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Benutzername: 
ullap64
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47533 Kleve

Bewertungen

Insgesamt 133 Bewertungen
Bewertung vom 03.04.2023
Die Bibliothek der Hoffnung
Thompson, Kate

Die Bibliothek der Hoffnung


ausgezeichnet

Dieser Roman, der auf wahren Begebenheiten basiert, spielt 1944 in einer stillgelegten U-Bahn-Station in London. Dort haben tausende durch den Krieg obdachlos gewordene Menschen eine vorübergehende Heimat gefunden, in der sie schlafen und leben. Zentraler Anlaufpunkt in der Station ist eine Bibliothek, in der die beiden jungen Frauen Clara und Ruby nicht nur arbeiten, sondern den Menschen Ablenkung von ihrem Alltag in schwierigsten Zeiten geben.
Die Autorin versteht es, durch einen einfühlsamen und realistischen Schreibstil sowohl die Sorgen und Nöte der Menschen dem Leser nahezubringen, als auch darzulegen, welche positive Kraft die Bücher den Menschen in Kriegszeiten vermitteln können.
Gerade die Charaktere der beiden Bücherei-Mitarbeiterinnen Clara und Ruby sind für mich sehr authentisch dargestellt, obwohl die Freundinnen recht unterschiedlich sind. Beiden liegen jedoch insbesondere die Kinder am Herzen und durch ihre liebevolle Art schaffen sie es, auch Nichtleser für ihre Sache zu begeistern.
Die Darstellung ihrer eigenen privaten Probleme lässt mich als Leser bald wieder auf den Boden der Tatsachen zurückkommen, schließlich ist der Krieg noch nicht beendet...
Ein sehr warmherziges, realitätsnahes Buch mit einer gelungenen Botschaft.

Bewertung vom 30.03.2023
Mit den Augen des Opfers / Max Bischoff - Mörderfinder Bd.3
Strobel, Arno

Mit den Augen des Opfers / Max Bischoff - Mörderfinder Bd.3


sehr gut

Im dritten Band der "Mörderfinder"-Reihe begleiten wir den ehemaligen Polizisten und jetzigen Privatermittler Max Bischoff an die Mosel. Dort hat eine gerade an Krebs verstorbene Frau in ihrem Tagebuch Andeutungen hinterlassen, dass sie und einige ihrer Freunde vor über 20 Jahren eine grosse Schuld auf sich geladen haben. Max soll dem nun auf privates Geheiß seiner ehemaligen Vorgesetzten nachgehen, die mit der Verstorbenen befreundet war.

Als grosser Strobel- und Bischoff-Fan habe ich auch dieses Buch wieder gerne und flott gelesen. Routiniert hat Arno Strobel eine Story geschrieben, in der es um Freundschaften, Schuld und Sühne und auch Geheinmisse einer verschworenen Gemeinschaft geht. Auch die alte Hassliebe zwischen Max und seiner ehemaligen Chefin wurde wieder thematisiert, seinem alten Freund aus Polizeitagen begegnen wir ebenfalls. Diese privaten Nebenschauplätze machen für mich so eine Reihe ganz besonders interessant. Die eigentliche Geschichte ist spannend erzählt und endet am Schluss in einem fulminanten Finale, bei dem der Autor für mich aber diesmal etwas zu sehr aufgedreht und überzogen hat, daher auch ein Stern Abzug.

Auf eine Fortsetzung sowie die Entwicklung in Max' Privatleben freue ich mich.

Bewertung vom 17.03.2023
Als Großmutter im Regen tanzte
Teige, Trude

Als Großmutter im Regen tanzte


ausgezeichnet

Als die junge Norwegerin Juni auf einer kleinen norwegischen Insel im Haus ihrer verstorbenen Großmutter deren Foto mit einem deutschen Soldaten findet, beschließt sie, sich auf die Suche nach der Vergangenheit zu machen, die in den Osten Deutschlands und nach Berlin führen wird.
Dieser sehr eingängig geschriebene Roman erzählt uns die Geschichte von Junis Familie, die nach ihrer Suche wohl neu geschrieben werden muss. Verschiedene Handlungsstränge, die auf mehreren Zeitebenen verlaufen, schildern eindrucksvoll ein mir bisher unbekanntes Thema, nämlich die Schwierigkeiten norwegischer Frauen, die sich im Krieg in einen deutschen Soldaten verliebt haben. Sehr einfühlsam, aber dennoch ungeschönt, schildert uns Trude Teige diese für mich sehr mitreißende Geschichte über die Kraft der Liebe und über Geheimnisse innerhalb einer Familie, die sich über Generationen hinwegziehen.
Mich hat dieser Roman sehr berührt und nachdenklich gemacht, der wunderbar gewählte Titel erklärt sich im Laufe des Buches.

