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Glueckskinderbuch.de

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Insgesamt 143 Bewertungen
Bewertung vom 04.10.2021
Fleming, Lucy

Ella und der Funkelzauber


ausgezeichnet

In einer kleinen Höhle im Stamm der alten Eiche lebt Ella Funkelfalter. Ihre mottengleichen Flügel sind so empfindlich, dass Ella sie nicht der Sonne aussetzen darf. Und dabei ist es doch ihr allersehnlichster Wunsch, einmal den beginnenden Tag und die aufgehende Sonne zu sehen. Stattdessen sammelt sie des Nachts, wenn der Mond hell am Himmel steht, jedes kleine Licht, das sie finden kann und schenkt es denen, die Hilfe brauchen, um den rechten Weg zu finden, oder die sich vor der Dunkelheit fürchten. Die dankbaren Tiere des Waldes möchten Ella etwas von dem Licht zurückgeben, welches sie jede Nacht unermüdlich verteilt. Wird sie sich über die Überraschung freuen?

Dieses zauberhafte Kinderbuch der Britin Lucy Fleming ist der Inbegriff eines wunderschönen Bilderbuchs. Bereits das Titelbild funkelt einem entgegen und man kann sich gar nicht daran sattsehen. Und auch der Inhalt lässt das Herz eines jeden Menschen aufleuchten. Lucy Flemings Illustrationen sind einmalig schön. Auf jeder Buchseite findet sich ein Kunstwerk, in dem man sich verlieren kann, und das einem ein funkelzauber-gemütliches Gefühl verleiht. Kleine Details der Waldbewohner erwärmen das Herz. Das Buch wird ab 4 Jahren empfohlen, doch ich bin mir sicher, dass auch jüngere Kinder es lieben werden, die Bilder anzusehen. Der Illustratorin und Autorin Lucy Fleming folge ich übrigens schon einige Jahre auf ihrem Instagram Profil. Es lohnt sich! :)

Neben der Botschaft der Nächstenliebe, des Zusammenhalts und der Freundschaft, ist die Geschichte eine große Hilfe für Kinder, die sich vor der Dunkelheit fürchten. Das Mantra oder der Mutmachspruch, den Ella stets beim Lichtverteilen aufsagt, wird ihnen Kraft geben:

"Wenn du einmal im Dunkeln bangst:
Mein Funkelzauber nimmt die Angst!"

Wie Ella, die aus einem kleinen Beutelchen das gesammelte Licht verteilt, könnte man mit Kindern etwas Ähnliches basteln, um ihnen symbolisch Kraft und Licht zur Seite zu stellen. So könnte man mit ihnen auf einem Mondschein-Spaziergang in der Dämmerung Dinge sammeln, die hell leuchten (weiße Steine o.ä.) und sie dann in ein kleines Glas neben das Bett stellen oder in ein Täschchen packen, vielleicht noch mit etwas Glitzer überzogen.

Dieses magisch-traumhafte Buch passt perfekt in die dunkle Jahreszeit, die gerade wieder beginnt und eignet sich ausgezeichnet als Gutenachtgeschichte. Es ist ein bezaubernd schönes Bilderbuch für alle, die etwas Licht in ihrem Leben brauchen und für alle, die die Welt heller machen.

Bewertung vom 02.10.2021
Siebold, Maike

Karline und der Flaschengarten


ausgezeichnet

Die elfjährige Karline und ihr Vater sind ein eingespieltes Team. Doch seit kurzem gibt es noch eine neue Frau in Papas Leben – Arve. Karline hat Sorge, dass Arve den Platz ihrer Mutter einnehmen möchte und denkt an all die bösen Stiefmütter in Märchen. Zum Glück entdeckt sie gemeinsam mit ihren Freunden Grete und Lucas einen versteckten japanischen Garten auf einem verlassenen Fabrikgelände. Dort verbringen die Kinder sehr viel Zeit, hegen und pflegen den Garten, freunden sich mit Imad, einem Jungen aus dem Iran, an und genießen die gemeinsame Zeit in ihrem Rückzugsort. Doch das geliebte grüne Paradies des Vierergespanns droht, einer Tankstelle weichen zu müssen. Wird es den vier Freunden gelingen, ihren Garten zu retten?

