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Buchkathi

Bewertungen

Insgesamt 260 Bewertungen
Bewertung vom 03.06.2024
Jackson, Buzzy

Wir waren nur Mädchen


ausgezeichnet

Wahnsinnig mitreißend und emotionsgeladen

Durch meine Liebe zu historischen Romanen habe ich schon von der ein oder anderen Geschichte im Widerstand gelesen. Mich reißen solche heldenhaften Gestalten immer sehr mit und ich frage mich oft, was das für Menschen waren, die ihr eigenes Leben für die gute Sache gegeben haben. Wer stellt sein eigenes Glück, sein eigenes Überleben hinten an, und misst dem großen Ganzen mehr Bedeutung zu? Wie entschließt man sich, sein Leben so zu gestalten? Bei den meisten Geschichten über Widerstandskämpfer blieben meine Fragen jedoch unbeantwortet, da die Protagonisten schon von Beginn an Helden sind.
Das ist bei Wir waren nur Mädchen allerdings anders, was das Besondere dieses Buches für mich ausmacht. Wir lernen Hannie Schaft, die es wirklich gegeben hat, kennen, als sie noch eine ganz normale Studentin in Amsterdam ist zur Zeit der deutschen Besatzung im zweiten Weltkrieg. Sie ist zu Beginn nicht besonders selbstbewusst und eher zurückhaltend. Als sie jedoch zufällig Feline und Sonja, zwei jüdische Mitstudentinnen, kennenlernt und sich mit ihnen anfreundet, beginnt sie sich zu öffnen. Die drei sind unzertrennlich und als die Juden immer mehr Einschränkungen im täglichen Leben auferlegt bekommen und schließlich sogar deportiert und ermordet werden, beschließt das unscheinbare, ruhige Mädchen, dass es Zeit ist zu handeln. Sie flieht mit den beiden zu ihren Eltern nach Haarlem, wo sie Sonja und Feline im Haus ihrer Eltern versteckt, um Kontakt zum Widerstand aufzunehmen. Diese sollen dann einen dauerhaften Unterschlupf für die beiden finden. Doch es kommt anders. Hannies Eltern möchten Feline und Sonja langfristig bei sich aufnehmen und Hannie schließt sich dem bewaffneten Widerstand an.
Von dem Moment an begleiten wir Hannie bei einigen mutigen und gefährlichen Aktionen des Widerstands. Vom Verteilen der Widerstandszeitung, über Sabotagen von Gleisen und Kraftwerken bis hin zu Mord ist alles dabei. Und im Verlauf wird Hannie immer mutiger, steht immer mehr für ihr Vaterland ein und denkt immer weniger an sich. Sie wird zu einer richtigen Heldin und man bekommt die Entwicklung von der braven Studentin zur mutigen Widerstandskämpferin live mit. Das hat mich total gefesselt. Ich konnte mich so gut in Hannie hineinversetzen, weil ihre Gefühle zum Greifen nah waren. Sie schildert, wie sich der Wut in ihr aufbaut, weil ihre Freundinnen so behandelt werden. Wir lesen, wie groß ihre Angst ist, wenn Juden auf offener Straße deportiert werden und wir bekommen die Stimmung in den besetzten Niederlanden hautnah zu erleben. Auch die kurze Liebesgeschichte zwischen ihr und einem der Widerstandsmitglieder trägt dazu bei, dass ich verstehen konnte, wie es damals gewesen sein muss. Denn Hannie trifft mehr als nur eine Entscheidung, die sie in Friedenszeiten niemals getroffen hätte, wie sie selbst schreibt. Ihr Fokus aber bleibt stets auf den Widerstand gerichtet und sie stellt ihr ganzes Leben hinten an. Das und auch die Emotionen, die dieses Buch transportieren, machen es zu einem ganz besonderen Lesehighlight.
Ich bin ganz begeistert von der Geschichte und noch begeisterter davon, dass es alles auf wahren Begebenheiten beruht. Am Ende des Buches gibt es nämlich zu allen Figuren des Buches eine Auflösung, was im echten Leben aus ihnen geworden ist. Danach ist mir nochmal mehr bewusstgeworden, dass das, was ich als spannende Geschichte gelesen habe, das Schicksal echter Menschen war. Wahnsinnig berührend und auf jeden Fall eine Leseempfehlung wert.

