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omami
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Lannach

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Insgesamt 228 Bewertungen
Bewertung vom 23.05.2022
Frech, Jochen

HUNT - Kein Weg zurück


ausgezeichnet

Der Autor Jochen Frech hat mit seinem Thriller HUNT ein sehr spannungsreiches, rasantes Werk geschrieben, das nichts auslässt.

Die Protagonisten Lex und Marie erleben eine ungewöhnliche Geschichte, die sich zu einer Flucht um den halben Erdball entwickelt. Mehrere Mafia-Gruppen sind den beiden auf der Spur.

Marie ist im Besitz von Daten, die Steuerbetrüger entlarven können, Lex ist ein ambitionierte Surfer, aber um einiges naiver, was ihm auch zum Verhängnis wird.

Der Autor lässt die Figur des Lex die Geschichte in der Ich-Form schreiben, was das ganze Geschehen noch um ein Quäntchen intensiver macht.

Immer wieder erklären Rückbesinnungen, warum Lex so oder anders reagiert.

Sex und Geld spielen nicht unwichtige Nebenrollen.

Und trotzdem möchte ich weder in der Haut von Lex oder Marie stecken.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 22.05.2022
Herzog, Kristina

Was der Morgen verspricht


ausgezeichnet

Kristina Herzogs historischer Roman liest sich sehr locker und leicht.

Die junge Jüdin Hannah Sternberg darf bei ihrem Großvater, der Arzt ist, in dessen medizinischen Büchern lesen und lernen. So erwacht in ihr der Wunsch, Medizin zu studieren. Kein leichtes Unterfangen, denn ihre Eltern sind strikt dagegen und es ist nur in Tübingen möglich. Hannah lebt aber in Berlin.

Der Haushalt der Familie Sternberg, bestehend aus Vater, Mutter, Sohn Jakob und Hannah, wird mit Hilfe der Dienstboten und einer Köchin aufrecht erhalten.

Vater Sternberg ist ein Weiberheld ersten Ranges, demensprechend ist die Stimmung von Mutter Sternberg, die mit allen Mitteln versucht, Hannah in eine Ehe zu drängen. Sohn Jakob betätigt sich innerhalb und ausserhalb des Haushalts ebenso als Bedränger des weiblichen Personals, besonders die nette Alma hat es ihm angetan. Hannah vermutet, was da passiert und freundet sich mit Alma an. Alma wird schwanger und muß das Haus verlassen. Hanna kocht vor Wut auf ihren Bruder.

Mittlerweile ist Hanna unfreiwillig mit Daniel verlobt, wehrt sich aber sehr dagegen..

Die Großmutter ist es, die Hannah gut zuredet und ihr aus ihrer eigenen Jugend erzählt. Daniel ist sehr verständnisvoll, nachdem Hannah sich ihm nach und nach anvertraut.

Die Hochzeit findet statt und Hannahs Leben ändert sich dank Daniels Verständnis und Liebe grundlegend.

Er übersiedelt mit Hannah und Alma, die mittlerweile auch als Freundin zum Haushalt gehört, nach Tübingen und Hannah darf studieren.

Was da noch alles dazwischen kommt, mit wem sich Hannah anfreundet und wie es ihr in ihrer Ehe samt kurz bemessener Freizeit geht, was mit Alma geschieht und wie sich das Leben der Familie durch den beginnenden ersten Weltkrieg drastisch verändert, das alles ist im Roman nachzulesen.

Ein Stück Zeitgeschichte aus der Sicht einer Dienstbotin, einer Tochter aus begütertem Haus und dem verliebten Sohn einer weiteren jüdischen Familie, sowie die Zustände, wenn eine Frau Pläne ausserhalb ihres zugestandenen Wirkungskreises hat.

Ich freue mich auf eine Fortsetzung dieser sehr spannenden, berührenden Familiengeschichte und kann das Buch sehr empfehlen.

Bewertung vom 18.05.2022
Crossan, Sarah

Verheizte Herzen


sehr gut

Ein wunderschönes Cover mit Blumen
und drauf glänzende Bienchen
ist der visuelle erste Eindruck.

Der Titel kann nicht ganz klären,
was im Buch passiert.
Aber sobald man den Roman von Sarah Crossan
einmal aufgeschlagen hat, packt es einen.

Alles in Versform.
Schön, kurz, eindrucksvoll,
und trotzdem leicht und gut zu lesen und zu verstehen.