Die Autorin Maike Siebold schreibt nah an der Lebenswelt der Zielgruppe und zeichnet ihre Figuren sehr sympathisch und authentisch. Mit Leichtigkeit und ohne pädagogisch belehren zu wollen, lässt sie auch schwierige Themen unserer Zeit in die Handlung mit einfließen (Patchworkfamilien, Alltag von Flüchtlingen, Bewahrung der Natur).
Neben dem leichten, bildhaften Schreibstil und der lebensnahen Handlung, bei der man sich als Leser richtig wie mitten drin fühlt, gibt es noch sehr viel mehr, was mir an diesem Buch gefällt. Zum Beispiel Karlines Onkel Tom, der sie immer nach unterschiedlichen Figuren der Kinderliteratur nennt, die zur jeweiligen Situation passen, und der stets gute Laune zu haben scheint. Oder die klugen Lebensweisheiten, die immer wieder geschickt von der Autorin in die Geschichte eingewebt werden.

Der Leser lernt spielerisch sehr viel über japanische Gärten und buddhistische Gelassenheit, aber auch über Gärtnern und dessen beruhigende und erdende Wirkung auf uns Menschen allgemein. Das Buch weckt die Lust, selbst einen Garten oder mindestens einen Balkonkasten anzulegen. Ich bin dankbar, dass die Autorin nicht unerwähnt lässt, dass "Unkräuter" keine UN-Kräuter sondern Wildkräuter sind. Ergänzen möchte ich, dass viele der Wildkräuter, die immer noch gemeinhin von vielen als "Unkräuter" bezeichnet werden, sogar kraftvolle Heilkräuter für Mensch und Tier sind.

Auch erfahren wir, was ein Flaschengarten ist und am Ende des Buches gibt es sogar eine Anleitung, um solch einen selbst zu basteln. Auf dem schönen naturgrünen Titelbild von Kai Schüttler könnt ihr Karlines Flaschengarten sehen, den sie geschenkt bekommt. Seine schwarz-weiß Illustrationen finden sich über das Buch verteilt und unterstützen das Gelesene sehr gut. Besonders gefallen haben mir seine kleinen Vignetten zu Beginn eines jeden Kapitels, die einen Hinweis auf den kommenden Handlungsinhalt geben und neugierig auf das Kapitel machen.

Ein wunderbarer Kinderroman über Freundschaft und die Liebe zur Natur, mitten aus dem Leben gegriffen, voller Tiefe und gleichzeitiger Leichtigkeit. Ich habe jede Seite genossen!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 30.09.2021
Baer, Susanne

Carlitos


ausgezeichnet

Der kleine Spatz Carlitos ist auf der Suche nach einem neuen Freund, denn seine Spatzenfreunde sind ihm heute einmal viel zu laut und lebhaft. Neugierig und mutig macht er sich auf den Weg und spricht eine Menge anderer Vögel an. So trifft er auf die Amsel, den Erpel, das Blässhuhn, den Buntspecht, den Waldkauz, den Rotmilan und den Storch. Doch alle diese Vögel lehnen es ab, mit ihm befreundet zu sein, weil er nicht so ist wie sie selbst. So kann er für die Amsel nicht gut genug singen, für das Blässhuhn nicht tief genug tauchen und für den Rotmilan nicht hoch genug segeln. Jedoch, der kleine Carlitos gibt nicht auf. Wird er am Ende doch noch einen neuen Freund oder gar eine neue Freundin finden? :)

Dieses liebenswerte Buch von der Schweizerin Susanne Baer ist etwas ganz Besonderes! Ihre Illustrationen sind wunderschön und kindgerecht. Der kleine Spatz Carlitos wächst einem sofort ans Herz und man fühlt mit ihm, wenn er zum wiederholten Male abgelehnt wird. Doch er gibt nie auf! Dies ist die wohl stärkste Botschaft des Buches. Manchmal muss man suchen und prüfen und auch Geduld haben, bevor man einen wahren Freund findet. Auch sollte man sich nicht verbiegen und gegen seine wahre Natur leben, um zu einer Gruppe dazuzugehören oder sich bei einem vermeintlichen Freund beliebt zu machen. Ein wahrer Freund liebt einen so wie man ist, auch wenn man anders ist als er selbst, oder gerade deswegen. :)
Zusätzlich und ganz nebenbei lernen Kinder beim Lesen oder Zuhören auch etwas über die vorkommenden heimischen Vögel und ihre Besonderheiten und herausragenden Fähigkeiten.