Bewertung vom 03.06.2024
Henry, Emily

Funny Story (MP3-Download)


ausgezeichnet

Emotionen pur und eine absolut überzeugende Protagonistin

Vom Schicksal zufällig zusammengeführt, zum Zusammenleben in einer kleinen Wohnung als WG gezwungen – so stellt man sich doch den Anfang einer wunderschönen Liebesgeschichte vor oder? Naja nicht wirklich, aber so beginnt die gemeinsame Reise von Daphne und Miles. Denn sie beide wurden von ihren Partnern verlassen. Und wie es der Zufall will, sind genau diese beiden Expartner jetzt ein Paar. Klingt kompliziert? Nein, führt aber zu vielen skurrilen, lustigen, aber auch traurigen Momenten. Denn Daphnes Exfreund Peter hat sie kurz vor der geplanten Hochzeit für seine Kindergartenfreundin Petra verlassen und sie zum Ausziehen aus der gemeinsamen Wohnung gebracht. Und da er jetzt mit Petra zusammenwohnt, war bei ihrem Exfreund Miles ein Zimmer frei und die neue WG beschlossene Sache. Anfangs leben die beiden noch nebeneinander her, bis die Anziehung steigt und die Emotionen nur so knistern.
Miles wirkt anfangs auf uns Zuhörer wie jemand, der so in den Tag reinlebt und sich mit Nebenjobs über Wasser hält. Man hält ihn für einen nicht besonders anziehenden Mann, der eher so vor sich hin chillt. Doch je mehr Daphne ihn kennenlernt, desto eher kommt man dahinter, dass dieses anfängliche Bild eher durch Peters Vorurteile geprägt wurde, die er ihr eingetrichtert hat. Denn Miles ist nett, umgänglich, arbeitsam und sehr aufmerksam für alles, was Daphne betrifft. Sie selbst hat ein geringes Selbstwertgefühl und blüht erst mit Miles richtig auf. Durch süße Aufmerksamkeiten, aufbauende Worte bis hin zu seinen Taten macht Miles deutlich, wie viel ihm Daphne bedeutet. Und die Emotionen knistern immer mehr, sie können auch nicht von den vielen Herausforderungen, die sich ihnen in den Weg stellen, aufgehalten werden.
Besonders hat mir die Entwicklung von Daphne gefallen. An ihr kann man sehen, wie einen ein Partner negativ beeinflussen und in einer Beziehung kleinhalten kann, ohne dass man es während der Beziehung selbst merkt. Erst mit Miles lernt sie, ihren wahren Wert zu sehen und zu verstehen, was ihr nicht guttut. Sie steht für sich ein und sucht sich ihren Lebensweg, lernt den Wert von Freundschaft verstehen und erkennt am Ende sogar, wie Peter wirklich tickt. Das gefällt mir wirklich gut und hat mich neben den Emotionen am meisten überzeugt. Die Gefühle sind für die Zuhörer wirklich greifbar und haben mich richtig in die Geschichte hineingesogen. Von dem Knistern über Daphnes Selbstzweifel bis hin zur Wut auf ihren Vater und Peter, alles ist zum hautnah miterleben geschildert und wird von der Sprecherin mit ihrer Stimme wahnsinnig gut rübergebracht.
Ich konnte das Hörbuch gar nicht mehr ausmachen und mochte die Liebesgeschichte vor allem wegen ihrer besonderen Bedeutung. Bisher einer meiner Lieblings von Emily Henrys Liebesgeschichten und definitiv eine Leseempfehlung wert!

