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Sternzauber
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Düren

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Insgesamt 179 Bewertungen
Bewertung vom 09.09.2023
Günther, Ralf

Winterherz


ausgezeichnet

Winterzauber im Sanatorium

Das Cover von „Winterherz“ mag ich sehr, denn es strahlt eine zauberhafte Nostalgie und eine winterliche Ruhe aus, verbildlicht aber auch gleich den Schauplatz der Geschichte – das beeindruckende Sanatorium. Denn der Text erzählt von dem 14jährigen Wilhelm der herzkrank ist und wenige Wochen vor Weihnachten im Sanatorium nahe Dresden ankommt. Mit seinen ungleichen Zimmergenossen freundet er sich schnell an und sie bilden sogar eine Bande. Doch mit all den Regeln, Verboten und Vorsichtsermahnungen der Ärzte und Schwestern tut sich Wilhelm sehr schwer, so dass er manches Mal „über die Stränge schlägt“ und sich Ärger einhandelt. Und da ist auch noch Schwesternschülerin Ilona, zu der Wilhelm zarte Bande der Zuneigung knüpft…

Dem Autor Ralf Günther gelingt es meiner Meinung nach hervorragend seine Charaktere so zu beschreiben, dass ich mich als Leserin gleich einfühlen und mit ihnen verbinden konnte. Vor allem Wilhelm ist mir in seiner emphatisch herzlichen, aber auch forschen und abenteuerlustigen Art gleich ans Herz gewachsen und ich habe seine Eskapaden mit Spannung verfolgt. Aber auch die anderen ProtagonistInnen sind individuell und authentisch gezeichnet, do dass sie ein ansprechendes Setting ergeben und mir viel Freud gemacht haben.

Die Sprache des Autors fügt einen weiteren positiven Punkt hinzu, denn neben einem wunderbar flüssigen und leichten Erzählstil spickt er das Geschehen an mancher Stelle mit zauberhaften Vergleichen und poetischen Formulierungen, die mir sehr gefallen haben.

Die Geschichte hält zudem viele unterschiedliche Themen, wie Krankheit im Jugendalter, häusliche Gewalt, Autorität und Autonomie und erste zarte Verliebtheiten bereit, so dass das Identifikationsspektrum für Jugendliche recht groß ist und verschiedene Ansatzpunkte gefunden werden können, um in die Geschichte einzutauchen. Doch nicht nur für Jugendliche ist die Geschichte meiner Meinung nach lesenswert, auch für Erwachsene kann sie eine kurzweilige und ansprechende Lesezeit bieten, die sogar noch gespickt ist mit weihnachtlichem Flair. Für mich eine ganz klare Leseempfehlung!

Bewertung vom 08.09.2023
Beckmann, Reinhold

Aenne und ihre Brüder


ausgezeichnet

Bewegend, bereichernd und beeindruckend!

Das Cover dieses Buches hat mich magisch angezogen und es gefällt mir mit den schwarz-weiß Aufnahmen der HauptprotagonistInnen und den Briefen im Hintergrund wahnsinnig gut! Sehr ansprechend, ästhetisch und einfach schön vermittelt das Coverbild auf diesem Weg nämlich bereits ganz viel vom Inhalt des Buches und macht neugierig.

Der Text erzählt an Hand von Erzählungen und Feldpostbriefen aus der Sicht Reinhold Beckmanns vom Leben seiner Mutter Aenne und deren Brüdern, die alle im zweiten Weltkrieg gefallen sind. Besonders beeindruckt hat mich in diesem sachlichen und, meinem Empfinden nach, kompetent recherchierten Text, die hohe Dichte an Emotionen und Empathie. Dem Autor gelingt es hervorragend eine Beziehung zum Leser herzustellen und lockert die sachlichen Bezüge des Zeitgeschehens immer mit sehr individuellen und emotional berührenden persönlichen Erfahrungen seiner Familiengeschichte auf. Er wiederholt nicht einfach historisches, sondern zeichnet feinsinnig und persönlich die Lebensgeschichte seiner Mutter, deren Eltern und Brüder. Dabei lernen LeserInnen die jungen Männer ganz individuell und eindrücklich kennen und bauen unwillkürlich eine Bindung zu ihnen auf, so dass ich stark mitgefühlt habe, als es um die grausamen Kriegserfahrungen und die letzten Nachrichten der Brüder ging – obwohl von Anfang an klar war, dass Aennes nächste verbliebene Verwandte den Krieg nicht überleben.

