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Aarany
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Passionierte Leseratte

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Insgesamt 148 Bewertungen
Bewertung vom 11.09.2024
Reid, Ava

A Study in Drowning


gut

Düster und akademisch

Cover & Klappentext
Das Cover ist mir aufgrund seiner Farbgebung aufgefallen, die auch gut zum Buch passt. Die Einzelheiten sind sehr gelungen.
Der Klappentext klingt interessant, obwohl ich schwer einschätzen konnte, was ich zu erwarten hatte.


Meinung
Im Großen und Ganzen bin ich ein Fan der Autorin. Zwar können mich nicht alle Geschichten überzeugen, aber Idee, Plot und Setting sind stets ziemlich ansprechend. Hier verhält es sich nicht viel anders, obwohl ich arge Schwierigkeiten hatte, in die Story zu finden.

Effys größter Traum ist es, Literatur zu studieren, was Frauen jedoch nicht gestattet ist, also nimmt sie mit Architektur vorlieb. Ein Highlight bildet die Möglichkeit, das Anwesen ihres Lieblingsschriftstellers zu erhalten, da es zunehmend vom Meer verschlungen wird. Gefangen in Geschichten über den Elfenkönig, ist sie gezwungen mit Preston, einem Student, der den Nachlass sichten soll, zusammenzuarbeiten, als es zunehmend mysteriös wird.

Effy verleiht der Story zum Großteil ihre Stimme. Sie ist die Protagonistin, um die sich alles dreht. Jedoch ist sie sehr zurückhaltend, was klar in ihren Erlebnissen begründet liegt. Jedoch mit dem schwierigen Einstieg, der mich ziemlich verwirrte, dazu die übermäßig vielen Vergleiche der Autorin, machten es mir beinahe unmöglich, mit ihr warm zu werden. Es dauerte verhältnismäßig lange, mich zurechtzufinden, und noch länger, zu begreifen, was die Autorin vorhatte. Das ist sehr schade, denn die Idee hat ihren Charme.

Der Schreibstil, wenn man von den gerade zu Beginn übermäßig genutzten Vergleichen absieht, ist, wie man es von der Autorin in der Regel kennt, wunderschön. Sie hat ein unnachahmliches Gespür für Worte, die sie zu einem harmonischen Cocktail spinnt, der Bilder lebendig wirken lässt. Das Tempo ist passend zu Effy gewählt, variiert aber auch im Verlauf.

Auf diesen Roman muss man sich einlassen und viel Geduld mitbringen. Ein Fakt, der mir normalerweise mühelos gelingt. Hier jedoch scheiterte ich. So schön er auch geschrieben ist, die Story konnte bei mir nicht richtig punkten, obwohl einige Szenen beinahe den schlechten Einstieg verschmerzen ließen. Positiv zu bemerken, sind aktuelle Themen, die angesprochen werden, wie zum Beispiel Frauenrechte.


Fazit
Wer es schafft, sich auf diese zugegebenermaßen außergewöhnliche Geschichte einzulassen, der wird mit einer zurückhaltenden Protagonistin belohnt, die eine erstaunliche innere Stärke mitbringt; mit Wissenschaft, Fantasie und einem erstaunlichen Setting, abgerundet mit einem einmaligen Schreibstil. Dennoch kann ich nur drei von fünf Sternen vergeben. Aber zum Glück sind Geschmäcker verschieden.

Bewertung vom 07.09.2024
Beagle, Peter S.

Ich fürchte, Ihr habt Drachen


ausgezeichnet

Drachenherz

Cover & Klappentext
Ein interessantes Cover, was zur Story passt. Nicht nur wegen der Drachen, sondern auch aufgrund der Darstellung.
Der Klappentext war mir hier weniger wichtig, obwohl er wiedergibt, was man von dem Buch erwarten darf, denn allein das Wort Drache hat schon gereicht, um mich neugierig zu machen.

