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Sternzauber
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Düren

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Insgesamt 158 Bewertungen
Bewertung vom 16.04.2023
Die Tage in der Buchhandlung Morisaki
Yagisawa, Satoshi

Die Tage in der Buchhandlung Morisaki


ausgezeichnet

Bücherheilung in leisen Tönen

Ich liebe grundsätzlich Geschichten über alles rund ums Buch und so hat mich das Cover von „Die Tage in der Buchhandlung Morisaki“ von Satoshi Yagisawa gleich angesprochen. Ich mag die warme Ausstrahlung der abgebildeten Buchhandlung genauso wie die harmonischen Farben und toll finde ich auch, dass die japanischen Schriftzeichen im Bild beibehalten wurden.

Die Geschichte erzählt von der jungen Japanerin Takako, die in eine Lebenskriese gerät und bei ihrem Onkel im Antiquariat Morisaki unterschlüpft. Sie hat mit Büchern überhaupt nichts am Hut, lernt aber überraschenderweise nach und nach dennoch die heilende Kraft dieser „Papierfreunde“ kennen…

Dieses Buch, das das Debüt des Autors ist, ist in Japan ein absoluter Bestseller und ich könnte mir gut vorstellen, dass es auch bei uns viele begeisterte LeserInnen finden wird! Ich mochte die leichte, klare und schnörkellose Sprache Satoshi Yagisawas, denn der Text ließ sich unglaublich flüssig und zügig lesen. Ich wurde ganz in den Fluss der Geschehnisse hineingezogen und wollte oft nur wiederwillig wieder auftauchen.

Für mich passt seine Sprache gut zu meinen (ehrlicherweise sehr geringen) Vorstellungen der japanischen Kultur, denn ich stelle mir die Menschen in Grundzügen als zarte, leise und eher zurückhaltende Charaktere vor. So habe ich auch die Geschichte empfunden, denn sie kommt ohne Drama aus, obwohl es nicht an großen Gefühlen fehlt und sie „plätschert“ irgendwie leise vor sich hin. Dabei ist sie jedoch keineswegs langweilig oder eintönig! Eher zart und „vorsichtig“, selbst in großen Momenten. Ich weiß selber nicht, wie der Autor das macht, aber so habe ich die Lektüre empfunden.

Ein wenig Zeit brauchte ich um mich einzufinden, denn zu Beginn hatte ich manchmal das Gefühl, dass mir die Handlungen und vor allem die Gefühle der ProtagonistInnen zu oberflächlich beschrieben waren, aber mit der Zeit ist genau das für mich angenehm und zur unverwechselbaren Stimme Satoshi Yagisawas geworden. Seine Charaktere sind teilweise sehr vielschichtig (vor allem Tante Momoko) und etliche Handlungen oder Wendungen bleiben ein wenig rätselhaft, bzw. sie werden nicht bis ins Letzte analysiert und zerpflückt.

Ich mag dieses Buch sehr, habe es gerne gelesen und empfehle es für LeserInnen, die Geschichten über Bücher und die leisen Töne lieben!

Bewertung vom 26.03.2023
Das Bücherschiff des Monsieur Perdu
George, Nina

Das Bücherschiff des Monsieur Perdu


ausgezeichnet

Schlicht und einfach: Zauberhaft!!!

Ich liebe dieses Buch!!
Normalerweise falle ich nicht so mit der Tür ins Haus, aber bei diesem Buch geht es nicht anders: es hat mich verzaubert! Und zwar auf allen Ebenen!

„Das Bücherschiff des Monsieur Perdu“ ist der Nachfolgeband zu dem Weltbestseller „Das Lavendelzimmer“ von Nina George und als LeserInnen erleben wir, dass Jean Perdu, der seine literarische Apotheke auf dem Bücherschiff vor 4 Jahren verlassen hatte, dorthin zurückkehrt. Er vermisst es „Bücher und Menschen zusammen zu bringen, und für jede Seelen-Maladie die wirksamste Lektüre zu empfehlen“ (Zitat vom Klappentext). So begibt er sich gemeinsam mit Max auf eine Reise mit dem Bücherschiff über die Kanäle Frankreichs um die Pharmacie Littéraire wieder zurück nach Paris zu bringen und erlebt auf dieser Fahrt viel Unerwartetes und Überraschendes, was auch sein Leben stark verändert…

Ich war noch nie in Frankreich und ich spreche auch leider kein Französisch, doch nach der Lektüre dieses Buches bedauere ich das sehr und möchte unglaublich gerne das Land, die Leute und die Lebensphilosophie der Franzosen kennen lernen. Die Geschichte von Nina George strahlt trotz teils schwerwiegender und belastender Themen eine unglaubliche Leichtigkeit, Liebe und Lebens- sowie Genussfreude aus, so dass es mich regelrecht in ihren Bann geschlagen hat! Eine unglaubliche Tiefe steckt in den Gedanken und Verhaltensweisen der ProtagonistInnen und es weht ständig ein zarter Wind des Verständnisses und der „Lebenskompetenz“ durch den Text.