Der klare sprachliche Ausdruck des Autors hat mir sehr gefallen und der Text wurde nie langatmig oder trocken. Außerdem mag ich es sehr, dass das Buch durch persönliche Fotos bereichert wird und ich als Leserin somit die Bilder der beschriebenen Menschen vor Augen haben kann – das stellt für mich eine zusätzliche Verbindung her und macht das Geschehen realer.

Gerade in solch bedrohlichen Zeiten wie momentan, in denen unglaublicherweise der Krieg nach Europa zurückgekehrt ist, wieder viele Menschen leiden, ihr Leben und ihre Lieben verlieren, sollte dieses Buch gelesen werden!

Mich hat dieses Buch sehr berührt, stark beeindruckt und mit einer wahnsinnig starken Frau, sowie deren tragischen, grausamen und traurigen, aber auch facettenreichen und hoffnungsgetränkten Familiengeschichte bekannt gemacht – ich bin sehr dankbar für diesen bereichernden persönlichen Einblick in die Familienerlebnisse von Aenne und empfehle dieses Buch wärmstens allen, die sich für das Thema interessieren!

Bewertung vom 05.09.2023
Farr, David

Das Buch der gestohlenen Träume (Das Buch der gestohlenen Träume 1)


ausgezeichnet

Spannend, düster, voller Abenteuer und Sehnsucht und einfach toll!

Vom ersten Moment an habe ich das Cover von „Das Buch der gestohlenen Träume“ von David Farr sehr geliebt. Es ist für mich einfach unglaublich anziehend und stimmungsvoll gestaltet und es fasziniert bestimmt viele LeserInnen, dass sich das Geschehen in einem aufgeschlagenen Buch präsentiert. Mit den harmonischen Farben und den golden schimmernden Applikationen des Titels und der Flecken ist es zudem sehr hochwertig gestaltet. Aber auch im Inneren warten wunderschöne Extras in Form von Kapitel-Vignetten und einzeln gestalteten Seiten auf die Entdecker.

Die Geschichte erzählt von den Geschwistern Rachel und Robert, die im Land Krasnia leben, das von einem grausamen Herrscher unterdrückt wird. Bücher und Geschichten sind verboten, Kinder sind von den Machthabern gehasst und dürfen sich außerhalb der Schule nur Zuhause aufhalten und alle Menschen versinken in Elend und Trübnis. Doch eines Tage gelang ein ganz besonderes Buch in die Hände der beiden Kinder und ein aufregendes Abenteuer beginnt, in dem die Kinder versuchen, nicht weniger als ihr ganzes Land zu retten!

Die beiden Geschwister waren mir von Anfang an sehr sympathisch und auch ansonsten gibt es viele interessante und abwechslungsreiche Charaktere, die die Geschichte beleben. Als geschichtsbewusster Erwachsenen sind mir viele Parallelen zur deutschen Geschichte in Zeiten des Nationalsozialismus aufgefallen und ich finde es gut, dass ein solches Thema abgewandelt in diesem Jugendbuch stattfindet. Durch die künstlerische Freiheit des Autors gelingt es, neben dem Lese-Abenteuer somit vielleicht „wie nebenbei“, die Jugendlichen für diese Dinge zu sensibilisieren. Aber auch viele andere Themen spielen in dieser komplexen Geschichte eine wesentliche Rolle und werden oft aus verschiedenen Blickwinkeln beleuchtet. Es geht um Liebe, Freundschaft, Familie, Trauer und Verlust, Hoffnung und Mut, den eigenen inneren Kompass. Gut und Böse, um Macht, Grausamkeit, innere Stärke und vieles mehr… So ist die Geschichte wirklich breit aufgestellt und die meisten LeserInnen werden wohl Identifikationsmomente finden. Als besonders wertvoll habe ich erlebt, dass der Autor immer wieder auf die Macht des eigenen moralischen Kompasses hinweist und geschichtenintern dafür wirbt, auf diesen zu vertrauen.