Meinung
Sicherlich kennt jeder „Das letzte Einhorn“, was mittlerweile ein Klassiker ist und von Peter S. Beagle stammt. Mit seinem neuen Werk hat er ein mindestens ebenso gutes Buch geschaffen, was umso beeindruckender ist, da der Autor schon im fortgeschrittenen Alter ist.
Aufgrund der Erzählweise wird das Leben nicht nur einer Person beleuchtet, sondern mehrerer, die innerhalb der Kapitel näher betrachtet werden.
Es geht in erster Linie um Gaius Aurelius Konstantin Heliogabalus Thrax, der sich selbst Robert nennt, die Prinzessin Cerise und Prinz Reginald. Sie bilden das Zentrum des Geschehens und haben alle eins gemeinsam. Sie sind mit dem Leben, in das sie hineingeboren wurden, und den damit einhergehenden Aufgaben, unzufrieden und wären gern jemand anders. Besonders bei Robert wird das deutlich, der von seinem Vater den Job als Drachenbekämpfer übernommen hat. Ob so klein wie Ungeziefer oder so groß wie Häuser, er nimmt sich ihrer an. Nur nicht auf die Art, auf die er es gern getan hätte. Prinz Reginald wiederum wird von seinem Vater, dem König des Nachbarreiches losgeschickt, um eine Heldentat zu vollbringen, obwohl er so gar keine Lust darauf hat und schon gar kein Held ist beziehungsweise sein will. Auf seinem Weg trifft er Prinzessin Cerise, die laut ihrer Eltern endlich unter die Haube soll. Nur hat Prinz Reginald überhaupt kein Interesse zu heiraten. Und diese drei so unterschiedlichen Personen machen sich auf, um einen Drachen zu erlegen. Einen von den großen, versteht sich.
Ich weiß nicht, was ich von dem Buch erwartet habe. Was es auch war, das war es nicht. Die Art der Sprache und Formulierungen, der Schreibstil, passen perfekt zu der Story. Der ein oder andere muss sich sicherlich darauf erst einlassen, weil man zu Beginn hin und wieder ins Stocken geraten könnte. Aber irgendwann steckt man drin, in diesem Abenteuer. Für mich steht besonders Robert im Fokus, der den Traum hat, Diener eines Prinzen zu werden. Dem aber immer wieder Drachen in die Quere kommen. Dazu seine Mutter, die der Meinung ist, er habe ein Drachenherz. Seine Wandlung war interessant mitzuerleben. Aber auch Prinz Reginald hat seine Momente. Von peinlich bis erstaunlich war alles dabei. Und Prinzessin Cerise benimmt sich nur dann wie eine Prinzessin, wenn es ihren Zielen dient. Ansonsten ist sie, zwar nicht immer, aber doch gelegentlich, einfach nur bezaubernd.
Die Entwicklung der Geschichte und das Setting sind großartig gelungen. Obwohl man aufgrund der Erzählweise außen vor steht, hat man nicht das Gefühl. Stattdessen wird mitgezogen. Man fiebert mit, schämt sich mit, freut sich mit. Einzig das Ende hat mich etwas unbefriedigt zurückgelassen, weil die Freunde von Robert, Ostvald und Elfrieda, obwohl sie zwischenzeitlich ihre eigenen Szenen hatten, etwas untergegangen sind. Aber ansonsten brilliert die Story mit erstaunlichen Satzkonstruktionen und einem erstaunlichen Schreibstil, der die Handlung zwar nicht überschattet, aber mit ihr gleichauf ist, und den Leser in eine andere Zeit und Welt entführt. Kurzum, der Autor weiß mit Worten umzugehen.

Fazit
Ein gelungenes Buch, das ich nur empfehlen kann. Überraschend, witzig, spannend, außergewöhnlich und mitreißend. Ich vergebe viereinhalb Sterne, runde aber auf fünf auf.

Bewertung vom 06.09.2024
Doom, Erin

The Tearsmith


sehr gut

Der Wolf und der Nachtfalter

Cover & Klappentext
Der funkelnde Schmetterling/Nachtfalter und der dunkle Hintergrund passen perfekt zur Geschichte. Es ist schlicht und besonders.
Der Klappentext hat mich neugierig gemacht, obwohl sich weit mehr hinter der Story verbirgt, als der kurze Text aussagt.

