt - Neugier auf die Vorgängerbände.

Das Thema „Alice im Wunderland“ zieht sich durch das gesamte Buch. Möglicherweise entgingen mir manche Feinheiten dadurch, dass ich das Kinderbuch nie gelesen habe.

Die Handlung spielt in der Gegenwart und schließt fast nahtlos an Band drei an. Man ist sofort mitten im Geschehen. Im Prinzip verfolgt man zwei Handlungsstränge – einerseits Alexander Wittensees Suche nach seiner verschwundenen Frau und andererseits Mo Celtas Jagd nach dem Mörder, den sogenannten Puppenspieler. Die Autorin wählte für Alexanders Linie die Erzählform, bei Mo die Ich-Form, wodurch man Alexander etwas distanzierter erlebt, während Mos Gedanken, Albträume und Ängste besonders eindrucksvoll zutage treten. Die beiden Handlungsstränge laufen quasi parallel, die beiden Protagonisten agieren unabhängig voneinander, eigentlich als Gegner, sehen den Fall jeweils von einer ganz anderen Perspektive aus und tragen letztlich jeder auf seine Weise zur Lösung des Falles bzw. zur Unschädlichmachung des Drahtziehers bei.

Das Spannungsniveau lässt nie nach, sondern steigert sich zunehmend. Dazu tragen nicht nur die kurzen Kapitel und die stetigen Perspektivenwechsel sowie Cliffhanger bei, sondern auch unerwartete Wendungen und die Tatsache, dass man bis zum überraschenden Schluss nicht durchschaut, was für ein fieser Plan dahintersteckt, wer hier Täter oder Opfer ist. Zudem mangelt es nicht an Action und lebensgefährlichen Situationen, auch nicht an Gänsehautmomenten, Brutalität, Grausamkeit und Leichen.

Die Charaktere sind gut vorstellbar gezeichnet, auch jene von Nebenfiguren. Im Mittelpunkt steht Mo Celta, die traumatisiert aus der Ukraine heimkam. Sie hat Fürchterliches erlebt, leidet unter Albträumen, neigt zu Aggressivität, handelt meist zu impulsiv, sie kämpft gegen die inneren Dämonen. Sie ist stur, hartnäckig, schlagkräftig und hart im Nehmen, wirkt wenig weiblich. Im Inneren sehnt sie sich jedoch nach Wärme und Geborgenheit, was sich zeigt, als sie sich verliebt. Wird die Liebesbeziehung eine Wesensänderung in ihr bewirken können – ein interessanter Aspekt im Hinblick auf die Fortsetzung dieser Reihe.

„Overkill – Der Puppenspieler“ ist ein packender Thriller voller Täuschungen und Irreführungen, eine Lektüre, die man kaum aus der Hand legen möchte.

Eine unbedingte Leseempfehlung und selbstverständlich 5 Sterne!

Bewertung vom 13.01.2024
TV-Tod
Wieland, Roswitha

TV-Tod


sehr gut

Ein Mörder führt Regie

„TV-Tod“ ist Roswitha Wielands Debut-Roman, spannend, mit einem Blick hinter die Kulissen einer TV-Anstalt.

Worum geht es?
Beim Finale von Dancing VIPs fängt das Kleid einer Tänzerin Feuer – sie erleidet vor laufender Kamera tödliche Verbrennungen. Die polizeilichen Ermittlungen ergeben, dass das kein Unfall sondern ein Mordanschlag war. Die Konkurrentin, die Profitänzerin Lara Klein gerät in Verdacht. Und es bleibt nicht bei einem Opfer.

Das Cover ist farblich ein Eye-Catcher und das vor einer Kamera tanzende Paar stellt den inhaltlichen Bezug her. Der Roman erschien 2023, die Handlung spielt in der Gegenwart in Wien, was einerseits sprachlich erkennbar ist, andererseits auch vom Umfeld. Die Geschehnisse erstrecken sich über einen Zeitraum von sechs Tagen. Demgemäß ist das Buch pro Tag in sechs Abschnitte gegliedert. Der Schreibstil ist flüssig. Durch die stetigen Perspektivenwechsel zwischen dem Geschehen im TV-Sender, den Protagonisten Lara Klein, dem Journalisten Alexander Artner und dem geheimnisvollen Mörder, der im Hintergrund bereits den nächsten Anschlag plant, ist die Handlung abwechslungs- und temporeich und die Spannung hält stets ein hohes Niveau. So packend, dass ich das Buch fast in einem Zug ausgelesen habe.