Toll finde ich zudem, dass es sowohl weibliche, als auch männliche Helden gibt und nicht nach Geschlechtern eingeteilt wird, sondern nach den individuellen Fähigkeiten. Beide Geschwister sind für den positiven Ausgang des Abenteuers unerlässlich und auch bei den anderen ProtagonistInnen sind beide Geschlechter wesentlich vertreten.

Nicht ganz bedenkenlos habe ich wahrgenommen, wie viel Gewalt und Brutalität in der Geschichte vorkommt und wie selbstverständlich diese eingesetzt wird. Natürlich spielt diese auch in anderen berühmten Werken für die Zielgruppe (ab 11 Jahren) eine große Rolle, ich denke jedoch, dass dies vor dem Kauf zumindest bekannt sein sollte, damit Eltern und Jugendliche gezielt entscheiden können, ob sie damit umgehen können.

Für mich persönlich hätte ich mir gewünscht, dass das Geschehen noch emotionaler dargestellt worden wäre. Die Geschichte ist wirklich toll und in ihrer Komplexität und Vielseitigkeit wunderbar dargestellt, jedoch oft auf sehr beschreibender und beobachtender Ebene. Deshalb haben mich manche Szenen einfach nicht so erreicht, wie das der Fall gewesen wäre, wenn die Gefühle deutlicher sichtbar gemacht worden wären. Am Ende hat sich das jedoch in meinem Empfinden etwas aufgehoben und insgesamt hat mich die Geschichte trotzdem stark beeindruckt und erreicht.

Es ist eine düstere Geschichte voller Spannung, Abenteuer und Sehnsucht, die die LeserInnen oft atemlos weiter lesen lässt, weil man schnell erfahren möchte, was als nächstes geschieht. Liebhaber von Büchern, in denen Bücher eine wesentliche Rolle spielen, kommen absolut auf ihre Kosten und ich kann es nur allen AbenteurerInnen und SpannungssucherInnen (auch erwachsenen) von Herzen empfehlen!!

Bewertung vom 31.08.2023
Smale, Holly

Mein schrecklich schönes Leben


ausgezeichnet

Überraschend, außergewöhnlich und absolut lesenswert!

Das Cover von „Mein schrecklich schönes Leben“ von Holly Smale gefällt mir sehr, denn ich mag die unregelmäßig bunten Farbflächen sowie die Frauensilhouette und nach der Lektüre finde ich auch, dass die bunte Gestaltung gut zum Inhalt passt.

Die Geschichte erzählt von Cassandra Penelope Dankworth, 31 Jahre alt, die einen katastrophal furchtbaren Tag erlebt: am Morgen macht ihr Freund Schluss, noch vor dem Mittagessen verliert sich auch ihren Job und eigentlich müsste sie sich eine neue Wohnung suchen, denn in ihrer WG ist sie nicht länger erwünscht. Doch kurioserweise steht ihr Freund am Abend wieder vor der Türe und alle Erlebnisse wiederholen sich… Cassandra muss feststellen, dass sie plötzlich in der Zeit zurückreisen kann und beginnt diesen verrückten Umstand für sich zu nutzen…

Doch sowohl meine Beschreibung, als auch der Klappentext dieses Buches werden der eigentlichen Geschichte überhaupt nicht gerecht! Ich bin unglaublich begeistert von der Andersartigkeit, der außergewöhnlichen Tiefe und Thematik und den überraschenden Wendungen und Erkenntnissen in dieser Geschichte! Leider kann ich an dieser Stelle nicht so viel verraten, ohne eurer eigenen Lektüre schon ganz viel vorweg zu nehmen, aber ich bin wirklich nachhaltig beeindruckt und auch im Sinne von Inklusion und gegenseitigem menschlichem Verständnis absolut begeistert von diesem Buch!

Cassandra erzählt ihre eigene Geschichte in der Ich-Form und spricht die LeserInnen immer wieder direkt an, womit die Autorin eine starke Verbindung zur Hauptfigur herstellt und es ihr gelungen ist, mich ganz in die Geschichte hinein zu ziehen. Sprachlich wäre ich normalerweise sehr zufrieden, aber nicht besonders begeistert vom lockeren und flüssigen Text, da ich vor allem poetische Sprache liebe, in diesem Fall hebe ich diese Einschränkung jedoch rückstandslos auf, da der Ton unglaublich gut zu Cassandras Charakter und den Umständen passt – eine wirklich gelungene und stimmige Kombination!

