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janas_readingjourney

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Insgesamt 124 Bewertungen
Bewertung vom 13.09.2022
Wesseling, Antonia

Wenn ich uns verliere / Light in the Dark Bd.1


weniger gut

Der erste Teil der Light in the Dark Dilogie von Antonia Wesseling handelt von Maggie und Leo, die vor zwei Jahren einen One-Night-Stand hatten und sich in dieser Nacht ihre geheimsten Gedanken anvertraut haben, in der Annahme, sich nie wiederzusehen. Das ist auch zwei Jahre der Fall gewesen, doch seit Maggie nun in einem Café arbeitet, begegnen die beiden sich wieder regelmäßig und stellen fest, dass sie sich immer noch von einander angezogen fühlen.

Leo mochte ich gerne und hätte mir noch mehr von ihm gewünscht. Er war der typische Good Boy, der gefühlt alles mitgemacht hat, weshalb er mir zeitweise echt leid getan hat, denn er hatte nicht zu wenig mit sich selbst zu kämpfen. Die Schriftsteller-Vibes waren passend, jedoch etwas Klischee-beladen. Die Anziehung zwischen ihm und Maggie konnte ich zwar spüren, die Beziehung habe ich jedoch als ungesund empfunden und die Handlung hat sich teilweise im Kreis gedreht.
Maggies Mitbewohnerin Alicia mochte ich gern, doch dafür dass die beiden so gut befreundet sein sollen und sich viel bedeuten, hat mir in der Beziehung einfach was gefehlt.

Mental Health spielt in der Geschichte eine große Rolle, denn abgesehen davon, dass Maggie seit dem Tod ihrer Schwester mit starken Schuldgefühlen kämpft, hat sie auch eine Krankheit (die ich hier aus Spoilergründen nicht nennen möchte). Maggie war mir leider von Beginn an unsympathisch und hat ihr Umfeld nicht gerade liebevoll behandelt. Dies wird zu einem relativ späten Zeitpunkt in der Geschichte mit der Krankheit begründet. Diese kommt aber viel zu spät zur Sprache, als dass vor allem Leo damit angemessen umgehen könnte. Er wird oft verletzt, ja teilweise sogar manipuliert von Maggis Verhalten und erfährt viel zu spät, dass die Krankheit zu diesem verletzenden Verhalten beiträgt.
Die Krankheit wurde authentisch dargestellt, denn ich war mehrfach sprachlos und verwirrt von Maggies Verhalten. Die Metaphern haben mir geholfen, sie zu verstehen, auch wenn das als nicht betroffener quasi unmöglich ist. Dennoch fiel es mir schwer, Maggies Verhalten damit zu entschuldigen. Ich hätte mir gewünscht, das Mental Health Thema wäre schon viel früher zur Sprache gekommen. So hätten die Personen in Maggies Umfeld vermutlich viel eher Bescheid gewusst, wie sie mit bestimmten Situationen umgehen sollen und diese einordnen können. Zudem hätte man Therapie normalisieren können. Leider kam das ganze erst zum Ende des Buches zur Sprache, für meinen Geschmack viel zu spät, gemessen an dem Schaden, der bis dahin angerichtet wurde. Keine Frage, eine solche Krankheit zu haben, muss irre anstrengend sein und man wird sich oft nicht verstanden fühlen. Dennoch glaube ich als Außenstehender (damit kann ich auch falsch liegen!), dass man seinem Umfeld den Umgang leichter machen kann, indem man offen redet und ihnen sagt, was Sache ist, anstatt sie im Dunkeln tappen zu lassen.

Mehrfach hatte ich das Gefühl, Diversität wurde förmlich erzwungen, unter anderem was Krankheit, Herkunft und Sexualität angeht. Keine Frage- die Themen sind unfassbar wichtig und ich spreche mich ganz klar für Diversität in Büchern aus! Hier wurden diese komplexen Themen aber nur im Nebensatz einmal erwähnt und dann nie wieder. Das wird den bedeutsamen Problematiken aber keineswegs gerecht - dann hätte man sie lieber unerwähnt lassen sollen.

Zusammenfassend hat mich das Buch leider mehr enttäuscht als begeistert, vor allem nach dem ganzen Hype, der auf Bookstagram darum gemacht wurde. Aus der Geschichte und den Themen hätte man viel rausholen können, die Umsetzung hier hat mich aber leider nicht so überzeugt.