Obwohl von Anfang an klar ist, dass es ein Insider sein muss und auch einige sich ziemlich verdächtig benehmen, tappt man als LeserIn (wie die Polizei) bis zum dramatischen, sehr überraschenden Finale im Dunkeln. Der Hergang der Taten und die Motivation des Täters sind letztlich nachvollziehbar, aber hinterfragt man Details, so bleibt manches unklar – da muss man sich dann vor Augen halten, dass es sich um einen Debutroman handelt.

Die beiden Protagonisten Lara und Alexander sind sympathische, beruflich kompetente Menschen, durch deren Liebesbeziehung auch etwas Romantik in die Handlung kommt. Generell sind die Charaktere, auch von Nebenfiguren, gut vorstellbar gezeichnet, ebenso das Flair hinten den Kulissen eines Fernsehstudios. Man merkt deutlich, dass die Geschichte von einer Insiderin verfasst wurde, die sowohl vom Tanzen etwas versteht, als auch solche TV-Sendungen als Akteur selbst erlebt hat. Es ist eine erfundene Geschichte mit fiktiven Persönlichkeiten; dennoch ist die Parallele zum ORF und die Sendung Dancing-Stars unübersehbar.

„TV-Mord“ ist ein packender, aber dennoch nicht zu nervenaufreibender Thriller, der mir großes Lesevergnügen bereitet hat. Es ist ein anerkennenswertes Erstlingswerk, dem ich verdiente 4 Sterne verleihe und das ich gerne weiterempfehle. Mit Interesse sehe ich weiteren Romanen dieser Autorin entgegen.

Bewertung vom 06.01.2024
Ach, Gisela: Ein Wohlfühlroman für jung und alt (Gestern & Heute, Band 1) (MP3-Download)
Teufl-Heimhilcher, Brigitte

Ach, Gisela: Ein Wohlfühlroman für jung und alt (Gestern & Heute, Band 1) (MP3-Download)


ausgezeichnet

Bewertung des Buches:

Gisela klärt die Missverständnisse der Vergangenheit

„Ach, Gisela“ von Brigitte Teufl-Heimhilcher ist der 1. Band der neuen Reihe „Gestern & Heute“ der Autorin, ein Familien-Wohlfühlroman.

Das Cover in seiner Buntheit ist ein Eye-Catcher, das Motiv – die junge Frau neben einem VW Käfer – weist auf die 60er Jahre hin, die tatsächlich die Basis für das Gestern in diesem Roman bilden. Das Buch erschien 2023, ist in 20 Kapiteln mit Überschrift unterteilt. Rückblenden heben sich optisch durch die kursive Schrift ausgezeichnet ab. Der Schreibstil ist locker und flüssig. Dass die Handlung in Wien spielt, wird durch typisch Wienerische Begriffe gut zum Ausdruck gebracht. Im Hinblick auf die zahlreichen Familienmitglieder und Geschäftspartner hätte eine Personenliste die Übersicht erleichtert. Der Roman ist in sich abgeschlossen, der rote Faden wird aber fortgesetzt.

Die Handlung spielt primär in der Gegenwart. Man ist von Beginn an in den Alltag Giselas bzw. ihres Stiefsohnes Andreas mit einbezogen, lernt einerseits so nach und nach die in einem Haushalt zusammenlebenden Familienmitglieder kennen. In Form von Rückblenden aus Giselas Sicht, erfährt man wie es war, als sie Mitte der 60er Jahre im Immobilienbüro Wogner bei Andreas‘ Vater zu arbeiten begann, welche Schwierigkeiten es zu meistern galt, betrieblich und menschlich. Denn in der Patchwork-Familie haben Missverständnisse und Vorurteile im Laufe der Jahre zu tiefgehenden Abneigungen geführt. Gisela macht es sich zur Aufgabe, die Wogen zu glätten.