Und wo ich gerade so schön schwärme: der Text ist einfach zauberhaft! Nina George versteht es meisterhaft mit ihrer sehr luftig leichten Sprache zu spielen und nutzt so unglaublich tolle Vergleiche, Beschreibungen und Textkonstruktionen, dass ich andauernd versucht war, mir etwas zu notieren um es bloß nicht wieder zu vergessen!

Die Geschichte ist in angenehme Kapitel aufgeteilt und oft am Ende eines solchen, manchmal jedoch auch zwischendurch, wird der Leser/die Leserin von einem Einschub aus „Die große Enzyklopädie der kleinen Gefühle“ überrascht. An diesem Werk schreibt Jean Perdu in der Geschichte, und das Vorgehen, diese Texte auch im Buch einzufügen passt hervorragend in den Ablauf und rundet Inhalte meiner Meinung nach oft perfekt ab. Außerdem liebe ich Bücher und das Lesen, so dass mein Herz höher schlägt, wenn es in Texten auf ansprechende Weise darum geht – und das ist hier meisterhaft gelungen! Die Liebe zu und die Kraft von Literatur sind das grundsätzliche und alles verbindende Element in diesem Buch und das macht ganz viel des unvergleichlichen Zaubers aus!

Erstaunlicherweise habe ich wirklich alle Protagonisten und Protagonistinnen dieser Geschichte ins Herz geschlossen. Dabei sind sie sehr unterschiedlich und manchmal herzerfrischend leicht schrullig, aber alle sehr herzlich und buchverliebt. Und jeder Charakter hat seinen ganz speziellen Platz und seine Aufgabe in der Geschichte, so dass für mich niemand überflüssig wirkt.

Die Zartheit der Geschichte findet sich auch im sehr schönen Cover wieder, wobei ich gestehen muss, dass die lavendelfarbene Gestaltung für mich nicht ganz harmonisch ist. Sie schlägt zwar perfekt den Bogen zum Lavendelzimmer (dem ersten Buch), gefühlsmäßig würde ich jedoch erdigere und natürlichere Farben bevorzugen.

Bewertung vom 16.03.2023
Die Bibliothek der Hoffnung
Thompson, Kate

Die Bibliothek der Hoffnung


ausgezeichnet

Unglaublich dicht und eindringlich – einfach wunderbar!

Ich liebe Bücher über die Liebe zu Büchern und allem, was damit zu tun hat, weshalb ich auch gleich auf den Titel dieses Buches reagiert habe. Doch „Die Bibliothek der Hoffnung“ von Kate Thompson ist keine kitschige Liebeserklärung an das gedruckte Wort, sondern eine unheimlich dicht gewebte und sehr eindringlich beschriebene Geschichte, die auf einer wahren Begebenheit beruht.

Der Text spielt zu Zeiten des zweiten Weltkriegs in England und erzählt die Geschichte der ersten und einzigen unterirdischen Bibliothek – der U-Bahn-Bibliothek Bethnal Green. In einem nicht fertig gestellten U-Bahn-Schacht retten sich tausende Menschen tagtäglich bzw. hauptsächlich nächtlich vor den fallenden Bomben und dort richtet die überaus engagierte junge Bibliothekarin Clara Button mit Hilfe ihrer Kollegin und Freundin Ruby Munroe sogar eine Bibliothek ein. Als LeserInnen werden wir ZeugInnen all der Erlebnisse der Beiden, die weit über einfache Katalogisierung und Verleihung hinaus geht und zudem davon, welche Macht Bücher besitzen, besonders in schweren Zeiten und wie sehr sich Menschen nach guten Geschichten sehnen, aber auch vor ihren Auswirkungen fürchten.

Mich hat der leichte und fließende Schreibstil der Autorin überzeugt, besonders gut gefällt mir aber, dass es ihr gelingt, eine unglaubliche Eindringlichkeit und Tiefe in ihre Wörter zu legen. Mich hat der Text regelrecht mitgerissen und ich bin ganz in dieses sehr harte Leben eingetaucht. Doch ist die Geschichte keineswegs nur von Schicksalsschlägen und Kriegshorror geprägt, es gibt auch wunderbar helle Momente, lustige Szenen und herrliche Leichtigkeit sowie große Gefühle … von allem ist etwas dabei – prall gefüllt und vielseitig, wie das echte Leben!

