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Galladan

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Insgesamt 141 Bewertungen
Bewertung vom 17.10.2022
Crönert, Claudius

Das ewige Licht von Notre-Dame / Die Baumeister Bd.2


ausgezeichnet

Interessante Protagonisten auf der Baustelle einer der schönsten Kirchen dieser Welt

Das ewige Licht von Notre Dame von Claudius Cronert, erschienen im Ullstein Verlag am 01.09.2022.

Pierre wird mit 13 Jahren von seinem Vater von Chartres nach Paris gebracht. Dort soll er bei einem Baumeister ausgebildet werden um selbst Baumeister wie sein Vater zu werden. Meister Jean ist Baumeister In Saint-Denis, wo er einen Glockenturm errichtet, der die Ausgewogenheit der Kirche zerstört, aber bis in die Wolken zu reichen scheint. Meister Jean ergreift sofort die Gelegenheit, als die Stelle als Baumeister in Notre-Dame vakant wird. Er will die Kirche leicht und lichtdurchflutet bauen, Neues wagen und ist nicht im Geringsten demütig, wenn es darum geht die Kirche nach seinem Willen zu formen. Selbstverständlich sind nicht alle damit einverstanden und glauben nicht, dass die Mauern, die er baut, auch halten werden.

Dieser zweite Band der Baumeisterreihe führt uns zum zu einem wesentlichen Teil der Entstehung von Notre-Dame. Die Großen Rosetten, die statt Dunkelheit das Kirchenschiff zu einem lichtdurchfluteten Raum der den Gläubigen im Gegensatz zu ihren dunklen Häusern, Licht und die Pracht und Macht der Kirche zeigt.
Mit Pierre und seinen Freunden lernen wir die verschiedenen Gewerke beim Bau kennen und warum der Kirchenbau nicht allein davon abhängig war einen guten Baumeister zu haben, sondern auch davon, ob und wie viel Geld dafür zur Verfügung stand. Der Autor hat sicher gut recherchiert und die Baumeister Jean des Chelles und Pierre de Montreuil gab es ja wirklich, wenn auch nicht wirklich viel über sie überliefert wurde.

Mir hat gut gefallen, dass Claudius Cronert die Charaktere so schön geformt hat und man es sich sehr gut vorstellen kann, dass es damals wirklich so zugegangen ist. Den Aspekt, dass auch Frauen auf dem Bau innerhalb der Gewerke gearbeitet haben, ist mir bisher nicht bewusst gewesen. Insgesamt ein schönes Buch mit lebendigen Charakteren in einer Umgebung die einen von einer Reise nach Paris träumen lässt.
Die Bücher aus der Baumeisterreihe kann man unabhängig und in beliebiger Reihenfolge lesen. Wenn man historische Romane über die Entstehung liebt, wird man hier ganz klar schöne Lesestunden finden. Klare Kaufempfehlung.

Bewertung vom 17.08.2022
Letterman, Karla

Mörderische Masche / Der Häkelclub ermittelt Bd.1


ausgezeichnet

Wenig Krimi, trotzdem sehr unterhaltsam

Mörderische Masche von Karla Letterman, erschienen im dtv Verlag/Aragon Verlag am 17. August 2022

Eigentlich wollte Henri mit seiner Frau den Jahrestag des Hochzeitsantrags feiern, sie hat das Datum aber scheinbar völlig vergessen und geht auf ein Gehöft, um ein Gutachten für ein polnisches Warmblut zu erstellen. Er ist stinksauer und betrinkt sich leicht mit dem Crémant als der Anruft kommt, dass es einen Unfall gegeben hat.

Wochenlang ist er in tiefer Trauer versunken und erst dann beginnt er sich um das Handarbeitsgeschäft seiner verstorbenen Frau zu kümmern, welches von der patenten Edda weitergeführt wurde. Diese drängt ihn dann auch den Strickclub und den Häkelclub neu zu starten. Beim Häkelclub wird aber nicht nur gehäkelt und so lernt Häkel-Henri nicht nur Stäbchen und Farbwechsel, sondern fängt mit einigen Damen an die Geschäfte des Gehöft Besitzers näher zu untersuchen.

