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Insgesamt 158 Bewertungen
Bewertung vom 02.08.2023
Cline, Emma

Die Einladung


weniger gut

Auf „Die Einladung“ hatte ich mich sehr gefreut. Im Klappentext heißt es: „Eine abgründige Geschichte von Abhängigkeit und Macht, von Manipulation und Grenzüberschreitung.“ Das klingt spannend, oder? Doch anstatt einer abgründigen Geschichte erwartete mich ein knapp über 300 Seiten langes Buch, in dem sich jede Szene wiederholt – ein ewiger Kreislauf aus Alkohol, Drogen und Gefälligkeiten für Männer. Ich bin ehrlich gesagt sehr enttäuscht. Die Handlung dreht sich im Kreis, es ist immer dasselbe. Wieder ein fremdes Haus, ein fremder Mann, Tabletten, Drogen und Alkohol. Ich hätte mir ehrlich gesagt etwas mehr Spannung gewünscht. Die Handlung läuft insgesamt einfach zu glatt, zu eintönig ab. Eine schlechte Erfahrung in den Hamptons wäre interessant gewesen, um der Eintönigkeit zu entkommen und etwas Spannung einzubringen.

Charakterlich hatte ich eine intelligente Frau erwartet, die sich von Männern aushalten lässt und diese geschickt manipuliert. Kurz und knapp: Ich hatte ein perfides Miststück erwartet. Intelligent, clever und böse. Alex hingegen hat überhaupt keine eigene Persönlichkeit. Sie ist abgestumpft und ausgebrannt. Ihr Intellekt konnte auch nicht sonderlich überzeugen. Alex passt sich jedem Mann bis zur völligen Selbstauslöschung an. Die brave Vorzeigefrau oder der Seelentröster für einen Teenager - alles kein Problem. Alex schlüpft problemlos von Rolle zu Rolle. Von ihr selbst bleibt nichts übrig. Alex kam mir vor wie ein Geist, nur eine leere Hülle ihrer selbst. Ich hätte mit ihrer Darstellung leben können, wenn die Autorin dem Leser Einblick in die Gefühle der Protagonistin gegeben hätte. Was ist passiert, dass Alex zu so einem gleichgültigen Menschen ohne jegliche Moralvorstellung geworden ist? Ein Trauma, Misshandlung, früh von Zuhause weggelaufen? Man wird es nie erfahren. Ebenso offen bleiben viele andere Fragen.

Irgendwann blättert man ganz plötzlich die letzte Seite um. Mein einziger Gedanke: Das soll es jetzt gewesen sein? Das Ende des Buches lässt mich einfach nur ratlos zurück. Auf was hat die Autorin über 300 Seiten lang hingearbeitet? Aber da ist sie, die letzte Seite. Mit einem Ende, das völlig nichtssagend ist.

Positiv hervorheben kann ich den Schreibstil der Autorin sowie die Übersetzung des Buches. Die Geschichte lässt sich locker und leicht lesen. Emma Cline lässt zu Beginn der Geschichte viele Bilder im Kopf entstehen. Am Anfang konnte die Autorin mich auch gut unterhalten. Alex Spur der Verwüstung holt sie in diesem Sommer ein. Die Autorin baut dadurch geschickt ein Gefühl von unterschwelliger Gefahr ein. Nach „The Girls“ war ich unglaublich gespannt auf das neue Werk von Emma Cline und habe es mit Spannung erwartet. Schweren Herzens muss ich sagen, dass mich das Buch insgesamt sehr enttäuscht zurückgelassen hat. Da die Autorin einen vielversprechenden Beginn des Buches geschaffen hat und mich zumindest zu Anfang noch gut unterhalten konnte, vergebe ich 2 Sterne.

Bewertung vom 30.07.2023
Hart, Emilia

Die Unbändigen


sehr gut

Emilia Hart legt hier ein Debüt vor, das sich magisch und märchenhaft präsentiert. Doch hinter dem zauberhaften Cover verbergen sich drei harte Schicksale. Drei Frauen, die für ihre Unabhängigkeit kämpfen und dafür durch die Hölle gehen müssen.

