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Glueckskinderbuch.de

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Insgesamt 144 Bewertungen
Bewertung vom 10.11.2021
Spang, Markus

Wer knackt die Weihnachtsnuss?


sehr gut

Chaos in der Weihnachtswerkstatt! Die Wunschzettelbriefe sind verloren gegangen, das Rezept für die Zimtsterne ist völlig zerrissen und die Augen für die Teddybären kullern im ganzen Raum herum. Wer kann da wieder Ordnung in das Durcheinander bringen?
In diesem Weihnachtsrätselbuch begleiten wir den Engel Petronilla bei ihrer Ausbildung und helfen durch Lösen der kniffligen Rätsel mit, das Weihnachtsfest zu retten. Das Buch eignet sich mit seinen 24 Kapiteln und Knobelaufgaben wunderbar als kurzweiliger Adventskalender für Kinder ab 7 Jahren.

Die Rätsel sind einfach großartig, originell, abwechslungsreich und wirklich knifflig. Um sie zu lösen, muss man entweder sprachliches Geschick aufweisen oder von seinem logischen Denken Gebrauch machen. Auch ist bei einigen Kopfnüssen eine genaue Beobachtungsgabe vonnöten. Am Ende jedes Kapitels gibt es die Lösung. Die Knobelaufgaben sind vom Schwierigkeitsgrad für die Zielgruppe entsprechend konzipiert, einige sind einfacher zu lösen als andere, und haben auch mir als Erwachsene Spaß gemacht.

Die Geschichte rund um die Rätsel empfand ich jedoch nicht immer als kindgerecht. Vor allem zu Beginn, fluchen und grölen einige Engel und sind schlecht gelaunt. Das hat mich etwas abgeschreckt, gebe ich zu. Denn das hatte ich in einem weihnachtlichen Buch für Kinder nicht erwartet. Einige Sätze wirken eindeutig wie von einem Erwachsenen für Erwachsene geschrieben – flapsig und mit Erwachsenenproblemen aus der Arbeitswelt versehen. Und wenn Engel Petronilla ihre Lehrerin mit "Blöde Kuh" betitelt, weil diese im Unterricht die nordischen Hirsch-Dialekte übersprungen hatte, dann muss das auch nicht unbedingt sein, finde ich. So richtig Weihnachtsstimmung kam also bei mir beim Lesen nicht auf.

Die Illustrationen, vom Autor Markus Spang selbst gezeichnet, hingegen sind wieder kindgerecht und machen mit ihrem leicht comicartigen Stil gute Laune!

Alles in allem, ein tolles Rätselbuch, welches das Warten auf das Weihnachtsfest zweifelsohne verkürzen wird.

Bewertung vom 08.11.2021
Wilson, Amy

Ein Mädchen namens Owl


ausgezeichnet

Owl ist kein gewöhnliches Mädchen – das wird der Dreizehnjährigen mehr und mehr bewusst. Wenn starke Gefühle sie überkommen, bildet sich Raureif auf ihren Händen und Armen und sie weint Eistränen. Mit ihrer Mutter kann sie nicht wirklich darüber sprechen, schließlich gibt sie ihr auch bei einem anderen sehr wichtigen Thema keine greifbaren Antworten. Denn Owl hat nie erfahren, wer ihr leiblicher Vater ist. Ihre Mutter erzählt ihr zwar seit Owl denken kann magische Geschichten über eine Winterwelt, in der sie einem kraftvollen, wunderschönen Mann begegnete, doch nichts davon ist für Owl wirklichkeitsnah.
Auch ihrer besten Freundin Mallory kann sie sich nicht anvertrauen, da diese gerade mit sich und ihrer Familie zu tun hat. So begibt sie sich allein auf die Suche nach Antworten und findet heraus, dass ihr Vater von magischen Naturwesen bedroht wird.
Da taucht Alberic, ein neuer Schüler, in ihrer Klasse auf. Der Junge, der nach verbranntem Holz riecht, einen goldbraunen Irokesen trägt und sie immer mit einem kupferfarbenen Glitzern in den Augen anblickt, scheint mehr über die magische Welt aus den Erzählungen von Owls Mutter zu wissen. Sind es doch nicht nur Märchen? Und wird Alberic Owl helfen können, Antworten auf ihre vielen Fragen zu finden?

