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Benutzername: 
SusanK
Wohnort: 
Osnabrück

Bewertungen

Insgesamt 232 Bewertungen
Bewertung vom 07.08.2022
Toxische Tiefe: Ostsee / Ein Fall für Journalistin Arnold Bd.3
Kliewe, Karen

Toxische Tiefe: Ostsee / Ein Fall für Journalistin Arnold Bd.3


ausgezeichnet

Die angehende Journalistin Johanna Arnold wird von dem Forschungsleiter Dr. Hanke Martens eingeladen, die nächste Expedition zu begleiten und einen wissenschaftlichen Artikel für eine renommierte Fachzeitschrift zu schreiben. Mitten auf hoher See verschwindet mit Alett Roux ein Mitglied des Forschungsteams spurlos und schnell fällt der Mordverdacht auf einen weiteren Forscher. Als eine weitere Person verschwindet, beginnt Johanna selbst zu ermitteln und sucht den großen Zusammenhang.

Mit "Toxische Tiefe" legt die Autorin Karen Kliewe bereits den dritten Band um die Journalistin Johanna Arnold vor. Obwohl ich die vorhergehenden zwei Bände nicht kannte, hatte ich keine Probleme einzusteigen und den Fall um das Forschungsschiff Neptun zu verfolgen; die zahlreichen Anspielungen auf Trauma von Johanna Arnold blieben für mich allerdings im Dunklen.

Die Spannungskurve ist in diesem Krimi um die Hobbydetektivin Arnold ungemein hoch und es machte Spaß, mitzurätseln und eigene Gedanken zu den Vorkommnissen zu entwickeln. Die Auflösung um die Verschwundenen war keinesfalls vorhersehbar, aber absolut schlüssig und befriedigend.
Zusammen mit dem überaus lebendigen und flüssigen Schreibstil von Karen Kliewe war das Buch ein wahrer Page-Turner.

Kliewe gelingt es, die Figuren mehrdimensional zu entwickeln; sie wirken authentisch und interessant. Gerade die Zusammenarbeit auf einem Schiff und das Zusammentreffen mit höchst unterschiedlichen Charakteren habe ich gerne gelesen.

Besonders hervorheben möchte ich auch das wichtige Thema:
Die Klimakrise und die daraus folgende Erwärmung der Ostsee hat zahlreiche verheerende Folgen, die letztlich auch für uns Menschen von Bedeutung sind. Über den Sauerstoffgehalt von Ost- und Nordsee und den Wasseraustausch konnte ich viel Neues lernen. Die Autorin beschreibt die wissenschaftlichen Vorgänge und ihre Auswirkungen für den Laien sehr gut verständlich und auf spannende und unterhaltsame Weise. Obwohl für die Geschichte völlig ausreichend, hatte ich zusätzlich die Motivation weiteres zu googlen und mich zu informieren.

Für diese spannende und intelligente Unterhaltung mit Lerneffekt vergebe ich fünf Sterne und kann "Toxische Tiefe" nur wärmstens empfehlen! Ich freue mich, diese Autorin für mich entdeckt zu haben und freue mich schon auf das nächsten Buch von ihr.

Bewertung vom 07.08.2022
Carolas Chance / Das Haus der Hebammen Bd.2
Adams, Marie

Carolas Chance / Das Haus der Hebammen Bd.2


sehr gut

Mittlerweile feiert das von den drei Hebammen Susanne, Carola und Ella gegründete Geburtsthaus in Köln seinen fünften Geburtstag. Immer mehr Frauen möchten hier anstatt in nüchterner Klinikatmosphäre ihr Kind bekommen, und so gibt es auch genug Arbeit für die neu hinzugekommene Annett. Als eingespieltes Team kümmern die vier Hebammen sich fürsorglich und kompetent um ihre Patientinnen. Doch jede von ihnen hat auch privat einiges durchzustehen....

