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Sophie

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Insgesamt 167 Bewertungen
Bewertung vom 31.05.2021
Kellerhoff, Lutz W.;Kellerhoff, Lutz Wilhelm

Teufelsberg / Kommissar Wolf Heller Bd.2


gut

Ein Agentenroman im West-Berlin der 60er Jahre

„Teufelsberg“ ist ein Spannungsroman mit historischen Bezügen, die die Leserschaft in der Zeit zurückversetzen – ein Kriminalroman ist es nicht.

Kommissar Wolf Heller ermittelt zunächst in einem Mordfall, auf den sich jedoch bald eine Reihe weiterer Fälle und ein drohender Bombenanschlag auf die jüdische Gemeinde häufen. Das Chaos wird perfekt, als nach und nach Verbindungen in die Sowjetunion ans Licht kommen und einige zwielichtige Gestalten in diesem Zusammenhang auftauchen.

„Teufelsberg“ spinnt eine Geschichte um eine Reihe historischer Fixpunkte, was an sich sehr reizvoll ist. Den Zeitgeist fängt das Autorentrio „Lutz Wilhelm Kellerhoff“ wunderbar ein – so könnte das Leben damals tatsächlich gewesen sein. Über all die zeitgeschichtlichen Aspekte verlieren sich die Autoren aber immer wieder in dem dichten Geflecht an Kriminalfällen und Verdächtigen, das sie aufgebaut haben. Das sorgt für Verwirrung, streckenweise sogar für etwas Langatmigkeit.

Heller hat alle Hände voll zu tun und steht auch persönlich aus mehreren Gründen unter Stress, sodass es menschlich nachvollziehbar ist, dass er hin und wieder den Überblick über seine Fälle verliert. Als Leserin lässt es mich allerdings etwas unbefriedigt zurück, dass die Ermittlungen immer weiter in den Hintergrund rücken und einzelne Fälle im Laufe des Buches einfach untergehen. Nach und nach kristallisiert sich heraus, dass eigentlich nicht eine Mordermittlung im Vordergrund steht, sondern Geheimdienste, Agenten und Unterwanderungsversuche aus der Sowjetunion. So präsentiert sich der vermeintliche Kriminalroman nach einer Weile viel eher als Agenten- oder Spionagethriller.

Wer das mag, der wird sicher viel Freude an diesem authentisch angelegten Buch haben. Für Krimifreunde, die in der Erwartung einer komplexen Ermittlung an das Buch herangehen, ist das Leseerlebnis ein wenig enttäuschend. Insgesamt aber ein spannendes Buch, das vor allem durch seine zeitgeschichtliche Einbettung Pluspunkte sammeln kann.

Bewertung vom 24.05.2021
Dean, Abigail

Girl A


gut

Ein wunderbar konzipiertes Buch, das leider etwas sprunghaft daherkommt

Von „Girl A“ von Abigail Dean habe ich mir ein Buch vom Kaliber von „Raum“ erwacht. Vorweg: Das ist es nicht. Trotzdem ist es eine lohnenswerte Lektüre zu einem komplexen und emotionalen Thema.

Lex hat als Kind und Jugendliche Furchtbares durchgemacht: Ihr Vater war ein fanatisch religiöser Mann, der Lex und ihren sechs Geschwistern durch seine fixen Ideen und Wutanfälle das Leben im Gefängnis ihres Hauses zur Hölle gemacht hat, bis Lex mit 15 Jahren aus dem „Horror-Haus“ fliehen und das Leid beenden konnte. Von der passiven und unterwürfigen Mutter konnten sich die Kinder nie Unterstützung erhoffen, dennoch ernennt sie Lex, mittlerweile eine erfolgreiche Anwältin, als Testamentsverwalterin nach ihrem Tod. Nun muss sie sich ihrer Vergangenheit stellen und die teils schwierigen Beziehungen zu ihren Geschwistern wieder aufleben lassen.