Der Wechsel zwischen dem „Gestern“ und „Heute“ belebt den Roman, so kommt u.a. auch die Divergenz des Frauenbildes zutage. Frauen von Giselas Format waren in den 60er Jahren Seltenheit und mussten sich die männliche Akzeptanz hart erkämpfen. Ein wenig erhält man auch Einblick in die vielseitige Immobilienbranche, in deren Probleme mit Hausverwaltungen, Mietern und Instandsetzungsarbeiten.

Gisela steht im Mittelpunkt der Handlung. Sie ist tüchtig, realistisch, effizient, keineswegs gefühlsduselig, hat aber durchwegs ihr Herz am rechten Fleck. Geschäftstüchtig wie sie ist, investiert sie auch stets mit Bedacht, aber nie von Gier getrieben. Sie agiert bestimmt, doch nicht aus Egoismus heraus, sondern zum Wohle der anderen – ihres Chefs, Gatten, Stiefsohnes. Sie vermag nicht von der ersten Seite an Sympathie zu erwecken, doch je näher man sie kennenlernt, desto lieber gewinnt man sie. Sie ist eigentlich die gute Seele des Betriebes und der Familie, auch wenn sie in ihrer manchmal zu bestimmend wirkenden Art einen anderen Eindruck erweckt. Und ihre Entscheidungen wirken stets sinnvoll und richtig. Auch die anderen handelnden Personen sind gut vorstellbar beschrieben, wirken lebendig und authentisch, mehr oder weniger sympathisch.

„Gisela“ hat mir unterhaltsame und entspannte Lesestunden beschert. Am liebsten hätte ich gleich den nächsten Band zur Hand genommen. Gerne empfehle ich das Buch weiter und vergebe 5 Sterne.

Bewertung vom 01.01.2024
Misooks Ring
Durrani, Katharina

Misooks Ring


ausgezeichnet

Todbringender Ring

„Misooks Ring“ von Katharina Durrani ist der vierte Band mit den Hobbydetektivinnen Simone Jaan und Luise Winkler, ein spannender, eher unblutiger Regionalkrimi.

Worum geht es?
Simone Jaans Hündin Rala findet einen abgetrennten Finger – und schon sind Simone und Luise wieder einmal in einen Mordfall verwickelt. Die Großmutter einer jungen Südkoreanerin wurde ermordet, ihr wertvoller antiker Ring entwendet. Entgegen jeglicher Vernunft und wohlgemeinter Ratschläge können sie das Detektiv-Spielen nicht lassen und geraten in allerlei Verwicklungen und gefährliche Situationen.

Das Cover mit der Hand eines alten Menschen, bei der der Ringfinger fehlt, und der Ring davor im Gras liegt, unterstreicht eindrucksvoll den Klappentext. Das Buch erschien 2023, die Handlung spielt in der Gegenwart in und um Wiener Neustadt. Der Schreibstil ist flüssig, dialogreich. Die Kapitel angenehm kurz, mit Orts- und Zeitangaben, was ich persönlich nicht nur sehr schätze, sondern auch besonders in diesem Fall – es gibt etliche Zeitsprünge bzw. Rückblenden - sehr hilfreich fand. Die wechselnden Orte der Handlung bringen einiges an Lokalkolorit ins Geschehen, man lernt sehenswerte Plätze und Landschaften Niederösterreichs kennen. Man spürt die Liebe und Begeisterung der Autorin für ihre Heimat und bekommt Lust, all diese Orte selbst zu besuchen.

Als Kennerin der Vorgängerbände überblickte ich rasch wieder den Personenkreis rund um Simone und Luise. Für Quereinsteiger gibt es eine Personenliste am Ende des Buches, wobei ich diese zu Beginn des Buches besser fände; ich habe sie erst bei Beendigung des Buches entdeckt. Grundsätzlich steht der Fall für sich, der rote Faden der Reihe ist für das Verständnis der Handlung nicht ausschlaggebend. Soweit nötig, gibt es erklärende Hinweise zu früheren Ereignissen.

Man ist sofort mitten im Geschehen, im Rätsel um den abgetrennten Finger. Nach dem mysteriösen Beginn hält sich die Spannung bis zum dramatischen Showdown auf hohem Niveau. Die temporeiche Erzählweise, Perspektivenwechsel und Cliffhanger lassen einen das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen. Je mehr Simone und Luise recherchieren, desto rätselhafter, turbulenter und gefährlicher wird es für die beiden. Denn es bleibt nicht bei einem Mord und die beiden geraten ins Visier des Mörders. Infolge in die Irre führender Spuren und überraschender Wendungen tappt man bis zum dramatischen, alles klärenden Finale im Dunkeln.