"Das Haus der Hebammen - Carolas Chance" ist der zweite Band der "Die Hebammen von Köln"-Trilogie von der Autorin Marie Adams, die bereits diverse Romane und Sachbücher unter ihrem echten Namen veröffentlicht hat; es lässt sich aber auch problemlos lesen ohne das der erste Band "Susannes Sehnsucht" bekannt ist.

In diesem Band steht die Hebamme Carola im Fokus, die neben ihrem heißgeliebten Beruf damit zu kämpfen hat, dass ihr einst als Hausmann tätiger Ehemann nun große Erfolge als Autor feiert und ihr Engagement immer kritischer sieht, so dass sie mehr und mehr zwischen Beruf und ihrer Familie mit drei Kindern zerrissen ist und auf einen Burnout zu geht.
Allerdings liegt das Augenmerk der Autorin auch weiterhin auf den Mitgründerinnen Susanne und Ella, die ebenfalls ihre privaten Sorgen haben: Susanne leidet unter ihrem unerfüllten Kinderwunsch und denkt an eine Kinderwunschbehandlung, Ella scheint in ihrem Leben keinen Platz für einen Partner zu haben.
Marie Adams hat drei so unterschiedliche Figuren geschaffen, die einen so großen Bereich abdecken, dass sich (fast) jede Leserin in der ein oder anderen Szene wiederfindet. Dabei sind alle Figuren authentisch und lebensnah beschrieben und ich konnte beim Lesen direkt in ihre Gedanken und Gefühlswelt eintauchen, ihre Sorgen und Nöte, aber auch ihre Freude und Begeisterung spüren.

Großartig finde ich, wie Marie Adams - neben dem Thema "Geburt" selbst - viele aktuelle gesellschaftliche Fragen und Probleme thematisiert und mit Fakten untermauert. Ob es nun Emanzipation, künstliche Befruchtung, Überforderung oder Intersexualität (Chapeau: endlich einmal ein wichtiges Thema, das so oft unbeachtet bleibt!) betrifft - das Buch regt zum Nachdenken an, ohne in eine Richtung zu drängen oder den Zeigefinger zu erheben.

Der flüssige, lebhafte Schreibstil ließ mich geradezu durch das Buch fliegen auch ohne eine große Spannungskurve, da eben die vielen kleinen Geschichten in und um das Geburtshaus so schön zu lesen sind.

Dass die Handlung in den frühen 90er Jahren angesiedelt ist, ist sogar noch ein gewisser Mehrwert, da bei mir viele Erinnerungen geweckt wurden und ich so auch immer gleich einen Vergleich vor Augen hatte, was sich seither geändert hat. Joschka Fischer in Turnschuhen bei der Vereidigung, Punica-Saft oder die Meinung der Bevölkerung über "arbeitenden Frauen" - es gab vieles Wiederzuentdecken.

Man muss sicher nicht zwingend Kinder haben oder wollen, um Freude an diesem Buch zu haben!! Ich freue mich auf den nächsten Band und vergebe vier Sterne.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 04.08.2022
Susanna
Capus, Alex

Susanna


ausgezeichnet

1844 kommt Susanna Faesch als jüngstes von vier Kindern von Anna und Lukas Faesch in Kleinbasel zur Welt. Bereits als Kind zeigt sie ein selbstbewusstes, aber ungewöhnliches Verhalten. Susannas Mutter, die unglücklich in der Ehe mit dem zwar wohlhabenden, aber selbstverliebten und oft in Kriegsdiensten abwesenden Lukas ist, folgt dessen Söldnerkameraden, dem Arzt und Revolutionär Karl Valentiny, nach Amerika und nimmt einzig ihre Tochter mit. In Brooklyn zeigt Susanna ihr großes Talent für die Kunst und beginnt Portraits zu malen, was sie unabhängig macht. Während ihre aus pragmatischen Gründen geschlossene Ehe bald wieder geschieden wird, bekommt sie einen Sohn aus einer Affaire. Von ihrem intellektuellen Stiefvater beeinflusst, wendet sie sich den amerikanischen Ureinwohnern und ihrer traurigen Geschichte zu und tritt mit ihrem Sohn Christie eine große Reise an, um den legendären Stammeshäupting Sitting Bull zu warnen....