Dank der kurzgehaltenen Kapitel ist mir der Einstieg in das Buch sehr leicht gefallen und ich konnte mich gut in die verschiedenen Zeitebenen einfinden. Die Autorin führt den Leser durch drei verschiedene Zeitalter, beginnend mit Altha im Jahr 1619. Die junge Frau wird der Hexerei angeklagt und verhaftet. Kurz danach beginnt der Hexenprozess. Im Jahr 1942 lernt der Leser Violet kennen. Sie ist jung, wild und unschuldig – bis sie eines Tages Frederick kennenlernt. Kate hingegen lebt im Jahr 2019. Macht, Kontrolle und Gewalt bestimmen das Leben der jungen Frau. Doch Kate wagt den Absprung in ein neues Leben.

Emilia Hart überrascht in diesem Debüt mit ihrem anmutigen, märchenhaften Schreibstil. Ein großes Lob an dieser Stelle an die Übersetzerin Julia Walther. Sie hat bei diesem Buch großartige Arbeit geleistet. Der Autorin gelingt es mit Leichtigkeit, Bilder im Kopf entstehen zu lassen und den Leser in den Bann ihrer Geschichte zu ziehen. Locker, leicht und detailreich führt sie den Leser durch die verschiedenen Zeitalter. Die einzelnen Schicksale der Frauen sind geschickt miteinander verflochten. In der Geschichte der Weyward Frauen spielt die Liebe zur Natur eine zentrale Rolle Dieser Teil des Buches konnte mich komplett für sich einnehmen. Zauberhafte Beschreibungen lassen den Leser in der Magie der Natur versinken.

Doch hinter dieser märchenhaft anmutenden Fassade verbirgt sich eine Geschichte voller Gewalt, Missbrauch und Unterdrückung der Weyward Frauen. Das Leben der drei Frauen ist geprägt von Männern, die sie dominieren. Hier liegt auch mein einziger Kritikpunkt, für den ich leider einen Stern abziehen muss. Insgesamt werden in diesem Buch ausnahmslos alle Männer, die eine tragende Rolle als Lebensgefährte oder Ehemann spielen, als Unterdrücker der Frauen dargestellt. Diese doch recht einseitige Darstellung hat einen schalen Nachgeschmack hinterlassen. Es wird der Anschein erweckt, dass es keine anständigen Ehemänner und Lebensgefährten gibt. Als wenn sich alle Männer in Monster verwandeln, sobald sie sich an eine Frau binden.

Die Geschichten von Altha, Violet und Kate stehen für Hoffnung und für einen Neuanfang. Für Kraft, Wildheit und den Willen, das Schicksal selbst in die Hand zu nehmen. Eine wichtige Botschaft an alle Frauen, die noch den Mut fassen müssen, etwas in ihrem Leben zu verändern. Eine Hommage an die Unabhängigkeit der Frau. Emilia Hart legt mit „Die Unbändigen“ ein außerordentlich kraftvolles Debüt hin. Nur im Hinblick auf die Darstellung der Männer war es etwas zu viel des Guten, bzw. in diesem Fall, zu viel des Bösen. Von mir gibt es vier Sterne und ich bin gespannt auf weitere Bücher der Autorin.

Bewertung vom 26.07.2023
Stewart, Andrea

Der Kaiser / Der Knochensplitterpalast Bd.2


sehr gut

Nach dem vielversprechenden Reihenauftakt war ich wahnsinnig gespannt auf die Fortsetzung. Und ich wurde nicht enttäuscht: „Der Kaiser“ ist keinesfalls ein typischer Mittelband. Ganz im Gegenteil – die Fortsetzung ist genauso detailliert und liebevoll ausgearbeitet wie der Reihenauftakt.

Der zweite Band schließt nahtlos an die vorangegangenen Ereignisse an. Mit "Der Kaiser" hat Andrea Stewart eine spannende Reihe geschaffen, die dynastische Auseinandersetzungen, machtpolitische Hintergründe und Fantasy-Elemente genial miteinander verwebt.

Lin hat den Kaiserthron bestiegen, doch der Machtwechsel stellt sie vor große Probleme. Ihre Feinde sammeln sich und sie alle haben ein Ziel: Den Kaiser zu stürzen. Gleichzeitig erheben sich die Alanga und dem Inselreich droht der Untergang. Der Originaltitel „Drowning Empire“ ist gerade für diese Fortsetzung außerordentlich passend.