Ich habe Clara von der ersten Seite an ins Herz geschlossen und auch die eigenwillige und rebellische Ruby mochte ich mit jeder offengelegten Facette ihrer Persönlichkeit immer mehr. Die beiden sind unglaublich hilfsbereit, immer für einander da und verkörpern auch ansonsten viele Eigenschaften, die ich besonders schätze. Ja, sie sind eigentlich zu gut für diese Welt, aber im Krieg sind viele Menschen über sich hinausgewachsen und zur Geschichte passt es sehr gut, so dass ich der Autorin diesen Umstand schnell verziehen habe.

Mir gefällt das Cover mit der nachdenklich in die Zukunft blickenden jungen Frau und all den Büchern, ich mag aber auch den inneren Aufbau sehr, denn jedem neuen Kapitel ist ein Zitat einer realen Person aus dem Bibliothekswesen voran gestellt. Außerdem werden die einzelnen Abschnitte mit den Namen überschrieben, aus deren Sicht erzählt wird.

Besonders beeindruckend ist für mich, dass diese Geschichte auf tatsächlichen Ereignissen beruht. Diese unterirdische Bibliothek gab es wirklich und auch, wenn die meisten Personen der dichterischen Freiheit der Autorin entsprungen sind, ließ es mich noch stärker mit den Protagonisten fiebern, dass ich wusste, dass es Menschen gab, die eventuell ähnliches erlebt und empfunden haben. Im Anhang zum Roman gibt es noch einen Teil, der von den historischen Ereignissen berichtet, was für mich eine hervorragende Abrundung dieses Buches ergibt.

Ich bin absolut begeistert von diesem Buch, das mir neue Einsichten und eine tolle Lesezeit geschenkt hat und möchte es jedem ans Herz legen, der sich ein wenig für das Bibliotheksleben oder auch einfach einen guten Roman interessiert!

Bewertung vom 05.03.2023
Willodeen
Applegate, Katherine

Willodeen


ausgezeichnet

Eine spannende Geschichte über bedeutende Zusammenhänge in der Natur und Freundschaft!

Das Cover von “Willodeen – Das Mädchen und der Wald der verschwundenen Tiere” von Katherine Applegate hat mich schon auf dem Bildschirm angesprochen, „live“ gefällt es mir aber noch besser, da die schillernden Flügel des Summbärchens mit Lack überzogen sind und tatsächlich schimmern, wenn man das Buch bewegt. Die Farben sind meinem Geschmack entsprechend gut aufeinander abgestimmt ohne grell zu sein und die sichtbaren Tiere sind trotz ihrer phantastischen Herkunft sehr realistisch und eindrücklich gestaltet. Auch die Bilder im Inneren sind einfach wunderschön – ich liebe detailreiche Schwarz-Weiß-Zeichnungen!

Und toll ist, dass auch der Text der liebevollen Gestaltung in nichts nachsteht. Meiner Meinung nach hat die Autorin in sehr gutes Gespür dafür, wie sie die Charaktere beschreiben und „zeichnen“ muss, damit sich der Leser/die Leserin mit diesen identifizieren bzw. sich gut in sie hineinversetzen kann. Sie beschreibt Gefühle und Situationen sehr einfühlsam und eindrücklich und lässt mit ihren Worten Bilder von dieser, für uns doch teilweise sehr andersartigen Welt entstehen. Die Hauptcharaktere, allen voran Willodeen selber, habe ich gleich ins Herz geschlossen und mit ihnen gefiebert, wenn sie um Etwas kämpfen, was ihnen wichtig ist.

Im Buch wird die Geschichte von Willodeen erzählt, einem Mädchen, das seine Familie verloren hat, nun bei zwei älteren Frauen und sehr zurückgezogen und abgegrenzt von allen Übrigen lebt. Sie scheut sich nähere Kontakte zu knüpfen, liebt aber die Natur und Tiere, vor allem die sehr unbeliebten Kreischer. Sie beobachtet die Natur und deren Veränderungen sehr genau und versucht eine Lösung zu finden, als nicht nur die Kreischer nahezu ausgerottet werden, sondern auch die allseits beliebten und gebrauchten Summbärchen ihren Nistplätzen fern bleiben….