Der Text zeichnet sich durch kurze und einfache Sätze aus und ist auf Wiederholung angelegt, so dass gerade auch bei jüngeren Kindern das Gehörte gefestigt und mit Hilfe der Illustrationen mit allen Sinnen begriffen wird. Denn für den Spracherwerb sind Wiederholungen immens wichtig. Nur so kann der Wortschatz nachhaltig erweitert und vertieft werden.
Auch sind die Unterhaltungen zwischen dem Spatz und den anderen Vögeln in flüssiger Reimform verfasst. Kinder mögen Reime intuitiv, da sich das Gehörte oder Gelesene einfacher merken lässt und es ihnen Spaß macht, mit Sprache zu spielen.

Neben der Sprachkompetenz, die durch Susanne Baers Buch auf wunderbare Weise ganz spielerisch gefördert wird, kann auch das musikalische Talent beflügelt werden. Am Ende der Geschichte finden sich nämlich alle Reimdialoge zwischen Carlitos und den Vögeln als Liedform mit Noten. Die Melodie dazu schrieb der Schweizer Komponist Hanspeter Reimann. Sie kann auf der Seite des Baeschlin Verlags angehört und heruntergeladen werden.

Die Geschichte ist daher wie geschaffen zum Vorlesen und Singen oder Pfeifen für Kinder ab 3 Jahren, gleichwohl auch jüngere Kinder Freude und Interesse an den schönen Vogelbildern und der Musik haben werden. Lebhaft stelle ich mir vor, wie in Kindergruppen die Handlung mit verteilten Rollen als kleines Theaterstück nachgespielt und das Lied dazu gesungen wird. Das Buch eignet sich grundsätzlich auch sehr gut für Erstleser. Man sollte dabei nur bedenken, dass die Schweizer und so auch die Schweizer Autorin in diesem Buch kein Eszett verwenden, so dass Wörter wie "draußen" zu "draussen" werden. Dies ist in Deutschland und Österreich ein Rechtschreibfehler.

Ein wundervolles Bilderbuch, erschienen im Baeschlin Verlag, bei welchem man die Liebe, Zeit und Energie, die hineinflossen, auf jeder Seite spürt! Ich empfehle es euch von Herzen!

Bewertung vom 24.09.2021
Schenk, Anja

Glückskäfer Luis


ausgezeichnet

Der kleine Marienkäfer Luis ist traurig. Seine sechs Käferfreunde wollen nicht mehr mit ihm spielen und sagen, er wäre ein Tollpatsch und überhaupt gar kein Glückskäfer. Kann es sein, dass er trotz seiner sieben Punkte ein Pechvogel ist? Luis fliegt bekümmert davon. Da trifft er die alte Hummel, die Wanze, den Schmetterling, den Tausendfüßler und den Regenwurm. Sie alle sind ebenso wie er betrübt und niedergeschlagen. Da hat Luis eine Idee, wie er sie aufheitern kann. Wird er doch noch jemandem Glück bringen können?

Luis – die Hauptfigur dieses liebevoll gestalteten Kinderbuchs von Anja Schenk habe ich sofort in mein Herz geschlossen. Die Autorin beschreibt die Handlung kindgerecht und natürlich. Trotz der anfänglichen Trauer, die Luis empfindet, strahlt die Geschichte an jeder einzelnen Stelle einen unerschütterlichen Optimismus aus. Das hat mir sehr gefallen! Themen wie Freundschaft, einander helfen und auch einmal geben ohne auf eine Gegenleistung zu hoffen, bestimmen den Ton des Buches. Ich möchte das Ende nicht verraten, doch so viel sage ich dazu: Wenn wir alle zusammenhalten und jeder eine Kleinigkeit beiträgt, ist uns allen geholfen und keiner muss ausgeschlossen werden oder im Mangel sein.