Gut gefallen hat mir auch, dass in der Geschichte immer wieder viele Begebenheiten aus der Antike und vor allem aus der griechischen Mythologie eingeflochten wurden und zwar nicht losgelöst von der Geschichte, sondern absolut passend eingeflochten. Die Kapitellänge ist sehr angenehm gewählt und ich mag generell den Aufbau des Buches, wenn es in der Geschichte durch die vielen Zeitreisen jedoch auch manchmal kurzfristig etwas chaotisch und unübersichtlich wird.

Kein plattes „und täglich grüßt das Murmeltier“- Reprint, sondern eine mutige und außergewöhnliche Geschichte mit viel Tiefgang und Denkanstoßpotenzial! Dieses Buch erhält von mir eine absolute Leseempfehlung für alle, die sich für das Innen- und Gefühlsleben anderer Menschen interessieren, offen sind für ungewöhnliche, überraschende und berührende Geschichten und mutig genug, um sich auf eigenwillige Charaktere einzulassen – ein Roman, der im Gedächtnis bleibt!

Bewertung vom 06.08.2023
Rühle, Alex

Zippel macht Zirkus / Zippel Bd.3


ausgezeichnet

Abenteuerlicher Gespenster-Zirkus-Spaß vom Feinsten!

Das zauberhaft gestaltete Cover von „Zippel macht Zirkus“ von Alex Rühle gefällt mir sehr, denn es macht mit dem fröhlich bunten Bild gleich Lust auf die Geschichte. Die schönen Details laden zu mehr als einem schnellen Blick ein und die Kinder können bereits hier erste Hinweise zum Inhalt der Geschichte erhalten, die neugierig machen. Auch der Titel und die Schlüssel, die mit Effektlack hervorgehoben wurden, geben nochmal einen schönen haptischen und visuellen Effekt.

Obwohl es sich hauptsächlich um eine Vorlesegeschichte handelt hat Axel Scheffler auch im Inneren immer wieder Bilder gestaltet, die das Leseerlebnis aufwerten. Auf nahezu jeder Doppelseite gibt es kleine oder auch größere Illustrationen, die den LeserInnen Textinhalte verdeutlichen und diese erweitern. Dabei können alle bilderbuchaffinen Betrachter gleich in den bekannten, beliebten und unverkennbaren Stil des Illustrators eintauchen und darin schwelgen – toll wie immer!

Die Geschichte erzählt von Paul und dem kleinen Schlossgespenst Zippel, das in Pauls Kinderzimmertürschloss lebt, sowie von deren Abenteuern. Denn gemeinsam mit dem zweiten Schlossgespenst Quockel und der Nachbarin Frau Wilhelm machen sich die Beiden auf den Weg nach Italien zum Zirkus Giacometti, in dem Quockel früher gelebt hat und der dringend Hilfe braucht….

Vom Verlag wird das Buch ab 6 Jahren empfohlen und ich schließe mich dieser Einschätzung gerne an. Die Geschichte kann in den einzelnen Kapiteln gut über mehrere Tage vorgelesen werden und die Kinder werden den Abenteuern sicherlich mit Spannung beiwohnen. Angesprochen werden neben dem hauptsächlichen Erzählthema auch noch einige andere Aspekte (kindlichen) Lebens, so dass das Entdecken auch verschiedene Denk-, Identifikations- und Gesprächsmöglichkeiten bietet.

Die sprachliche Umsetzung ist meiner Meinung nach ebenfalls gut gelungen und bietet neben flüssigem Erzählen auch unglaublich viel Sprachspaß! Denn Zippel reimt, dichtet und singt mit Vorliebe, verdreht und erfindet Wörter und begeistert damit bestimmt sowohl Vorlesende als auch ZuhörerInnen.

Für mich ein rundum gelungener Lesespaß in der Zirkus- und Gespensterwelt, der sowohl für Jungen als auch Mädchen ab 6 geeignet ist – viel Spaß beim Eintauchen!!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 06.08.2023
Arnim, Gabriele von

Der Trost der Schönheit


ausgezeichnet

Schönheit in vielfältigen Gedanken und sprachlicher Ausformung

Ich mag das schlichte Cover von „Der Trost der Schönheit“ von Gabriele von Arnim sehr gerne. Mit seiner abstrakt organischen Darstellung und den beiden aufeinander abgestimmten Farben wirkt es absolut stimmig und sogar ein wenig edel – schön eben!