Amy Wilson ist mit diesem Buch ein äußerst packendes und poetisches Werk gelungen. Von Anfang an zieht sie den Leser in den Bann der Geschichte und webt eine einmalige Atmosphäre des Winters und der Naturgewalten. Wir begleiten Owl, in die man sich sehr gut hineinversetzen kann, auf ihrem Weg, sich selbst und ihre Herkunft zu ergründen. Als berührend und gut beschrieben empfand ich die wunderbare und herzerwärmende Freundschaft zwischen Owl und Mallory. Und auch die sich entwickelnde Annäherung Owls an ihren Vater, wurde von Amy Wilson wahrlich fein und glaubhaft gezeichnet.
Die Autorin bedient sich für ihre Charaktere einiger mythologischer Figuren, vor allem derer aus ihrer angelsächsischen Heimat.
Grandios und sehr überzeugend übersetzt wurde die Geschichte übrigens von Sylke Hachmeister.

"Ein Mädchen namens Owl" ist ein atmosphärisch starkes Buch für kalte Wintertage mit märchenhaften und mythologischen Elementen, nicht nur für jugendliche Leser und in jedem Fall für all jene, die die Magie des Winters und der Natur lieben. Ich freue mich schon auf den zweiten Teil der Trilogie, der im Frühjahr 2022 erscheinen soll!

Bewertung vom 03.11.2021
Kaiser, Jan

Zwei warten auf Schnee


ausgezeichnet

Schneemann Schorsch und Schneehase Holm sind die allerbesten Freunde. Sie leben zusammen in einem gemütlichen Häuschen auf einem Hügel, freuen sich schon auf Weihnachten und sind eigentlich wunschlos glücklich. Eigentlich. Denn was ihnen noch zu ihrem Glück fehlt ist SCHNEE! Der lässt leider in diesem Jahr auf sich warten. Die beiden Freunde versuchen mit allerlei ausgefallenen Ideen, den Schnee herbeizulocken. So basteln sie Schneeflocken aus Papier, schleppen den geöffneten Kühlschrank in den Garten, um die Luft zu kühlen und singen inbrünstig Schneelieder. Schorsch spielt sogar "Toter Schneemann", um Mitleid zu heischen. Doch leider alles ohne Erfolg. Die weiße Pracht stellt sich nicht ein. Werden die zwei am Ende doch noch im Schnee tanzen können?

Bei diesem liebenswerten Kinderbuch wusste ich bereits vor dem Aufschlagen, dass es mir sehr gefallen wird. Der kleine Schneemann Schorsch hatte es mir schon auf dem Titelbild angetan. Und nach dem Lesen kann man auch den Schneehasen Holm nur gern haben. :)
Der Autor Jan Kaiser erzählt die Geschichte äußerst lustig und auch liebevoll. Sein feiner und gewitzter Humor zieht sich durch das ganze Buch und lässt jeden Leser und Zuhörer schmunzeln. Das Ende der Geschichte ist übrigens sehr überraschend und gelungen!

Marine Ludins Illustrationen passen zum Schreibstil des Autors wie die Möhre in Schneemann Schorschs Gesicht. Liebenswert und lustig zeichnet sie die beiden Freunde und jede Seite zaubert ein Lächeln auf die Lippen. Ich kannte die Illustratorin vorher nicht und habe mich in ihren Stil verliebt!

Die Ideen von Schorsch und Holm, dem Schnee auf die Sprünge zu helfen, regen wunderbar dazu an, mit Kindern auch Papierschneeflocken oder andere winterliche Basteleien zu gestalten, Winterlieder zu singen und vielleicht sogar einen Wintertanz zu erfinden. So wird die Wartezeit auf den heiß ersehnten (oder besser: kalt ersehnten) Schnee sicher verkürzt.