Naturschutz ist in den letzten Jahren zu einem sehr präsenten und wichtigen Thema geworden und an Hand von Willodeens Geschichte können Kinder der Tatsache auf die Spur kommen, dass alle Lebewesen, auch wenn sie nicht gerade beliebt sind, eine wichtige Rolle im Gefüge der Welt, ihrer natürlichen Abläufe und Zusammenhänge spielen, die nicht unterschätzt werden sollte. Dabei wird diese wichtige Erkenntnis nicht über den erhobenen Zeigefinger vermittelt, sondern der Autorin gelingt es ausgezeichnet diese in eine spannende und berührende Geschichte zu verpacken, in der die Botschaft ganz von alleine ins Bewusstsein sickert.

Gerade der Beginn der Geschichte ist schon recht düster bzw. mit vielen Belastungen der jungen Protagonistin gespickt, so dass es in diesen Episoden kein besonders vergnügliches Leseerleben ist. Ohne zu viel verraten zu wollen, möchte ich aber versichern, dass die Geschichte immer „heller“ wird ohne in unrealistischen Kitsch zu verfallen und das es den jungen Leserinnen und Lesern sicher Freude machen wird, Willodeen bei ihrer Entwicklung zu begleiten.

Auch mir als Erwachsenen hat diese Geschichte Freude gemacht, denn sie hat mich emotional erreicht und mir noch mal verdeutlicht, wie wichtig und oft eng Zusammenhänge in der Natur sind, die wir meist gar nicht sehen, geschweige denn begreifen! Aber auch meine zwölfjährige Lesepartnerin hat das Buch regelrecht verschlungen und wir haben anschließend viele intensive Gespräche über die enthaltenen Themen geführt.
Eine klare Empfehlung von uns für alle, die gerne Geschichten über Natur, Freundschaft und die persönliche Entwicklung lesen!!

Bewertung vom 17.02.2023
Uns bleibt immer New York
Miller, Mark

Uns bleibt immer New York


ausgezeichnet

Vielschichtige Liebesgeschichte mit Krimi-Potenzial

„Uns bleibt immer New York“ von Mark Miller ist eine absolute Liebeserklärung an diese ganz besondere Stadt. Darüber hinaus wird die Geschichte als Liebesroman bezeichnet, wobei sich Leser nicht auf eine rosa-rote Welt aus Herzchen und romantischen Dates einstellen sollten, denn diese Geschichte ich viel Vielschichtiger. Ich bin mir nicht sicher, ob ich sie als Liebesgeschichte mit Krimi-Potenzial oder als kriminalistischer Thriller mit Einschlüssen eines Liebesromans bezeichnen würde…

Im Roman gibt es zwei HauptdarstellerInnen. Zunächst ist da Lorraine, eine Französin, die im Begriff ist eine Niederlassung der Firma, deren Teilhaberin sie ist, in New York aufzubauen und daher von Paris in die amerikanische Metropole übersiedelt, in der sie auch bereits Jahre ihrer Kindheit verbracht hat. Leo ist Künstler, musste die drei letzten Jahre jedoch im Gefängnis verbringen, da er mit sehr viel Erfolg berühmte Gemälde gefälscht hatte und erwischt worden war. Die beiden begegnen sich in einer verhängnisvollen Situation, es funkt sofort zwischen ihnen, aber es gibt viele unterschiedliche Facetten, die ihre Leben kompliziert und sogar gefährlich machen….

Die Vielschichtigkeit dieses Romans hat mich positiv überrascht und es hat mir viel Freude gemacht, mit den beiden Liebenden auf Spurensuche in die Vergangenheit zu gehen, wo sie versuchen Anhaltspunkte für die Geschehnisse der Gegenwart zu finden. Mark Millers sprachlichen Ausdruck, der unaufgeregt und flüssig daher kommt, mochte ich dabei gerne und es hat mir gefallen, dass er immer wieder aus unterschiedlichen Sichtweisen erzählt und dadurch verschiedene Aspekte der Geschichte beleuchtet werden. Geschickt hat er immer wieder Detail gesetzt, die den Leser rätseln lassen und die für große Spannung in der Geschichte sorgen, so dass ich gerne weiter lesen wollte.

Das Cover des Buches mag ich sehr, denn in harmonisch dezenter Farbgebung kann ich das Großstadtflair New Yorks erahnen und es strahlt für mich eine verträumte Ästhetik aus.

Sehr zentrales und immer präsentes Thema des Buches ist die Kunst. Leo ist Maler, Lorraine liebt Kunst, kauft ein sündhaft teures Bild und auch die Biografie einer ganzen Künstlerepoche in New York spielt eine gewisse Rolle. Mir gefällt diese Umgebung von ungezügelter Kreativität und Leidenschaft für die Kunst sehr und ich konnte mich dort beim Lesen wohlfühlen.