Bewertung vom 16.08.2022
Blohm, Nele

Dein Flüstern im Meereswind


sehr gut

Caro ist glücklich: auf der süßen Insel Hiddensee hat sie sich ein Leben aufgebaut. Gemeinsam mit ihrer besten Freundin Marie führt sie einen Blumen & Buchladen, das Traumschlösschen. Alles ist in bester Ordnung, bis ihre nicht ganz so geliebte Mutter anruft. Weil Marie ihrer Mutter endlich gefallen will, täuscht sie eine Verlobung vor, obwohl sie nicht mal einen Freund hat. Sie braucht also dringend jemand, der dafür einspringt - durch gewisse Umstände ist das ausgerechnet der Meterologe Hannes, der relativ einsam seinem Beruf nachgeht und mit dem Caro eigentlich nicht viel zu tun hat. Von nun an beginnt eine typische Fake-Dating-Story.

Die Atmosphäre rund um die Insel, das Meer und das Traumschlösschen war wortwörtlich ein Traum. Allein dadurch bin ich innerlich total entspannt gewesen, Caro und Marie zuzuschauen, wie sie ihren Traum leben und in ihrem Beruf aufgehen.
Mit der Ruhe und Idylle war es dann aber vorbei, als Caros Mutter eintrifft.

Caros Mutter war zu Beginn einfach nur anstrengend, ich habe mich echt für ihr Verhalten geschämt, aber fand es toll, wie Caro ihr versucht hat immer mehr die Stirn zu bieten. Von Anfang an wusste ich, dass mehr hinter dem Verhalten stecken muss und als dies endlich zur Sprache kam, ging es mit dem Verhältnis von Mutter und Tochter endlich bergauf. Ganz nach dem Motto, harte Schale weicher Kern.

Hannes kam zunächst eher pragmatisch, zurückhaltend und wortkarg rüber und hat dann überraschenderweise alle Situationen mit Caros Mutter erstaunlich gut gemeistert. Er hatte durchaus seine Eigenarten und eigene Wege, mit Situationen und Problemen umzugehen, was ihn aber sehr sympathisch gemacht hat. Die Entwicklung der Gefühle zwischen ihm und Caro hätte noch etwas tiefer sein können.

Die anderen Inselbewohner waren eine witzige Truppe, die zusammenhalten hat und die man einfach Gernhaben musste. Manche Szenen waren wirklich komisch und haben mich zum Lachen gebracht.

Zusammenfassend war es ein toller Inselroman über das Leben, eine Mutter-Tochter-Beziehung, Träume und Erwartungen, mit viel landschaftlicher Idylle.

Bewertung vom 14.08.2022
Leopold, Kim

The Fire in Your Heart / California Dreams Bd.3


ausgezeichnet

Im dritten Band der California Dreams Reihe geht es um den letzten drei Geschwister: Micah. Er ist Feuerwehrmann und versucht seit dem Tod der Mutter die Familie zusammenzuhalten. Dabei ist er oft überfürsorglich und übertreibt es schnell mal, auch wenn er es im Herzen nur gut meint.
Auf der Feuerwehrwache arbeitet er mit Quinn zusammen: einer jungen Frau, die einen Job in einer Männerdomäne ausübt und daher viel mit Vorurteilen und Sexismus konfrontiert ist. Sie und Micah sind ein starkes Team bei den Einsätzen - bis Micah bei der Arbeit zurücktreten muss.
Micah bricht mit einigen Klischees - er ist ein Mann und zeigt offen seine Gefühle, zudem nimmt er psychologische Hilfe in Anspruch (wenn auch zunächst nicht ganz freiwillig). Obwohl das im 21. Jahrhundert verdammt nochmal normal sein sollte, ist es das ja leider nicht, weshalb das Buch ein Stück weit zur Normalisierung von Therapien beiträgt. Er macht einige Fehler, versucht diese aber wieder gerade zu biegen. Man weiß, dass er nur aus Liebe handelt, dennoch heiligt der Zweck nicht unbedingt die Mittel. Einsicht ist ja der beste Weg zur Besserung - und dazu ist er bereit, was ihn umso sympathischer macht.
Quinn hat schon einige schwere Zeiten mitgemacht, mit ihrer Familie sowie in der Ausbildung und im Job. Seitdem hat sie es sich zur Aufgabe gemacht, gegen Sexismus in ihrem Beruf zu kämpfen, und anderen Betroffenen zudem eine Plattform zu bieten. Dies ist auch ein großes Thema im Buch: Sexismus bei der Feuerwehr, bzw allgemein bei uniformierten Berufen. Wie Kim schon in den ersten beiden Bänden bewiesen hat, hat sie ein Händchen dafür, wichtige, aber bisher eher unbeleuchtete Probleme aufzuzeigen. Alles kam mir wieder sehr real, berührend, schockierend und gut recherchiert vor.
Das Ende war zum teil etwas klischeebelanden - wobei ich jede der Handlungen nachvollziehen konnte und alles absolut Sinn gemacht hat.

