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Hoelzchen

Bewertungen

Insgesamt 150 Bewertungen
Bewertung vom 04.08.2024
Hennig von Lange, Alexa

Vielleicht können wir glücklich sein / Heimkehr-Trilogie Bd.3


sehr gut

Dies ist nun der dritte Band der Trilogie und ich empfehle, die beiden Vorgängerromane zuerst zu lesen. Wieder begeben wir uns in zwei Zeitebenen und zwei Handlungsstränge. Isabell hat nach dem Tod ihrer Großmutter Klara die über einhundert von Klara besprochenen Kassetten gehört. Klara hat hierauf ihr Leben geschildert. Mittlerweile ist das letzte Kriegsjahr angebrochen und die Einschläge rücken sprichwörtlich näher. Klara trägt die Last für ihre vier kleinen Kinder ganz allein, denn ihr Mann Gustav ist nach wie vor im Kriegseinsatz. Immer wieder erinnert sie sich an Tolla, das jüdische Mädchen, welches sie jahrelang umsorgt hat. Sie ließ sie fort gehen, um sie in Sicherheit zu bringen. Schmerzlich muss Klara erfahren, dass ihr das nicht gelungen ist. Isabell hat durch diese Aufnahmen einen ganz anderen Eindruck von ihrer Großmutter bekommen. Das Bild der Großmutter hat sich verändert. Isabell ist es wichtig, auch ihrer Familie dieses Bild näherzubringen und so ist es an ihr, die Trauerrede für die Trauerfeier zu formulieren. Aber nicht nur das treibt Isabell um, sie stellt sich die Frage, ob sie glücklich mit ihrem Leben ist und auch die Gedanken an Tolla lassen sie nicht los.
Auch dieser Roman hat mich wieder berührt und mir ist diese Mal so richtig bewusst geworden, was die Frauen und Mütter in den Kriegsjahren eigentlich geleistet haben. Es erscheint fast unmöglich und doch ist es gelungen. Mir gefällt, dass die Autorin in diesem Band mehr Bezug auf Isabell nimmt und somit einen Vergleich der Generationen vornimmt. Ich habe das Gefühl, dass das Verhältnis zwischen den Zeitebenen ausgeglichener ist und wir auch mehr über Isabell erfahren. Das Romanende war mir zu abrupt, das ging mir dann doch zu schnell. Hier hätte ich mir mehr Informationen über Gustavs Heimkehr und den Umzug in den Westen gewünscht. Mir ist klar, dass die Trilogie die Geschehnisse im Nazi-Deutschland aufzeigen soll, doch haben wir soviel über Klara erfahren, da wäre es wünschenswert gewesen, auch über den Neuanfang nach Kriegsende zu erfahren. Nach drei Büchern ist Klara mir schon ans Herz gewachsen.
Der Schreibstil von Alexa Henning von Lange ist auch hier wieder modern und flüssig und ich bin nur so durch die Seiten geflogen. Das Buchcover ist perfekt, denn es hat einen Wiedererkennungswert Der Roman regt zum Nachdenken an und es ist nach wie vor wichtig, die Erinnerungen wachzuhalten. Diese wunderbare Trilogie trägt dazu bei.