Bewertung vom 12.05.2024
Helford, Anna

Frühlingsgeheimnisse / Season Sisters Bd.1


gut

Liebesgeschichte in Gegenwart und Vergangenheit mit Familiengeheimnissen

Season Sisters - Frühlingsgeheimnisse ist der Auftaktband einer Romanreihe von Anna Helford um vier Schwestern, mit denen wir verborgene Familiengeheimnisse aufdecken werden. Im ersten Band steht Spring im Mittelpunkt, die sich schon als Teenagerin von der Familie losgesagt hat, um den drogenabhängigen Eltern zu entfliehen. Sie ist selbst auf die Schiefe Bahn geraten, freundet sich jedoch mit der alten Sophia Fowler, bei der sie Sozialstunden ableisten muss, an und ihr Leben bekommt dadurch wieder Struktur. Im Zuge von Sophias Erzählungen von ihrer Familie, stellen die beiden wie zufällig fest, dass Spring in der Gegend aufgewachsen ist, in der Sophia früher einmal mit ihrer Familie ein Schloss bewohnt hat. Spring kann nicht hinnehmen, dass Sophia scheinbar von ihrer Familie verstoßen wurde und begibt sich mit ihr in die alte Heimat zurück. Dort trifft sie ihre alte Jugendliebe Ethan wieder, der zufällig Sophias Enkel ist.

Die Geschichte wird in zwei Zeitschienen erzählt: Einmal die Zeitschiene, in der wir Spring zu den Sozialstunden bei Sophia begleiten und mit ihr in die alte Heimat zurückkehren. Je mehr Zeit Spring mit Sophia in der Nähe des Schlosses verbringt und je mehr Sophia in Kontakt mit ihrem Sohn, ihrer Schwiegertochter und ihrem Enkel kommt, desto mehr erfährt Spring von der Familiengeschichte der Fowlers und alte Geheimnisse kommen ans Licht. Dabei kommen sich auch Spring und Ethan schnell näher, woraus eine Liebesgeschichte entsteht. Die zweite Zeitschiene spielt in den 1870er Jahren zwischen einer adligen Dame, einem Herren der Oberschicht und einer einfachen Krankenschwester beginnend in einem Sanatorium für Schwindsucht auf der Isle of Wight. Auch hier gibt es eine Romanze, die gegen alle gesellschaftlichen Konventionen mit ungewöhnlichen Mitteln kämpft.

Auch wenn ich die Geschichte während des Lesens mochte, passt sie dennoch nicht wirklich zum Klappentext: Dieser lässt eine Geschichte erwarten, bei der Spring und ihre Entwicklung im Mittelpunkt steht. Stattdessen steht eigentlich Sophia mit ihren Familiengeheimnissen im Fokus. Das könnte man auf dem Klappentext besser formulieren. Bei den zwei Zeitschienen, bin ich auch zwiegespalten. Im Gegensatz zu der Vergangenheit konnte mich die Gegenwart nicht wirklich überzeugen. Mir ist Ethan zu naiv und zu schnell verliebt und eigentlich hat mich die Liebesgeschichte in der Gegenwart eher gestört. Hier gab es keine langsame Annäherung oder ein Zögern, sondern die Jugendliebe war auf einmal wieder da. Hier wirkte es nicht authentisch auf mich. Das ging mir mit der historischen Liebe anders: Sie ist zögerlich und geheim und dort kann man das Knistern spüren. In Summe fand ich die historischen Parts auch deutlich spannender, auch wenn ich schon relativ früh geahnt habe, wie die Geschichte weiterverlaufen und wie das Geheimnis aussehen könnte. Was mich aber wirklich gestört hat, war das Ende in beiden Zeitschienen. Denn es wurde am Ende doch etwas zu dramatisch und zu viel Action. Manches davon kam mir total unglaubwürdig vor, was auch daran liegen könnte, dass sehr viel Handlung auf sehr wenig Seiten abgehandelt wurde, sodass nicht viel drumherum beschrieben wurde. Ohne das Ende oder mit einem weniger überzogenen Ende, hätte ich 4 Sterne gegeben, so muss ich leider auf 3 reduzieren.