Ich habe mir den Luxus gegönnt und Taschenbuch und Hörbuch abwechselnd, wie es gerade besser passte zu nutzen. Oliver Erwin Schönfeld hat als Sprecher einen wundervollen Job gemacht. Ich bin nur so durch die Seiten geflogen da mir dieses Buch ausgesprochen gut gefallen hat. Das Buch ist weniger Krimi als Lädchenroman, hat aber gleichzeitig nicht das, was mir an Lädchenromanen nicht gefallen hat. Keine Romanze, niemand, der schon immer alles besser kann als die Profis. Henri hat als Mitarbeiter in einem Uhrenladen eine gewisse Geschicklichkeit und so ist es für ihn kein Problem etwas zu häkeln. Ist ja kein Hexenwerk.

So wirken die Charaktere authentisch und sympathisch. Das Buch macht Spaß, auch wenn etwas wenig Krimi darin steckt, immerhin lernt man die handelnden Personen ganz gut kennen und ich denke, dass wir mehr von Henri und den Häkelmaschen lesen/hören werden. Klare Kaufempfehlung für Buch und Hörbuch.

Bewertung vom 11.07.2022
Gentile, Domenico

La Tradizione


ausgezeichnet

Ein Kochbuch wie ein Bilderbuchsommer

La Tradizione: Die Küche der norditalienischen Hausfrauen, von Domenico Gentile, erschienen im ZS Verlag (Edel Verlagsgruppe) am 1. Juli 2022.

Ich habe in den letzten Tagen viel über den Norden Italiens gelernt und mir quasi eine kulinarische Reise durch die Küche der italienischen Hausfrau gegönnt.

Das Kochbuch enthält die wohl grundlegenden Rezepte des Nordens von Italien

Folgende Regionen sind vertreten:

Trentino-Alto Adige
Friuli Venezia Giulia
Veneto
Lombardia
Emilia-Romagna
Liguria
Piemonte

Im Anhang gibt es ein deutsches und ein italienisches Rezeptregister, und zusätzlich noch ein Register nach Zutaten, was für mich sehr hilfreich ist, da ich mir gerne Rezepte zusammensuche, die mir dann helfen Reste aufzubrauchen. Einige Rezepte bauen darauf auf, dass man ein anderes Rezept schon vorher gekocht hat.

Alle Rezepte, die ich ausprobiert habe, konnte ich problemlos nachkochen, allerdings hätte ich mir etwas mehr Warenkunde gewünscht. Nicht alles was genutzt wird ist bei uns problemlos zu beschaffen und muss dementsprechend entweder nachgebaut werden, oder eben ersetzt. Früher musste ich immer die Salsiccia Masse selbst herstellen, heute gibt es die sogar als besonderes Sonderangebot ganz normal im Supermarkt. Italien ist ein Stück näher gerückt.

Das man hier kein Pferdefleisch bekommt vermisst man aber bei einem entsprechenden Rindfleisch nicht, wobei man sich schon wundert, dass bei dem Rezeptbild ein Lorbeerblatt auf dem Teller liegt, obwohl außer Salz und Pfeffer keine Gewürze ans Pastisada de caval kommen. Dieses Rezept habe ich in meinem Slow Cocker gemacht, dann aber die Soße auf dem Herd eingedickt. Es schmeckt so, wie ich mir ein Rindergulasch vorstelle, ist aber wirklich einfach zu kochen.

Es ist das erste Mal, dass ich Rezepte aus Norditalien nachgekocht habe. Die Zutatenlisten sind überschaubar und gerade Gewürze und Kräuter werden nur spärlich eingesetzt und trotzdem schmeckt es wirklich gut. Ich werde diesen Sommer sicher noch einige Rezepte aus diesem Kochbuch nachkochen und mir vermutlich auch noch das Kochbuch Casalinga: Die Küche der süditalienischen Hausfrauen anschaffen da mir dieses Kochbuch so gut gefallen hat. Klare Kaufempfehlung für eine kulinarische Reise durch den Norden Italiens.

Bewertung vom 08.05.2022
Klune, T. J.