Bewertung vom 14.03.2023
Weite Sicht
Pilz, Thorsten

Weite Sicht


ausgezeichnet

Der Roman erzählt uns die Geschichte von vier Frauen in der zweiten Lebenshälfte, die miteinander verwandt bzw. befreundet sind. Im Mittelpunkt steht Charlotte, die nach dem Tod ihres Mannes erfahren muss, dass die Vergangenheit noch einige Überraschungen bereit gehalten hat. Mit der Zeit stellt sich heraus, dass auch bei ihrer Schwester und ihren beiden Freundinnen so einiges unter der Oberfläche versteckt geblieben ist.

Dieses wunderbare Buch hat mich durch den eingängigen und flotten Schreibstil von Beginn an gefesselt. Es zeigt uns, dass es auch in der zweiten Lebenshälfte nicht zu spät ist, seine Vergangenheit aufzuarbeiten und vielleicht noch einmal neu durchzustarten. Eine für mich sehr warmherzige Geschichte von Freundschaft, Verzeihen und dem Finden neuer Chancen. Humorvolle Szenen wechseln sich ab mit traurigen Sequenzen, immer umgeben vom respektvollen Umgang miteinander. Die Charaktere der Frauen, so unterschiedlich sie auch sind, hat die Autorin feinfühlig ausgearbeitet, so dass ich mich in alle Figuren gut hineinversetzen konnte. Gerade die für ihre Zeit sehr fortschrittliche und lebensfrohe Bente gibt dem Roman noch einmal das zusätzliche gewisse Etwas.
Eine klare Leseempfehlung für Frauen jeglichen Alters, die eine schnulzenfreie einfühlsame Geschichte lesen und vielleicht die ein oder andere Botschaft für sich mitnehmen möchten.

Bewertung vom 07.03.2023
The Man I Never Met - Kann man lieben, ohne sich zu kennen?
Cook, Elle

The Man I Never Met - Kann man lieben, ohne sich zu kennen?


ausgezeichnet

Durch einen Zahlendreher bei der Rufnummer lernen sich der in den USA lebende Davey und die Engländerin Hannah kennen. In mehreren folgenden Telefonaten wird man sich mehr als sympathisch. Da Davey aufgrund einer neuen Arbeitsstelle nach London umzieht, steht einem baldigen persönlichen Treffen wohl nichts im Weg.

Die Geschichte könnte sich zur einer tollen romantischen Story entwickeln, wenn nicht manchmal das Leben dazwischen kommen würde...

In diesem wunderbaren Roman habe ich mit den Protagonisten gefühlt, gelitten und gehofft. Anders als vorab erwartet, enthält die Geschichte auch einiges an Tiefgrund, was ich als sehr positiv empfunden habe. Die Erzählperspektive jeweils aus der Sicht eines der beiden Hauptdarsteller lässt einen gut in die Gefühlswelt eintauchen, auch wenn man die Reaktionen nicht immer nachvollziehen kann und gerne dem ein oder anderen mal einen Schubs gegeben hätte. Ich fühlte mich insbesondere Hannah so nah, eine tolle junge Frau, die man gerne in seinem Freundeskreis hätte. Selten hat mich ein Buch dieses Genres von Anfang bis Ende so berührt und gefühlsmäßig mitgenommen.

Für mich ein absolutes Highlight und absolute Empfehlung an alle Romantik-Fans!