„Girl A“ ist ein Buch, das weniger auf Schockmomente setzt, sondern eher auf emotionale Verarbeitung und Psychisches. Das sorgt für Tiefgang und einige wirklich bestürzende Realisierungen, die wir als Leser*innen hautnah mitmachen und miterleben. Jedoch sind diese Momente eher rar gesät und werden überlagert von viel Belanglosem, manchmal zäh Erzähltem. Die Erzählweise ist episodenhaft mit vielen Zeitsprüngen und Figurenwechseln, was immer mal wieder verwirrend wirkt oder sogar den Lesefluss ganz unterbricht. Teilweise ist dies als Stilmittel sehr clever eingesetzt und spiegelt den inneren Konflikt, die Schwierigkeiten beim Erinnernmüssen wider, teilweise wirkt es einfach erratisch.

Das Konzept und die Idee hinter „Girl A“ sind großartig, an der Umsetzung hapert es leider hier und da, auch wenn der Roman stilistisch angenehm lesbar ist. Da es sich um ein Debüt handelt, denke ich, dass die Autorin ihre Stimme vielleicht noch finden muss – hervorragende Anlagen sind auf jeden Fall vorhanden, und es lohnt sich mit Sicherheit, ihre weiteren Veröffentlichungen zu verfolgen.

Bewertung vom 24.05.2021
Pásztor, Susann

Die Geschichte von Kat und Easy


ausgezeichnet

Ein poetisches, authentisches Buch über Freundschaft und Vergebung

„Die Geschichte von Kat und Easy“ von Susann Pásztor beginnt mit einem ersten Satz wie ein Donnerschlag: „Kat hat die Macht. Sie hat die Macht, Wörter zum Leuchten zu bringen und Räume mit Wut zu verpesten.“ Dieser erste Satz trägt bereits so viel Schönes und Schreckliches in sich, dass man einfach weiterlesen muss – und es lohnt sich.

Der Roman wird in zwei Zeitebenen erzählt, wobei auf geschickte Weise und mit großen Effekt auch Erzählstimme und Tempus wechseln: 1973 sind Kat und Easy Teenager in einer Kleinstadt, sie rauchen, nehmen Drogen, erleben den ersten Sex. Fünfzig Jahre später finden sich die beiden über Kats Lebenshilfe-Blog wieder und verbringen gemeinsam eine Woche auf Kreta. Eine Woche voller offenbarter Geheimnisse, über der stets die Frage schwebt: Warum ist diese Freundschaft einmal zerbrochen?

In mal wunderbar poetischer, mal trocken-humorvoller Prosa wird nach und nach in Gesprächen und Rückblicken enthüllt, was sich damals zugetragen hat und was zum Bruch einer engen Jugendfreundschaft führte. Schonungslos ehrlich treten Kats Gefühle in beiden dieser Lebensabschnitte zutage, die nicht immer nobel und gerecht und großzügig sind – eben menschlich. Denn Easy und Kat waren sich nah, aber nicht offen miteinander. Für eine kurze Zeit waren sie unzertrennlich, aber auf eine intensive, schnelle Art, wie nur eine impulsive Jugendfreundschaft sein kann, in der die eine zur anderen aufschaut. Dass der Sommer eines Jahres als Jugendliche Einfluss auf ein gesamtes Leben haben kann, wird hier eindrucksvoll illustriert.

„Die Geschichte von Kat und Easy“ ist leicht zu lesen, aber schwer zu verarbeiten. Das Buch enthält eine subtile und unaufdringliche Weisheit, die zum Reflektieren einlädt und berührt. Es ist die Geschichte von zwei ganz und gar unperfekten Menschen, die im fortgeschrittenen Alter beschließen, dass es Zeit wird, mit der Vergangenheit abzuschließen. Und das macht diese Buch so wunderbar ehrlich und einfühlsam.

Bewertung vom 24.05.2021
Decker, Anika;Berlin, Katja

Nachrichten von Männern


sehr gut

Humorvoll, scharfzüngig und unterhaltsam – und oft aus dem Leben gegriffen

„Nachrichten von Männern“ liefert, was man sich von den Autorinnen Katja Berlin und Anika Decker erwartet hat: gute Unterhaltung mit viel Selbstironie, ein scharfer Blick auf die Dinge und viele Momente des bestätigenden schmunzelnden Nickens.