Im Mittelpunkt der Handlung stehen Simone und Luise. Beide wollen das Rätsel lösen, den Ring finden, den Mörder entlarven - wobei Simone die zögerlichere und scheinbar vernünftigere der beiden ist, während Luise in ihrer energiegeladenen, frechen, unbekümmerten Art leichtsinniger agiert. Leider lässt sich Simone von der selbstbewussten Luise, nach deren Kopf immer alles gehen muss, etwas zu leicht manipulieren und zu Aktionen verleiten, die sie eigentlich nicht möchte, die beide immer wieder in prekäre Situationen bringen. Auch die Nebenfiguren zeigen markante Eigenschaften, man kann sie sich gut vorstellen.

„Misooks Ring“ hat mir packende Lesestunden beschert, hat Lust auf weitere Fälle der beiden jungen Frauen gemacht. Eine Leseempfehlung mit 5 Sternen!

Bewertung vom 20.12.2023
Das Weihnachtswunder von Haus 7
Marschall, Anja

Das Weihnachtswunder von Haus 7


ausgezeichnet

Magische Weihnachten im Haus Nr. 7

„Das Weihnachtswunder von Haus 7“ von Anja Marschall ist ein Märchen für Erwachsene, das einen den realen Alltag wunderbar vergessen lässt, eine Geschichte voller Liebe, Freundschaft und mit einer Prise Magie.

Worum geht es?
Luisa, verwitwet, mit zwei kleinen Kindern, hat ein Riesenproblem. Das alte Haus, in dem sie lebt, soll abgerissen werden. Eine andere leistbare Wohnung zu finden, erweist sich als schwierig. Also sucht sie den Eigentümer des Hauses in seiner Villa auf, um ihn umzustimmen. Doch der alte Mann reagiert völlig unerwartet. Er hält Luisa für seine Tochter, zu der er seit Jahren keinen Kontakt mehr hat. Mit einem Mal steckt Luisa mitten in verwirrenden Turbulenzen.

Den ersten Hauch von Weihnachtsfeeling verspürt man bereits, wenn man das Buch zur Hand nimmt. Das Cover mit weihnachtlich dekorierten Haustüren, Schneegestöber, Päckchen und Tannenzweiglein ist nicht nur stimmig, es glitzert sogar etwas. Das Buch erschien 2023, die Handlung spielt in der Gegenwart. Unterteilt ist der rund 350 Seiten umfassende Roman in über 50 kurz gehaltene Kapitel, ohne genaue Zeit- oder Ortsangaben.

Der Schreibstil ist flüssig, anschaulich beschreibend. In der Geschichte ist man sofort drinnen, sie liest sich locker, die Seiten fliegen nur so dahin. Ich habe das Buch fast in einem Zug ausgelesen, nicht nur weil die Story so stimmungsvoll und herzerwärmend, sondern auch dramatisch und spannend ist. Erzählt wird aus verschiedenen Perspektiven und genau diese Wechsel gestalten die Handlung nicht nur abwechslungsreich, sondern macht die Protagonisten auch lebendiger, weil man ihre Gedanken und Intentionen erfährt, und als Leser gewissermaßen auch einen Wissensvorsprung gegenüber den anderen handelnden Personen hat. Die Handlung steckt voller Überraschungen und unerwarteter Wendungen. Trotz der grundsätzlich weihnachtlichen Wohlfühlstimmung basiert die Geschichte aber auf durchaus ernster Thematik, nämlich den Machenschaften auf dem Immobiliensektor.