Besonders interessant ist die Charakterentwicklung. Während Lin und Jovis im ersten Band stark und unabhängig sind, merkt man ihnen nun die Verzweiflung im Angesicht der vielen Feinde deutlich an. Beide sind nicht die typischen Heldenfiguren, die man sonst aus vielen High-Fantasy Büchern im Jugendbereich kennt. Ich mag diese Entwicklung sehr, da sie vor dem Hintergrund der Ereignisse sehr authentisch wirkt. Besonders gut gefällt mir, wie die Handlungsstränge von Lin und Jovis zusammengelaufen sind. Die Dynamik zwischen den beiden Charakteren ist durchaus interessant. Jeder hat mit seinen ganz eigenen Problemen zu kämpfen und doch scheint das Schicksal sie immer wieder zusammenzuführen. Die erste Hälfte des Buches verläuft, wie schon aus dem ersten Band gewohnt, sehr ruhig. Danach steigert sich das Tempo und einige überraschende Wendungen sorgen für Spannung. Auch Mephi darf natürlich nicht fehlen. In diesem Band werden einige Geheimnisse über ihn gelüftet und der Leser erfährt mehr über Mephis und Jovis Kräfte.

Doch nicht nur die Charaktere konnten mich überzeugen, sondern auch die Handlung voller Verrat, Intrigen und politischen Konflikten. Das Tempo ist zuweilen etwas ruhig, was es aber nicht weniger spannend macht. Das Gesamtpaket ist überzeugend und kann ein paar Längen in der ersten Hälfte des Buches verkraften. Zwei kleine Kritikpunkte habe ich allerdings. Lins Gegenspielerin Nisong verändert sich extrem schnell. Im ersten Band hat man sie etwas anders kennengelernt. Der Sprung zu der brutalen und skrupellosen Antagonistin kam dann doch etwas plötzlich. Der zweite Kritikpunkt hat mich ehrlich gesagt sehr gestört. Warum wird Lin als der Kaiser betitelt und nicht als die Kaiserin? Für mich ist das überhaupt nicht nachvollziehbar und es hat mich jedes Mal irritiert, wenn von dem Kaiser die Rede war. Leider wird auf dieses Thema nicht eingegangen. Eine Erklärung wäre schön gewesen. Oder zumindest ein Gedankengang von Lin, in dem sie diese Tatsache in Frage stellt, falls es kulturell bedingt ist.

Der zweite Band von „Drowning Empire“ punktet mit einer interessanten magischen Welt, die dem Untergang geweiht ist und einer für Jugendbücher untypischen komplexen Handlung. Dieser Band der Reihe ist ein klein wenig schwächer als sein Vorgänger, konnte mich aber dennoch mitreißen. Das Ende des Buches lässt eine spannende Fortsetzung erwarten, die wieder einige Überraschungen für den Leser bereithält. Von mir gibt es für diesen Mittelband volle 4 Sterne und ich freue mich schon sehr darauf, im nächsten Band wieder in dieser spannenden Welt versinken zu können.

Bewertung vom 19.07.2023
Oh, Axie

Das Mädchen, das in den Wellen verschwand


sehr gut

Ein bezauberndes Wohlfühlbuch.

Du liebst es, in magische Reiche einzutauchen? Dann lass dich an der Seite von Mina in die Geisterwelt entführen. Mach dich bereit für ein Treffen mit Drachen, Seeschlangen, Geistern und Göttern. Axie Oh hat mit „Das Mädchen, das in den Wellen verschwand“ ist ein richtiges Wohlfühlbuch für Zwischendurch geschaffen. Dich erwartet eine bezaubernde Geschichte, die märchenhaft und spannend daherkommt.

Ein Opfer – ein Fluch – und nur 30 Tage Zeit, um ihn zu brechen.

Als die Zeit der Stürme beginnt, wird eine neue Braut für den Meeresgott ausgewählt. Ein Opfer, um den Sturm zu bändigen, der das Leben vieler Menschen kosten würde. Doch in diesem Jahr ist alles anders. Das junge Mädchen Mina opfert sich freiwillig. Im Geisterreich angekommen, erwartet sie eine böse Überraschung: Der Meeresgott wurde verflucht. Die Zeit läuft, denn Mina hat nur 30 Tage Zeit, um den Fluch zu brechen.