In Summe ein unterhaltsames Buch, man darf nur nicht zu viel Wert auf realistische Handlungsstränge legen oder ein Faible für etwas klamaukartige Szenen haben.

Bewertung vom 10.05.2024
Lippert, Anette

Leading Mothers: Warum sich gerade Mütter eine Führungsposition zutrauen können


gut

Interessanter Perspektivwechsel mit rotem Faden

Die Geschlechter werden in der beruflichen Welt wohl an vielen Stellen noch nicht gleichbehandelt. Das fällt vor allem uns Frauen auf – meistens besonders dann, wenn das Thema Familie auf das berufliche Gesprächstablett kommt. Doch dass die Mutterschaft auch als Vorteil und Befähigungsbeschleuniger zur Führungskraft gesehen werden kann und nicht unbedingt negativ ist, damit räumt dieses Buch auf.
An sich finde ich die Frage schon bemerkenswert: Was lehrt einen die Mutterschaft, was man auch als Führungskraft braucht? Dieses Umkehren von vermeintlich negativ assoziierten Eigenschaften in etwas Positives kann man sicher auch in anderen Lebensbereichen anwenden. Es hat mir eine neue Perspektive ermöglicht. Dieser Frage geht das Buch in einem einfachen, gut nachvollziehbaren Schreibstil nach. Allerdings gab es auch einige Wiederholungen, die für mich nicht nötig waren. Dafür hätte es an anderen Stellen gerne mehr Tiefe in der inhaltlichen Ausführung oder in den Beispielen geben können. Die Gliederung ist gut gewählt und widmet jeder erlernten und hilfreichen Fähigkeit ein eigenes Kapitel, was weiter unterteilt ist. Überzeugt haben mich die lebensnahen Beispiele aus dem Elternsein und die Übertragung darauf auf das Berufsleben, allerdings konnte ich mich nicht mit allen Beispielen gleich stark anfreunden, da einiges auch recht konstruiert wirkte. Dass die Autorin andere Leading Mothers befragt und so indirekt einbezogen hat, gefällt mir gut. Untermauert wird das Ganze mit Grafiken und Zahlenmaterial für einen umfassenden Blick. Am Ende von jedem Kapitel findet man dann eine Zusammenfassung der besprochenen Qualifikationen, was gut zur Verinnerlichung ist.
Von mir gibt es definitiv einen Daumen hoch für die Idee, in der Umsetzung gab es aber leider ein paar Schwächen, sodass ich nur 3 Sterne gebe. Dieses Perspektive jedoch sollten viel mehr Menschen einnehmen, um das Elternsein mal als Stärke zu verstehen! Dabei aber bitte sowohl für Frauen als auch für Männer, denn die erworbenen Qualifikationen durch das Erziehen von Kindern gelten ja nicht nur für Frauen, sondern eben auch für die Väter.