Beim Lesen lernt man außerdem ganz spielerisch etwas über Marienkäfer und ihre Verhaltensweisen z.B. bei Gefahr oder darüber, was sie gerne fressen. Ich liebe Kinderbücher, in denen Tiere und besonders Insekten eine Hauptrolle spielen, denn so bleiben Kinder vertraut mit ihnen und die Wahrscheinlichkeit ist immens hoch, dass sie diese Lebewesen in ihrem Leben wertschätzen und gut behandeln werden.

Richtig gute Laune versprühen die lustigen Illustrationen von Regine Wolff, die mich an Willi und Maja von Biene Maja erinnern und einfach zum Schmunzeln sind. So hat jeder der sieben Marienkäfer eine ganz eigene Persönlichkeit bekommen, ohne dass sie im Text erwähnt wird, allein durch Regine Wolffs Bilder. Es macht einfach Freude, die einzelnen Marienkäfer auf den verschiedenen Seiten wiederzuerkennen.

Das Buch eignet sich perfekt zum Vorlesen und aufgrund der vielen wörtlichen Rede zusätzlich noch zum Nachspielen, beispielsweise in einer Kindergruppe. Auch Leseanfängern wird das Selbstlesen durch die große Schrift erleichtert.

Ich empfehle dieses liebenswerte Kinderbuch, erschienen im Wiesengrund Verlag, von ganzem Herzen und wünsche Luis, dass er noch in viele weitere Leserherzen fliegen wird.

Bewertung vom 22.09.2021
Turan, Fabiola

Das Geheimnis des grünen Nachtfeuers / Daliahs Garten Bd.1 (CD)


sehr gut

Die 12-jährige Daliah und ihre Eltern müssen ihr Zuhause Schloss Lilienfels verlassen und in eine Stadtwohnung ziehen. Besonders für Daliah ist dies ein herber Verlust, denn sie verbrachte sehr viel Zeit in dem magischen Garten des Schlosses und führte sogar ein geheimes Tagebuch, in dem sie alle Gartenentdeckungen und -erkundungen festhielt. Glücklicherweise freundet sie sich mit Rahim, dem Sohn des neuen Schlossbesitzers, an und hat so weiterhin Zugang zu ihrem geliebten Schlossgarten, in dem immer seltsamere Dinge vor sich gehen. Warum ist Rahims Vater auf einmal so gefühlskalt und was hat es mit dem grünen Nachtfeuer im Garten auf sich? Für Daliah, die die Gefühle anderer Lebewesen als Farben wahrnehmen kann, und ihren Freund Rahim beginnt ein Abenteuer, welches sie in das Reich der Tausend Farben führt.

Die Autorin Fabiola Turan beschreibt die Geschehnisse detail- und farbenreich. Ihr Schreibstil ist kindgerecht für die Zielgruppe 10+ und leicht zu lesen, obgleich ich persönlich ihn nicht immer als flüssig empfand. Neben Themen wie Freundschaft und Zusammenhalt hat mir besonders die Botschaft gefallen, dass mit jeder großen Gabe auch eine große Verantwortung einher geht, diese nicht zu missbrauchen oder für etwas Lebensfeindliches einzusetzen. In der Geschichte bezieht die Aussage sich auf Daliahs Talent, die Aura von Lebewesen sehen und deuten zu können, doch ist dies natürlich eine universelle Lebensweisheit. Außerdem könnte Daliahs geheimes Gartentagebuch lesende Kinder (und auch Erwachsene) dazu inspirieren, ein eigenes Naturtagebuch mit Leben zu füllen und so Mutter Erde und all ihre Geschöpfe (mehr) wahrzunehmen, zu ehren und wertzuschätzen.

Trotz der wirklich schönen Idee hinter dem Buch bin ich als Erwachsene leider nicht vollkommen warm mit der Geschichte und den Figuren geworden und mich hat die Handlung nicht so gepackt wie ich es vor Aufschlagen des Buches erwartet hätte. Erst beim letzten Drittel stellte sich ein Fliegen durch die Seiten bei mir ein. Doch dies ist nur meine rein subjektive Meinung und ich bin mir sicher, dass die Geschichte noch viele große und kleine Leser in ihren Bann ziehen wird. Das Potential hat dieser Reihenauftakt auf alle Fälle. Beim Lesen habe ich mehrere Male gedacht, wie hervorragend sich die Geschichte als Verfilmung machen würde.