Magisch, märchenhaft und ganz bezaubernd.

Den Leser erwartet leichte Fantasy, die geschickt mit koreanischer Mythologie verwebt wird. Kurz gesagt: Ein Wohlfühlbuch für Zwischendurch. Lass dich gemeinsam mit Mina in ein überraschend schönes Geisterreich entführen. Tauche in ein zauberhaft geschriebenes Abenteuer ein. Entdecke den Teich der Wünsche, den Fluss der Seelen und den Palast des Meeresgottes. Diesen Teil des Buches habe ich geliebt. Insgesamt ist ein großer Teil des Buches zauberhaft und magisch. Man findet keine großen Gefühle oder eine starke Liebesgeschichte. Diese Geschichte überzeugt mehr durch ihre zarten Töne. Zwischen den Zeilen versteckt sich so viel mehr, als auf den ersten Blick zu sehen ist. Es geht um Freundschaft und Familie. Um Liebe zu den Menschen, die uns nahestehen. Und um Schicksal.

Ist die Handlung vorhersehbar? Ja, das ist sie. Aber es ist nicht der Plot, der diese Geschichte so besonders macht. Obwohl viele Dinge oberflächlich bleiben, konnte mich die Geschichte verzaubern. Es sind die kleinen Botschaften zwischen den Zeilen, die das Herz berühren. Von mir gibt es volle 4 Sterne und eine Leseempfehlung.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 16.07.2023
Rudt, Nina

Wir sind das Urteil


sehr gut

Stell dir vor, du lebst in einer Welt, in der das Rechtssystem revolutioniert wurde. Jeder Bürger hat ein Mitspracherecht und kann per App über Freiheit, Haft oder die Todesstrafe abstimmen. Was würdest du tun?

Für die Schülerin Pinar ist die App JUDGE selbstverständlich. Sie ist mit diesem Rechtssystem aufgewachsen und hält es für gerecht. Bis eines Tages ihr eigener Bruder angeklagt wird und sein Schicksal in den Händen fremder Menschen liegt. Mit einem Mal erkennt das junge Mädchen, welche Gefahr eine Welt darstellt, in der jeder einzelne Mensch über Leben und Tod bestimmen kann.

Mich hat dieses Gedankenexperiment von der ersten Seite an fasziniert. Wäre es nicht verführerisch, wenn man Einfluss auf Gerichtsurteile nehmen könnte? Wenn es gerechte Strafen geben würde, über die jeder abstimmen kann? Nina Rudt zeichnet in ihrem Jugendbuch „Wir sind das Urteil“ ein erschreckendes Zukunftsszenario. Das neue Rechtssystem gibt viel Raum für Selbstjustiz – mit verheerenden Folgen. Das Besondere an diesem Buch ist die absolute Realitätsnähe. Das schreckliche Zukunftsszenario wird sehr überzeugend und authentisch dargestellt. Der Fokus liegt auf der Veränderung der Gesellschaft und den daraus resultierenden Folgen für den Angeklagten und dessen Angehörige. Wie weit würde jeder Einzelne gehen, um für vermeintliche Gerechtigkeit zu sorgen? Pinar und ihre Familie müssen die schrecklichen Folgen einer Verhandlung im Zuge der App JUDGE am eigenen Leib erfahren. Die Macht der Medien und der Sozialen Netzwerke spielt dabei eine große Rolle.

Der psychologische Aspekt wurde hervorragend ausgearbeitet. Der Leser erlebt hautnah mit, wie der Druck auf alle Beteiligten stetig ansteigt. Pinar und ihre Familie werden mit Ausgrenzung, Hass und Gewalt konfrontiert. Die Autorin lässt den Leser tief in die Abgründe der menschlichen Gesellschaft blicken. Die Geschichte ist düster und beim Lesen macht sich Beklemmung breit. Man muss über dieses Buch einfach nachdenken.

„Wir sind das Urteil“ ist ein Jugendroman, der aufzeigt, wie aus einem demokratischen Rechtsstaat eine Welt der Zukunft entstehen kann, in der Selbstjustiz an der Tagesordnung steht. Nina Rudt entwirft ein Szenario, das mich nach dem Lesen trotz vereinzelter kleiner Schwächen erschüttert zurückgelassen hat. Von mir gibt es für dieses erschreckende Zukunftsszenario volle 4 Sterne.