Meinung
Dieses Buch hat definitiv etwas Besonderes, was sich erst im Verlauf nach und nach entfaltet.
Nica kommt mit 5 Jahren ins Waisenhaus, weil ihre Eltern bei einem Unfall verstarben. Anstatt Geborgenheit und Schutz lauert dort Angst und Schrecken, verwoben mit der Geschichte des Tränenmachers. Für Nicas sanftes Wesen beinahe zu viel.
Mit 17 Jahren kommt sie zu einer Pflegefamilie, womit ihr größter Wunsch in Erfüllung geht. Wäre da nicht Rigel, jener Junge, der sie während der gesamten Zeit im Heim gepiesackt hat und ebenfalls von den Mulligans ausgewählt wird.
In dem Buch finden sich zwei Erzählperspektiven. Nica übernimmt dabei den Hauptanteil der Sichtweise als Ich-Erzähler und Rigel den restlichen Part in Form des personalen Erzählers.
Es war für mich anfangs ein wenig schwierig, einen Zugang zu Nica zu finden. Mit ihren 17 Jahren hat sie viel von ihrem kindlichen Wesen behalten, was auch gewollt war und begründet wurde. Ihre Andersartigkeit, die Naivität, das sanfte Wesen erschwerten mir den Zugang. Worin ich mich wiedererkannte, war ihre Liebe selbst zu den kleinsten Lebewesen. Auch als kleines Mädchen und sogar noch heute rette ich von der Wespe bis zum Spatzenküken oder Krähenaltvogel alles, was mir unterkommt. Ich kann nicht anders. Allerdings war ich nie so kopflos wie Nica. Ich habe mich dabei nie in Gefahr gebracht und wurde deswegen auch weder gestochen, gebissen noch gekratzt. Trotzdem ist ihr Charakter mit viel Liebe zum Detail gezeichnet worden. Sie wächst aufgrund ihres reinen Herzens selbst den Hartgesottensten ans Herz. Rigel hingegen ist anders. Wenn Nica das Licht ist, ist er die Dunkelheit. Von ihm geht immer eine gewisse Gefahr aus, was der Geschichte eine düstere Note verleiht, die sich aber nicht durch das ganze Buch zieht. Es zeigt sich immer wieder Licht in Form von Hoffnung. Diese Mischung hat mich gefesselt und gewissermaßen fasziniert.
Der Schreibstil ist flüssig und angenehm zu lesen, aber bei Weitem noch nicht ausgereift. Ich sehe da noch viel Potenzial nach oben. Aber das wichtigste Talent bringt die Autorin mit, und zwar Emotionen zu transportieren. Eine Geschichte kann noch so gut ausformuliert sein. Wenn die Gefühle fehlen, ist es nicht mehr als eine leere Hülle.
Im Verlauf gab es einige Szenen, die mich zutiefst berührt haben.
Das Tempo ist im Grunde recht gemächlich. Es wurde viel ins Detail gegangen. Doch auch das birgt einen gewissen Zauber, denn die Story wirkt keineswegs langatmig. So verliert man sich nach und nach in der Geschichte, ohne es richtig zu bemerken. Kombiniert mit kleinen Besonderheiten, den Nebencharakteren, die keineswegs farblos sind, schaut man nicht einfach nur von außen zu, sondern ist mittendrin.
So schön die Geschichte auch ist, gibt es doch einen Punkt, der mich persönlich etwas gestört hat. Und das war Rigels Sicht. Sie zeichnet sich durch viele Wiederholungen aus, was ich als überflüssig erachte. Seine Gedanken, um sein Wesen zu erfassen, waren zu einem Teil wichtig, aber viele ließen sich schon zuvor selbst einordnen und erkennen. Besonders gilt das für die Szene, in der alles, was zuvor passiert ist, im Schnelldurchlauf aus seiner Sicht erklärt wurde. Das brachte mir keine neuen Erkenntnisse.
Die Annäherung zwischen Nica und Rigel wiederum war besonders und hat mir sehr gefallen. In allen Situationen, in denen es etwas gab, was Nica viel bedeutete, sah man eine Stärke in ihr, die man ihr sonst nie zugetraut hätte. Und diese Stärke ist es auch, die ihr den Zugang zu Rigel gewährt. Einem jungen Mann, der sich derart abgeschottet hat, dass er bis auf Wut kaum etwas empfindet. Und so gebrochen die beiden auch sind, es geht keineswegs darum, dass sie sich ändern, um zu zusammenzufinden, sondern darum, den anderen so zu nehmen, wie er ist. Und ist das nicht das, was jeder sich für sich selbst erhofft? Den Einen zu finden, der alles an einem liebt? Jede Unzulänglichkeit, jeden Fehler, keine Eigenheit. Weil es das ist, was uns ausmacht.
Auszug aus The Tearsmith von Erin Doom:
Mit der Zeit werden unsere Unvollkommenheiten miteinander verschmelzen, und es wird etwas Schönes daraus entstehen.

Fazit
Ein Roman, der zeigt, dass die wahre Liebe auch Stärke erfordert. Ein Roman, der von seinen Emotionen lebt. Ein Roman, der mit Sicherheit jeden berührt und so besonders ist, dass er heraussticht. Emotional. Überraschend. Tiefgründig. Ich vergebe vier von fünf Sternen und eine klare Leseempfehlung.

Bewertung vom 02.09.2024
Kehribar, Beril

Das verratene Herz / Empire of Sins and Souls Bd.1


sehr gut

Bereue deine Sünden

Cover & Klappentext
Das Cover ist recht einfach gehalten, hat aber dennoch etwas. Mir gefällt es, obwohl es die Düsternis, die dieses Buch ausstrahlt, nicht wiedergibt. Von der Farbgebung passen die Cover der weiteren Bände besser. Vielleicht symbolisiert es aber auch die Veränderung der Hauptprotagonistin, die sich in Band zwei und drei weitere Sünden auferlegt. Das ist aber nur eine Vermutung.
Der Klappentext macht definitiv neugierig, keine Frage. Obwohl es diverse Bücher gibt, die sich in etwa mit dem Thema beschäftigen, kann es mich immer noch mitreißen. Zudem war es mein erstes Buch der Autorin, weshalb die Eindrücke variieren.