Ana, Anwältin, verheiratet mit Paul,
zwei Kinder, Ruth und Jon.

Eines Tages ein neuer Klient,
Connor,
der von Ana ein Testament aufstellen lassen will.

Daraus wird eine Affäre,
die drei Jahre lang dauert
Ana ist nie sicher.

Und dann
erfährt Ana ausgerechnet von Rebecca
Connors Frau
dass Connor tot ist.

Ana trauert heimlich
Rebecca trauert und bittet Ana um Hilfe
bei der Nachlassregelung.

Ana nähert sich an Rebecca,
sucht Connor, findet ihn aber auch dort nicht
nur die blauen Lederhandschuhe
die sie mitnimmt.

Eine sehr traurige Geschichte mit offenem Ende
packend geschrieben.
Ana kommuniziert gedanklich noch immer mit Connor......

Bewertung vom 16.05.2022
Engel, Nora

Gretas Erbe / Die Winzerin Bd.1


sehr gut

Unter dem Pseudonym Nora Engel schreiben zwei Autorinnen an dieser geplanten Trilogie.

Sicher steckt da ganz viel Recherchearbeit drinnen, aber ich bin doch etwas enttäuscht vom ersten Band.

Es ist ohne Frage eine nette Geschichte, aber ich hatte mir doch einen gewissen Tiefgang erwartet. Die handelnden Personen sind sehr klischeehaft und berechenbar, dabei geht ein großer Teil der erwarteten Spannung verloren.

Auch wenn es damals, wie auch heute, Moralapostel gab, und gibt, hätte ich mir mehr Feinheiten und weniger Klischee erwartet.

Die Geschichte hat so gut begonnen, mit Marie, die als 16jährige nach einer kurzen Affäre ein Kind erwartet, nicht damit rechnen darf, dass sich der verheiratete Vater zum Kind bekennt. Die Mutter stirbt bei der Geburt und das Kind "darf" als Ziehkind bei der Familie, die Marie nach der Flucht aufgenommen hat, bleiben. Aber zu welchem Preis.

Harte Arbeit, kaum jemals ein Dankeschön, keine menschliche Wärme, nicht einmal mit ihrem Namen wird Greta angesprochen, immer ist sie das Mädsche, das jederzeit bei Fuß stehen soll. Dabei steckt ein Riesenpotential in der zarten Person, sie ist den Kindern der Familie weit voraus und darf nur deswegen nach der Grundschule aufs Gymnasium, weil die Lehrerin zufällig sieht, wie der Ziehvater aus einem Bordell kommt.

Als die Lehrerin wegzieht, ist es aus mit der Schule und Greta "darf" den Beruf der Winzerin erlernen.

Sie verliebt sich in Robert, den ältesten Sohn der Familie, der sich früh selbständig gemacht hat und weggezogen ist, um sich sein Leben selbst zu gestalten. Er unterstützt sie zwar, aber er kann Greta nicht aus der Familie " heraushelfen ", weil sie völlig abhängig ist.

Nach einem Streit treffen sich Robert und Greta lange nicht mehr und als es dann doch geschieht, hat sich Robert für eine Tournee durch Amerika anheuern lassen und Greta bleibt trauriger als je zuvor alleine zurück. Ihre Bekannten sind grausam zu ihr und ihr Schwager stellt ihr sogar nach.

Doch das Schicksal hat Einsicht und Greta ...

ja, das verrate ich nun aber nicht.