Bewertung vom 10.05.2024
Lassen, Svenja

Strandversprechen / Küstenliebe Bd.4


ausgezeichnet

Wer sich mal so richtig in die Buchliebe verlieren will, ist hier richtig

Die warmen Tage beginnen, die Sonne scheint, der Balkon ruft. Was darf da nicht fehlen? Bei mir definitiv ein wunderbarer Liebesroman mit Urlaubsflair. Und als großer Fan von Svenja Lassens Romanen bin ich mit ihrem neuen Buch Strandversprechen fündig geworden.
Wie auch die drei Vorgängerbänden spielt auch Strandversprechen an und um die Flensburger Förde. Dort findet die Hochzeit von Chris und Hanna statt, zu der unsere Protagonistin Mia als Trauzeugin eingeladen ist. Sie reist jedoch mit einem zwigespaltenen Gefühl, denn ihr Exfreund Julius wird auch kommen. Da fehlt es ihr gerade noch, dass Hanna sie bittet, ihren Bruder Jonas im Auto mitzunehmen. Schließlich hatte sie mit ihm bereits im Teenageralter einen äußerst peinlichen Moment mit ihm. Mit diesen beiden männlichen Herausforderungen im Gepäck geht’s an die Förde mit ganz viel Ostsee-Feeling und wunderschönen Momenten.
Mia war mir von Anfang an sympathisch, weil sie gleichzeitig stark und verletzlich ist. Sie hält sich mit ihren Gefühlen sehr zurück, aber ist trotzdem herzlich. Und wir als Leser wissen gleich zu Beginn, dass hinter ihrer Trennung mit Julius mehr stecken könnte, doch ihr Geheimnis erfahren wir erst ganz zum Schluss. So konnte man sie Seite für Seite besser kennenlernen und es bleibt spannend. Bei Jonas kann ich nichts Anderes sagen, als dass er der perfekte Protagonist für eine Liebesgeschichte war. Er ist witzig, aufmerksam, hilfsbereit und einfach super süß. Auch das Wiedersehen mit den Protagonisten der Vorgängerbände am Rand der Handlung fand ich wirklich schön, weil es sich angefühlt hat, wie ein Treffen mit alten Freunden.
Für mich war es ein wunderschönes Leseerlebnis und ich habe mich gefragt, was dieses Buch so besonders für mich gemacht hat. Nach langem Überlegen muss ich sagen, es waren zwei Faktoren: Einmal muss die Liebesgeschichte authentisch sein. Es darf sich zu keiner Zeit so anfühlen, als hätte es so in der Realität nicht passieren können. Hier muss ich sagen, dass ich bei den meisten Liebesromanen dieses Gefühl von Das-kann-so nicht-sein mindestens an ein zwei kleineren Szenen habe. Bei Strandversprechen habe ich diesen Widerspruch aber nicht einmal empfunden. Zweitens müssen die Szenen so lebendig sein, dass sie in mir ein Gefühl hervorrufen können, als wäre ich selbst in der Situation. Auch das hat Strandversprechen wahnsinnig gut geschafft. Ich war beim Lesen gefühlt wirklich an der Ostsee, habe den Wellengang gespürt und die kribbeligen Momente mit Jonas genossen und mit Mia mitgelitten, als ihr Geheimnis präsentiert wurde.
Man merkt es wahrscheinlich: Ich bin restlos begeistert und ein kleines bisschen traurig, dass ich dieses wunderschöne Buch schon beendet habe. Ich kann es Euch nur empfehlen. Genießt diesen traumhaften Leseurlaub!