Bewertung vom 07.03.2023
Wovon wir leben
Birnbacher, Birgit

Wovon wir leben


sehr gut

Nachdem Julia aufgrund eines Fehlers ihren Job als Krankenschwester verloren hat und auch ihre Wohnung aufgeben muss, kehrt sie in ihr Heimatdorf zurück, um vorübergehend bei ihrem Vater einzuziehen, der ihr schnell die Rolle und die Aufgaben zuschiebt, die bisher von der mittlerweile ausgezogenen Mutter übernommen wurden.
Eigentlich passiert in diesem Roman nicht so sehr viel, er sagt jedoch unterschwellig so einiges aus über eingefahrene Strukturen, das Leben in einer Familie, die vielleicht längst keine mehr ist und über ein Dorf, das so fast gar nicht mehr existiert. Die vorherrschende düstere Stimmung, die Gleichgültigkeit der Bewohner, aber auch die Zerrissenheit der Protagonistin sind von der Autorin sprachlich gut ausgearbeitet. Zwar habe ich mich während des Lesens etwas schwer getan, da insgesamt keinerlei Leichtigkeit aufkommen wollte und ich mich selbst bereits in diesem aussterbenden Dorf gefühlt habe, dies ist jedoch auch eine Leistung, für die ich die Autorin ausdrücklich loben will. Leichtigkeit ist wesentlich einfacher zu beschreiben als Düsternis.
Aufgrund der nur knapp 200 Seiten, die dieser Roman umfasst, ein Buch, auf das man sich mal einlassen sollte. Danach darf es für mich aber auch gerne erst mal wieder etwas Munteres sein.

Bewertung vom 24.02.2023
Der Ruf des Eisvogels
Prettin, Anne

Der Ruf des Eisvogels


ausgezeichnet

In diesem Roman erfahren wir die Familiengeschichte von Olga, ihrer Tochter und ihrer Enkelin. Olga ist Ärztin, ihre Mutter ist bei ihrer Geburt gestorben. Die Geschichte spielt auf drei Zeitebenen, wir erfahren rückblickend Einiges über das Leben Olgas, deren Tochter und Enkelin sie in der Gegenwart in ihre Heimat in den Osten Deutsschlands zurückbringen. Nach und nach kommen bisher nicht bekannte Geschehnisse aus der Vergangenheit ans Licht.
Der Roman hat mich sehr berührt, schnell werden einem die Charaktere nahegebracht, die Frauen stehen dabei sehr im Vordergrund. Ein leichter eingehender Schreibstil lassen mich leicht durch die Seiten fliegen und einen engen Bezug zu den Protagonisten aufbauen, welche sich über alle Generationen ziehen. Das Ende lässt mich nachdenklich aber auch zufrieden zurück. Eine Leseempfehlung für alle Liebhaber historischer Romane, verbunden mit einer eingehenden Familiengeschichte.
Das Motiv des namensgebenden Eisvogels begleitet einen durch die Geschichte, mag sich jeder seine eigenen Gefanken dazu machen.

Bewertung vom 14.02.2023
Licht und Schatten / Blankenese - Zwei Familien Bd.1
Grünig, Michaela

Licht und Schatten / Blankenese - Zwei Familien Bd.1


ausgezeichnet

Der Roman führt uns nach Hamburg-Blankenese in die Zeit kurz nach dem ersten Weltkrieg. Dort begegnen sich John Casparius - Reeder-Sohn aus gutsituiertem Haus - und die arme Leni Hansen, deren verwitwete Mutter mit einer Kneipe sich und die Kinder mehr schlecht als recht durchschleppt. Gegen alle Vernunft heiraten John und Leni und müssen sich schon sofort nicht nur mit den Anfeindungen der Reederfamilie sondern auch, vermeintlich standesbedingt, mit Problemen unter sich auseinandersetzen. Wirtschaftlich schwierige Zeiten sowie aufkommende politische Unruhen bis hin zum beginnenden Nazi-Regime stellen die beiden und ihre Familien vor harte Prüfungen.

Dies ist mein erster Roman von Manuela Grünig. Das Cover mit der herrschaftlichen Villa und den beiden Personen hat sofort meine Aufmerksamkeit erregt. Direkt zu Beginn fühlte ich mich eingebunden in die Geschichte, ein zügiger Schreibstil, der auch die verschiedenen Charaktere für mich bunt und differenziert zeichnet, lassen mich durch die Zeilen fliegen. Ein mir nur aus heutigen Zeiten bekanntes Hamburg vor mehr als hundert Jahren beflügelt durch die Beschreibungen gerade auch des Treppenviertels meine Phantasie und hält mir die Szenerie genau vor Augen. Sympathieträger wechseln sich ab mit Unsympathen, wobei hier auch im Laufe der Geschichte die Seiten schon mal wechseln. Insgesamt wurde mir hier der krasse Gegensatz zwischen Arm und Reich bildhaft aufgezeigt, aber auch die Chancen, die das Leben für einen bereithalten kann. Wahre Freundschaft kennt keine Standesunterschiede, aber auch das Band der Familie ist im Leben oft sehr stark und wichtig.