So wunderschön das farbenfrohe Titelbild von Verena Körting auch auf den Betrachter wirkt, so traurig und enttäuschend ist es gleichzeitig, dass im Buch keine einzige Illustration zu finden ist. Die Geschichte hätte es wahrlich verdient, mit weiteren phantastischen Bildern unterstützt zu werden.

Alles in allem ein Kinderbuch für Fans von Fantasy und Magie, das vor Farben nur so sprüht!

Bewertung vom 17.09.2021
Frixe, Katja

Fuchsland


ausgezeichnet

Juna und ihr bester Freund Ilo leben in Fuchsland – einem Dörfchen, in dem das Glück zu wohnen scheint, das jedoch auch vollkommen von der restlichen Welt abgeschlossen ist. Jeder Fuchsland Bewohner besitzt einen Magieling, dies ist ein beseelter Gegenstand mit einem eigenen Willen. Die beschauliche Idylle der Dorfbewohner wird jedoch jäh durch die Ankunft eines fremden Jungen unterbrochen, der verdächtigt wird, die Rathausuhr – den mächtigsten Magieling – zerstört und somit alle Magie aus Fuchsland verbannt zu haben. Hinzu kommt, dass sich die von den Fuchsländern als äußerst gefährlich wahrgenommenen Goldfüchse aus dem Dämmerwald plötzlich immer näher an das Dörfchen heran bewegen. Die Einzige, die zu Fion, dem fremden Jungen, hält, ist Juna, die mutig entschlossen ist, seine Unschuld zu beweisen und die uralten Geheimnisse ihrer Heimat zu lüften.

Die Autorin Katja Frixe hat eine phantasievoll-magische Welt mit einer sympathischen Hauptfigur erschaffen. Der Leser kann sich sehr leicht mit Junas Mut und ihrer Sehnsucht, Abenteuer jenseits ihrer abgeschiedenen Heimat erleben zu wollen, identifizieren. Katja Frixe beschreibt das Leben in Fuchsland warmherzig und bildlich, versehen mit einer guten Prise Spannung, einem Hauch von Magie und einem Quäntchen Atmosphäre. Sehr präsent ist die Botschaft der Geschichte, nicht alles zu glauben, was einem erzählt wird, selbst nachzuforschen und sich seine eigene Meinung zu bilden. Auch das Ausgrenzen von Fremden wird scharf kritisiert.

Sehr gern hätte ich noch viel mehr über die einzelnen Charaktere erfahren, die leider nur oberflächlich vorgestellt werden. Auch die Goldfüchse spielen nur eine kleine Rolle in der Geschichte, obwohl sie doch im Titel und Deckblatt des Buches so eine herausragende Stellung einnehmen. Darüber war ich etwas enttäuscht, denn ich liebe Füchse und fand die wenigen kleinen Szenen mit ihnen sehr gelungen. Sie hätten auf jeden Fall noch eine größere Präsenz in der Geschichte verdient.

Die wunderschönen Illustrationen von Simona M. Ceccarelli sind das Glanzstück des Buches. Bereits das Titelbild fasziniert den Betrachter und weckt große Lust auf den Inhalt der Geschichte. Die schwarz-weiß Bilder im Buch unterstützen den Text hervorragend und sind so liebevoll gezeichnet, dass man sich in ihnen verzaubert verlieren kann.

Ein herzerwärmendes, kindgerechtes Buch mit einer starken Botschaft und einem phantasievoll-leichten Schreibstil, welches ich jedem Leser ab 9 ans Herz lege. Macht es euch mit einem Tee oder Kakao und einer Kuscheldecke gemütlich und taucht in die magische Welt von Fuchsland ein.

Bewertung vom 14.09.2021
Messenger, Shannon

Der Aufbruch / Keeper of the Lost Cities Bd.1


gut

Sophie ist anders als ihre Mitmenschen. Nicht nur, dass die 12-Jährige hochintelligent ist und bereits mehrere Schulklassen übersprungen hat, sie trägt auch eine geheime Gabe mit sich, denn sie versteht es, die Gedanken anderer zu lesen. Ihr ganzes Leben lang fühlte sie sich daher wie eine Außenseiterin. Dies ändert sich an dem Tag, an dem sie auf Fitz trifft, einen Elfenjungen, der ihr eröffnet, dass sie ebenfalls ein Elf ist und zum Volk der Elfen gehört. Für Sophie beginnt eine abenteuerliche Reise, auch zu sich selbst.