Das Buch stellt 37 verschiedene „Männertypen“ vor, die aus über Jahre hinweg gesammelten Textnachrichten hervorgehen, darunter etwa „Der Einsilbige“, „Der Autoverkäufer“ oder „Die Massenkarambolage“. In kurzen, knackigen Kapiteln werfen die Autorinnen einen humorvoll-analytischen Blick auf (anonymisierte) Nachrichten, die so tatsächlich an sie oder Frauen in ihrem Umfeld versendet wurden. Da muss frau schon manchmal ungläubig lachen, findet aber erschreckend vieles auch in ihrer eigenen Chat-Biographie wieder.

Der Schreibstil dieses kurzen Büchleins ist flott, locker und stets mit einem Augenzwinkern versehen. Ab und zu blitzen für meinen Geschmack ein paar Klischees zu viel durch (sowohl auf männlicher als auch auf weiblicher Seite), insgesamt ist „Nachrichten von Männern“ jedoch ein großer Lesespaß. Zugegeben: Sehr viel lernen kann man daraus nicht, sich aber prächtig darüber amüsieren. Der Humor steht eindeutig im Vordergrund, sodass Kritik oder auch echte Hinweise, wie frau mit manchem Männertyp umgehen könnte, wenig vertreten sind.

„Nachrichten von Männern“ ist für mich eine ideale Lektüre für zwischendurch, mit viel Unterhaltungspotenzial, aber etwas weniger Anspruch als erwartet. Insgesamt trotzdem ein tolles Buch und zwei starke Frauenstimmen, von denen ich gerne immer mehr lesen möchte!

Bewertung vom 04.04.2021
Mack Jones, Stephen

Der gekaufte Tod


sehr gut

„Der gekaufte Tod“ von Stephen Mack Jones hat eigentlich zwei Protagonisten: den mittlerweile millionenschweren Ex-Cop August Snow und die Stadt Detroit. Beide hat das Leben hart gemacht, und so stehen Gewalt und Verbrechen an der Tagesordnung.

August Snow, halb Schwarzer, halb Mexikaner, hat sich als Polizist unbeliebt gemacht, als er Korruption in den eigenen Reihen aufdeckte – mit dem Schadenersatz, den er daraufhin ausbezahlt bekam, kommt er nach einem langen Auslandsaufenthalt zurück in seine alte Heimat, um das heruntergekommene Viertel Mexicantown wieder auf Vordermann zu bringen. Unverhofft wird er jedoch in den Mord an einer alten Bekannten verwickelt, der die hässliche Fratze der Welt der Schönen und Reichen am anderen Ende der Stadt offenbart.

Natürlich handelt es sich vordergründig um einen Krimi – ein Verbrechen ist geschehen und August ist auf krummen Wegen in die Ermittlungen involviert. „Der gekaufte Tod“ stellt aber nicht nur ein Verbrechen in den Vordergrund, sondern thematisiert all die Verbrechen, die täglich auf den Straßen Detroits geschehen: Raub, Drogenhandel, Diskriminierung, schreiende Ungerechtigkeit … Das Buch spricht sozialkritische Themen an, die zum Alltag in einer harten Stadt gehören: die Unterschiede zwischen schwarz und weiß, reich und arm, somebodys und nobodys. August befindet sich irgendwo am Schnittpunkt vieler Kategorien und bemüht sich das ganze Buch hindurch, seinen Platz zu finden: Er ist weder ganz schwarz noch ganz mexikanisch. Er war früher nicht reich, hat jetzt Millionen auf dem Konto. Er hat als Polizist das Verbrechen bekämpft, jetzt muss er pragmatisch zu Mitteln greifen, die ihn über die Grenze des Legalen stoßen. August ist ein Grenzgänger, der das Beste aus einer miesen Situation machen muss – dass ihm dabei immer noch ein cooler Spruch über die Lippen kommt, macht ihn für uns Leser*innen nahbar und irgendwie sympathisch.

Eine Schwäche des Romans sehe ich in der deutschen Übersetzung: Der Ton des Buchs ist stark von Slang geprägt und die Dialoge sind meist höchst umgangssprachlich. Dass da einiges etwas holzig rüberkommt, liegt wohl an fehlenden Entsprechungen im Deutschen. Und manchmal erscheinen August und sein Freundeskreis aus teils eher dubiosen Gestalten auch ein wenig zu cool, mit der Hand ein wenig zu schnell an der Waffe. Das mag einer deutschen Leserschaft auch einfach nur sehr fremd sein, aber insgesamt lösen sich viele Probleme wie im Actionfilm. Glücklicherweise gelingt dem Roman aber im Großen und Ganzen die Balance zwischen solchen Szenen und durchaus intelligenten und ernsthaften Episoden, sodass ein spannendes, unterhaltsames und durchaus auch zum Nachdenken anregendes Buch dabei herausgekommen ist.