Ich habe das Buch innerhalb eines Tages regelrecht weggesuchtet und es schließlich mit feuchten Augen in mein Regal zu den anderen Bänden gestellt.
Es war der Abschluss einer Reihe, die ein absolutes Highlight für mich ist und sich mit jedem Band gesteigert hat. Somit war dieses Buch die absolute Krönung und ich bin sehr traurig, dass die Reihe nun vorbei ist! (und hoffe auf baldigen Buchnachschub von Kim)

Bewertung vom 02.08.2022
Heiland, Julie

Die Freundinnen vom Strandbad - Wogen der Freiheit / Die Müggelsee-Saga Bd.2


ausgezeichnet

Achtung: die Rezension enthält Spoiler für Band 1!
 
Im zweiten Band der Müggelsee-Dilogie erfahren wir, wie es mit den drei Freundinnen weitergeht. Clara lebt nun im Westen und muss mit dem Leben dort klarkommen, Betty ist verheiratet mit Kurt - doch leider nicht glücklich. Martha versucht beruflich Fuß zu fassen, was jedoch nicht so einfach ist, wenn der vermeintliche Vater, mit dem man nicht das beste Verhältnis pflegt, bei der Stasi arbeitet.
 
Band 1 war für mich ein Highlight. Daher war ich sehr gespannt, das Leben der drei Freundinnen weiterzuverfolgen. 
Das Buch umfasste etwa 600 Seiten, durch die ich wieder durchgeflogen bin. Das erste Drittel hat sich jedoch etwas gezogen: es wurde viel und detailreich aus dem Alltag der 3 berichtet, was natürlich interessant war, aber auch langatmig. Danach wird es spannender und die Geschichte nimmt an Fahrt auf, weshalb ich die letzten 400 Seiten in einem Rutsch weggelesen habe.
Während der erste Band nur im Osten spielt, bekommen wir hier nun einen Einblick in Claras Leben, nachdem sie in den Westen geflüchtet ist. Man sollte meinen, nun sei alles einfacher - dem ist jedoch nicht so. Clara ist von den vielen Möglichkeiten fast schon überfordert, was ich sehr interessant fand. Betty und Martha versuchen weiterhin im Osten ihr Leben zu meistern, was mal besser und mal schlechter funktioniert, denn die Stasi arbeitet auf Hochtouren. 
Teilweise waren die Schicksale der 3 Frauen etwas ähnlich und haben sich wiederholt, dennoch habe ich alle Entwicklungen und Geschehnisse mit großer Neugier verfolgt, habe mit den 3 Frauen mitgefühlt, gelitten und gehofft.
 
Aus den 60ern - 70ern wurde sehr ausführlich berichtet, danach gab es ein paar große Zeitsprünge und schon fiel die Mauer. Vor allem zum Ende hin hätte ich mir noch etwas mehr Ausführlichkeit gewünscht, zb. bzgl. der Montagsdemonstrationen und den damit verbundenen wachsenden Widerstand.
 
Zusammenfassend war es ein würdiger Abschluss einer Trilogie, die ich sehr mochte und verschlungen habe und von der ich einiges lernen konnte.

Bewertung vom 17.07.2022
Heiland, Julie

Die Freundinnen vom Strandbad - Wellen des Schicksals / Die Müggelsee-Saga Bd.1


ausgezeichnet

In diesem Buch begleiten wir Betty, Martha und Clara von ihrer Jugend bis zum Erwachsenwerden in der DDR. Sie werden älter, bekommen immer mehr vom ganzen System mit, sind teilweise konform, aber lehnen sich auch auf. Von der ersten Verliebtheit, dem ersten Regelverstoß, Träumen vom Westen, und Begegnungen mit der Stasi ist so ziemlich alles dabei.