Neben der Liebe gibt es aber auch die düsteren Bedrohungen in der Geschichte, die bereits im Klappentext angekündigt werden. Eine leichte Romanze erliest man sich hier daher nicht, es gibt viel Krimi-Potenzial, mit allem was dazu gehört, und in manchen Momenten hatte die Geschichte für mich eine Ahnung von Jojo Moyes „Ein ganzes halbes Jahr“. Wer sich darauf einlassen kann und Lust auf eine ganz ungewöhnliche Liebesgeschichte hat, dem sei „Uns bleibt immer New York“ ans Herz gelegt – mir hat es eine gute Lesezeit geschenkt!

Bewertung vom 07.02.2023
Windprinzessin / Die Seelenpferde von Ventusia Bd.1
Benkau, Jennifer

Windprinzessin / Die Seelenpferde von Ventusia Bd.1


ausgezeichnet

Pferdeglück in einer fantastischen und spannenden Geschichte

Das Cover von „Die Seelenpferde von Ventusia – Windprinzessin“ von Jennifer Benkau zieht wohl jedes „Pferdemädchen“ gleich in seinen Bann! Zumindest mich hat es auf den ersten Blick angesprochen, denn es ist in sehr natürlichen Farben gestaltet, was sehr gut zum Thema passt, und die große gestalterische Harmonie und Nähe zwischen Pferd und Mädchen spiegelt für mich auch bereits einiges aus dem Inhalt wieder.

Die Geschichte spielt an zwei Orten – nämlich bei Fiona in Irland und bei Riana im magischen Land Ventusia hinter dem Wind, wo zu jedem Menschen sein Seelenpferd gehört. Von dort soll Fiona abstammen und nur in unserer Welt gelandet sein, weil vor Jahren alle Mädchen zu ihrem Schutz hier versteckt wurden. Doch kann Fiona das glauben? Und was hat es mit den wunderschönen Hengsten auf sich, die plötzlich frei in ihrer Umgebung gesichtet werden und die ihr scheinbar den Kontakt zu ihr suchen? Ist Ventusia wirklich in Gefahr? Und was hat das mit ihr zu tun?

Fiona wird in der Geschichte vielen sehr existenziellen Fragen ausgesetzt, die, bei aller Magie im Buch, auch Jugendliche unserer Welt bekannt erscheinen werden. Sehr präsent ist zudem das Thema „Pflegeeltern“ und ich finde, dass es der Autorin sehr gut gelungen ist, einen pädagogisch wertvollen Umgang damit zu schildern ohne ein Dogma oder ein „So-muss-es-sein“-Gefühl zu erzeugen.

An erster Stelle steht jedoch immer die Liebe zu Pferden und der große Wunsch Fionas ihre Zeit mit ihnen zu verbringen. Sie ist fasziniert von der Vorstellung, dass es in Ventusia ein ganz besonderes Pferd für sie geben könnte, ihr Seelenpferd, mit dem sie auf eine ganz besonders innige Weise verbunden werden könnte. Welcher Pferdefan kennt nicht die tiefe Verbindung zu den uns anvertrauten Tieren und in der Geschichte geht es noch weit über das in unserer Welt erlebbare hinaus – mehr werde ich dazu jedoch nicht verraten, denn es macht Freude beim Lesen die Besonderheiten nach und nach kennen zu lernen und selber zu ergründen!

Abenteuer und Spannung kommen jedoch absolut nicht zu kurz, denn immer wieder gibt es Ereignisse, die dunkle Schatten werfen und ein großes bedrohliches Ereignis, das über allen ProtagonistInnen schwebt…
Und auch in Fionas Irland ist im Pferdestall nicht alles rosarot, denn dort gibt es ein anderes Mädchen, das sie immer wieder drangsaliert. Der Autorin gelingt es gut neben den magischen Elementen eine durchaus realistische und vielschichtige Umgebung zu kreieren, in der sich viele LeserInnen wieder finden werden.

Der Text ist sehr angenehm und flüssig geschrieben, der sprachliche Ausdruck gefällt mir und so kann ich guten Gewissens sagen, dass dieses Buch nicht nur für Jugendliche eine gute Lesezeit bereiten kann, sondern auch noch für interessierte Erwachsene.

Dieses Buch ist der erste Teil einer mindestens Vierbändig geplanten Reihe und bereits das Ende dieser Einstiegsgeschichte lässt darauf schließen, dass da noch viel an Abenteuern und Pferdeglück zu erwarten ist. Ich freue mich auf die folgenden Bücher, denn mich hat der erste Teil neugierig gemacht und ich möchte unbedingt wissen, wie es weiter geht!