In seinem neuen biografischen Roman wendet sich der Schweizer Autor Alex Capus der schon fast in Vergessenheit geratenen Künstlerin und Bürgerrechtlerin Caroline Weldon zu, die unter dem Namen Susanna Carolina Faesch in Kleinbasel zur Welt kam.Doch quasi nebenbei schildert Camus einen großen Epochenumbruch, die bürgerlich-revolutionären Erhebungen gegen politische und soziale Strukturen in Europa, die Geschichte der nordamerikanischen Ureinwohner und nicht zuletzt ein Stück Emanzipationsgeschichte.

Wieder einmal bestechend für mich ist der unglaublich poetische, teils überraschend ironische Schreibstil, der mich vollkommen in seinen Bann zog. Oftmals blieb ich an einzelnen Sätzen oder Abschnitten hängen, die mich amüsiert auflachen ließen oder in weitere Gedanken hineinzogen. LIebevoll und detailgetreu beschreibt Camus manche Kleinigkeiten, um dann wieder Jahre zu überspringen, wobei er doch nie das große Ganze aus den Augen verliert. So unaufgeregt und ruhig die Erzählweise auch ist, so stark konnte der Autor mich wieder in seinen Bann ziehen. Lediglich das abrupte Ende mitten in der Begegnung mit dem großen "Chief" ließ mich ein wenig frustriert zurück - hier hätte ich zu gerne noch weitergelesen!

Wenn gleich Camus sich seinen Figuren eher von außen als durch ihr Innerstes nähert, bekommt der Leser doch einen tiefen Einblick in ihre Psyche. Hierzu springt die Erzählersicht ab und zu auf unterschiedliche Protagonisten, was mir durchaus gefiel.

Der gut recherchierte zeitliche Hintergrund, die sozialen und wirtschaftlichen Umbrüche des 19. Jahrhunderts, aber auch das Schicksal der indigenen Bevölkerung, ihre Geistertänze als Krisenkult wurden auf höchst unterhaltsame Art und dennoch sehr einprägsam dem Leser nähergebracht.

Mit "Susanna" beweist ALex Capus wieder einmal seine Klasse.
Ich vergebe (mit einem halben Punkt Abzug aufgrund des ENdes) 4,5 Sterne.

Bewertung vom 25.07.2022
Das Leuchten vergangener Sterne
Fischer, Rena

Das Leuchten vergangener Sterne


sehr gut

Nina Winter ist Unternehmensberaterin in München und schlägt einem Großkunden vor, seinen Ruf durch eher ungewöhnliche Investitionen zu verbessern. Für dieses Projekt reist sie nach Andalusien, um die Ausgrabungen unter der Leitung des Dr. Taran Sternbergs zu prüfen und ihrem Kunden näherzubringen. Für die fachliche Expertise heuert sie den Archäologen Orlando Torres an, nichts ahnend, dass dieser die rechte Hand eines berüchtigten Clan-Chefs ist. Schnell beginnen die beiden Männer um die Ausgrabungen selbst, aber auch um die attraktive Nina zu revalisieren ....

Eher durch Zufall bin ich zu diesem Roman gelangt, denn die Beschreibung "eine Frau zwischen zwei Männern" hätte mich wohl eher abgeschreckt. Doch schnell konnte die Autorin Rena Fischer mich überzeugen - dieses Buch ist viel mehr als eine seichte LIebesgeschichte!