Bewertung vom 14.05.2022
Sagiv, Yonatan

Der letzte Schrei


ausgezeichnet

Wie schon im Klappentext angegeben, öffnet sich hier ein Fenster einen Spalt breit, für jene, die mit dieser schrillen, traurigen, aber auch witzigen Seite der Welt noch nicht in Berührung gekommen sind.
Der Autor Yonatan Sagiv versetzt seine Leser in die Welt der Schwulen, Lesben und Transen in Tel Aviv.
Alle, die im "richtigen" Körper geboren worden sind, haben manchmal mehr oder weniger Probleme damit, wie muß es erst jenen gehen, die im " falschen" Körper geboren wurden.
Der selbst ernannte " Privatermittler" Oded versucht, Eintritt in die Welt der Schönen und Reichen zu bekommen, er hat einen Auftrag von einem dieser wichtigen Personen bekommen.
Ein junges, talentiertes Mädchen auf dem Weg nach oben hat sich von einem zum anderen Tag völlig in sich zurückgezogen und weint und will einfach nicht mehr seine Pflichten wahrnehmen.
Oded soll den Grund dafür herausfinden.
Mit Feuereifer macht sich Oded, der ebenfalls nicht genau weiß, welchem Geschlecht er sich zuordnen soll, ans Werk. Unter dem Vorwand, der neue Nachhilfelehrer der jungen Carine Carmeli zu sein, kommt er zumindest in ein kurzes Gespräch mit ihr.
Seine Ermittlungen gehen immer tiefer dorthin, wo sein Auftraggeber ihn auf keinen Fall haben will, aber er läßt nicht locker. Und er findet Entsetzliches dabei heraus.
Auch in seiner Familie gibt es gerade Probleme, denn sein Vater hat Krebs.
Mit viel Gespür, aber auch mit Selbstironie ist dieser Roman gespickt.
Für Europäer sind die Namen schwer einem Geschlecht zuzuordnen, aber man findet nach einigen Kapiteln gut hinein.
Ein tolles Cover rundet das Leseerlebnis ab.

Bewertung vom 08.05.2022
Schwermer, Melisa

Düsterhof (Thriller)


ausgezeichnet

Die Autorin Melisa Schwermer hat mit " Düsterhof" einen echten 5-Sterne-Thriller geschaffen.
Mit den Hauptfiguren Annabell, der Pflichtverteidigerin und dem Privatermittler Felix hat sie ein Paar erfunden, das auf Anhieb gut zusammenarbeitet. Felix hat eine Schwester, die an ASS laboriert und deshalb zu therapeutischen Reitstunden geht, ihr Therapeut wird verdächtigt, aus Eifersucht seine Ex-Freundin Sinta mit vielen Stichen regelrecht hingerichtet zu haben.
Kurz zuvor hat allerdings Sinta Felix beauftragt, eine Person ausfindig zu machen, die ihr Pferd attakiert und verletzt hat. Bald darauf ist Sinta tot.
Ihr Ex-Freund kann durch die Anwältin Annabell und mit Felix Hilfe auf freien Fuß gesetzt werden, sofort geht das Morden weiter und die Besitzerin des Hofes, wo Sinta ihr Pferd eingestellt hat, wird ebenfalls auf die gleiche Weise bestialisch ermordet.
So, wie die Autorin ihren Thriller aufbaut und die Spannung Kapitel für Kapitel erhöht, kann man das Buch nicht mehr aus der Hand legen. Sie schafft es bis zum Schluss, ihre Leserschaft im Ungewissen über den Täter zu lassen.
Titel und Cover könnten nicht besser ausgewählt worden sein.

Bewertung vom 05.05.2022
Wagendorfer, Eva

Melodien einer neuen Welt / Die Radioschwestern Bd.2


ausgezeichnet

Eva Wagendorfers Roman um das noch in den Kinderschuhen steckende Medium Radio und um drei junge Frauen, die sich emanzipieren, läßt in mir viele Erinnerungen erwachen.

Im Jahr 1927 war es kein leichtes Unterfangen, als Frau einen Wunschberuf auszuüben. Viel zu viele gesellschaftliche Zwänge und natürlich auch ein Mangel an besonderen Berufen war die Ursache dafür. Und nicht alle, aber viele Männer hatten ebenfalls kein Verständnis dafür, dass sich Frauen nicht in häusliche Abhängigkeit begeben wollten.

Die drei späteren Freundinnen Gesa, Inge und Margot kommen aus unterschiedlichen Gründen nach Frankfurt.

Gesa will unbedingt Radiosprecherin werden, sie ist fasziniert von dem neuen Medium.

Inge hat großes Talent als Sängerin und will natürlich bekannt werden.

Margot ist eine begnadete Cellistin, kommt auch im Radioorchester als erste Frau unter, wird aber stark gemobbt.

Jeder der drei hat so ihre Vorlieben und Schwächen, Geheimnisse und Wünsche und jede versucht auf anderem Weg, ihr Ziel zu erreichen.

Das Buch steht stellvertretend für tausende solche Schicksale und Karrieren und unterhält blendend.

Auch eine Fortsetzung der Geschichte ist bereits erhältlich

Bewertung vom 03.05.2022
Kirschner, Marina

Zusammen sind wir wundervoll


ausgezeichnet

Marina Kirschners Roman ist genau so locker-lecker und fluffig wie die Mehlspeisen, deren Rezepte man ebenfalls in diesem Buch findet.