Ein wahrer Kinderbuchschatz der Schneemannliteratur, der gute Laune verbreitet und bei dem einem vor Freude ganz kalt ums Herz wird, wie Schorsch sagen würde. :) Das Buch eignet sich hervorragend, um die Zeit bis zum ersten Schnee zu überbrücken und die Vorfreude auf den Winter zu entfachen.

Bewertung vom 29.10.2021
Tordasi, Kathrin

Nachtschattenwald. Auf den Spuren des Mondwandlers


sehr gut

Habt ihr schon einmal darüber nachgedacht, wie es wäre, wenn sich die Natur – von uns Menschen seit vielen Jahren so schrecklich misshandelt – ihren Raum wieder zurückerobert und wir uns ihr unterordnen müssen? In solch einer Welt leben Finn und seine beste Freundin Samira. Ein riesiger Urwald umgibt ihr Zuhause. Mit der entfernteren Außenwelt haben die Menschen keinen Kontakt mehr. Computer, Mobiltelefone oder Internet funktionieren schon seit einer Weile nicht mehr. Lebensmittel werden wieder selbst hergestellt anstatt sie um die ganze Welt zu karren und dann im Supermarkt zu kaufen. Das alles könnte so idyllisch klingen, wäre da nicht der Mondwandler – ein vermeintlich mystisches Wesen aus dem Nachtschattenwald, welches die Menschen, die dort des Nachts unterwegs sind, in Angst und Schrecken versetzt und sie wegschnappt und in einen tiefen Schlaf versetzt, um das Gleichgewicht zwischen Mensch und Natur zu wahren, so behaupten die Erwachsenen. Vor 6 Jahren verschwand auf diese Weise Finns Schwester Hannah. Doch der heute Zwölfjährige beginnt, Zweifel an der Geschichte um den Mondwandler zu hegen. Zusammen mit Samira und Elli, einer weiteren Gefährtin, macht er sich auf den Weg, um Antworten zu finden. Ein Abenteuer auf der Suche nach der Wahrheit beginnt.

Finn wird von der Autorin Kathrin Tordasi sehr sympathisch und menschlich dargestellt und man kann sich wirklich gut mit ihm identifizieren. Bisweilen wirkte er auf mich reifer und erwachsener in seinen Gedankengängen als ein Zwölfjähriger. Doch seine Selbstzweifel machten ihn wieder zugänglicher und greifbarer.
Auch die anderen Charaktere wirken durchaus lebendig und vielschichtig. Meine absolute Lieblingsfigur ist Flöckchen, der kleine Frosch, der eng mit Finn verbunden ist und mit dessen Hilfe die Kinder zum Lager des Mondwandlers finden.

Kathrin Tordasi beschreibt die dystopische Welt äußerst bildhaft und eindrucksvoll. Man konnte sich alles leibhaftig vorstellen. Jedoch dauerte es eine Weile – etwa bis zur Hälfte des Buches sogar – bis ich mich vollends in die Geschichte einfinden konnte. Bis dahin plätscherte sie eher dahin und zog sich etwas, da ich nicht einordnen konnte, was genau die Autorin bezweckt und ausdrücken möchte. Doch ab der Hälfte, wenn sie den Leser endlich einweiht und alles ein bisschen klarer wird und mehr Sinn ergibt, stieg die Spannung rapide an und das Lesen wurde zu einem Genuss! Es ist schade, dass Kathrin Tordasi den Leser so lange im Dunkeln lässt, doch hat man den ersten Hänger überwunden, lohnt sich das Buch auf jeden Fall und es entwickelt sich von einem durchschnittlichen Fantasy Roman zu einer gut durchdachten Science Fiction Geschichte, die zum Philosophieren und Nachdenken anregt.

"Nachtschattenwald" ist ein phantastisches und bildgewaltiges Abenteuerbuch, welches ich trotz meiner anfänglichen Schwierigkeiten, in die Geschichte hineinzufinden, allen Lesern ab etwa 11 – besser wahrscheinlich 12 Jahren – empfehle, die reif für eine Dystopie und alle damit verbundenen ernsten Inhalte sind. Der Verlag empfiehlt das Buch bereits ab 10 Jahren, doch das ist meiner Meinung nach eine Fehlempfehlung.