Eine klare Leseempfehlung für alle fantastisch interessierten Pferdeliebhaber!

Bewertung vom 10.01.2023
Cäcilias Erbe / Gut Erlensee Bd.2
Weinberg, Juliana

Cäcilias Erbe / Gut Erlensee Bd.2


ausgezeichnet

Eine wunderbare Mischung aus Familiengeschichte, Liebesroman, Zeitgeschichte und Gesellschaftsportrait verbirgt sich meiner Meinung nach in dem fast 400 Seiten starken Roman „Gut Erlensee – Cäcilas Erbe“ von Juliana Weinberg. Es handelt sich bereits um den zweiten Teil einer Romanreihe, ich hatte den ersten Teil jedoch zuvor nicht gelesen und konnte feststellen, dass dies überhaupt kein Problem war, da die Geschichte abgeschlossen und unabhängig lesbar ist.

Im Roman ist Cäcilia Herringer die Hauptprotagonistin, die unglaublich stolz und glücklich ist, dass sie es geschafft und ihren Abschluss als ausgebildete Lehrerin gemeistert hat. Sie liebt es ihr Wissen an Kinder weiter zu geben und sie damit auf ihr Leben vorzubereiten und es stört sie auch nicht, dass 1922 die Regel gilt, dass Lehrerinnen unverheiratet bleiben müssen. Doch dann lernt sie Jakob Kaltenbrunner kennen und ihr Gefühlsleben wird in tiefes Chaos gestürzt, denn sie darf sich keinesfalls verlieben…

Doch neben diesem Erzählstrang spielen, wie im echten Leben, auch andere Familienmitglieder und Dorfbewohner eine wesentliche Rolle und deren Handlungen werden geschickt in die Geschichte eingeflochten. Juliana Weinberg gelingt es meiner Meinung nach gut Charakter zu zeichnen, die eine emotionale Tiefe beweisen und denen ich mich schnell verbunden fühle. Sie waren mir sehr sympathisch und ich wollte gerne weiter lesen um herauszufinden, wie ihr Schicksal sich entwickelt.

Dabei fand ich den Schreibstil der Autorin sehr angenehm und flüssig und ich mag es außerdem, dass mir die Kapitelüberschriften anzeigen, aus wessen Sicht der folgende Text erzählt und wann das Geschehen stattfindet.

Immer wieder spannend finde ich es, in eine Geschichte einzutauchen, die in so ganz anderen zeitlichen Bezügen angesiedelt ist, denn 1922 waren eben viele Dinge ganz anders als heute – insbesondere das Bild und die Rechte der Frauen. Gefallen hat mir zudem, dass Frau Weinberg kritische Themen, wie körperlich-sexuelle Übergriffe, die Macht der Kirche und Homosexualität nicht ausspart, sondern im Zeitgeschehen eingebettet aufgreift. Dabei sind sie jedoch einfach Teil der Geschichte, somit präsent und von den Hauptcharakteren geächtet oder vorurteilsfrei angenommen, ohne pathetisch beurteilt zu werden. Dieses Vorgehen macht den Text für mich authentisch und lebendig.

Ich hatte sehr angenehme Lesestunden mit dem Buch und freue mich bereits auf die anderen Geschichten dieser Reihe!

Bewertung vom 14.11.2022
Die Bücher, der Junge und die Nacht
Meyer, Kai

Die Bücher, der Junge und die Nacht


ausgezeichnet

Atmosphärisch geheimnisvolle, dichte Geschichte über Bücherliebe und menschliche Verstrickungen

„Die Bücher, der Junge und die Nacht“ von Kai Meyer hat mich bereits auf den ersten Blick angesprochen. Das Cover ist sehr attraktiv und ästhetisch gestaltet und passt für mich gut zum Roman, der mich sehr begeistert hat. Dabei ist es schwierig ihn einem Genre zuzuordnen, denn für mich hat er viel von einem Abenteuerroman, aber auch von einem Rätselkrimi und von einer Familiengeschichte und ist auf jeden Fall ein Bücher-Buch.

Der Text spielt auf unterschiedlichen Zeitebenen und lässt den Leser so an verschiedenen Epochen zweier Familien und Einzelpersonen teilnehmen. Im Mittelpunkt aller Ereignisse stehen neben den Menschen vor allem Bücher, denn alle Protagonisten sind deren Zauber verfallen und arbeiten zum Teil auch mit diesen. Ein wichtiger Schauplatz der Geschichte ist die Bücherstadt Leipzig, in der eine junge Frau den Buchbinder Jakob Steinfeld bittet ihr Manuskript zu binden, kurz darauf aber spurlos verschwindet. Dieses Ereignis setzt viele Zusammenhänge in Gang, die sich im Laufe der Geschichte verweben…

Mehr sei nicht verraten, aber mir hat es viel Freude bereitet die unterschiedlichen Charaktere kennen zu lernen und mit ihnen auf die Suche nach Antworten zu gehen. Viele Fragen werden in diesem Text aufgeworfen und es ist wirklich spannend die Klärung dieser zu verfolgen.