Der Schreibstil ist sehr flüssig und ich kam trotz 600 Seiten schnell durchs Buch. Auch der 3. Person- Erzähler hat mich nicht gestört. Abwechselnd schildert er die Geschichte aus der Sicht der 3 Mädels, wodurch man einen sehr guten Überblick über alles erhält.
Das Buch hat mich sehr begeistert. Die Geschichte ist fiktional, spielt aber vor wahren politischen Gegebenheiten. Bisher wusste ich kaum was über das alltägliche Leben in der DDR und konnte durch das Buch einen guten Eindruck gewinnen. Man erlebt die Spaltung von Ost und West, den Beginn des Baus der Mauer, aber vor allem die Auswirkungen der Stasi auf den Alltag mit. Von letzterem gab es wirklich viel, was das Ausmaß der ganzen Spionage und des Kommunismus aufgezeigt hat. Inwiefern das alles realistisch war, kann ich nicht beurteilen. Jedoch war ich wirklich erschrocken, wie wenig die Jugendlichen noch unbeschwert reden und handeln konnten.

Das Buch beinhaltet das ein paar kleine Logikfehler, die allerdings nicht dramatisch sind.
Mir hat das Buch sehr gut gefallen und ich warte schon sehnsüchtig auf Band 2, um zu erfahren, wie es mit den drei weiter geht. Ich kann das Buch jedem empfehlen, der mal einen Einblick in das alltägliche Leben in der DDR erhalten möchte, eingebettet in eine Geschichte über 3 Mädels, die zudem noch die Hürden des Erwachsen werdens meistern müssen.

Bewertung vom 25.06.2022
Shaw, Julia

Bi


ausgezeichnet

Das Buch handelt von der Sexualität Bi und Aspekten, die damit verbunden sind: die Erfindung von Bisexualität, Bi-Sein bei Tieren, Bi (un)Sichtbarkeit im Alltag, Vorurteilen, sowie negativen Folgen, die mit dem Bi-Sein verbunden sein können um ein paar der Themen zu nennen.

Kurz und knapp: mich hat das Buch sehr begeistert und vor allem konnte ich einiges lernen. Das Buch ist augenöffnend, schockierend und lehrreich zugleich. Es ist eine Mischung aus persönlichen Erfahrungen, Studien und geschichtlichen Aspekten. Diese Kombi macht es sehr kurzweilig.
Schon gewusst,
… dass Bisexuelle sich oftmals schwer als solche erkennbar mache können?
… dass es negative Folgen und Vorurteile mit sich bringt, am Arbeitsplatz als Bi geoutet zu sein?
… dass dass auch einige Tiere bisexuell sind?
… was die Kinsey Skala ist?

Darum und um noch vieles mehr geht es in dem Buch. Es war ein tolles Buch, um sich kurzweilig, kompakt aber dennoch ausführlich über das Bi-Sein zu informieren. Gleichzeitig konnte man auch als nicht-bisexuelle/r einiges mitnehmen, was Bisexuellen den Alltag erleichtern kann. Eine klare Leseempfehlung für alle, die sich für das Thema interessieren!

Bewertung vom 03.06.2022
Lucas, Lilly

A Place to Love / Cherry Hill Bd.1


sehr gut

Im ersten Band der Cherry Hill Reihe geht es um June, die Älteste von drei Schwestern. Nachdem ihr Vater vor ein paar Jahre gestorben ist, hat sie ihren Ehemann Henry unter einem Vorwand verlassen, um die Verantwortung rund um die Obstfarm der Familie zu übernehmen. Als Henry jedoch eines Tages auf der Farm auftaucht, um den bürokratischen Teil der Scheidung zu regeln, kommen die beiden sich wieder näher.