Bewertung vom 26.10.2021
Tordjman, Nathalie

Das große Buch der Bäume


ausgezeichnet

Wusstet ihr, dass die Palme kein Baum ist? Oder dass Bäume sich austauschen und gegenseitig helfen? Warum verfärben sich ihre Blätter im Herbst und fallen ab? Und wie funktioniert eigentlich Photosynthese? Auf all diese Fragen und noch viele mehr finden wir Antworten in dem wunderschön gestalteten Buch "Das große Buch der Bäume" von Nathalie Tordjman.

Dieses hochinteressante Sachbuch ist vollgepackt mit Wissen über Bäume und in 5 große Teile untergliedert, in denen der Leser erfährt, was Bäume sind, wie sie wachsen, wie sie überhaupt entstehen und was sie alles Eindrucksvolles können. Im letzten Kapitel "Wundervolle Bäume" sind noch einmal alle Bäume mit ihren unterschiedlichen Besonderheiten zusammengefasst. Wir lernen die verschiedenen Baum- und Blätterarten kennen und erkennen, warum Bäume so wichtig für uns und unsere Erde sind.

Das Gelesene wird wunderbar mit Illustrationen von Isabelle Simler und Julien Norwood unterstützt, die das Buch zu einem wahren Hingucker machen!

In jedem Kapitel gibt es neben dem naturwissenschaftlichen Wissen zudem kleine Quizfragen, deren Lösung sich am Ende des Buches findet. Auch gibt es dort einen alphabetischen Index, so dass man ganz gezielt nach einem Baum suchen kann.

Ein Buch, das die wundervolle und vielfältige Welt der Bäume zeigt, über die noch zu viele Menschen zu wenig wissen. Ich empfehle es allen kleinen und großen Naturfreunden und denen, die es werden wollen.

Bewertung vom 17.10.2021
Allen, Kate

Tage der Mondschnecke


ausgezeichnet

Lucy zeichnet sehr gern und verbringt am liebsten Zeit mit ihrem besten Freund Fred. Für Naturwissenschaften hat sie sich bis jetzt nie wirklich interessiert, obwohl doch ihre vor 5 Jahren verstorbene Mutter eine geschätzte Meeresbiologin war, die es liebte, den Haien zu folgen und sie zu studieren. Doch dann wird ein toter Weißer Hai an die Küste von Rockport, Massachusetts – Lucys Wohnort – gespült, der einiges in ihrer (Gefühls)Welt in Bewegung bringt. Die fast Dreizehnjährige wird inspiriert, sich für die Arbeit ihrer Mutter zu interessieren und fängt an, Haie und deren Anatomie zu studieren, um sie besser zeichnen zu können. Aufgrund eines weiteren tragischen Ereignisses, wird Lucy erneut mit der Vergänglichkeit konfrontiert und beginnt, den Tod ihrer Mutter bewusst zu verarbeiten. In diesem Sommer kommt Lucy nicht nur ihrer Mutter, sondern auch sich selbst sehr viel näher.

Dieser Kinder- und Jugendroman hat mich sehr berührt. Obwohl das Thema Tod allgegenwärtig ist und es auch traurige Momente in der Geschichte gibt, hat mich die Handlung kein einziges Mal heruntergezogen, sondern mir stets ein beruhigendes, lebensbejahendes Gefühl beim Lesen gegeben. Einfühlsam und behutsam beschreibt die Autorin Kate Allen Lucys Entwicklung – ihren Weg vom Kind zur Jugendlichen und letztlich ihren Weg zu sich selbst. Der Schreibstil der Amerikanerin ist sehr wohltuend, ruhig und flüssig. Oft gelingt es ihr, in nur kleinen, feinen Sätzen Großes auszudrücken und den Leser zu berühren. Lucy sowie auch die anderen Charaktere wirken sehr sympathisch und man kann sich mit allen irgendwie identifizieren.
Sehr gefallen hat mir das liebenswerte Zusammenspiel von Lucy und den sie umgebenden und beschützenden Männern, angefangen von ihrem Vater über den besten Freund der Familie bis hin zum verwitweten Nachbarn.