Bewertung vom 10.05.2024
Mayr, Benedikt;Sellin, Fred

Last Exit. Mein gefährliches Leben im Schnee


ausgezeichnet

Mehr Erlebnisse als in ein Duzend Leben passen

Wie sieht das Leben eines Extremsportlers aus und wie kommt man wohl zum Extremsport? Wie lebt es sich, wenn man durch eine Sucht gesteuert wird? Das sind auf den ersten Blick zwei Fragen, die gar nichts miteinander zu tun haben, oder? Doch haben sie, denn zu beiden Fragen gibt die Biografie von Benedikt Mayr eine Antwort. Diese fällt so detailliert und mit so vielen Erlebnisberichten aus, dass mir die Biografie die Antworten lebendig vor Augen geführt hat.
Benedikt Mayr ist als Freestyle-Skifahrer bekannt geworden und war bei den ganz großen sportlichen Ereignissen wie Olympia dabei. In seinem Buch nimmt er uns auf die Reise bis dahin und darüber hinaus mit. Er schreibt in einer bemerkenswerten Offenheit über seine Kindheit, seine Gefühle und auch seine Ängste. Ich hatte zwischendurch wirklich das Gefühl, ich würde ihn selbst kennen. Von seinem Ehrgeiz und seinem Kampfeswillen, nach jeder Verletzung zum Sport zurückzukehren, war ich beeindruckt. Von seinen Ängsten, Depressionen und Drogensucht war ich schockiert. Und seine damalige Freundin während der Sucht, seine Eltern beim Geständnis und seinen Geschäftspartner, mit dem er immer noch zusammenarbeitet trotz der damaligen Sucht, habe ich stark bewundert. Denn so ein Leben hat auch Einfluss auf das Umfeld.
Ich liebe an Biografien den Einblick in die Gedanken, den Lebensweg und in die Gefühle anderer Menschen, die etwas Spannendes erlebt haben. Daher bin ich immer dann besonders begeistert, wenn ich wirklich das Gefühl habe, dass dieser Mensch das alles nicht nur oberflächlich mit mir geteilt hat. Und Benedikt Mayr muss sich die Oberflächlichkeit definitiv nicht vorwerfen lassen, denn mit ihm machen wir als Leser den Deep Dive und das auch noch spannend geschrieben! Was ich mir noch als kleinen Bonus gewünscht hätte, wäre, wenn auch die Schlüsselpersonen, die ich eben genannt habe, zu Wort gekommen wären, wie sie die einzelnen Situationen empfunden haben. Zum Beispiel, was eine Mutter sagt, wenn der eigene Sohn so einen gefährlichen Sport ausüben will. Oder hätte es mich interessiert, wie man als Partnerin einem Drogensüchtigen immer wieder beistehen kann und wie man das selbst durchsteht. Doch das ist nur ein kleiner Kritikpunkt. Von mir gibt es eine dicke Leseempfehlung!

Bewertung vom 10.05.2024
Moyes, Jojo

Das Haus der Wiederkehr


gut

Hat mich leider nicht überzeugt und wenig berührt

Das Haus der Wiederkehr von Jojo Moyes beginnt in den 1950er Jahren in einem Haus im beschaulichen Küstenstädtchen Merham. Dort lebt Celia mit ihrer Familie, die die gleichaltrige Lottie bei sich aufgenommen haben, sodass die beiden Mädchen wie Schwestern aufwachsen. Sie sind gute Freundinnen, bis Celia ihren Verlobten mit nachhause bringt und Lottie in ihm die Liebe ihres Lebens findet. Doch es kommt anders, als es sich zunächst anhört und wir finden uns im zweiten Abschnitt viele Jahre später wieder im gleichen Haus mit anderen Bewohnern ein, um zu erfahren, wie es ausgegangen ist.
Prinzipiell bin ich ein großer Fan von Jojo Moyes. In diesem Roman konnte sie mich jedoch nicht packen. Noch nicht mal die schöne Vertonung der Hörbuchsprecherin, die sich wirklich bemüht hat, konnte mir die Geschichte schmackhafter machen. Denn der erste Teil kam mir unheimlich langatmig vor, bis das erste Mal der Verlobte Guy auf die Bildfläche tritt. Und auch im zweiten Abschnitt dauert es eine ganze Weile, bis aufgelöst wird, dass sich bei der älteren Dame um Lottie handelt und wie es ihr damals ergangen ist. Vielleicht wäre mir die Geschichte runder erschienen, wäre sie in der Vergangenheit geblieben und man hätte anders aufgelöst, wie es mit Lottie weitergegangen ist. Der Sprung in die Gegenwart jedenfalls war mir zu verwirrend und beinhaltete für mich zu viele Personen. Letzteres mag vielleicht in der Buchausgabe im Vergleich zum Hörbuch einfacher gewesen sein, aber hat mich dennoch nicht überzeugt.
Die große Liebesgeschichte mit den bahnbrechenden Emotionen, die auf den Leser überschwappen und die ich sonst immer bei Jojo Moyes bekommen habe, blieben hier ebenfalls aus und ich muss sagen, ich bin leider überhaupt nicht überzeugt.