Im Text erzählt die Autorin sehr persönlich und subjektiv vom Trost und der Notwendigkeit von Schönheit, von ihrem Weg aus dem kindlich erlebten und eingetrichterten „Bloß nicht fühlen!“ hin zu ihrer ganz eigenen Emotionalität und ästhetischen Empfindsamkeit. Sie beschreibt Zweifel, Ängste, Unsicherheiten, aber auch pure Glücksmomente und Trost in schweren Zeiten, so dass ich als Leserin vielen verschiedenen Aspekten und Einsichten begegnen konnte.

Dabei haben mich viele Aussagen zum Nachdenken oder Einfühlen gebracht, ich konnte mich in verschiedenen Abschnitten und Beschreibungen selbst wiederfinden und mancher Satz hat mir noch mal eine andere Sichtweise auf den Sachverhalt ermöglicht. Ich stimme natürlich nicht mit allen Aussagen überein, aber es war immer interessant. Und ganz besonders hängen geblieben ist bei mir zum Beispiel der Satz: „…wenn ich Schönheit sehe, höre, lese, spüre, dann glaube ich an Möglichkeiten, an Wege, Räume, Purzelbäume.“

Sehr begeistert hat mich der Schreib- und Erzählstil von Gabriele von Arnim. Ihr Umgang mit Sprache war für mich absolut lustvoll, denn sie spielt mit Wörtern, setzt Neuschöpfungen zusammen, wo es kein geeignetes Wort für ihren erdachten Inhalt gibt und baut zum Teil wunderschöne Sätze. Wirklich eine sprachliche Schönheit für mich!

Daher kann ich dieses Buch all jenen LeserInnen empfehlen, die Lust haben sich mit dem Thema Schönheit und dem Trost, der aus dieser hervorgehen kann, sowie vielen anderen Aspekten und Gedanken zu Thema auseinanderzusetzen und die auch sprachliche Schönheit zu würdigen wissen!

Bewertung vom 02.08.2023
Caspari, Anna-Maria

Perlenbach


sehr gut

Drei Leben in der Eifel zu Zeiten der Industrialisierung

Das Cover von „Perlenbach“ gefällt mir mit seinen zurückhaltenden Farben und dem matten Papier grundsätzlich sehr gut. Auch die Bilder sind stimmig, alleine die Daseinsberechtigung der spielenden Jungen erschließt sich mir nicht, denn eine solche Szene gibt es im Buch nicht…

Die Geschichte erzählt von drei sehr unterschiedlichen Leben in der Eifel, die alle in der Kindheit miteinander verknüpft wurden und die sich bis weit ins Erwachsenenalter hinein aufeinander auswirken. Da gibt es die Arzttochter Luise, den Fabrikantensohn Jakob und den Bauernsohn Wilhelm. Alle haben ihre eigenen Träume und Vorstellungen von der Zukunft, die sie zu verwirklichen suchen und dabei viel erleben.

Es werden sehr unterschiedliche Themen angesprochen und in die Geschichte der drei HauptprotagonistInnen eingeflochten, was ein breites Spektrum an Ansichten aus der Zeit der Industrialisierung erfahrbar macht. Größtenteils wirkte das Geschehen für mich dabei stimmig, es gab jedoch auch Wendungen, in denen mir einfach zu viele Zufälle aufeinandertrafen oder sich die Handlungsweise der Charaktere zu plötzlich zu sehr änderte, was ich etwas schade fand. Auch die emotionale Tiefe der Personen hat mir manchmal etwas gefehlt, so dass ich leider nicht in vollem Maße mitleiden oder mitfiebern konnte…

Der Schreibstil der Autorin gefällt mir ansonsten aber sehr und der Text ließ sich für mein Empfinden sehr angenehm und flüssig lesen. Gut gefallen hat mir auch, dass die Geschichte immer wieder aus den unterschiedlichen Perspektiven der drei HauptprotagonistInnen erzählt wurde und ich so immer wieder ganz verschiedene Einblicke erhalten habe. Die Drei werden von der frühen Kindheit bis ins Erwachsenenalter begleitet und nebenher habe ich als Leserin viel vom Zeitgeschehen in der Eifel, durch Tagebucheinträge einer Lehrerin aber auch aus der Welt erfahren. Das fand ich sehr interessant.