Die Charaktere wirken authentisch, aus dem Leben gegriffen und doch auch irgendwie originell, wie Luisas Nachbarn Wolle und Oma Baumann. Fast alle sympathisch gezeichnet, nicht alle findet man vom ersten Moment an liebenswert, doch im Laufe der Handlung zeigt es sich, dass sie doch das Herz am rechten Fleck haben. Die Menschen zeigen Gefühle, haben nicht nur Stärken, sondern auch Schwächen. Die kämpferische Luisa mit ihren herzigen Kindern Matti und Lilli hat natürlich sofort mein Herz erobert. Was die Liebesgeschichte zwischen Joost und Luisa anbelangt, so gibt es zwar die eine oder andere romantische Szene, doch der Funke sprang nicht auf mich über. Die Wandlung von Van Arnheim vom kühl kalkulierenden Geschäftsmann zum gefühlvollen Wahl-Opa fand ich überzeugend und berührend. Ihm fehlte einfach jahrzehntelang menschliche Wärme und Zuwendung.

Der rote Faden von Magie, personifiziert durch den, einem Weihnachtsmann ähnelnden, Hausmeister Tomte, der immer dann zur Stelle ist, wenn handwerkliche oder seelische Hilfe vonnöten ist, der zaubert und bezaubert, und der Geschichten weiß, die er selbst gar nicht erlebt haben kann, verleiht dem Roman seinen besonderen Reiz. Natürlich ist es unrealistisch, aber genau diese magischen Momente verkörpern das Weihnachtswunder. Und würde man sich nicht gerade in diesen unruhigen Zeiten so einen guten Geist wünschen, der Wunder bewirken kann?!

„Das Weihnachtswunder von Haus 7“ hat mir sowohl berührende wie fesselnde Lesestunden beschert, mich bezaubert und alles rundherum vergessen lassen. Mir hat das Buch Weihnachtsvorfreude geschenkt. Eine ideale Geschichte für die Vorweihnachtszeit, die ich wärmstens empfehle!

Bewertung vom 07.12.2023
Himmelfahrt. Höllenfahrt.
Wagner, Michael

Himmelfahrt. Höllenfahrt.


sehr gut

Es ist nichts so fein gesponnen ....

„Himmelfahrt. Höllenfahrt“ von Michael Wagner ist bereits der vierte Band der Theo-Kettling-Krimi-Reihe, ein 70er Jahre-Krimi .

Klappentext:
Kaum vom Begräbnis eines alten Bekannten zurückgekehrt, muss sich Antiheld Theo Kettling um eine aufgewühlte Sabine kümmern. Die kleine Schwester ihrer besten Freundin wurde von einem Auto angefahren und getötet. Als Lieselotte Larisch von der Geschichte hört, ist sie sofort davon überzeugt, dass hier etwas nicht stimmt. Zu Recht, denn schon bald wird klar, dass hinter dem vermeintlichen Unfall viel mehr steckt als zunächst angenommen.

Das Cover mit dem VW-Käfer und der Dogge – für mich genau auf den Punkt getroffen, worum es im Buch geht, nämlich um den Lifestyle der 70er Jahre. Und die Dogge hat in meinen Augen den Protagonisten die Show gestohlen. Man kommt problemlos ohne Vorkenntnisse in die Story hinein, der Personenkreis ist gut überschaubar. Erschienen ist das Buch 2023, ist in angenehm kurze Kapitel unterteilt, ohne genauere Orts- oder Zeitangaben. Die Handlung spielt im Jahr 1976 in Lüdenscheid. Genremäßig würde ich den Krimi als Cosy-Regionalkrimi einreihen. Unblutig und reich an Lokalkolorit.

Der Schreibstil zeichnet sich durch gute, etwas gehobene sprachliche Ausdrucksfähigkeit, aber eben auch teils nicht so flüssig zu lesende verschachtelte Sätze aus, so wie weiters durch Detailverliebtheit, was einerseits zu ausgezeichnetem Kopfkino führt, aber stellenweise auch Längen erzeugt. So werden u.a. Wohnräume oder Lokale so bildhaft beschrieben, als hätte man ein Foto vor sich. Das Lokalkolorit zeigt sich auch im Kulinarischen. Jetzt weiß ich auch, was ein Herrengedeck ist. Zudem wird fleißig gekocht, quasi mit Kochanleitung, natürlich viel gegessen. Eine appetitanregende Lektüre! Die 70er Jahre findet man in vielen Kleinigkeiten, in den erwähnten Musiktiteln, TV-Sendungen, Automarken, u.v.a.m. und letztlich im Lebensstil – es wird unheimlich viel Alkohol getrunken und geraucht.