Bewertung vom 09.05.2024
Santos de Lima, Gabriella

That Girl


gut

Interessante Idee zu Datingerfahrungen, Umsetzung war nicht meins

Liebesgeschichten gibt es viele. Und auch der Klappentext von That Girl hört sich nach einer klassischen Geschichte à la Sie liebt ihn – er liebt sie an. Doch der ausdrückliche Hinweis, es sei kein Liebesroman, gibt den Einblick, wie die Geschichte verlaufen könnte.
Die Protagonistin Tess ist Influencerin und Buchautorin. So wie wir sie kennenlernen, achtet sie sehr auf ihre Ernährung, ihre Gesundheit und positive Routinen, was sie mit ihren Followern teilt. Doch trotzdem wirkt sie von Seite eins an nicht glücklich, sondern fast zwanghaft. Sie scheint nach Liebe zu suchen, doch macht immer wieder schlechte Erfahrungen und wird von Erinnerungen daran in ihrem täglichen Leben heimgesucht.
Mir kommt der Erzählstil sehr modern vor, da die Geschichte nicht klassisch in Szenen erzählt wird. Innerhalb der einzelnen Kapitel nimmt man zwar an Gesprächen und Erlebnissen teil, die Beschreibungen sind aber nicht so ausführlich, dass man als Leser selbst ins Erleben einsteigen kann. Es ist viel mehr eher angerissen mit einzelnen Ausschnitten. Auch die Übergänge zwischen den Kapiteln haben unterschiedlich große Zeitsprünge, sodass es mir schwergefallen ist, in der Geschichte gefesselt zu bleiben. Die Kapitel, die in Form von Chat- oder Whatsapp-Nachrichten geschrieben sind, fand ich ganz kreativ und abwechslungsreich. Da sie sich aber nicht immer direkt auf beschriebene Szenen beziehen, war auch hier der Lesefluss nicht immer ganz einfach.
Was ich ganz spannend fand, war wie Tess mit der Liebe umgeht. Sie ist stets skeptisch aufgrund ihrer negativen Erfahrungen, aber gibt Leo und ihren Gefühlen doch eine Chance. Sie ist sehr mit dem Kopf bei der Sache und kann sich emotional gar nicht so richtig darauf einlassen. Durch diese Unsicherheit konnte ich zumindest eine kleine Verbindung zu ihr aufbauen. Auch dass sie sich solche Gedanken um Cora, ihre Freundin mit der unglücklichen Beziehung macht, und wie sich um sie kümmert, hat sie sympathisch gemacht. Im Verlauf der Geschichte habe ich den Eindruck, dass sie sich weiterentwickelt und mehr für sich einsteht. Das soll vermutlich auch die Botschaft der Geschichte sein. Doch trotz dieser guten Botschaft konnte mich die Geschichte nicht überzeugen, da sie sich für mich nicht stringent angefühlt hat und mir die Spannungsbögen fehlten. Vor allem aber war mir die Spannung zu düster. Natürlich macht jeder mal schlechte Erfahrungen beim Dating. Man macht allerdings auch viele gute und nur, weil es nicht immer ein Happy End gibt, ist dazwischen trotzdem nicht alles schlecht und dunkel.