Bewertung vom 04.08.2024
Spence-Ash, Laura

Und dahinter das Meer


ausgezeichnet

Die 11jährige Beatrix wird 1940 von ihren Eltern von London in die USA geschickt. Das Leben in England ist nicht mehr sicher und so soll sie einige Monate bei der völlig fremden Familie Gregory verbringen. Diese haben zwei Söhne, die neun und dreizehn Jahre als sind. Der Beginn ist für Beatrix nicht einfach, das Leben in den USA ist anders als in England, die Gregorys sind wohlhabender im Vergleich zu Beatrix Eltern, doch die Gregorys sind herzlich und schon bald ist sie für die Gastfamilie wie eine Tochter bzw. Schwester. Am Ende bleibt sie bis zum Kriegsende in den USA und auch danach bleibt man in Kontakt.
„Und dahinter das Meer“ ist ein bewegender und gefühlvoller Roman von Laura Spencer-Ash. Es dauerte einige Kapitel, bis ich mich auf ihren Schreibstil und den Aufbau des Romans einlassen konnte. Die Kapitel sind kurz und die jeweils im Mittelpunkt stehende Person trägt die Überschrift. Am Anfang sind es einige Namen, die zuzuordnen sind und mir fehlte die Tiefe und der Schreibstil erschien mir distanziert. So als ob es nur eine Aneinanderreihung von Menschen und Ereignissen sei. Aber dann kippte es irgendwann und mich hatte der Sog dieses wundervollen Romans erfasst. Laura Spencer-Ash schafft es hervorragend die Stimmungen zu vermitteln und die Protagonistinnen und Protagonisten zu zeichnen. Auf eindrucksvolle Weise erfährt die Leserschaft, was der Krieg außer Zerstörung und Leid noch mit sich bringt. Die menschlichen Zwischentöne werden sehr harmonisch abgebildet. Letztlich umfasst der Roman eine Zeitspanne von mehr als zwei Jahrzehnten und wir begleiten Beatrix beim Erwachsenwerden. Viel passiert in dem nur 368 Seiten umfassenden Roman und die Autorin behält das Wesentliche im Auge und verliert sich nicht in Belanglosigkeiten. Nicht wird beschönigt, auch Verluste, die das Leben mit sich bringt, werden nicht verschwiegen. Das Buchcover hätte nicht passender gewählt werden können, denn das Meer spielt in diesem Roman eine wichtige Rolle. Das Ende erscheint mir stimmig und nach anfänglichen Schwierigkeiten hat mir das Buch sehr gut gefallen und ich kann es auch voller Überzeugung weiterempfehlen.

Bewertung vom 24.07.2024
Mahler, Nico

Bella Famiglia (eBook, ePUB)


sehr gut

Die Geschichte wird abwechselnd in zwei Zeitebenen erzählt. Zum einen spielt sie in den 1960er Jahren. Sofia ist Erzieherin in einem Kinderheim, sie hat sich von ihrem Mann getrennt und die einzige Freude in ihrem Leben ist der wöchentliche Besuch in Lorenzos Eissalon. Die zweite Handlungsebene spielt zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Sie beschreibt das harte Leben Lorenzos Familie und wie es dazu kam, dass das italienische Eis seinen Weg nach Österreich und Deutschland fand. Zum Ende verknüpfen sich beide Geschichten.
Leider ist dem e-book kein Nachwort beigefügt, so kann ich nur Vermutungen anstellen. Die Handlung und die Protagonisten sind fiktiv, doch der eigentliche Weg des Eises entspricht in groben Zügen historischen Fakten. Viele der ersten Eishersteller kamen tatsächlich aus dem Zoldo Tal in den Dolomiten und trugen zur Verbreitung von Speiseeis in Nordeuropa bei. Sehr anschaulich wird dieser Weg auch im Deutschen Auswandererhaus in Bremerhaven dargestellt, welches auch eine Migrationsabteilung hat. Wem dieser Roman also nicht ausreicht, ist dort gut aufgehoben.
Dieser Roman ist also eine Kombination zwischen Fiktion und realen Hintergründen. Leider stellte sich bei mir nicht sofort ein Lesefluss ein. Ich brauchte ein wenig, um mich auf die Geschichte einzulassen, denn diese beiden Stränge ergaben für mich erstmal keinen Sinn. Zumal mir Sofias Geschichte zu farblos und belanglos erschien. Bis zum Ende habe ich zu Sofia keinen Zugang gefunden, hier fehlte mir die Tiefe. Hingegen der historische Teil sehr gelungen ist. Der Autor gewährt Eindrücke das harte Leben der Dorfbewohner und gibt diesem Part die nötige Tiefe. Das Romanende erschien mir auch zu gewollt, es gab zu viele Zufälle und dann ging alles sehr schnell. Alles in allem eher unrealistisch.
Der Schreibstil von Nico Mahler ist modern und flüssig und gefällt mir gut. Die Kapitellängen sind angemessen und das Buchcover spiegelt den Zeitgeist wider. Trotz einiger Schwächen gibt es von mir 4 Sterne.