Das unglaubliche Leben des Wallace Price


ausgezeichnet

Ein Buch voller Gefühle

Das unglaubliche Leben des Wallace Price von T.J. Klune, erschienen im Heyne Verlag am 11.04.2022.

Wallace Price lebt für die Arbeit und hat weder eine soziale Ader noch Verständnis, wenn Mitarbeiter dies nicht auch so halten oder gar Fehler machen. Für ihn ist wichtig, dass man ihn respektiert und er Erfolg hat. Plötzlich findet er sich vor einer Kirche wieder, in der gleich eine feierliche Zusammenkunft anlässlich seiner Beerdigung stattfinden soll. Wallace weiß nicht, wie er dorthin gekommen ist, und was das alles zu bedeuten hat. Bei der spärlich besuchten Beerdigung trifft er auf Mei, die in über die Abläufe nach dem Ableben informiert und zu seinem Fährmann, einem jungen Mann, der im Hauptberuf einen Teeladen betreibt, bringt. Wallace braucht Zeit, um das alles zu verdauen und die Stationen des Sterbens zu durchlaufen.

Die Vorbemerkung des Autors solle man ernst nehmen. Dieses Buch hat zwar den Humor den man aus dem Buch „Mr. Parnassus‘ heim für magisch Begabte“ kennt, gleichzeitig zieht sich Tod, sterben und Trauer durch das Buch.

Wir begleiten Wallace Price durch die verschiedenen Stationen der Trauer wie man sie auch bei Verbliebenen sieht. T.J. Klune verarbeitet in dem Buch den Tod seines Lebensgefährten mit Fingerspitzengefühl und einem kräftigen Schuss Humor, der manchmal etwas ausartet, um dann wieder unerwartet feinfühlig und romantisch zu werden.

Die Protagonisten sind vielfältig, und bilden ein Potpourri an verschiedenen, oft liebenswerten Charakteren, die so bunt sind wie das Leben und so stark wie ein Earl Gray, voller Gefühle, die man ausleben darf, einander helfend und tröstend, aber auch mit einem gewissen Humor, ohne den weder Leben noch tot zu ertragen wären.

Wenn Sie nah am Wasser gebaut sind, werden Sie die Bücher von Klune immer zu Tränen rühren, wenn sie mehr die heiteren Seiten seiner Bücher suchen, sind sie auch hier gut aufgehoben. Trost und Halt geben Tee und ein Geisterhund mit Namen Apollo und obwohl es um Tot und Trauer geht, fühlt sich das Buch tröstend und begleitend an.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 01.04.2022
Pötzsch, Oliver

Das Mädchen und der Totengräber / Inspektor Leopold von Herzfeldt Bd.2


ausgezeichnet

Kurzweilig und sehr spannend

Das Mädchen und der Totengräber (Die Totengräber-Serie, Band 2) von Oliver Pötzsch, erschienen im Ullstein Paperback Verlag am 31. März 2022.

Ein Wiener Professor und anerkannter Ägyptologe hat mehr durch Zufall in Ägypten ein intaktes Grab gefunden. Zwei Jahre später endet er im Kunsthistorischen Museum als Mumie.
Wieder begleiten wir Inspektor Leopold von Herzfeldt und die Tatortfotografin Julia Wolf durch spannende Fälle. Leo soll den Tod des Professors untersuchen, Julia macht die Tatortfotos zu einem abscheulichen Mord, den der zuständige Beamte aber für unerheblich und nicht der Verfolgung wert erachtet.

Oliver Pötzsch ist ein Garant dafür, dass man sich in die Zeit und die Umstände hineinversetzt fühlt und so fliegt man nur so durch die Seiten, als ob man getrieben würde.

Wie schon im ersten Fall spielt natürlich der Totengräber und das Mädchen, dass seiner toten Tochter so ähnlich ist eine Rolle und ich verrate nicht zu viel, wenn ich sage, dass seine Zeilen aus „Totenkulte der Völker“ einen helfen alles zu verstehen und gleichzeitig manchmal etwas gruselig sind. Flüche sind nicht so Leos Ding, und so jagt er einem echten Täter nach und alle sind gespannt, was wir dann im nächsten Totengräber Band lernen werden. Klare Kaufempfehlung.