Meinung
Zoé Durand ist eine Sünderin, die nach ihrer Hinrichtung in Xanthia landet, dem Vorort vor den Toren der Hölle. Schafft sie es, für Graf Alexej drei Relikte zu beschaffen, darf sie auf die Erde zurückkehren. Nichts wünscht sich Zoé mehr, wäre da nicht die intensive Anziehung zu dem Grafen. Und was hat es mit Prinz Kaspar auf sich, vor dem sich alle zu fürchten scheinen?
Dank des Prologs wird man quasi mitten ins Geschehen geworfen und bekommt vorerst einen kleinen Eindruck der Hauptprotagonistin. Dennoch dauert es etwas, sie komplett einschätzen zu können. Zoé verleiht zumindest dem ersten Band ihre Stimme, bis auf ein kleines Kapitel. Die Autorin beschreibt sehr anschaulich und plastisch ihr Leben. Dabei wird nichts beschönigt, weshalb ich empfehle, die Triggerwarnung dringend zu beachten. Das Buch ist nichts für Zartbesaitete. Ich persönlich mag genau das, weil dadurch alles eindringlicher wirkt.
Die Story löst aufgrund ihrer Düsternis eine Schwere aus, die mir zeitweise etwas zu schaffen machte. Es war, als befände man sich in einem undurchdringlichen Nebel, der in der Schwärze der Nacht nur wenig Licht zuließ. Dennoch hat mich der Großteil gefesselt. Erst im Verlauf zog sich Zoés Leben in Xanthia gefühlt in die Länge, da sich vieles wiederholte. Insbesondere ihre Gefühle wurden meines Erachtens nach immer wieder gleich dargestellt, was nicht dazu betrug, sie zu empfinden. Manchmal sind es die Kleinigkeiten, die bewegen.
Zoé ist gut gelungen. Sie ist nicht die geborene Heldin. Ihr Leben war geprägt von Missbrauch und Gewalt. Schlimmeres erwartet sie, wenn sie es nicht schafft, die Relikte zu beschaffen. Deswegen und weil sie sich um ihre Mutter sorgt, geht sie auf den Pakt überhaupt ein. Ihr Ziel ist es, schnell aus Xanthia zu verschwinden, schließlich werden Kinder schon mit Horrorgeschichten über diesen Ort verängstigt. Wie im Leben lässt sie sich manipulieren. Erst zum Ende hin wird eine gewisse Entwicklung deutlich.
Die Autorin setzt weniger auf einen großen Höhepunkt, sondern auf kleine Spannungsspitzen, die sich durch die Story ziehen. Damit gelingt es ihr, den Leser zu fesseln und einen Ausgleich zu den langatmigen Szenen zu finden. Der Schreibstil gefällt mir ausnehmend gut. Er ist flüssig und trägt den Inhalt, anstatt ihn mit komplizierten Satzstrukturen zu überlagern.
Das Ende ist etwas unbefriedigend, was einen ungeduldiger Band zwei herbeisehnen lässt.


Fazit
Obwohl es mein erstes Buch der Autorin war und man dabei immer nicht so genau weiß, worauf man sich einlässt, hat sie in mir einen neuen Leser gewonnen. Die Story unterhält und versucht, eine enorme Tiefe zu generieren, die leider nicht immer gelingt. Vielleicht klappt das in den beiden Folgebänden besser. Dennoch wurde ich gefesselt. Ich vergebe vier von fünf Sternen und eine klare Leseempfehlung.

Bewertung vom 01.09.2024
Johnson, Abigail

Even If I fall


sehr gut

Emotional und tiefgründig


Cover & Klappentext
Aufgrund der Farben ist das Cover definitiv sehr auffällig. Allerdings muss man schon genau hinschauen, um Parallelen zum Inhalt zu entdecken. Der Klappentext war für mich der ausschlaggebende Punkt, das Buch zu lesen, da mir die Autorin weitestgehend unbekannt war.



Meinung
Abigail Johnson hat hier einen wunderbaren Roman erschaffen, der in puncto Emotionalität seinesgleichen sucht.

Nichts ist mehr, wie es war, als Jason, Brookes älterer Bruder wegen des Mordes an seinem besten Freund Cal verurteilt wird. Brooke kann es nicht glauben, denn das kann unmöglich wahr sein, aber Jason gesteht seine Tat. Die Familie droht zu zerbrechen. Das Leben in der Kleinstadt wird zur Tortur. Brookes einziger Lichtblick ist das Eiskunstlaufen. Bis sie Heath begegnet – Cals jüngeren Bruder.

Das ist eine beeindruckende Idee, die aber schwierig umzusetzen ist, eben weil das Thema einen Nerv trifft. Aber der Autorin ist es wirklich gut gelungen. Aus der Sicht von Brooke erfährt der Leser, inwieweit ihr Leben sich verändert hat. Es wirkt wie eine Mischung aus vor der Tat und nach der Tat und Brooke steckt mittendrin.
Zwar hatte ich am Anfang meine Schwierigkeiten, in die Story zu finden, obwohl es recht locker beginnt, aber das wurde schnell besser, als ich die Begebenheiten realisierte. Viele Erklärungen, die aber für die Story notwendig sind, sorgen insbesondere zu Beginn für ein paar gezogene Szenen. Das liegt auch daran, dass man erst eine Verbindung zur Hauptprotagonistin herstellen muss, denn bis auf Brookes Freundin Maggie, die von allem nichts weiß, weil sie neu in die Kleinstadt gezogen ist, wirken alle Nebencharaktere sehr blass. Allerdings bin ich der Meinung, dass dies gewollt ist. Das betrifft auch Heath, der im Lauf der Geschichte immer mehr Handlung einnimmt. Was anfänglich noch nachvollziehbar ist und sich nach und nach ändern sollte, bleibt leider bestehen. Heath konnte ich kaum greifen. Er blieb blass und farblos.