Die Geschichte der Autorin Shannon Messenger erinnert in vielen Aspekten sehr stark an die Harry Potter Welt von J.K. Rowling. Ein auserwähltes Kind wird in der Menschenwelt entdeckt, verfügt über ungeahnte Zauberkräfte und verlässt ihre Menschenfamilie, um auf einer Zauberschule ausgebildet zu werden. Es gibt eine Zweiklassengesellschaft in der Elfenwelt – Adlige und Nicht-Adlige – und Wesen, die wir in der menschlichen Welt nicht (mehr) kennen, so z.B. Dinosaurier, Kobolde und Banshees.
Wer ein Buch mit so vielen Parallelen zu den Harry Potter Büchern schreibt, darf selbstverständlich den Vergleich mit jenen auch nicht scheuen. Um es ganz klar zu sagen, "Keeper of the Lost Cities – Der Aufbruch" kann in Bezug auf Komplexität, Intensität, Tiefe und die großartigen Dialoge nicht annähernd mit der Harry Potter Reihe mithalten. Es ist ähnlich wie bei einer Sängerin, die Whitney Houstons "I will always love you" singt und niemals an das Original herankommen wird, ganz gleich wie (technisch) gut sie auch sein mag. Das Gefühl des Zaubers und der Magie fehlt bei Shannon Messenger irgendwie. Ihre Geschichte spricht mehr den Verstand als das Herz an. Zumindest empfinde ich es im ersten Teil der neunteiligen Reihe so. Nichtsdestotrotz liest sich das Buch äußerst flüssig und die Spannung ist stets hoch. Man will wissen, wie es weitergeht und die Seiten fliegen dahin. Die Autorin schreibt sehr bildhaft ohne ausschweifend zu werden. Ihr Sprachstil ist locker und einfach, ohne Tiefe oder Poesie. Die für mich gefühlvoll stärksten Szenen waren die zwischen Sophie und ihren Adoptiveltern Grady und Edaline. Da hat die Autorin psychologisches und emotionales Feingefühl bewiesen und geht einmal wirklich in die Tiefe.

Nicht immer überzeugt hat mich die Übersetzung von Doris Attwood, denn man merkt an etlichen Stellen, dass sie aus dem amerikanischen Englisch übersetzte.

Ein Buch voll Spannung, Freundschaft, etwas Romantik und Selbstfindung, welches ich trotz kleiner Schwächen sehr gern gelesen habe und auch jedem empfehlen kann, vor allem natürlich der Zielgruppe 11+ und auch jenen, die Fantasy mögen.

Bewertung vom 08.09.2021
Hänel, Wolfram;Bertram, Rüdiger;Pantermüller, Alice

Annemone Apfelstroh


ausgezeichnet

Annemone Apfelstroh wohnt mit ihrem Vater, einer einhörnigen Ziege und einem dicken Kater in einem windschiefen Häuschen, welches in einem Tal liegt, fernab der restlichen Zivilisation. Es ist eine Welt, in der das Wünschen noch funktioniert. Das klingt nach einer perfekten Welt, sagt ihr? Nun, eine sehr wichtige Person im Leben des Mädchens fehlte, nämlich Annemones Mutter. Die war eines Tages als Annemone noch klein war, einfach so verschwunden. Wird sie ihre Mutter mit Hilfe der Töpferscheibe des Vaters wiederfinden? Eine magische Reise durch Raum und Zeit beginnt.

Das Besondere an diesem Kinderbuch ist, dass es von insgesamt 10 Autoren im Frühling 2020 geschrieben wurde – in einer Zeit also, in der alle Lesungen abgesagt wurden, die Kinder allesamt zu Hause bleiben mussten und auch sonst das gesamte soziale und gesellschaftliche Leben lahm gelegt wurde. Karin Müller begann die Geschichte mit dem ersten Kapitel und reichte es dann an ihre 9 weiteren Kollegen weiter, die sich auf diese Reise ins Ungewisse einließen.