Bewertung vom 24.07.2024
Georg, Miriam

Im Nordwind / Nordwind-Saga Bd.1 (MP3-Download)


ausgezeichnet

Da ich gerne historische Romane lese, das Buchcover und der Klappentext mich neugierig machten, wurde dies mein erster Roman von Miriam Georg. Ich bin restlos begeistert. Die Autorin verknüpft geschickt mehrere Handlungsstränge miteinander.
1913: Alice, die Protagonistin, ist eine Arbeiterin aus Hamburg. Sie wird von ihrem Mann immer wieder aufs heftigste geschlagen. Alice will sich nicht wie andere Frauen mit ihrem Schicksal zufriedengeben und möchte sich von ihrem Mann scheiden lassen. In der Sozialsprechstunde trifft sie auf den jungen Rechtsanwalt John, der ihren Fall übernehmen wird. Doch eins ist klar, einfach wird es nicht. Denn die Gesetzte sind auf der Seite des Mannes. John entstammt einer einflussreichen Bankiersfamilie Hamburgs. Hanseaten durch und durch. Auch besitzen sie Anteile an der Holsten Brauerei. Doch auch in dieser Familie läuft nicht alles harmonisch und Probleme tun sich auf. Geschickt lässt die Autorin Rückblenden auf Alices Kindheit einfließen, hier müssen sich Dinge zugetragen haben, die den Verlauf der Geschichte bestimmen. Doch sie verrät ihrer Leserschaft nicht zu viel. Der Spannungsbogen steigert sich von Seite zu Seite. Besonders gut gefällt mir der Schreibstil mit der gewählten Ich-Erzählform, dass schafft Nähe zu den Personen. Der Roman ist eine hervorragende Milieustudie und spiegelt den Zeitgeist wider. Frauenreichte gab es praktisch nicht, aber man spürt, die Zeit ist reif für Veränderungen. Die unterschiedlichen Handlungsstränge machen den Roman sehr abwechslungsreich und ich ließ mir kaum Pausen, so gefangen genommen hat mich dieser Roman. Wie gut, das Teil 2 und somit der Abschluss, bereits im Oktober 2024 erscheinen wird. Ich bin sehr neugierig wie es weitergehen wird und Band 1 ist dann noch frisch im Kopf.
Mit diesem Roman hat mich Miriam Georg komplett abgeholt und eine neue Leserin gewonnen. Ihre Vorgängerroman werden nun auch den Weg zu mir finden.

Bewertung vom 17.07.2024
Maguire, Roisin

Mitternachtsschwimmer


ausgezeichnet

Nach einem Schicksalsschlag kehrt Evan seiner Familie den Rücken. Er braucht Abstand und möchte eine Woche in der Abgeschiedenheit der nordirischen Küste verbringen. Doch aus wenigen Tagen werden mehr. Ein Virus hält die Welt in Atem und ein Lockdown wird verhängt. Kontakte zu den Dorfbewohnern entstehen, auch zu Grace, seiner Vermieterin. Sie hat einen ganz speziellen Charakter. Evan wird klar, dass er sein Leben ändern muss und unerwartet bringt seine Frau den gemeinsamen Sohn zu ihm. Luca ist acht Jahr und taub. Vater und Sohn haben sich entfremdet und müssen sich wieder aneinander gewöhnen. Grace ist nicht ganz untätig daran, dass es ihnen gelingen wird.
Ein wunderschöner, leiser Roman von Roisin Maguire. Sofort taucht man ein, in die raue Küstenlandschaft Irlands. Landschaftsbilder entstehen im Kopf, dazu die natürlichen Charaktere der Protagonisten. Ein gelungenes Setting. Allen voran Grace, die Mitternachtsschwimmerin. Unerschrocken und verwurzelt mit diesem Ort, willensstark und kämpferisch. Im Gegensatz dazu Evan, der jedoch im Verlauf der Geschichte eine lebensbejahende Veränderung durchmacht.
Beide sind mir am Ende zu guten Freunden geworden und ich bin ein bisschen traurig, dass ich sie nun verlassen muss. Der Roman hat mich komplett abgeholt und der moderne und klare Schreibstil hat mich durchs Buch getragen.
Ein absolutes Lesehighlight in diesem Jahr.