Rena Fischer hat umfassend recherchiert und es gelingt ihr, die oft als trocken betrachteten Themen "Archäologie" und "Ausgrabungen", aber auch "Schatzsuche" sowie das Sondeln nachvollziehbar, einfühlsam und spannend aufzugreifen; durch die kriminalistischen Fragen nach Raubgrabungen, Hehlerei mit antiken Kunstschätzen und Drogenmafia verleiht sie der LIebesgeschichte einen gewissen Thrill und treibt die Leser*Innen durch das Buch. So habe ich quasi nebenbei viel lernen können.

Besonders ist in diesem Roman auch das Setting: Als Schnittpunkt zwischen Afrika und Europa und Treffpunkt von Mittelmeer und Atlantischem Ozean wurde Andalusien jahrhundertelang von dem Beginn der Geschichte und sogar Vorgeschichte an von zahlreichen Kulturen begehrt. NInas (Rund) Reise zu den andalusischen Städten Sevilla, Cordoba und Granada nimmt die Leser*Innen mit an bemerkenswerte Orte und macht Lust, sofort die Koffer zu packen und selbst auf Entdeckungsreisen zu gehen!

Vor allem besticht "Das Leuchten vergangener Sterne" aber durch seine Figuren. Auch, wenn alle drei Protagonisten durch ein traumatisches Erlebnis in ihrer Kindheit geprägt wurden, finden wir in Nina, Taran und Orlando drei völlig unterschiedliche Charaktere, deren Leben in extreme Richtungen ging, und die nun durch das Zusammentreffen neu überdacht werden müssen. Die Figuren sind mehrdimensional angelegt, spannend beschrieben und die Autorin legt Wert auf ihre Entwicklung im Rahmen der Handlung, was sehr gut gelungen ist.

Dieses Buch konnte mich überzeugen - auch, wenn es nicht zu meinen bevorzugten Genres gehört und ich vergebe ein "sehr gut" mit vier Sternen.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 17.07.2022
Wenn das Meer spricht (eBook, ePUB)
F. Ingersson, Peter

Wenn das Meer spricht (eBook, ePUB)


sehr gut

Als der pensionierte Kapitän Jonny Naragossa die Journalistin Flanka um Unterschlupf bittet, weil sein Leben von einem Fluch bedroht sei, glaubt Flanka an Seemansgarn, doch schon bald gibt es einen Toten. Flanka und der Kapitän beginnen, gemeinsam mit Flankas bestem Freund Sokrates, zu ermitteln und stoßen bald auf die Nachfahren von Klaus Störtebeker und Somalische Piraten ....

Was zunächst wie ein Mysterie-Thriller beginnt, entwickelt sich bald zu einem spannenden Krimi mit einem durchaus aktuellen Thema: Den vor Somalia operierenden Piraten. Gerade auch die Sicht von eigentlich unschuldigen jungen Männern, die aus Not von skrupellosen Drahtziehern zu Terroraktionen missbraucht werden, hat mich sehr berührt. Peter F. Ingersson versteht es, ein wichtiges Thema, was schnell aus dem Fokus der Öffentlichkeit verschwand, auf spannende und menschliche Weise in eine spannende Geschichte einzubauen und verschiedene Genre zu verschmelzen.

Auf humorvolle Weise und immer wieder durch (mindestens) ein Schmunzeln unterbrochen, begleiten wir die drei Protagonisten bei ihren spannenden Ermittlungen durch halb Europa; nicht nur durch die dänische Journalistin Flanka, den deutschen Kapitän genannt "Rosi" und den griechischen Freund Sokrates ist die Reise international.

Die skurrilen Figuren haben alle ihre Ecken und Kanten und nicht nur Kapitän Naragossa, bei dem man nie ganz weiß, ob er Seemannsgarn spinnt oder bei der Wahrheit bleibt, sorgt für einige überraschende Wendungen, bis es zum großen Showdown am Ende und einem befriedigenden Happy End kommt. Die toughe Dänin, den weitgereisten Kapitän mit einer traurigen Vergangenheit und den kiffenden patenten Griechen musste man einfach mögen - nicht nur, wenn es um die weltbeste Fischsuppe geht. ;) Nicht zu vergessen ist auch der völlig von sich eingenommene Chefredakteur Flankas, der trotz seines klischeehaften Verhaltens für manches Augenverdrehen sorgte, aber die Ermittlungen immer unterstützte.