Man ist sofort mitten im Geschehen. Scheinbar ein ganz normaler Unfall mit Fahrerflucht. Doch die drei Hobby-Ermittler vermuten mehr dahinter. In mühsamen Befragungen und Recherchen kommen sie nur sehr langsam voran, erkennen jedoch bald einen Zusammenhang zu einem 10 Jahre zurückliegenden Vorfall. Ein Cold Case aus dem Jahre 1966 wird aufgerollt. Ich fand es zwar sehr interessant, wie das Team Puzzlesteinchen für Puzzlesteinchen zusammenträgt, doch fand ich relativ wenig Raum zum Miträtseln. Grundsätzlich ist der Fall gut aufgebaut, aber mir fehlten packende Spannungsmomente. Action gibt es erst beim Showdown, wo sich dann alles klärt und der Autor noch einen ganz besonderen Überraschungseffekt parat hält.

Die Charaktere sind recht ausführlich beschrieben, gut vorstellbar, auch irgendwie originell und wirken lebendig, wenn auch eigentlich nur Lieselotte Larisch wirklich aktiv erscheint. Neben ihr verblassen Theo und Sabine. Mit ihnen konnte ich so gar nicht richtig warm werden. Lieselotte agiert à la Miss Marple. Selbstbewusst, zielgerichtet und mit dem nötigen Fingerspitzengefühl. Geschickt hinterfragt sie vieles, verfügt über eine ausgezeichnete Beobachtungsgabe, kombiniert und löst letztlich den Fall bravourös. Cleo2, die Dogge, entpuppte sich für mich als heimlicher Star; wo der verschmuste, gutmütige Rüde hinkommt, gewinnt er sofort die Menschen für sich.

„Himmelfahrt. Höllenfahrt“ hat mich wunderbar in die 70er Jahre zurückversetzt. Auch mag ich die Art der Ermittlungen, ohne Internetrecherchen, ohne Technik-Firlefanz, wo es wirklich auf „die grauen Zellen“ ankommt. Ich hätte mir nur etwas mehr prickelnde Spannung gewünscht, daher vergebe ich nur 4 von 5 Punkten.

Bewertung vom 04.12.2023
Abschied von Regensburg
Marmulla, Rüdiger

Abschied von Regensburg


ausgezeichnet

Über die Vergänglichkeit des Lebens und die Kraft der Liebe

Mit „Abschied von Regensburg“ endet nunmehr die berührende Tetralogie von Rüdiger Marmulla rund um das Paar Dana und Richard.

Die Novelle enthält kurze Ausschnitte aus den Vorgängerbänden, sodass sie auch für Neueinsteiger problemlos verständlich ist, doch würde ich wärmstens empfehlen, die komplette Reihe zu lesen, um die Stationen dieser Liebesgeschichte, von der Jugendliebe, dem Sich-aus-den-Augen-verlieren bis zur schicksalhaften Wiederbegegnung des Paares wirklich miterleben zu können.

Worum geht es in diesem Band?
Dana und Richard, nunmehr seit Jahren verheiratet, führen ihr Hotel in Regensburg und fühlen sich glücklich und unbeschwert. Doch da zeigen sich erste Anzeichen von Demenz bei Dana. Nach einem schweren Sturz muss sie ins Krankenhaus, wo sich ihr psychischer und physischer Zustand rapide verschlechtert, sie wird zum Pflegefall. Eine schwierige Zeit für Richard, den schließlich ihr Tod hart trifft.

Das Cover ist passend zu den Vorgängerbänden wiederum mit einer Ansicht von Regensburg gestaltet. Das Büchlein erschien 2023 und umfasst rund 80 Seiten. Der Schreibstil ist flüssig, klar, kurz und bündig, einige Kapitel sind nur zwei Seiten lang. Der Text ist vorwiegend in Dialogform gehalten, was sich sehr lebendig anfühlt, als wäre man dabei. Auch ohne ausführlich beschriebene Gefühlsäußerungen gelingt es dem Autor stets, dass man das Ausmaß und die Heftigkeit der Emotionen der Protagonisten zwischen den Zeilen spürt.
Wie oft in seinen Novellen, so hat Rüdiger Marmulla auch in dieser Wissenswertes eingeflochten, und zwar im Zuge jener Reise, die Richard zur Trauerbewältigung unternimmt; man erfährt so einiges über diverse Sehenswürdigkeiten und die Geschichte der besuchten Orte.