Bewertung vom 14.07.2024
Jenner, Natalie

Der Buchladen von Bloomsbury (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Vivien, Grace und Evie sind drei junge Frauen, die zusammen in einer Buchhandlung arbeiten. Wie alle Angestellten, haben auch sie sich an 51 Regeln zu halten, die der Geschäftsführer aufgestellt hat. Es ist 1950 und die männlichen Kollegen dominieren in ihrer Arbeitswelt. Vivien wäre eine gute Abteilungsleiterin, doch für sie ist der Job an der Kasse vorgesehen. Grace arbeitet in der Buchhaltung. Sie ist verheiratet, hat zwei Söhne und ihre Ehe steht unter keinem guten Stern. Für sie ist die Arbeit wichtig, denn ihr Gehalt ernährt die Familie. Evie hat gerade ihr Studium in Cambridge abgeschlossen. Sie wurde zum Katalogisieren von Büchern eingestellt. Auch wenn sie für diese Arbeit völlig überqualifiziert ist, so verfolgt sie einen Plan, der am Ende allen zugutekommt.
Natalie Jenner hat mit diesem Roman eine wundervolle Hommage an Schriftstellerinnen geschrieben. Mit jeder Zeile merkt man ihre Liebe zu Büchern. Viel Zeit und Recherche wurde von ihr investiert, um uns dieses hervorragende Buch zu schenken. Die Handlung und auch der Ort des Geschehens sind fiktiv, wenn auch eine Kombination diverser Buchläden als Vorlage gedient haben soll. Auch die Protagonistinnen entstammen der Fantasie von Natalie Jenner, jedoch ist der Roman gespickt mit vielen bekannten Autorinnen und Autoren. Ich habe so viele neue Fakten erworben, dass ich während des Lesens immer neugieriger wurde und mir über Wikipedia viele Informationen über die genannten Schriftstellerinnen und Schriftsteller geholt habe. Die Idee, die 51 aufgestellten Regeln als Kapitelüberschriften zu wählen ist genial und somit ziehen sich diese Regeln wie ein roter Faden durch den gesamten Roman. Ein geschmeidiger Lesefluss entsteht und der moderne Schreibstil gefällt mir sehr gut. Auch die Botschaft die Natalie Jenner uns übermitteln will kommt an: Frauen schaffen alles, wenn sie nur wollen und sie helfen einander, egal wie sie zueinanderstehen und welchen Lebenshintergrund sie haben. Abgerundet wird dieser Roman mit einigen Liebesgeschichten, die nicht im Vordergrund stehen und sich hervorragend einbinden.
Ein Roman, der unbedingt gelesen werden sollte. Von mir gibt es 5 Sterne.

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 10.07.2024
Jones, Florence;Stadler, Marion

Vergiss den Ami


ausgezeichnet

Anna wohnt zusammen mit ihrer Mutter und ihrem jüngeren Bruder auf einem Bauernhof in der bayrischen Provinz. Der zweite Weltkrieg ist seit einem Jahr beendet und Annas Heimat steht unter amerikanischer Besatzung. Ihr Bruder mischt beim Schwarzhandel mit und pflegt rege Kontakte zu den amerikanischen Soldaten. So lernt die 20jährige Anna den fünf Jahre älteren Amerikaner Tommy kennen und kurze Zeit später auch lieben. Die beiden sind wie füreinander gemacht, doch ihre Beziehung steht unter keinem guten Stern. Annas Mutter ist strikt gegen diese Freundschaft und sie möchte Anna am liebsten sofort mit einer guten Partie aus dem Dorf verheiraten. Dann kehrt Annas älterer Bruder aus russischer Gefangenschaft nach Hause und das Leben ändert sich, aber auch er ist den Amerikanern gegenüber nicht wohlgesonnen. Anna kämpft weiter, so leicht lässt sie sich nicht unterkriegen und sie pfeift auf alle Konventionen. Ihr Verhältnis zur Mutter wird immer schlechter, aber das war noch nie gut, was an der Mutter liegt, die noch nie ein gutes Haar an Anna finden konnte und sie immer ungerecht behandelt hat. Plötzlich ist Tommy von der Bildfläche verschwunden und Anna steht alleine da, denn auch ihre Familie lässt sie fallen. Zum Glück gibt es Menschen in ihrem Umfeld, die es gut mit ihr meinen und sie setzt alles aufs Spiel um Tommy zu finden und bei ihm zu sein.
„Vergiss den Ami“ von Florence Jones (ein Pseudonym der deutschen Schriftstellerin Marion Stadler) ist ein berührender, historischer Unterhaltungsroman. Der Einstieg in die Handlung gelingt leicht und der moderne, flüssige Schreibstil gefällt mir sehr gut. Obwohl das Setting in Bayern spielt, verzichtet die Autorin dankenswerter Weise auf Dialekte, was den Lesefluss einfach gestaltet. Anna und Tommy sind beide sehr sympathische Protagonisten, die man einfach mögen muss. Ich habe fortwährend die Daumen gedrückt und ihnen jegliches Glück gewünscht, doch ich will hier nicht spoilern. Das Romanende finde ich sehr gelungen und authentisch und genau richtig gewählt, es gibt eben nicht nur Sonnenschein. Florence Jones hat den Zeitgeist der frühen Nachkriegszeit sehr gut eingefangen und sehr viele Wahrheiten beschrieben. Wie man im Autorennachwort erfährt, ging sie schon viele Jahre mit dieser Geschichte schwanger, bis sie diese endlich niederschrieb. Herausgekommen ist ein toller Roman, der von mir unbedingt innerhalb kürzester Zeit gelesen werden musste. Ich habe ihn sehr geherzt und freue mich heute schon auf die Fortsetzung.
Ich vergebe 5 Sterne und eine absolute Leseempfehlung für die Leserschaft dieses Genres.