Jeder Autor verfasste insgesamt je 2 Kapitel und bekam im Buch sogar seine eigene Schriftart, so dass die Unterscheidung auch optisch erkennbar ist. Des Weiteren merkt man vor allem beim Schreibstil deutlich, dass da mehrere Köche am Brei kochten. Einige Stile haben mir besser gefallen als andere. Doch wurde der sprichwörtliche Brei auch von den vielen Köchen verdorben? Keinesfalls! Denn dem Lesefluss tun die verschiedenen Mitstreiter überhaupt keinen Abbruch. Zum einen weiß man als Leser ja bereits vor Aufschlagen des Buches, worauf man sich einlässt und ist sozusagen seelisch und moralisch auf unterschiedliche Autoren und Stile eingestimmt. Zum anderen liest sich das Buch wie im Fluge – wahrscheinlich gerade wegen der Vielfalt an Autorenideen. Diese halten die Geschichte frisch und auf Trab. So wird es nie langweilig. Ein Abenteuer, eine Wendung, eine Überraschung jagt die nächste!

Mein Lieblingscharakter ist übrigens der schillernde Vogel Lufthansi, der in Reimen spricht, über die ich manches Mal schmunzeln musste, und die ich sehr gelungen finde. Hier eine kleine Kostprobe:
"Weit sind die Schwingen der Magie.
Dein Erbsenhirn erfasst sie nie!" (S. 111)

Den farbigen Illustrationen von Florentine Prechtel sieht man an, dass sie digital gezeichnet wurden, doch sie wurden liebevoll gestaltet und unterstützen den Text sehr gut. Die Schrift ist groß gehalten, so dass auch Leseanfänger die Geschichte genießen können.

Ein Kinderbuch, das als ungewisses Experiment begann und sich zu einer überraschend guten und spannenden Geschichte entwickelt hat. Meinen Respekt an alle beteiligten Autoren für diese Leistung!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 03.09.2021
Thor, Annika

Der Sohn des Odysseus


sehr gut

Habt ihr schon einmal von Telemachos gehört? Das war der Sohn des bekannten griechischen Helden Odysseus. Der Odysseus, der unter anderem auf die Idee mit dem Trojanischen Holzpferd kam. Eingebettet in die griechische Mythologie erzählt Annika Thor in "Der Sohn des Odysseus" die Geschichte aus Sicht des 11-jährigen Jungen, der seit er denken kann auf die Rückkehr seines Vaters aus dem Trojanischen Krieg wartet. Wir begleiten Telemachos etwa 10 Jahre lang auf seinem Weg zum Erwachsenwerden, lernen ganz spielerisch etwas über die Protagonisten der griechischen Legenden und erfahren zudem viel über die Rolle der Frauen in dieser Zeit. Die Geschichte wird für Kinder ab 10 Jahren empfohlen.

Telemachos ist ein äußerst zurückhaltender, schüchterner Junge, den sein geringes Selbstbewusstsein und sein wenig heldenhaftes Aussehen plagen. Von Gleichaltrigen wird er oft gefoppt und verspottet. Er wächst umringt von Frauen wie seiner Mutter Königin Penelope und seiner Kinderfrau Eurykleia auf. Die Autorin konzentriert sich in ihrem Entwicklungsroman einerseits auf seine Selbstzweifel, ob er den Erwartungen als Sohn seines Vaters gerecht werden kann und andererseits auf seine Sehnsucht nach Odysseus, nach einer Vaterfigur. Gerne hätte ich noch mehr über Telemachos außerhalb der Fixierung auf die Abwesenheit seines Vaters erfahren – wie vertrieb er sich die Zeit, was mochte er, worin war er gut? Jedoch wurde die psychologische Darstellung Telemachos' Gedanken und Gefühle, seiner Gewissensbisse, seines Haderns und seiner schlussendlichen Befreiung aus jeglichen Zwängen äußerst glaubwürdig herausgearbeitet. Als Leser wünscht man sich, Telemachos möge doch ein wenig mehr das Leben genießen und aus sich heraus kommen, sich von dem ewigen Schatten des unerreichbaren Vaters befreien.

Ein Glanzstück des Buches sind die wundervollen Illustrationen von Ishtar Bäcklund Dakhil. Bereits das Titelbild verzaubert mit seiner silberglänzenden Darstellung zweier Schiffe auf wilder See. Das kleinere könnte symbolisch für Telemachos stehen, der droht, von dem größeren Schiff – seinem Vater – überrollt zu werden. Auch die beiden Landkarten auf den Buchinnenseiten (Irrfahrten des Odysseus und Ithaka und das griechische Festland) wurden sorgfältig und liebevoll gestaltet.