Das Buch endet kurz vor Beginn des ersten Weltkriegs und lässt mich gespannt auf den Folgeband, in dem ich hoffentlich die weiteren Entwicklungen, insbesondere auch der Nachfolgegenerationen verfolgen kann.

Eine klare Leseempfehlung für Liebhaber historischer Romane in einem bekannten Umfeld, geschickt gemischt zwischen geschichtlichen Tatsachen und fiktiver Familiengeschichte.

Bewertung vom 30.01.2023
Café Leben
Leevers, Jo

Café Leben


ausgezeichnet

Henrietta, eine junge zurückgezogen lebende Frau, findet einen neuen Job in einer Krebsambulanz, wo sie im Café die Lebensgeschichten todkranker Patienten aufzeichnen und zu einem Buch verarbeiten soll. Hierbei trifft sie auf die ältere Annie, die ihre Geschichte erzählt. Schnell wird klar, dass beide Frauen Altlasten aus ihrer Vergangenheit mit sich tragen.
Dieser tiefgründige mit dem nicht einfachen Thema Sterben befasste Roman hat mich sehr berührt. Sind die beiden Protagonistinnen nicht nur im Umgang miteinander sondern auch dem Leser gegenüber zunächst eher distanziert und unnahbar, so habe ich im Verlauf der Geschichte doch große Sympathien für beide entwickeln können, je weiter die Hintergründe der jeweils nicht einfachen Leben beider ans Tageslicht kamen. Der für mich eher nüchterne Schreibstil passte dabei gut in die Thematik.
Die Themen Vergangenheitsbewältigung, soziale Abgrenzung aber auch Freundschaft spielen hier eine große Rolle, gerne sollte man sich auf dieses ungewöhnliche Buch einlassen. Mich hat es sehr nachdenklich gemacht, ich habe es sehr gerne gelesen.

Bewertung vom 23.01.2023
Saubere Zeiten
Wunn, Andreas

Saubere Zeiten


ausgezeichnet

Der Roman erzählt uns die Geschichte dreier Generationen der Familie Auber, deren Großvater vor dem Krieg einst als Drogist begann und daraus ein Waschmittelimperium entwickelt hat.
Als der Vater im Sterben liegt, reist daher Sohn Jakob in die Heimatstadt zurück und findet in seinem Elternhaus - von seinem Vater sorgsam versteckt - Tonbandaufzeichnungen und Tagebücher, die die ganze Familiengeschichte in einem anderen Licht zeigen.
Wer hier aufgrund Titel oder Cover eine leichte Familiengeschichte erwartet, sieht sich nach dem Lesen - wie ich - positiv überrascht. Eine tiefgründige Geschichte zwischen Vater-Sohn-Generationen, die es nicht gelernt haben, miteinander zu reden, Menschen, die Schuld auf sich geladen haben, ohne sich dessen bewusst zu sein, immer authentisch vor historischem Hintergrund dargestellt.
Ein sehr sachlicher und flüssiger Schreibstil haben mich dieses Buch fast in einem Rutsch lesen lassen. Die Handlung wird zwar hauptsächlich aus der Sicht Jakobs erzählt, spielt jedoch auf verschiedenen Zeitebenen und betrachtet jeweils die unterschiedlichen Charaktere. Die Übergänge in der Erzählweise sind dabei fließend, waren für mich aber jederzeit gut nachvollziehbar. Ein mir bisher unbekanntes, aber wirkungsvolles Stilmittel und für diese Geschichte auch sehr passend.
Das Ende lässt einen nachdenklich zurück, jeder Leser sollte aus dieser wunderbaren und tiefgehenden Geschichte die ein oder andere Botschaft für sich mitnehmen können, man wird erfahren, dass der Titel "Saubere Zeiten" sich hier mehrdeutig erklären wird.