Ein ganz entzückende Geschichte um zwei Menschen, die es nie ganz leicht im Leben hatten und nun nicht mehr gleich allem und jedem vertrauen. Aber sie lernen es, und fallen auch wieder auf die Nase. Da ist dann aber zum Glück doch jemand, der den Schmerz fortwischt.

Die Hauptpersonen Anna und Marco sind keine ganz einfachen Menschen, aber ihre Vergangenheit hat sie so werden lassen, wie sie sind. Im Grunde herzlich und nett, aber mit langen Stacheln, mit denen sie sich schützen wollen.

Anna, die mit ihrer Freundin und Herzensschwester Mel im geerbten Haus lebt und ein Cafe betreibt und Marco, der sich mit seinem Vater, einem Sternegastronomen in Wien, zerstritten hat, und sich nun in Salzburg selbstständig machen will.

Anna hat sich von einem Mann getrennt, der sie von Mel trennen wollte, Marco will dem Vater beweisen, dass er alleine etwas auf die Beine stellen kann, dann aber von seiner Freundin verraten wird.

Da sind auch noch die kleine Mira, die ihren Bruder verloren hat, ihr Vater hat sich von der Mutter getrennt, und die verliert sich in Trauer und Alkohol.

Hakan, ihr Freund und Beschützer, und Herr Havel, Pensionist und Kuchensponsor in Annas Cafe.

Nicht zu vergessen Oma Gertraud, die alleine auf Reisen geht und zu zweit zurück kommt.

Eine schöne Geschichte, die Hoffnung macht.

Bewertung vom 01.05.2022
Breukelchen, Tanja

Die Ruhr


ausgezeichnet

Die Autorin Tanja Breukelchen hat sich also auf ihr Fahrrad gesetzt und den Ruhr-Radweg von der Quelle bis zur Mündung im wahrsten Sinn des Wortes erlebt und erfahren.

Zu den Orten und Städten entlang des Flusses, gibt es dazu Erlebtes und Gesehenes, Erfahrenes und Gehörtes, Schönes und auch weniger Schönes, aber der Fluss ist auch ein Lebensgeber.

Sehr gut finde ich nach jeder Etappe die Hinweise auf Museen, Bauwerke, anderes Sehenswertes, Geschichtliches und die dazugehörigen Daten, damit man sich schon vor Beginn der Reise schlau machen kann.

Und natürlich Tipps, wo man übernachten und auch gut essen kann.

Wunderschöne Bilder runden diese Einladung zur Fahrt ab.

Auch das Cover in Blau mit Bezug auf den blauen Fluß macht richtig Lust aufs Schmökern und aufs Losradeln.

Bewertung vom 27.04.2022
Fritsch, Irene

Russischer Sommer


ausgezeichnet

In ihrem Roman beschreibt die Autorin die Geschichte einiger Russen im Berlin der 20er Jahre.

Viele Russen sind geflüchtet , manche konnten nur das blanke Leben retten, andere konnten Geld und Wertsachen retten, besonders beliebt war der Stadtteil Charlottenburg, dort siedelten sich die meisten von ihnen an und nahmen zum Teil ihre alten Gewohnheiten wieder an. Die Ärmeren unter ihnen allerdings mussten sich schon oft mit unlauteren Mitteln helfen, um überleben zu können. Und natürlich waren die Vorlieben und Animositäten den meisten von ihnen geblieben oder hatten sich sogar verstärkt.

Im Buch geht es hauptsächlich um den nun armen Adeligen Sergej Popow, der sich nach langem, unschuldig erduldeten Leben als Strafgefangener in Sibirien, nun mit Fälscherarbeiten durchschlägt. Ein vom Lager her Bekannter , der sich als Fürst ausgibt, bei einer Dame der Gesellschaft nun als Geschäftsführer arbeitet und seine Dienstgeberin nach Kräften betrügt, ist Sergejs Partner.

Als Sergej die Milchverkäuferin Paula sieht und an einem Schmuckstück erkennt, dass es sich um seine uneheliche Tochter handeln könnte, will er sein Leben ändern.

Doch es kommt anders, als er sich das vorgestellt hat.

Mit viel Gespür und Einfühlungsvermögen schreibt die Autorin über das Schicksal dieser Menschen und vergißt auch nicht, dass es Sonnen- und Schattenmenschen in der Gesellschaft gibt, die so oder so in das Schicksal anderer eingreifen .

Witzig, berührend, einfühlsam und spannend.

Das Cover betont die Farbe rot.