Bewertung vom 12.07.2023
Goacher, Lucy

Abgrund


sehr gut

Clementines Welt zerbricht, als ihre Schwester Poppy sich eines Nachts von einer Klippe stürzt. Eine Woge aus Trauer und Schuld stürzt über Clementine ein. Bis sie einen Anruf erhält, der alles verändert. Endlich hat Clementine Gewissheit: Ihre Schwester nicht freiwillig gesprungen. Jemand hat sie getötet. Doch niemand glaubt ihr. Clementine macht sich auf die Suche nach Beweisen. Dabei ahnt sie nicht, dass der Täter sie bereits im Visier hat.

Der Einstieg in das Hörbuch ist mir dank der angenehmen Stimme der Sprecherin Rebecca Veil sehr leicht gefallen. Die Geschichte beginnt in der Nacht, in der Poppy von der Klippe stürzt. Danach erhält der Leser in erster Linie einen tiefen Einblick in Clementines Gefühle. Sie ist innerlich stark zerrissen und gibt sich die Schuld an dem vermeintlichen Selbstmord ihrer Schwester Poppy. In Gedanken durchlebt Clementine immer wieder den Augenblick, in dem sie alles hätte ändern können. Zudem gibt es immer wieder Erinnerungen an besondere Momente mit ihrer Schwester. Mich hat dieser Teil der Geschichte sehr berührt, da der Leser sich viel mit Clementines Ängsten und Schuldgefühlen auseinandersetzen muss. Einsamkeit, Trauer und Verlust spielen eine große Rolle.

Zu Beginn ist es bei diesem Buch der rein emotionale Aspekt, der den Reiz der Geschichte ausmacht. Das Tempo ist ruhig, ohne actionreiche Szenen. Die Geschichte ist eher aus emotionaler Sicht spannend und bewegend. Der Fokus liegt auf der psychologischen Ebene. In der zweiten Hälfte des Buches überzeugt die Autorin mit spannenden Sequenzen, überraschenden Twists sowie einer stellenweise überaus düsteren Atmosphäre. Lucy Goacher lässt den Leser lange im Dunkeln tappen und hat mich vollkommen in den Bann der Geschichte gezogen.

Intensiv, eindringlich und düster: Die Idee der Geschichte hat mich sehr angesprochen und auch die Umsetzung konnte mich überzeugen. Lucy Goacher konnte mich wirklich gut unterhalten. Ich habe mit Spannung die Suche nach dem Täter verfolgt und mich mehr als einmal in die Irre führen lassen. Ich vergebe für dieses spannende Thrillerdebüt volle 4 Sterne und bin schon sehr gespannt auf weitere Bücher der Autorin.

Bewertung vom 09.07.2023
Laurens, Sasha

Youngbloods


schlecht

„Youngbloods“ wird vermarktet als „geheimnisvoll und anziehend: Für Fans von Vampire Academy und Tracy Wolff“. Ich liebe die Katmere Academy Reihe und wollte dieses Buch daher unbedingt lesen. Schon nach kurzer Zeit habe ich mich gefragt, was ich hier tatsächlich lese. Ich habe lange gebraucht, um diese Rezension zu schreiben. Mir fehlten einfach die Worte. So vieles an diesem Buch regte mich auf.

Bereits zu Beginn störte mich der unausgereifte, umgangssprachliche Schreibstil. Ich gehe nicht davon aus, dass dieser Umstand der Übersetzung geschuldet ist. Auch die Handlung konnte mich wenig überzeugen. Den Leser erwartet ein Plot voller Klischees und altbekannter Ideen. Vampire, ein Internat und eine Verschwörung, die es aufzudecken gilt. Die komplette Handlung war vorhersehbar und absolut nichts Neues. Die Autorin bringt keine überraschenden Wendungen oder kreative, fantasievolle Elemente ein. Für mich eine schwache, mittelmäßige Story.