Nach einem lockeren, fröhlichen Beginn tritt die tragische Wendung der Handlung bereits nach wenigen Seiten ein, nimmt einen gefangen. Man spürt Richards tiefe Liebe, seine Verzweiflung, leidet unwillkürlich mit, hofft, trauert. Automatisch versetzte ich mich in seine Lage, wie es mir an seiner Stelle ginge. Ich konnte das Büchlein nicht mehr aus der Hand legen und habe es in einem Zug ausgelesen. Trotz der traurig anmutenden Handlung, die einen mit der Vergänglichkeit des Lebens konfrontiert, lässt einen das Ende doch tröstlich zurück.

Wiederum hat mich eine Geschichte von Rüdiger Marmulla sehr berührt. Ein schwieriges und bedrückendes Thema, und doch derart feinfühlig geschrieben, dass einen die Tiefe der Gefühle irgendwie mitnimmt, erfüllt. Ich fand es einfach schön, dies zu lesen, und empfehle diese Reihe überzeugt weiter.

Bewertung vom 02.12.2023
Die Welt war voller Fragen
Dutzler, Herbert

Die Welt war voller Fragen


ausgezeichnet

Zeitgeist der 60er-Jahre

Nach „Die Welt war eine Murmel“ nimmt Herbert Dutzler mit „Die Welt war voller Fragen“ die Leser wiederum mit auf eine Zeitreise in die 60er-Jahre.

Worum geht es?
Der erwachsene Siegfried räumt nach dem Tod der Mutter das Elternhaus. Anhand von Fotos, Spielsachen und Ziergegenständen erinnert er sich an Begebenheiten aus seiner Kindheit, an schulische Probleme ebenso wie Familienstreitigkeiten, an die technischen Errungenschaften sowie die damals geltenden Benimmregeln und Rollenbilder.

Wie Band 1 ist auch dieses Buch eine edel ausgeführte Hardcover-Ausgabe mit Lesebändchen. Am Cover ist ein Junge teilweise abgebildet, in für die 60er Jahre typischer Schiausrüstung. Das Buch erschien 2023 und ist in 15 kurze Kapitel mit Überschriften unterteilt. Der Schreibstil ist flüssig und humorvoll. Es wechseln sich die Erzählungen aus der Kindheit mit den Gedanken bzw. der heutigen Meinung des zurückblickenden erwachsenen Siegfried ab, letztere sind in Kursivschrift gehalten. Ich kannte bereits Band 1, doch sind die Bücher jeweils unabhängig voneinander lesbar.

Der 13-jährige Siegfried, mittlerweile im Gymnasium, ist ein aufgeweckter Junge, der lieber liest als Sport zu betreiben, der nicht nur gerne isst, sondern sich auch fürs Kochen interessiert, was dem damaligen Rollenbild so gar nicht entspricht. Wissensdurstig wie er nun mal ist, hinterfragt er in seiner kindlichen Neugier auch manches, worauf die Lehrer keine Antwort wissen oder geben wollen, sich sogar provoziert fühlen. Er gilt als vorlaut und frech. So kassiert er statt Anerkennung negative Klassenbucheintragungen. Nicht nur im Gymnasium gibt es Probleme, auch zuhause hängt der Haussegen schief, als die Mutter darauf drängt, arbeiten zu gehen und den Führerschein zu machen, sehr zum Verdruss des Vaters.

Die handelnden Personen wirken generell sehr lebendig, gut vorstellbar und authentisch, auch Nebenfiguren wie Großeltern, Lehrkörper oder Schulkameraden. Sigi steht natürlich im Mittelpunkt. Und Sigi hat auch mein Herz erobert, insbesondere auch durch seine aufmerksame Art der Mutter gegenüber, der er im Haushalt hilft, so gut er kann. Er ist der einzige, der anerkennt, was sie für die Familie leistet. Auch seine Art, mit all den Ungerechtigkeiten zurechtzukommen; sich zurücknehmen und zu schweigen statt aufzubegehren, ist beeindruckend.