Mir hat dieser "Salzwasser-Krimi" der besonderen Art viel Vergnügen bereitet und ich vergebe 4,5 Sterne. Den Namen Peter F. Ingersson muss man sich merken!

Bewertung vom 04.07.2022
Wie man sich einen Lord angelt
Irwin, Sophie

Wie man sich einen Lord angelt


gut

Kittys verstorbene Eltern haben ihr einen Haufen Schulden, ein marodes Haus auf dem Land und die Verantwortung für ihre jüngeren Geschwister hinterlassen. Die einzige Möglichkeit, ihre Familie zu retten, sieht Kitty darin, reich zu heiraten. So zieht sie vorübergehend zu einer alten Freundin ihrer Mutter nach London, um hier unter Zeitnot einen Heiratsantrag zu erlangen, wobei sie ihr Glück hinter das ihrer Schwestern stellt ....

Im Stil von Bridgerton und Jane Austen erzählt Sophie Irwin die Geschichte der findigen Kitty, die möglichst schnell einen vermögenden Ehemann fangen muss. Und auch, wenn Irwin hier mit der Qualität einer Jane Austen nicht mithalten muss, so ist ihr ein durchaus unterhaltsamer und vor allem amüsanter Roman aus der Feder geflossen.

Ohne den Anspruch auf geschichtliche Korrektheit, fühlt man sich beim Lesen zurückversetzt in die Zeit der großen Bälle, des Standesdünkels des Adels und der Heiratsplanungen zu Gunsten der Beteiligten. Die spritzigen Dialoge, der SArkasmus und die geschilderten Probleme auf der Männerjagd sorgen für eine gute Unterhaltung und machen einfach Spaß.

Die Hauptfigur Kitty ist eine eher moderne selbstbewusste Frau, die nicht so recht in ihre Zeit passt, aber ich konnte mich schnell mit ihren Gedanken, Hoffnungen und Wünschen anfreunden und fieberte bei ihrer Suche nach dem willigen Heiratskandidaten mit. Die weiteren Figuren blieben überwiegend eindimensional in ihrer Rolle.

Spannung erhielt die Geschichte durch die Frage, ob es Kitty gelingen würde, rechtzeitig den Heiratsantrag und damit das nötige Kapital zu erhalten oder ob ihre Hochstapelei vorher aufgedeckt würde. Das Ende war, dem Genre geschuldet, recht vorhersehbar, aber dennoch zufriedenstellend. Und auf dem Weg dorthin gibt es doch einige überraschende Wendungen.

"Wie man sich einen Lord angelt" ist eine schöne leichte Unterhaltungslektüre für zwischendurch und macht einfach Spaß.

Bewertung vom 04.07.2022
Blanche Monet und das Leuchten der Seerosen / Ikonen ihrer Zeit Bd.7
Paulin, Claire

Blanche Monet und das Leuchten der Seerosen / Ikonen ihrer Zeit Bd.7


ausgezeichnet

Blanche Hoschedé wächst behütet in vermögenden Verhältnissen in Montgeron auf; ihr Vater ist Kunstsammler und Förderer des jungen Claude Monets. Doch der Mäzen geht bankrott und Madame Hoschedé zieht mit allen Kindern zur Familie Monet. Während Blanche den innovativen Künstler beobachtet und selbst anfängt zu malen, zieht sich eine Reihe von Schicksalsschlägen durch das Leben aller....

"Blanche Monet und das Leuchten der Seerosen" ist mittlerweile schon der sechste Band aus der Serie Ikonen ihrer Zeit / Starke Frauen der Geschichte.