Wenn ein Familienmitglied so eine unfassbare Tat begeht, ist es schon schwer genug, es zu realisieren. Wenn es überhaupt gelingt. Aber das Ganze in einer Kleinstadt spielen zu lassen, sorgt für zusätzliche Dramatik. Jeder kennt jeden. Und obwohl Jason für alle der Schuldige ist – ein Umstand, den Brooke nicht glauben will und kann –, lassen die Einwohner die Familie fühlen, als wären sie mitschuldig. Haben Brookes Eltern in der Erziehung versagt? Sind die beiden Töchter ebenso tickende Zeitbomben? Begehen sie den nächsten Mord?

Als sie Heath begegnet, wird es noch komplizierter. Sie beide betrauern den Verlust des großen Bruders. Auf der einen Seite müssten sie Feinde sein, aber auf der anderen Seite machen sie Ähnliches durch. Er hat seinen Bruder verloren, weil er ihm genommen wurde. Sie hat ihren Bruder aufgrund seiner Tat und der Haft verloren. Der Fokus liegt auf beiden, weil die Anwohner der Kleinstadt ihn förmlich mit Mitleid überschütten. Sie hingegen wird mit Ablehnung und Abscheu konfrontiert. Deshalb treffen sie sich heimlich, denn niemand würde es verstehen. Aus Misstrauen wird Zuneigung. Ein Prozess, der schön dargestellt wurde, aber noch intensiver hätte gestaltet werden können, da die Gefühle beider zum Schluss für mich zu plötzlich kamen.

Der Schreibstil ist angenehm zu lesen. Geschmeidig, mit einem langsamen Tempo, das phasenweise etwas an Fahrt aufnimmt, aber doch ruhig bleibt. Die Autorin neigt teilweise zu Schachtelsätzen und interessanten Vergleichen, aber es hält sich in Grenzen. Ansonsten muss man sich nicht durch eine komplizierte Wort-Akrobatik kämpfen.

Alles in allem vermag das Buch, den Leser in seinen Bann zu ziehen, auch wenn es bei mir ein wenig gedauert hat. Nicht zuletzt wegen der hohen Emotionalität und Tiefgründigkeit, die den Leser beklommen zurücklässt.



Fazit
Eine außergewöhnliche Geschichte mit dem berühmt-berüchtigten Nachhall. Zwar gibt es kleinere Schwächen, aber das Thema wurde sensibel umgesetzt. Ich vergebe vier von fünf Sternen und eine klare Leseempfehlung.

Bewertung vom 01.09.2024
Robyn, Carly

Drive Me Crazy / Drive Me Bd.1


sehr gut

Witzig, unterhaltsam, gut

Cover & Klappentext
Das Cover spricht mich nicht an, da es doch sehr an Chick lit erinnert, was mir in der Regel zu einfach gestrickt und zu seicht ist. Aber der Klappentext hat mich neugierig gemacht, wobei ich nicht allzu viel erwartet habe.

Meinung
Geschrieben aus der Sicht der beiden Hauptprotagonisten Ella und Blake besticht diese Story durch viel Wortwitz.

Ella bekommt das Angebot, die Biografie von Formel 1-Weltmeister Blake Hollis zu schreiben, und begleitet ihn dafür rund um die Welt. Während anfangs noch die Fetzen fliegen, kommen sich beide langsam näher.

Wie schon erwähnt, habe ich nicht allzu viel erwartet, wurde aber positiv überrascht. Ella ist ausnehmend sympathisch und unglaublich schlagfertig. Ihre witzige Art, auf jeden Spruch zu kontern, zieht sich durch das gesamte Buch und sorgt für einen hohen Unterhaltungswert. Aber auch Blake hat sich schnell in mein Herz geschlichen. So abweisend er anfangs war, zeigt sich doch recht schnell, dass deutlich mehr in ihm steckt.

Der Schreibstil ist locker und leicht, passend zur Story; das Setting variiert. Während beide um die Welt reisen, werden auch ein paar nette Beschreibungen der Orte eingestreut, die ein wenig das Fernweh locken, ohne übermäßig ins Detail zu gehen. Der Fokus liegt klar auf der Beziehung zwischen Ella und Blake, die zu Beginn doch sehr unterkühlt ist. Aber auch die Nebencharaktere sind alles andere als farblos. Deshalb denke ich zu wissen, um wen es sich im nächsten Band handelt..
Natürlich ist klar, wohin die Reise geht. Bei dieser Art von Story weiß man das im Vorfeld, was leider auch eine große Vorhersehbarkeit birgt. Dennoch wurde ich mitgerissen, weil Ella und Blake einfach matchen und diverse Geschehnisse eine gewisse Tiefe generieren. Dazu möchte ich empfehlen, die Triggerwarnung zu lesen.

Das Tempo ist angenehm, im Grunde genau richtig. Und obwohl die Geschichte eigentlich stimmig ist, ist es genau diese Vorhersehbarkeit, die mich etwas stört. Auch wenn es sich um eine Romanze handelt, die meistens genau dieses Problem beinhaltet, gibt es die Möglichkeit, abweichend vom roten Faden, Kleinigkeiten einzubauen, die überraschen. Das hat mir hier gefehlt.