Mir hat die Geschichte sehr gefallen, vor allem der Perspektivenwechsel aus Sicht der Zuhausegebliebenen, die auf die Rückkehr ihres Vaters, Ehemanns und Königs warten. Bisweilen wirkte die Erzählweise, meiner Meinung nach, nicht kindgerecht für Kinder ab 10. So ist zum Beispiel oft die Rede von Beischlaf und Schwängern der weiblichen Sklaven und von blutigen Kämpfen. Ich würde das Buch daher eher für Leser ab 12 empfehlen, doch sicher kommt es immer auf die Reife des Kindes an.
Der Schreibstil der Autorin (und die herausragende Übersetzung aus dem Schwedischen von Birgitta Kicherer) lesen sich flüssig und teilweise sehr poetisch. Einfach ein Genuss für Liebhaber schöner Sprache!

Auch habe ich, die sich vorher nie wirklich eingehend mit der Odyssee oder griechischer Mythologie befasst hatte, überaus viel darüber gelernt. Dabei gelingt es der Autorin, die vielen Figuren locker und spielerisch in die Geschichte einzuflechten, ohne dass es verwirrend für den Leser wird. Falls doch benötigt, gibt es eine Übersicht aller Charaktere am Ende des Buches.

Ich empfehle das Buch allen Menschen, die etwas in die griechische Mythologie eintauchen und einen Jungen dabei begleiten wollen, wie er sich vom Vater und auch der Gesellschaft emanzipiert und schließlich seinen ganz eigenen Weg findet und auch geht.

Bewertung vom 20.08.2021
Völzow, Daniel

Wie ich Pepa fand und mein Pech verlor


ausgezeichnet

Der 12-jährige Fritz und seine alleinerziehende Mutter sind wirklich Pechspilze. Ja genau, Pechspilze – das Gegenteil von Glückspilze. Alles läuft irgendwie immer schief, wenn es drauf ankommt. Doch dann taucht Pepa, die neue Haushaltshilfe in ihrem Leben auf und auch das Glück hält endlich bei ihnen Einzug. Denn obwohl es rein äußerlich nichts Besonderes an Pepa gibt und er noch dazu als Haushaltshilfe nicht wirklich etwas taugt, versteht er es doch dank seines Optimismus, Fritz und seine Mutter auf die richtige Glücksfährte zu stupsen. Von nun an sind Fritz und Pepa als geheime Wunscherfüllungsagenten unterwegs und Fritz lernt sehr viel über das Glück, über Freundschaft und über das Leben.

Der Autor Daniel Völzow erzählt die Geschichte überaus einfühlsam, flüssig und bisweilen auch äußerst spannend. Ich flog beim Lesen nur so von Seite zu Seite. Oft vergaß ich, dass das Buch ein erwachsener Mann und nicht ein Junge geschrieben hat, so authentisch wirkte die Ich-Erzählperspektive. Das Buch eignet sich zum Vorlesen und aufgrund der großen Schrift und der kurzen Kapitel ebenso für Leseanfänger.

Der liebevolle Humor, auch auf den schwarz-weiß Illustrationen von Meike Töpperwien, und das glaubwürdige und lebensnahe Zusammenspiel der Figuren machten dieses Buch zu einem angenehmen Leseerlebnis und hinterließen ein wohliges Gefühl in mir. Vor allem die Szenen zwischen Fritz und seiner chronisch kranken Mutter sind oft berührend und wurden vom Autor feinfühlig herausgearbeitet. Trotz des zuweilen auftauchenden Tiefgangs, wirkt die Geschichte nie schwer und strahlt immer eine Grundstimmung der Leichtigkeit und der positiven Weltsicht aus.

Die Hauptbotschaft von "Wie ich Pepa fand und mein Pech verlor" lautet: Wir sind unseres eigenen Glückes Schmied und haben alles in der Hand. Wenn man anderen eine Freude macht, entfaltet sich die Freude im eigenen Leben auch viel öfter. Was wir aussenden, kommt doppelt und dreifach zu uns zurück.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.