Ich (Jahrgang 1953) bin wieder in meine Jugendzeit eingetaucht, erinnerte mich an viele der genannten Fernsehsendungen, noch in Schwarz-weiß, natürlich daran, wie aufregend die Mondlandung war, aber auch an die langen Haare mancher Burschen und die negativen Reaktionen darauf. Auch ich war immer eine Leseratte und las gerne Karl May, ebenfalls die Donauland-Ausgabe. Ganz nostalgisch wird einem zumute, liest man die Autotypen von damals: Opel Rekord, VW Käfer, Ford Taunus. Ich finde, es ist dem Autor ausgezeichnet gelungen, die Gedankenwelt und die Ereignisse dieser Zeit aufleben zu lassen und zu vermitteln, insbesondere die weiblichen und männlichen Rollenbilder, das Schulwesen und das Tabuthema Nazi-Vergangenheit. Menschen, die in dieser Zeit aufwuchsen, werden wie ich das Déjà-vu genießen und für jüngere, denke ich, sollte es nicht uninteressant sein, etwas darüber zu erfahren, in welchem Umfeld ihre Großeltern aufwuchsen.
Eine unbedingte Leseempfehlung!

Bewertung vom 01.12.2023
Böse Hoffnung
Baum, Thomas

Böse Hoffnung


ausgezeichnet

Es ist nichts so fein gesponnen …

„Böse Hoffnung“ von Thomas Baum, ist bereits der fünfte Band der Reihe mit den Linzer Ermittler-Duo Robert Worschädl und Sabine Schinagl.

Worum geht es?
Ein Zollbeamter kommt bei einem Motorradunfall ums Leben, er wurde absichtlich überfahren. Als noch ein weiterer Mord geschieht, ist es für die Ermittler offensichtlich, dass hier jemand ein gut organisiertes Schmuggelwesen betreibt und Mitwisser aus dem Weg räumt. Doch: was wird hier am Zoll vorbeigeschleust und wer ist der Drahtzieher?

Das Cover sticht zwar ins Auge, lässt aber noch keinen Zusammenhang zum Titel oder Inhalt aufkommen. Das Buch erschien 2023, die Handlung spielt in der Gegenwart. Der Schreibstil ist flüssig, humorvolle Dialoge lockern auf; die kurzen Kapitel, noch dazu immer wieder mit Cliffhangern endend, animieren zum Weiterlesen. So möchte man das Buch zeitweise gar nicht mehr aus der Hand legen. Auch wenn man die Vorgängerbände nicht gelesen hat, oder wie ich nur Band 1, an den ich mich kaum noch inhaltlich erinnern kann, kommt man problemlos in die Handlung hinein. Jeder Fall ist für sich abgeschlossen.

Es ist ein Krimi, in dem die Ermittlungstätigkeit, vor allem Befragungen im Umfeld der Opfer im Mittelpunkt stehen. Als Leser fühlt man sich mitten im Geschehen, kann miträtseln, eigene Theorien aufstellen. Denn an Verdächtigen mangelt es nicht. Die Perspektivenwechsel zu dem geheimnisvollen Mann im Hintergrund sowie eingeschobene Nebenhandlungen, deren Zusammenhang zu den Morden völlig unklar erscheint, verstärken die Fragezeichen im Kopf sogar noch. Und so führt die eine oder andere Spur unweigerlich in die Irre, bringt das Ermittler-Duo sogar in manch brenzlige Situation, bis letztlich alle Fäden sinnvoll zusammenlaufen und der skrupellose Mörder nicht mehr entkommen kann.

Worschädl und Schinagl sind ein eingespieltes Team, das harmonisch zusammenarbeitet, das sich vorbehaltlos aufeinander verlassen kann, sich hervorragend ergänzt und sogar beim Umgehen von Anordnungen ihres Chefs sich einig ist. Gut dosiert gewinnt man Einblick in ihr Privatleben. Nicht nur die Protagonisten wirken lebendig, auch die Nebenfiguren sind gut vorstellbar beschrieben, ihre Reaktionen und Handlungen sind nachvollziehbar.

„Böse Hoffnung“ ist ein von Anfang bis zum Ende fesselnder Krimi, mit Action und zahlreichen Spannungsmomenten. Mir hat das Buch ausgezeichnet gefallen und Lust auf weitere Fälle des Duos Worschädl/Schinagl gemacht. Gerne empfehle ich das Buch weiter!