Claire Paulin hat umfangreich recherchiert und gibt ihren Leser*Innen ein genaues und farbenprächtiges Bild der zumeist unbekannten Künstlerin Blanche Hoschedé, der späteren Schwiegertochter des großen Künstlers Claude Monet; doch auch der berühmte Impressionist Claude Monet spielt eine entscheidende Rolle in Blanches Leben und in diesem autobiografischen Roman.
Im Nachwort grenzt die Autorin sauber Fiktion und Wirklichkeit voneinander ab, was mir sehr gut gefällt; ebenso ist das Schaubild der Familie und ihrer Verflechtungen am Ende sehr hilfreich, das ich einige Male zu Rate zog.

Ich muss zugeben, dass mir die Künstlerin Blanche Hoschedé, die ihre Werke auch tatsächlich nur mit ihrem Mädchennamen signierte, bisher gänzlich unbekannt war und ich habe mit großem Interesse ihre wechselhafte Lebensgeschichte verfolgt. Was für eine unglaublich starke Frau, die Unmenschliches zu leisten hatte! Aber auch über den von mir sehr geschätzten Claude habe ich viel Neues erfahren und so einiges gelernt aus den vorliegenden 400 Seiten.

DIe Autorin schreibt mit leichter Hand und entwirft ein höchst lesenswertes Porträt, das getragen wird von den vielen Bildern, deren Entstehung nicht nur beschrieben werden, sondern die dem Leser auch im Kopf entstehen. Nicht nur der Garten Monets in Giverny mit seinen riesigen Seerosenteichen und der neu entwickelte Impressionismus mit seiner Kunst, das Licht einzufangen, wird wunderschön beschrieben.
Doch neben der Kunst spielen auch die widrigen Umstände eine große Rolle und Claire Paulin entwirft ein genaues Bild der Zeit und der Gesellschaft in den Jahren von 1876 bis 1946, wobei leider auch die Zeitsprünge immer größer werden. Paulin konzentriert sich in diesem autobiografischen Roman eben auf die wichtigen Ereignisse für die Personen!

Insgesamt hat mich dieser Roman ungemein gefesselt und ich habe begierig Kapitel um Kapitel gelesen.

Nicht nur, weil ich Romane über starke Frauen liebe, bin ich begeistert von diesem Buch, für das ich fünf Sterne vergebe. Ich freue mich sehr, die bemerkenswerte Blanche entdeckt zu haben und möchte nun auch die weiteren Romane der Serie "Ikonen ihrer Zeit" lesen! Auch hoffe ich auf weitere Bücher der Autorin Claire Paulin, deren wunderbarer Schreibstil mir sehr gefallen hat.

Bewertung vom 16.06.2022
Schatten über Saint-Tropez / Conny von Klarg Bd.1
Vöhringer, Sabine

Schatten über Saint-Tropez / Conny von Klarg Bd.1


sehr gut

Die Journalistin Conny von Klarg hat eine neue Stelle bei einem Reisemagazin angetreten und ihr erster Auftrag führt sie ins mondäne Saint-Tropez, wo sie über das illustre Hotel ihrer mütterlichen Freundin Simonette Bandelieu schreiben möchte. Doch statt Pastis und Südfrankreichflair erwarten sie eine unter Mordanklage stehende und inhaftierte Simonette, schweigende Vertraute und viele Geheimnisse....

Nach ihrer erfolgreichen und sehr lesenswerten Reihe um den Kriminalisten Tom Perlinger, der mit seinem Team unterwegs auf den schönsten Plätzen und in den geheimsten Ecken Münchens ist, startet die Autorin Sabine Vöhringer nun eine neue Reihe, die ihre Leser zusammen mit der Reise-Journalistin ins mondäne Südfrankreich führt; "Schatten über Saint-Tropez" ist der Auftaktband hierzu.

Im Mittelpunkt steht nun natürlich der exklusive Ort Saint-Tropez und die stimmungsvollen Ortsbeschreibungen und zahlreichen französischen Ausdrücke schicken den Leser auf eine gedankliche Urlaubsreise nach Südfrankreich.