Bewertung vom 04.07.2024
Feilitzsch, Hanna von

Bittersüße Mandeln (MP3-Download)


ausgezeichnet

Stella eilt von München aus an das Krankenbett ihre Mutter Sophia. Diese hat während eines Familienbesuchs in Athen einen Schlaganfall erlitten. Während Stella auf die Erlaubnis für einen Krankentransport nach München wartet, treffen ihre drei Onkel und ihre Tante in der Klinik ein und stehen ihr zur Seite. Sie müssen viele Stunden warten, bis der Transport genehmigt ist und diese Zeit nutzen ihre Onkel, um sie mit der Familiengeschichte vertraut zu machen:
Stellas Großmutter Anna ist während des Krieges in den 1940er Jahren mit ihren kleinen Kindern zu Fuß von der Halbinsel der Peleponnes nach Athen geflohen. Ihr Mann Manolis war jahrelang verschwunden. In Athen hat sich Anna, trotz fehlender Schulbildung, ein berufliches Standbein aufgebaut und somit ihren fünf Kindern ein gutes Leben bieten können. Auch wenn das Leben nicht immer einfach war, mit ihrer Stärke hat Anna vieles erreichen können. Mit Manolis Rückkehr ändert sich alles, die alten Traditionen leben wieder auf und Anna verliert alles, was sie sich aufgebaut hat. Doch Anna gibt nie auf. Auch als es ihre Kinder im Erwachsenenalter in die USA und nach Deutschland zieht, ist sie immer für sie da.
Der Roman „Bittersüße Mandeln“ von Hanna von Feilitzsch, basiert auf die Lebensgeschichte ihrer Großeltern. Die Protagonisten und Protagonistinnen und die Handlung sind fiktiv, doch die geschichtlichen Ereignisse Griechenlands entsprechen der Wahrheit. Geschickt versteht es die Autorin also wahre Geschehnisse mit ihrem Familienroman zu verknüpfen. Das ist ihr perfekt gelungen. Die Leserschaft erfährt so viele Dinge über die politische Situation Griechenlands in dieser Zeit. Die Handlung erstreckt sich über mehrere Jahrzehnte. Wir begleiten die Familie von den 1940er Jahren bis hin zu den 1970er Jahren. Soviel passiert in dieser Zeit, das meiste davon war mir nicht bekannt. So tragen auch Unterhaltungsromane zur geschichtlichen Weiterbildung bei. Die perfekte Mischung also, um auf angenehme Art und Weise etwas hinzuzulernen. Die unterschiedlichen Charaktere der Protagonisten und Protagonistinnen beleben den Roman und die wechselnden Zeitebenen zwischen Vergangenheit und Gegenwart (wobei die Vergangenheit überwiegt) sorgen für Spannung. Der Schreibstil der Autorin gefällt mir sehr gut, man kann der Handlung gut folgen, es gibt keine Längen und sie schreibt flüssig und modern. Ich habe den Roman als E-Book gelesen und ich habe eine Landkarte vermisst. Ich weiß nicht, ob diese in der Printausgabe beigefügt ist, sie wäre jedoch wünschenswert, um zu verdeutlichen, welche Strapazen und Wege Anna mit ihrer Flucht nach Athen auf sich genommen hat. Ansonsten ist das Buch ein wahrer pageturner. Die 464 Seiten wurden von mir an einem Wochenende gelesen. Ein größeres Kompliment kann man der Autorin nicht machen. Ein perfekter Roman, der unbedingt gelesen werden sollte. Von mir gibt es 5 Sterne.