Auszug aus Drive Me Crazy von Carly Robyn:
»Ich bin süchtig nach dir, Baby«, murmle ich dicht an ihrem Hals. »Wie du schmeckst, wie du dich anhörst, wie du dich anfühlst.«
»Ich auch.« Ella presst ihre Stirn auf meine. »Sollten wir einen Entzug machen?«
»Nein!« Ich lache. »Verflufft, nein.«

Fazit
Eine tolle Story, um dem Alltag zu entfliehen. Sie ist humorvoll und unterhaltsam, ohne oberflächlich zu wirken. Von mir gibt es vier von fünf Sternen und eine Leseempfehlung.

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Bewertung vom 01.09.2024
Weiler, Rebekka

Somebody to Hold / Northern Hearts Bd.2


ausgezeichnet

Unterwasser- und Waldschreien

Cover & Klappentext
Im Gegensatz zu Band eins ist dieses Cover hier deutlich düsterer gestaltet. Es ist zwar hübsch, hat aber eher weniger mit dem Buch zu tun.
Gerade diejenigen, die den ersten Teil gelesen haben, dürften schon einen gewissen Bezug zu Lene haben. Sie kennen den Schreibstil der Autorin. Wissen, was sie erwartet. Deshalb ist der Klappentext für jene vermutlich eher zu vernachlässigen. Für alle anderen: Er trifft den Inhalt perfekt.
Zur Info: Es ist nicht notwendig, den ersten Band gelesen zu haben, um sich in der Geschichte zurechtzufinden. Man wird mit allen notwendigen Informationen im Vorfeld versorgt.

Meinung
Statt sich mit dem Tod ihres Drillingsbruders Henrik auseinanderzusetzen, lenkt Lene sich ab. Sie verbringt den Großteil ihrer Zeit im Kletterpark, wo sie Fin kennenlernt, der versucht, seine Höhenangst zu besiegen.
So leicht sich alles am Anfang auch anfühlen mag, beide müssen sich irgendwann ihrer Vergangenheit stellen, denn auch Fin hat sein Päckchen zu tragen.
Die Sichtweise werden abwechselnd von Fin und Lene bestritten.
Die Autorin schafft es, mit leisen Worten beide Protagonisten dem Leser näherzubringen. Dadurch werden auch viele Emotionen aufgebaut. Allerdings birgt das gemächliche Tempo auch das Risiko, dass langatmige Szenen entstehen. Was hier hin und wieder der Fall war. Jedoch sorgten kleinere Spannungsspitzen, verteilt über die Geschichte, für einen gewissen Kick.
Besonders angenehm war hier das Setting. Norwegen hat es mir wirklich angetan. Der Schreibstil ist einfach nur wunderschön. Er passt zum Inhalt, trägt diese leisen Töne. Vergleichbar mit Musik erinnert er hier an einen plätschernden Gebirgsbach.
Diese Story bietet viele kleine Besonderheiten, was die Protagonisten umso realistischer erscheinen lässt. Und obwohl der Schwerpunkt auf der Trauerbewältigung liegt, was wohl an niemandem spurlos vorbeigeht, fühlt man sich nicht allein. Als würde man an die Hand genommen und fest umarmt werden. Denn mit Verlusten muss man sich auseinandersetzen, sonst fressen einen Trauer, Wut und Frust auf.
Es gibt einige Triggerpunkte, die beachtet werden sollten.
Trotz des schweren Themas gibt es aber auch Licht am Horizont. Die Romanze zwischen Fin und Lene gibt Hoffnung. Sie geben sich die Kraft, um weiterzumachen. Aber ist sie genug, um die Schatten der Vergangenheit hinter sich zu lassen?

Fazit
Eine besondere Geschichte (#Ravensburger Verlag), die einen tief berührt, aber auch Hoffnung spendet. Ein eindrucksvolles Setting und ein großartiger Schreibstil runden das Ganze ab. Für all jene, die die Natur lieben, realistische Geschichten mögen, die sich langsam aufbauen und durch leise Töne bestechen, anstatt durch die Handlung zu hetzen. Ich vergebe viereinhalb von fünf Sternen, runde aber auf fünf auf.

Bewertung vom 30.08.2024
Nagel, Mela

Die geheime Maske / Stadt aus Wasser und Licht Bd.2


sehr gut

Rasante Fortsetzung

Cover & Klappentext
Das Cover ist mit dem ersten Teil identisch. Einzig die Farbgebung ist eine andere. Dadurch gefällt es mir besser. Das Düstere, was aufgrund dessen mitschwingt, passt zur Handlung.
Der Klappentext war für mich eher zweitrangig, da mich Band eins fasziniert hat. Ich wollte wissen, wie es mit Anola weitergeht. Ob es ihr gelingt, Venedig zu retten.