Sabine Vöhringer lässt ihre Protagonistin Conny eine große Anzahl an Puzzlestückchen sammeln, die lange Zeit scheinbar überhaupt nicht zusammenzupassen scheinen und nur durch die Frage um das große Geheimnis Simonettes zusammengehalten werden. Erst im letzten Drittel steigt die Spannung rasant, bevor alle offenen Fragen schlüssig und befriedigend aufgeklärt werden. Selten hatte ich so spät erst eine Idee, wie sich das Rätsel lösen könnte.

Die Figuren um Conny von Klarg sind geheimnisvoll und nicht besonders sympathisch geschildert, was den Vermutungen Vorschub leistet.
Die Themen reichen von Mord über Kunstraub, Drogen, und Vergewaltigung bis hin zu düsteren Familiengeheimnissen.

Alles in allem ist Sabine Vöhringer ein durchaus außergewöhnlicher Krimi gelungen, der seinen Leser*Innen einiges abverlangt. Ich bin gespannt auf die nächsten Erlebnisse der Journalistin in Südfrankreich.

Bewertung vom 06.06.2022
Der Strom des Lebens
Dorra, Simone;Zellner, Ingrid

Der Strom des Lebens


ausgezeichnet

Vikram Sandeep hat die Leitung seines Waisenhauses, dem "Haus des Friedens" in die Hände eines seiner Zöglinge gelegt und möchte nun seinen Lebensabend zusammen mit seiner Familie und seinem Nenn-Bruder Raja Sharma genießen, doch das Leben im krisengeschüttelten Kashmir lassen die Familie nicht zur Ruhe kommen ....

Mit der "Der Strom des Lebens" , dem siebten und finalen Band findet die Kashmir-Saga um zwei befreundete Familien und ein außergewöhnliches Waisenhaus, das "Haus des Friedens" seinen krönenden Abschluss. Der Satz "Der Fluss setzte seinen Weg zum Meer fort, ob das Rad der Mühle gebrochen ist oder nicht.." gibt eigentlich auch die Essenz dieser bemerkenswerte Reihe wieder, in dem der Strom des Lebens von keinem Ereignis, sei es noch so schön oder furchtbar, unterbrochen wird - es geht immer weiter!

Da auch dieser Band anfangs wieder eine geschickte kurze Zusammenfassung der bisherigen Ereignisse in die aktuelle Handlung beinhaltet und es ein umfassendes Personenverzeichnis am Ende gibt, können auch Neueinstieger in die Serie mit diesem siebten Band der Saga etwas anfangen, doch sie verpassen die wunderbaren Geschichten aus den vorherigen Bänden.

Der flüssige Schreibstil und die hoch emotionale Geschichte zieht die Leser*Innen in ihren Bann und so sind die knapp 600 Seiten eines ungewöhnlichen Formates auch schneller gelesen, als einem lieb sein kann! Auch dieser Band strotzt nur wieder von Schönem: Liebe, Beziehungen, Freundschaften, Vertrauen und Zusammenhalt, aber auch Grausamen: Terror und Tod, Korruption und Hinterhältigkeit in der Region des Himalyas, die vor allem durch ihre Vielfältigkeit und Schönheit und leider auch Unruhen ausgezeichnet ist. Die beiden Autorinnen Simone Dorra und Ingrid Zellner scheuen sich nicht, die Probleme Kashmirs und ihre Auswirkungen auf die Bewohner zu benennen und so ist natürlich manches Drama vorprogrammiert. Trotz allem gelingt es ihnen, dabei nie ins Kitschige abzugleiten und die großen Bollywood-Schinken begegnen uns Lesern nur in den Filmen und Liedern, die die Waisenhaus-Bewohner zitieren. Die zahlreich verwendeten Bezeichnungen in den verschiedenen in Kashmir genutzten Sprachen sind in einem Anhang erklärt, so dass einiges Blättern erforderlich ist.