Jedes Kapitel wird mit ausdrucksstarken, doppelseitigen Bleistiftzeichnungen von Haien eingeleitet, die wunderschön von Xingye Jin illustriert wurden und den Betrachter faszinieren. Der Leser erfährt zudem sehr viel über Haie und spürt die eindringliche Botschaft, die durch das ganze Buch klingt, dass der Mensch im Meer der Gast ist und nicht der Hai. Er sollte sich auch dementsprechend verhalten. Überdies wissen wir noch viel zu wenig über Haie und so fürchten sich viele Menschen noch vor ihnen. Lucys Mutter drückt es sehr schön aus:

"Wir fürchten uns vor dem, was wir nicht kennen. Wenn wir mehr über Haie wüssten, könnten wir vermutlich auch mehr tun, um ihr Überleben zu sichern." (S. 41)

Denn Haie sind vom Aussterben bedroht, da sie nur wenig Nachwuchs bekommen und der Mensch sie jagt und tötet. Wir sollten viel mehr Respekt und Wertschätzung für sie aufbringen. Sie leben bereits sehr viel länger auf dieser Erde als der Mensch.

Eine einfühlsame, traurige und zugleich hoffnungsvolle Geschichte über Freundschaft, das Erwachsenwerden und die Verarbeitung von Trauer. Ein Plädoyer, Haie und die Natur zu schützen. Ich empfehle das Buch allen Kindern ab etwa 11 und auch jedem Erwachsenen. Es lohnt sich!

Bewertung vom 13.10.2021
Bao, Dongni

Der Feuertopf brodelt


ausgezeichnet

Es ist Winter in Peking und eisiger Wind pfeift durch die menschenleeren abendlichen Gassen. Großväterchen Yu sitzt allein und verlassen in seiner Garküche "Zum alten Feuertopf" und wartet vergebens auf Gäste. Um sich zu wärmen, zündet er den riesigen Feuertopf an und stellt alle Zutaten bereit. Da klopft es an der Tür und ein kleines frierendes Mädchen steht davor. Später klopft noch ein Junge und dann noch ein Junge. Ihnen allen gewährt Großväterchen Yu Einlass und bewirtet sie. Zusammen machen es sich die Vier um den Feuertopf gemütlich und genießen die gemeinsame Zeit. Am nächsten Tag kommen die Kinder wieder und bringen nicht nur Fische, Fleisch und Kohl, sondern auch reichlich Kundschaft mit. Von nun an hat der alte Garküchenwirt stets alle Hände voll zu tun. Ein Jahr später erinnert er sich wieder an die geheimnisvollen Gäste. Wer waren sie und werden sie wiederkommen?

Dieses wundervolle Wintermärchen aus China von Bao Dongni hat sofort ein warmes Gefühl in mir geweckt. Die durch das gesamte Buch gewebten Themen Hilfsbereitschaft und Mitgefühl hallen noch lange nach. Der chinesische Feuertopf (huǒ guō), in den Zutaten in eine köchelnde Brühe geworfen und wenn sie gar sind herausgefischt werden (ähnlich eines europäischen Fondues), steht als Sinnbild für Gemeinschaft und Geselligkeit.

Besonders gefallen hat mir, dass der Leser zu Beginn nicht genau weiß, ob die Gäste nun Tiere oder Kinder sind. Da verschwimmen die Grenzen wunderbar und traumgleich. Hat Großväterchen Yu sie nur als Menschenkinder wahrgenommen oder haben sie sich tatsächlich körperlich verwandelt? Und ist das überhaupt wichtig zu wissen? Denn jedes Lebewesen hat ein Recht darauf, geliebt, geachtet und gut behandelt zu werden. Und jedem Wesen sollte geholfen werden, wenn es in Not ist. Gleich ob Mensch oder nicht. Diese sehr poetische und mitfühlende Botschaft konnte ich für mich in der Geschichte erkennen und sie entspricht meinem Weltbild und dem Bild, welches ich Kindern vermitteln möchte.