Bewertung vom 09.05.2024
Benedict, Marie

Das verborgene Genie / Starke Frauen im Schatten der Weltgeschichte Bd.5


gut

Konnte mich nicht wirklich in der Geschichte gefesselt halten

Rosalind Franklin ist Wissenschaftlerin durch und durch. Sie forscht an der Struktur der DNA, wobei sie durch ihren Ehrgeiz und ihr Durchhaltevermögen ziemlich erfolgreich ist. Doch trotz der guten Ergebnisse hat sie einiges durchzustehen in der männerdominierten Forschungswelt ihrer Zeit. Denn nach dem zweiten Weltkrieg bekommen immer wieder ihre männlichen Kollegen den Vorzug.
Wir begleiten Rosalind Franklin von ihren forscherischen Anfängen in Paris im Labo bis hin zurück nach London ans Kings College und nach Birbeck, ihrer letzten Station als Wissenschaftlerin. Dabei macht sie ganz unterschiedliche Erfahrungen: Die fast familiäre Atmosphäre und ihre ersten Erfahrungen mit der Liebe in Paris, die starke Rivalität am Kings College und dann die Gemeinschaft mit bahnbrechenden Erkenntnissen in Birbeck, die sich aber vielen Anfeindungen stellen muss. All das ist chronologisch erzählt und mutet fast ein bisschen wie Briefe an, die die wichtigsten Erlebnisse der Tage enthalten. Obwohl ich die Geschichte der Forscherin wirklich spannend fand und ich es mochte zu erfahren, wie sich eine Wissenschaftlerin in dieser Zeit gegen die Männer behaupten musste, war ich nicht restlos begeistert. Mir haben die erzählerischen Elemente und das Miterleben von Szenen gefehlt. Dadurch fühlte sich die Geschichte nicht so lebendig an. Für mich konnte ich somit nicht gut in die Geschichte einfinden und mich nicht richtig mit Rosalind identifizieren. So war es zwar wissenschaftlich interessant, aber nicht wirklich spannend.
In Summe konnte mich dieser historische Roman daher leider nicht überzeugen, auch wenn ich viel über die Struktur der DNA und die Forschungsmethoden erfahren durfte.

Bewertung vom 09.05.2024
Struck, Yvonne

Blind Date mit Möwe


sehr gut

Liebe, obwohl man sich nicht gesehen hat

Wie könnte es wohl sein, wenn man nur die inneren Werte einer Person kennenlernen könnte? Funktioniert das überhaupt, Gefühle für jemanden zu entwickeln, den man noch nie sehen konnte – noch nicht mal auf einem Foto?
Wenn man Blind Date mit Möwe vertrauen möchte, dann funktioniert das sogar hervorragend, bietet jedoch auch Potenzial für gewisse Konflikte. Schließlich können die liebenswerten inneren Werte ja zu einer Person gehören, die gerade deinen geliebten Arbeitsplatz abreißen will. Hört sich ziemlich skurril an, aber Lisa ergeht es in dieser Liebesgeschichte so. Sie hat die Nase voll von den klassischen oberflächlichen Dates und versucht es mit The Voice of Love, wo man seinen Datepartner nur bei 5 Telefondates via Stimme kennenlernen kann. Datepartner Jonas ist dabei kein geringerer als derjenige Architekt, der Lisas Naturschutzstation zugunsten eines Influencer-Hauses abreißen soll. Und trotz der Sympathie gibt es daher erst einmal nur Probleme, als die beiden sich im echten Leben treffen.
Eine Liebesgeschichte, die am Meer spielt und auch noch so eine originelle Geschichte hat, hat bei mir direkt Pluspunkte gesammelt. Auch die Protagonisten vor allem Lisa mochte ich sehr. Denn Lisa ist keine perfekt, wunderschöne, immer starke Frau, sondern zweifelt auch mal an sich. Sie spricht sich aber selbst Mut zu, beweist Stärke und wächst im Verlauf des Buches sogar über sich hinaus. Denn sie trau sich nicht nur, ihrem Exfreund endlich mal die Meinung zu sagen, sondern steht auch bei ihrer WG-Mitbewohnerin und bei Jonas für ihre Interessen ein. Bei Jonas mochte ich besonders seinen Umgang mit seiner pubertierenden Tochter, die mich das ein oder andere Mal zum Schmunzeln gebracht hat.
Der Schreibstil der Autorin hat mir auch sehr gut gefallen und ich konnte schnell in die Geschichte hineinfinden. Im Mittelteil allerdings, als die beiden sich das erste Mal in live sehen, wurde es mir etwas zu ausschweifend und hat leicht die Spannung verloren. Ich konnte mir einfach nicht vorstellen, dass man über so einen langen Zeitraum und so intensiv jemanden vermissen kann, mit dem man nur 5 Mal telefoniert hat. Das ist aber nur ein kleines Manko für mich und könnte etwas gestrafft werden. Alles in allem konnte mich die Geschichte aber mitnehmen und ich hatte ein schönes Leseerlebnis. Vor allem das Happy End hat mir sehr gut gefallen.