Bewertung vom 15.03.2021
Hermann, Maik

X


sehr gut

Maik Hermanns Debütroman „X: Es wird dich verändern“ entstand vor der Corona-Pandemie – und ist unverhofft so aktuell geworden wie nie zuvor. Ein Virus, das hoch ansteckend ist und die Menschheit in kürzester Zeit dezimieren könnte … da klingelt doch was! Glücklicherweise hat Hermanns Pathogen X nicht viel mit dem Coronavirus zu tun, wir können uns also entspannt zurücklehnen und die Achterbahnfahrt genießen.

Detailliert und hervorragend recherchiert erzählt Maik Hermann die Geschichte eines Pathogens, das, im Labor gezüchtet und von Terroristen zunächst in Deutschland unters Volk gebracht, schnell die ganze Menschheit ausrotten könnte. Die Mikrobiologin Francesca und der Ermittler Miller stellen sich dem entgegen und ermitteln fieberhaft: Er als Kriminalist, sie als Wissenschaftlerin. Das Ergebnis ist eine Mischung aus actionreichem Verschwörungsthriller und realitätsnahem, politischem Kriminalfall.

Eine besondere Stärke des Romans ist der langsame Spannungsaufbau und die detaillierten Beschreibungen von Abläufen: Wissenschaftliche Sachverhalte werden erklärt, politische Reaktionsprozesse auf Krisen erläutert und verblüffende technische Möglichkeiten präsentiert. Als Leserin fühle ich mich dadurch direkt ins Geschehen hineinversetzt. Ebenfalls hervorragend gemacht ist der häufige Wechsel von Schauplätzen: Deutschland, Italien, der Vatikan, Island und Namibia haben alle etwas mit den Entwicklungen zu tun, und die Menschen vor Ort haben zwar lange keinen Kontakt zueinander, tragen aber jeder für sich weitere Puzzlestücke zur Auflösung bei. Das Ergebnis ist ein Buch, das man vor Spannung kaum aus der Hand legen kann.

Ein wenig ernüchternd ist daher leider der Schluss, über den ich natürlich nicht zu viel verraten will. Es sei nur erwähnt, dass viele Handlungsstränge hier zu einem eher hastig wirkenden Ende finden. Der steile Spannungsabbau gegen Ende an vielen Baustellen lässt ein Gefühl zurück, als würde etwas fehlen – da hätte der 450 Seiten starke Band gerne noch 50 oder 100 Seiten länger sein dürfen.

Alles in allem aber ein phantastischer Wissenschafts- und Verschwörungsthriller, der Lust auf mehr macht. Ich hoffe, das wird nicht das Letzte sein, was wir von Maik Hermann hören.

Bewertung vom 15.03.2021
Saunter, Mick

Tief im Keller (eBook, ePUB)


sehr gut

Ein abgründiger Kriminalroman – für Leser*innen mit etwas Geduld

Das stimmungsvoll düstere Cover von „Tief im Keller“ verheißt grausige Verbrechen und dunkle Geheimnisse … und davon gibt es in Mick Saunters Roman auch genügend – wenn man ein bisschen Geduld hat.

Der Einstieg in den 500 Seiten langen Kriminalroman verläuft etwas schleppend: An der deutsch-österreichischen Grenze wird ein junger Mann mit Downsyndrom tot aufgefunden. Kommissar Manners Ermittlungen führen schnell in eine betreute Wohneinheit, den Sonnenhof, jedoch bleiben die meisten Spuren kalt. Nur sehr zäh entwickeln sich die Ermittlungen, gespickt mit zahllosen Details über die Charaktere, ihr Umfeld und ihre Hintergründe.

Diese leichte Schwäche des Romans, das Verlieren in Details, ist aber auch zugleich eine große Stärke, da mir als Leserin ein tiefer Einstieg ins Geschehen ermöglicht wird. Es empfiehlt sich, sich darauf einzulassen! Man wird nämlich in der zweiten Hälfte mit einer rasanten Entwicklung der Ereignisse belohnt, die an Spannung kaum zu überbieten ist. Hier fügen sich viele Puzzleteile zusammen, und schockierende Erkenntnisse brechen sich Bahn.