Bewertung vom 26.12.2021
Hector, Wolf

Die Brücke der Ewigkeit / Die Baumeister Bd.1


ausgezeichnet

Gut recherchiertes Buch über den Bau der heutigen Karlsbrücke

Die Brücke der Ewigkeit – Historischer Prag-Roman von Wolf Hector, erschienen im Ullstein Taschenbuch Verlag am 29. November 2021.

Jan Otlin sitzt mit seiner kleinen Tochter einsam in einem Versteck und wartet darauf, dass er Nachricht von seiner Frau bekommt, und eine Amme, damit das Kind gerettet werden kann. Schon bald naht ein Trupp Reiter mit einem Fremden dabei auf die Hütte zu, erst gerät Otlin in Panik, aber schnell stellt sich raus, dass er von Mathias von Nürnberg nichts zu befürchten hat. Dieser ist sein Schwiegervater und will wissen, warum seine Tochter im Kerker sitzt und auf den Tod wartet. Otlin beginnt die Geschichte seines Lebens zu erzählen, das sich dramatisch mit der Magdalenenflut und einem damals getroffenen Schwur verändert.

Wieder eines der Bücher, die die Entstehung eines Bauwerkts beschreiben und dabei historische mit erfundenen Personen grandios vermengen. Sprachgewaltig führt uns Wolf Hector durch die Entstehung der Karlsbrücke in Prag. Wie es mir schon öfter bei Geschichten über den Bau von Kathedralen gegangen ist, versankt ich in dieser Geschichte völlig und erlebte Prag im 14. Jahrhundert. Das Leben in der Stadt stand mir plastisch vor Augen und ich erlebte eine Wunderbare Zeit mit diesem Buch. Man könnte natürlich anmerken, dass man die Handlung etwas hätte kürzen können, wer aber Fan von Details und ausschweifenden Beschreibungen ist, wird hier aussergewöhnlich gut unterhalten. Wem „Die Kathedrale des Lichts“ gefallen hat und gerne historische Romane über Baudenkmäler und ihre Entstehung liest, wird von dem Buch begeistert sein. Klare Kaufempfehlung.

Bewertung vom 16.11.2021
Hohlbein, Wolfgang

Schiff des Todes (eBook, ePUB)


gut

Aus alt mach neu

Schiff des Todes von Wolfgang Hohlbein, erschienen im dotbooks Verlag am 16. Februar 2021.

Ein Mann auf der Flucht lässt sich von einem Steward auf ein Kreuzfahrtschiff schmuggeln um außer Landes zu kommen. Der Reporter Claus Mannheim ist ihm auf die Schliche gekommen und hat sich mit seiner Frau Angie, vorgeblich um den ersten gemeinsamen Urlaub ihrer Ehe zu machen, in einer der Luxuskabinen auf dem Schiff eingeschifft. Mit ihnen ist der Parapsycholege Faller an Bord. Die Männer kommen schnell ins Gespräch und Angie betrinkt sich gelangweilt und stolpert in das Horrorszenario eines Angriffs auf ein Schiff am Ende des Zweiten Weltkriegs.

Das Buch ist schon einmal unter dem Namen „Kreuzfahrt. Eine Reise in den Horror“ veröffentlicht worden was nicht gegen das Buch spricht, aber es wirkt etwas altbacken und 80er Jahre Horror. Dementsprechend sind die Charaktere auch noch männlich stark und weiblich kreischend und unselbstständig. Außerdem hätte das Buch durch ein besseres Lektorat sicher auch gewonnen.

Das Setting ist gut gewählt, die Idee auch spannend und ungewöhnlich, es zieht sich nur etwas, es wird viel gerannt, geprügelt und gekreischt und das Ende ist dann leider auch ziemlich abrupt. Insgesamt ein etwas nostalgisch anmutender Horrortrip, der Erinnerungen an andere, bessere Bücher des Autors weckt. Ich werde sicher wieder einmal einige seiner Bücher von früher aus dem Regal ziehen.