Ich habe bereits die „Seiten der Welt“- Romane vom Autor gelesen und bin auch diesmal wieder sehr begeistert vom Erzähltalent des Autors. Er schafft es mich in die Geschichte hineinzuziehen und zu erreichen, dass ich atemlos weiter lese, um zu erfahren, wie es den Protagonisten ergeht. Es gibt eine solche Fülle an Themen und auch geschichtlich interessanter Einordnung innerhalb Deutschlands im Buch, dass ich auch nach der Lektüre noch über einige Punkte mehrfach nachgedacht habe und zum Beispiel auch gerne mehr über das grafische Viertel in Leipzig herausfinden würde.

Die Stimmung im Roman ist ziemlich düster und oft bedrohlich, es lauern Schatten und Schergen, aber auch helle Glücksmomente kommen immer wieder vor und versorgen die Geschichte mit den nötigen Atempausen. Da ich auch begeisterte Leserin der Romane von Carlos Ruiz Zafon bin, muss ich gestehen, das mich „Die Bücher, der Junge und die Nacht“ in seiner geheimnisvollen Atmosphäre und der allumfassenden Bücherliebe stark an dessen Barcelona-Romane erinnert – was ich durchaus als großes Kompliment meine!

Auch der Schreibstil Kai Meyers gefällt mir, denn er ist flüssig und angenehm zu lesen, leicht, aber keineswegs langweilig oder fade, sondern er schafft es eine Sprache zu nutzen, die der Geschichte und ihren Emotionen gerecht wird.

Dieses Buch möchte ich all jenen LeserInnen wärmstens ans Herz legen, die Freude an spannenden Geschichten über Bücherliebe haben und es zu schätzen wissen, wenn Vielfalt die Genreeinordnung überflüssig macht – ich liebe dieses Buch sehr und hoffe, dass es noch viele andere Menschen mit seinem literarisch geheimnisvollen Charme überzeugen kann!

Bewertung vom 19.10.2022
Der Fußgänger
Boning, Wigald

Der Fußgänger


sehr gut

Ungewöhnlich, teilweise skurril und sprachlich brillant!

Eigentlich bin ich überhaupt keine Freundin humoristischer Literatur und genau damit muss man bei einer „Humor-Fernsehfachkraft“ wie Wigald Boning natürlich rechnen, wenn man sich für eines seiner Bücher interessiert. Doch das Cover, das den Autor als stilvollen Wanderer in grüner Landschaft zeigt und das Thema „Wandern“ haben mich in der Leseprobe so angesprochen, dass ich das Buch „Der Fußgänger“ sehr gerne lesen wollte. Und was soll ich sagen? Ich habe die Lektüre nicht bereut!

Wigald Boning beschreibt in dem sehr ansprechend und hochwertig gestalteten Buch, das mit Fotos und besonderer Gestaltung punktet, seine Biografie als Wanderer und die Erfahrungen, die er in seinem bisherigen Leben als Fußgänger gemacht hat. Dabei kommen teilweise total verrückte, wenn nicht sogar gefährliche Ideen zum Tragen, er beschreibt aber auch ganz bodenständig normale Freude am Gehen und fügt zudem grundsätzliche Überlegungen zur menschlichen Fortbewegung an.

Ganz besonders begeistert haben mich an diesem Text die unglaublichen Wortneuschöpfungen, der sprachlich faszinierende Wortwitz und überhaupt die sprachliche Gewandtheit und Kreativität. Ich habe, glaube ich, noch nie einen Text gelesen, der mit einem solchen Sprach-Feuerwerk um sich wirft und es ist wirklich eine Freude für wortaffine Menschen den sprachlichen Ergüssen des Autors beizuwohnen.

Die Lust des Autors am Gehen hat auch mich mitgezogen und während des Lesens gab es die ein oder andere Anregung, die mich sehr angesprochen hat. Andere Wander-Abenteuer finde ich wirklich sehr bedenklich und absolut nicht nachahmenswert, aber das ist ja nun mal auch Geschmackssache.