Beim Lesen wird ganz nebenbei die interkulturelle Kompetenz von Kindern vor allem den asiatischen Raum betreffend gestärkt. Wie alle Kinderbücher aus dem Drachenhaus Verlag wurde auch dieses Buch zweisprachig auf Deutsch und Chinesisch veröffentlicht und eignet sich nicht nur perfekt für zweisprachige Familien, sondern auch um das Interesse bei Kindern für andere Schriftarten und andere Sprachen generell zu wecken.

Der Schreibstil und die wunderbar gelungene Übersetzung von Dr. Nora Frisch – der Drachenhaus Verlagsgründerin – kommen flüssig und in einfachen Sätzen daher, so dass auch Leseanfänger das Buch gut allein lesen können.

Die liebevoll warmen Illustrationen von Mo Jin spiegeln den herzlichen Charakter der Geschichte hervorragend wider und laden zum Betrachten ein.

"Der Feuertopf brodelt" ist ein weiterer feinsinniger Kinderbuchschatz aus dem Drachenhaus Verlag, der das Herz erwärmt und wunderbar in die kalte Jahreszeit passt.

Bewertung vom 11.10.2021
Lebrun, Sandra

Finde den Täter - Sherlock Holmes für Kids


ausgezeichnet

Heute stelle ich euch ein wahrlich liebevoll und brillant gemachtes Rätselbuch für alle Spürnasen vor. Zusammen mit Sherlock Holmes, Dr. Watson, dem Polizei-Inspektor Lestrade und Schlingel, Sherlocks Hund, werden die Leser eingeladen, bei den Ermittlungen von insgesamt 9 Detektivfällen mitzuhelfen. Es werden zuerst Indizien gesammelt, Alibis überprüft und nacheinander durch Kombinieren die Verdächtigen ausgeschlossen bis man den Täter gefunden hat. Ein Spaß nicht nur für Kinder!

Die Kriminalfälle wurden alle kindgerecht und humorvoll von der Französin Sandra Lebrun geschrieben und hervorragend von Anja Neudert ins Deutsche übersetzt. Jeder der abwechslungsreichen Fälle spielt an einem anderen Ort oder in einem anderen Land und ist eher von harmloser Natur (Bsp.: Katzenmumien wurden gestohlen, Vorhänge abgeschnitten oder ein Kater verschwand).
Einige kurze Sätze sind in Spiegelschrift oder einer anderen Geheimschrift geschrieben. Da kommt niemals Langeweile auf! Ganz spielerisch und nebenbei werden das Leseverständnis, das Kombinationsvermögen und das logische Denken trainiert. Falls etwas bei der Auflösung noch unklar sein sollte, gibt es eine sehr ausführliche Lösungsseite, die bei der Herleitung hilft. Das Buch wird für Leser ab 9 Jahren empfohlen, doch mit etwas Unterstützung werden auch pfiffige jüngere Kinder ihre Freude beim Lösen der Fälle haben.

Sehr gefallen hat mir der Humor, der in allen Texten, Beschreibungen und Illustrationen mitschwingt und mich oft zum Schmunzeln gebracht hat. So haben zum Beispiel die Verdächtigen und andere vorkommenden Charaktere die genialsten Namen: Hans H. Lunke, Beatrix Plosion, Harry Volver, Anna Lyse (die Kriminaltechnikerin), Gunter B. Weiß (der Kommissar), Kaleida Bügel (die Garderobendame) usw.
Ich liebe solche Wortspiele!

Auch die farbenfrohen, comicartigen Illustrationen von Loïc Méhée sind der Knaller! Seine Figuren und deren Gesichtsausdrücke machen einfach gute Laune!