„Tief im Keller“ ist ein Kriminalroman für Geduldige. Wer den zähen Einstieg überwindet, kommt in den Genuss einer einzigartigen Geschichte voller Grauen, Emotion und wohl überlegter Wendungen. Wer dem eine Chance gibt, wird es sicher nicht bereuen.

Bewertung vom 15.03.2021
Peterson, Megan Cooley

Lügentochter


ausgezeichnet

„Lügentochter“ von Megan Cooley Peterson kommt in einer wunderschönen Aufmachung daher und präsentiert sich zunächst als Jugendbuch – schnell wird klar, dass es aber eine erstaunliche Tiefe aufweisen kann.

Die 17-jährige Piper wird aus den Fängen einer Sekte gerettet und lebt nun wieder in der normalen Gesellschaft – nur dass sie es nicht als Rettung empfindet. Sie ist sich, ganz im Gegenteil, sicher, dass sie entführt wurde und mit allen Mitteln versuchen muss, in ihr Zuhause, die „Kolonie“, zurückzukehren. Nach und nach wird in Rückblicken von ihrer Zeit in der Sekte erzählt, während sie in der Gegenwart mit einer anderen Realität konfrontiert wird, der sie sich (widerstrebend) stellen muss.

Piper als unzuverlässige Erzählerin ist eine extrem spannende Figur, die mich als Leserin zum Hadern gebracht hat. Welche Perspektive ist richtig? Was ist die „Wahrheit“? Und vor allem: Muss mir diese Person, durch deren Augen ich blicke, sympathisch sein? Natürlich ist Piper eine junge Frau mit ganz normalen Bedürfnissen – sie sucht nach Freundschaft, Anschluss, erlebt eine erste Liebe … aber zugleich ist sie eben aufgrund ihrer Situation ganz anders als die meisten Menschen ihres Alters. Das macht den großen Reiz dieses Buches aus. Zwar ist es leicht erzählt und spricht Jugendliche sicher an, aber auch für ältere Leser*innen bietet es auf einer sehr viel profunderen Ebene food for thought, nicht zuletzt, weil die Autorin eigene Erfahrungen im Roman verarbeitet.

Ein durch und durch gelungenes Buch mit vielen Gedankenanstößen und dem ein oder anderen Schockmoment – und einer wirklich traumschönen Aufmachung durch den Magellan-Verlag. Absolute Empfehlung für Jugendliche wie auch Erwachsene.

Bewertung vom 15.03.2021
Kasper, Daniel

Kinder, die im Dunkeln spielen


gut

„Kinder, die im Dunkeln spielen“ von Daniel Kasper nennt sich selbst eine Sammlung von „unheimlichen Geschichten“. Und diese Bezeichnung ist durchaus zutreffend! Fremde Wesen, Zauberer und Hexen gehören zum Grundinventar der sehr unterschiedlichen Geschichten, die immer auch eine soziale Komponente in sich tragen.

Durch Kinderaugen werden hier in sieben Geschichten übernatürliche und merkwürdige Begebenheiten geschildert. Dabei stellt Daniel Kasper sein außergewöhnliches Talent für atmosphärische Schilderungen und eindringlichen Spannungsaufbau zur Schau. Stilistisch anspruchsvoll und mit einer phantastischen Wortwahl blühen Bilder vor unserem inneren Auge auf, die lebhaft und oftmals tragisch sind.

Leider wird häufig die aufgebaute Spannung nicht eingelöst, sondern flacht zum Ende hin eher ab und verliert sich. Andeutungen bleiben bisweilen so vage, dass sich echter Grusel nicht so recht einstellen mag. Viele Geschichten würde ich daher eher als „düstere Märchen“ lesen – ernste Themen wie Mobbing und Missbrauch werden behandelt, die für den Eskapismus des Horror-Genres ein klein wenig zu real sind.

Wer dieses Buch nicht als Horror liest, sondern eher als Phantastik, wird sicher viel Freude damit haben. Die richtige Erwartungshaltung erscheint mir an dieser Stelle wie das A und O, um das Buch richtig wertschätzen zu können.