Noch schlimmer fand ich allerdings die Charaktere. Sie sind größtenteils unsympathisch bis hin zu richtig ätzend. Die einzige Figur mit Potenzial wurde viel zu schnell wieder aus dem Spiel genommen. Die eingebaute Liebesgeschichte war für mich zu keiner Zeit fühlbar. Körperliche Liebe ist ja die eine Sache, aber bei einer Liebesgeschichte sollte es auch Gefühle geben. Man bekommt keinen tieferen Einblick in die Gedankenwelt der Charaktere, sodass mögliche Emotionen schlichtweg nicht vorhanden sind.

Bei diesem Buch soll sich um eine queere Vampirgeschichte handeln. Was ich hier gelesen habe, lässt mir jedoch die Haare zu Berge stehen. Es gibt mittlerweile viele Autoren, die queere Figuren und ihre Beziehungen mit Leichtigkeit in die Geschichte einfließen lassen. Vielleicht hätte die Autorin ein paar dieser Bücher lesen sollen. Alles an "Youngbloods" wirkt es so, als wenn die Autorin auf den Zug der queeren Literatur aufspringen wollte, jedoch ohne auch nur einen Funken Feingefühl zu zeigen. Alles wirkt gezwungen und aufgesetzt. Der Leser trifft hier auf eine größtenteils homophobe Vampirgesellschaft, die besonders von einer Protagonistin repräsentiert wird. Besagte Protagonistin geht allerdings mit einer anderen Schülerin ins Bett, obwohl sie diese offen als Lesbe beschimpft und eigentlich in einen Typen verliebt ist. Warum musste man so etwas in die Handlung einbauen? Es ist weder wichtig für den Plot, noch ergibt es irgendeinen Sinn. Dann gibt es eine Szene, in der sich eine andere Protagonistin fragt, ob sie queer sein könnte. Und nur sie scheint die Einzige zu sein, die unsicher ist. Es kommt so rüber, als wenn alle anderen von Anfang an gewusst hätten, dass sie queer sind. Hier hätte sich die Gelegenheit geboten, mit Feingefühl auf das Thema Selbstfindung und auf den Prozess bis hin zum Outing einzugehen. Doch auch an dieser Stelle packt die Autorin den Vorschlaghammer aus. Ich bin einfach nur sprachlos, wie unsensibel mit so einem wichtigen Thema umgegangen wird.

Positiv kann ich mich leider nur über ein paar Seiten am Ende des Buches äußern. Zum Ende hin kam etwas Spannung auf, was am Gesamteindruck aber leider nichts ändert. Ich habe versucht, so sachlich wie möglich zu bleiben, aber „Youngbloods“ ist das furchtbarste Buch, das ich je gelesen habe.

Bewertung vom 08.07.2023
Nielsen, Maiken

Die Frau, die es nicht mehr gibt


ausgezeichnet

Maiken Nielsen konnte mich mit ihrem Roman „Die Frau, die es nicht mehr gibt“ von der ersten Seite an packen. Die Autorin nimmt den Leser mit auf eine Reise, die das Herz berührt und noch lange nachhallt.

Mitte der 80er Jahre: Alex strandet in dem kleinen Dorf Abt im Lubéron-Gebirge. Hier scheint die Zeit stehengeblieben zu sein, während außerhalb des Bergdorfes die politischen Spannungen immer größer werden. Es ist die Zeit des Kalten Krieges und des Linksterrors in Deutschland. Abt hingegen scheint von alldem völlig unberührt zu bleiben und ist ein beliebter Ort für Aussteiger, Künstler und all diejenigen, die nicht gefunden werden wollen. In diesem faszinierenden Mikrokosmos trifft Alex auf die Straßenkünstler Loïc und Fantomas, zu deren Gruppe auch die geheimnisvolle Mado gehört. Schon bald ist Alex ein fester Bestandteil der Gruppe. Doch dann verschwindet Mado spurlos.