Im Roman wechseln sich hochspannende Passagen mit eher ruhigen, aber sehr informativen und anschaulich beschriebenen Ereignissen ab und ich bin immer wieder aufs Neue überrascht, wie die einzelnen Dramen ihre Auflösung finden - authentisch, leider nicht immer positiv.

Besonders berührt hat mich diesmal die Beschreibung der Frauenschicksale in Indien, die oftmals ausschließlich zur Produktion eines männlichen Erbens benutzt werden und unter furchtbaren Bedingungen nicht selten in den Selbstmord getrieben werden.

Die mehrdimensional angelegten Figuren lösen in den Leser*innen starke Emotionen aus und schnell hat man das Gefühl, alle persönlich zu kennen, entwickelt Vorlieben und Abneigungen. Und immer liegen Freud und Leid dicht beieinander.

Ich kann einfach nur fünf Sterne vergeben und empfehle jede*r Leser*In , sich einfach die gesamte Kashmir-Saga zu gönnen. Und ich hoffe darauf, dass dieses tolle Autorinnen Duo uns bald wieder mit einer neuen Geschichte aus fremden Landen überrascht!

Bewertung vom 06.06.2022
Der Plan - Zwei Frauen. Ein Ziel. Ein gefährliches Spiel.
Clark, Julie

Der Plan - Zwei Frauen. Ein Ziel. Ein gefährliches Spiel.


ausgezeichnet

Nachdem Megs Mutter die Villa, die sich seit Generationen im Familienbesitz befand, an einen widerlichen Betrüger verloren hat, muss Meg ums Überleben kämpfen. Durch einen Zufall erkennt sie, dass sie dabei auch Rache an den Männern ausüben kann, die arglose Frauen ausbeuten und ausnehmen - und schließlich nimmt sie denjenigen ins Visier, der ihr Leben so entscheidend beeinflusst hat. Doch dann tritt Kat in ihr Leben, die Meg für das Drama in ihrem Leben verantwortlich macht. Die Journalistin plant eine Enthüllungsstory über Megs Betrügereien - und gerät selbst in Schwierigkeiten...

Nach ihrem großartigen Debütroman legt die US-Amerikanerin Julie Clark nun ihren zweiten Spannungsroman vor, der meiner Meinung nach locker an ihr erstes Werk heranreicht!

Die Geschichte wird abswechselnd erzählt aus der Sicht der beiden Frauen Meg und Kat - und der Leser kann sich gut in ihre jeweiligen Gefühlswelten einfinden. Dabei sind beide Frauen vielseitig und durchaus authentisch ausgearbeitet, so dass es mir leicht fiel, mich mit ihnen und ihren Handlungen anzufreunden.

Durch die lebendige Schreibweise fühlte ich mich tief in die Handlung hineingezogen und konnte nicht mehr aufhören zu lesen, so dass das Buch zu einem waren Page-Turner für mich wurde.
Auch, wenn quasi von Beginn an alles auf den großen Plan hinauslief und eigentlich eindeutig war, wer hinters Licht geführt werden soll und warum, war die Handlung zu keinem Zeitpunkt vorhersehbar oder langatmig. Darüber hinaus war der große Showdown durchaus amüsant und überaus befriedigend, da nur die "Bösen" ihr Fett weg bekamen. ;)

Auf unterhaltsame Weise zeigt Julie Clark in "Der Plan" aber auch auf, wie leicht wir Menschen zu betrügen sind und welche Rolle die sozialen Medien dabei spielen - und zeigt somit auch einen gewissen Lerneffekt!

Insgesamt hat mir dieser Thriller über zwei starke Frauen, die sich gegen die Intrigen der Männerwelt - wenn auch nach einigen Umwegen - zu behaupten wissen, viel Vergnügen bereitet.

In meinen Augen ein großartiges Buch, für das ich volle fünf Sterne vergebe!