Meinung
Wie schon in Band eins leiht Anola dieser Story ihre Stimme. Ohne eine Zusammenfassung geht es rasant weiter. Und ich meine rasant. Das Tempo, was hier vorgelegt wird, ist unglaublich. Man rauscht geradezu durch die Seiten.
Da der erste Teil im März diesen Jahres erschien, hatte ich anfangs ein paar Schwierigkeiten, mitzuhalten. Vieles vergisst man über die Zeit. Aber es dauerte nicht lange und ich fieberte wieder mit.
Während Anola versucht, mehr über ihre Fähigkeiten herauszufinden – sie zu trainieren und Venedig zu retten, schlägt ihr Herz nicht nur in Darios Nähe schneller, sondern auch in Lucas. Natürlich kann sie nicht anders, als sich wieder und wieder in Gefahr zu begeben.
Anolas weiche Seite, immer allen helfen zu wollen und im Grunde an das Gute im Menschen zu glauben, lässt sie gelegentlich etwas naiv wirken. Aber genau das macht sie sympathisch. Es sollte mehr Personen geben, die so denken. Für mich ist das etwas Positives. Denn genau diese Art bringt sie weiter. Gleichzeitig ist sie unglaublich mächtig und bringt eine Stärke mit, die sie nicht aufgeben lässt. Natürlich ist auch in diesem Teil Cara immer an ihrer Seite. Sie ist nach wie vor eine meiner Lieblingscharaktere.
Das Verhältnis zu ihrem Halbbruder wird hier auch noch mal intensiver thematisiert. Hält man Marco zuvor noch für einen Prinzipienreiter, hat man hier zum Teil Verständnis für ihn. Die zwischenmenschlichen Verwicklungen und Beziehungen sind der Autorin unglaublich gut gelungen.
Wie schon in Band eins holpert es anfangs, bedingt durch nicht ausformulierte Sätze. Das ist ein Mittel, um etwas nachdrücklich zu verdeutlichen oder abzukürzen, aber wenn es überhandnimmt, wird man unter Umständen aus dem Lesefluss gerissen. Das ist hier auch durch einzelne Worte geschehen, die für mich keinen Bezug zur Szene darstellten. Zum Glück ließ das im Verlauf nach.
Wie schon erwähnt, ist das Tempo der Geschichte sehr rasant. Und dabei bleibt es. Damit hält man zwar die Spannung oben, aber andere Emotionen können untergehen. Das war hier teilweise der Fall. Des Weiteren war der rote Faden der Story vorhersehbar. Trotzdem gab es unvorhersehbare Nebenszenen, die die Intensität der Spannung noch mal erhöhten.
Insgesamt ist der zweite Teil wirklich gelungen, wobei ich davon ausgehe, dass es noch einen weiteren Band geben wird, denn es sind noch einige Punkte offen. Zwischenzeitig konnte ich das Buch nicht aus der Hand legen und fieberte mit den ganzen lieb gewonnenen Charakteren mit – alles verwoben in ein fantastisches Setting.

Fazit
Wer Fantasy mit einer starken, durchsetzungsfähigen Hauptprotagonistin, die keineswegs hart und abgebrüht ist, liebt; wer ein außergewöhnliches Setting bevorzugt und eine spannende Handlung mit Magie und Liebe, der ist hier genau richtig.
Die Autorin konnte mich in diesem Band mehr von sich überzeugen, deshalb gibt es einen Stern mehr. Damit sind es vier von fünf Sternen.

Bewertung vom 30.08.2024
Young, Adrienne

Der Gesang des Wassers / Fable Bd.1


ausgezeichnet

Das Flüstern der Steine

Cover & Klappentext
Normalerweise mag ich Cover mit Models nicht sonderlich, weil man sich die Hauptprotagonisten ohnehin immer anders vorstellt. Hier aber passt es. Nicht zuletzt, weil es für mich Fable verkörpert.
Der Klappentext hat mich neugierig gemacht. Einerseits, weil ich schon ein Buch der Autorin gelesen habe, was mir in Erinnerung geblieben ist. Andererseits, weil mich Geschichten, die überwiegend auf See spielen, magisch anziehen.

Meinung
Die Autorin hat schon einige Bücher veröffentlicht. Aufgefallen ist sie mir mit „Das Herz der Kämpferin“. Das, meines Wissens nach, einzige Buch, neben „Fable“, was ins Deutsche übersetzt wurde. Schon damals ist mir ihr roher, ungeschönter Schreibstil aufgefallen, der alles authentischer wirken lässt. Zudem scheint sie einen Hang zu starken, durchsetzungsfähigen Protagonistinnen zu haben.
Fable, die von ihrem Vater auf einer abgelegenen Insel ausgesetzt wurde, verdingt sich als Schürferin. Dazu baut sie an den Riffen Pyrum ab, um es zu verkaufen. Ihr Ziel ist es, genug zu verdienen, um endlich Jeval verlassen zu können und ihren rechtmäßigen Platz an der Seite ihres Vaters anzunehmen. Sie schafft es auf der Marigold anzuheuern, ein kleines Handelsschiff, dessen Kapitän mehr verbirgt als offenbart.
Einzig Fable verleiht der Geschichte ihre Stimme. So hat man die Möglichkeit, sie intensiv kennenzulernen. Gleichzeitig bleiben die anderen Charaktere gewissermaßen im Schatten. Geheimnisse bleiben gewahrt.
Fable wurde toll angelegt. Sie brauchte vier Jahre, um Jeval zu verlassen, konnte sich aber behaupten, obwohl sie noch so jung war. Das Leben auf Handelsschiffen ist ihr nicht unbekannt. Im Grunde kennt sie nichts anderes. Ihr Wille, ihr Frust, ihr Mut, aber auch ihre Angst treiben sie voran. Und obwohl es beim Leben auf See in vielerlei Hinsicht immer nur um das Überleben geht, sei es, den Stürmen zu trotzen oder genügend Geld zu machen, wünscht sich Fable etwas anderes. Nach außen hin mag sie hart und zäh erscheinen, doch ihren weichen Kern konnte sie bewahren.
Fable ist vielschichtig dargestellt und wirkt pur. Man kann sich gut in sie hineinversetzen. Zwar habe ich manchmal Schwierigkeiten mit weiblichen Hauptprotagonisten, aber mit Fable fühlte ich mich sofort verbunden. Dazu trug auch der leichte Einstieg in das Buch bei.
Die anderen Charaktere, insbesondere West, bleiben lange nebulös, was aber gewollt ist. Ein Grund, warum man sich an die Geschichte gefesselt fühlt. Doch es gibt diverse Punkte, warum man das Buch nicht aus der Hand legen kann. Es ist die latent unterschwellige Spannung, die hin und wieder hochkocht. Es ist das Tempo, was in perfektem Maß variiert. Es sind die Wendungen, die immer überraschen. Es ist die Annäherung zwischen Fable und West. Es sind die Gegensätze, der Ausgleich zwischen der Härte und dem Weichen, dem rauen Leben auf See mit Liebe und Familie.