Maiken Nielsen konnte mich mit diesem Roman von der ersten Seite an begeistern. Ich bin dem Leben in dem Bergdorf Abt sofort verfallen. Das Besondere an diesem Buch: Die Autorin hat in den 80ern und 90ern in Abt gelebt. Sie weiß, wovon sie schreibt und das spürt man in jeder Zeile. Maiken Nielsen gelingt es hervorragend, dem Leser das Gefühl der französischen Leichtigkeit zu vermitteln. Ich hatte direkt den Geschmack von Pastis auf der Zunge und bin in dem charmanten Bergdorf und der unberührten Natur des im Lubéron-Gebirges versunken. Die bildhaften Beschreibungen, die Landschaft und auch die charismatischen Dorfbewohner lassen Bilder im Kopf entstehen und nehmen den Leser mit auf eine wundervolle Reise. Mich hat besonders die freie Lebensart von Mado, Loïc und Fantomas fasziniert. Es ist ein Leben, das ich mir in jungen Jahren gut hätte vorstellen können. Die Freundschaft der vier jungen Menschen ist außergewöhnlich und auch das das spürt man in jeder Zeile. Eine besondere Faszination hat Mado auf mich ausgeübt. Vielleicht, weil sie von Geheimnissen umgeben ist. Obwohl sie etwas zu verbergen hat, wirkt sie unglaublich sympathisch. Auf der einen Seite mutig und stark, auf der anderen Seite zart und verletzlich.

Neben einem Gefühl von Freiheit, zarter Liebe und starker Freundschaft verbirgt sich zwischen den Zeilen eine leichte, melancholische Stimmung, die eine gewisse Traurigkeit mit sich bringt. Es ist eine Geschichte über die Sehnsucht nach Freiheit, Selbstfindung, Selbstbestimmung, Freundschaft und Liebe. Aber auch über Schmerz, Verlust und verlorene Chancen.

Die Geschichte von Alex und Mado hat mit ihren zarten, leisen Tönen mein Herz berührt. Für mich persönlich ist dieses Buch eine Hommage an das Leben, an Freiheit und die Liebe. Maiken Nielsen gelingt es mit Leichtigkeit, den Leser mit ihren Worten zu verzaubern und in die einzigartige Atmosphäre des Lubéron-Gebirges in den 80er Jahren zu entführen. Von mir gibt es für diese zauberhafte, berührende Geschichte volle 5 Sterne und eine Leseempfehlung.

Bewertung vom 05.07.2023
Ciseau, Karolyn

Winter Academy. Die Erbin des Mondsteins


sehr gut

„Winter Academy“ ist ein zauberhafter Auftakt einer magischen Romantasy-Reihe. Lass dich in die eisige Welt des Winterkönigs entführen. Dich erwartet ein spannendes Winterabenteuer, das mit Magie, actionreichen Szenen und Romantik punktet.

Der Einstieg in das Buch fällt durch den lockeren und flüssigen Schreibstil angenehm leicht. Der Autorin gelingt es dank einiger überraschender Wendungen perfekt, den Spannungsbogen bis zum Ende nicht abreißen zu lassen. Wie gewohnt punktet Karolyn Ciseau auch in diesem Werk mit einem fesselnden und einnehmenden Schreibstil, der die von ihr erschaffene Welt lebendig werden lässt. Die Umsetzung der Geschichte ist märchenhaft, spannend und gefühlvoll.

Mina ist eine intelligente, liebenswürdige und sympathische Protagonistin. Sie hat ihre Ecken und Kanten, ist keine Superheldin und scheitert auch einige Male. Dadurch fällt es leicht, sich in Mina hineinzuversetzen. Anhand ihrer Gedanken merkt der Leser, wie jung Mina noch ist. Für mich persönlich hätte sie etwas erwachsener wirken können, doch das ist Geschmackssache. Besonders hervorzuheben ist der Antagonist der Geschichte. Dieser überzeugt durch seine verschiedenen Facetten und Beweggründe. Als Romantasy Abenteuer bietet „Winter Academy“ natürlich auch etwas für das Herz, ohne dabei in unglaubwürdige Szenarien oder Kitsch zu verfallen. Karolyn Ciseau bettet die zarte Liebesgeschichte in ein abwechslungsreiches Abenteuer ein, das geschickt aufgebaut ist und den Leser zu jeder Zeit bei der Stange hält.

Ein Wintermärchen voller Magie: „Winter Academy“ von Karolyn Ciseau ist ein durch und durch zauberhafter Auftakt einer spannenden und gefühlvollen Romantasy-Reihe, die Lust auf mehr macht. Obwohl einige Fragen offen bleiben, ist dieser Band ist in sich abgeschlossen und kann als Einzelband gelesen werden. Von mir gibt es volle 4 Sterne und ich kann es kaum erwarten, die „Summer Academy“ entdecken zu können.