Der Schreibstil und die Geschichte haben mich direkt gecatched. Obwohl ich mir von vorne herein denken konnte, wie das ganze ausgeht, konnte ich das Buch dennoch nicht aus den Händen legen und habe es innerhalb 24 Stunden ausgelesen.
Auf Cherry Hill habe ich mich direkt wohlgefühlt und alle Beschreibungen der Umgebung regelrecht aufgesaugt. Hier hätte ich mir aber fast noch ein bisschen mehr Ausführlichkeit gewünscht. Die Obstfarm war auf jeden Fall ein sehr einladendes, ruhiges und wohliges Setting, genau wie die Kleinstadt. Auch wenn es kein Schwerpunkt der Geschichte war, möchte ich unbedingt das Peach Festival erwähnen, was für mich definitiv das Highlight des Buches war.
June ist eine starke Persönlichkeit, die viel Verantwortung übernimmt und eher ernst ist. Die Gründe dafür konnte ich auf jeden Fall nachvollziehen, jedoch hat mir einfach die Leichtigkeit gefehlt. Auch die Gründe für das verschweigen der Ehe sowie den Grund für die Trennung konnte ich nicht ganz nachvollziehen. Für andere Gedanken und Abwechslung sorgt Henry, den ich sofort mochte und über den ich gerne noch mehr erfahren hätte. Die Liebesgeschichte der beiden ging recht zügig, aber dennoch mochte ich die Entwicklung. Der Konflikt zum Ende hin wurde mir allerdings etwas schnell und einfach gelöst.
Was mir sehr gefallen hat, war die Dynamik, der Zusammenhalt, genauso wie der Humor der drei Schwestern. Ich bin schon gespannt auf die Geschichten der anderen beiden.

Zusammenfassend war es ein leichtes, idyllisches, rasch zu lesendes Buch, von dem ich mir teilweise noch etwas mehr Tiefgang gewünscht hätte. Ich freue mich schon auf Band 2 der Reihe, der am 1. September erscheint und bin gespannt, wie mit den Schwestern weitergeht.

Bewertung vom 20.05.2022
Köller, Kathrin;Schautz, Irmela

Queergestreift


ausgezeichnet

Alles über LGBTIQA - Der Titel ist hier Gesetz. Alle Buchstaben, von L bis A werden hier mit ihren Bedeutungen vorgestellt und erläutert. Von geschichtlichen Themen, bis zu Ratschlägen, Interviews, Porträts, Ansprechpartnern und Organisationen ist hier wirklich alles dabei.

Kurz und knapp: ich bin einfach nur begeistert von dem Buch! In sehr moderner Sprache verpackt konnte ich auf knapp 300 Seiten unfassbar viel lernen. Eigentlich dachte ich, ich wüsste bereits ganz gut Bescheid, doch das Buch hat mir gezeigt, dass das definitiv nicht der Fall war.
Jedes Kapitel beginnt zunächst mit einem allgemeinen Informationstext, darauf folgen dann Zitate von Personen aus der entsprechenden Community und einige Interviews.
Das ganze war wirklich unglaublich toll gemacht. Es wird auf Klischees und Vorurteile eingegangen, Probleme und Missstände werden behandelt. Das finde ich besonders wichtig, zu zeigen, wo noch Handlungsbedarf besteht. Es wurde aber genauso auch gezeigt, was schon erreicht wurde oder was entsprechende Organisationen und Personen schon geschafft haben. Denn wir sind heute auf einem richtigen Weg, aber dennoch gibt es noch sehr sehr viel zu tun. Aber es tut sich was und das ist die Hauptsache! Viele Personen aus der Community durften zu dem Buch in verschiedener Weise beitragen und das finde ich den absolut richtigen Weg, Menschen eine Stimme zu geben, die von eigenen Erfahrungen berichten können, weil sie es selbst erlebt haben. Am Rand gibt es immer wieder Definitionen, denn es gibt wirklich viele Wörter rund um LGBTIQA. Besonders toll fand ich es, dass darauf geachtet wurde, eine möglichst vorurteilsfreie und sensible Sprache zu erschaffen.
Das ganze Buch war sehr bunt gestaltet, viele Zeichnungen und Abbildungen und die dargestellten Personen waren sehr divers. Dicker Pluspunkt. (Eigentlich sollte das heutzutage selbstverständlich sein, da es das leider aber noch nicht ist, erwähne ich es hier.)
Was ich mir noch gewünscht hätte, wäre ein Kapitel zum finden der eigenen Sexualität. Da hätte man noch einmal Mut zusprechen können, vielleicht wurde aber auch davon ausgegangen, dass viele sich eher im Internet darüber informieren und austauschen und nicht direkt ein solches Buch kaufen, wenn sie ihre Sexualität und Identität entdecken oder in Frage stellen.