Fazit
Es gibt Bücher, die will man sich einteilen. Man versucht, langsamer zu lesen, um länger etwas davon zu haben, aber es gelingt nicht. „Fable – Der Gesang des Wassers“ ist so eine Buch. Wobei hier erwähnt werden sollte, dass es noch einen zweiten Band gibt, den ich sehnsüchtig erwarte. Gleichzeitig hoffe ich, dass noch mehr Bücher der Autorin übersetzt werden.
Ich vergebe fünf von fünf Sternen und eine klare Leseempfehlung.

Bewertung vom 29.08.2024
Armstrong, Kate J.

Der Kuss der Nachtigall / Nightbirds Bd.1


sehr gut

Veränderungen

Cover & Klappentext
Das Cover ist recht einfach gehalten, aber dennoch oder gerade deshalb ein Blickfang.
Der Klappentext wiederum hat für mich den Ausschlag gegeben, das Buch zu lesen, weil es nach etwas Neuem klingt, kombiniert mit bekannten Dingen.

Meinung
Der Anfang des Buches gestaltete sich für mich recht schwierig, was den vielen Sichtweisen geschuldet ist, aber auch dem gemächlichen Start. Natürlich gibt dieses gedrosselte Tempo dem Leser die Möglichkeit, sich erst einmal zurechtzufinden. Allerdings empfand ich einige Sichtweisen als überflüssig. Meines Erachtens nach hätte es gereicht, einzig die Nightbirds zu Wort kommen zu lassen.
Geschützt von den hohen Häusern, teilen Matilde, Sayer und Æsa heimlich ihre Magie mit einer ausgewählte Klientel durch einen Kuss, weil jegliche besondere Fähigkeiten in Simta verboten sind. Trotzdem wird ein Anschlag auf sie verübt, weshalb sie gezwungen sind, in den Untergrund zu flüchten, wo sie vor mehr Fragen als Antworten stehen.
Die Idee hat mir sehr gefallen. Nach dem langsamen Anfang nahm die Story nach und nach an Fahrt auf und glänzte mit unvorhersehbaren Wendungen. Im Fokus stehen die Nightbirds, die aus unterschiedlichen Schichten kommen und auch mit ihrer Magie unterschiedlich umgehen. Sie werden entweder als wertvolles Gut betrachtet oder als Hexen.
Der Schreibstil ist sehr angenehm zu lesen. Er variiert etwas je nach Sichtweise. Von fließend bis kantig und weich. Er spiegelt das Wesen von Matilde, Sayer und Æsa wider. Das ist wirklich toll gelungen.
Der Plot ist gut durchdacht und hebt die Veränderung und Entwicklung der Mädchen hervor. Im Prinzip zeigt das Buch, dass man sich Veränderungen nicht widersetzen sollte und kann, denn sie sind unvermeidbar und gehören zum Leben dazu.
Die Nightbirds wurden sehr facettenreich dargestellt, weswegen man sich gut mit ihnen identifizieren konnte. Aber auch Randfiguren wirkten nicht immer nur blass. Alles in allem war es sehr ausgewogen.
Da es sich hier um den ersten Band handelt, ist das Ende etwas unbefriedigend, lässt den Leser aber ahnen, wohin die Reise geht. Ich bin sehr gespannt.

Fazit
Die Autorin hat zwar eine neue Welt erschaffen, die aber an Zeiten der Prohibition angelehnt ist, nur dass es hier weniger um Alkohol, sondern um Magie geht. Mit ihrem angenehmen Schreibstil verführt und entführt sie den Leser, bis man sich der Geschichte komplett hingibt. Ich vergebe vier von fünf Sternen und eine klare Leseempfehlung.
@ravensburgerbuecher