Menschen, die Freude an außergewöhnlicher Sprache haben oder die einfach nur eine angenehme literarische Zeit im Themengebiet des Wanderns auf ungewöhnliche Art und Weise verbringen wollen, sei dieses Buch wärmstens empfohlen.

Bewertung vom 15.10.2022
Café Leben
Leevers, Jo

Café Leben


ausgezeichnet

Leben und Tod - ganz besonders, unterhaltsam, tiefsinnig und absolut empfehlenswert!

Sterben und Tod sind im Leben der meisten Menschen leider noch immer ein Tabuthema und werden gerne verschwiegen, bzw. einfach ignoriert. Dabei gibt es nichts, was uns Menschen universeller verbindet, als Geburt und Tod, denn diese beiden entscheidenden Wegmarken begrenzen unser Leben nun mal ganz unweigerlich und unumgänglich. Deshalb finde ich es so gut und wertvoll, wenn es Ausreißer aus dem Schweigen gibt (und die gibt es zum Glück zunehmend mehr) und sich auch Autoren mit diesen Themen beschäftigen. Der Autorin Jo Leevers ist dies Auseinandersetzung mit dem Thema Sterben meiner Meinung nach in ihrem Buch „Cafe Leben“ ausgesprochen gut und auf eine ganz ungewöhnliche Weise gelungen.

In ihrem Buch erzählt sie die Geschichte von zwei ganz besonderen Frauen, die durch das Projekt „Lebensbuch“ verbunden werden. Dieses Projekt bietet sterbenden Menschen die Möglichkeit ihre Lebensgeschichte in Buchform für ihre Hinterbliebenen festzuhalten und somit bleibende Erinnerungen zu schaffen. Henrietta, die Anfang 30 ist und ein sozial extrem zurückgezogenes Leben führt, übernimmt die Aufgabe, die Erzählungen der Menschen im Cafe Leben der Rosendale-Krebsambulanz aufzunehmen und zu verschriftlichen, wo sie auf die 66-jährige Klientin Annie trifft. Diese möchte jedoch keine Erinnerungen festhalten, sondern diese, ganz im Gegenteil, loswerden. Durch die Treffen zur Erstellung des Buches entsteht eine ganz neue Situation für beide Seiten und die zu Beginn so klare Aufgabe nimmt ganz besondere und abenteuerliche Ausmaße an.

Jo Leevers beschreibt die Situation sterbender Menschen ohne Pathos und Kitsch, aber mit viel Einfühlungsvermögen und Innigkeit. Die Protagonistinnen sind mir, trotz oder auch wegen, ihrer „Schrulligkeiten“ und charakterlichen Besonderheiten sehr schnell ans Herz gewachsen und ich habe sehr mit ihnen mitgefiebert. Dabei ist dieses Buch keineswegs eine düstere Abschiedsstory, sondern eine Geschichte voller Leben, mit vielen Facetten und sogar kriminalistisch spannenden Verwicklungen und Verstrickungen. Mich hat die Komplexität sehr positiv überrascht und auch die Tiefe, die in den Gesprächen und Gedanken der Charaktere zu Tage tritt, überzeugt mich.

Die sprachliche Ausdrucksweise der Autorin ist flüssig und sehr angenehm zu lesen. Außerdem mag ich den Zug, dass die einzelnen Kapitel mit den Namen der Personen überschrieben sind, aus deren Sicht die Geschichte weiter erzählt wird, denn so entsteht für mich eine angenehme Intimität mit dem Erleben und ich kann an der Handlung aus verschiedenen Blickwinkeln teilnehmen. Das Cover gefällt mir ebenfalls ausgesprochen gut und vor allem hat mich der Ausdruck der Frau darauf sofort in ihren Bann gezogen.

Sehr berührend finde ich die Idee des Lebensbuches, die es, auf verschiedene Weise, auch im echten Leben gibt und die sicherlich vielen Menschen eine Menge bedeutet. Ein solches Projekt als Ausgangspunkt für einen Roman aufzugreifen gefällt mir sehr, zumal es damit bekannter gemacht werden kann und sicherlich manch einen Leser zu eigener Erinnerungsarbeit anregt. Was wären wir Menschen ohne das Wissen und die Erfahrungen unserer Vorgänger? Und wie wertvoll sind für uns die persönlichen Erinnerungen unserer Herzensmenschen? Aber auch die Frage nach der eigenen Endlichkeit und danach, was wir unseren Lieben hinterlassen möchten, sollte nicht ausgespart werden.

Gerne würde ich noch mehr tolle Einzelheiten beschreiben, aber damit würde ich sicherlich zu viel verraten, deshalb kommt von mir eine ganz klare Ermunterung zum selber Lesen – es lohnt sich absolut!!