Alles in allem ein rundum gelungenes Buch über das Thema / die Community rund um LGBTIQA für jedwede Art von Menschen - ob für Menschen, die selbst zu der Community gehören, Eltern, Großeltern, Verwandte, Freunde oder allgemein Personen, die sich über Vielfalt informieren und weiterbilden möchten.

Bewertung vom 18.05.2022
Wegen, Ida von

Eine hodenlose Frechheit


gut

In diesem Buch schreibt die Autorin Ida von Wegen humorvoll über das Thema Partnersuche und zu welchen Problemen der Job der Frau dabei führt. Dabei geht es vor allem darum, dass die meisten Männer es präferieren, wenn sie auf der Karriereleiter höher stehen als ihre Partnerin.
Die Autorin stützt sich dabei auf persönliche Erfahrungen von Freund*innen und Bekannten, scheinbar allgemeingültige Aussagen sowie öffentliche Geschichten.
An den Schreibstil musste ich mich erstmal gewöhnen, mit der Zeit wurde es aber besser. Allerdings fiel es mir allgemein etwas schwer zu folgen, da ich das Gefühl hatte, dass wahllos Gedanken und Geschichten aneinander gereiht wurden, sodass ich keinen wirklichen roten Faden erkannt habe.
Das Buch war unterhaltsam und hat teils auf humorvolle, teils auf erschreckende Weise gezeigt, wie Männer mit der Karriereposition der Frau umgehen (oder eben auch nicht)! warum ist es für Männer viel attraktiver, mit Frauen zusammen zu sein, die weniger verdienen, vermeintlich ungebildeter sind? Auf diese Fragen versucht die Autorin antworten zu finden. Ich finde das Thema sehr spannend und hätte mir noch ein paar Statistiken oder Aussagen von Verhaltsforschern zu diesem Thema gewünscht, sofern solche Daten existieren.

Zusammenfassend war es ein ganz gutes, kritisches, aber auch humorvolles Buch basierend auf Erfahrungen, das mir jedoch etwas zu persönlich gehalten war und bei dem mir etwas der rote Faden gefehlt hat.

Bewertung vom 11.05.2022
Williams, Pip

Die Sammlerin der verlorenen Wörter


sehr gut

In diesem Buch geht es um Esme, deren Vater an der Erstellung des Oxford Dictionary mitarbeitet. So entwickelt die zunächst junge Protagonistin schon früh eine Liebe zu Wörtern, die sich über die gesamte Handlung streckt. Wir begleiten die Erstellung des Wörterbuchs, in Zeiten der Frauenbewegung sowie des Krieges.

Der Schreibstil ist sehr ruhig und unaufgeregt.
Das erste Drittel des Buches ist sehr von Esmes Liebe zu Wörtern geprägt, vieles wird sehr ausführlich erzählt und es geht nicht wirklich voran. Nach diesem eher zähen Teil nimmt die Geschichte aber an Fahrt auf, was mir viel besser gefallen hat.
Esme lebt mit ihrem Vater alleine, denn die Mutter ist vor längerer Zeit gestorben. Die zwei sind ein tolles Team, wenngleich der Vater auch etwas unbeholfen bei einigen Themen ist. Oft begleitet Esme ihn auf seine Arbeit und entdeckt so ihre Liebe zu Wörtern. Eine besondere Beziehung hat sie auch zu Lizzie, dem Hausmädchen eines Herausgebers. Zu ihr hat sie eine mütterliche Beziehung.
Esme hinterfragt für die damalige Zeit schon sehr die Rolle der Frau, man kann fast schon sagen, sie ist feministisch. Sie betrachtet kritisch Wörter, die nicht ins Wörterbuch aufgenommen werden, weil sie hauptsächlich von Frauen benutzt werden. Dieser Aspekt hat mir sehr gut gefallen.

Besonders gut haben mir auch die zeitlichen Übersichten zum Wörterbuch und der Geschichte gefallen, welche mir aber zu Beginn des Buches wohl etwas mehr gebracht hätten.

Zusammengefasst war es ein tolles Buch über die Liebe zu Wörtern, die Frauenbewegung zur damaligen Zeit und die Dramatik des ersten Weltkrieges, welches sehr ruhig erzählt wurde.