Bewertung vom 04.07.2024
Martin, Ellen

Die Blütenfreundinnen Bd.1


sehr gut

Kristin, Lena und Nicole sind vom Bahnstreik betroffen. Die Frauen kennen sich nicht, doch auf der gemeinsamen Fahrt, im Mietwagen von München nach Hamburg, springt der Funke sofort über. Die drei sind sich sympathisch und sie bleiben in Kontakt und planen ein Treffen. Mit Nicoles Schwägerin Antonia, die gerade von ihrem Partner verlassen wurde, ist das Kleeblatt dann komplett. Trotz unterschiedlicher Lebenshintergründe werden die Frauen innerhalb kürzester Zeit Freundinnen und sind füreinander da.
„Die Blütenfreundinnen“ wurde von Ellen Martin geschrieben. Dies ist ein Pseudonym einer bekannten Autorin. Ich habe bereits andere Romane unter anderen Pseudonymen von ihr gelesen und ihr Schreibstil gefällt mir einfach gut. Immer wieder entlockt sie mir ein Lächeln, denn ihre Bücher zeigen das ungeschminkte Leben. „Die Blütenfreundinnen“ ist ein Wohlfühlroman für einen gemütlichen Tag oder Abend auf dem Sofa. Ich habe mich gut unterhalten gefühlt. Der Einstieg in den Roman gelingt leicht, sofort hatte ich ein Bild vor Augen und sah die drei Frauen am Bahnhof und im Mietwagen förmlich vor mich. Ganz ehrlich, so ticken wir Frauen. Männer würden nie ihnen unbekannte Männer ansprechen und eine Fahrgemeinschaft bilden. Frauen sind, so wie es hier uns die drei zeigen, einfach unkomplizierter. Im selben Alter wie die Protagonistinnen, hat mich dieser Roman sofort abgeholt und ich hatte eine amüsante Lesezeit. Die kurzen Kapitel, die abwechselnd einer Protagonistin gewidmet sind, ermöglichen ein kurzweiliges Leseerlebnis. Lediglich das Ende hat mich enttäuscht, es war zu abrupt und wirkt nicht rund. Das farbenfrohe Buchcover ist ein Hingucker.
Ich vergebe 4 Sterne.

Bewertung vom 04.07.2024
Graw, Theresia

Don't kiss Tommy. Eine Liebe in der Stunde Null


ausgezeichnet

Der zweite Weltkrieg ist endlich zu Ende, Deutschland hat verloren und in Bad Oeynhausen stehen die britischen Alliierten in den Startlöchern. Die Engländer beanspruchen die Stadtmitte für sich und die Bewohner und Bewohnerinnen der Stadt müssen umziehen. Die 21jäjrige Rosalie hat keine Familie mehr und sie findet Unterschlupf auf einem Bauernhof. Nebenbei arbeitet sie als Kellnerin in einem englischen Club. Rosalie träumt von einem besseren Leben und hofft, von einem englischen Soldaten geheiratet zu werden. Ihre gleichaltrige Freundin Anne ist nicht gut auf die Engländer zu sprechen. Denn das Familienhotel wurde beschlagnahmt und nun wohnt die Familie in einer Baracke am Stadtrand.
Mit „Don´t kiss Tommy“ reiht sich der neue Roman von Theresia Graw in die vielen Bücher ein, die momentan auf den Markt erscheinen und das Thema junge Frau der Nachkriegszeit trifft auf Soldaten der Alliierten aufgreifen. Und doch ist es ein besonderer Roman und unbedingt lesenswert, denn Theresia Graw hat umfangreich recherchiert, wie sie uns in ihrem Nachwort detailliert verrät. Somit ist dieser Roman eine Mischung zwischen wahren Ereignissen und fiktiver Handlung und das macht diesen Roman empfehlenswert. Für mich ist es das erste Buch der Autorin und hat mir sehr gut gefallen. Ich mag ihren flüssigen und modernen Schreibstil und die abwechselnden Kapitel zwischen Rosalie und Anne bieten ein spannendes Leseerlebnis. Die beiden Protagonistinnen entwickeln sich im Verlauf der Geschichte weiter und strahlen Glaubwürdigkeit aus. Das gefällt mir. Längen konnte ich nicht erkennen, ich finde das Tempo genau richtig, zumal die Geschichte auch mehrere Jahre umfasst. Natürlich geht es hier auch um die Liebe, aber die Autorin versteht es, auch die damaligen Lebensumstände gut zu vermitteln und ich habe einiges an Wissen hinzu gewonnen. Vom Buchcover bin ich nicht ganz überzeugt, aber das ist bekanntlich Geschmackssache.
Für mich hat ansonsten alles sehr gut gepasst und ich spreche eine absolute Leseempfehlung aus: 5 Sterne.