Einen einzigen Kritikpunkt habe ich jedoch. Bei den Steckbriefen der Verdächtigen fiel mir auf, dass die meisten der vorgestellten Menschen teilweise stark untergewichtig beschrieben werden. Hier nur drei Beispiele:
Sylvia von Murx ~ 1,77 m, 50 kg
Hans H. Lunke ~ 1,90 m, 72 kg
Miss Milla ~ 1,69 m, 47 kg
Dies sollte meiner Meinung nach vom Verlag überarbeitet und an realistische Maße angepasst werden, denn gerade für die Zielgruppe des Rätselbuches kann solch ein verzerrtes Bild von "normalem" Körpergewicht fatal sein.

Nichtsdestotrotz ist dieses Buch eins der besten und lustigsten Mitmachbücher, die ich je lesen durfte. Auch Lesemuffel werden begeistert sein!

Ein kurzweiliges, originelles Buch für alle großen und kleinen Rätselfreunde und Fans von Sherlock Holmes, welches ich voll und ganz empfehle!

Bewertung vom 08.10.2021
Williams, Rachel;Hartas, Freya

Wunder der Natur zum Innehalten und Staunen


ausgezeichnet

Wann wart ihr das letzte Mal in der Natur und habt sie mit allen Sinnen wahrgenommen? Wann habt ihr euch zuletzt die Zeit genommen, eine Biene dabei zu beobachten, wie sie emsig von Blüte zu Blüte fliegt und Pollen sammelt? Könnt ihr euch entsinnen, welche Formen und Figuren ihr zuletzt in den vorbeiziehenden Wolken erkannt habt? Habt ihr schon einmal einem badenden Spatz zugesehen und seine Freude und Unbeschwertheit gespürt? Oder über die Genialität eines Spinnennetzes gestaunt? Oder dem bis tief in unsere Seele dringenden Ruf eines Wolfes gelauscht?
An all diese magischen Naturereignisse und noch viel mehr erinnert uns das beeindruckend schöne Buch "Wunder der Natur". In 50 kleinen Natur-Momentaufnahmen lernen wir nicht nur vielerlei Naturkundliches, sondern üben uns auch wieder darin, achtsam durchs Leben zu gehen und jeden Augenblick so intensiv wie möglich wahrzunehmen.

Das liebevoll gestaltete Buch ist ein wahres Kleinod, nicht nur für Kinder. Bereits das Titelbild mit der goldschimmernden Schrift und der hochwertige Leineneinband lassen das Herz eines jeden Buchliebhabers höher schlagen. Die vielen kleinen und großen Naturwunder, die in kindgerechten und einfachen Sätzen von Rachel Williams (und der deutschen Übersetzerin Kathrin Köller) vorgestellt werden, berühren und erinnern uns daran, wie wertvoll und schützenswert die Natur und all ihre Lebewesen sind.

Herausragend muten die reichlichen und wunderschönen Illustrationen von Freya Hartas an - eine Künstlerin, die man im Auge behalten sollte. Ich mag ihre Art zu zeichnen sehr und verfolge ihren kreativen Prozess schon seit einer Weile auf ihrem Instagram-Kanal. Sie stellt die Tier- und Pflanzenwelt auf eine so liebevolle und ruhige Art und Weise dar und man möchte auf jeder Seite verweilen. Oft sind ihre Zeichnungen selbsterklärend und ohne Text verständlich, so dass sich das Buch auch sehr gut zum Ansehen für Kinder eignet, die noch nicht selbst lesen.

Sehr gefallen hat mir das Wortregister am Ende des Buches, mit dessen Hilfe man schnell zur richtigen Seite des gesuchten Naturphänomens gelangt. Auch im hinteren Teil findet sich eine Liste mit Internetseiten zu Natur- und Achtsamkeitsthemen.

In Zeiten der voranschreitenden Naturentfremdung, in denen etliche Kinder (und auch mancher Erwachsene) einen Spatz nicht mehr von einer Kohlmeise unterscheiden können, ist dieses wundervolle Buch wahrlich ein Schatz und eine Erinnerung, uns auf die Natur zurückzubesinnen. Eine Natur, die nicht außerhalb von uns existiert, sondern derer wir ein Teil sind! Nehmen wir sie wieder aufmerksamer wahr und leben wir wieder im Einklang mit ihr.