Auch, wenn es für mein Empfinden durchaus noch Ausbaupotenzial gäbe, hat mir die Lektüre viel Freude gemacht und mir neue Einsichten in das Leben in meiner Nachbarschaft zu Zeiten der Industrialisierung geboten. Allen Interessierten kann ich dieses Buch somit guten Gewissens ans Herz legen!

Bewertung vom 21.07.2023
Sasha;Röntgen, Julia

Toto und der Mann im Mond Bd.1


sehr gut

Zauberhafte Weltraum-Abenteuer

Das Cover des Kinderbuches „Toto und der Mann im Mond“ von Sasha und Julia Röntgen, kann den Bildern im Inneren meiner Meinung nach nicht gerecht werden. Außen wirkt es bunter und ein wenig überladen, im Inneren sind die Bilder jedoch zarter, feiner, stimmiger und einfach fantastisch! Dem Illustrator Matthias Derenbach sind wirklich zauberhaft magische Bilder gelungen, die das Geschehen der Geschichte wunderbar aufgreifen und ergänzen!

Das Buch erzählt von dem Jungen Toto, der mit seiner Freundin Mimi und dem Meerscheinchen Luna jede Nacht ein Abenteuer erlebt, denn die drei fliegen (im Traum) mit einer Rakete zum Mond, wo sie auf den Mann im Mond, seine Frau Belatrix, das Glühwürmchen Glow und das allsehende Fernrohr treffen. Den Erlebnissen dieser außergewöhnlichen Gemeinschaft dürfen kleine LeserInnen in 10 einzelnen Geschichten folgen, so dass es sich wunderbar anbietet, jeden Abend eine weitere Geschichte vor dem Schlafen zu lesen und die Protagonisten über mehrere Tage zu begleiten.

Zu Beginn des Buches werden die Darsteller der Geschichte einzeln vorgestellt, was ich grundsätzlich gut finde, ich glaube jedoch, dass es schöner gewesen wäre, wenn diese Vorstellung schon in der Geschichte stattgefunden hätte. Und zu Beginn war meiner Nichte nicht so wirklich klar, ob Toto, Mimi und Luna „in echt“ zum Mond reisen, was sie gestört hat. Später wurde jedoch deutlicher, dass Toto einschläft und die Abenteuer träumt, so dass sich die Situation für sie geklärt hat. Sehr schade fanden wir, dass das Buch sehr plötzlich und ohne jeglichen Abschluss einfach endet – das hat uns im ersten Moment etwas ratlos zurück gelassen.

Toll finde ich, dass jedes Erlebnis durch einen Vers beendet wird und das abendliche Vorlesen so einen wundervoll rituellen Abschluss erhält. Außerdem sind die Geschichten sehr vielfältig und behandeln unterschiedliche Themen sowie Gefühle, was einen breiten Identifikationspielraum öffnet. Auch sprachlich hat mir das Buch gut gefallen und wir mochten es sehr, dass tatsächliche Fakten z. B. über das Universum oder das Verhalten bei Gewitter eingeflochten wurden.

Ein schönes Vorlesebuch für alle Weltraum-Abenteurer, zum Kuscheln und Wegträumen!

Bewertung vom 17.07.2023
Hiiragi, Sanaka

Die Erinnerungsfotografen


ausgezeichnet

Eine ganz besondere, unaufgeregte Geschichte über den Übergang ins Jenseits

Das Cover von „Die Erinnerungsfotografen“ von Sanaka Hiiragi gefällt mir sehr. Es wirkt durch den blass gelben Hintergrund mit den schwarz glänzenden Motiven und Schriftzeichen sehr edel und die rosafarbenen Elemente geben dem Ganzen etwas „Pepp“. Ein tolles Highlight ist der dazu passend rosa gefärbte Schnitt, wenn ich auch gestehen muss, dass es mir noch besser gefallen würde, wenn er schwarz wäre.

Der Text erzählt die Geschichte von Herrn Hirasaka, der an der Grenze zum Jenseits ein Fotostudio betreibt und die Menschen beim Übergang vom Leben in den Tod begleitet. Die Verstorbenen dürfen mit seiner Unterstützung aus den Fotos ihres Lebens ihren eigenen Film zusammenstellen und er ermöglicht es ihnen sogar eine wichtige Begebenheit ihres Lebens erneut zu erleben und ein Foto davon zu machen. Doch was ist mit seinen eigenen verschwundenen Erinnerungen?

Zu Beginn des Buches habe ich mich, abgesehen von einer netten Geschichte, etwas schwer damit getan das Buch wirklich zu mögen. Doch mit der Zeit hat die Geschichte für mein Empfinden viel mehr an Tiefe, Sinn, Emotionen und guten Zusammenhängen erhalten, so dass ich immer lieber weiter gelesen habe und am Ende ganz begeistert war! Ohne zu viel verraten zu wollen, kann ich wohl erzählen, dass ich verschiedene Verstorbene auf ihrer Durchreise bei Herrn Hirasaka begleiten und sehr interessanten Verknüpfungen auf die Spur kommen durfte.

Die Idee von einem Fotoatelier auf dem Weg ins Jenseits gefällt mir sehr und meiner Meinung nach ist es der Autorin gelungen ihr Szenario stimmig zu präsentieren. Die Charaktere, allen voran Herrn Hirasaka, mochte ich sehr und ich fand es toll, dass die Gäste im Atelier sehr unterschiedlich sind.

Die sprachliche Darstellung ist ebenfalls gut gelungen und es war angenehm für mich, wie ruhig die Geschichte erzählt und wie langsam das Tempo gehalten wird. Allein bei spezifisch asiatischen Inhalten hätte ich mir gewünscht, dass die Übersetzerinnen diese zum Verständnis im Anhang erläutert hätten.

Für LeserInnen, die Lust auf Spannung und Action haben, ist dieses Buch nicht geeignet, Menschen, die aber auch die leisen Töne mögen und sich auf eine ungewöhnliche Geschichte einlassen können, möchte ich „Die Erinnerungsfotografen“ jedoch wärmstens ans Herz legen!

Bewertung vom 11.07.2023
Page, Sally

Das Glück der Geschichtensammlerin


sehr gut

Jeder Mensch hat eine Geschichte…oder mehrere?

„Das Glück der Geschichtensammlerin“ von Sally Page erzählt von Janice. Sie ist Putzfrau und sammelt Geschichten, denn bei der Arbeit beginnen die Menschen ihr von ihren Erlebnissen zu berichten, doch ihre eigene hält sie sicher verborgen und behauptet sogar, sie hätte gar keine. Ob die 92-jährige Mrs. B sie vom Gegenteil überzeugen kann?

Von der Covergestaltung dieses Buches bin ich ehrlich gesagt nicht so begeistert, denn es ist mir zu unruhig und zu willkürlich. Ansonsten wartet das Buch aber mit einem Highlight in der Gestaltung auf, denn es verfügt über einen Umschlag, der auch den Schnitt des Buches schützt und es auf eine angenehme Weise aufwertet.

Die Geschichte an sich hat mich sehr positiv überrascht, denn ich hatte ehrlich gesagt nicht mit einer solchen Fülle an Themen und Ereignissen gerechnet. An Hand des Klappentextes hatte ich mir eine ruhige Geschichte vorgestellt, in der eine Frau von den Lebensgeschichten anderer berichtet. Das ist auch definitiv so, dazu kommt aber eine sehr umfängliche Entwicklung und Veränderung der Hauptperson, die dem Text eine weitere Dimension und einen spannenden Verlauf schenkt. Ich war wirklich „drin“ in den Geschehnissen und interessiert daran, wie es im Leben der Charaktere – die meiner Meinung nach gut gezeichnet sind – weiter geht. Die Geschichte ist angenehm ruhig erzählt, es gibt aber auch spannende Stellen und interessante Wendungen, die das Lesen zu einem Vergnügen gemacht haben!

Dabei spielt auch die angenehme sprachliche Gestaltung eine Rolle, denn Sally Page erzählt in einer flüssigen Art und Weise, die sich leicht lesen lässt. Viele innere Dialoge geben den LeserInnen die Möglichkeit sich noch intensiver in die Personen einzufühlen und bereichern das Geschehen sehr. Ich hatte eine gute Lesezeit und kann dieses Buch jenen LeserInnen empfehlen, die gerne Wohlfühlromane lesen!